Ja, sehr schade, dass der Main Event ausgefallen ist, aber gut, was will man machen. Sowas gehört eben zum Sport dazu. Dennoch wusste das Event zu gefallen. Auch hier hat man wieder deutlich gesehen, was Bellator aktuell will. Man versucht, eigene Stars zu kreieren. Page und Ward konnten hier klare Siege über Aufbaugegner einfahren. Das geht schon klar, nur muss man dann auch irgendwann mal das Niveau steigern. Insgesamt war das Event aber wirklich gut und unterhaltsam.
Michael Venom Page vs. Charlie Ontiveros:
Page ist natürlich der Favorit, aber beiden haben quasi gleich viel Erfahrung. Im Gegensatz zu Page's vorherigen Gegnern, hat einen Style, der seinem in einigen Bereichen ziemlich ähnlich ist.
Page nutzt immer wieder blitzschnelle Angriffe, nach denen er sich sofort wieder zurückzieht. Ontiveros kann nach ein paar Treffern in eine Clinch-Position gelangen, aber Page nutzt das ganze zum Takedown.
Jetzt sehen wir auch, dass MVP mehr kann als nur spektakuläre Punches und Kicks. Er kann sich eine gute Position erarbeiten und via TKO durch Ellbows gewinnen. Solide Auftritt, nicht so besonders wie
einige seiner anderen Kämpfe, aber er beweist ein weiteres mal dass er was kann und zeigt und das er nicht nur mit wilden Kicks und Punches im Stand gewinnen kann.
Es war schon sehr einfach für Page. Ontiveros konnte im Stand recht gut mithalten, aber Page nahm ihn dann runter und zerstörte ihn am Boden. Das war ein guter Auftritt von Page, aber so wirklich weiterentwickelt hat er sich nicht. Sein Stand Up ist geil, sein Ground Work solide, aber ob das für den Titel reicht, weiß ich nicht. Das Welterweight ist eine Wrestler Division. Page muss sich also bald guten Wrestlern stellen. Die werden sicher nicht mit ihm striken, also muss er seinen Stil dahingehend entwickeln, dass er gar nicht auf den Boden kommt bzw. schnell wieder auf die Beine zurückkommt. Robbie Lawler sollte sein Vorbild sein. Schafft er das, kann er wirklich ein Star werden. Die Sonnenbrille gibt ihm das gewisse Etwas, er kann gut reden und besitzt einen vermarktbaren Kampfstil. Da steckt viel Potenzial drin, aber die Leistung muss eben auch stimmen. Die stimmte hier, aber das Niveau war eben auch nicht sonderlich hoch. Mal abwarten.
Isao Kobayashi vs. Goiti Yamauchi:
Weiter geht es mit dem Featherweight Kampf der beiden Japaner. Yamauchi will den Kampf sofort auf den Boden bringen und das gelingt ihm auch ziemlich schnell. Kobayashi landet einige Treffer durch Punches, während Yamauchi eine Submission nach der nächsten versucht. Doch Isao kann sich gegen die Submission noch gut wehren und entkommen. Runde 1 geht mit 10-9 an Goiti Yamauchi. Auch in Runde 2 findet sich der Kampf schnel am Boden wieder, Kobayashi kann wieder ein paar Treffer landen, doch Yamauchi nutzt jeder Chance für einen Submission-Griff. Doch dann setzt Yamauchi auch mal auf Punches und Ellbows und trifft auch gut (Cut bei Kobayashi). Yamauchi gewinnt auch Runde 2 bei mir. In Runde 3 startet Yamauchi mit einem Knockdown, danach arbeitet er wieder an Submissions. In Runde 3 gewinnt Yamauchi dann durch Submission. Der Auftritt war von vorne bis hinten überzeugend. Ich glaube neben Light Heavyweight und Lightweight ist Featherweight eine der am besten besetzten Divisions von Bellator.
Das müsste eigentlich ein Kampf für [MENTION=3184]The Prophet[/MENTION] gewesen sein. Es ging am Boden richtig zur Sache, viele Transitions und Scrambles. Das war klasse. Yamauchi war sehr aggressiv. Er versuchte stets, eine Submission anzusetzen. Allerdings bot er Kobayashi damit auch Chancen, um zu kontern. Er ging hohes Risiko und das sollte man loben. Die erste Runde hatte ich auch 10-9 für Yamauchi. Kobayashi versuchte am Boden eher mit Schlägen zu arbeiten, allerdings ließ er damit Spielraum für Yamauchi, welchen dieser wieder gut ausnutzen konnte. Es ging da wirklich hin und her. Da Yamauchi auch hier wieder mehr Aktionen hatte, würde ich ihm auch die zweite Runde mit 10-9 geben. Kobayashi musste nun etwas machen, jedoch kassierte er den Knockdown und Yamauchi war wieder "on Top". Man merkte, dass Kobayashi den Kampf aufgab. Er wollte nochmal alles versuchen, rannte in den Niederschlag und damit war seine mentale Kraft gebrochen. Yamauchi erarbeitete sich den Rear Naked Choke und brachte Kobayashi zur Aufgabe. Toller Kampf! Yamauchi konnte hier richtig überzeugen und sollte damit wieder ein Thema in der stark besetzten Featherweight Division sein. Ich bin sehr gespannt wie es für ihn weitergehen wird, aber das war wirklich klasse.
Brennan Ward vs. Dennis Olson:
Olson startet sofort mit einem Takedown-Versuch. Der ist zunächst erfolgreich, doch Ward kann kontern und selbst die Top-Position erringen. Ward kann einige Zeit mit Ground and Pound arbeiten. Dann landet
Brennan Ward einen harten Treffer mit der rechten Hand. Danach landet er viele Treffer und gewinnt via TKO. Wieder ein schöner Auftritt von Brennan Ward. Natürlich ist Olson nicht der beste, aber man sollte
diese ganzen Kerle die Bellator gegen ihre Favoriten stellt nicht so einfach unterschätzen, das sind auch professionelle Mixed Martial Artists.
Olson wollte den Bellator Game Plan kaputt machen und dafür sorgen, dass Ward hier nicht überzeugen kann. Auch eine geile Strategie...den Kampf möglichst langweilig gestalten!
Ward war ihm aber einfach überlegen und konnte demnach selbst den Kampf bestimmen. Er stoppte die Grapplingversuche von Olson und prügelte ihn dann in Grund und Boden. Das war sehr überzeugend von Ward. Ich bin zwar nach wie vor kein Fan seines Hype Trains, aber man baut ihn wirklich gut auf bzw. er baut sich gut auf. Seine Siege sind meistens sehr überzeugend und spektakulär. Ähnlich wie bei Page bin ich auch hier gespannt, ob es wirklich für die Titelregion reichen wird. Der Aufbau stimmt zumindest.
Brandon Halsey vs. Rafael Carvalho:
Dann ist es Zeit für den Main Event. Halsey will einen schnellen Sieg, das sieht und merkt man. Sofort kommt der Takedown und nach einer Minute kann er einen Arm Triangle Choke ansetzen. Doch Carvalho
wird nicht panisch und kann dann auch wirklich entkommen. Auch den Rest der Runde ist er überlegen. Runde 1 geht mit 10-9 an Halsey, er war hier sichtbar überlegen. Auch Runde 2 startet sofort mit einem
Takedown-Versuch von Halsey, doch Rafael Carvalho zeigt hier wirklich gute Takedown-Abwehr. Dann lässt Carvalho den Takedown-Versuch sein, geht zurück, ist kurz unachtsam und wird von einem harten
Kick getroffen (Carvalhos Background ist Kickboxing). Rafael Carvalho gewinnt durch TKO. Vielleicht eine etwas zu schnelle Stoppage, schließlich hat Halsey die Punches danach schon abgewehrt. Aber toller
Kick von Rafael Carvalho und damit ist er jetzt auch der verdiente World Champion.
So bitter kann MMA sein. Halsey bestimmt 6:40 des Kampfes und verliert in zwei Sekunden alles! Carvalho ist ein gefährlicher Kickboxer, demnach war der Game Plan von Halsey absolut richtig. Er dominierte Carvalho den gesamten Kampf über am Käfig und am Boden. Carvalho wirkte teilweise echt chancenlos. Andererseits konnte Halsey aber auch nichts signifikantes landen. Es war lediglich dominantes Grappling. Dann bringt Carvalho einen perfekten Kick durch und der Kampf ist vorbei. Da war ich echt für kurze Zeit geschockt. Damit hätte ich nicht gerechnet, aber dank Carvalho ist jetzt Feuer in der Division. Den können mehrere Fighter besiegen, sodass da vieles möglich ist. Darauf bin ich sehr gespannt. Halsey sollte eigentlich der neue Star der Middleweight Division werden. Mal sehen, ob er jetzt wirklich hoch ins Light Heavyweight geht. Das wäre mit Sicherheit sehr interessant, aber dem Middleweight fehlt es aktuell an Starpower. Ein Rematch könnte man mit dem Kampfverlauf bestimmt gut vermarkten. Mal abwarten, auf jeden Fall ein spannender Kampf mit einem überraschenden Finish.