W-I.de Corona-Sommer-Podcast 2020

Insofern man nicht behaupten will, dass Depressionen Einbildung sind, sehe ich gar keinen Ansatz hier auch nur eine Diskussion anzufangen. Stellt euch vor ihr hättet eine Tochter, was würdet ihr der sagen und wie würdet ihr euch verhalten, wenn diese mit Aufforderungen zum Selbstmord bombardiert wird. Oder schlimmer noch, wenn sie sich umbringt, weil sie Depressionen hatte, von der nur wenige wussten. Gibt es da auch noch zwei Meinungen? Es ist nämlich völlig egal, ob das aufgrund einer TV-Show passiert, es gibt nämlich genug Fälle da passiert genau das mit Teenagern in Schulen durch Cyber-Bullying.
 
Es ist nämlich völlig egal, ob das aufgrund einer TV-Show passiert, es gibt nämlich genug Fälle da passiert genau das mit Teenagern in Schulen durch Cyber-Bullying.
Von völlig egal würde ich nicht sprechen, da im Falle von Hana Kimura der Sender sie ja zu dieser Szene, die den Shitstorm bzw. das Cyberbullying auslöste bzw. neu befeuerte (mit rassistischen Idioten musste sie sich ja davor schon rumschlagen), gedrängt haben soll. Ist also nicht nur Cyber-Bullying, sondern es kommt halt auch der Aspekt hinzu, dass der Auslöser des Ganzen extra so gemacht wurde und sich Hana dabei schon nicht wohl fühlte.
Aber klar, Cyber-Bullying geht überhaupt nicht, egal ob nun aufgrund einer TV-Show oder in der Schule.
 
Na ich weiß nicht... Jeder hat andere Grenzen und ich finde nicht das es jetzt darum geht wer moralisch besser da steht. Natürlich fällt erst der Fokus auf solche Dinge wenn etwas schlimmes passiert. Das war schon immer so, aber das ist doch eigentlich nichts schlechtes. So etwas braucht Aufmerksamkeit.

Übrigens, sich als jahrelanger Wrestling (wwe) fan soo sehr über trash tv Gucker zu "erheben" find ich ziemlich amüsant.
Keine Ahnung, wen Du mit WWE-Fan meinst...
 
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Stellt euch vor ihr hättet eine Tochter, was würdet ihr der sagen und wie würdet ihr euch verhalten, wenn diese mit Aufforderungen zum Selbstmord bombardiert wird.
Ich würde sagen: "Lasse reden. Menschen sind nun mal so ätzend wie sie manchmal eben sind. Solche Blindgänger gibt es überall"
Oder schlimmer noch, wenn sie sich umbringt, weil sie Depressionen hatte, von der nur wenige wussten.
Ich wäre am Boden zerstört. Aber bevor es so weit gekommen wäre, hätte ich meiner Tochter wohl gesagt: "Überleg Dir bitte genau, was Du jetzt tust und ob Du Dich dieser Art von Öffentlichkeit vor dem Hintergrund Deiner Krankheit aussetzen willst. Da werden dusselige, verletztende und menschenfeindliche Aussagen und Shitstorms jeglicher Art kommen. Das wird sich nicht verhindern lassen, weil Menschen eben so sind. Also bitte überleg Dir das!!!"
Wenn Sie es dann doch tut, dann wäre das tragisch. Aber dann zu sagen "Wie konnte so was schlimmes nur passieren" halte ich für naiv... Es ist schlicht vorhersehbar.
 
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Ich würde sagen: "Lasse reden. Menschen sind nun mal so ätzend wie sie manchmal eben sind. Solche Blindgänger gibt es überall"

Ich wäre am Boden zerstört. Aber bevor es so weit gekommen wäre, hätte ich meiner Tochter wohl gesagt: "Überleg Dir bitte genau, was Du jetzt tust und ob Du Dich dieser Art von Öffentlichkeit vor dem Hintergrund Deiner Krankheit aussetzen willst. Da werden dusselige, verletztende und menschenfeindliche Aussagen und Shitstorms jeglicher Art kommen. Das wird sich nicht verhindern lassen, weil Menschen eben so sind. Also bitte überleg Dir das!!!"
Wenn Sie es dann doch tut, dann wäre das tragisch. Aber dann zu sagen "Wie konnte so was schlimmes nur passieren" halte ich für naiv... Es ist schlicht vorhersehbar.
Also mit der Aussage schockst du mich gerade wirklich. Emotionale Intelligenz ist wohl nicht vorhanden. Wow.
 
Was würdest Du denn sagen oder machen. Das interessiert mich.

Vor allem würde ich sie unterstützen und die Verantwortung denen zuschreiben, die dafür verantwortlich sind. Das kann im Kleinen wie im Grossen sein. Sich gegen solche Dinge positionieren, sei es im privaten Umfeld, in den Sozialen Medien etc., oder sich sogar dafür einsetzen, dass Dinge wie "Cyber Bullying" endlich klar als Straftatbestand benannt werden. Letzteres ist natürlich auch schwierig, da nicht zuletzt die DSGVO ein Täterschutzgesetz ist (in so ziemlich jeder Hinsicht) und das Internet zu einem wesentlich rechtsfreieren Raum gemacht hat.

Im Jahr 2020 sollten wir ja generell ja auch an dem Punkt sein, wo Argumentationen in die Richtung gehen, dass man nicht den Opfern solcher Dinge in irgendeiner Form die Verantwortung zuschustert. Ist das Äquivalent bei Vergewaltigungen nicht, zu sagen "kein Wunder, so wie du rumläufst?" Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass man sofort auf dem falschen Dampfer ist, wenn man in einem solchen Fall darüber spricht, was Hanna hätte tun oder lassen sollen.
 
Im Jahr 2020 sollten wir ja generell ja auch an dem Punkt sein, wo Argumentationen in die Richtung gehen, dass man nicht den Opfern solcher Dinge in irgendeiner Form die Verantwortung zuschustert. Ist das Äquivalent bei Vergewaltigungen nicht, zu sagen "kein Wunder, so wie du rumläufst?" Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass man sofort auf dem falschen Dampfer ist, wenn man in einem solchen Fall darüber spricht, was Hanna hätte tun oder lassen sollen.
Ja so sollte es sein, ist aber utopisch. Hätte meine Tochter Depressionen und hätte stark unter Hassattacken von außen zu leiden, würde ich sie dann unterstützen ins Reality TV zu gehen? Nein. Die Reaktionen der Fans, vor allem in sozialen Netzwerken lassen sich ja nicht steuern. Du musst ein gewisses dickes Fell haben, um Dinge auszuhalten. Das liegt ja gar nicht in meiner Hand als Mutter oder als Protagonistin. Natürlich ist es schrecklich und sollte strafbar sein, aber das ist es eben nicht und jeder Idiot darf seinen geistigen Dünnschiss ungefiltert ins Netz hauen. Das sehen wir hier im Board, auf Facebook und Twitter und wie sie alle heißen.
Der andere Punkt, den du ansprichst ist auch vollkommen korrekt. Aber ganz ehrlich, es gibt viel zu viele Idioten mit kriminellem Potenzial um meinem Kind zu sagen "zieh den kurzen Rock an und renn nachts in der Stadt rum, darf dir ja keiner was tun"
So läuft das Leben nicht. Bestimmte Situationen muss man vermeiden. Geh nie mit dir unbekannten Typen in ein Hotelzimmer, wenn du nicht willst dass dir etwas schlimmes passiert. Betrink dich nicht bis du nicht mehr weisst was los ist, wenn du nicht willst dass dir was passiert. Geh nicht ins Trash TV, wenn du nicht willst dass es dir emotional schlecht geht, denn ja das könnte passieren.
Ich wirke wahrscheinlich auch empathielos, aber ich bin der Meinung dass man sein Kind nicht vor allem schützen kann, aber es bestimmte Situationen gibt, vor denen es sich selbst bewahren sollte.
Es gibt einfach viel zu viele böse, dumme und ekelhafte Menschen da draußen.
 
Ja so sollte es sein, ist aber utopisch. Hätte meine Tochter Depressionen und hätte stark unter Hassattacken von außen zu leiden, würde ich sie dann unterstützen ins Reality TV zu gehen? Nein. Die Reaktionen der Fans, vor allem in sozialen Netzwerken lassen sich ja nicht steuern. Du musst ein gewisses dickes Fell haben, um Dinge auszuhalten. Das liegt ja gar nicht in meiner Hand als Mutter oder als Protagonistin. Natürlich ist es schrecklich und sollte strafbar sein, aber das ist es eben nicht und jeder Idiot darf seinen geistigen Dünnschiss ungefiltert ins Netz hauen. Das sehen wir hier im Board, auf Facebook und Twitter und wie sie alle heißen.
Der andere Punkt, den du ansprichst ist auch vollkommen korrekt. Aber ganz ehrlich, es gibt viel zu viele Idioten mit kriminellem Potenzial um meinem Kind zu sagen "zieh den kurzen Rock an und renn nachts in der Stadt rum, darf dir ja keiner was tun"
So läuft das Leben nicht. Bestimmte Situationen muss man vermeiden. Geh nie mit dir unbekannten Typen in ein Hotelzimmer, wenn du nicht willst dass dir etwas schlimmes passiert. Betrink dich nicht bis du nicht mehr weisst was los ist, wenn du nicht willst dass dir was passiert. Geh nicht ins Trash TV, wenn du nicht willst dass es dir emotional schlecht geht, denn ja das könnte passieren.
Ich wirke wahrscheinlich auch empathielos, aber ich bin der Meinung dass man sein Kind nicht vor allem schützen kann, aber es bestimmte Situationen gibt, vor denen es sich selbst bewahren sollte.
Es gibt einfach viel zu viele böse, dumme und ekelhafte Menschen da draußen.

Das ist mit schon klar, aber das was du ansprichst ist ja nur eine logische Herangehensweise, weil es aktuell kaum einen anderen Lösungsansatz gibt. Und genau das gilt es ja so gut es geht anzusetzen, weil sich sonst niemals was ändern wird. Zumal ich auch einen Unterschied sehe, zwischen dem was man vorher tut, und dem was man nachher tut. Ich bin mir sicher du würdest dich nicht nachher hinstellen und sagen "ich hab es dir ja gesagt".

Den Ansatz von @Silentpfluecker finde ich absolut daneben, davon weiche ich keinen Millimeter ab. Wenn man nach so einem Vorfall damit anfängt, auch nur anzudeuten, dass hier eine Eigenschuld vorliegt, dann ist das meiner Meinung nach ein Teil des Problems.

Der Ansatz "wer sich in gewisse Gefahren begibt, muss doch wissen, worauf man sich einlässt." ist dumm und jeder sollte das an zwei Fingern abzählen können. Vor dem Hintergrund kann ich auch jedem die Nase brechen, der dumme Scheisse erzählt. Er hätte es ja besser wissen müssen und seine Fresse halten können. Willkommen in einer wunderbaren Welt. :)
 
Das ist mit schon klar, aber das was du ansprichst ist ja nur eine logische Herangehensweise, weil es aktuell kaum einen anderen Lösungsansatz gibt. Und genau das gilt es ja so gut es geht anzusetzen, weil sich sonst niemals was ändern wird. Zumal ich auch einen Unterschied sehe, zwischen dem was man vorher tut, und dem was man nachher tut. Ich bin mir sicher du würdest dich nicht nachher hinstellen und sagen "ich hab es dir ja gesagt".

Den Ansatz von @Silentpfluecker finde ich absolut daneben, davon weiche ich keinen Millimeter ab. Wenn man nach so einem Vorfall damit anfängt, auch nur anzudeuten, dass hier eine Eigenschuld vorliegt, dann ist das meiner Meinung nach ein Teil des Problems.

Der Ansatz "wer sich in gewisse Gefahren begibt, muss doch wissen, worauf man sich einlässt." ist dumm und jeder sollte das an zwei Fingern abzählen können. Vor dem Hintergrund kann ich auch jedem die Nase brechen, der dumme Scheisse erzählt. Er hätte es ja besser wissen müssen und seine Fresse halten können. Willkommen in einer wunderbaren Welt. :)
Denke hier hat niemand "selbst Schuld" gesagt, aber im Grunde muss man mit den Konsequenzen seines Handelns umgehen. Nein, ich denke nicht dass Hana hier selbst Schuld ist und niemand sucht auch nur einen Teilschuld bei ihr, aber wäre es nicht besser gewesen bei ihrer Vorgeschichte (die mir gänzlich unbekannt war) diese ganze Trash/Reality Soße einfach zu lassen?
Das heißt ja im Umkehrschluß nicht, dass es ihre Schuld ist, dass es Menschen gab die sie so dermaßen fertig machen und am Boden sehen wollten.
Weiss nicht wie es in Japan ist, aber wenn ich hier bei Formaten wie PromiBB und Dschungelcamp in den sozialen Medien mitlese, dann ist das schon ganz doll unterste Schublade, was sich Leute rausnehmen über andere Leute zu schreiben, nur weil derjenige es wagt ins TV zu gehen. Du bist aber praktisch zum Abschuss freigegeben, sobald du dich in diese Gefilde begibst. Ist echt scheiße, aber sollte bitte hoffentlich jedem Promi bewusst sein, bevor er zb in den Dschungel fliegt oder ins BBHaus einzieht.
 
oder sich sogar dafür einsetzen, dass Dinge wie "Cyber Bullying" endlich klar als Straftatbestand benannt werden.
Große Worte indizieren meist schwache Argumente... Bis vor knapp fünf Jahren war im Strafrecht eine Diskussion im Gange, die in die Richtung ging, den Straftatbestand der Beleidigung komplett abzuschaffen zugunsten der Meinungsfreiheit. Das kann man vertreten, auch heute sprechen noch viele gute Argumente dafür. Gegenwärtig heißt es aber im Zuge der aktuellen Entwicklungen, dass man für Beleidigung sogar im Gegenteil schwerere Strafen aussprechen sollte. Die Diskussion wandelt sich momentan, gute Argumente gibt es für Vertreter beider Seiten.
Davon abgesehen, dass m.E. die besseren Argumente tatsächlich dafür sprechen, die Beleidigung als Straftatbestand abzuschaffen, spricht für mich aber auch vieles dafür, Cybermobbing unter Strafe zu stellen. Und zwar nicht, weil es der Beleidigung nahe steht, sondern weil es ggf. ganz andere Ausmaße als eine bloße Beleidigung annehmen kann. Wenn der Gesetzgeber hierauf reagiert, dann gibt es dafür gute Gründe. Das tragische Schicksal von Hanna ist sicher einer davon. Das ganze Vorhaben wird übrigens nicht geringe Herausforderungen mit sich bringen, z.B. die Bestimmtheit des Tatbestandes zu normieren und die Abgrenzung zwischen (noch) Meinungsäußerung und (schon) Shitsorm zu finden. Wer hier sagt, dass das alles ja so einfach sei und meint, den Stein der Weisen gefunden hat - Glückwunsch, die Welt mag für solche Personen simpel in schwarz und weiß einzuteilen sein. More Power to them...
Vor allem würde ich sie unterstützen und die Verantwortung denen zuschreiben, die dafür verantwortlich sind. Das kann im Kleinen wie im Grossen sein. Sich gegen solche Dinge positionieren, sei es im privaten Umfeld, in den Sozialen Medien etc., oder sich sogar dafür einsetzen, dass Dinge wie "Cyber Bullying" endlich klar als Straftatbestand benannt werden. Letzteres ist natürlich auch schwierig, da nicht zuletzt die DSGVO ein Täterschutzgesetz ist (in so ziemlich jeder Hinsicht) und das Internet zu einem wesentlich rechtsfreieren Raum gemacht hat.

Im Jahr 2020 sollten wir ja generell ja auch an dem Punkt sein, wo Argumentationen in die Richtung gehen, dass man nicht den Opfern solcher Dinge in irgendeiner Form die Verantwortung zuschustert. Ist das Äquivalent bei Vergewaltigungen nicht, zu sagen "kein Wunder, so wie du rumläufst?" Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass man sofort auf dem falschen Dampfer ist, wenn man in einem solchen Fall darüber spricht, was Hanna hätte tun oder lassen sollen.
More Power to you. Es ist aber leider egal, ob wir uns im Jahr 1500, 1800, 1900, 2000 oder 2100 befinden. Manche Menschen werden immer sein wie sie sind. Und sie werden immer in bestimmten Situationen so reagieren, wie sie es jetzt bei Hanna getan haben. Nicht die Technik oder was auch immer macht die Menschen schlechter, nur die Möglichkeit, wahrzunehmen, wie Menschen sind, verändert sich. Nicht die Menschen. Was Hanna passiert ist, ist tragisch und menschlich erschütternd. Aber nochmal: Wer sich - um Deine Worte zu benutzen - im Jahr 2020 über so etwas wirklich wundert, der mag ein poistiveres Menschenbild haben, als es vielleicht der Wahrheit entspricht. Manche Menschen sind eben leider einfach so, verhindern wird man so etwas nie können, auch durch neue Straftatbestände nicht! Und btw, was in der Presse manchmal veranstaltet wird, was da für Hetzjagden stattfinden, wie Menschen durch die Presse gebrochen werden - so what, oder was? Das läuft vor den Augen der Öffentlichkeit, aber da muss man als "Person der Zeitgeschichte" eben durch??? Na dann...
Ich habe übrigens nicht gesagt, dass Hanna "selber Schuld" hat. Was ich aber sage, dass es in ihrer Situation schlicht nicht ungefährlich war, sich in dieser Form der Öffentlichkeit auszusetzen. Denn wie gesagt: Manche Menschen sind leider so wie sie sind.
Denke hier hat niemand "selbst Schuld" gesagt, aber im Grunde muss man mit den Konsequenzen seines Handelns umgehen. Nein, ich denke nicht dass Hana hier selbst Schuld ist und niemand sucht auch nur einen Teilschuld bei ihr, aber wäre es nicht besser gewesen bei ihrer Vorgeschichte (die mir gänzlich unbekannt war) diese ganze Trash/Reality Soße einfach zu lassen?
Das würde ich genau so unterschreiben bzw. habe genau das gesagt oder sagen wollen.
 
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Weiss nicht wie es in Japan ist, aber wenn ich hier bei Formaten wie PromiBB und Dschungelcamp in den sozialen Medien mitlese, dann ist das schon ganz doll unterste Schublade, was sich Leute rausnehmen über andere Leute zu schreiben, nur weil derjenige es wagt ins TV zu gehen. Du bist aber praktisch zum Abschuss freigegeben, sobald du dich in diese Gefilde begibst.
Naja. Genau so ist es aber nun mal in Japan nicht gewesen, wie @Sayumi ja auch gestern dargelegt hat (Beitrag #23). Terrace House war eigtl. relativ "langweilig" bzw. belanglos und zeigte halt das echte langweilige Leben der Menschen, oder etwas was man dafür halten sollte. Sieht man ja auch daran, dass den Hut vom Kopf schlagen schon ein riesen Ding war und ein "Skandal".

Insofern finde ich nicht, dass man Hana davon abraten hätte müssen, dass sie bei Terrace House mitmacht. Eben weil es nicht eine Show mit eher zweifelhaftem Ruf, wie bspw. "unser" Dschungelcamp, ist bzw. war, sondern eine deutlich harmlosere Show.

Ansonsten sehe ich das eher so wie @JME.

Nimmt man jetzt als Beispiel eine dunkle, zwielichte Gegend, die für Überfälle bekannt ist, dann ist es natürlich besser da nicht reinzugehen, wenn man es weiß. Ändert aber nichts daran, dass wenn man reingeht und Überfallen wird, nicht man selbst falsch gehandelt hat sondern ganz klar der Verbrecher.
 
Große Worte indizieren meist schwache Argumente... Bis vor knapp fünf Jahren war im Strafrecht eine Diskussion im Gange, die in die Richtung ging, den Straftatbestand der Beleidigung komplett abzuschaffen zugunsten der Meinungsfreiheit. Das kann man vertreten, auch heute sprechen noch viele gute Argumente dafür. Gegenwärtig heißt es aber im Zuge der aktuellen Entwicklungen, dass man für Beleidigung sogar im Gegenteil schwerere Strafen aussprechen sollte. Die Diskussion wandelt sich momentan, gute Argumente gibt es für Vertreter beider Seiten.
Davon abgesehen, dass m.E. die besseren Argumente tatsächlich dafür sprechen, die Beleidigung als Straftatbestand abzuschaffen, spricht für mich aber auch vieles dafür, Cybermobbing unter Strafe zu stellen. Und zwar nicht, weil es der Beleidigung nahe steht, sondern weil es ggf. ganz andere Ausmaße als eine bloße Beleidigung annehmen kann. Wenn der Gesetzgeber hierauf reagiert, dann gibt es dafür gute Gründe. Das tragische Schicksal von Hanna ist sicher einer davon. Das ganze Vorhaben wird übrigens nicht geringe Herausforderungen mit sich bringen, z.B. die Bestimmtheit des Tatbestandes zu normieren und die Abgrenzung zwischen (noch) Meinungsäußerung und (schon) Shitsorm zu finden. Wer hier sagt, dass das alles ja so einfach sei und meint, den Stein der Weisen gefunden hat - Glückwunsch, die Welt mag für solche Personen simpel in schwarz und weiß einzuteilen sein. More Power to them...

More Power to you. Es ist aber leider egal, ob wir uns im Jahr 1500, 1800, 1900, 2000 oder 2100 befinden. Manche Menschen werden immer sein wie sie sind. Und sie werden immer in bestimmten Situationen so reagieren, wie sie es jetzt bei Hanna getan haben. Nicht die Technik oder was auch immer macht die Menschen schlechter, nur die Möglichkeit, wahrzunehmen, wie Menschen sind, verändert sich. Nicht die Menschen. Was Hanna passiert ist, ist tragisch und menschlich erschütternd. Aber nochmal: Wer sich - um Deine Worte zu benutzen - im Jahr 2020 über so etwas wirklich wundert, der mag ein poistiveres Menschenbild haben, als es vielleicht der Wahrheit entspricht. Manche Menschen sind eben leider einfach so, verhindern wird man so etwas nie können, auch durch neue Straftatbestände nicht! Und btw, was in der Presse manchmal veranstaltet wird, was da für Hetzjagden stattfinden, wie Menschen durch die Presse gebrochen werden - so what, oder was? Das läuft vor den Augen der Öffentlichkeit, aber da muss man als "Person der Zeitgeschichte" eben durch??? Na dann...
Ich habe übrigens nicht gesagt, dass Hanna "selber Schuld" hat. Was ich aber sage, dass es in ihrer Situation schlicht nicht ungefährlich war, sich in dieser Form der Öffentlichkeit auszusetzen. Denn wie gesagt: Manche Menschen sind leider so wie sie sind.

Das würde ich genau so unterschreiben bzw. habe genau das gesagt oder sagen wollen.

Inwiefern sind Aufforderungen zum Selbstmord eigentlich schwer abzugrenzen von einer Beleidigung und Meinungsfreiheit? Und wie genau gedenkt man in Form von Strafverfolgung vorzugeben, wenn IP Adressen nach 7 Tagen gelöscht werden und es für niemanden mehr nachvollziehbar ist, wer sich hinter einem Kommentar versteckte, wenn derjenige nicht komplett verblödet ist?
 
Ja so sollte es sein, ist aber utopisch. Hätte meine Tochter Depressionen und hätte stark unter Hassattacken von außen zu leiden, würde ich sie dann unterstützen ins Reality TV zu gehen
Deine Tochter oder in dem Fall Hannah hätte aber ebensowenig Wrestlerin werden sollen.
Das ist ja das Problem an der modernen Gesellschaft vor allem im Internet. Sobald jemand eine Person der Öffentlichkeit ist, glauben die Menschen alles mit ihnen machen zu dürfen und ihnen alles vorschreiben zu können.
Es ist ja nicht so, dass Hannah erst durch diesen Fall Probleme mit Anfeindungen gehabt hätte, denn da gab es ja die rassistisch motivierten Querschläger.
Ich kann. Aber nun nicht verlangen, dass jemand aufgibt woran er Spass hat, nur weil eetmal theoretisch eine Gefahr besteht.
Das ist ja das völlig falsche denken.

Sollte Sunny kiss nun kein wrestler mehr sein? Da Homophobie weit verbreitet ist? Sollte nyla rose aufhören zu wrestlen weil transexualität für Menschen Menschen ein seltsames Problem ist?
Nein natürlich nicht. Wie auch du, ich sollten Menschen mit körperlichen oder psychischen Problemen alle Chancen bekommen die ihnen offen stehen ohne Opfer von Anfeindungen werden zu müssen.

Und dass es in diesem Fall bei Terrace House so eskalierte konnte ja wirklich keiner ahnen, denn wie ja schon mehrfach erwähnt, das war nicht mit Skandal Trashshows zu vergleichen wie man sie hierzulande kennt.
Aus diesem Grundsatz heraus kann man da natürlich nun sagen, ja hätte Hannah das Mal nicht gemacht... Hätte der hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gekriegt.

Wichtig ist und das ist traurig aber das einzige was man machen kann, dass die japanische Regierung ihre Forderungen durchzieht und Betreiber von sozialen Netzwerken dazu verdonnert diese Leute greifbar zu machen.
Finde ich es gut, wenn ich theoretisch vom Staat im sozialen Netzwerk identifiziert werden kann? Nö. Finde ich es schlimmer , wenn Menschen anonym andere in den Tod treiben? Jopp. Von daher müssen wir halt leider wieder Mal wegen solchen Ars***** in den sauren Apfel beißen.
 
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Deine Tochter oder in dem Fall Hannah hätte aber ebensowenig Wrestlerin werden sollen.
Das ist ja das Problem an der modernen Gesellschaft vor allem im Internet. Sobald jemand eine Person der Öffentlichkeit ist, glauben die Menschen alles mit ihnen machen zu dürfen und ihnen alles vorschreiben zu können.
Es ist ja nicht so, dass Hannah erst durch diesen Fall Probleme mit Anfeindungen gehabt hätte, denn da gab es ja die rassistisch motivierten Querschläger.
Ich kann. Aber nun nicht verlangen, dass jemand aufgibt woran er Spass hat, nur weil eetmal theoretisch eine Gefahr besteht.
Das ist ja das völlig falsche denken.

Sollte Sunny kiss nun kein wrestler mehr sein? Da Homophobie weit verbreitet ist? Sollte nyla rose aufhören zu wrestlen weil transexualität für Menschen Menschen ein seltsames Problem ist?
Nein natürlich nicht. Wie auch du, ich sollten Menschen mit körperlichen oder psychischen Problemen alle Chancen bekommen die ihnen offen stehen ohne Opfer von Anfeindungen werden zu müssen.

Und dass es in diesem Fall bei Terrace House so eskalierte konnte ja wirklich keiner ahnen, denn wie ja schon mehrfach erwähnt, das war nicht mit Skandal Trashshows zu vergleichen wie man sie hierzulande kennt.
Aus diesem Grundsatz heraus kann man da natürlich nun sagen, ja hätte Hannah das Mal nicht gemacht... Hätte der hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gekriegt.

Wichtig ist und das ist traurig aber das einzige was man machen kann, dass die japanische Regierung ihre Forderungen durchzieht und Betreiber von sozialen Netzwerken dazu verdonnert diese Leute greifbar zu machen.
Finde ich es gut, wenn ich theoretisch vom Staat im sozialen Netzwerk identifiziert werden kann? Nö. Finde ich es schlimmer , wenn Menschen anonym andere in den Tod treiben? Jopp. Von daher müssen wir halt leider wieder Mal wegen solchen Ars***** in den sauren Apfel beißen.
Ich glaube kaum dass wir hier unterschiedliche Ansichten haben. Wie schon erwähnt wusste ich nicht wie dieses RTV in Japan funktioniert, da ich deine Erläuterungen dazu nicht gelesen habe. Ich denke nicht, dass Hana Schuld an ihrem Schicksal ist, das habe ich ja auch jetzt mehrfach erwähnt. Ich denke nur dass man sich selber vor bestimmten Situationen bewahren kann oder sollte. Wenn das in Japan nicht mit unserem Reality TV zu vergleichen ist, dann möchte ich mir da auch keine Meinung zu erlauben.
Ich wäre auch natürlich dafür dass jeder einzelne Cyberbully für seine Taten gerade stehen sollte.
Darüber müssen wir nicht diskutieren.
Dass jedem Menschen erlaubt sein sollte seinen Traumberuf auszuleben, sollte hier auch kein Thema sein. Darum ging es mir auch nicht.
Wenn du sagst, dass dieser Hass bei ihrer Vorgeschichte nicht zu erwarten war, weil Terrace House so eine gechillte Show ist, dann glaube ich dir das. Hatte es tatsächlich mit unseren Trash Formaten verglichen und da hätte ich gesagt, ja man muss mit ekelhaftem Scheiss rechnen
 
Ich glaube kaum dass wir hier unterschiedliche Ansichten haben. Wie schon erwähnt wusste ich nicht wie dieses RTV in Japan funktioniert, da ich deine Erläuterungen dazu nicht gelesen habe. Ich denke nicht, dass Hana Schuld an ihrem Schicksal ist, das habe ich ja auch jetzt mehrfach erwähnt. Ich denke nur dass man sich selber vor bestimmten Situationen bewahren kann oder sollte. Wenn das in Japan nicht mit unserem Reality TV zu vergleichen ist, dann möchte ich mir da auch keine Meinung zu erlauben.
Ich wäre auch natürlich dafür dass jeder einzelne Cyberbully für seine Taten gerade stehen sollte.
Darüber müssen wir nicht diskutieren.
Dass jedem Menschen erlaubt sein sollte seinen Traumberuf auszuleben, sollte hier auch kein Thema sein. Darum ging es mir auch nicht.
Wenn du sagst, dass dieser Hass bei ihrer Vorgeschichte nicht zu erwarten war, weil Terrace House so eine gechillte Show ist, dann glaube ich dir das. Hatte es tatsächlich mit unseren Trash Formaten verglichen und da hätte ich gesagt, ja man muss mit ekelhaftem Scheiss rechnen
Ich denke auch, dass wir hier im Forum eigentlich größtenteils einer Meinung sind. Gerade bei diesem Thema. Und gerade als Wrestling Fan weiss man ja vielleicht auch wie es ist "etwas aussen zu stehen :)"
Ich wollte dir da auch nichts unterstellen.
Ich sah das aber trotzdem so wie der Pflücker, dass ich mir solche Sachen nicht ansehen muss. Aber sind wir ehrlich. Abgesehen vom sportlichen Aspekt ist Wrestling ja ebenso ein seltsames storytelling Produkt wie Pseudo Reality shows. Wenn man es Von ausserhalb Der Fans betrachtet. Nein ich finde Wrestling Klasse und diese Shows nicht. Was daran liegt,
dass wrestling nicht als real verkauft wird.
Ach ich verrenne mich hier Grad :)

Hoffen wir, dass langsam der oftmals Recht-freie Raum ein wenig gebändigt wird. Denn wer kein Problem mit den Regeln in unserem realen Leben hat, sollte sich auch regeln im Internet beugen können ohne Aufschrei.
 
Inwiefern sind Aufforderungen zum Selbstmord eigentlich schwer abzugrenzen von einer Beleidigung und Meinungsfreiheit? Und wie genau gedenkt man in Form von Strafverfolgung vorzugeben, wenn IP Adressen nach 7 Tagen gelöscht werden und es für niemanden mehr nachvollziehbar ist, wer sich hinter einem Kommentar versteckte, wenn derjenige nicht komplett verblödet ist?
Wenn Du den Straftatbestand so einfach formulieren willst, dann gibt es da sogar gar keine Probleme. Wenn man die technischen Voraussetzungen für die Strafverfolgung schafft, dann sogar erst recht nicht.
Allerdings würde so ein Tatbestand in der Rechtswirklichkeit wohl kaum etwas bringen, denn damit hat man dann zum einen das Problem, dass die Schwelle zur "Aufforderung zum Selbstmord" in der Praxis schwer nachzuweisen sein wird (weil man sich natürlich als "Täter" sofort drauf einstellen wird, was auf den ersten Blick ja ein Erfolg ist). Zum anderen kommt dann (nachvollziehbarerweise sogar irgendwo), dass die Datenschützer sofort "Überwachungsstaat" schreien werden, wenn es um die Verlängerun der Speicherungszeiten von IP-Adressen geht.

Davon abgesehen: Diese Leute, die Hanna "virtuell in den Tod getrieben haben" (ich halte diese Formulierung im Fall Hanna überigens immer noch für populistisch und die ganze Sache versimplifizierend) würden eh andere Wege finden: Unterschwellige Kommentare im Netz, Hatespeech über schwer bis vielleicht gar nicht nachvollziehbare Internetzugänge etc. Oder das Netz ganz verlassen und anonyme Briefe, Postkarten etc. schreiben, anonyme Anrufe, etc. Das sind nur simple Beispiele, auch noch eher harmlos. ber Fakt ist: Solche Menschen werden immer ihre Wege finden. Haben Sie immer, werden Sie immer.

Da können neue Straftatbestände bestenfalls nur ein wenig bis sogar gar nichts dran ändern, wie die Strafrechtswissenschaft in den meisten Fällen zeigt. Das Problem ist und bleibt was es ist: Der Mensch selber. Und damit muss man (leider?) leben und sich so gut es geht darauf einstellen. Wer das nicht erkennt und andere deswegen als dumm bezeichnet, mag sich in seiner rosa Weltsicht ganz kuschelig einmummeln und freuen, wie schön die Welt doch ist oder zu sein hat. Sie ist es aber leider eben nicht immer...

Und nochmal etwas anderes: Das "In den Tod treiben" IST in Deutschland bereits heute (!) schon strafbar. Es nennt sich Mord bzw. Totschlag in mittelbarer Täterschaft. Die Hürden, die hier für eine Strafbarkeit zu nehmen sind, sind allerdings hoch - und das völig zu Recht (nicht nur deswegen, weil in Deutschland die Beihilfe zum Selbstmord richtigerweise nicht strafbar ist)! Ob das, was da mit Hanna gelaufen ist, die Schwelle zum Mord in mittelbarer Täterschaft durch "in den Tod treiben" überschreitet, weiß ich nicht, da ich nicht alle Fakten hierzu kenne. Ob Aufrufe wie "Du bist Dreck, bring dich um" hierfür ausreichen, wage ich aber zu bezweifeln. Moralisch mag man darüber denken, wie man mag. Aber einen echten juristischen Tötungsvorsatz kriegst Du aus dem Krakehle nur schwerlich bis vielleicht sogar eher gar nicht konstruiert...
Wenn man also Cybermobbing unter Strafe stellen will (wie es nun von den Menschen gefordert wird, die sich von aktuellen Ereignissen überempflindlich emotional beeinflussen lassen wie eine Fahne im Wind; für dessen Normierung es aber gleichwohl gute Argumente gibt), dann sollte dieser Tatbestand wohl richtigerweise den Bereich des Unrechtsgehalts zwischen dem der Beleidigung und dem der Tötungsdelikten erfassen, der bisher strafrechtlich kaum erschlossen ist (wenn eben nur durch eine Beleidigung, über die man rechtspolitisch eh streiten kann) und gerade durch das Internet an Bedeutung gewinnt und wohl schwerer wiegt als eine bloße Beleidigung. Das wird schon spannend, so einen Tatbestand zu formulieren. Aber freut euch schon mal drauf, lange wird es bestimmt nicht mehr dauern, bis ein solcher Tatbestand kommt.
 
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Das ist ja das Problem an der modernen Gesellschaft vor allem im Internet. Sobald jemand eine Person der Öffentlichkeit ist, glauben die Menschen alles mit ihnen machen zu dürfen und ihnen alles vorschreiben zu können.
Völlig richtig. Und wer lebt das in der modernen Gesellschaft vor? Einerseits die Presse, die gerade in den Boulevardmedien stellenweise pervers agiert und Hetzjagden veranstaltet. Und sogar die Gerichte leben das zum Teil vor, die (sehr vereinfacht gesagt) sagen, dass "Personen der Zeitgeschichte" in Bezug auf Intensität der Berichtserstattung ein dickeres Fell haben müssen als andere (warum das so sein soll, habe ich nie verstanden). Und wie BILD etc damit umgehen, sollte nun echt jeder wissen. Durch das Netz hat sich da nicht viel oder sogar gar nichts verändert, es zeigt nur deutlicher, wie Menschen sind, die sich sonst nie äußern würden, und durch das Netz nimmt alles nur eine neue Dimension an.

Die jetzt gestellte Frage meine ich nicht populistisch oder zynisch, sondern völlig ernst: Was ist schlimmer? Wenn ein paar Nullhirne und Blindgänger im Netz sagen "Du bist scheiße, menschlicher Deck, bring Dich um!!!" oder wenn die Presse (und damit Stück für Stück auch große Teile der Öffentlichkeit) Dich über Jahre hinweg, mal subtil-unterschwellig, mal deutlich und aufstachelnd "aufs Korn nimmt"? Fragt mal bei Sebastian Deisler nach, was der über Jahre hinweg unterschwellig einstecken musste ("Deislerin", "keine echter Kerl, benimmt sich wie ein Mädchen", "Weichei" etc.). Versucht euch mal vorzustellen, was das mit einem Menschen über Jahre machen kann und was das für ein Bild in den Augen der belanglosen Öffentlichkeit von einem Menschen erzeugt. Und das war im Vergleich zu anderen Fällen noch harmlos. Dass da kein Aufschrei kam, halte ich fast für scheinheilig. Denn so heißt es "Muss man eben aushalten, er ist ja berühmt". Hätte er Selbstmord begangen (wovon er stellenweise nach seiner Biographie wohl nicht soooo weit entfernt war), dann hätte es diesen Aufschrei in der Gesellschaft gegeben, so wie er jetzt bei Hanna da ist. Das meine ich mit zweierlei Maß! Und damit sind wir wieder bei dem, was ich die ganze Zeit über sage: Der Mensch ist das Problem. Und damit auch große Teile der Gesellschaft. Und beides ist nunmal, wie es ist. Es scheint für einige doch schwer zu sein, das zu erkennen...
 
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Andy sagt da schon was richtiges. Wo fängt denn das Ganze an und wer lebt es dem Pöbel vor? Die Medien. Deisler ist da ein gutes Beispiel, aber es gibt noch mehr Menschen, die einfach kaputt gegangen sind an der Art wie mit ihnen umgegangen wurde. Hier werde ich zb nie verstehen, warum man sich über den Freitod von Daniel Küblböck, der nichts schlimmeres getan hat als seinen Traum berühmt zu werden verfolgt hat, lustig macht. Er ist immer noch eine Lachnummer bei den Menschen. Er ist in einer Zeit ins Reality TV gegangen, als das hier noch gänzlich unbekannt war. Ein 17jähriger Junge, der versucht hat bei DSDS Sänger zu werden, als wir noch alle dachten, dass das wirklich eine ernst gemeinte Talentshow ist. Schon da ging das in der Presse los, die Bild vorneweg. Soziale Netzwerke waren da noch kein großes Thema. Lange Rede, kurzer Sinn. Der Junge hat als Erwachsener eine Schauspielausbildung gemacht und durch die Art wie er jahrelang als Freak dargestellt, lächerlich gemacht wurde, hat man ihn dort augenscheinlich gemobbt. Es wurde bis heute noch niemand zur Rechenschaft gezogen, weil es den Leuten auch egal ist. Daniel Küblböck war ja nur ein Freak, der sich umgebracht hat. Und trotz der Tatsache, dass er systematisch kaputt gemacht wurde und letztendlich möglicherweise (laut seines Vaters) eine Psychose entwickelte, für sich selbst keinen anderen Ausweg als den Tod sah, wird sich immer noch über ihn lustig gemacht. Ich frag mich warum. Weil BILD, RTL und Co einfach in den letzten Jahren suggeriert haben, dass das bei dem Clown schon ok ist. Das hat schon was von Gehirnwäsche.

Ich weiss, dass das nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat. Es ist mir nur beim Lesen von Andys Text eingefallen und er hat in dem Fall absolut Recht.
 
Ich weiss, dass das nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.
Ich finde sogar, dass das einer der absoluten Kernpunke dieses Themas ist. Dein Beispiel finde ich auch sehr gut. Denn weder Deisler noch Küblböck sind das Problem oder aucn nur irgendwas Besonderes. Sie sind nur zwei Beispiele in einer nahezu unendlich langen Kette. Und jeder, der sich über Küblböck als den depperten Freak von nebenan amüsiert und damit unreflektiert das gefressen hat, was ihm die Medien seit Jahren vorgesetzt haben, weiter unreflektiert solche Sachen schaut, dann aber bei Hanna lautstark die verdorbene Moral der Gesellschaft geißelt und höhere Strafen fordert, weil das ja alles in riesen Unding ist, ist selber Teil des Problems, ohne es zu merken, und hat deswegen eigentlich jegliches Recht verspielt, ernstgenommen zu werden.
 
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Sehr schöner Podcast nach langer Zeit nochmal und auch besonders schön, dass ihr euch auch da nochmal den dunkleren Themen wie eben Hana's Tod gewidmet habt. Danke 😊(y)

Und die Diskussion hier finde ich auch wirklich schön und sachlich und allen voran Informativ wichtig.
 
Andy sagt da schon was richtiges. Wo fängt denn das Ganze an und wer lebt es dem Pöbel vor? Die Medien.
Die Frage ist halt, ob "Ist so, muss man akzeptieren!" dann der richtige Approach ist. Oder anders: Ist es falsch sich bei Hana Kimura zu echauffieren, oder ist es nicht viel mehr falsch, dass das bei Deisler, Küblböck und Co. nicht passiert ist und das Bewusstsein dafür fehlt.
Die Kritik sollte hier, wenn man denn Vergleiche bringen will, m.M.n. ganz klar in die Richtung gehen, dass man sich in Fällen wie Küblböck und Co. so verhalten sollte, wie bei Hana Kimura (also Konsequenzen fordern etc.) und nicht, dass man bei Hana so agieren sollte, wie bei Küblböck ("Klappe halten!").


Zumal halt nach wie vor in der Diskussion in meinen Augen (gerade auch, wenn man Hetzblätter wie die BILD mit einbeziehen will) verloren geht, dass Terrace House eben ein Unterschied ist zum Dschungelcamp, zu DSDS und Co.

Es ist schon die Frage, ob überhaupt das Argument "Muss man sich gefallen lassen, wenn man da mitmacht!" auch nur ansatzweise sinnvoll ist (wohl eher nicht!), aber genau dieses Stigma des "da mitmachen", "da" im "Trash-TV", "Ekelfernsehen" und "Scripted Reality Scheiß" war eben nicht gegeben.

Hana Kimura hat da an einer Show mitgenommen, die national und international einen hervorragenden Ruf hatte und auch als "Unscripted Reality TV" konzipiert und verkauft wurde und verkauft werden konnte, weil es anders als bei Scripted Formaten bei uns auch nicht angezweifelt wurde dass es unscripted ist, weil es keinen dazu Grund gab.
Wenn man sich mal den Reception-Part im Wikipedia-Artikel zu dieser Show und vergleichbaren Shows bei uns, oder auch in Amerika durchlest, dann wird man sich wohl schnell wundern, dass beide Shows dem gleichen Genre zugeordnet werden...

Oder kurz:
Ich finde nach wie vor die Sichtweise falsch, dass man da halt mehr aushalten muss (auch wenn das rechtlich anders gesehen wird z.T. von Gerichten) wenn man bei solchen Shows mitmacht. Aber viel wichtiger ist halt, dass Terrace House anders ist als diese Shows, also der Maßstab da auch nicht wirklich passt.
 
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Es ist schon die Frage, ob überhaupt das Argument "Muss man sich gefallen lassen, wenn man da mitmacht!" auch nur ansatzweise sinnvoll ist (wohl eher nicht!), aber genau dieses Stigma des "da mitmachen", "da" im "Trash-TV", "Ekelfernsehen" und "Scripted Reality Scheiß" war eben nicht gegeben.
Dann werde ich das noch einmal konkretisieren. Mit "da" ist jede Form von Öffentlichkeit gemeint, die über bestimmte (meist regionale) Grenzen hinausgeht (wobei eine Grenze hier naturgemäß schwer zu ziehen ist). Sobald man sich zu so einem Schritt entscheidet, muss man wissen, was man tut, da man dann von einer unbestimmten Vielzahl von Menschen wahrgenommen wird und damit "in der Öffentlichkeit" steht und man schlicht nicht weiß, wie diese "Öffentlichkeit" in bestimmten Situationen reagiert. Menschen in der "Öffentlichkeit" neigen dazu, eine Person des Zeitgeschehens in den Himmel zu heben und sie danach in den Dreck zu schmeißen, sobald es dazu nur einen kleinen Anlass gibt (manchmal gerne auch mal ohne Anlass). Und was diese "Öffentlichkeit" so alles machen kann, wie leicht sie zu lenken und zu manipulieren ist und wie schnell manche Menschen im Rausch der Situation in der "Öffentlichkeit" (sei sie real oder virtuell) Sachen tun oder sagen, von denen sie später selber überrascht sind, hat wohl jeder schon mal erlebt (wer da Näheres zu erfahren mag, sollte in "Psychologie der Massen" reinschauen - zur Not reicht da auch eine kurze Wiki-Lekture, was ja heutzutage schon als ernstzunehmende Recherche gilt, herrlich...).
Dass man bei Trashformaten deutlich eher mit Shitstorms, Hatespeech auf erbärmlichem Niveau etc. rechnen muss als wenn man in "seriösen" Medien unterwegs ist, liegt ebenfalls auf der Hand, ändert aber m.E. jedenfalls dem Grunde nach nichts an dem, was ich eben geschrieben habe. Deisler war in der ach so seriösen Bundesliga aktiv - und was die Medien dennoch (oder gerade deshalb, um diese pseudointellektuelle Floskel mal wieder zu bemühen) mit ihm gemacht haben, ist bekannt. Ob also die Show, in der Hanna mitgemacht hat, billiger Trash im Sinne von Big Brother etc. war oder auf einem höheren Niveau spielte (das weiß ich nicht, da ich sie nie geschaut habe), ist daher eigentlich egal. Wenn es losgeht, geht es los. Und das muss man leider einfach wissen!

Oder anders: Ist es falsch sich bei Hana Kimura zu echauffieren, oder ist es nicht viel mehr falsch, dass das bei Deisler, Küblböck und Co. nicht passiert ist und das Bewusstsein dafür fehlt.
Die Kritik sollte hier, wenn man denn Vergleiche bringen will, m.M.n. ganz klar in die Richtung gehen, dass man sich in Fällen wie Küblböck und Co. so verhalten sollte, wie bei Hana Kimura (also Konsequenzen fordern etc.) und nicht, dass man bei Hana so agieren sollte, wie bei Küblböck ("Klappe halten!").
Auch hier noch einmal das, was schon mehrfach gesagt wurde: Niemand findet es auch nur ansatzweise witzig oder entschuldbar, was da mit Hanna passiert ist. Auch über die menschliche Tragik muss wohl nicht ernsthaft was gesagt werden. Und wer will kann sich auch lautstark darüber auslassen und die berühmte moralische "Flagge" öffentlich zeigen und Stellung beziehen, auch im Fall Küblböck oder Deisler oder in den anderen unzähligen Fällen. Aber nochmal: So sehr man das immer wieder mit tränenerstickter Stimme verurteilen kann (womit man gut zu tun hat, wenn man denn zumindest halbwegs konsequent dabei sein will), es ändert nichts an dem, was ich ich die ganze Zeit sage: Wer sich in welcher Form auch immer in die "Öffentlichkeit" begibt, muss wissen, worauf er sich da einlässt. Einfach weil manche Menschen eben so sind wie sie sind. Ist das schön? Nein. Sollte es anders sein: Natürlich. Wird es anders werden? Sicher nicht...
 
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Die Frage ist halt, ob "Ist so, muss man akzeptieren!" dann der richtige Approach ist. Oder anders: Ist es falsch sich bei Hana Kimura zu echauffieren, oder ist es nicht viel mehr falsch, dass das bei Deisler, Küblböck und Co. nicht passiert ist und das Bewusstsein dafür fehlt.
Die Kritik sollte hier, wenn man denn Vergleiche bringen will, m.M.n. ganz klar in die Richtung gehen, dass man sich in Fällen wie Küblböck und Co. so verhalten sollte, wie bei Hana Kimura (also Konsequenzen fordern etc.) und nicht, dass man bei Hana so agieren sollte, wie bei Küblböck ("Klappe halten!").
Na auf jeden Fall. Das sehe ich genauso. Weiss auch gerade nicht wo in meinem Post das so rüberkommt als sollte man in allen Fällen ruhig sein und es gut sein lassen.
Finde alle Fälle schlimm und die Menschen verachtenswert, die mobben und verletzen. Ebenso wie die Medien, die dies fördern und lenken.
 
Wenn Du den Straftatbestand so einfach formulieren willst, dann gibt es da sogar gar keine Probleme. Wenn man die technischen Voraussetzungen für die Strafverfolgung schafft, dann sogar erst recht nicht.
Allerdings würde so ein Tatbestand in der Rechtswirklichkeit wohl kaum etwas bringen, denn damit hat man dann zum einen das Problem, dass die Schwelle zur "Aufforderung zum Selbstmord" in der Praxis schwer nachzuweisen sein wird (weil man sich natürlich als "Täter" sofort drauf einstellen wird, was auf den ersten Blick ja ein Erfolg ist). Zum anderen kommt dann (nachvollziehbarerweise sogar irgendwo), dass die Datenschützer sofort "Überwachungsstaat" schreien werden, wenn es um die Verlängerun der Speicherungszeiten von IP-Adressen geht.

Davon abgesehen: Diese Leute, die Hanna "virtuell in den Tod getrieben haben" (ich halte diese Formulierung im Fall Hanna überigens immer noch für populistisch und die ganze Sache versimplifizierend) würden eh andere Wege finden: Unterschwellige Kommentare im Netz, Hatespeech über schwer bis vielleicht gar nicht nachvollziehbare Internetzugänge etc. Oder das Netz ganz verlassen und anonyme Briefe, Postkarten etc. schreiben, anonyme Anrufe, etc. Das sind nur simple Beispiele, auch noch eher harmlos. ber Fakt ist: Solche Menschen werden immer ihre Wege finden. Haben Sie immer, werden Sie immer.

Da können neue Straftatbestände bestenfalls nur ein wenig bis sogar gar nichts dran ändern, wie die Strafrechtswissenschaft in den meisten Fällen zeigt. Das Problem ist und bleibt was es ist: Der Mensch selber. Und damit muss man (leider?) leben und sich so gut es geht darauf einstellen. Wer das nicht erkennt und andere deswegen als dumm bezeichnet, mag sich in seiner rosa Weltsicht ganz kuschelig einmummeln und freuen, wie schön die Welt doch ist oder zu sein hat. Sie ist es aber leider eben nicht immer...

Und nochmal etwas anderes: Das "In den Tod treiben" IST in Deutschland bereits heute (!) schon strafbar. Es nennt sich Mord bzw. Totschlag in mittelbarer Täterschaft. Die Hürden, die hier für eine Strafbarkeit zu nehmen sind, sind allerdings hoch - und das völig zu Recht (nicht nur deswegen, weil in Deutschland die Beihilfe zum Selbstmord richtigerweise nicht strafbar ist)! Ob das, was da mit Hanna gelaufen ist, die Schwelle zum Mord in mittelbarer Täterschaft durch "in den Tod treiben" überschreitet, weiß ich nicht, da ich nicht alle Fakten hierzu kenne. Ob Aufrufe wie "Du bist Dreck, bring dich um" hierfür ausreichen, wage ich aber zu bezweifeln. Moralisch mag man darüber denken, wie man mag. Aber einen echten juristischen Tötungsvorsatz kriegst Du aus dem Krakehle nur schwerlich bis vielleicht sogar eher gar nicht konstruiert...
Wenn man also Cybermobbing unter Strafe stellen will (wie es nun von den Menschen gefordert wird, die sich von aktuellen Ereignissen überempflindlich emotional beeinflussen lassen wie eine Fahne im Wind; für dessen Normierung es aber gleichwohl gute Argumente gibt), dann sollte dieser Tatbestand wohl richtigerweise den Bereich des Unrechtsgehalts zwischen dem der Beleidigung und dem der Tötungsdelikten erfassen, der bisher strafrechtlich kaum erschlossen ist (wenn eben nur durch eine Beleidigung, über die man rechtspolitisch eh streiten kann) und gerade durch das Internet an Bedeutung gewinnt und wohl schwerer wiegt als eine bloße Beleidigung. Das wird schon spannend, so einen Tatbestand zu formulieren. Aber freut euch schon mal drauf, lange wird es bestimmt nicht mehr dauern, bis ein solcher Tatbestand kommt.
Wenn Du den Straftatbestand so einfach formulieren willst, dann gibt es da sogar gar keine Probleme. Wenn man die technischen Voraussetzungen für die Strafverfolgung schafft, dann sogar erst recht nicht.
Allerdings würde so ein Tatbestand in der Rechtswirklichkeit wohl kaum etwas bringen, denn damit hat man dann zum einen das Problem, dass die Schwelle zur "Aufforderung zum Selbstmord" in der Praxis schwer nachzuweisen sein wird (weil man sich natürlich als "Täter" sofort drauf einstellen wird, was auf den ersten Blick ja ein Erfolg ist). Zum anderen kommt dann (nachvollziehbarerweise sogar irgendwo), dass die Datenschützer sofort "Überwachungsstaat" schreien werden, wenn es um die Verlängerun der Speicherungszeiten von IP-Adressen geht.

Davon abgesehen: Diese Leute, die Hanna "virtuell in den Tod getrieben haben" (ich halte diese Formulierung im Fall Hanna überigens immer noch für populistisch und die ganze Sache versimplifizierend) würden eh andere Wege finden: Unterschwellige Kommentare im Netz, Hatespeech über schwer bis vielleicht gar nicht nachvollziehbare Internetzugänge etc. Oder das Netz ganz verlassen und anonyme Briefe, Postkarten etc. schreiben, anonyme Anrufe, etc. Das sind nur simple Beispiele, auch noch eher harmlos. ber Fakt ist: Solche Menschen werden immer ihre Wege finden. Haben Sie immer, werden Sie immer.

Da können neue Straftatbestände bestenfalls nur ein wenig bis sogar gar nichts dran ändern, wie die Strafrechtswissenschaft in den meisten Fällen zeigt. Das Problem ist und bleibt was es ist: Der Mensch selber. Und damit muss man (leider?) leben und sich so gut es geht darauf einstellen. Wer das nicht erkennt und andere deswegen als dumm bezeichnet, mag sich in seiner rosa Weltsicht ganz kuschelig einmummeln und freuen, wie schön die Welt doch ist oder zu sein hat. Sie ist es aber leider eben nicht immer...

Und nochmal etwas anderes: Das "In den Tod treiben" IST in Deutschland bereits heute (!) schon strafbar. Es nennt sich Mord bzw. Totschlag in mittelbarer Täterschaft. Die Hürden, die hier für eine Strafbarkeit zu nehmen sind, sind allerdings hoch - und das völig zu Recht (nicht nur deswegen, weil in Deutschland die Beihilfe zum Selbstmord richtigerweise nicht strafbar ist)! Ob das, was da mit Hanna gelaufen ist, die Schwelle zum Mord in mittelbarer Täterschaft durch "in den Tod treiben" überschreitet, weiß ich nicht, da ich nicht alle Fakten hierzu kenne. Ob Aufrufe wie "Du bist Dreck, bring dich um" hierfür ausreichen, wage ich aber zu bezweifeln. Moralisch mag man darüber denken, wie man mag. Aber einen echten juristischen Tötungsvorsatz kriegst Du aus dem Krakehle nur schwerlich bis vielleicht sogar eher gar nicht konstruiert...
Wenn man also Cybermobbing unter Strafe stellen will (wie es nun von den Menschen gefordert wird, die sich von aktuellen Ereignissen überempflindlich emotional beeinflussen lassen wie eine Fahne im Wind; für dessen Normierung es aber gleichwohl gute Argumente gibt), dann sollte dieser Tatbestand wohl richtigerweise den Bereich des Unrechtsgehalts zwischen dem der Beleidigung und dem der Tötungsdelikten erfassen, der bisher strafrechtlich kaum erschlossen ist (wenn eben nur durch eine Beleidigung, über die man rechtspolitisch eh streiten kann) und gerade durch das Internet an Bedeutung gewinnt und wohl schwerer wiegt als eine bloße Beleidigung. Das wird schon spannend, so einen Tatbestand zu formulieren. Aber freut euch schon mal drauf, lange wird es bestimmt nicht mehr dauern, bis ein solcher Tatbestand kommt.

Es gibt eben mehr als die bestehende Rechtslage, die man ja nicht als Gottgegeben und unverrückbar ansehen sollte. Es gibt sogar Länder da wurden Gesetze entsprechend angepasst. Da muss allerdings auch die Intention da sein, etwas ändern zu wollen.

Davon abgesehen wird dir ein Datenschützer mit technischem Wissen erklären können, dass die Speicherung von IP Adresse alleine nur dann bedenklich ist, wenn entsprechende Informationen ohne Begründung weiter gegeben werden. Ermittlungen von Strafverfolgungsbehörden scheinen mir da ein sehr guter Grund. Selbst wenn die IPs ein Jahr gespeichert werden, kann die IP nicht einer Person zugewiesen werden, wenn man nicht entsprechende Informationen des ISP hat, welche der nicht ohne guten Grund herausrückt.
 
Völlig richtig. Und wer lebt das in der modernen Gesellschaft vor? Einerseits die Presse, die gerade in den Boulevardmedien stellenweise pervers agiert und Hetzjagden veranstaltet. Und sogar die Gerichte leben das zum Teil vor, die (sehr vereinfacht gesagt) sagen, dass "Personen der Zeitgeschichte" in Bezug auf Intensität der Berichtserstattung ein dickeres Fell haben müssen als andere (warum das so sein soll, habe ich nie verstanden). Und wie BILD etc damit umgehen, sollte nun echt jeder wissen. Durch das Netz hat sich da nicht viel oder sogar gar nichts verändert, es zeigt nur deutlicher, wie Menschen sind, die sich sonst nie äußern würden, und durch das Netz nimmt alles nur eine neue Dimension an.

Die jetzt gestellte Frage meine ich nicht populistisch oder zynisch, sondern völlig ernst: Was ist schlimmer? Wenn ein paar Nullhirne und Blindgänger im Netz sagen "Du bist scheiße, menschlicher Deck, bring Dich um!!!" oder wenn die Presse (und damit Stück für Stück auch große Teile der Öffentlichkeit) Dich über Jahre hinweg, mal subtil-unterschwellig, mal deutlich und aufstachelnd "aufs Korn nimmt"? Fragt mal bei Sebastian Deisler nach, was der über Jahre hinweg unterschwellig einstecken musste ("Deislerin", "keine echter Kerl, benimmt sich wie ein Mädchen", "Weichei" etc.). Versucht euch mal vorzustellen, was das mit einem Menschen über Jahre machen kann und was das für ein Bild in den Augen der belanglosen Öffentlichkeit von einem Menschen erzeugt. Und das war im Vergleich zu anderen Fällen noch harmlos. Dass da kein Aufschrei kam, halte ich fast für scheinheilig. Denn so heißt es "Muss man eben aushalten, er ist ja berühmt". Hätte er Selbstmord begangen (wovon er stellenweise nach seiner Biographie wohl nicht soooo weit entfernt war), dann hätte es diesen Aufschrei in der Gesellschaft gegeben, so wie er jetzt bei Hanna da ist. Das meine ich mit zweierlei Maß! Und damit sind wir wieder bei dem, was ich die ganze Zeit über sage: Der Mensch ist das Problem. Und damit auch große Teile der Gesellschaft. Und beides ist nunmal, wie es ist. Es scheint für einige doch schwer zu sein, das zu erkennen...


Du hast absolut Recht und es ist mir klar was du damit ausdrücken willst. Es ist ja auch kein neues Phänomen.
Ich meine diese ganzen dreckigen Boulevardblätter gibt es ja überall. In England ist das ja auch ganz besonders schlimm.
Dazu aber auch nun noch Blogs Youtuber Webseiten.

Was ich sagen will ist, wenn jemand seine Meinung öffentlich Kind tut, muss man verantwortungsvoll sein und Verantwortung übernehmen - ich weiss das ist wohl utopisch :
Aber es ist egal ob ich meinen Rotz auf Twitter verbreitet als Redakteur in einer Zeitschrift oder als dusseliger Youtuber mit einem dummen Gesicht in den Vorschauen der Videos.
So wie ich nicht ohne Folgen auf die Strasse gehen kann und jemanden fertig machen kann, so sollte ich das auch nicht über ein Magazin oder das Internet.
Das ganze hat sich nun Natürlich etwas verlagert und ich will auch nicht die tödliche Macht der Medien kleinreden "Diana"
Aber ich glaube es wird Zeit, dass auch die Menschen im Internet zur Verantwortung gezogen werden. Dass man nicht immer ständig die Keule "Freies Internet" rausholen kann. Denn wenn das Internet akzeptiert ist als Teil unseres modernen Lebens und unserer Gesellschaft, unterliegt es auch dessen regeln.

Bei Hanna war der finale Trigger dann twitter, Aber es gab /gibt?! Auch bekannte Youtuber die sich immer sehr extrem über sie geäußert haben und am Ende sogar "glücklich" waren dass sie endlich weg ist. Ich bin ein extrem friedlicher Mensch, ich verabscheue "Reale Gewalt" vor aber bei solchen Leuten, reisst mir die Hutschnur und ich glaube sogar ich würde mich echt vergessen wenn ich so einem begegne.

Dann werde ich das noch einmal konkretisieren. Mit "da" ist jede Form von Öffentlichkeit gemeint, die über bestimmte (meist regionale) Grenzen hinausgeht (wobei eine Grenze hier naturgemäß schwer zu ziehen ist). Sobald man sich zu so einem Schritt entscheidet, muss man wissen, was man tut, da man dann von einer unbestimmten Vielzahl von Menschen wahrgenommen wird und damit "in der Öffentlichkeit" steht und man schlicht nicht weiß, wie diese "Öffentlichkeit" in bestimmten Situationen reagiert. Menschen in der "Öffentlichkeit" neigen dazu, eine Person des Zeitgeschehens in den Himmel zu heben und sie danach in den Dreck zu schmeißen, sobald es dazu nur einen kleinen Anlass gibt (manchmal gerne auch mal ohne Anlass)

Das ist richtig aber das kann und darf nicht der Grund sein, dass Menschen ihren Traum nicht mehr nachgehen können.

Wie extrem sind zb die Regeln japanischer Idol Gruppen, und ihr Training das sie immer wieder absolvieren müssen um sich mit negativ Reaktionen von Fans klarkommen. Natürlich ist das Show buisness rau.

Aber wie wir vorher schonmal wo sagten auch wenn ich weiss, dass Berlin ein hartes Pflaster sein kann, kann es ja nicht sein, dass ich mich schlecht fühlen muss wenn ich nachts spazieren gehen will im der Stadt zb am Alexanderplatz.
Selbst in Hellersdorf haben wir das irgendwann unterlassen.
Das Problem ist nicht, dass ich eventuell trotz der Gefahr spazieren gehen will, das Problem ist, dass diese Gefahr ungebremst besteht.
Und so auch im Show Business. Wenn ein Mensch und show Business geht, Sänger, wrestler Sportler, dann will er in der Regel seinen Traum erfüllen wie auch jemand der vielle Arzt werden will. Und das sollte (ich weiss die Realität sieht anders aus) verdammt nochmal sein gutes Recht sein, diesen Traum zu leben. Wenn Anfeindungen kommen muss dagegen was getan werden. Wenn nichts getan wird, hat das Rechtssystem ebenso versagt wir wenn ich in Berlin abgestochen werde und der Täter mit nem blauen Auge davon kommt (weil ich es I got dem tod Noch verpasst habe ;)

Ich verstehe absolut deine Aussage und deine Kritik, aber ich denke es ist falsch dass als gegeben hinzunehmen.
Wenn wir wirklich so denken, sollten wir dagegen ankämpfen, dass jede Form der Unterhaltung abgeschafft wird, denn sie bringt Menschen in Gefahr




Gut gepflückt
 
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Wenn es losgeht, geht es los. Und das muss man leider einfach wissen!
Sehe ich anders, da eben nicht jede Form von Öffentlichkeit gleichermaßen dem Hass der Masse ausgesetzt ist.

Aber davon mal ab ging es mir um etwas anderes:
Ist das schön? Nein. Sollte es anders sein: Natürlich. Wird es anders werden? Sicher nicht...
Genau darum nämlich. Das kam eben bei deinen bisherigen Aussagen man müsse halt damit rechnen und so sei die Welt halt in meinen Augen nicht so deutlich rüber. Auch wenn ich nach wie vor eher @JME beipflichten würde, dass man sich nicht damit abfinden sollte.
 
Was ich sagen will ist, wenn jemand seine Meinung öffentlich Kind tut, muss man verantwortungsvoll sein und Verantwortung übernehmen
Ja. Absolut richtig, auch aus meiner Sicht. So sollte es sein.

So wie ich nicht ohne Folgen auf die Strasse gehen kann und jemanden fertig machen kann, so sollte ich das auch nicht über ein Magazin oder das Internet.
Auch hier haben wir definitiv Konsens. Wie @Cressi schon sagte: Auch ich denke nicht, dass das irgendwer hier anders gesagt hätte.
Aber ich glaube es wird Zeit, dass auch die Menschen im Internet zur Verantwortung gezogen werden.
Na klar. Deswegen gibt es in einer Gesellschaft ja Straftatbestände. Und auch ich bin (unabhängig von allem gerade wieder zu hörenden populistischen und vereinzelt gar scheinheiligen Gedröhne) der Auffassung, dass für das Unterstrafestellen von Cybermobbing gute Gründe sprechen und ein solcher Straftatbestand kommen sollte (und wohl recht sicher auch wird). Aber da ist doch auch schon der Punkt: Warum muss es Straftatbestände geben? Weil jeder in der Gesellschaft weiß, dass man nicht stehlen, körperverletzen, töten oder betrügen darf. Dennoch passiert es, zu allen Zeiten, in allen gesellschaftlichen Schichten. Warum? WEIL DER MENSCH EBEN MANCHMAL SO IST! Da haben auch Straftatbestände nur eine begrenzte Abschreckungs- und Präventivwirkung (in manchen Bereichen sogar nahezu gar keine). Diese Wirkung gibt es zwar, aber sie ist überschaubar, zumindest nach allem, was man in den einschlägigen Medien und Untersuchungen dazu so lesen kann. Deswegen ist auch der Ruf nach höheren Strafen gerade nach bestimmten medienwirksamen Ereignissen meist nur polulistischer Mist. Höhere Strafen werden meistens nicht viel ändern.
Aber wie gesagt, unabhäbgig davon spricht tatsächlich auch nach meinem Dafürhalten vieles dafür, Cybermobbing unter Strafe zu stellen. Weniger wegen der Präventivfunktion als viel eher wegen der Vergeltungsfunktion. Viel mehr sollte man davon allerdings nicht erwarten- insbesondere keine "Besserung" der Gesellschaft im Netz.
Das ist richtig aber das kann und darf nicht der Grund sein, dass Menschen ihren Traum nicht mehr nachgehen können.
Und hier trennen sich unsere Wege. So sehr ich Dich verstehen kann und schön es wäre, wenn Du Recht hättest: Leider ist das aber doch ein Grund, warum sich Menschen genau überlegen sollten oder gar müssen, was sie genau tun und welche Träume sie verfolgen. Jedenfalls gilt dies für eher zartbeseitete und empfindsame Menschen (wie hier vielleicht - ich sage vielleicht, weil ich sie natürlich nicht kenne - als Beispiele Deisler oder Küblböck genannt werden können) und noch mehr für Menschen, die zu Depressionen neigen oder sie sogar in ihrem Leben haben bzw. hatten. Sie müssen wissen, worauf sie sich da einlassen, und selbstverständlich abwägen (zu diesen Menschen zähle ich, nach allem, was ich so weiß bisher, auch Hanna). Nimm als Beispiel Robert Enke, der sich vor über 10 Jahren umgebracht hat. Wenn man sich mal die Mühe macht, seine Biographie zu lesen, bei der auch seine Frau zu Wort kommt (lesenswert übrigens), dann weiß man, was durch die Depression ausgelöst werden kann und bei ihm damals auch ausgelöst wurde (über das Beispiel David Foster Wallace will ich hier lieber gar nicht erst was schreiben). Und Enke wurde von der Presse noch eher harmlos angefasst. Aber er wusste um den enormen Druck der Öffentlichkeit, der Medien und seines eigenen Ehrgeizes - und er ist damit nicht klargekommen. Wäre ein aderer "Job" besser gewesen? Man weiß es nicht. Aber ich denke, es ist offensichtlich, dass schon eine "intensivere" kritischere Berichterstattung pures Gift für ihn gewesen wäre. Von Shitstorms, die damals ja noch eher in den Kinderschuhen steckten, aber in Zeiten von StudiVZ und auch schon Facebook definitiv möglich waren, ganz zu schweigen. Aber alleine das Damoklesschwert der Medien und der Öffentlichkeit sorgen für enormen Druck. Wie gesagt, Enke ist nur ein Beispiel dafür, dass das Ausleben seines Traums in der Öffentlichkeit schon OHNE Shitstorms problematisch sein und gegebene gesundheitliche Veranlagungen (= Depressionen) verstärken kann. Wenn (so wie es bei Hanna auch war) dann tatsächlich noch Shitstorms dazukommen (was sich eben auch durch Straftatbestände nie vermeiden lassen wird!), dann muss man sich leider eben doch sehr genau überlegen, ob man diesen Schritt in die hier nun vielfach zitierte Öffentlichkeit gehen sollte. Man wird automatisch zu einer potentiellen Zielscheibe, die Öffentlichkeit ist eben manchmal unberechnbar und liebt es, Helden fallen zu sehen und nachzutreten (egal in welcher Tonlage und in welcher gesellschaftlichen Schicht), und damit muss man sich vorher schlicht auseinandersetzen und sich fragen, ob man meint, das aushalten zu können.
Ich verstehe absolut deine Aussage und deine Kritik, aber ich denke es ist falsch dass als gegeben hinzunehmen.
Ich denke, es ist leider sogar unumgänglich, das so hinzunehmen.
Wenn wir wirklich so denken, sollten wir dagegen ankämpfen, dass jede Form der Unterhaltung abgeschafft wird, denn sie bringt Menschen in Gefahr
Der Gedanke ist konsequent und ehrenwert. Aber Unterhaltung wird natürlich nie abgeschaft werden, einfach weil der Mensch unterhalten werden will und genug Menschen in diese "Maschine" wollen, aus welchen Motiven auch immer (Geld, sportliche Herausforderung, Profilneurose, Rampensau, das Jetsetlife... - die Motive, warum Leute berühmt werden wollen, kann man übrigens auch mal analysieren).
Und jeder ist seines Glückes Schmiedt. In Deutschland nennt sich das allgemeine Handlungsfreiheit (was vereinfacht gesagt bedeutet, dass jeder Mensch im Rahmen der Gesetze tun und lassen kann, was sie oder er will), sie ist um Grundgesetz verankert, ich bin sehr froh darüber und es lohnt, dafür auf die Straße zu gehen und notfalls zu kämpfen. Zum Glück wird diese Freiheit in absehbarer Zeit nicht in Gefahr sein.
Wenn sich also jemand im Rahmen seiner Freiheit dazu entschließt, ins "Showbusiness" zu gehen (sei es Fernsehen, Radio, Sport, Musik, Trash-TV oder eben Wrestling - aus welchen Motiven auch immer), dann kann und soll das natürlich jeder tun. Dass die Gefahren aber schlicht da sind, ist so und nicht zu ändern. Nur - und hier wiederhole ich mich bestimmt zum tausendsten Mal - MAN MUSS DANN EBEN AUCH WISSEN, WAS MAN DAMIT RISKIERT. Nochmal: Menschen sind leider manchmal wie sie sind. Da werden medienwirksame Trauerveranstaltungen, Solidaritätsbekundungen, moralische Empörung, Fordern von gesellschaftlicher Verantwortung etc. (wie im Falle von Hanna, Diana, Enke etc.) genausowenig etwas dran ändern wie neue Straftatbestände. So ist es einfach! Weil es immer eine handvoll Blindgänger geben wird, die so reagiert haben und auch künftig reagieren werden (auf welche Weise und über welches Medium auch immer), wie es bei Hanna eben der Fall war. Manche Menschen sind einfach so (nehmt es lieber hin, ihr könnt es nicht ändern, so schön das auch wäre), also muss der Faktor Mensch und die Konsequenzen, zu denen er schlimstenfalls führen kann, in diesen Schritt mit einbezogen werden. Wer das nicht erkennen kann oder will, der glaubt an eine Gesellschaft und der hat ein Menschenbild, das es so m.E. einfach nicht gibt. Es gibt nun einmal dumme, verantwortlunglose und "schlechte" Menschen. Und die werden nicht verschwinden.
 
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