Was ich sagen will ist, wenn jemand seine Meinung öffentlich Kind tut, muss man verantwortungsvoll sein und Verantwortung übernehmen
Ja. Absolut richtig, auch aus meiner Sicht. So sollte es sein.
So wie ich nicht ohne Folgen auf die Strasse gehen kann und jemanden fertig machen kann, so sollte ich das auch nicht über ein Magazin oder das Internet.
Auch hier haben wir definitiv Konsens. Wie
@Cressi schon sagte: Auch ich denke nicht, dass das irgendwer hier anders gesagt hätte.
Aber ich glaube es wird Zeit, dass auch die Menschen im Internet zur Verantwortung gezogen werden.
Na klar. Deswegen gibt es in einer Gesellschaft ja Straftatbestände. Und auch ich bin (unabhängig von allem gerade wieder zu hörenden populistischen und vereinzelt gar scheinheiligen Gedröhne) der Auffassung, dass für das Unterstrafestellen von Cybermobbing gute Gründe sprechen und ein solcher Straftatbestand kommen sollte (und wohl recht sicher auch wird). Aber da ist doch auch schon der Punkt: Warum muss es Straftatbestände geben? Weil jeder in der Gesellschaft weiß, dass man nicht stehlen, körperverletzen, töten oder betrügen darf. Dennoch passiert es, zu allen Zeiten, in allen gesellschaftlichen Schichten. Warum? WEIL DER MENSCH EBEN MANCHMAL SO IST! Da haben auch Straftatbestände nur eine begrenzte Abschreckungs- und Präventivwirkung (in manchen Bereichen sogar nahezu gar keine). Diese Wirkung gibt es zwar, aber sie ist überschaubar, zumindest nach allem, was man in den einschlägigen Medien und Untersuchungen dazu so lesen kann. Deswegen ist auch der Ruf nach höheren Strafen gerade nach bestimmten medienwirksamen Ereignissen meist nur polulistischer Mist. Höhere Strafen werden meistens nicht viel ändern.
Aber wie gesagt, unabhäbgig davon spricht tatsächlich auch nach meinem Dafürhalten vieles dafür, Cybermobbing unter Strafe zu stellen. Weniger wegen der Präventivfunktion als viel eher wegen der Vergeltungsfunktion. Viel mehr sollte man davon allerdings nicht erwarten- insbesondere keine "Besserung" der Gesellschaft im Netz.
Das ist richtig aber das kann und darf nicht der Grund sein, dass Menschen ihren Traum nicht mehr nachgehen können.
Und hier trennen sich unsere Wege. So sehr ich Dich verstehen kann und schön es wäre, wenn Du Recht hättest: Leider ist das aber doch ein Grund, warum sich Menschen genau überlegen sollten oder gar müssen, was sie genau tun und welche Träume sie verfolgen. Jedenfalls gilt dies für eher zartbeseitete und empfindsame Menschen (wie hier vielleicht - ich sage vielleicht, weil ich sie natürlich nicht kenne - als Beispiele Deisler oder Küblböck genannt werden können) und noch mehr für Menschen, die zu Depressionen neigen oder sie sogar in ihrem Leben haben bzw. hatten. Sie müssen wissen, worauf sie sich da einlassen, und selbstverständlich abwägen (zu diesen Menschen zähle ich, nach allem, was ich so weiß bisher, auch Hanna). Nimm als Beispiel Robert Enke, der sich vor über 10 Jahren umgebracht hat. Wenn man sich mal die Mühe macht, seine Biographie zu lesen, bei der auch seine Frau zu Wort kommt (lesenswert übrigens), dann weiß man, was durch die Depression ausgelöst werden kann und bei ihm damals auch ausgelöst wurde (über das Beispiel David Foster Wallace will ich hier lieber gar nicht erst was schreiben). Und Enke wurde von der Presse noch eher harmlos angefasst. Aber er wusste um den enormen Druck der Öffentlichkeit, der Medien und seines eigenen Ehrgeizes - und er ist damit nicht klargekommen. Wäre ein aderer "Job" besser gewesen? Man weiß es nicht. Aber ich denke, es ist offensichtlich, dass schon eine "intensivere" kritischere Berichterstattung pures Gift für ihn gewesen wäre. Von Shitstorms, die damals ja noch eher in den Kinderschuhen steckten, aber in Zeiten von StudiVZ und auch schon Facebook definitiv möglich waren, ganz zu schweigen. Aber alleine das Damoklesschwert der Medien und der Öffentlichkeit sorgen für enormen Druck. Wie gesagt, Enke ist nur ein Beispiel dafür, dass das Ausleben seines Traums in der Öffentlichkeit schon OHNE Shitstorms problematisch sein und gegebene gesundheitliche Veranlagungen (= Depressionen) verstärken kann. Wenn (so wie es bei Hanna auch war) dann tatsächlich noch Shitstorms dazukommen (was sich eben auch durch Straftatbestände nie vermeiden lassen wird!), dann muss man sich leider eben doch sehr genau überlegen, ob man diesen Schritt in die hier nun vielfach zitierte Öffentlichkeit gehen sollte. Man wird automatisch zu einer potentiellen Zielscheibe, die Öffentlichkeit ist eben manchmal unberechnbar und liebt es, Helden fallen zu sehen und nachzutreten (egal in welcher Tonlage und in welcher gesellschaftlichen Schicht), und damit muss man sich vorher schlicht auseinandersetzen und sich fragen, ob man meint, das aushalten zu können.
Ich verstehe absolut deine Aussage und deine Kritik, aber ich denke es ist falsch dass als gegeben hinzunehmen.
Ich denke, es ist leider sogar unumgänglich, das so hinzunehmen.
Wenn wir wirklich so denken, sollten wir dagegen ankämpfen, dass jede Form der Unterhaltung abgeschafft wird, denn sie bringt Menschen in Gefahr
Der Gedanke ist konsequent und ehrenwert. Aber Unterhaltung wird natürlich nie abgeschaft werden, einfach weil der Mensch unterhalten werden will und genug Menschen in diese "Maschine" wollen, aus welchen Motiven auch immer (Geld, sportliche Herausforderung, Profilneurose, Rampensau, das Jetsetlife... - die Motive, warum Leute berühmt werden wollen, kann man übrigens auch mal analysieren).
Und jeder ist seines Glückes Schmiedt. In Deutschland nennt sich das allgemeine Handlungsfreiheit (was vereinfacht gesagt bedeutet, dass jeder Mensch im Rahmen der Gesetze tun und lassen kann, was sie oder er will), sie ist um Grundgesetz verankert, ich bin sehr froh darüber und es lohnt, dafür auf die Straße zu gehen und notfalls zu kämpfen. Zum Glück wird diese Freiheit in absehbarer Zeit nicht in Gefahr sein.
Wenn sich also jemand im Rahmen seiner Freiheit dazu entschließt, ins "Showbusiness" zu gehen (sei es Fernsehen, Radio, Sport, Musik, Trash-TV oder eben Wrestling - aus welchen Motiven auch immer), dann kann und soll das natürlich jeder tun. Dass die Gefahren aber schlicht da sind, ist so und nicht zu ändern. Nur - und hier wiederhole ich mich bestimmt zum tausendsten Mal - MAN MUSS DANN EBEN AUCH WISSEN, WAS MAN DAMIT RISKIERT. Nochmal: Menschen sind leider manchmal wie sie sind. Da werden medienwirksame Trauerveranstaltungen, Solidaritätsbekundungen, moralische Empörung, Fordern von gesellschaftlicher Verantwortung etc. (wie im Falle von Hanna, Diana, Enke etc.) genausowenig etwas dran ändern wie neue Straftatbestände. So ist es einfach! Weil es immer eine handvoll Blindgänger geben wird, die so reagiert haben und auch künftig reagieren werden (auf welche Weise und über welches Medium auch immer), wie es bei Hanna eben der Fall war. Manche Menschen sind einfach so (nehmt es lieber hin, ihr könnt es nicht ändern, so schön das auch wäre), also muss der Faktor Mensch und die Konsequenzen, zu denen er schlimstenfalls führen kann, in diesen Schritt mit einbezogen werden. Wer das nicht erkennen kann oder will, der glaubt an eine Gesellschaft und der hat ein Menschenbild, das es so m.E. einfach nicht gibt. Es gibt nun einmal dumme, verantwortlunglose und "schlechte" Menschen. Und die werden nicht verschwinden.