Vorwort
Und noch ein Event, und wieder in Brasilien...nach dem Event am Vortag setzte dann hier der Overkill ein, denn über 20 Fights in zwei Tagen sind zu viel. Ich verstehe außerdem auch nicht, warum Brasilien sooo viele Events bekommt. Dies war bereits die dritte Card in diesem Quartal. Aufgrund dieser Vorzeichen freute ich mich nicht so auf das Event, vor allem weil die Card auch ziemlich schwach für eine TV Fight Night war.
Welterweight bout
Wagner Silva vs. Colby Covington
Covington besiegte Silva via Submission (Rear Naked Choke) nach 3:26 in der dritten Runde.
Das war ein guter Auftritt von Covington. Der Wrestler hat dem BJJ Artisten keine Chance gelassen. Silva konnte am Boden wirklich gar nichts durchbringen, obwohl er eigentlich eine gute Guard haben müsste. Da war er ja im Stand überraschenderweise gefährlicher, weil er dort wenigstens hier und da mal einen guten Treffer landen konnte. Sobald es aber auf den Boden ging, war er chancenlos. Die Submission war dann allerdings keine große Leistung mehr, denn Silva hatte sich zu dem Zeitpunkt schon aufgegeben, da er sowieso aussichtslos hinten lag.
Bantamweight bout
Thomas Almeida vs. Tim Gorman
Almeida besiegte Gorman via Unanimous Decision (30-27, 30-27, 29-28).
Hier kam es zu einer Situation, die ich bisher im MMA nur ganz ganz selten gesehen habe. Brasilianer sind unter normalen Umständen tolle Grappler, die vor allem den Bodenkampf bevorzugen und dort ihre Stärken haben. Almeida war jedoch das genaue Gegenteil. Er arbeitete hauptsächlich nur im Stand und das wirklich auf einem klasse Niveau. Gorman war im Stand absolut chancenlos und konnte nur dann mal die Kontrolle über den Fight erlangen, wenn er einen Clinch oder Takedown ansetzen konnte. Ansonsten wurde er über drei Runden hinweg von Almeida vorgeführt, der riesiges Potenzial besitzt. Die 30-27 Wertung geht da völlig in Ordnung.
Lightweight bout
Leandro Silva vs. Charlie Brenneman
Silva besiegte Brenneman via Submission (Rear Naked Choke) nach 4:15 in der ersten Runde.
Schon in der Anfangsphase zeigte Silva mit dem Thai Clinch, dass er weiß, wie man intelligent grappelt. Dennoch ging Brenneman mehrmals auf den Takedown, obwohl er meiner Meinung nach im Stand bessere Chancen gehabt hätte. Und dafür wurde er dann auch bestraft, denn Silva konnte seinen Rücken erobern und den Fight mit einem Rear Naked Choke finishen. Brenneman hatte hier einfach keinen guten Game Plan und verlor daher wenig überraschend gegen den Grappler Silva.
Middleweight bout
Caio Magalhães vs. Trevor Smith
Magalhães besiegte Smith via KO (Knee & Punches) nach 0:31 in der ersten Runde.
Kurze Fights sind immer schwer zu analysieren, da nicht viel passiert. Hier konnte man allerdings schon in den Ansätzen die Aggressivität von Magalhaes sehen. Er legte wirklich alles in seine Attacken, sodass es klar war, dass er Smith bei einem richtigen Treffer große Probleme bereiten dürfte. Zu Smith kann man nicht viel sagen, denn er hat eigentlich nichts falsch gemacht und wurde trotzdem spektakulär ausgeknockt. Das nennt man einfach dumm gelaufen.
Featherweight bout
Diego Rivas vs. Rodolfo Rubio
Rivas besiegte Rubio via Unanimous Decision (30-27, 30-27, 30-27).
Man merkte relativ schnell, dass die beiden TUF Latin America Rookies noch einiges lernen müssen. Das war technisch kein toller Kampf. Rivas war am Boden schlicht und ergreifend der bessere Fighter und nutzte das über den gesamten Fight hinweg. Er dominierte den unterlegenden Rubio am Boden und ließ nur ganz wenige Konter zu. Daher ein klarer und verdienter 30-27 Sieg.
Women's Strawweight bout
Juliana Lima vs. Nina Ansaroff
Lima besiegte Ansaroff via Unanimous Decision (29-28, 29-28, 29-28).
Lima ging mit einem guten Game Plan in den Fight. Sie wusste, dass Ansaroff im Stand deutlich überlegen sein dürfte, sodass sie versuchte, den Fight entweder im Clinch oder am Boden zu kontrollieren. Dies gelang ihr über weite Strecken des Fights auch ziemlich gut, nur konnte sie eben keine eigenen Offensivaktionen landen, bis auf ein paar Punches und einen eher schwachen Submissionversuch. Ansonsten klammerte sie sich einfach nur an Ansaroff. Da Ansaroff im Grappling allerdings keine gute Fighterin war, konnte auch sie in diesem Bereich recht wenig verbuchen. Im Stand landete sie immerhin ein paar gute Treffer, konnte aber dort nicht nachsetzen, da Lima immer ins Grappling ging und keinen offenen Schlagabtausch zuließ. Lima bekam am Ende die 29-28 Decision zugesprochen, allerdings waren alle drei Runden für mich ziemlich gleich, sodass ich mich frage, welche Runde Ansaroff gewonnen haben soll. Für mich war das sogar eine 30-27 Decision, obwohl meiner Meinung nach beide Fighterinnen den Sieg nicht verdient haben. Kein guter Fight für den neutralen Zuschauer!
Welterweight bout
Dhiego Lima vs. Jorge de Oliveira
Lima besiegte de Oliveira via Unanimous Decision (30-27, 30-27, 30-27).
Lima bot hier eine klasse Leistung. Der Fight verlief zwar ähnlich, wie der vorherige, allerdings auf einem viel besseren Niveau. Die Takedowns von Lima hatten ordentlich Impact und am Boden war er deutlich aktiver, als die weibliche Lima. In diesem Bereich hat er sich seit TUF 19 enorm verbessert. Oliveira verteidigte sich zwar mit viel Herz, aber er war technisch einfach in allen Belangen unterlegen, sodass Lima am Ende eine dominante 30-27 Decision einfahren konnte. Die ging in der Deutlichkeit auch in Ordnung.
Welterweight bout
Cláudio Silva vs. Leon Edwards
Silva besiegte Edwards via Split Decision (28-29, 29-28, 29-28).
Ein sehr schwer zu scorender Fight, da beide ihre starken und schwachen Phasen hatten. In der ersten Runde hatte Silva eine dominante Phase am Boden mit gutem Ground & Pound, Edwards konnte aber im Stand viele gute Treffer und sogar einen kleinen Knockdown verzeichnen. Ich würde die Runde daher ganz knapp mit 10-9 an Edwards geben. Die zweite Runde war dann etwas eindeutiger. Edwards dominierte den Stand mit vielen guten Treffern. Außerdem wehrte er viele Takedownversuche von Silva ab. In der Schlussminute landete Silva dann aber doch noch einen Takedown und setzte mit Ground & Pound nach. Dennoch war das für mich ebenfalls eine 10-9 Runde für Edwards. Die dritte Runde war dann ganz klar eine Silva Runde, da Edwards lange Zeit auf dem Rücken lag und selbst keine Offensivaktionen verzeichnen konnte. Dennoch steht am Ende auf meiner Scorecard ein 29-28 Sieg für Edwards. Das war ein interessanter Fight für alle Hobbyjudges!
Welterweight bout
Warlley Alves vs. Alan Jouban
Alves besiegte Jouban via Unanimous Decision (29-28, 29-28, 29-28).
Ich muss sagen, dass ich mit dieser Decision nicht wirklich einverstanden bin. Alves war in der ersten Runde der stärkere Fighter, da er Jouban mit einigen Schlägen und einem Guillotine Choke Versuch unter Druck setzen konnte. Jouban landete hingegen in der dritten Runde die besseren Treffer. Dass Alves dort Probleme hatte, konnte man auch daran erkennen, dass er immer wieder unfaire Aktionen von Jouban beim Referee reklammierte. Somit kommt es auf die zweite Runde an, wer die 29-28 Decision zugesprochen bekommt. Und dort fand ich Jouban stärker. Klar, Alves hatte den Takedown, aber ohne Offensivaktionen. Jouban landete hingegen einige gute Bodyshots. Es ist zwar eine enge Decision, aber ich finde, dass Jouban hier den Sieg verdient gehabt hätte. Das war wohl der Heimvorteil.
Light Heavyweight bout
Maurício Rua vs. Ovince St. Preux
St. Preux besiegte Rua via TKO (Punches) nach 0:34 in der ersten Runde.
Joa, das dürfte der Beweis gewesen sein, dass Shogun am Ende ist. Seine Athletik reicht einfach nicht mehr aus und sein Kinn ist auch im Eimer. Das konnte man hier beides deutlich sehen. Die Kombination von Shogun war nicht explosiv genug, sodass OSP sauber kontern konnte. Und der Treffer hätte einen Shogun vor 8 Jahren noch nicht ausgeknockt. So schade es ist, aber ich glaube, dass Shogun nun über ein Karriereende nachdenken sollte. Für OSP dürfte es hingegen nach diesem Sieg wieder bergauf gehen. Sollte Phil Davis gegen Ryan Bader ran müssen, wäre Rashad Evans für OSP frei. Das wäre mal ein großer Fight für OSP.
Fazit
Im Vergleich zum Event am Vortag war das hier eher enttäuschend. Viele Decisions, viel Grappling, wenig Unterhaltung. Es gab zwar hier und da mal einen guten und spannenden Kampf, aber der Großteil blieb dann doch hinter den Erwartungen zurück, vor allem natürlich der kurze Main Event. Dieses Event würde ich nicht weiterempfehlen, das am Vortag dafür umso mehr.