Zwei weitere solide Hauptfights und das wäre eine gute Card geworden, leider nicht der Fall. Ich schwelge mich mal in der Illusion, dass dies anders wäre, wenn man die HW- und Frauenfights mit skillstarken Fightern ersetzen würde
Wenn man sie mit anderen Cards vergleicht, ist sie relativ stark, ohne aber stark im wörtlichsten Sinne zu sein. Meist wird aus Kämpfen wie dem Co-Main ein eigenes Event gemacht, hier gibt es zumindest den ein oder anderen starken Kampf, auch wenn die Zeiten einer komplett guten Main Card damit nicht erreicht sind. Zum Glück sind die Prelims mal nicht mit Leuten gefüllt, die eher auf einer TPF Undercard stehen sollten, wodurch bis auf die Frauen- und HW-kämpfe fast das gesamte Event sehenswert sein sollte. Allerdings sehe ich bei einigen Duellen großes Potenzial für Kämpfe, bei denen sich viele aufregen, die den taktischen Hintergrund nicht ganz checken, vor allem Bader und Hendricks sind da Kandidaten.
Der Hauptkampf ist sehr interessant für beide Kämpfer, vor allem aber für Gus, da er den Titelkampf geschenkt bekam und nun schon der zweiten in Folge ist, der einen Titelkampf nach einer Niederlage geschenkt bekam. Für die Glaubwürdigkeit der Division wäre ein Sieg Gustafssons fatal, erst Recht wenn Jones nicht bald zurück kommt. Kein Champion sollte 2 seiner letzten 4 Kämpfe verloren haben.
Auch wenn ich persönlich für Gus wäre, glaube ich nicht, dass er mit Cormier einen "leichten" Gegner hat. Man kann sagen, was man will, aber Gus hat nie einen elitären Fighter besiegen können, sogar gegen Shogun hat er einige Lücken gezeigt. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er gegen Cormiers Clinch-orientierten Grappling mit der Routine wie Jones gegenhalten kann, ganz im Gegenteil. Dass er selber gegen Jones sehr gut aussah, war ein stilistischen Vorkommnis, worauf er sich gegen Cormier nicht sonderlich verlassen kann. Cormier wird unglaublich viel Druck machen, er wäre ein Idiot, wenn er gegen Gus die Distanz suchen würde. Ich denke, wenn er ähnlich wie gegen Jones zu Werke geht, dürfte er die ersten drei Runden locker gewinnen können und Gus wird da echt Probleme bekommen, gegen gutes WnS anzukommen, erst Recht bei seinem Körperbau. Im Optimalfall beweist Cormier dabei gute Ausdauer, denn dann legt er ein gutes Argument ein, Jones bei dessen Rückkehr besiegen zu können.
Hendricks vs. Woodley ist ein wenig überfällig und einer der besten Kämpfe, die man hätte ansetzen können. Für Hendricks könnte ich mir aktuell keinen schwierigeren Gegner denken. Viele labern ziemlich große Scheiße bezüglich Woodleys Sieg über Condit, dieser wäre in der Minute vor der Verletzung besser geworden, das gleicht schon fast an die Lächerlichkeit der Meeresspiegel-Ausrede. Auch seinen Sieg über Gastelum haben ihm viele übel genommen, was ich ebenfalls nicht verstehen kann. Woodley ist ein Fighter, der bei seinen Niederlagen nie schlecht aussah und z.T. mehr Topleute besiegt hat als ein Großteil der gehypten Leute seiner Division.
Für Hendricks wird es sehr schwierig, seine Takedowns und Wallstalls in Szene zu setzen. Für einen Mann seiner Masse ist Woodley sehr leichtfüßig und beweglich, sein Grappling ist von dem eines Ausnahmeringers zu dem eines Ausnahme-Grapplers im allgemeinen geworden und ich denke, dass beide nicht das Striking des Gegners herausfordern werden, sondern versuchen, das Clinchgame des Gegners zu dominieren und von da aus sichere Runden zu gewinnen. Wie es so oft ist, kann dies in einem sehr zähen Kampf enden, was dann mal wieder ein Shitstorm bedeuten würde, da kann man ja mal bei Phil Davis nachfragen. Der Kampf ist sehr schwer zu beurteilen, die Taktik wird alles weitere bestimmen, die Männer sind technisch zwar sehr verschieden, scheinen im Gesamtbild aber gleich auf zu sein, woran auch ein Sieg von a über b nicht viel reißen würde.
Der LHW Kampf ist schwierig zu bewerten. Ich habe mich ja immer gefragt, wieso Bader in Arizona trainiert, aber nicht nach Albuquerque oder Cali geht. Wenn man ihm eines anrechnen muss, dann dass er Teamtreue hat. Rashad Evans war in den letzten Jahren mit sehr viel Pech bestraft, wurde dafür aber nicht mit so viel Respektlosigkeit der Fangemeinde bestraft wie Weidman oder Velasquez. Ich glaube nicht, dass Rashad nach so vielen Karrierejahren auf hohem Niveau so problemlos zurückkommt. Auch wenn er von vielen oft degradiert wird, ist Bader kein schwacher Gegner. Ich sehe es schon kommen: Wenn Rashad gewinnt, ist Bader der verkackte Gatekeeper. Wenn Bader gewinnt, ist er trotzdem der verkackte Gatekeeper, nur dass Rashad außer Form war. In der Tat ist Bader auch für einen fitten Rashad eine große Herausforderung, da es nicht einfach nur einem schnellen Takedown bedarf, seinen Gegnerzu Boden zu kriegen. Nein, da muss schon mehr kommen, da sollte man schon Kombinationen auf Lager haben und sehr sicher in der eigenen Deffensive sein, was Rashad nicht unbedingt von sich behaupten kann. Da Rashads Form enorm spekulativ ist, bin ich in der allgemeinen Bewertung vorsichtig. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn er schon in der ersten Runde Probleme mit der Kondition kriegt und Bader ein recht sicheres Striking-Duell gewinnen kann.
Shawn Jordan ist ein Name, der niemals auf einer PPV Maincard stehen sollte, das ist schon eine ziemliche Härte. Magomedov durfte bislang nur gegen ziemlich zweifelhafte Leute ran, der Trend setzt sich fort und ich könnte mich nicht weniger dafür interessieren. Er ist sicherlich nicht schlecht, hat eventuell Potenzial, aber dieser Kampf ist eine Zeitverschwendung.
Obwohl er längst nicht mehr an die Leistungen wie früher kommt, schafft Benavidez es irgendwie noch, seine Kämpfe zu gewinnen und ich denke, das sollte ihm ein weiteres mal gewinnen. Sein Gegner ist ja nur für seine Niederlage gegen DM bekannt, sonst hat er nicht wirklich was gerissen und das erwarte ich auch nicht, da er den Titelkampf nur aus Personalknappheit bekam. Ich würde mich wundern, wenn er das Geschwindigkeitsdefizit seines Gegners ausnutzen kann, dafür halte ich ihn im Gegensatz zu Benavidez für nicht abgewichst genug und sein Grappling ist auch extrem überbewertet. Wenn er sich nicht unerwartet verbessert hat, sollte das gegen Benavidez echt schwer werden.
Der Rodriguez ist gut für sein Alter, ohne Frage, sehr kreativer Kämpfer mit toller Athletik und einem vergleichbar guten GG, was nur besser werden kann. Sein letzter Kampf hat schon gezeigt, welch ein Potenzial er da hat und m.M.n. ist Hooker ein guter Gegner, das erneut unter Beweis zu stellen. Der Sieger dieses Kampfes hat auf jeden Fall ein Exempel statuiert, sofern es keine enorm knappe Sache wird. Beide scheinen noch nicht ganz ihr eigentliches Potenzial ausleben zu können, von daher wird das ein Kampf sein, auf den man sich im eigentlichen Sinne nicht freuen muss, der jedoch als Wegweiser gelten soll. Falls beide Männer wie zuletzt auftreten, kann das ein toller Kampf werden, ich rechne aber damit, dass es taktisch wohl doch etwas deffensiver wird. Den Kampf hat Rodriguez noch lange nicht gewonnen, diesmal darf er sich wohl nicht so auf den offenen Schlagabtausch einlassen. Interessant wird es auf jeden Fall.
Islam Makhachev hat ein recht überzeugendes Debüt gegeben, allerdings noch nicht gegen jemanden gekämpft, den man einschätzen kann. Mit Adriano Martins ist das anders. Er ist zwar nicht weltklasse, aber hat seine Berechtigung in der UFC und kann auf eine große Karriere zurückblicken. Ein Sieg über ihn wäre echt groß, allerdings bin ich da skeptisch, da die Osteuropäer ein Talent dafür haben, sich eine saubere Statistik aufzubauen, ohne dabei groß was zu reißen.
Alan Jouban kämpft im Moment irgendwie extrem oft, wo ich absolut nichts gegen habe. Nach seinem Sieg über Dwyer bietet sich der Kamf gegen Tumenov natürlich an, einen weiteren talentierten Osteuropäer, der allerdings schon gut was bewiesen hat. Ich hoffe, Jouban kann mal wieder überzeugen, glaube jedoch, dass der Kampf in einem WnS Sieg für seinen Gegner endet.