Für eine Brazil-Card ist diese hier echt deep und leidet optisch ein wenig unter einem schwachen Main Event und keinem guten Support, ist aber unten vergleichbar stark, was mir so ziemlich das wichtigste ist, um möglichst viele sehenswerte Kämpfe zu stellen. Die oberen Kämpfe sind sehr einseitig und enorm darauf ausgelegt, dass viele Brasilianer gewinnen, unten ist es tight.
Ich denke, der Einfluss der Testokuren wird ein wenig überschätzt, da sich bei allen Fightern, die eine TRT in Anspruch nahmen, keine wirkliche Tendenz festzustellen war, dass sie damit besser als vorher waren. Sicher hatte z.B. Vitor einige souveräne Siege, speziell bei ihm hat es aber mit den Gegnern zu tun, die nicht die Deffensive eines Weidmans haben und gegen solche Gegner hat Vitor damals wie heute große Siege gefeiert. Ein Frank Mir hingegen wirkte unter der TRT vielleicht sogar schlechter, aber auch dies hat viel mit entsprechenden Ansetzungen zu tun. Darüber hinaus muss der Testospiegel nicht gleich im Keller hängen, wenn man nicht mehr die TRT nutzt, sondern sich sein Testo anderweitig regelt, so dass Vitor gegen Weidman sogar noch einen höheren Spiegel hatte.
Ich tu mich mit diesem Kampf enorm schwer, da Vitor nur verlieren kann und es einige interessantere Kämpfe für diese alten Hunde gibt. Ich halte Vitor als Striker für qualitativ genug, um Hendos Overhooks und Uppercuts zu umgehen und dabei eventuell selber in der ersten Runde einen Knockout zu landen, allerdings muss man sagen, dass Vitor es in seiner Karriere immer schaffte, sich die leichtesten Kämpfe am schwierigsten zu machen.
Ansonsten finde ich die Card vor allem in den Prelims ziemlich solide. Clay Guida und Tavares sind zwei passende Gegner, beide sind nostalgische Figuren und kämpfen im Moment um ihre Berechtigung in der UFC, das ist eine hintzige Angelegenheit. Cabral und Case sind solide Aufsteiger, ebenso wie Souza und Seklly. Der Kampf von Tibau könnte vielleicht zäh werden und nicht grad spannend, aber auch hier gibt es eine reelle Chance, das Abel das ganze dreht und seinem Gegner eine Abreibung verpasst.
Jimmie Riveras Debüt hätte eine größere Welle machen sollen als es der Fall war, der Mann hat sich als zu einem enorm guten Prospect entwickelt, seine Verpfrlichtung war lange überflüssig und er hat auch noch geliefert. Er hat mit Pedro Munhoz ein richtiges Zombie als Gegner, der mir bisher von seinen Anlagen gefällt und wie sein Gegner ein richtiges Statement machen könnte.
Der Kampf zwischen Gilbert Burns und Rashid Magomedov könnte ne richtig geile Sache werden, wenn der Russe doch noch beweist, dass er sein Sambo so weltklasse in seinen Stil bringen kann wie es nur wenige schaffen. Burns hingegen ist der absolute Hammer auf dem Boden und einer der wenigen seiner Größe, die in der offenen Gewichtsklasse im No-Gi Grappling super Resultate erzielen. Magomedov hat es seinnen Gegnern bisher ein wenig zu leicht gemacht, ihr Game auszuleben, was gegen Burns niemals funktionieren wird. Stilistisch wird das die wohl interessanteste Ansetzung, die einige Fragen klären sollte und für beide Männer wegweisend ist.
Thomas Almeida hat sich echt einen super Ruf erarbeitet und wird von Dana enorm gepusht, was sich wieder einmal an dieser Ansetzung zeigt. Birchak sollte diesen Kampf verlieren, hat durch seinen mobilen Stil aber sicher eine Chance, einen Fehler in der Deckung seines Gegners zu bestrafen. Wenn man bedenkt, dass Soto aus einem Titelkampf kam, bei dem er dem Champion ordentlich Arbeit gemacht hat, war sein Sieg über ihn sicher beeindruckend, man darf es aber nicht überinterpretieren. Ich musste grade nochmal nachsehen und habe festgestellt, dass dies in der Tat sein letzter Fight war. Man darf also ruhig Almeida favorisieren, da er sich bisher als vieseitiger und "besser" erwiesen hat. Bei diesen zwei dynamischen Kerlen dürfen wir was erwarten.
Texeira soll offensichtlich auf eine Serie geschickt werden, vermutlich aus Mangel an Herausforderern. Ich muss sagen, dass ich von Cummins bisher nicht wirklich beeindruckt war und er selbst bei seinen Siegen kaum den Eindruck machte, elitär zu sein, was ich Tex eher zuschreiben würde, auch wenn er niemals in die Nähe des Titels kommen wird, wofür er m.E. auch nicht die richtige Maße hat. Ich würde vermuten, dass dies eine weitere sehr einseitige Sache wird und die UFC hier endgültig alles dafür getan haben wird, dass die Brasilianer die Card rulen - speziell Tex sollte den Kampf in jeder Art entscheiden können.
- Wer hat das bessere Kinn und wer hat den härteren Schlag? Vitor oder Hendo?
Ich weiß es nicht, halte diesen Aspekt aber auch nicht für entscheidend, allerdings gebe ich beide Punkte an Vitor. Der Schlüssel zu seinem Erfolg kam immer aus seiner Agilität und Beinarbeit und mit bloßem Kinn oder bloßer Power wird Hendo da nicht weit kommen. Die beste Chance für ihn ist es, Vitor zu clinchen und mit seiner eigenen Technik zu arbeiten, um Vitor aus dem Konzept zu bringen und es auf die Ausdauer ankommen zu lassen. Einen Schlagabtausch würde er nicht durchstehen und so gehirngeschädigt wie Hendo schon ist (vielleicht ist er auch einfach ein Arschloch), würde ich ihm das auch nicht gönnen.
- Wo seht ihr Teixeira aktuell im UFC Halbschwergewicht? Kann er durch einen Sieg nochmal oben angreifen?
Wie man es nimmt. Ich schließe nicht aus, dass er den Stil hat, den ein oder anderen der Elite zu besiegen, aber sich fest als Größe zu etablieren wird in der Gewichtsklasse für ihn schwierig. Da würde ich eher Hoffnung sehen, wenn er ein wenig Masse aufgibt und es ne Division tiefer versucht, falls er es schafft, dabei seine Power zu behalten.
- Ist Almeida wirklich ein kommender Titelkandidat?
Naja, im Bantamweight sind im Moment mehr auf dem absteigenden Ast als Fighter aufsteigen, daher sollte man jeden als Titelkandidaten betrachten, der noch Luft nach oben hat und bisher überzeugen konnte. In dem Sinne ist er ein Titelkandidat, allerdings lässt sich nicht leugnen, dass man noch nie einen kommenden Champion nach drei Kämpfen prophezeien konnte. Es gibt nur mehr und weniger naheliegende Kandidaten und in Relation ist Almeida eher naheliegend. Man darf aber nicht vergessen, dass es so viele Faktoren gibt, dass seine Chance, der kommende Champ zu werden, dennoch vergleichbar klein ist, von meinem Standpunkt aus bei etwa 10%.