Die groteske Weltanschauung

Rygel

World Champion
Liebes Ukrainer Terrorregime!

Wow, in Ihrem Land ist ja gerade die Scheiße am brodeln, was? Da konnte ich echt nicht länger tatenlos zugucken, deshalb dachte ich mir spontan, dass ich Ihnen mal einen kleinen Aufmunterungsbrief schreibe. Wenn jemand völlig isoliert dasteht und von allen Seiten fertig gemacht wird, weckt das in mir immer eine Art von Beschützerinstinkt, da kommt meine Solidarität oft automatisch zustande und durchaus auch zu den seltsamsten Anlässen, wie man auch sehr schön an Ihrem Fall erkennen kann. Denn natürlich ist es nicht in Ordnung, dass Sie in Ihrem Land mit den Menschenrechten „Reise nach Jerusalem“ spielen, dabei nur einen Stuhl aufstellen und den während der Musik noch nicht mal verlassen. Aber selbstverständlich können Sie echt nichts dazu, dass im wichtigsten, da einwohnerstärksten deutschen Bundesland die Minderheitenregierung platzt und deshalb gerade dann Neuwahlen anberaumt werden, wenn der Imperator Ihrer Bananenrepublik eigentlich Resteuropa in sein Kolosseum bitten möchte.


Wer konnte schon ahnen, dass die FDP, eine ulkige Parodie auf die üblichen Vertreter der deutschen Parteienlandschaft, trotzig auf den eigenen Selbstzerstörungsbutton haut, als Zünglein an der Waage die NRW-Regierungskoalition hoch gehen lässt und so tatsächlich ihren politischen Suizid knallhart durchzieht? Das wurde selbst hierzulande sehr überrascht aufgenommen, wie hätten Sie in der fernen Ukraine mit diesem dämlichen Manöver rechnen können? Echt ärgerlich, aber natürlich war direkt nach Bekanntgabe des liberalen Harakiri-Versuchs klar, dass sich nun im Vorfeld der Kreuzchenjagd die hiesigen Politikernasen auf alles stürzen, was nach volksnahem Thema riecht und nicht schnell genug fliehen kann. Logisch, dass die üblichen Verdächtigen quer durch alle Parteien dabei auch über Ihr Land stolpern, in dem Sie seit einigen Jahren recht erfolgreich die DDR in der Hardcore-Version nachspielen, und diese Typen gleich nach dem Fund schnell irgendwo nachschlagen, was genau das Wort „Menschenrechte“ bedeutet und wie es geschrieben wird, um dann das Ganze künstlich empört direkt in den Tank ihrer jeweiligen Propagandamaschinerie zu füllen.


Aber warum führe ich hier eigentlich die Hintergründe auf? Über die sind Sie ja sicher selber inzwischen ausreichend informiert, die Frage ist wohl mehr, wie dieses Kind jetzt wieder aus dem Brunnen zu bekommen ist. Da gibt es glücklicherweise schon einige Möglichkeiten, wie sieht es zum Beispiel mit Wirtschaftsaufträgen Ihres Landes an die Bundesrepublik aus? Könnten Sie da irgendwelche Geldbewegungen in Milliardenhöhe versprechen? Oder wenigstens in Millionenhöhe, um Ihren guten Willen zu zeigen? Fragen Sie doch mal in Ihrem Freundeskreis nach oder lassen Sie Ihr Land von irgendeinem Scheich adoptieren. Denn wenn die Zahlen auf den Kontoauszügen stimmen, dann fragt kein deutscher oder internationaler Politiker mehr nach Menschenrechten, das kann ich Ihnen absolut versichern.


Während ich diese Zeilen schreibe, führt Deutschland eine gemeinsame Messe mit China durch, also dem Land, das den Stinkefinger gegen die Menschenrechte praktisch erfunden hat. Sie kennen China, oder? So geschäftstüchtig wie die Leute da sind, geben die doch bestimmt inzwischen Seminare für die Despoten dieser Welt auf den Gebieten „Wieviele Demonstlanten kann man mit einel Panzelkette elfassen?“, „Meinungsfleiheit? Hahaha, del wal gut…“, „Ping Pong Peng hat jetzt diese Adlesse – Ja, das ist ein Fluss“ und anderen themenspezifischen Verhöhnungen demokratischer Grundprinzipien außer dem Recht auf Arbeit. Wenn die Auftragsbücher gefüllt sind, halten Kleinigkeiten wie Menschenrechtsverstöße Deutschland nicht mal ansatzweise von harmonischen Beziehungen zum jeweiligen Terrorstaat ab, es würde hier auch kein Politiker etwas gegen die Olympischen Spiele in Peking sagen. Im Gegenteil werden für politische Reisegruppen aus dem Land der Mitte sogar gerne ganze Autobahnen gesperrt, damit die ewig lächelnden halben Meter mit den Namen, auf die Westeuropäer reflexartig mit „Gesundheit“ reagieren, auch möglichst rasch zu den Orten reisen können, an denen sich die deutsche Politik herzlich mit ihnen verbrüdern möchte. Natürlich ohne auch nur einmal auf die menschenfeindlichen Routinen dieser Diktatur einzugehen und so hinterher noch die tolle Stimmung zu vermiesen.


Falls Sie lediglich in der Lage sein sollten, nur einmalig eine fixe Summe zu stemmen, die in zufrieden stellender Höhe liegt, dann versuchen Sie auf Zeit zu spielen, denn die ist definitiv auf Ihrer Seite. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass sich der Entrüstungssturm aus dem Land der Germanen schon direkt nach Beendigung der NRW-Wahlen am 14. Mai legen wird, nach der EM können Sie aber garantiert wieder Dissidenten zu Matsch schlagen lassen, ohne das dieses Vorgehen von irgendwelchen ausländischen Politinstanzen kritisiert wird. Das liegt schon alleine daran, dass so etwas zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr wahrgenommen wird, und vor jeder Kritik steht ja nun mal zwangsläufig irgendeine Form von interessierter Aufmerksamkeit. Ich würde also sagen, Sie versprechen einem beliebigen deutschen Großunternehmen einen fetten Auftrag, berufen sich bei der Vermittlung auf die hiesige Regierungskoalition und ziehen die Zahlungsmodalitäten bis Mitte Juli in die Länge. So sollten alle Seiten befriedigt werden und wieder Ruhe im Karton herrschen. Da fällt mir gerade ein: Brauchen Sie nicht Panzer, Munition oder Granaten für die Unterdrückung Ihrer Bevölkerung? So könnten Sie ja ganz hervorragend das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Deutsche Waffenschieber erhalten die finanziellen Mittel, die sich schon immer traditionell als Pflaster über dem Mund der kritischen Humanpolitik bewährt haben, und Sie überrollen Ihre Revoluzzer mit Panzern made in Germany, der Nummer Eins im Kriegsgewerbe inklusive entsprechender Markengarantie.


Wenn es jetzt geldtechnisch eher schlecht aussieht, könnten Sie auch noch mit Bodenschätzen die Kurve bekommen. Seitdem Deutschland sich wegen der Gasversorgung vor Russland bücken muss, ist dieses Verhältnis auch in völlig neue French-Kiss-Dimensionen vorgestoßen. Und das obwohl es da gar nicht mehr so viel Luft nach oben gab, seitdem ein ehemaliger deutscher Kanzler sich Hals über Kopf in den amtierenden Russenhitler verguckt hat und für diese Amour Fou sogar Heimat, Frau(en) und den guten Geschmack verlassen hat, um ein neues Leben als Iwanmarionette zu beginnen. Diese Kombination aus Abhängigkeit und romantischer Ekelaffäre hat dazu geführt, dass der russische Hassprediger inzwischen sogar Journalisten öffentlich die Kastration androhen darf, eine Wahl nach der anderen zu seinen Gunsten verschieben kann oder sogar lapidar verschlüsselte Geständnisse über die Entsorgung politischer Gegner via eigener SS… Entschuldigung… via eigenen Geheimdienst zugeben darf, ohne das diese eigentlichen Skandale große Wellen im Westen oder beliebigen anderen Himmelrichtungen schlagen.


Eine Gefährdung der russischen WM im Jahr 2018 ist nicht mal ansatzweise in Sicht, wer will als deutscher Politiker schon riskieren, dass der gerade in Zeiten der Energiewende dringend benötigte Gashahn zugedreht wird? Natürlich will auch kein Auslandskritiker in einer öffentlichen Demonstration auf dem Roten Platz sein Geschlechtsteil verlieren, um dieses dann nur noch als mahnendes Signal an alle Aufmucker vor den Stadttoren Moskaus besichtigen zu können. Ich schlage also vor, Sie begeben sich auf die Suche nach irgendwelchen verwertbaren Erdschätzen und bringen aufmüpfige Westnationen so unter Ihre Kontrolle. Im Zweifelsfall können Sie auch ruhig ein paar Aufständischen die Kauleisten ausschlagen, dann das gewonnene Zahngold irgendwo verbuddeln, um diese Ader dann möglichst medienwirksam zu entdecken. Unser aktueller Außenminister gehört sicher nicht zu den gerissensten Vertretern seines Fachs, lenken Sie ihn während des gestellten Sensationsfund noch zusätzlich mit einem schnittigen Wachsoldaten in enger Uniform ab und das Ding müsste in trockenen Tüchern sein.


Sollten jetzt trotzdem alle Stricke reißen, dann gehen Sie doch einfach auf die Forderungen des Westens ein und lassen Sie Frau Timoschenko frei. Ehrlich gesagt verstehe ich sowieso nicht, warum Sie diese Trumpfkarte nicht schon längst gezogen haben. Erstens fällt diese Frau bei der nächsten Wahl zwischen Ihren ganzen Verwandten, die Sie gewohnheitsmäßig als nicht wahlkampfführende Opposition aufstellen werden, gar nicht auf, und zweitens steht das Endergebnis von 2,9 Prozent der Stimmen, das Sie großzügig dieser Dame zugestehen, doch sowieso jetzt schon fest. Ob Sie die nächste Wahl nun mit 99,7 % gewinnen oder erstmalig die 95%-Grenze knapp verpassen, ist doch nun wirklich ein ziemlich eitles Herumposieren.


Setzen Sie ein Zeichen, lassen Sie die Frau frei und sperren Sie sie halt erst nach der EM wieder ein. Hauptsache der Westen ist zufrieden, und das kann ich ebenfalls garantieren. Denn hier geht es niemanden um die Einhaltung irgendwelcher Menschenrechte, primär will die hiesige Politik einen im Wahlkampf triumphierend vorzeigbaren Beweis, dass man Ihren Staat erfolgreich in die Knie gezwungen und gnadenlos durchgedrückt hat, dass er von seinen zig Tausenden inhaftierten Politgefangenen eine Einzelperson frei lassen musste. Nehmen Sie noch zusätzlich die Hilfe der Berliner Charite an und lassen Sie die Frau in deutschen Landen behandeln. Dann kann sie noch nicht mal in Ihrem Land rumnerven, es ist mir wirklich ein Rätsel, was Sie von dieser Taktik abhält. Ist das die Angst, dass die Frau ohne Zensurmöglichkeit ausplaudert, was Sie für ein Schreckensregime errichtet haben? Das wissen doch hier im Westen sowieso alle, ohne dass es jemanden außerhalb von Wahlkämpfen stören würde, dieses mulmige Bauchgefühl ist also völlig unbegründet.


Aber wenn Ihnen auch das vom Rattenschwanz der möglichen Kettenreaktionen zu unübersichtlich ist, dann greifen Sie zur finalen Lösung und ändern Sie einfach gar nichts. Was kann Ihnen unter dem Strich großartig passieren? Internationale Politiker werden Ihren Stadien fern bleiben, da gibt es sicher schlimmere Schreckensszenarien. Eintritt zahlen die sowieso nicht, das Resultat dieses Boykotts wird sich also größtenteils darin auswirken, dass für Sie mehr vom kalten Büffet übrig bleibt. Und Sie werden sogar von peinlichen Fernsehbildern verschont, in denen unsere Kanzlerin unbeholfen auf irgendwelchen Tribünen herumjubelt und eine hölzerne Parodie auf Volksnähe abliefert. Treffen würde es Ihr Land doch nur, wenn der zahlende Fußballfan in Scharen Ihrer Fete fern bleibt, aber wir sind uns wohl einig darüber, dass so etwas niemals passieren wird.


Moment, wenn ich länger darüber nachdenke, kommt mir gerade ein ungeheuerlicher Verdacht. Kann es sein, dass Sie die ganze Chose genau so auf lange Hand geplant haben? Fremde Politiker bleiben schmollend zuhause, der internationale Fußballfan lässt die einheimischen Kassen klingeln und Sie können weiter Ihr Volk unterdrücken, da niemand energisch dagegen vorgeht und höchstens sowohl uninteressante als auch zeitlich stark begrenzte Gähndrohphrasen absondert, da das eigene Volk diese gerne hören möchte, so nutzlos diese politischen Seifenblasen auch sein mögen. Boah, ich mache mich gerade mit diesem Trostbrief total lächerlich, oder? Hut ab vor dieser Taktik, die war echt nicht leicht zu durchschauen. Da mein Werk aber ziemlich Mühe gemacht hat, schicke ich es dennoch ab. Aber ich mache hier dann auch Schluss, Sie haben ja auch noch sicher den einen oder anderen Studenten aus seinem Wohnheim zu werfen, da der Platz für Touristen gebraucht wird, und die Straßen sind sicher auch noch nicht komplett frei von Straßentieren und Bettler geprügelt worden. Und der ganz normalen europäischen Terrorstaatpolitik will ich natürlich nicht im Weg sein, gerade als Einzelperson kann das ja böse ins Auge gehen. Mögen die Spiele beginnen…
 
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Woah das ist harte Kost, mir ein wenig zu trocken. Ich schaff es nicht durchzulesen. Solltest vielleicht zwischendurch einige Überschriften setzen. (vielleicht brauche ich das auch nur) :D

Ich guck Raw :D
 
In einem Wort: Großartig! :D

Sicher kein neues Thema, aber dennoch gerade wieder hochaktuell. Das die Politik in erster Linie eher an guter Publicity und wirtschaftlicher Lage in der Heimat, den an Gerechtigkeit und Menschenrechten im fernen "Sonstwo" interessiert ist sollte ja nicht neu sein. Auch nicht das es für den Großteil der Bevölkerung nur zum Thema wird, wenn es wieder mal von den Medien kurzzeitig aufgetischt wird. Als Ergebnis gibt es die herkömmliche Betroffenheitsreaktion, bis das beklommene Gefühl hoffentlich bald wieder nachlässt und man sich den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen kann. Eisbären in Zoos, lebende Leichen auf Heidi Klums Laufstegen, und nicht zu vergessen die heutigen Versionen von "Superstars" und "Talenten". Aber es kann nie schaden sich das ganze immer wieder mal vor Augen zu führen.

Meine Reaktion beim lesen reichte von zustimmendem Nicken bis zu lautem Lachen. Ich denke, wer an aktuellen Themen interessiert ist, sollte sich die Zeit nehmen den Text zu lesen. Chapeau! *imaginären Hut zieh* Gerne mehr davon.
 
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Nice, definitiv mit der Faust aufs Auge und ein guter Grund das Lernen zu pausieren. ^^ Ich fand es jetzt nicht zu lang. Aber eins hat mir doch gefehlt Schatzi :( Die armen Hundis, die eingeschläfert wurden. Ist ja nicht so, dass Tiere was minderwertiges sind. Aber irgendwann hat es keinen mehr interessiert. Die Spendenwerbung ist weg und somit das Thema aus den Medien. Wenn man was dazu sucht, dann muss man schon auf die Seite der PETA gehen. Sogar mein Schnuckelchen :3 ist in der Werbekampagne.
Aber nur mal als Erwähnung. ^^

peta.de :: Musiker Roger Cicero erhebt jetzt seine Stimme für Hunde in der Ukraine
 
Das Problem was ich hier sehe ist, das die meisten alles vergessen haben. Das habe ich sogar heute in den Nachrichten gesehen. Vor der EM war alles ein Skandal. Viele wollten demonstrieren und ein Zeichen setzen. Aber der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier was gerne seine eigenen Prinzipien vergisst. Und damit ist es nicht verwunderlich, das alles wie weggeblasen ist.
 
Das ist einer von 4 Blogs, die ich aktuell zur Ukraine verbrochen habe. Ich wollte hier niemanden wegen Dauerbombardement verprellen, deshalb habe ich erstmal nur die Menschenrechtsversion gepostet. Aber ich kann hier gerne die Hundevariante nachschieben, es ist nämlich auf keinen Fall so, dass ich oller Tierrechtler meine vierbeinigen Schutzbefohlenen vergesse, da wird mir sonst sogar eher gegenteiliges vonwegen Fokus vorgeworfen. ^^ Also bitte, Schatzi ;), Rygel Productions proudly presents:

"Hunde, müsst ihr ewig sterben?"

Der Juni wird dieses Jahr ein sehr geschichtsträchtiger Monat werden. Schuld daran ist der 8. Tag des populären Kalenderteilnehmers, denn dieser markiert in vielerlei Hinsicht ein historisches Datum. Zum einen beginnt dann ganz profan die Fußballeuropameisterschaft in der Ukraine, zum anderen steht zu diesem Zeitpunkt aber auch das Ende einer beliebten weltweiten Trendsportart an. Da male ich definitiv nicht zu schwarz, man kann da leider wirklich schon die Todesanzeige aufsetzen. Denn im Gegensatz zum „Nordic Walking“, „Planking“ und anderen heiteren Lebenszeitvergeudungen können neutrale Beobachter dem „Gegen das Straßentiermassaker in der Ukraine aufstehing“ über diesen fixen Termin hinaus wegen garantierten abrupten Ende des Masseninteresses keinerlei Lebenserwartung mehr prognostizieren.


Wo dieser globusumspannende Hype genau seinen Ursprung hatte, kann ich rückblickend gar nicht mehr genau sagen, fest steht nur, dass diese Modeerscheinung die erstaunlichsten Blüten an den unglaublichsten Orten produziert hat. Da waren sich plötzlich Arbeitskollegen von mir, die Tiere sonst nur nach Geschmacksrichtung und Zubereitungsform unterteilen, nicht zu schade, um per gepfefferter Facebook-Applikation der Welt bzw. ihrem circa 50köpfigen Freundeskreis auf dieser Plattform mitzuteilen, dass sie den tierischen Massenmord in Osteuropa total doof finden. In meiner Familie gab es Exemplare, die ihre ewige Litanei über den Unsinn der veganen Lebensweise und meinem damit offenbarten Fanatismus in Sachen Tierrechte kurz einstellten, um sich mit ihrem Kegelverein ganz selbstverständlich für 5 Minuten zu einer Mahnwache gegen das Abschlachten von Hunden zu stellen, da diese günstig in der Nähe der Wirtschaft stattfand, in der sie besinnlich im Zuge einer Weihnachtsfeier ein paar tierische Kadaver zu sich nehmen wollten. In unzähligen Fußballstadien wurden empört meterlange Spruchbänder enthüllt, die energisch einen Stopp des Massakers auf ukrainischen Straßen forderten, und sicherlich nicht ausschließlich von Besuchern aus Hygienegründen hochgehalten wurden, da man sich an dem Stoff so schön die fettigen Bratwurstfinger säubern konnte. Diese Aufstellung könnte beliebig verlängert werden, doch das scheitert an der maximalen Zeichenvorgabe dieser Print-Kolumne.


Allerdings möchte ich sowieso keine total langweilige Top-Ten-Liste der gesellschaftlich beliebtesten Tierschutzreflexe veröffentlichen, ich nutze den Platz hier lieber für die Erläuterung, warum diese Aktionen keinen Verantwortlichen erreichen und auch in Zukunft sämtliche Petitionen und Protestschreiben bei diesen Leuten direkt in der Ablage P landen werden. Dieser recht traurige Fakt liegt einfach darin begründet, dass die EM-Veranstalter von Seiten der ach so engagierten Hunde- und Katzensympathisanten zum überwiegenden Teil absolut keine Konsequenzen zu befürchten haben, egal wie sie sich verhalten und was für Reaktionen sie auf die sehr halbherzig vorgetragenen Unmutsbekundungen zeigen. Ein Schild mit der Aufschrift „Stoppt das Tiermassaker der FIFA“ kann noch so empört in den Nachthimmel gereckt werden, gerne auch mehrmals in zentraler Öffentlichkeit, der Spruch bleibt trotzdem erstmal ein persönlicher Wunsch in einer etwas ruppig vorgetragenen Version. Warum sollte sich irgendjemand dafür interessieren? Gerade einer Regierung oder Wirtschaftsinteressen kann wahrscheinlich nichts mehr am Hinterteil vorbeigehen als irgendwelche privaten Befindlichkeiten von Bürgern.


Mit diesem Protest kann man nur Aufmerksamkeit an den richtigen Stellen erzeugen, wenn man eine griffige „Sonst“-Erweiterung anzubieten hat. Diese muss noch nicht mal direkt auf dem Plakat angebracht werden, sie sollte nur automatisch im Raum stehen und bei den Verantwortlichen Eindruck machen. Im Fall der EM würde sich sehr ein Boykott dieser Veranstaltung anbieten, so etwas muss man dann aber auch durchziehen und das traue ich dieser Bewegung auf keinen Fall zu, zumindest nicht dem Teil der fußballbegeisterten Kuscheltierschützer, der in dieser Gruppe die absolute Mehrheit stellt. Die meisten dieser aktuell total erbosten Tierfreunde denken nicht mal im Traum daran, auch nur ein Spiel dieses Turniers zu verpassen, spätestens wenn „ihre“ Nationalmannschaft aufläuft, sind irgendwelche Tierquälereien absolut vergessen, das Schild wird mit der Chipstüte ausgetauscht und der Restabend wird brülltechnisch wieder mit „Ole, Deutschland“ statt „Pfui, Ukraine“ bestritten.


Es hat einfach für die meisten Menschen viel mehr Vorteile, das eigene Herz für Tiere lediglich damit auszudrücken, indem man Freunden, Kollegen oder seiner Raufasertapete erzählt, wie geschockt man von den Missständen ist und wie sehr man diese verachtet, ohne daraus irgend eine Art von kopfschmerzverursachender Konsequenz zu ziehen. Solange man bei der Monatsfete trotzdem in erster Reihe mittanzt, gilt man weder als Fanatiker noch muss man mit irgendwelchen persönlichen Entertainment-Einbußen rechnen. Man kann sogar im sozialen Umfeld einen fetten Bonus als gesellschaftlich anerkannter Riesentierfreund für sich verbuchen, wenn man schon seit Monaten mit einem Autoaufkleber „Ukraine 2012 – Wir sagen Nein zum Tiermord!“ durch die Gegend fährt. Dieses Statement wird wahrscheinlich auch sehr wohlwollend im Auto-Korso wahrgenommen, mit dem man den deutschen Europameister abfeiert. Denn Tierschutz kommt überall gut an, solange man ihn nicht übertreibt.


Da diese Verhaltensweisen von den meisten Hobbytierrechtlern an den Tag gelegt werden, muss sich wirklich niemand über die Zahnlosigkeit der Proteste wundern. Die Ausrichter der EM lassen sich von so einer Hampelei natürlich nicht im Geringsten beim Geldzählen stören, sehr wahrscheinlich investieren diese Leute sogar teilweise in couragierte Autoaufkleber und andere EM-Merchandise-Artikel für die Gegenfront, so das selbst diese Dinge ihr Scherflein zum Maximalgewinn beitragen. Ein Zeichen, das diese Profiteure erreichen würde, müsste im Juni gesetzt werden, indem man die blutige Veranstaltung ignoriert, die unzählige Tierleben auf dem Gewissen hat. Wenn auf diese Weise Gewinne einbrechen würden und das mit dem Massenmord in Verbindung gebracht werden könnte, dann würden da auch garantiert irgendwelche Nachdenkroutinen in Chefetagen einsetzen. Denn so egal wie FIFA-Funktionären und EM-Sponsoren Tiere allgemein sind, so wichtig sind diesen Leuten ihre Gewinnausschüttungen. Aber über das Einbrechen dieses Geldregens müssen sie sich wirklich keine Sorgen machen, da 90 % der selbsternannten Haustierretter nur zu Protesten bereit sind, solange sie diese rein theoretisch formulieren können, um ihr eigenes Gewissen zu streicheln, und im Ernstfall einen themenbezogenen Alzheimeranfall simulieren dürfen.


Die Tierleidverursacher wissen ganz genau, dass sie absolut darauf bauen können, spätestens zur Eröffnungsfeier der Fußballfete die gewohnte Zielgruppe vollständig vor den Bildschirmen und im Stadion begrüßen zu können und allerhöchstens die paar Tierrechtler den Apparat im Offlinebetrieb belassen, die sich sowieso noch nie für die Sportart begeistern konnten. Deshalb nehmen die Verantwortlichen jeglichen Entrüstungssturm im Vorfeld als die heiße Luft war, die dieser letztendlich auch darstellt. Das ist auch der Grund, warum die Lage für die Opfer in der Ukraine sich zu jedem Zeitpunkt absolut hoffnungslos präsentiert hat. Die ganze Protestwelle war wesentlich interessanter für die Straßentiere in Brasilien, wo die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ausgetragen wird und ihre Leidensgenossen in Russland, dem Gastgeber im Jahr 2018. Für diese Tiere könnte man mit einem möglichst breiten Boykott tatsächlich ein Fanal setzen und so zukünftigen Massakerveranstaltern klar zu verstehen geben, dass sie finanziellen Schiffsbruch erleiden, wenn sie für ihren Megaevent Tiere hinrichten lassen.


So weit reicht aber leider die Tierliebe der meisten Menschen nicht, deshalb senden sie lediglich das Signal aus, dass sich die brasilianische und russische Tierpopulation schon mal auf ihren brutalen Exitus vorbereiten kann, dieser aber vielen Fußballfans unheimlich leid tun wird. Ich persönlich kann mir weder einen schwächeren noch makaberen Trost vorstellen, aber Fußball ist nun mal das Leben der meisten Anhänger, dafür gehen sie selbstverständlich auch über Leichen, wenn auch sehr zähneknirschend, Mitleid heuchelnd und mit geharnischten Facebook-Bildchen samt Depri-Smileys. Teilweise gleich in Rudeln gepostet, damit das persönliche Entsetzen über diese Zustände auch adäquat vermittelt wird und man nicht hinterher beim begeisterten Konsum der betreffenden Veranstaltung irgendwelche Gewissensbisse bekommt.
 
*Seufz* wie war wie war. Ich war auch etwas verwirrt, als plötzlich das Massensterben "vorbei" war. War es natürlich nicht, sondern die Wirtschaftskrise ist wichtiger geworden. Ja natürlich höre ich total gerne was von irgendwelchen Fiskalpakten, wenn in Afrika Leute verhungern, für Sportveranstaltungen Tiere getötet und Menschenrechte missachtet werden. Komm auf zur neuen Attraktion in der Ukraine, kill your dog. Das Haustier für einen Tag und am Ende hat man was für den Kamin und gutes Abendbrot.
Manchmal würde ich mir wünschen, dass das "öffentlich" Rechtliche mal wirklich öffentlich wäre. Lass mich überlegen, dass letzte mal, wo irgendwas mit der Ukraine im Fernsehen lief, war auf Phoenix irgendwann vor zwei Wochen. Was solls Tag und Nacht Berlin ist ja genauso unterhaltsam.

Ich würd mal sagen, dass ist der Fluch eines Geographen....
 
Ich habe in den letzten drei Wochen einige kritische Sendungen zur Ukraine gesehen. Das lag aber nur daran, dass ich überzeugter Nachtschwärmer bin und deshalb bei Ausschlafmöglichkeit gerne auch nach 1 Uhr fernsehe. Und nachts, wenn alles schläft (Ogott, ein Carpendale-Zitat, wie peinlich :D ), kommen auch die kritischen Sendungen. Denn sowas wird versteckt, damit das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinem Bildungsauftrag nachkommt, sich so als gebührenpflichtig und vor allem -wert etablieren kann, aber trotzdem niemand verschreckt wird, schon gar keine Wirtschaftsinteressen. Und die sind massiv, gerade in Sachen Menschen- und Tierrechtsverstöße im Schatten von Megaevents... :/
 
Ich habe in den letzten drei Wochen einige kritische Sendungen zur Ukraine gesehen. Das lag aber nur daran, dass ich überzeugter Nachtschwärmer bin und deshalb bei Ausschlafmöglichkeit gerne auch nach 1 Uhr fernsehe. Und nachts, wenn alles schläft (Ogott, ein Carpendale-Zitat, wie peinlich :D ), kommen auch die kritischen Sendungen. Denn sowas wird versteckt, damit das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinem Bildungsauftrag nachkommt, sich so als gebührenpflichtig und vor allem -wert etablieren kann, aber trotzdem niemand verschreckt wird, schon gar keine Wirtschaftsinteressen. Und die sind massiv, gerade in Sachen Menschen- und Tierrechtsverstöße im Schatten von Megaevents... :/

Wenn du wüsstest, bis vor ein paar Wochen war ich immer bis 3 wach um die Dokus auf Phoenix, N24 und Co zu sehen (ja N24 und NTV sind nicht öffentlich rechtlich). Leider funktioniert das unitechnisch nicht mehr. BTW. wusstest du, dass CCTV einen Naturkanal hat? Wahnsinn, ein Land, was für Industrie und Schmutz bekannt ist, hat einen Sender über NATUR! Aber leider nur über Satellit....
 
O. k., eine noch, um den Start zu feiern. Keine Angst, die Veröffentlichungsrate wird nicht explodieren. ;)

Der neue Stern am Kochhimmel

Endlich, endlich, endlich, ENDLICH ist es soweit, ich habe meinen Traumjob gefunden: ICH WERDE FERNSEHKOCH!!! Ja, ich weiß, zuerst zuckt man da ein bißchen eingeschüchtert zusammen, immerhin kennt man diese modernen Halbgötter nur aus dem Fernsehen (was ja auch schon die Berufsbezeichnung suggeriert), aber nach längerer Überlegung bin ich doch zu dem Schluß gekommen, dass ich alle Voraussetzungen für diese Karriere theoretisch mitbringe bzw. in überschaubarer Zeit erlernen kann.


Als erstes muß ich selber verdrängen, dass ich lediglich Essen zubereite, was nun ja per Se nicht unbedingt etwas mit Atomphysik oder Krebserforschung zu tun hat, muß es auch gar nicht, wichtig ist nur, dass ich selber mein Hobby irgendwann von der Kniffeligkeit in diese Reihe einordne und eine dementsprechende Ausstrahlung entwickle. Habe ich diese Stufe erreicht, Mamas Spaghetti Bolognese erfolgreich nachgekocht, nach mir benannt und wenigstens für mich selber als Relativitätstheorie der Neuzeit gedanklich etabliert, bin ich bereit, um mich für eine Fernsehkoch-Sparte zu entscheiden.


Die erste dieser Sparten fällt für mich leider weg, denn dafür müsste ich seit mindestens 150 Jahren irgendwo in einer Küche stehen und dessen dazugehörendes Restaurant muß sich schon den einen oder anderen Stern erkauft haben. Das ist eine ziemlich teure Sache, da kommt man nicht so ohne weiteres dran, dementsprechend werden diese Kochstellen auch mehr in Vetternwirtschaft besetzt.


Auch die zweite Sparte bleibt mir wohl leider verschlossen, denn dafür müsste ich mehrere lebensbedrohliche Operationen (Krebs, AIDS, Malaria, Hauptsache dramatisch) hinter mich gebracht haben, die zu jeder sich bietenden Gelegenheit mehr erwähnt werden als meine Kochkünste, weil sie als Entschuldigung für meinen kranken Mutterwitz gelten, der sich in Schenkelklopfern wie "Oh, das Schwein wehrt sich noch" oder "Ich kannte das Huhn nicht persönlich, liebe Veganer" äußert und von meiner hirntoten Ü90-Zielgruppe heiß und innig geliebt wird. Leider habe ich weder tödliche Krankheiten noch widerlichen Humor über Massenmorde zu bieten, also muss ich auch hier passen.


Die dritte Möglichkeit erschien mir da schon interessanter, die beinhaltet nämlich von vornherein die Attitüde, sich gar nicht erst als gelernter Koch, der irgendwas dementsprechendes drauf hat, auszugeben, stattdessen darf man sich hier gezielt als "Koch wie du und ich" outen, der einfach pfiffige Ideen hat ("Warum nicht mal Ketchup neben die Pommes statt immer mittendrauf?") und diese mit kessen Sprüchen und mit einer Hingucker-Assistentin vor seinem Publikum umsetzt. Das Problem: Natürlich reicht sowas nicht aus, man braucht da international einen anderen Starkoch als Vorbild, dessen Karriere man einfach 1:1 in Deutschland nachspielt, außer Jamie Oliver fällt mir da aber spontan keiner ein und auf eben diesen wird gerade schon eine deutsche Fernsehkoch-Karriere zusammengezimmert, Mist!


Bleibt mir also nur die Karriere als hipper Fernsehkoch für ein RTL2-Publikum. Sicher, zuerst rümpft man da ob des Prollsenders die Nase, beschäftigt man sich dann aber nüchtern mit dem Thema, hat auch dieser Werdegang durchaus seine Vorteile. Da wäre zuerst mal die Tatsache, dass dort mein Äußeres mehr als die Hälfte des Jobs ausmacht. Wenn ich ein schmieriges Dauergrinsen, ein albernes Kinnbärtchen oder eine überstylte Pumucklfrisur aufweisen kann, bin ich schon fast gecastet, was sich dann nur noch zwischen mich und meiner Traumkarriere stellen kann, wäre eine nicht zielgruppengerechte Vita. Die muss schon etwas Beeindruckendes beinhalten, unter "Tourkoch der Toten Hosen" läuft da nichts. Mag sein, dass sich der eine oder andere da verständnislos am Kopf kratzt und sich fragt, warum so ein Massencatering für eine zigköpfige Bandmaschine plötzlich als Ritterschlag der internationalen Kochszene durchgeht, das ist aber halt so, da man die Betonung halt auf "Die toten Hosen" legen muss. Hier kriege ich wahrscheinlich auch schnell einen Fuß in die Tür, wenn ich angebe, schon mal in der gleichen Schlange wie Campino bei einer Düsseldorfer Frittenschmiede gestanden zu haben, wichtig ist dabei nur, dass ich den Namen "Campino" deutlich herausstelle.


Wenn ich dann im Team etabliert bin, geht es auch schon ruckzuck los und ich kann mich mit einer anderen zielgruppengerechten Quintessenz von Cool auf den Weg machen, um ein "Restaurant" zu retten. Das darf natürlich nur eine Parodie eines solchen sein, sonst gäbe es ja erstens nichts zu retten und zweitens schon gar nichts für einen RTL2-Starkoch mit Kompetenzallergie. Hat man aber irgendwo so ein abgewracktes besseres Hamburgerbüdchen gefunden, steht dem Quotenerfolg nichts mehr im Weg, denn der Rest ist einfach und läuft nach Schema F.


Zuerst müssen ich und der andere Koch-Jesus die Anreise hinter uns bringen, bei der wir uns schon mal über die schönsten Freßtempel-Besuche unserer jüngeren Vergangenheit unterhalten, was genau wir da bequaken, ist aber egal, wichtig ist nur, dass wir oft lachen oder auch mal nur wissend grinsen und dabei möglichst oft unsere Frisuren, Bärte oder Intimpiercings in die Kamera halten. Wenn wir dann bei Giselas Bratwurstparadies angekommen sind, begrüßen wir erstmal alle Leute in greifbarer Nähe mit Umarmungen, Bruderküssen und spontanen Sex, um nochmal rauszustreichen, wie megacool wir drauf sind. Dann lassen wir uns bekochen und machen uns schon da erste superschlaue Gedanken wie "Hm, 49 Schnitzelgerichte, könnte hier schon ein erster Hinweis auf das fehlende Kundeninteresse liegen oder wird die Alternativenlosigkeit durch das Kotelett doch kompensiert?", die wir untereinander besprechen und dabei öfters darauf hinweisen, dass wir sowas auch schon mal in Taiwan, Wanne-Eickel oder auf dem Mond erlebt haben.


Wenn wir dann ca. 5 Gerichte zu uns genommen haben, mehrmals die Stirn gerunzelt, den Kopf geschüttelt (Vorsicht, das Haar!!) und 4 der Gerichte angewidert stehengelassen haben, machen wir uns auf, um die Küche zu besuchen. Hier angekommen geben wir nach den obligatorischen Spontanverbrüderungen pfiffige Vorschläge wie "Macht doch mal die Küche sauber!", "Habt ihr euch schon mal überlegt, einen Herd anzuschaffen?" oder "Mit einem Stirnband tropft der Schweiß nicht mehr in jedes Gericht, das könnte das Geschmackserlebnis vielleicht verbessern!" ab, auf die Normalsterbliche natürlich niemals kommen würden und für die man RTL2-Fernsehkoch sein muß.


Wenn diese Mörderverbesserungen gedanklich einigermassen beim Kochproletariat eingesickert sind, zeigen wir dann dem verdutzten Personal, dass wir Köche aus dem Volk sind, die sogar selber Hand anlegen. Das ist bestimmt der schönste Teil des ganzen Berufs, wenn man dem völlig perplexen Hobbykoch zeigt, dass die Bratkartoffeln nicht so schnell anbrennen, wenn man zwischen Herdplatte und Nahrung eine Pfanne schiebt oder dass die Erbsensuppe viel besser ohne das Kilo Salz schmeckt.


Danach muß man sehen, wie spät es ist, entweder ziehen wir uns dann in ein Hotel zurück oder wir geben den Besitzern noch wirtschaftliche Ratschläge, die mit Gold nicht zu bezahlen sind, wie z. B. "Sagt den Leuten doch mal, dass es euch gibt!" oder "Wollt ihr nicht mal an die Hausfront schreiben, dass ihr ein Restaurant seid?". Auf jeden Fall drohen wir so oder so an, nach ein paar Wochen nochmal wiederzukommen, um zu sehen, ob unsere gewieften Verbesserungen eingeschlagen sind.


Diese Kontrolltour ist auch absolut super, denn für uns ist das eine Win-Win-Situation. Entweder das Restaurant läuft noch immer nicht, das liegt dann natürlich an den doofen Besitzern, die uns nicht zugehört haben, oder es läuft tatsächlich besser, statt gar keinen kommen bis zu 2 Kunden in der Woche und wir können uns dafür entsprechend abfeiern lassen. Und wenn es ganz perfekt kommt, dann hat das Restaurant sogar einen Boom erlebt, weil unsere Autogrammkritzeleien am Eingang unter die Karte gepappt wurden und dementsprechend viele Leute das Essen plötzlich super finden, weil jemand, den sie im Fernsehen gesehen haben, schon mal in der gleichen Küche stand und oberschlaue Kochpsalme zum Besten gegeben hat.


RTL2 - Here I come, sobald mein Kinnbart fertig ist und mein Zopf bis zum Arsch reicht!
 
Seeräuberhauptmann aushilfsweise

Kann sich noch jemand an die heiteren Verwechslungskomödien erinnern, die in der Frühzeit des Fernsehens recht populär waren? Das war damals eine der ersten Drehbuchrecyclingmaschen der Unterhaltungsindustrie, denn es wurden mit Theo Lingen, Hans Moser und anderen üblichen Verdächtigen praktisch immer die gleichen Personen gecastet, und der einzige Unterschied im jeweiligen Script dieser Filme war die zu vertauschende Rolle. Da wurden durch eine Kette von Missverständnissen Männer mit Frauen, Müllmänner mit Millionären, Heinz Rühmann mit einem sympathischen Mann und sogar Peter Alexander mit einem talentierten Schauspieler verwechselt, und selbst das Publikum war von diesem Rausch so angesteckt, das es diese humorfreien Trauerspiele fälschlicherweise für gelungene Komödien gehalten hat. Ich habe mich aktuell wieder an diese Zuschauerbeleidigungen erinnert, weil ich selber im realen Leben unbewusst die Hauptrolle in einem seltsamen Revival dieser Werke übernommen habe, da mir gestern ulkigerweise eine Fußballleidenschaft attestiert wurde. Das enorme Humorpotential dieser abstrusen Verwechslung ist eigentlich nur noch mit der Bescheinigung eines zweiten Gesichtsausdruck von Steven Seagal zu vergleichen, dennoch ahne ich durchaus, worauf diese bestimmt nicht böse gemeinte Unterstellung basieren könnte.
Das ist sicher meine recht ungeniert herausgestellte Begeisterung für den FC St. Pauli, die ich sowohl in meiner E-Mail-Adresse als auch durch diverse Privatinformationsangaben auf öffentlichen Internetplattformen zelebriere. Verständlicherweise ist es für neutrale Beobachter nicht unbedingt naheliegend, aus dieser Verhaltensweise abzuleiten, dass ich mich für die Sportart dieses Vereins nicht mal ansatzweise erwärmen kann. Deshalb kann ich hier gerne mal eine kurze (das wäre die Schmunzelstelle für alteingesessene Konsumenten dieses Blogs, die mit meinen immer ausufernden Langatmigkeiten entsprechend vertraut sind) Erklärung dieses Phänomens anbieten. Schon aus Eigeninteresse, denn sicher sollte ich als querdenkender Freigeist mit ziemlichem Stolz auf diese selbst gewählte Lebenspositionierung unbedingt klären, dass ich kein thematischer Junkie bin und dementsprechend das Hauptopium des Weltvolks keinerlei Reiz auf mich ausübt.

Allerdings ist mir schon in frühester Kindheit klar geworden, dass ich mir durch eine sture Verweigerung des Fußballglaubens unnötige Steine in meine soziale Laufbahn lege, da dieser Virus sehr großzügig in menschlichen Gesellschaften grassiert. Also deklarierte ich mich flugs zu einem begeisterten Anhänger, eine glücklicherweise nicht allzu schwer besetzte Aktion, für die man nur einen Vereinsnamen braucht, an den man fortan sein Herz vergeben möchte. Meine erste Wahl fiel auf Alemannia Aachen, da mich in der Grundschule die vielen „A“-Buchstaben faszinierten, die besonders das Wort „Aachen“ in Schreibschrift zu einer echten Herausforderung eines Erstklässlers machten, aber auch im Ergebnis künstlerisch total wertvoll und hübsch wirkten.

Diese Liebe währte aber nicht lange, da ich bald feststellen musste, dass in meinem Freundeskreis der Verein Schalke 04 recht en Vogue war. Als sich dann sogar mein Lieblingscousin als glühender Anhänger dieser Mannschaft outete, gab es für mich kein Halten mehr und ich war fortan offizieller Gelsenkirchen-Fanatiker. Sofort entwickelte ich auch eine heftige Abneigung gegen die Konkurrenz von RW Essen, jedenfalls solange, bis mich ein Freund aufklärte, dass dieses Verhalten aus einem Verständnisfehler meinerseits resultierte und ich als Vollblutschalker eigentlich Borussia Dortmund hassen musste, was ich dann selbstverständlich auch sofort tat. Zu meiner Verteidigung muss man unbedingt anführen, dass Vereinsfeindschaften unter Fußballfans einem sehr komplizierten Regelwerk unterliegen, für das selbst langjährig Beteiligte keine logische Erklärung anbieten können und das noch mysteriöser besetzt ist als die Abseitsthematik, dem eigentlichen Pendanten zum Hochschulwissen für Balltreter. Der eine oder andere Faux-Pas gerade am Anfang einer Anhängerkarriere ist da also praktisch vorprogrammiert.

Irgendwann war ich aber so von der damals sehr sympathischen Humorausstrahlung des belgischen Nationaltorwarts angetan, dass ich spontan eine Fanleidenschaft für den FC Bayern München entwickelte, da dieser Mann dort den Kasten hütete. Damit kreierte ich für mich schon als Teenager ein nicht unbeträchtliches Rebellenimage, denn eigentlich ist so ein Wechsel zwischen diesen beiden Mannschaften in Fußballkreisen streng verboten. Die Gründe sind wiederum diffus besetzt, da hier erneut das Gebiet der Fanfeindschaften betreten wird. Welche Verflechtungen genau zwischen Bayern München und Schalke 04 bestehen, kann ich leider nicht beantworten. Vielleicht hassen sich die Anhänger auch einfach aus einer allgemeinen Verehrung des Hasses heraus oder weil gerade nichts anders zum hassen da war, als der erste Fan der jeweiligen Lager dieses Gefühl in seiner persönlichen Vita verteilte und so die entsprechende Tradition etabliert wurde.

Nachdem ich ein paar Jährchen so intensiv und leidenschaftlich den Weg des FC Bayern Münchens resp. von Jean-Marie Pfaff verfolgt hatte, dass lediglich ein paar deutsche Meisterschaften und der eine oder andere internationale Erfolg spurlos an mir vorbeiziehen konnten, da sie unglücklicherweise sportartbedingt durch mein zugegeben relativ niedriges Aufmerksamkeitsraster gefallen waren, passierte etwas sehr Bemerkenswertes, denn ich begann das erste Mal aus eigenem Antrieb heraus ein echtes Interesse für einen Fußballverein zu entwickeln. In meiner Realschulzeit lernte ich nämlich die möglicherweise einzig wahre Liebe meines Lebens namens Punkrock kennen. Da diese Musikrichtung für den FC St. Pauli praktisch den Soundtrack ablieferte, kam ich über diese Verbindung auch ganz automatisch mit diesem Verein in Kontakt.

War meine ehrliche Anfangsaufmerksamkeit eigentlich schon erstaunlich genug, so wurde sie sogar noch dadurch sensationell getoppt, dass ich fortan immer mehr Parallelen zwischen mir und dem Clubimage feststellen konnte. Der FC St. Pauli betritt in Heimspielen traditionell zu den Klängen des AC/DC-Klassikers „Hells Bells“ den Rasen, wenn das Abspielen von Einzugsmusik beim morgendlichen Erreichen von Büroräumen irgendwann mal populär wird, würde ich mich auch primär für dieses Musikstück entscheiden. Nur hin und wieder würde ich auf „Sexy Boy“ vom Heartbreak Kid zurückgreifen, und das auch nur, weil die Erkennungsmelodie dieses recht erfolgreichen Wrestlers mir textlich so dreist auf den Leib geschrieben wurde, dass ich eigentlich Tantiemen nach jedem Auftritt verlangen könnte. Aber diverse Verbeugungen der Popkultur vor meiner Person sind eine andere Geschichte und sollen hier nicht weiter thematisiert werden, schon allein wegen dem unerklärlichen Grund, dass trotz aller Deutlichkeit anscheinend nur ich diese ständigen Hommagen wahrnehme.

Auch die Piraten-Attitüde und die damit unvermeidliche Totenkopfflagge auf nahezu allen Merchandise-Artikeln geht mit meiner Einstellung Hand in Hand, denn lustigerweise habe ich diese T-Shirts bereits getragen, als ich den aufgedruckten Hinweis „St. Pauli“ noch gar nicht mit dem Fußballverein verbunden habe. Überhaupt spielt mir die Freibeuter-Deklarierung der Balljongleure voll in die Karten, denn von diesem Störtebeker-Gedächtnis-Berufszweig habe ich eine sehr starke, wenn auch hoffnungslos romantisierte Vorstellung. Die reicht (zum Glück für ALLE Beteiligten) zwar nicht aus, um mit einem Tretboot in See zu stechen und zukünftig die Ozeanriesen der Pfeffersäcke zu kapern, aber eine heftige Sympathiebekundung an dazu noch völlig harmlose Kickerhaifische ist allemal drin.

Vor allem wenn diese Akteure auch noch begeistert ihre öffentliche Wahrnehmung als Vorzeigeklub des linken Spektrums hegen und pflegen. Egal, ob sich das in einer der ersten Stadionbanden gegen Rassismus, im Antrag auf Anerkennung als Weltkulterbe oder in einem Trainingslager auf Kuba niederschlägt, das sind alles Aktionen, die mich definitiv amüsierten und wegen denen ich sogar ein Stückweit Solidarität für diesen Club entwickelt habe. Mein einziges Problem ist wirklich nur die stinklangweilige Sportart, in die er sich dummerweise platziert hat. Das Live-Erlebnis habe ich zweimal gesucht und bezeichne diese Erfahrungen rückblickend als erste Nahtoderlebnisse aufgrund eines drohenden Langeweileinfarkts, via TV verfolge ich ebenfalls wenn überhaupt nur Spiele, die ich sehr engagiert vorspulen kann oder die mir in 5 Minuten-Zusammenfassungen angeboten werden.

Denn so toll der Charakter und das Umfeld des FC St. Pauli auch sind, Fußball bleibt trotzdem ein Ereignis, das man meiner Meinung nach eigentlich erst ab 23 Uhr übertragen sollte, weil es absolut zuverlässig beim Einschlafen hilft. Ich bezeichne diesen Verein deshalb auch im Stillen als sportliches Gegenstück zur Transsexualität, weil er für mich eine Stimmungskanone darstellt, die aber im Körper eines Narkotikums gefangen ist. In einer besseren Welt würde ich hier auch über die Wrestlingliga St. Pauli schreiben und alles wäre perfekt. Aber dass wir nicht in einer perfekten Welt leben, merkt man ja nicht nur an diesem tragischen Beispiel.

Sehr praktisch und auf keinen Fall zu verschweigen ist an diesem Massensport allerdings die Voraussetzung, um auf höchstem Niveau mitreden zu können, die gibt es nämlich nicht. Ich kann hier gerne zum Abschluss noch einen kleinen Leitfaden veröffentlichen, der jedermann (und vor allem auch –frau, da in diesem Geschlecht aufgrund zu hohen natürlichen Vernunftswerten die Religion Fußball nicht allzu verbreitet ist) dazu befähigt, eine Diskussion über beliebige Spiele zu führen, ohne sich vorher den doch recht hohen Gesundheitsrisiken des tatsächlichen Konsums auszusetzen.

Grundsätzlich anfangen sollte man immer mit der Feststellung „Das war ja ein Spiel gestern!“ Diese kann man als eigene Eröffnung einer Debatte benutzen, sie eignet sich aber auch als Antwort auf die Frage, ob man gestern verzweifelt genug war, um seine spärliche Freizeit für 1 ¾ Stunden einfach wegzuschmeißen. Der Satz kommt jedenfalls immer gut, da niemand bestreiten kann, dass es sich dabei um eine Tatsache handelt. Denn ein Spiel hat definitiv stattgefunden, darauf kann man sicher bauen und so seine Expertenmeinung schon direkt am Anfang auf eine solide Basis stellen. Wichtig ist an dieser Floskel nur, dass man sie möglichst neutral vorträgt, negative oder positive Modulationsspitzen sollte man tunlichst erst einstreuen, wenn sich der Gesprächspartner per Reaktion entsprechend festlegt.

Sehr geeignet zur Fortführung der Unterhaltung ist der Hinweis darauf, dass das Gebolze ziemlich kampfbetont war. Damit umschreibt man nämlich mitnichten, dass Chuck Norris aufgelaufen ist und die gegnerische Abwehrreihe in der ersten Minute per Sidekick ausgeschaltet hat, sondern macht nur auf Routinen aufmerksam, die jedem Fußballspiel zu Eigen sind. Was mich an dieser Sportart hauptsächlich stört, ist die Tatsache, dass es ausschließlich darum geht, mit oder ohne einem Ball hin und herzulaufen, hin und wieder das Spielgerät in möglichst gewinnbringende Richtungen zu schießen und im Umkehrschluss die gegnerische Mannschaft an eben diesen Aktionen zu hindern. So öde und gähnkrampfauslösend diese Auslebung dann auf dem Feld auch sein mag, so hat sie doch immer etwas mit einem Kampf zu tun. Bei den Spielern eben um den Sieg, beim Publikum gegen den Schlaf und die Bewusstlosigkeit, so oder so ist der entsprechende Hinweis aber niemals fehl am Platz.

Sollte der Diskussionspartner dann nach seiner garantierten Zustimmung zu verstehen geben, dass das Spiel sogar überhart geführt wurde, dann kann man mit der Erwiderung „Aber zum Glück gab es keinen zweiten Ewald Lienen“ ziemlich punkten. Ich habe keine Ahnung, was wann weshalb mit diesem Mann geschehen ist, sicher scheint nur, dass dem armen Kerl vor Urzeiten mal live auf dem Spielfeld das Bein amputiert wurde oder ihm etwas Vergleichbares zugestoßen ist. Auf jeden Fall gilt er unter Fußballern als Synonym für Schmerz, Tod, Bruce Darnell und andere negative Extreme, so dass die pure Nennung des Namens für Schauer sorgt und beim richtigen Einsatz meistens direkt unter „fachmännischer Überkommentar“ eingeordnet wird.

Wenn es sich bei dem diskutierten Ereignis um ein Pokalspiel dreht, dann sollte man sich tunlichst mit der Erwähnung beeilen, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Da muss man aber wirklich schnell sein, denn dieser Satz kommt so sicher wie das Amen in der Kirche und das Aua der Chorknaben beim Hinsetzen. Dementsprechend gilt das Motto „Wer zuerst spricht, protzt zuerst“. Die Hintergründe dieses Statements kann ich leider wiederum nicht näher beleuchten, garantieren kann ich lediglich, dass der Spruch nichts mit der Aushebelung der normalen deutschen Rechtssprechung zu tun hat und dementsprechend Waffen auf dem Rasen auch bei dieser Art von Aufeinandertreffen eher verpönt sind.

Gerüchteweise soll damit wohl ausgedrückt werden, dass auch Underdogs die Favoriten schlagen können, diese Voraussetzung ist aber auch bei allen anderen Partien außerhalb des Pokalbetriebs gegeben, so dass die Extraherausstreichung eigentlich keinen direkten Sinn ergeben würde. Das ist allerdings etwas, dass allen Überlegungen rund um diesen Sport zu Eigen ist, deshalb könnte es theoretisch durchaus darauf hinauslaufen. Wichtig ist aber sowieso nur, dass man mit diesem rechtzeitig gesetzten Kommentar nur bewunderndes Kopfnicken in jeder fachsimpelnden Runde einheimsen wird und seine Beliebtheit und die Fremddiagnose des absoluten fußballerischen Sachverstands nur noch steigern kann, indem man sich freiwillig zum Kühlschrank begibt, um die nächste Runde Bier zu organisieren.

Mit diesen Bausteinen sollte jeder imstande sein, die ersten Schritte im Bereich des Fußballfachgesprächs erfolgreich zu absolvieren. Darüber hinaus gilt es nur, aufmerksam zuzuhören und jede aufkommende Phrase zu speichern, denn diese ist beliebig und völlig spielunabhängig einsetzbar, solange man die Klugscheißerei in positive und negative Kategorien einteilt. Ich bin jedenfalls als Fußballexperte weitgehend anerkannt und auch nie um eine fundierte Kritik verlegen, ohne auch nur ein Spiel ernsthaft verfolgen zu müssen. Das gilt wie erwähnt auch für meine große Liebe FC St. Pauli, deshalb zum Abschluß noch mal das Versprechen: „You will never walk alone“, auch wenn ich dich nur aus ziemlicher Entfernung und eher sporadisch beobachten werde, das aber absolut verlässlich. Piratenehrenwort!
 
Schon überholt, aber vielleicht gefällt es ja trotzdem. :)

Wasa Hirntrockens letzter Vorhang

Puh, das war knapp. Echt schade um die knapp 8.000 Zeichen, die ich gerade komplett gelöscht habe, aber leider war das nicht zu verhindern gewesen. Ich wollte nämlich tatsächlich einen Blog über das irre Pfannkuchengesicht aus Norwegen schreiben, das sich zurzeit für einen 70fachen Massenmord vor Gericht verantworten muß. Das hatte ich alles schon in gewohnter epischer Breite und sehr detailliert ausformuliert, bis ich dann zum Teil kam, der die Mittäterschaft der Medien thematisierte. Dort habe ich dann mit einigem Erschrecken festgestellt, dass ich in gar keiner Position bin, eine neutrale Berichterstattung und die immer damit einhergehende Hofierung des Täters zu verurteilen, wenn ich mich selber per Blog daran beteilige. Also habe ich mal flugs die Markier- und Löschfunktion benutzt und setze nun ganz neu an.


Denn ich werde diesem Arschloch garantiert kein respektables Denkmal setzen, allerdings kann ich durch einen natürlichen Laberreflex auch nicht meinen Mund halten. Das ist aber halb so schlimm, man sollte meiner Meinung nach nur auf die Form der Kommentierung achten. Wenn man Mister Gaga tatsächlich mit irgendetwas empfindlich bestrafen könnte, dann garantiert nur mit der Vorführung, dass sein Plan im Endeffekt nicht aufgegangen ist. Was gerade passiert, hat er selber in seinem vorab zusammen gestümperten Poesiealbum als „Phase der Propaganda“ beschrieben. Beziehungsweise gehe ich davon aus, dass er den Begriff „Fahse der Propapapi… Verbreitunk“ benutzt hat, er meint damit aber die von mir erwähnte Phase. Damit spielt er auf die Tatsache an, dass er zurzeit weltweit auf allen Titelblättern erscheint und seine Ideologie (Stufe 120 bei „World of Warcraft“, kein Wischdienst in seinem Reihenhaus vor 10.30 Uhr und Leute tot schießen, solange die sich nicht wehren können) kommentiert wird. Er setzt da voll auf den Fakt, dass ihn auch eine neutrale Berichterstattung in den von ihm gewünschten Fokus katapultiert und leider geht dieser Plan zumindest bisher absolut auf.
Was würde dieses minderbemittelte Würstchen wohl für ein Gesicht ziehen, wenn ihm seine Anwälte Zeitungen vorlegen, in denen er gar nicht erwähnt oder als geisteskranke Witzfigur präsentiert werden würde? Ein Grinsen dürfte sich da wohl nicht auf seine Bäckchen verirren, die so einem Arschgesicht standardmäßig zu Eigen sind. Da darf mir auch wirklich niemand mit Respekt vor den Opfern kommen, denn gerade diese Leute sind bestimmt auch sehr daran interessiert, dass dieses Vieh nicht auch noch seinen letzten Triumph einfahren kann und sich selbst als Märtyrer inszenieren darf, dessen Tat haushohe Wellen schlägt und die Menschen weltweit in Angst und Schrecken zurücklässt.


Das ist schon allein dadurch recht dämlich, da diesen Reaktionen jegliche vernünftige Grundlage fehlt. Dieser Mann hat nichts vollbracht, was nicht jeder Mensch vollbringen könnte, wenn er dazu entweder skrupellos oder schlichtweg doof genug ist. Seine Vorgehensweise ist sogar weltweit als Hobby anerkannt, besonders ist an seiner Waffenbedienung mit Todesfolge für Wehrlose nur die Opfergruppe, die heißt nämlich ansonsten „Wild“ und nicht „Sozialist“. Eine Intelligenzbestie muss man aber trotzdem nicht sein, um auf andere zu schießen, da hilft eher im Gegenteil der Status eines emotions- und intelligenzunbelasteten Vollpfostens. Zwischendurch war der kleine Wixer sogar kurz davor, sich selber einzuurinieren, und versuchte sich deshalb mit zitternden Stimmchen telefonisch selbst zu stellen, wobei sich aber ärgerlicherweise das Motto seines Lebens bestätigte, da er zum zigsten Mal von anderen nicht ernst genommen wurde. Aus dem Stoff sind nicht mal die Anti-Helden, daraus wird einfach nur Toilettenpapier gemacht, dazu garantiert nur einlagiges, das bei jeder Benutzung direkt reißt.


Aber natürlich müssen die weltweiten Medien Käpt´n Toastbrot eine Riesenbühne bieten und sich eine Schlammschlacht mit der Justiz liefern, wer denn von beiden Institutionen die größte Peinlichkeit fabrizieren kann. Das treibt dann solche Blüten wie der stolze Hinweis, dass man die wirren Bekenntnisse des beinahe menschenähnlichen Psychopathens nicht live überträgt, aber selbstverständlich im Anschluss überall die Essenz davon nicht oft genug wiederholen kann und im XXXL- Format breit durchdiskutiert. Außerdem räumt man dem wegen Milchgesichtigkeit im Endstadium und der daraus resultierenden Bartlosigkeit verstoßenen 8. Zwerg auch eine Redezeit von 30 Minuten ein, was mir persönlich an sich schon ca. 29 Minuten zu hoch erscheint, und lässt ihn diese auch noch um das Doppelte überziehen, das Ganze trotz eines Unterhaltungswertes, der sogar noch weit unter jeder durchschnittlichen Thomas-Gottschalk-Wetten-dass-sich-das-Sportstudio-um-mindestens-2-Tage-verschiebt-Möchtegern-Bespaßung liegt. Lustigerweise teilt er sich mit dem blondgelockten Ex-Entertainer anscheinend auch die lasche Einstellung zu irgendeiner Form von Vorbereitung, denn sein Monolog konnte gerüchteweise nicht ein korrekt zugeordnetes Datum aufweisen und überhaupt offenbarte er schwere Probleme im Umgang mit Zahlen. Tja, irgendwann rächt es sich halt doch, wenn man als einzigen Bildungsweg die Absolvierung des norwegischen Pendanten des Maggi-Kochstudios vorweisen kann. Wahrscheinlich sogar noch via Fernstudium.


Überhaupt ist mir die Zeit, die dem professionellen Kuckucksnestweitspringer eingeräumt wird, ein einziges Rätsel. Wasa Hirntrocken darf sich nämlich über sage und schreibe 5 Gerichtstage selbst äußern. Und das auch noch, obwohl er gleich am ersten Tag klar gemacht hat, dass er während der Tat den Ständer seines Lebens hatte, es lediglich bereut, nicht mehr Unschuldige erwischt zu haben, und selbstverständlich jederzeit zu einer Wiederholung bereit wäre. Nun will ich auf keinen Fall kritisieren, dass auch solchen falsch montierten Ikea-Sondermodellen eine Verhandlung gewährt wird, das sehe ich sogar als absolute Errungenschaft an, auf die eine Zivilisation stolz sein sollte. Aber an der Verurteilungsgeschwindigkeit kann man meiner Meinung nach in solchen Extremfällen schon arbeiten.


Ich bin zwar absolut dafür, bei Agent 000 (ab 001 gibt es die Lizenz zum Denken) unbedingt die höchst mögliche Gnade walten zu lassen und deshalb großzügig für die letzten 20 Jahre seiner 850jährigen Gefängnisstrafe eine Bewährungsumwandlung zumindest in Aussicht zu stellen. Immerhin sollte auch der Durchknallschlumpf einen Anreiz haben, auf den er hinarbeiten kann. So ein Schauspiel muss man aber weder unnötig in die Länge ziehen noch medial begleiten. Letzteres geht mir jenseits von berechtigten Verunglimpfungen sogar ziemlich gegen den Strich. Deshalb breche ich auch den Blog an dieser Stelle ab, denn eigentlich ist jedes geschriebene Wort über diesen Einzeller verschwendet. Interessieren würde mich nur noch, ob er in seinem so genannten Manifest auch die „Phase der schmerzhaften Seifenaufheberei in der Gefängnisdusche“ und die „Phase der Fremdspeichellokalisierung im Kantinenessen“ thematisiert hat oder ob er diese anstehenden Hobbyumdefinierungen fahrlässig verschluderte. Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß bei der Teilnahme am selbst weggeschmissenen Restleben und drücke sogar in einem womöglich kitschigen Anfall von Großmut die Daumen, dass sich irgendwann in der Zelle ein Gürtel und eine Befestigungsmöglichkeit finden lassen. Und jetzt werde ich für mich persönlich spülen und wie immer dabei hoffen, dass ich mich mit dem dadurch verabschiedeten Stück Scheiße nie wieder beschäftigen muss. Auf Nimmerwiedersehen, Herr Suppenkasper, ich habe bei Kollegen von Ihnen echt schon mal mehr gelacht.
 
Ich möchte mich nochmal zu deinem "Fernsehkoch"-Text äußern. Erstmal großes Lob für die treffende Zusammenfassung dieser kulturellen Höhepunkte im deutschen TV. Offensichtlich ist Kochen ja wohl ein echter Quotenbringen und das schon seit Jahren. Das man in diesen Shows allerdings auch seit Jahren das gleiche serviert bekommt (meine Fresse was nen Wortspiel :D) scheint keinen zu jucken. Also ich bin jetzt nicht der große Fernsehgucker, aber ich dachte immer TV ist da um sich unterhalten zu lassen, und wenn möglich nicht langweiligen Scheiß aus dem Alltag zu sehen. Vllt. gar um etwas zu lernen. Nun könnte man ja sagen man lernt ja wie man kocht. Aber tut man das wirklich? Ist es nicht oft so das man sieht das man selber ungesund lebt und von kochen nicht viel versteht? Wobei es da ja auch einen Fernsehkoch gibt...seines Zeichen aus Österreich, der mit dem von dir erwähnten so überlustigen Onkel im Zweiten kocht. Der hat seine Fernsekarriere damit begonnen das er den Zuschauern geezeigt hat wie sie Mettbrötchen zubereiten müssen. Heute suggeriert er uns das er der Beste Koch der Welt ist. Also wenn das nicht mal ein Anreiz für dich ist deine neue Karriere richtig motiviert anzugehen.

Fast noch erschreckender ist, dass ich, obwohl ich selten TV schaue, beim lesen sofort wußte um was es geht und wen du meinst! Was sagt das jetzt über mich, oder sollte ich sagen uns, aus? Und wie zum Teufel stellt man es an davon verschont zu bleiben? :D

Dein Text über den Dödel aus Norwegen war nicht minder treffend auf den Punkt gebracht. Warum die Medien diesem geistigen Tiefflieger auch noch in die Karten spielen indem sie ausführlich über ihn berichten sollte ja jeden klar sein. Schön brutale Abschlachtorgien ziehen nun mal wie Bolle. Er selbst sagt ja das die schlimmste Bestrafung für ihn wäre, als Geisteskrank eingestuft und nicht ernst genommen zu werden. Es dürfte wohl kaum schwer zu beweisen sein das er nicht mal alle auf der Pfanne hat. Also nach meinem persönlichen dafürhalten steht doch damit die passende Strafe für ihn schon fest. Statt ihn für immer in ein Gefängnis zu stecken, wo er vermutlich noch auf ähnlich gestrickte Weichplinzen treffen wird die ihn vllt. noch Bestätigung geben, würde es doch durchaus passen ihn Schnurstracks in eine hübsche Jacke zu stecken und in ein Gummieinzelzimmer zu stecken, wo er den Rest seiner Tage von Extra geschulten Personal ausschließlich wie ein Vollhonk behandelt wird.
 
Jetzt bin ich echt platt. Da ich im frei empfangbaren Fernsehen bewusst nur Kurt Krömer und die heute-Show konsumiere, weiß ich leider nicht, wer Bülent Ceylan ist, aber wenn ich das richtig aus den Antworten ableite und er Teilnehmer der Comdian-Schwemme ist, dann verstehe ich nicht, wie man den Text auf ihn beziehen kann. Ist er der einzige Mann mit Pferdeschwanz? In der Kolumne geht es noch nicht mal darum, das Kochen in Frage zu stellen, die handelt einfach von der Überschätzung dieser inflationär aufpoppenden Leute, die nichts anderes als das Kochen beherrschen. Das zwar gut, aber trotzdem hypt das diese Tätigkeit für mich nicht in den Olymp und vor allem wird sie dadurch auch nicht spannender/fernsehtauglicher.

Zum Vergleich hier mal eine Kolumne, in der ich einen Comedian zerreiße, den ich nicht mag, ich denke die Unterschiede werden deutlich ;) :

Bowsers letzter Triumph

Mario Barth ist im Quotentief. Als ich diese Meldung heute morgen gelesen habe, war ich wirklich ein stückweit empört. Was denkt sich die undankbare Zielgruppe bloß dabei, einfach nicht mehr diese Sendung zu gucken, nur weil die überhaupt nicht lustig ist? Da steht ja wohl noch immer der Name „Mario Barth“ drauf, und dieser Mann hat doch irgendwann mal den einen oder anderen gelungen Witz zum Besten gegeben, als Beweis gibt es davon sogar Videoaufzeichnungen. O. k., jetzt habe ich etwas übertrieben, denn sicher hat er auch früher mit nur einem Witz in verschiedenen Auslegungen ganze Programme bestritten, der Zusatz „anderen“ unterstellt aber unterschwellig eine nicht vorhandene Vielfalt der barth´schen Autorenkreativität und stapelt deshalb etwas zu hoch. Trotzdem ist das vom dreisten Publikum natürlich total unverschämt, nicht mehr alles ungefragt zu schlucken, was dieser Mann serviert, obwohl das jahrelang so super geklappt hat, und jetzt aus heiterem Himmel sogar wegen dem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum der Gags pingelig die Gefolgschaft zu verweigern. Sicher ist da aber auch das Medium Fernsehen dran schuld. Stadien kriegt man mit großzügig über der Stadt abgeworfenen Freikarten auch noch voll, wenn der Stern nicht nur abgestürzt, sondern sogar schon aufgeschlagen ist und gen Erdkern rast, aber die Messungen der Einschaltquote sind da grausam unbestechlich. Was für ein gemeines Prinzip!


Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich hämisch, ich will das aber auch gar nicht verbergen. Ich nehme das fast persönlich, wenn so eindimensionale Reiter der untoten Scherze wie Barth breitflächig von den Medien über das Land gekippt werden, während wirklich geniale Stand-Up-Comedians wie Kurt Krömer oder Olaf Schubert entweder gar nicht gesendet werden, nur zweiminütige Nebenrollen in fremden Formaten bekommen oder irgendwann zur Geisterstunde verramscht werden. Natürlich ist das immer eine Sache des Geschmacks, das ist es aber auch für die Leute, die schon länger nicht mehr über Super Mario lachen können und trotzdem mit seinen ewig gleichen Ergüssen medial zugeschmissen werden. Selbstverständlich weiß ich, wo an meiner Fernbedienung der Umschaltknopf ist, deshalb werde ich bestimmt nicht dazu gezwungen, mir Beziehungsanekdoten nach identischen Muster in Dauerschleife anzuhören, aber trotzdem bleibt es mir auch unbenommen, so einen Sinkflug in der von mir gewählten Form zu kommentieren.


Zumal dieser Absturz jetzt nicht unbedingt überraschend kommt. Ich kann gar nicht adäquat die Größe meiner Erleichterung darüber ausdrücken, dass das RTL-Format von Dieter Nuhr gefloppt ist. Denn dieser Mann stand auch kurz vor seiner Verheizung, das wiederum wirft aber auch ein bezeichnendes Bild auf den zukünftigen Weg von Herrn Barth. Denn wenn jemand wie Nuhr, der über eine unglaublich weite Themenpalette verfügt und dazu noch mühelos verschiedene Humorebenen bedienen kann, an einer medialen Überpräsentation scheitert, dann können humoristische Eintagsfliegen wie Mr. Beziehungskalauer noch so laut brummen, irgendwann merkt das Publikum das ständige Vorsetzen der alten Suppe und zückt die Klatsche. Da kann er noch so begeistert über seine eigenen Witze lachen und auf diese Weise weite Teile des Programms mit eigenen Kicherflash-Atempausen füllen, irgendwann durchschaut zumindest der Großteil der Zielgruppe die kreative Hilf- und Ideenlosigkeit dahinter und geht zum Amüsieren wieder in den Keller, weil das sowieso gewohnte Anstarren dieser Örtlichkeit einfach viel lustiger ist.

Die richtig pfiffigen Exemplare unter den Fans fragen sich vielleicht sogar, wie glaubhaft es ist, dass der Kerl auch in der 200. Vorstellung an exakt den gleichen Stellen exakt den gleichen Lachanfall bekommt, der obendrauf auch noch exakt die gleiche Länge hat. Ist das erstmal ins Bewusstsein gedrungen, spielen die Sympathiewerte schnell das Drama der Titanic nach, denn sicher ist es einen Schmunzler wert, wenn ein Comedian auf der Bühne aufgrund einer unerwarteten Situation lachtechnisch aus dem Konzept gerät, wenn das aber als bewusst eingesetztes Stilmittel geoutet wird, das auch noch im XXXXXL-Format in das Programm geschrieben wurde, erscheint Kate Moss dagegen von der Flachheit her ziemlich kurvenreich. Was übrigens keine frauenfeindliche, sondern eine katemossfeindliche Aussage ist, dieses Wesen gehört aber zu den magersüchtigen Pelzschlampen, mit der menschlichen Spezies hat sie also nichts zu tun. Genauso wenig wie der letzte Satz mit dem Thema, also wo waren wir?


Ach ja, bei der Trennung zwischen Herrn Barth und der Sympathie. Da gibt es sowieso noch eine interessante Anekdote zu. Es ist nämlich noch gar nicht so lange her, da hat der Kumpel-Prototyp einen T-Shirt-Hersteller verklagt, weil der den Spruch „Nichts reimt sich auf Uschi“ vermarkten wollte, den auch der Mario auf seinen Klamotten aufgedruckt hat. Lustigerweise wurde als Grund eine Copyright-Verletzung angegeben. Richtig, das allein ist noch nicht so der Brüller, das Gröhl-Potential wird erst durch den Hinweis darauf deutlich, dass Barth diesen Spruch selber geklaut hat. Es handelt sich dabei nämlich um eine Kreation des Frühstyx-Radios, ein Format, das schon über den Sender gegangen ist, als gewisse „Berliner Schnauzen“ noch vor einem Schulhofpublikum erzählt haben, was für eine Lachgranate der Ausflug mit der Streberin aus der Parallelklasse doch war, da bei diesem Event jahrhundertealte Frauenklischees angeblich bestätigt wurden.

Damals vor über 20 Jahren wurde dieser Spruch von seinen Erfindern nicht rechtlich geschützt, wer kann aber auch damit rechnen, dass im 21. Jahrhundert ein Comedian die Szene betritt, dessen eigene Kreativität nur für die Feststellung reicht, dass das Wort „Brüllkäfer“ irgendwie nicht so der Burner ist, deshalb im Internet nach ungeschützten Sprüchen der Kollegen googelt und auf diese dann Copyright-Ansprüche im entsprechenden Register eintragen lässt? Geldgeiler und humorloser geht es wohl nicht, diese Vorgehensweise wird noch nicht mal dadurch lustig, indem man sich beim Erzählen im Vorfeld eine halbe Stunde selbst künstlich darüber amüsiert, bis man diese verlauste Katzenpointe endlich aus dem maroden Sack lässt. Deshalb wird es dieser Vorgang wohl auch nicht in das neue barth´sche Bühnenprogramm schaffen. Wenn der Comedy-Klemptner tatsächlich weiter die Masche vermarkten will, dass er trotz des Erfolgs total auf dem Boden geblieben ist, dann sollte er für diese Erkenntnis solche Arschloch-Touren dringend unter den Teppich kehren und zusätzlich den Raum mit diesem Staubfänger abschließen, sonst ist der „Einer von uns“-Ruf bald tiefergelegt als sein eigenes sowieso schon sehr niedriges Scherzniveau.


Mich lässt dieses ganze Theater ziemlich unentschlossen zurück, denn ich weiß wirklich nicht, mit welcher möglichen Zukunftsversion ich lieber konform gehe. Da wäre zum einen die Aussicht, dass Barth seine Abnutzungserscheinungen selber wahrnimmt, daraufhin sofort alle Aktivitäten einstellt und in eine ziemlich lange kreative Pause geht. Klingt im ersten Moment nicht schlecht, stellt aber ganz klar die Drohung über eine mögliche Rückkehr in den Raum. Allerdings kann das vollständige Ausglühen dieses Mannes sich noch ziemlich lange ziehen. Sicher ist es beruhigend, dass er in dem Fall dann wahrscheinlich für immer weg wäre, aber möchte ich mir dieses Trauerspiel trotz dieser Hoffnung noch über mehrere Monate oder sogar Jahre angucken? Wie gesagt eine sehr schwierige Entscheidung, ich drück mal keiner Variante die Daumen und lass mich überraschen.

Zumal dieser ganze Blog ja sowieso vom puren Neid getragen wird, denn eigentlich kann man Barth nur einen Vorwurf wegen seinem Mafia-Gedächtnis-Marketing machen, das Ausleben seiner dumpfen Masche ist eigentlich durchaus eine respektvolle Verbeugung wert. Denn sicherlich war es nie einfacher, Erfolg damit zu ernten, indem man sich zu einem Spiegelbild einer breiten Schicht der Öffentlichkeit macht. Da reicht es heutzutage halt schon, sich übertrieben selbstverliebt zu präsentieren und einen ewigen Scherz in verschiedenen Modulationen zu formulieren. Da draußen gibt es eine nicht zu unterschätzende Konsumbereitschaft, die nicht nach der Originalität eines Gags fragt, sondern nach seiner Funktionalität. Ist die einmal gegeben, dann grüßt bei vielen das Murmeltier und man kann ihnen diese Soße immer und immer wieder als neu verkaufen, ohne dass sie zeitnah etwas merken. Es ist halt lustig, das war es auch schon immer, also wird es auch immer lustig sein. Und wer kann es tatsächlich verübeln, dass jemand aus dieser Scheiße sein persönliches Gold macht? Mir ist das Ganze eigentlich sowieso egal, Hauptsache die 5. Staffel der internationalen Kurt-Krömer-Show erscheint bald auf DVD, nach diesem Kauf kann ich meine Fernbedienung dann sowieso erstmal wieder einmotten. Und meine persönliche Mario-Spaßbremse ist dann höchstens noch eine dunkle Legende, mit der man kleinen Kindern droht, wenn die im Übermut zu albern werden. "Hört auf zu quengeln, sonst erzählt euch der Mario seinen Witz!" "Schon wieder??? Neiiiiiiin!!!!!" Und es herrscht Ruhe im Karton.
 
O. k., Zeit für etwas Unangenehmes. Hier der Blog, der mir die meisten Abos versemmelt hat :D :

Killing in the Name of

Meine Arbeitskollegin findet es nicht in Ordnung, wie mit Tieren umgegangen wird. Sie sieht bei mancher Tierquälerei sogar mehr als rot. Meinen veganen Entschluss kann sie auch ab-so-lut nachvollziehen, damit nicht genug findet sie den sogar toll. Es wird auch keine Gelegenheit ausgelassen, um mir zu versichern, dass ich da auf dem richtigen Weg bin. Überhaupt kann ich stolz auf mich sein, sie ist sich auch nicht zu schade, so etwas sogar vor anderen Leuten ganz klar anzusprechen, egal, was die davon halten. Da gibt es ihrer Meinung nach nämlich nichts, wofür ich mich schämen müsste, ganz im Gegenteil. Für sie ist es einfach eine Schande, wie achtlos manche Menschen mit dem Thema Tierausbeutung umgehen. Sie ist da nämlich VÖLLIG anders. Zwar verzichtet sie nicht auf Fleisch, allerdings isst sie nur noch sehr wenig und bei ihren monatlichen Mengen im Milligramm-Bereich informiert sie sich grundsätzlich über die Haltung der Schlachttiere, das ist sie den Opfern einfach auch schuldig.


An ihrem Geburtstag hat sie der Abteilung ein Mittagessen ausgegeben. SELBSTVERSTÄNDLICH habe ich Tofu bekommen, sie fand es natürlich auch super, dass sie das für mich bestellen durfte. Als Tierfreundin bewundert sie ja wie gesagt meine übermenschliche Konsequenz bei diesem Thema. Sie selber hat dann aber doch für sich und die Restabteilung auf Entenbrüste zurückgegriffen. Ausnahmsweise hat sie den Chinamann bei der Bestellung auch nicht gefragt, in welchem Konzentrationslager die Opfer ihrer Wahl beheimatet waren und mit welchem Niedlichkeitsgrad neutrale Beobachter die Massenhinrichtungen beurteilt hätten. Woher soll der Mann in der Bestellannahme so was auch wissen? Da muss man notgedrungen mal einen Schlenker auf seinem ansonsten so gerade verlaufenden Tierschutzpfad in Kauf nehmen, so sehr einen das auch persönlich ärgern mag.


Sie geht auch öfters mittags in einen benachbarten Grill, dort wird von ihr natürlich auch nicht nachgehakt, wie genau die Schweine für ihr Schnitzel umgebracht wurden und wie zufrieden diese Wesen im Nachhinein mit ihrer Ermordung waren. Aber warum sollte sie sich da auch vor dem Besitzer auf der anderen Seite der Theke blamieren? Da würde man im Zweifelsfall sowieso nur einen Stirnrunzler ernten. Denn man kann ja nicht von so einem einfachen Mann verlangen, dass er sich genauso konsequente und unbequeme Gedanken um Tierschutzrichtlinien macht, wie sie das tagtäglich und inzwischen auch schon in einem Automatismus praktiziert. Auch in diesem Fall muss sie zähneknirschend Zugeständnisse machen, allerdings kennt ihr Bedauern ob dieser Einsicht praktisch keine Grenzen.


Wenn sie auswärts von Bekannten, Familienangehörigen oder Freunden eingeladen wird, kann sie natürlich auch nicht verlangen, dass sich diese Leute darum scheren, auf welche beneidenswerte Art und Weise die Tagesopfer massakriert wurden und wo diese selbst die Stärke ihres Glücksgefühls beim Sterben auf einer Skala von 1 bis 10 eingeordnet hätten. Schnell gilt man als Fanatiker, wenn man als Gast solche für sich zwar selbstverständlichen, für die Allgemeinheit aber in der Gegenwart noch unverständlichen Hintergründe kritisch zu beleuchten versucht. Damit ist dann ja auch niemandem geholfen, also beißt sie in den für sie persönlich mehr als sauren Apfel und unterlässt ihre ansonsten absolut reflexartige Recherche zum Thema.


Wenn sie in Supermärkten Fertiggerichte oder Waren mit Zusatz von tierischen Produkten kauft, kann sie sich natürlich auch nicht um die Herkunft kümmern. Aber das ist dann ja auch wirklich zuviel verlangt, wen soll sie da denn im Geschäft ansprechen? An diesem Punkt ist ja auch ganz eindeutig die Grenze zur Übertreibung erreicht, denn bei Zusätzen weiß wahrscheinlich selbst der Hersteller nicht mehr, welche Leiche er wo untergemischt hat und wie begeistert sich das betroffene Tier von dieser Welt verabschiedet hat. Das muss sie auch gar nicht thematisieren, in diesem Bereich ist es praktisch selbstredend, dass man Tierquälerei wegen Übersichtsproblemen Tür und Tor öffnen muss, so doof man diese Alternativenlosigkeit selbst auch findet.


Um das Thema abzukürzen, habe ich dann einfach mal direkt nachgebohrt, was sich hinter ihrer Beschreibung „ständige und nahezu lückenlose Informationseinholung über Haltungsbedingungen“ genau verbirgt und in welchen sporadischen Ausnahmefällen diese Vorgehensweise tatsächlich mal tollkühn von ihr angewendet wird. Diese Frage hat meinen Mundraum noch nicht mal ganz verlassen, da kam schon die Erwiderung „die Fleischtheke“. An dieser Örtlichkeit entwickelt sich die Dame nämlich zu einem menschlichen Pitbull, der sich mit Leib und Seele in den Kampf um Tierschutz verbissen hat, dementsprechend Quäler in die Enge treibt, Missstände schonungslos aufdeckt und diese dann auch mehr als streng verurteilt. Eine Metzgereifachangestellte wird da solange von ihr mit kritischen Fragen bombadiert, bis diese verzweifelt das Codewort „Bio-Haltung“ in den Verkaufsraum japst.


Danach ist dann natürlich alles in Ordnung, denn diese Haltungsform ist grundsätzlich ein Synonym für den Himmel auf Erden. Da muss man dann auch nicht mehr ins Detail gehen, das wäre wirklich mehr als pingelig. Bio – wo Kühe sich glückstrunken selbst vergewaltigen und nach ihrer Schwangerschaft dem Bauernfreund ohne Duldung von Widerspruch ihre Muttermilch inklusive Nachwuchs aufdrängen wollen. Bio – wo sich Schweine freiwillig in das Schlachtmesser stürzen, weil sie ihren eigenen Tod kaum mehr erwarten können, da dieser so eine großartige Gelegenheit darstellt, um sich mal für die genialen Zustände in ihrem persönlichen Zuchthaus zu bedanken. Bio – wo Hühner darauf bestehen, ihre potentiellen Kinder in Eigenregie entweder weich oder hart zu kochen und nicht eher mit dem täglichen Nachschub aufhören, bis dieser sich im Vergleich zur natürlichen Legerate mindestens vervierfacht hat. Bio ist so ein Gottesgeschenk für alle Ausgebeuteten, wer das einmal ausprobiert hat, möchte definitiv nie wieder normal gefoltert werden.


Ich persönlich freue mich auf den Tag, an dem die Biohaltung endlich ihren Triumphzug auch durch andere Missstände und Verbrechensformen antritt und diese dann ebenfalls gesellschaftskompatibel macht. Das muss für Betroffene wie Weihnachten und Ostern zusammen sein. Endlich gute und vertretbare Kinderarbeit, da die Kerlchen anders gefüttert werden, mehr Platz am Fließband haben und sogar hin und wieder auf einen Hof mit gelegentlichem Sonnenlicht getrieben werden. Keine Gewissensbisse mehr bei Vergewaltigungen, da die Opfer vorher ein wunschlos glückliches Leben geführt haben und nur noch nach strengen Bio-Richtlinien penetriert werden dürfen. Überhaupt würde somit das Ende aller Gewaltverbrechen eingeläutet werden, da Täter ihre Beute sehr viel schmerzloser und besser quälen und töten müssen. Auf das Gesicht von so manchem Halunken freue ich mich schon, wenn man ihm mitteilt, dass er sein Opfer ab jetzt nur noch auf eine schöne Art und Weise ermorden darf, damit es sich bei diesem Vorgang nicht mehr so quält und diesen dann auch selber endlich genießen kann.


Natürlich muss das dann auch konsequent kontrolliert werden, schwarze Schafe, die ohne jegliche Rücksicht einfach normal weiterquälen, wird es wohl immer geben. Das müsste man mit einem mehr als strengen Blick im Auge behalten, denn eine Bio-Mordmaschinerie kann nur funktionieren und ein Freudenquell für alle Beteiligten sein, wenn sich jeder daran hält. Man darf einfach niemals vergessen, dass viele Leute in Sachen konsequenter Tierschutz noch längst nicht so weit sind wie mein kollegiales Vorbild. Wer könnte ihnen da einen Vorwurf machen, vollbringt die Jeanne D´Arc der Tierrechte doch fast Unmenschliches an diversen deutschen Fleischtheken und sicherlich auch an so mancher ausländischen Variante. Die Tiere haben nun mal keine Stimme, mit der sie bessere Umstände bei ihrer Hinrichtung fordern können, um endlich auch aus der eigenen Sicht heraus erstrebenswert umgebracht zu werden. Die Artikulation müssen dann eben so kompromisslose Bio-Streiter übernehmen, ansonsten wird eine Welt mit moralisch absolut vertretbaren Morden immer nur eine schöne Utopie bleiben.
 
Too long, didn't...nein, diesesmal habe ich wirklich gelesen. :D

Unterhaltsam war es allemal, die Story mit der (imaginären?) Kollegin hat mir sehr gut gefallen. Zur vegetarischen/veganen Lebensweise könnte man natürlich eine Menge schreiben. Ich persönlich esse sehr gerne Fleisch und könnte mich vermutlich nie dazu bewegen, darauf zu verzichten. Deswegen halte ich Veganer und Vegetarier auch für bewundernswert, denn ihre Denkweise hat definitiv nichts falsches an sich.

Es ist sehr schade, wie im Zuge der Massenproduktion mit tierischem Leben mittlerweile umgegangen wird und wie wenig man darüber in der Öffentlichkeit erfahren kann, was ja auch in deinem Text angeschnitten wurde. Was mich allerdings stört und das ist nicht nur bei Veganern der Fall sondern auch bei Atheisten o.ä., sind die Leute, die sich eben weil sie kein Fleisch essen oder nicht an Gott glauben für intelligenter halten und bei jeder Gelegenheit versuchen, die Andersdenkenden von ihrer Meinung zu überzeugen. Das hast du hier zum Glück sehr gut vermieden, denn im Endeffekt sollte es jedem selbst überlassen sein was er isst oder woran er glaubt.

Nebenbei bemerkt: Nicht nur Schlachtung tötet Tiere, auch beim Anbau von Pflanzen werden beispielsweise Dünger aus Tierhaltung benutzt, Chemikalien versprüht, die Mäuse, Schnecken, Käfer u.ä. töten und auch durch den Transport der Nahrungsmittel wird die Umwelt verschmutzt. Selbst ein Veganer "unterstützt" also in gewisser Weise unbewusst das Sterben von Tieren, wenn auch auf andere Art und Weise. Letzten Endes sollte man es einfach jedem selbst überlassen, ob er nun Fleisch isst oder nicht. Toleranz ist da und auch allgemein in ganz wichtiges Stichwort, welches ein bisschen mehr Beachtung in der Welt verdient hätte.
 
Ich würde nie jemandem vorschreiben, was er essen soll und was nicht. Interessanterweise war ich sogar einer von den ganz wenigen Leuten, die sich damals an den Handlungen des Kannibalen von Rothenburg nicht gestoßen haben. Der Mann wollte Fleisch, sein Opfer hat sich freiwillig zur Schlachtung gemeldet, ich habe bis heute nicht verstanden, was daran so verachtenswert war. Wer bin ich, um anderen Leuten ihre Geschmacksrichtung vorzuwerfen?

Ich hätte auch überhaupt nichts dagegen, wenn Fleischesser sich ihre Nahrung über natürlich gestorbene Tiere organisieren würden. Da bin ich sogar so tolerant, dass wir uns gerne nochmal über den Sinn von Friedhöfen unterhalten können. Die meisten Leser werden an dieser Stelle jetzt bereits auf den Barrikaden stehen, deshalb erinnere ich vorsichtshalber daran, dass ich dem Fleisch abgeschworen habe und diese Überlegungen nur aufführe, um zu zeigen, dass ich bei diesem Thema trotzdem extrem tolerant bin und niemandem seinen Genuß madig machen möchte.

Die einzige Meinung in diesem Themenkomplex, die ich doch gerne verbreiten würde, ist meine absolute Ablehnung von Mord für diesen Fleischkonsum. Das sollte man dringend im Hinterkopf behalten. Niemand verurteilt das Essen von Fleisch, selbst wenn man es wie ich (inzwischen) als etwas gewöhnungsbedürftig ansieht und sich sogar davor ekelt. Was aber in meinen Augen absolut verurteilungswürdig ist, ist die Hinrichtung von anderen für dieses Geschmacksbedürfnis. Und im Gegensatz zum Opfer des Kannibalen kann natürlich kein Tier dieser Welt sein Einverständnis geben, wenn es um seine Ermordung geht, das ist der Umstand, der die Sache für mich eben nicht zu einer freien Entscheidung macht. Aber keine Angst, meine Barrikadenkämpfe dazu führe ich auf Facebook, das hier ist mein Wrestling-Board, auf dem ich das Thema sicher nicht breitflächig streuen und verteidigen werde. Ich würde mich über den einen oder anderen Denkanstoß freuen, den Daniel Bryan gebe ich wie gesagt woanders. :)

Zum Thema "Tiermord für den Veganismus" könnte ich jetzt auch eine ganze Horde von Blogs hier loslassen, das will ich aber nicht, damit es nicht eintönig wird. Aber sicher wird sich dieses Thema auch hin und wieder hierhin verirren. ;)
 
Ich würde nie jemandem vorschreiben, was er essen soll und was nicht. Interessanterweise war ich sogar einer von den ganz wenigen Leuten, die sich damals an den Handlungen des Kannibalen von Rothenburg nicht gestoßen haben. Der Mann wollte Fleisch, sein Opfer hat sich freiwillig zur Schlachtung gemeldet, ich habe bis heute nicht verstanden, was daran so verachtenswert war. Wer bin ich, um anderen Leuten ihre Geschmacksrichtung vorzuwerfen?

Ich hätte auch überhaupt nichts dagegen, wenn Fleischesser sich ihre Nahrung über natürlich gestorbene Tiere organisieren würden. Da bin ich sogar so tolerant, dass wir uns gerne nochmal über den Sinn von Friedhöfen unterhalten können. Die meisten Leser werden an dieser Stelle jetzt bereits auf den Barrikaden stehen, deshalb erinnere ich vorsichtshalber daran, dass ich dem Fleisch abgeschworen habe und diese Überlegungen nur aufführe, um zu zeigen, dass ich bei diesem Thema trotzdem extrem tolerant bin und niemandem seinen Genuß madig machen möchte.

Die einzige Meinung in diesem Themenkomplex, die ich doch gerne verbreiten würde, ist meine absolute Ablehnung von Mord für diesen Fleischkonsum. Das sollte man dringend im Hinterkopf behalten. Niemand verurteilt das Essen von Fleisch, selbst wenn man es wie ich (inzwischen) als etwas gewöhnungsbedürftig ansieht und sich sogar davor ekelt. Was aber in meinen Augen absolut verurteilungswürdig ist, ist die Hinrichtung von anderen für dieses Geschmacksbedürfnis. Und im Gegensatz zum Opfer des Kannibalen kann natürlich kein Tier dieser Welt sein Einverständnis geben, wenn es um seine Ermordung geht, das ist der Umstand, der die Sache für mich eben nicht zu einer freien Entscheidung macht. Aber keine Angst, meine Barrikadenkämpfe dazu führe ich auf Facebook, das hier ist mein Wrestling-Board, auf dem ich das Thema sicher nicht breitflächig streuen und verteidigen werde. Ich würde mich über den einen oder anderen Denkanstoß freuen, den Daniel Bryan gebe ich wie gesagt woanders. :)

Zum Thema "Tiermord für den Veganismus" könnte ich jetzt auch eine ganze Horde von Blogs hier loslassen, das will ich aber nicht, damit es nicht eintönig wird. Aber sicher wird sich dieses Thema auch hin und wieder hierhin verirren. ;)

Was ich mich schon immer gefragt habe, warum gibt es Veganer/Vegetarier/Fruchtarier, die es einem Menschen der anders denkt nicht einfach gönnen. Natürlich gibt es in der Fleischindustrie wirklich ABARTIGe Methoden der Schlachtung am Fließband. Als ich noch Zeit für die guten alten Dienstagabend ARTE Dokus hatte, was hab ich schlimmes Zeug gesehen. Ein Grund mehr den Fleischkonsum zu senken.
Egal, dass was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich deine Einstellung sehr schick finde ^^ In einer dieser besagten Dokus hat der Reporter eine Veganerin interviewt, die kein Honig isst, weil es die Versklavung von Bienen ist. Solche Menschen liebe ich ja. Als nächstes werden Hühner versklavt, weil sie Eier legen.

Also gute Einstellung -Jo-tastisch- würde ich sogar sagen ^^
 
So, wir entspannen uns wieder mit einem heiteren Blog. Der übrigens absolute Satire und keine Beleidigung ist, das wurde vom Zeitungsanwalt meines Vertrauens bereits bei der damaligen Artikelveröffentlichung geprüft. ;)

Die seltsame Ballade vom männlichen Genital

Das Schicksal schlägt manchmal die seltsamsten Kapriolen, nie hätte ich im Vorfeld geahnt, was eine normale Zapping-Pause auslösen kann. Dabei habe ich diese gestern nur eingelegt, da mein treuer Rekorder eine neue DVD formatieren musste und ich deshalb in meiner Wrestling-Aufnahmeorgie unterhaltungstechnisch die dafür benötigten Minuten überbrücken wollte. So landete ich also wirklich durch puren Zufall in der ARD oder im ZDF, jedenfalls in einer der geklonten heiteren Rateshows, deren Meterwareinkarnationen immer dann im deutschen Fernsehen laufen, wenn gerade nicht der kommende 15-Minuten-Musiksuperstar gesucht und abgeerntet wird. Diese an sich schon sehr mysteriöse Verkettung der unglaublichsten Zahnräder wurde fast ins Unheimliche katapultiert, da mich auch noch die Auflösung der Frage interessiert hat, die just zu diesem Zeitpunkt den Demnächst-Dschungelbewohnern, sofern es sich bei den zwei Nasen überhaupt um „Prominente“ gehandelt hat, gestellt wurde.


So klärte man mich darüber auf, dass der Begriff „Karacho“ aus dem Spanischen kommt und dort von „Penis“ abgeleitet wird. Das mag jetzt nicht für jeden Leser eine spektakuläre Enthüllung sein, da ich davon ausgehe, dass meine Zielgruppe aus dem Alter heraus ist, in dem allein die Erwähnung von Geschlechtsorganen zu verschämten Kicheranfällen führte. Allerdings sieht die Sache bei mir etwas anders aus, denn mein Lebenslauf sorgte diesbezüglich für eine etwas unglückliche Mischung, die sich aus einem Hang zum Kopfkino und einer musikalisch recht harten Kindheit zusammensetzte. Aus diesem Grund ist mir das Liederrepertoire eines gewissen blonden Volksmusikanten mit Sonnenbrille zumindest vom Namen her geläufig und ich stellte auch sofort übersetzungstechnische Verbindungen zu einem seiner ganz großen Hits her. Mittlerweile habe ich mir auch den Text ergoogelt und es steht somit fest: Heino war unglaublicherweise der erste Gangster-Rapper, hinter dessen so drastischen wie schmutzigen Hirnauswüchsen sich die obszönen Textungeheuer von Sido und Bushido mal sowas von verstecken können.


Ich trete da auch gerne den Beweis an, beschäftigen wir uns als erstes mit dem Refrain seines Ekelhits "Karamba". Gleich die erste Zeile „Karamba, Karacho, ein Whiskey" kann ich aufgrund meines gestrigen Ausflugs in das öffentlich-rechtliche Programm inzwischen mit „Donnerwetter, ein Penis und ein Whiskey" übersetzen. Das mag in jedem Homosexuellenpuff oder auf dem Straßenstrich für Nutteriche eine völlig normale Bestellung sein, allerdings hätte ich Mr. Sonnenbrille immer nur einen unangenehmen politischen Rechtsdrall unterstellt, niemals das Zurückgreifen auf beliebte Sprüche aus dem Reich der käuflichen Achtern-Liebe. Das geht ja fast schon als begrüßenswerte Toleranzforderung für gesellschaftliche Randgruppen durch, wirklich ganz erstaunlich für diesen Mann und seine vielleicht vorschnell unterstellte Politgesinnung.


Damit nicht genug setzt er gleich in der zweiten Zeile mit „Karamba, Karacho, ein Gin“ nach. So macht er anscheinend deutlich, dass ihm das alkoholische Getränk ziemlich Latte ist (wir verweilen kurz, um mein geniales Wortspiel gebührend zu würdigen) und es ihm nur auf das männliche Geschlechtsteil ankommt, das auch bitte recht zügig angeliefert werden sollte. Womöglich würde er sich auch mit einem Glas Wasser und einem Beutelchen Ahoi-Brause zufrieden geben, solange nur endlich der Schwanz in seiner roten Plüschecke eintrudelt.


Dann nimmt der Verlauf des Abends aber anscheinend eine dramatische Wendung, die durch Zeile Nummer 3 „Verflucht, Sacramento-Dolores“ artikuliert wird. Die Formulierung unterscheidet sich von der Deutlichkeit sehr von den zwei Vorgängern und kommt sogar recht schwammig daher. So weiß der Hörer nicht, wer sich hinter dem Namen „Dolores“ verbirgt. Sicher scheint nur, dass die Person aus Sacramento stammt und sich deswegen bei Stammkunden wie Heino einen entsprechenden Spitznamen eingehandelt hat. Obwohl selbst das spekulativ ist, denn natürlich muss es sich nicht um eine Angestellte des Rotlichtbasars handeln, genauso gut könnte Dolores eine gehörnte Freundin des Schunkelstars sein, die ihn mit beschlagener Brille beim verbotenen Hobby überrascht hat. Allerdings gäbe es in diesem Fall dann Aufklärungsbedarf, warum er Dolores aus der Hauptstadt von Kalifornien und nicht Hannelore aus good old Germany besingt, mit der er laut Boulevardpresse eigentlich verbandelt ist. Das riecht natürlich nach noch mehr Komplikationen, fast möchte man ihm mitfühlend wünschen, dass es sich bei der beträllerten Amerikanerin um den Transvestiten handelt, der das heiß ersehnte Glied zur Verfügung stellen möchte.


Die letzte Zeile im Refrain deutet allerdings in eine andere Richtung, denn hier macht Heino darauf aufmerksam, dass „alles wieder hin“ ist. Diese Formulierung würde natürlich eher dazu passen, dass er tatsächlich in flagranti erwischt wurde, und das ihm dieses peinliche Missgeschick aufgrund der Benutzung des Wortes „wieder“ wohl nicht zum ersten Mal passiert ist. An dieser Stelle sei ein kurzer Zwischenrat von mir erlaubt: Sollte diese Vermutung zutreffen, würde ich definitiv über einen Wechsel des konsultierten Freudenhauses nachdenken und die neue Adresse dann einfach nicht mehr großzügig im Bekanntenkreis verteilen. Allerdings könnte sich der angedeutete Unmut auch auf die Leistung der Angestellten Dolores beziehen. Ist das der Fall, dann verstehe ich den Hinweis auf die Wiederholung allerdings nicht, denn egal, ob der angebotene Penis zu klein erschien oder die längere Lieferzeit als störend empfunden wurde, wenn so was öfters vorgekommen ist, sollte doch einer örtlichen Umorientierung ebenfalls nichts im Weg stehen.


Aber gut, es handelt sich hierbei natürlich nur um einen Liedtext, da sollte man sicherlich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Ich gehe deshalb auch nicht mehr auf einzelne Strophen ein, obwohl auch hier potentiell zwielichtige Begriffe wie "Hafenbar" und "braungebrannt" verwendet werden. Aber da soll sich der Leser im Bedarfsfall bitte eigene Gedanken machen, ich schließe diese Untersuchung noch immer ziemlich baff ab. Ich würde auch gerne diesen Kommentar lobend beenden, indem ich auf den krassen Text oder die fetten Bässe hinweise, allerdings bedient MC Heiporno leider eine Musiksparte, die mir eher fremd ist, egal ob Volksmusik- oder Hardcore-Rap-Schiene.
Dieser Beitrag ist lediglich meiner Überraschung geschuldet, da ich recht blauäugig seinen musikalischen Spagat bis zu diesem Zeitpunkt nie bemerkt habe. Irgendwie interessiert mich gerade auch, was genau passiert, wenn die bunten Fahnen wehen oder in welchen Körperregionen eigentlich die unvergesslichen ro-ro-ro-roten Lippen liegen, die er besingt, wenn er Ex-Freundinnen beim Alpenglühen wieder trifft. Allerdings verschiebe ich diese Recherche auf später, mit einer Überdosis Volksmusik ist bestimmt genauso wenig zu spaßen wie mit dem Pendant aus dem Schmuddel-Rap-Bereich.
 
Hier ein bisschen Balsam für die wunde Fußballerseele, ihr habt mein totales Mitgefühl...

The Day after

Ich weiß, ich weiß, in letzter Zeit habe ich es durch den EM-Hintergrund in diesem Blog etwas mit den Fußballbeiträgen übertrieben. Das tut mir auch ausdrücklich leid, dennoch will ich ein (hoffentlich) letztes Mal auf dieses Thema zurückkommen. Denn durch die gestrige Niederlage des deutschen Europameisters im Schwanzvergleich... Entschuldigung... der Herzen ist für den neutralen Beobachter doch ein kleiner Fragekatalog entstanden, auf den die Fans des runden Ex-Leders jedoch sehr verschnupft reagieren, wie ich heute im Liveversuch feststellen musste. Selbstverständlich möchte ich meinen treuen Lesern diese potentielle Disharmonie im sozialen Umfeld ersparen und gehe deshalb noch mal kurz den wesentlichen Erklärungsbedarf Punkt für Punkt durch, damit niemand den ballsportelnden Wald- und Wiesenfan unnötig während seiner Trauerarbeit stören muss. Tja, so bin ich, immer helfend, wo ich kann. Here we go:


Nein, Deutschland kann nicht trotz gestrigen Ausscheidens am Sonntag noch Europameister werden. Sicher stand eigentlich spätestens nach Abschluss der Vorrunde fest, dass das restliche europäische Kanonenfutter jetzt nur noch pro forma in Grund und Boden gespielt werden muss, falls es unvernünftigerweise nicht sowieso schon direkt vor dem Spiel kapituliert, aber dennoch haben die Italiener mit ihrer frechen und unentschuldbaren Gegenwehr das an sich konkurrenzlose deutsche Göttergeschlecht aus dem Turnier gekegelt. Und diese Unverschämtheit ist leider juristisch gesehen absolut wasserdicht. Was dem zu Recht erbosten Fan jetzt nur bleibt, ist die absolut verständliche Fälschung seines persönlichen EM-Micky-Maus-Gimmick-Eintragebogens. Dann liegt es selbstverständlich an jedem selbst, wie überzeugend er den deutschen EM-Sieg 2012 seinen Enkelkindern verkauft und mit historischen Bastelbögen belegt. Sollten sich die Blagen in 30 Jahren ähnlich renitent verhalten wie das Kickerpack aus Südeuropa, kann man ihnen immerhin mit Stubenarrest und Fernsehverbot die individuelle Sicht auf die Fußballgeschichte einbläuen. Mittel, die aktuell leider in Bezug auf die dreisten Nudelerfinder nicht zur Verfügung stehen.


Ja, Italien dürfte theoretisch am Sonntag Europameister werden, obwohl sie sich nicht an die deutlichen Absprachen gehalten haben, die teutonische Stammtische nun schon seit mehreren Tagen zwischen Lokalrunde 12 und Kotzabgang Richtung Heimat proklamiert und so eigentlich auch zumindest deutschlandweit etabliert haben. Leider wird Fußball noch immer auf dem Platz entschieden, da sich die FIFA in Bezug auf Regeländerungen lieber mit uninteressanten Torkameras beschäftigt, statt endlich ernsthaft über den deutschen Festplatz in den Endspielen dieser Welt zu beraten und diesen offiziell durchzuwinken. Deshalb konnte Italien im Rahmen seiner total beschränkten Möglichkeiten die deutsch-galaktische Ausnahmemannschaft schwindelig spielen, die fulminant-beherzte 1 1/2minütige Aufholjagd brachte leider auch nicht den sicherlich/eigentlich/sind wir doch mal ehrlich total verdienten Erfolg, somit stehen die Azurro-Künstler mehr als glücklich im Finale und haben unverschämterweise auch noch alles Recht der Welt, dieses zu gewinnen, obwohl sie den eigentlichen Europameister eiskalt, ohne Provokation und aus heiterem Himmel (FEIGE!!!) besiegt haben. Auch hier bleibt dem germanischen Anhänger nur ein Trostpflaster: Wenn Italien demnächst Gelder aus dem Euro-Rettungsfond anfordert, wird sich Uns-Merkel sicher an diese Kriegserklärung (Sagen wir es doch mal, wie es ist) erinnern und den Geldfluss entsprechend anpassen. Achtung: Dieser Lichtstreif am Horizont wird nur verwirklicht, wenn bis dahin der Euro nicht eh über den Jordan gesegelt ist.


Nein, Deutschland ist jetzt nicht automatisch Europameister 2016, obwohl sie es natürlich einfach mal wieder verdient hätten. Die Sache mit dem Verdienst und der medial ständig aufgeworfenen Durststrecke ist sowieso ein etwas heikles Thema. Immerhin war Deutschland 1996 das letzte Mal Europameister und bestimmt hört sich die Zeitfensterbezeichnung „Seit 16 Jahren nicht mehr“ an wie eine Ewigkeit. Trotzdem könnte die eine oder andere pingelige Spaßbremse bemerken, dass eine EM nur alle 4 Jahre ausgespielt wird und somit die gefühlt und unbestritten beste Mannschaft dieses Universums eigentlich erst seit 4 Turnieren auf den nächsten Erfolg wartet. Wenn das als unerträgliche Durststrecke durchgeht, die nun endlich schon aufgrund der unglaublichen Länge verdient beendet werden müsste, was machen dann gerade Mannschaften wie England oder eben Italien durch, deren Einträge in dieses Geschichtsbuch fast noch in altdeutscher Schrift vorgenommen wurden bzw. sogar komplett verwaist sind? Aber wie erwähnt ist diese Überlegung eigentlich total pingelig, vor allem auch mit dem Hintergrund, dass die deutschen Ausnahmeathleten eigentlich dauernd alle Titel verdient hätten. Im Zweifelsfall rechnen wir halt das Ganze in Sekunden aus, wenn der Zeitrahmen sonst keine zufriedenstellend beeindruckende Zifferzahl erreichen sollte.


Ja, der Bundestrainer hat selbstverständlich total versagt, natürlich war seine verrückte Auswechselorgie total daneben und garantiert hätten wir mit der Aufstellung aus dem Griechenland-Spiel die italienische Auswahl dreistellig überrannt. Wieso hört dieser Knilch auch nicht auf die Millionen Fußballweisen in diesem Land, die sofort bei der Bekanntgabe dieses Irrsinns zusammengezuckt sind und das Unglück schon zu diesem Zeitpunkt vorausgeahnt haben? Zumal diese Leute echte Experten im Zucken sind, denn immerhin haben sie das bei jeder der eigentlich ständigen Änderungen vom Bundes-Löw getan. Aufgrund dieser Wechselwilligkeit hat er ja auch den Spitznamen „Der Magier“ bekommen und ihm wurde auch (vorschnell, wie wir nun wissen und eigentlich auch immer wussten) ein „goldenes Händchen“ für Aufstellungskorrekturen diagnostiziert, aber das ändert ja mal gar nichts daran, dass diese Idiotentaktik nur zigmal im Vorfeld funktioniert hat und am Schicksalsdonnerstag eben nicht. Natürlich, natürlich, natürlich nicht. Die 2.000 Mal davor war ja auch lediglich gehöriges Glück im Spiel, sind wir doch mal realistisch! Überhaupt ist dieser Mann doch eigentlich untragbar geworden, das traut sich nur noch niemand auszusprechen. BILD-Zeitung, übernehmen Sie!


Ja, Lukas Podolski kann man selbstverständlich die Restverantwortung für das Debakel in die Schuhe schieben, die nicht mehr in die Latschen vom Juri gepasst hat. Denn das dieser Mann eigentlich absolut talentfrei ist, hat ja nun wirklich jeder Blinde mit Krückstock erkannt. Bis auf den Bundestrainer halt. O. k., hätte er in der 94. Minute den Ausgleich geschossen und dann im Elfmeterschießen den entscheidenden Treffer versenkt, wäre er sicher Spieler der Begegnung, Sportler des Jahrhunderts, Bundespräsidentschaftskandidat und neuer Jesus geworden, aber das hat er nicht, also ist er jetzt offiziell das Arschloch, das total versagt hat und die deutschen Träume platzen ließ. Hugh, Häuptling Stammtischmatschbirne hat gesprochen. Das mit der deutschen Staatsangehörigkeit kann er sich übrigens wahrscheinlich auch abschminken, soll er doch demnächst durch das polnische Spiel stolpern. Und wehe, er schießt dabei dann Tore, das wäre natürlich der Gipfel der Provokation für die deutsche Fußballerseele.


Und abschließend halte ich nur vollständigkeitshalber fest, dass natürlich im Endeffekt nur der Schiedsrichter schuld war, der den Vergleich mitten in dem Spielzug abgepfiffen hat, der dem deutschen Quasi-Europameister das Unentschieden gebracht hätte. Ach, was sage ich da? Definitiv wäre die abgebrochene Flanke gleich von vier deutsche Elitekicker gleichzeitig verwertet worden und sie hätten noch in der regulären Spielzeit mit 5:2 gewonnen. Verdient, wie vielleicht schon im Textverlauf erwähnt. Das Leben ist einfach ungerecht, gerade im Fußball.
 
Für immer Punk? Kinder, wie schnell so eine Ewigkeit vergeht... :D

The Walking Dead Edition Regenbogen

Schon wieder nicht in meiner eigenen Kotze aufgewacht, noch immer einen Beruf, in dem ich frech Geld verdiene, mehrere CD´s im Schrank, die vom fehlenden Schrammelstatus zumindest auffällig sind und haustiertechnisch weder eine Ratte noch einen Silberfisch, sondern lediglich drei Katzen am Start; wem will ich eigentlich noch etwas vormachen? Niemandem, das habe ich gestern endlich eingesehen, deshalb werde ich nun ein Ende mit Schrecken machen, um den Schrecken ohne Ende zu vermeiden, und gebe offen zu: Ich bin definitiv kein Punk mehr, und um die Dramatik auf die Spitze zu treiben, gestehe ich sogar ein, dass ich sehr wahrscheinlich auch niemals einer war.


Deutlich geworden ist mir dieser Sachverhalt aufgrund meiner Reaktion auf das Comeback von Slime, einem absoluten Favoriten in meinem Musikgemüt. Ich habe mich nämlich total über dieses angekündigte Lebenszeichen gefreut, was anscheinend im Dunstkreis gewisser Leuten direkt ein komplettes No-Go darstellt und entsprechend verpönt ist. Als ich gehört habe, dass diese politisch sehr nach links ausgerichtete Combo die Texte eines von mir sehr geschätzten Anarchisten im typischen Slime-Sound interpretieren wird, habe ich meinen persönlichen Sündenfall vor der selbsternannten Szenenpolizei dann sogar noch dadurch perfektioniert, dass ich diesen Plan für eine sensationelle Idee hielt und entsprechend gespannt auf das Ergebnis war. Inzwischen ist dieses Produkt bei mir zu Hause eingetrudelt, ich sehe es persönlich als die beste Veröffentlichung der Helden an, die sowieso seit Jahr und Tag für den Soundtrack meines Lebens verantwortlich zeichnen, und bin dementsprechend absolut begeistert von diesem Silberling, der wohl nur noch chirurgisch aus meinem CD-Player zu entfernen ist. Wahrscheinlich sind diese absolut unhaltbaren Emotionen auch die Kronzeugen unter den Zeichen, die mich als verachtenswerten Pseudo brandmarken.


Denn direkt nach der Ankündigung dieses Albums konnte der interessierte Internet-Surfer auf Amazon, Youtube und anderen Plattformen, die sich in irgendeiner Form mit dem Werk beschäftigten, diversen Statements entnehmen, wie tief Slime doch gesunken wäre und wie lächerlich sich diese Gruppe inzwischen machen würde. Wohlgemerkt kamen diese debilen Schmierereien, die in einer intelligenten Version möglicherweise als Kritik durchgehen würden, bereits zu einem Zeitpunkt auf, als noch nicht mal eine einzige Note vom angeblich ach so schlechten Tiefpunkt der slime´schen Karriere ein Ohr außerhalb des Produktionsteams beglücken durfte. Der Grund für den vernichtenden Aufstand der Punkantworten auf Beavis und Butthead lag nämlich allein in der Tatsache begründet, dass die Hamburger Urpunks überhaupt ein Comeback in Erwägung gezogen haben, eine CD herausbringen wollten und unverschämterweise auch noch in Aussicht stellten, damit auf Tour zu gehen.


Im Glaubensbekenntnis der Einwohner von Dunkelpunkhausen ist so eine Vorgehensweise nämlich streng verboten, da diese sofort den gruseligen Endgegner „Kommerzialisierung“ auf den Plan ruft. Denn mit einer Tour und einem Album kann man Geld verdienen, dieser Vorgang stellt aber seit jeher die Tätigkeit, deren Name im Pogokreisel der denkresistenten Komplettalkoholiker nicht genannt werden darf. Eine Musikgruppe im Punkbereich hat in diesen Anschauungen gefälligst ihr erstes Konzert mit zusammengeschnorrten Dosenpfand auf die Beine zu stellen, diesen Auftritt selbstverständlich mit freiem Eintritt zu absolvieren, um danach vollkommen ruiniert die Weltenbühne direkt und ultimativ wieder zu verlassen. Und wer dabei auch nur das Wort „CD-Veröffentlichung“ in den Mund nimmt, wird direkt aus diesen Kreisen ausgeschlossen, für vogelfrei erklärt und darf bis ans Lebensende höchstens noch Kylie Minogue-Cover zum Besten geben. Um dafür dann übrigens als Popper erst recht nicht ernstgenommen und sogar verdroschen zu werden, das ganze Gebiet ist also nicht nur vom Logikfaktor her schmerzhaft besetzt.


Es ist sowieso ziemlich ulkig, dass die Möchtegern-Kritiker mit ihren Lautgebungen die eigene Existenz in Frage stellen, denn hätten die Mitglieder von Slime keine Kommerzialisierung in Betracht gezogen, hätten sie niemals in der Öffentlichkeit stattgefunden und wären somit gar nicht erst als Größe zum Niedermeckern auf den Plan getreten. Hätten sie sich darauf beschränkt, auf Hamburger Schützenfesten besoffen von der Bühne zu kippen, um so das Ende ihres Gratisauftritts zu verkünden, dann hätte das kaum jemand bemerkt und Kommerzvorwürfe wären nur aufgekommen, wenn sie frech die 2,50 DM, zur Verfügung gestellt vom gönnenden Teil des Publikums, nach ihrer Performance vom Boden gepickt hätten. An Slime kann man sich heute nur reiben, weil sie eben ihre Musik in einem größeren Rahmen bekannt gemacht haben, und das ist immer ein Vorgang, den nur der Million Dollar Man oder eben ein Mensch mit einem funktionierenden Refinanzierungskonzept auf die Beine stellen kann.


Ich will aber mit diesem Blog gar nicht das Nervpotential von tatsächlichen Übertreibungen in Sachen kommerzieller Vermarktung des Punkrocks verheimlichen. Wenn zum Beispiel Campino von den Toten Hosen inzwischen sogar in „Waldis Club“ auftaucht (und mich damit übrigens in akuten Erklärungsnotstand bringt, da mir dieser Super-GAU selbstverständlich direkt am nächsten Tag aufs Brot geschmiert werden musste…), seiner Band ein eigenes Singstar-Spiel gewidmet wird, in diesem Bandkosmos exklusive DVD´s in sogenannten Amazon-Fanpaketen veröffentlicht werden, für die der Anhänger sich nochmal einen Schwung alter Live-Alben mit an Land ziehen muss, und trotzdem auf Konzerten via „Wort zum Sonntag“-Text verkündet wird, dass man nach wie vor für immer Punk bleiben will, dann ist das sicherlich an Albernheit und Fremdschämspitze nicht zu überbieten. Trotzdem kann es nicht sein, dass diese Übertreibungen schon bei Gruppen diagnostiziert werden, nur weil die sehr zur Freude ihrer echten Fans nochmal auf Tour gehen, darüber hinaus ihre künstlerische Biografie mit frischen Einträgen erweitern und diese Dinge verständlicherweise nicht für lau anbieten.


Mir fällt mein Abschied aus den Punkreihen wirklich nicht schwer, denn ich war ihnen sowieso nur musikalisch verbunden, da sie mir in anderen Bereichen schon immer sehr suspekt bis lächerlich vorgekommen sind. Die Szenepolizisten sind da nämlich nur der offensichtlichste Teil des dämlichen Reigens, fast genauso lustig finde ich Typen, die nicht müde werden, ein schwammiges Staatsfeindbild aufzubauen, nur um sich dann von genau diesem ach so bösen Staat finanziell über die Runden bringen zu lassen. Richtig, auch ich bin eher im „Deutschland verrecke“-Modus, allerdings käme ich auch nie auf den Gedanken, von diesem Terrorapparat irgendeine Art von Hilfe anzunehmen. Das käme mir wenn dann nur sehr kurzfristig und als absolute Notlösung in den Sinn, auf meiner Ersatzlederjacke würden niemals Buttons wie „Deutschland muss sterben“ und „Arbeitslos und Spaß dabei“ zu einem widerlichen Zungenkuss ansetzen, denn diese Kombination stellt für mich den Mount Everest im Dumpfbackengebirge. „Komm, wir zeigen dem System die Zähne, ja richtig, ich meine das System, von dem ich mich total abhängig gemacht habe.“ Das sind Überlegungen, die wohl nur nach einer Palette Hansa-Pils als täglich etabliertes Gewohnheitsritual zumindest rudimentären Sinn ergeben.


In jeder Partydiskussion ist es ebenfalls eine absolute Brüllergarantie, wenn man darauf hinweist, dass eine Szene, die mal als Gesellschaftskritik und Aufstehen gegen starre Normen gegründet wurde und ergo dadurch glänzen konnte, dass sich praktisch jeder zu ihr bekennen durfte, inzwischen ein dickeres Regelwerk vorweisen kann als die universelle Spießergewerkschaft. Selbstredend, dass viele Anhänger der Punkreligion auch inzwischen so lange mit ihrem aufwändigen Styling beschäftigt sind, bis Popper erbost an die Badezimmertür klopfen, da sie zum Richten ihrer Fönfrisur doch mal für ein paar Sekunden den seit Stunden besetzten Spiegel benötigen. Als Sahnehäubchen auf dieser seit Jahren abgelaufenen Torte wird die eingangs erwähnte Gesellschaftskritik auch immer öfters nur noch durch bunte Haarfarben und dem unmotivierten Brüllen von einzeiligen Parolen vorgetragen, die hin und wieder sogar Sinn machen, falls der Schreier wider Erwarten tatsächlich mal nüchtern ist.


Woher die heutige Punkszene überhaupt ihr Selbstverständnis nimmt, dass noch irgendjemand von außerhalb dort freiwillig mitmachen möchte, ist mir eigentlich ein einziges Rätsel. Tipps zum Haare färben bekommt man bei jedem Friseur, die Realisierung einer Alkoholikerkarriere gilt auch nicht als Aufgabe für Hochbegabte und alle kreativen Repräsentatoren gelten eh pauschal als suspekt, da sie jede Art von ernsthafter und somit wahrnehmbarer Existenz natürlich damit begründen, in dem sie diese zu finanzieren versuchen. Immerhin steckt noch viel Schmunzelpotential in dieser Lebensart, das ist heutzutage ja auch nicht zu verachten. Ansonsten gilt aber, dass Punk möglicherweise noch nicht komplett tot ist, allerdings in manchen Auslegungen definitiv keine Hirnaktivität mehr verzeichnen kann und deshalb dort sicherlich über eine Sterbehilfe zumindest nachgedacht werden sollte.


Mir ist das egal, denn ich stecke schon seit jeher in meiner Grote-Schublade, die allein durch ihren strikt ausgelebten Individualismus ironischerweise mehr Referenzen zum Punkglauben aufweisen kann als die gegenwärtige Gruselmutation des ursprünglichen Namengebers. Und in dieser Schublade stehen gerade alle Regler auf 10, um das im CD-Player rotierende Jahrhundertwerk gebührend abzufeiern. Dabei ist es mir glücklicherweise völlig egal, ob sich dieses Ergebnis nun offiziell Punk nennen darf oder nicht. Es ist 100 % Slime, diese Tatsache geht mit der Programmierfunktion „Dauerschleife“ eine Verbindung ein, die in meinem Kosmos keinerlei Wünsche mehr offen lässt.


Wer kümmert sich schon ernsthaft darum, dass der Schubladenetablierungsversuch einer Bewegung, die darauf basiert, keine pauschalen Schubladen zu etablieren, so gut wie gescheitert ist? Das ist weder überraschend noch traurig, und im Finale ärgert das nur ein paar Szenepäpste, die dadurch auf ihren sowieso unerwünschten Echtheitszertifikaten sitzen bleiben. Darüber sollte man sich aber definitiv eher freuen.
 
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