Sicher gibt es andere Baustellen, aber ich finde es gerade für einen Kampfsport wichtig, dass er ein gutes Image besitzt. Schau dir an was aus dem Boxsport geworden ist. Der wird nach den Abgängen der letzten Stars wie Mayweather und den Klitschkos praktisch tot sein aufgrund des schlechten Images. Nur noch wenige wollen heutzutage Boxer werden. Erst vor zwei Jahren oder so hat Mike Tysons ehemaliges Gym in New York zugemacht, weil jetzt selbst die jungen Leute ohne großen Zukunftschancen nicht mehr boxen wollen. Da war vor 15, 20 Jahren noch die Hölle los.
Heutzutage sicher nicht. Aber in Sachen Dopingprävention macht der Sport meiner Meinung nach Fortschritte. Im Vergleich zu den Pancrase und PRIDE Zeiten vielleicht nicht schwer, aber immerhin. Wenn man vielleicht mal irgendwann richtig mit VADA zusammenarbeitet und richtig dahinter ist, könnte sich auch wirklich etwas verbessern. Natürlich wird es immer Betrüger geben, aber je weniger, desto besser. Wie man an der Tour de France sieht, kann sowas ja auch einen Sport komplett killen. Wäre für die Hardcore Fans jetzt vielleicht nicht unbedingt schlimm, aber ich bin der Meinung, je größer der Sport wird, desto besser. Vor allem für die Fighter.
Klar nimmt man beim Training den meisten Schaden, aber wenn man jetzt nicht unbedingt bei Chute Box trainiert hat, wird man glaube ich in den richtigen Kämpfen eher ausgeknockt, als beim Sparring. Und wenn du dich irgendwann in Chuck Liddell Regionen befindest, ist es meiner Meinung nach an der Zeit aufzuhören. Natürlich nehmen die ganzen Leute vorher schon massiv Schaden, aber man muss es ja nicht noch "künstlich" und "absichtlich" in die Höhe treiben. Und wie gesagt, viele Fighter werden dieses Mindset während ihrer aktiven Karriere nicht haben, aber ich glaube nicht daran, dass Ali mit seinem Parkinson zufrieden ist. Ali kann mit Sicherheit stolz auf seine Karriere sein, aber gerade die letzten beiden Kämpfe waren komplett unnötig und das wusste auch jeder. Das haben ihm seine Ärzte und sein Team gesagt und einige haben nach Alis Entscheidung weiterzumachen, auch sein Team verlassen. Ich will jetzt nicht sagen, dass er ohne diese Kämpfe nicht an Parkinson erkrankt wäre, das weiß man nicht. Aber besser gemacht haben sie es trotzdem nicht.
Wie du schon festgestellt hast und viele auch wissen, die meisten wissen nicht, wann es an der Zeit ist loszulassen. Nicht, wenn sie noch selbst in ihrer aktiven Karriere sind. Aber wenn alle Leute aus dem privaten und sportlichen Umfeld der Fighter sagen, dass er seine Karriere endlich beenden soll, dann vertraue ich auch auf diese Meinung. Diese Leute haben meistens einen ungetrübten Blick und emotionalen Bindungswert zum Fighter und tragen Sorge um dessen Gesundheit.
Mit zweite Karriere meinte ich jetzt unter anderem sowas wie Stann, Florian oder Sonnen. Ist sicher auch nicht für jeden was, aber ein Chuck Liddell kann heutzutage beispielsweise keinen Satz mehr geradeaus sprechen und hat sich so eine Gelegenheit damit genommen. Gibt sicher nicht wenige Leute, die Chuck auch gerne mal in so einer Rolle gesehen hätten. Chuck hat halt Glück gehabt, dass er dicke mit Dana ist, ansonsten würde er vielleicht in einigen Jahre, vor allem bei seinem Lebensstil, auf der Straße landen. Wie schnell man unglaublich viel Geld in den Sand setzen kann, hat ja beispielsweise Tyson vorgemacht. Deshalb finde ich es auch wichtig den Jungs alternative Wege nach dem Karriereende aufzuzeigen und anzubieten. Aus dem einfachen Grund, weil viele nichts anderes gelernt haben und deswegen weitermachen, weil MMA ihr einziger Lebensinhalt ist. Gibt ja nicht wenige die sagen, dass sie ohne den Sport heute im Knast wären.
Deswegen freut es mich aktuell auch, dass immer mehr Fighter sich der wirklichen Gefahr bewusst werden (aktuelle Beispiele sind TJ Grant oder Martin Kampmann) und die ganz wilden Zeiten vorbei sind. Natürlich hat das früher auch Spaß gemacht, aber man muss die Jungs nicht verbrennen. Und einen sportlichen Charakter hatte das damals auch nur bedingt.
Ich weiß, dass wir in dem Punkt unterschiedliche Meinungen haben und ich weiß, dass es letztendlich nunmal das Fight Game ist, aber ich sehe es einfach nicht gerne, wenn Menschen unnötig ihre Lebenszeit verkürzen. Und ich sehe es eben auch als nicht positiv für die Entwicklung des Sports an. In der einen WWE News geht es ja aktuell auch um wiederholte Gehirnerschütterungen und deren Langzeitfolgen und in dem Zusammenhang auch um die Klage vieler ehemaliger Spieler gegen die NFL. Ich will nicht wissen was passiert, wenn ein ehemaliger MMA Fighter aufgrund von Folgeschäden durchdreht und Amok läuft. Und im geringeren Ausmaß gab es das ja schon bei ehemaligen Footballspielern mit diesen Symptomen.