2014 - Das Jahr der Indys?

ZackAttack

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Das Jahr 2014 ist mittlerweile ein paar Wochen alt und wie jedes Jahr hat auch das Aktuelle die Wrestlingszene wieder einmal auf die ein oder andere Art grundlegend verändert bzw. es wurden die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Sei es nun WWE, die sich gerade auf direktem Wege auf WrestleMania zubewegt und mit dem WWE Network ein neues Kapitel der erfolgreichen Geschichte aufschlagen will, sei es TNA, die einmal mehr versucht eine neue und vor allem eigene Identität zu finden, oder und darauf möchte ich heute hinaus, die Independentszene.

Keine Frage, die Veränderungen bzw. Entwicklungen bei den beiden großen Promotionen hängen auch mit denen der Indyszene zusammen, manchmal enger, manchmal eher um mehrere Ecken, doch wer erfolgreich sein will, muss eben aus allen gegebenen Möglichkeiten versuchen, das Optimum rauszuholen. Hinzu kommt eine stetige Weiterentwicklung des eigenen Produktes, denn Stillstand bedeutet Rückschritt.

Doch worauf will ich eigentlich hinaus? Die Indyszene hatte in den vergangenen Jahren einige harte Schläge zu verkraften. 2014 könnte jedoch die bereits im Vorjahr gestartete sehr positive Entwicklung weiter vorangetrieben werden und das Indywrestling könnte neue Höhen und eine deutlich bereitere Fanbase erreichen.

Die vergangenen Jahre waren für die Indys wirklich nicht einfach. Waren es vor 5-8 Jahren in der Regel nur einzelne Top-Wrestler, die ihr Glück bei WWE (und TNA) versuchten, waren es in den letzten 2-3 Jahren mehr als ein Dutzend. Eine Zahl, die man nicht so leicht auffangen konnte. Vor allem größere Promotionen wie Ring of Honor hatten unter den Abgängen zu leiden, die Main Event Szene dort bestand teilweise nicht einmal mehr aus einer Hand voll Wrestlern.
Leuten wie CM Punk, Samoa Joe oder AJ Styles folgten Leute wie Chris Hero, Tyler Black, Bryan Danielson, Claudio Castagnoli oder Jon Moxley, eine weitere Welle schwemmte in den vergangenen 2 Jahren El Generico, Samuray Del Sol, Sami Callihan, PAC, Austin Aries und noch einige weitere zu WWE bzw. auch TNA. Zwar begann auch 2014 mit dem Abgang der American Wolves zu TNA ähnlich, doch mit einer weiteren, intensiven Schröpfung der Szene ist nicht mehr zu rechnen.

TNA hat seine Attraktivität endgültig eingebüßt, abgesehen von den TV-Zuschauern hat die Company momentan nur wenig, was einen etablierten Indystar zu sich ziehen könnte. Geringes Gehalt, wenige sichere Bookings und dazu Einschränkungen, die es nahezu unmöglich machen, sein Gehalt im gewünschten Sinne aufzubessern. Vor allem das Verbot, bei Indypromotions mit iPPVs, DVDs oder einer eigenen, lokalen TV-Show aufzutreten, dürfte die Besserverdiener in der Szene abschrecken und lieber auf ein eventuelles Angebot aus Stamford warten lassen.
Doch auch das dürfte in Zukunft nicht mehr so häufig vorkommen wie zuletzt. Machte es vor kurzem noch den Anschein, als würde WWE einfach blind alles mit Rang und Namen wegkaufen, so hat sich dieser Drang laut mehrerer Experten momentan in Luft aufgelöst, das Bedürfnis an „typischen“ Indywrestlern ist vorerst erschöpft.

Da man in der Szene auch nicht faul war und aus der Not eine Tugend gemacht hat, kann man mittlerweile auch wieder auf einen ordentlichen Pool an neu kreierten Stars zurückgreifen, die ihre Blüte zum Großteil noch vor sich haben. Leute wie Drake Younger und Kevin Steen haben sich zu absoluten Allstars der Szene gemausert, dazu haben sich Wrestler wie Adam Cole, Michael Elgin, Kyle O’Reilly, Ricochet, die Young Bucks und viele mehr zu Top-Draws entwickelt und ohne Frage ist auch die nächste Generation - Sofern man bei Leuten, die vielleicht 1-2 Jahre jünger sind, bereits davon sprechen kann – bereits auf dem Weg in Richtung Spitze. Das gepaart mit namhaften Rückkehrern wie Chris Hero oder auch AJ Styles beschert vielen Promotionen nicht nur unglaublich viele hochklassige und vor allem auch frische Paarungen, es bringt auch Aufmerksamkeit. Man sollte sich natürlich nicht der Illusion hingeben, dass diese Leute nun die doppelte Anzahl an Tickets verkaufen, und selbst wenn, dürften ihre Gagen den Mehrgewinn wieder auffressen. Es hat aber in jedem Fall Signalwirkung. Besonders die Rückkehr von AJ Styles und der damit verbundene Abgang von TNA könnte sich als Glücksfall erweisen und möglicherweise auch anderen Leuten zeigen, dass die Freiheit der Indyszene vielleicht doch eine ernstzunehmende Alternative ist.

Immerhin bedeutet der Begriff „Freelancer“ schon länger nicht mehr, nur in kleinen Turnhallen aufzutreten. Mit ROH, die man ja praktisch kaum noch als Indypromotion ansehen kann, PWG, CZW, DGUSA/EVOLVE und CHIKARA hat man seit Jahren größere Promotionen, die mehrere hundert bis über tausend Zuschauer in die Hallen ziehen. Dazu sind weitere Companys wie z.B. AIW, AAW und auch PWX auf dem Vormarsch, ziehen mit ihren Shows immer größere Aufmerksamkeit und ebenfalls schon mehrere hundert Fans pro Veranstaltung. Dass gerade die größeren Stars durch ihre Unabhängigkeit zudem die Möglichkeit bekommen, auch in Europa und vor allem Japan anzutreten und dort gutes Geld zu verdienen, darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.

Natürlich ist bei Weitem nicht alles Gold was glänzt. Ich rede jetzt hier von den größeren Promotions, den größeren Stars. Aber auf jeden davon kommen zahlreiche andere, die sich in der Szene am untersten Tellerrand bewegen und ums Überleben kämpfen. Das sollte man nicht vergessen, wenngleich es natürlich am Ende eher eine untergeordnete Rolle spielt. Es ist auch im Wrestling wie in jedem anderen Sport, es gibt diverse Ligen, diverse Klassen und wie auch im Fussball natürlich die Bundesliga und die Kreisklasse wenn man so will.

Unabhängig von der Tatsache, dass man nach all den Abgängen der letzten Jahre doch einen so großen Pool an hochkarätigen Wrestlern hat, muss man natürlich auch andere Aspekte berücksichtigen, die entscheidenden Einfluss auf Erfolg bzw. Misserfolg haben. Hier sind vor allem die Probleme bei der Übertragung der iPPVs zu nennen. Ring of Honor war das beste Beispiel dafür. Nicht nur die Probleme an sich, sondern auch das Krisenmanagement ließen dort zahlreiche Male zu wünschen übrig. Aber auch andere Companys wie bspw. DGUSA hatten mehrmals mit Schwierigkeiten zu kämpfen, dazu kam teilweise eine miserable Qualität des Streams. Eine Verbesserung in diesem Bereich könnte die Szene in diesem Jahr deutlich nach vorne bringen und mehr Leute dazu animieren, sich die jeweiligen Shows zu ordern.

Während ROH den drastischen Schritt gegangen ist und vorerst komplett auf live-iPPVs verzichtet, hat sich DGUSA / EVOLVE bereits technisch weiterentwickelt. Die ersten drei Shows des Jahres, EVOLVE 25-27, flimmerten ohne Probleme über die Bildschirme und noch dazu in herausragender Qualität, denn die Promotion setzt im neuen Jahr auf eine HD-Übertragung! Auch die Bildqualität anderer Companys wie bspw. die von AIW können sich mittlerweile echt sehen lassen und auch die Vertonung ist bei weitem nicht mehr so schlecht wie noch vor geraumer Zeit. Auch die reine DVD-Produktion von PWG machte in den letzten Monaten einen Schritt nach vorne, durch einen neuen Kooperationspartner werden die DVDs nun einige Wochen früher veröffentlicht als es bis zum Herbst des vergangenen Jahres noch üblich war. Was ich mir persönlich vor allem bei den DVDs noch wünschen würde (Nicht nur bei PWG) wären allerdings Wiederholungen von Schlüsselszenen der jeweiligen Matches. Ob jetzt direkt im Anschluss an eine Szene oder nach dem Match in einer kurzen Zusammenfassung, so wie es bspw. Shimmer bei den Top Matches bereits fabriziert, wäre mir dabei sogar relativ egal.

Schwer abzuschätzen ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings, ob und wenn ja, in welcher Form das WWE Network Einfluss auf die Indyszene nehmen wird. Zwar werden hier im Grundsatz zwei völlig verschiedene Zielgruppen bedient, dennoch ist der Kampfpreis von runden 10 Dollar natürlich ein Punkt, den man im Auge behalten sollte. Während einzelne Indyshows bisher nur einen Bruchteil eines WWE PPVs kosteten, sind sie nun allesamt mit ihren runden 15 Dollar teurer als der gesamte Content, der über das Network monatlich verfügbar ist. Die hartgesottenen Fans wird das nicht abschrecken, aber es ist anzunehmen, dass es schwer werden könnte, neue Fans dazu zu bewegen, die eigenen Shows zu ordern, wenn man sich doch für 10 Dollar Stunden um Stunden an Wrestling übers Network ansehen kann. Wichtig dürfte hier wohl eine klare Abgrenzung des eigenen Produktes sein, eine deutliche Unterscheidung zu dem, was man auf dem Network zu sehen bekommt. Ob man im Laufe der Zeit dann ebenfalls an der Preisschraube drehen oder spezielle Kombo-Angebote einführen muss, wird sich wohl erst in einigen Monaten zeigen.

Um aber wieder auf die positive Entwicklung der Szene zu sprechen zu kommen. Noch ist es natürlich zu früh um von einer glorreichen Zukunft zu sprechen, das wäre auch zu viel des Guten. Andererseits kann man durchaus optimistisch sein, denn der befürchtete Qualitätseinbruch nach den zahlreichen Abgängen und den vielen Übertragungsproblemen in der jüngsten Vergangenheit ist ausgeblieben. Und qualitativ sind die Shows für Freunde des amerikanischen Wrestlings ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Neben den TV-Shows von Ring of Honor habe ich in diesem Monat bereits AIW „Dead Presidents“ vom 27. Dezember des vergangenen Jahres sowie die drei EVOLVE-Shows vom 10.01.-12.01 angesehen und auf meiner Liste für die 2014er W-Iktor Awards stehen bereits 2 Shows, 4 Matches sowie ein unfassbar intensiver Brawl zwischen den Young Bucks und den Bravado Brothers, den man einfach gesehen haben sollte (EVOLVE 27). Dazu kommt bald die PWG „All Star Weekend 10“ DVD raus, ROH und CZW haben im kommenden Monat stark besetzte Jubiläumsshows, auch DGUSA und AIW veranstalten wieder Shows und für mich als Fan des Frauenwrestlings steht Shine 16 sowie die WSU-Show an, bei der Jazzy „The Alpha Female“ ihr US-Debüt geben wird.
Damit mache ich für heute Schluss und hoffe, euch für das Independent-Jahr 2014 etwas heiß gemacht zu haben. Man ist auf einem richtig guten Weg und hat die Voraussetzungen, in diesem Jahr wirklich eine Menge herausragender Shows auf die Beine zu stellen. Gebt dem Indywrestling eine Chance!
 
Klar ist das WWE Network nicht teuer, aber dort gibt es eben kaum neues Wrestling, sondern viel Classicsachen.

TNA könnte in Zukunft für Wrestler wieder attraktiver werden, ich seh da eine neue Chance.
 
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