RRR - Random 'Rasslin Reviews

Gaijin

Gesperrt
150.000 Stunden. So lange würde es geschätzt dauern, wenn man das gesamte Videomaterial anschauen würde, das im Besitz der WWE schlummert. Das sind umgerechnet 6250 Tage oder über 17 Jahre. Dazu kommen unzählige Stunden an Material aus Japan, Mexiko, Europa und der US-Independent Szene. Jeder kennt Hulk Hogan vs André the Giant oder John Cena vs CM Punk. Aber was ist mit Dean Malenko vs Joe Malenko? Lord Steven Regal vs Ice Train? Was ist mit den hunderten Stunden von WCW Saturday Night? Waren WWE Shows voller Jobber Matches wirklich so schlimm? Wie viel Comedy steckt in WCW aus dem Jahr 2000? Wird die Attitude Era zurecht als die großartigste Zeit der Wrestling Geschichte angesehen? Wer sind eigentlich diese Mitsuharu Misawa, Kenta Kobashi, Jumbo Tsurata, Hiroshi Hase, Akira Taue oder Toshiaki Kawada, von denen man nur auf dem Papier dutzende Vier- oder Fünf-Sterne-Matches kennt? Welche verborgenen Schätze schlummern auf alten WWF VHS oder DVDs?

Manche werden mich für verrückt erklären, aber ich gehe diesen Fragen tatsächlich täglich auf die Spur. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich mich nicht vor den PC setze und mehrere Stunden lang Wrestling gucke. Das erstreckt sich von alten WWF Tagen, zufälligen All Japan Matches aus den 80ern, den Hochzeiten von Ric Flair und den Anfängen von NJPW über die glorreichen Neunziger der Monday Night Wars, ECW und den Misawa/Kobashi Klassikern bis hin zur Ruthless Agression Ära, dem Aufstieg von TNA, Ring of Honor, Pro Wrestling Guerilla, Chikara und anderen Independent Promotion.

In dieser Kolumne werde ich mich mit allen Facetten auseinandersetzen, die das Wrestling in seiner illustren Geschichte zu bieten hatte. Ob Wrestlemania 17 oder Wrestling Challenge von 1992. Ob Tokyo Dome oder Korakuen Hall. Ob Arena oder Turnhalle. Ob 30-minütiger Klassiker oder 2-minütiger Squash. Wochenweise werde ich meine neuesten Erfahrungen und Erkenntnisse über das Wrestling in dieser Kolumne festhalten. Denn Wrestling schauen macht zwar Spaß, anschließend darüber schreiben und reflektieren zu können aber noch viel mehr!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ausgabe #1

Kürzlich ist mir aufgefallen, dass in Sachen WWF Historie noch so einiges nachzuholen habe. Ich habe zwar viel über die glorreichen Tage eines Hulk Hogan, die rezessiven Jahre der "New Generation" oder den raketenartigen Aufstieg eines Steve Austin gelesen, wirklich viel davon gesehen habe ich aber noch nicht. Also begann ich zu recherchieren und stieß auf eine Liste der 150 besten/größten WWF/E Matches von 1987 bis 2009. Gut, die letzten 5 Jahre habe ich sowieso noch relativ gut in Erinnerung, also habe ich mich mal an diese Liste rangemacht. In den nächsten Wochen werde ich versuchen alle 150 Matches abzuarbeiten. Bisher habe ich die 7 ältesten Matches gesehen und bin im Jahr 1991 angekommen. Ein erstes Fazit möchte ich daher in dieser Ausgabe ziehen. Außerdem habe ich mich durch diverse Youtube Channel gekämpft und einige alte Folgen von WWF Wrestling Challenge, WCW Saturday Night und WWE Velocity aufgeschnappt. Diese älteren B-Shows haben immer einen gewissen Anreiz für mich, eventuell auf das eine oder andere versteckten Perlchen zu treffen. Legen wir los!

Die 150 besten WWF/E Matches - 1987 bis 1991
Die Anfangsjahre von Wrestlemania

Die Liste startete gleich mit einem der bekanntesten Wrestlemania Matches aller Zeiten: Ricky Steamboat vs Randy Savage von Wrestlemania III. Savage hatte Steamboat vor Wrestlemania außer Gefecht gesetzt, als er dem über der Ringabsperrung hängenden Dragon eine Flying Double Axe Handle mit Unterstützung der Ringglocke verpasste. Außerdem war George "The Animal" Steele auf Savages bildhübsche Ehefrau Miss Elizabeth aufmerksam geworden und stand von daher in Steamboats Ecke, als dieser um die Intercontinental Championship Savages antrat. Das Match wird heute als das erste wirklich großartige Wrestlemania Match bezeichnet und das absolut zurecht! Tempomäßig kann es natürlich nicht mehr mit heutigen Begegnungen mithalten, dafür stimmte der Matchaufbau von hinten bis vorne, die Spots waren schlau gesetzt und die beiden Wrestler spannten einen hervorragenden Spannungsbogen, der die Fans beim Finish richtig zum Ausrasten brachte. Steamboat war immer gut darin, das Underdog-Babyface zu spielen und dieses Match war wohl eine seiner besten Leistungen in dieser Rolle. Wer die Faszination Wrestling der damaligen Zeit verstehen will, sollte dieses Match auf jeden Fall gesehen haben.

Im gleichen Atemzug darf natürlich auch der Main Event dieser Show nicht fehlen. Hulk Hogan traf auf seinen langjährigen Freund André the Giant, der sich Bobby Heenan anschloss, um endlich aus Hogans Schatten zu treten. André war schon vor dem rapiden Aufstieg der WWF ein riesiger (im wahrsten Sinne des Wortes) Star im McMahon-Territorium. Seine Wrestling Fähigkeiten waren limitiert, die Fans liebten ihn aber wegen seiner enormen Erscheinung und sympathischen Art. Genau das machte den Turn gegen Hogan, inklusive symbolischem Zerreißen des Shirts das Hulksters, zu so seiner großen Sache. Bei Wrestlemania III trafen die beiden größten Stars ihrer Zeit aufeinander. Heraus kam ein Match, das einst von Dave Meltzer einst -**** Sterne verpasst bekam. Das Ring Work war teilweise wirklich unter aller Sau. André war deutlich über sein körperliches Zenit hinaus und Hogan nur bedingt der richtige Mann, um jemand durch ein Match zu ziehen. Das war aber hier nicht von Bedeutung, denn nach langer Dominations-Phase Andrés kam endlich der Punkt, auf den das gesamte Match hinauslief. Hogan powerte sich hoch, verpasste André einige Schläge, alles andere ist Geschichte. Der Riese war "das erste Mal" geslammt worden (in Wirklichkeit war dies schon einige Male passiert) und Hogan hatte seine größte Herausforderung erfolgreich überwunden. Auch hier kann ich nur den Hinweis geben, zusammen mit Steamboat/Savage fängt man die Faszination der jungen WWF wohl am besten mit diesen beiden Matches ein.

Es folgten drei weitere Wrestlemania Begegnungen des Hulksters. Als erstes wäre da das Aufeinandertreffen der Mega Powers bei Wrestlemania V: Hulk Hogan vs Randy Savage! Der Turn des Macho Man gegen seinen eigentlichen Freund Hogan war, wie schon zwei Jahre zuvor mit André, eine Riesenstory in der Wrestling Welt. Heraus kam ein wesentlich besseres Match als 1987, was aber nicht verwunderlich sein sollte. Immerhin war Savage zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Könnens und konnte mit so ziemlich jedem Gegner ein starkes Match zeigen. Das Formular für dieses Match war wieder Hogan-typisch: Lange Dominationsphase des Heels, Comeback, Leg Drop, Ende. Aus jeden Fall eines der besseren Beispiele. Ein wenig anders sollte der Main Event von Wrestlemania VI verlaufen, als der Ultimate Warrior seine Intercontinental Championship aufs Spiel setzte, um Hulk Hogan herausfordern zu dürfen. Dieses Match verlief wesentlich ausgeglichener, immerhin stand sich hier zwei Faces gegenüber, was zur damaligen Zeit völlig ungewöhnlich war. Das Match drehte sich lange darum, welcher der beiden Stars denn nun der stärkere sei. Als Hogan dann gegen Ende zu seinem Leg Drop absprang, geschah etwas völlig unerwartetes. Warrior rollte sich weg, brachte seinen Splash ins Ziel und coverte bis drei! Natürlich musste Hogan bei 3,1 auskicken und no-sellen, aber das war nicht wichtig. Der Warrior drehte völlig am Rad, die Fans rasteten aus, Hogan hatte seinen Titel verloren! Stimmungsmäßig zurecht eines der größten Matches der Wrestling Geschichte!

Da der Warrior allerdings nicht der erhoffte Draw war, musste er seinen Titel schon bald wieder an Sgt. Slaughter abgeben, der sich inmitten des Golfkrieges gegen sein Heimatland wendete und plötzlich mit dem Iran sympathisierte. Der Retter war natürlich bald gefunden: Hulk Hogan! Er stellte sich bei Wrestlemania VII Slaughter und dessen Kumpanen General Adnan und Colonel Mustafa (alias The Iron Sheik) gegenüber, um die amerikanische Ehre wiederherzustellen! Kurz vor Wrestlemania kamen sogar Gerüchte auf, es habe Morddrohungen gegen Sgt. Slaughter gegeben, sodass man in eine kleinere, angeblich sicherere Halle ausweichen musste. Die Wahrheit liegt wohl eher darin, dass der Angle bei den Fans nur bedingt ankam und die WWF die eigentliche Halle nicht voll bekam. Wie das Match dann verlief, kann man sich in etwa vorstellen. Slaughter dominiert lange, unterstützt von seinen Begleitern, Hogan hört irgendwann auf zu sellen, Big Boot, Leg Drop, der Titel ist wieder zuhause! Beileibe kein schlechtes Match, zumal Slaughter für mich einer der am meisten unterbewerteten Ring-Generäle der Achtziger ist, aber eben auch nichts besonderes mehr, wenn man das vorher schon zweimal gesehen hat. Bei derselben Veranstaltung gab es allerdings noch ein wesentlich besseres Match: Randy Savage vs The Ultimate Warrior! Savage hatte dem Warrior beim Royal Rumble die WWF World Championship gekostet und war fest entschlossen, die Karriere seines Widersachers zu beenden. So kam es bei Wrestlemania zum Career Threatening Match zwischen den beiden. Im Vergleich zu Hogan/Slaughter hatte man ein viel ausgeglicheneres und temporeicheres Match. Savage musste ein- oder zweimal zu einem Rest Hold greifen, da der Warrior bekanntlich nicht der konditionsstärkste Wrestler aller Zeiten war. Das Finish dagegen war ganz stark. Der Warrior verpasste Savage diverse harte Shoulder Blocks, bei denen der Macho Man teilweise quer durch den Ring flog (Gorilla Monsoon konnte sich übrigens nicht entscheiden, ob das nun "Clotheslines", "Spears" oder "Shoulder Blocks" sind). Aber Savage wollte einfach nicht liegen bleiben, also musste am Ende doch der Big Splash her, um den Sieg einzufahren. Die Karriere des Macho Man war vorbei, doch als im Anschluss an das Match seine Liz zu ihm in den Ring stieg und es nach Jahren endlich die Versöhnung zwischen den beiden gab, flossen bei vielen Fans die Tränen. Der somit wieder zum Face geturnte Savage fungierte anschließend für einige Monate als Kommentator, bis er von Jack Tunney die Freigabe bekam, in den Ring zurückzukehren, um gegen Jake "The Snake" Roberts anzutreten.

Zum Abschluss dieses Teils habe ich mir noch das erste Non-Wrestlemania Match der Liste angesehen. Beim Summerslam 1991 trafen zwei der besten Techniker ihrer Zeit aufeinander: Mr. Perfect und Bret Hart kämpften um die Intercontinental Championship. Hart gewann anno '91 das King of the Ring Turnier und sicherte sich damit eine Chance auf den zweit-wichtigsten Titel der WWF. Perfect hatte diesen knapp ein Jahr vorher vom Texas Tornado gewonnen und ging bei Wrestlemania VII mit dem Titel aus einem Match gegen den Big Bossman hinaus. Wie die Ansetzung schon vermuten lies, gab es ca. 20 Minuten hervorragendes Wrestling zusehen, das von solidem Mat Work bis hin zu harten Brawling ging. Perfect warf wirklich alles in die Waagschale, bekam des öfteren Hilfe von seinem "Coach", doch als er einen illegalen Leg Drop in Harts Unterleib versuchte, fing Bret ihn ab und setzte aus dieser Position den Sharpshooter an, der das Ende von Perfects Titelregentschaft besiegelte! Aus heutiger Sicht wohl das bisher stärkste Match der Liste und Bret Harts erster großer Sieg in einem Singles Match, dem noch viele weitere folgen sollten.

Für die kommende Woche habe ich mir vorgenommen, bis zum Jahr 1995 fortzuschreiten. Es erwarten mich der vielerorts als beste Battle Royal aller Zeiten bezeichnete Royal Rumble 1992, bei dem die vakante WWF World Championship auf dem Spiel stand. Wrestlemania VIII hatte mit Bret Hart vs Roddy Piper und Ric Flair vs Randy Savage gleich zwei hochkarätige Ansetzungen zu bieten. Der Summerslam 1992 fand im berühmten Wembley Stadion in England statt und im Main Event stand eines der besten Intercontinental Championship Matches aller Zeiten: Bret Hart vs The British Bulldog! Außerdem steht noch das erste große Aufeinandertreffen von Bret Hart und Shawn Michaels auf dem Plan, zwei Matches der Hart Brüder und das berühmte Ladder Match zwischen Michaels und Razor Ramon. Ich freu mich drauf!



Old School B-Shows

Als World Championship Wrestling damit begann, die Wrestling Welt mit ihrer neuen Flagschiff Show Monday Nitro für immer zu verändern, gab es auf dem TV-kalender der Promotion noch eine weitere, zweistündige Show, die bereits seit einigen Jahren auf TBS lief. Sie trug den Namen WCW Saturday Night und bot eine Alternative zum Crash TV, dass es des öfteren am Montag Abend zu sehen gab. Hier hatte man in etwa das, was WWE Monday Night Raw kurz vor der Attitude Ära darstellte: Eine Mischung aus Squash Matches, Undercard Matches und ab und zu mal Undercarder vs Star. Dazu einige eingespielte Promos und Videos, das war's. Nur selten passierte wirklich etwas von Bedeutung bei dieser Show, dafür bekamen einige Talente eine Chance, die man bei Nitro maximal in kurzen Matches sehen konnte. Ich konnte eine Ausgabe von 4. Januar 1997 aufschnappen, also kurz nach Hollywood Hogans Niederlage in einem Non-Title Match gegen Roddy Piper und dem Turn der New World Order gegen The Giant. Schauen wir doch mal rein, vielleicht gibt es hier ja ein paar bekannte Gesichter zu sehen.

Im Opener standen sich ein gewisser Chris Jericho und ein Jobber namens Jim Richland gegenüber. Kommentatoren waren Tony Schiavone und Dusty Rhodes. Jericho ist meines Wissens zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange bei WCW, also muss er hier möglichst gut aussehen und was zeigen. Er hat auf jeden Fall damals schon das gewisse Charisma ausgesprüht, das sich über die Jahre noch vervielfacht hat. Überraschenderweise muss er hier eine Menge einstecken und sellt sich den Arsch ab für jemanden, der danach vermutlich nie wieder im TV aufgetreten ist. Immerhin sorgt das für ein ansehnliches Match, denn Richland ist durchaus beweglich, wenngleich auch ziemlich unsauber. Sieh mal einer an, der Kerl ist Jimmy del Ray, der in der WWF als Teil der Heavenly Bodies auftrat. Das erklärt, was ich eben über ihn geschrieben habe. Jericho packt sogar den Lionsault aus und gewinnt am Ende mit einem Missile Dropkick.

Weiter ging es mit Arn Anderson gegen Chavo Guerrero Jr.. Chavo steht noch ganz am Anfang seiner Karriere und man merkt ihm an, dass er ziemlich grün ist. Anderson dagegen musste bald seine Karriere beenden. Der Enforcer der Horsemen prügelt Guerrero lange Zeit durch den Ring. Das hat wesentlich mehr von einem Squash Match als der Opener. Chavo bringt ein bisschen unsaubere Offensive ins Ziel, dann hat Anderson genug und beendet die Sache mit seinem DDT. Ein Replay zeigt, was bei Starrcade 1996 passiert ist. Kurz gefasst, Chris Benoit verlor gegen Jeff Jarrett, nachdem er von Kevin Sullivan mit einem Stuhl angegriffen wurde. Benoits Horseman-Kumpane Anderson verpasste Jarrett zuvor außerhalb vom Ring den DDT und war entsprechend sauer, dass Benoit trotzdem verlor. Eine simple, aber effektive Story, allerdings mit einem faden Beigeschmack, wenn man die Hintergrundstory um Benoit und Sullivan kennt.

In einem kurzen Promo Video bewerben die Outsiders, Syxx und Nick Patrick den kommenden NWO Souled Out PPV. Der Event wurde als von der New World Order veranstalteter PPV verkauft, bei dem quasi alle WCW Wrestler wie die letzen Deppen dargestellt wurden. Ohne Entrance Theme, ohne Feuerwerk, usw. Lediglich ein sehr starkes Syxx vs Eddie Guerrero Ladder Match um die Cruiserweight Championship rettete den Event vor einem völligen Desaster. Danach gab es nie wieder einen NWO PPV.

Als nächstes trafen Dean Malenko und Eddie Guerrero aufeinander. Könnte gut werden. Leider ging das Match nur knapp 5 Minuten, also mussten die beiden relativ zügig durch ihre Moves gehen. Tempo war auf jeden Fall da, wirkte aber alles sehr gehetzt. Am Ende wurden beide ausgezählt, nachdem Eddie Malenko mit einer Hurricanrana nach draußen beförderte. Leider weit unter meinen Erwartungen. Danach war NWOs Masahiro Chono dran, einen klaren Sieg gegen Mark Starr einzufahren. Referee ist Nick Patrick, im NWO T-Shirt und mit einer The Destroyer-ähnlichen Maske auf, die irgendwie gruselig aussieht. Chono war in Japan einer der coolsten Typen überhaupt, in Amerika ist er meines Wissens nie so richtig angekommen. Auch Starr bekommt mehr Offensive zugestanden, als ich das erwartet hätte. Im Endeffekt war das aber nicht mehr als das Japan-übliche Star vs Young Lion Match. Piledriver beendet das Ding und HOLY SHIT Starr ist wirklich voll auf den Kopf geknallt. Das sah übel aus.

Ein kurzes Interview mit Madusa, die wie die gesamte WCW Women's Division nie wirklich etwas bedeutete. Wirkte aber sympathisch und sah wirklich gut aus. Ein weiteres NWO Souled Out Video bewirbt Hulk Hogan vs The Giant. Hier sieht man sehr schön, wie gut Hogans Promos sein konnten, wenn er nicht seine Hulkamania-Routine abzog. Zusammen mit den üblichen NWO-Effekten wirkte das Video verdammt cool. Big Bubba holt einen schnellen Sieg gegen Mr. JL (Jerry Lynn unter einer Maske). Der ehemalige Big Bossman hatte sein Zenit zu dem Zeitpunkt weit überschritten, was WCW natürlich nicht davon abhielt, ihn in die NWO zu stecken. Und rückblickend war er sogar noch eine der größeren Nummern in der Geschichte der Gruppierung. Public Enemy konnten ebenfalls relativ schnell gegen Steve und Scott Armstrong (genau, der ehemalige WWE Referee) gewinnen. Rocco Rock und Johnny Grunge waren nicht besonders gut im Ring, waren eher dicklich und konnten keine Promos halten. Dafür konnten sie Leute durch Tische schmeißen. Kein Wunder also, dass das Team nur bei ECW over kam.

Jetzt wurde es Zeit für einen größten Star, nämlich Lex Luger! Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt langsam genug von zu langen Squash Matches, deshalb kann ich mich an nicht mehr viel aus Lugers Match gegen Mike Enos erinnern. "The Total Package" gewann natürlich nach dem Torture Rack. Und wir sind noch nicht fertig! Denn Lord Steven Regal muss noch seinen TV Title gegen Ice Train verteidigen! Wer Ice Train nicht kennt, hat nichts verpasst. Hatte mal für ein paar Wochen ein bedeutungsloses Tag Team mit Scott Norton, danach verschwand er größtenteils wieder in der Versenkung. Regal ist großartiger Techniker, braucht aber definitiv jemanden, der ein wenig Tempo in seine Matches reinbringt. Ice Train war absolut der falsche Mann dafür, heraus kam ein sehr langatmiges Match. Irgendwann ertönte dann die Ringglocke: Das 10 Minute Time Limit war erreicht. Fühle sich eher an wie 20 Minuten. Und damit war die Show vorbei. Interessante Besetzung in manchen Matches, insgesamt gab es aber fast nichts sehenswertes bei dieser Show.

---------------------------------------------------------------------------------------------

Ein bisschen moderner wurde es dann mit WWE Velocity vom 8. Juni 2002. Diese B-Shows nach der Jahrtausendwende sind deshalb interessant, weil dort öfters bekannte Indy Guys für Try Outs eingeladen wurden. So gab es ab und zu junge Leute wie Bryan Danielson oder AJ Styles in kurzen Matches zu bewundern. Mal sehen, was diese Show zu bieten hat.

Wir legen los mit einem Match vom aufstrebenden Test gegen ein junges Kerlchen namens Randy Orton. Test hatte man zeitweise so sehr als zukünftigen Star auf dem Zettel, dass man ihn sogar on-air Stephanie McMahon heiraten lies, bevor Triple H die Zeremonie unterbrach und eine große Enthüllung präsentierte. Wer nicht weiß, wovon ich rede, sollte nochmal ein bisschen Wrestling Geschichte lernen gehen. :D Wie auch immer, Orton wrestled hier einen ganz anderen Stil, als man ihn heute kennt. Er ist der kleine Underdog und muss so seine Tempo-Vorteile nutzen, um Tests Fängen zu entkommen. Ihr habt richtig gelesen, Orton wrestlete wirklich mit Tempo! Als er sich aber an einem Slam versucht, erwischt ihn Test mit dem Rolling Cutter (Cross Rhodes) und kann gewinnen. Für gute 5 Minuten ein ansehnliches Match.

Der Main Event der Show ist Ivory gegen die Tough Enough 2 Siegerin Linda Miles. Linda und ihre "Freundin" Jackie gewannen die zweite Staffel der Show, als sie im Finale einem gewissen Kenny King vorgezogen wurden. Anschließend bekam es der Godfather mit dem Headtrainer des WWE Performance Center, Hugh Morrus zu tun. Morrus ist sogar gar nicht so schlecht, für sein Gewicht ist er recht beweglich und hat einen wirklich schönen Powerslam. Der Godfather dagegen ist außerhalb seines Gimmicks völlig nutzlos. Einen Pin mit Beinen auf den Seilen verbotcht er völlig, kurz danach gewinnt er nach einem Schlag mit seinem Zuhälter-Stock. Da weiß man die heutige Midcard doch gleich viel mehr zu schätzen.

Ein Rückblick auf Smackdown zeigt, wie Edge eine längere Pause aufgrund einer Verletzung ankündigen musste. Sollte bekanntlich nicht das letzte Mal sein. Jericho macht sich über ihn lustig, ein Brawl bricht aus und Jericho bearbeitet Edges Arm mit einem Stuhl. Simples, aber effektives Booking mit zwei Leuten, für die sich die Leute wirklich interessiert haben. Gute alte Zeit. Als nächstes waren Chavo Guerrero Jr. und Funaki an der Reihe. Die beiden würden in den nächsten Jahren noch öfters aufeinander treffen und immer ein ordentliches Match zu bieten haben. Gerade im Vergleich zu WCW Saturday Night war Guerrero meilenweit besser, er hat das Match geleitet und war viel sauberer. Nach einigen temporeichen gewinnt Chavo mit einem krachenden Brainbuster. Sehr ordentlich.

Der zweite Smackdown Rückblick beleuchtet, wie Hogan und Triple H bei einer #1 Contender Battle Royal gleichzeitig aus dem Ring fliegen und später in der Show ein Singles Match bestreiten. Ja, damals hat Smackdown noch etwas bedeutet! Nachdem Triple H gewinnt, kommen auch noch Kurt Angle und The Undertaker für einen Brawl heraus. Klingt nach einer guten Main Event Szene für mich. Dann war es Zeit für Ivory vs Linda Miles. Jackie sagt Backstage zu Linda, dass sie mit an den Ring kommt. Ich sehe den Swerve schon kommen. Linda kann man in etwa mit Naomi vergleichen. Sehr athletisch, ordentliche Offensive aber grottenschlechtes Selling und seeehr sehr grün. Nach ein paar Minuten geht sie aufs Top Rope und, wer hätte es gedacht, Jackie schubst sie runter. Linda springt zu kräftig ab wie sie kann und fliegt quer durch den Ring, Ivory legt ihren Facebuster nach und das Ding ist gelaufen. Sehr schwaches Match als Abschluss einer akzeptablen Show.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Bleibt noch WWF Wrestling Challenge vom 22. März 1992. Wir sind nur ein paar Wochen von Wrestlemania VIII entfernt, mit dem "Double Main Event" Savage vs Flair und Hogan vs Sid. Die ganze Show über wurde immer wieder erwähnt, dass dies das letzte Match von Hulk Hogan "aller Zeiten" sein könnte. Knapp 20 Jahre später stand Hogan mit Sting in einem TNA Ring. Knapp daneben ist auch vorbei. Das ist eine dieser WWF Shows, von denen man immer mal wieder hört. Alle Matches waren reine Squash Matches, dazwischen gab es diverse Interviews und Hype Segmente für den kommenden PPV. Mehr war da nicht. Deswegen fasse ich mich kurz. Der British Bulldog und Bret Hart gaben ihren Gegnern zumindest ein wenig Offensive, was die Matches wesentlich interessanter machte. Sid Justice zerstörte seinen Jobber völlig innerhalb von wenigen Sekunden und wirft ihn nach dem Match noch von der Trage gegen den Ringpfosten. Bossman, Repo Man und Papa Shango waren eher langweilig, auch wenn ich Shangos Gimmick irgendwie etwas abgewinnen kann.

Im Ring ist also nichts sehenswertes passiert. Aber diese Interviews faszinieren mich immer wieder! Randy Savage, Hulk Hogan, Ric Flair, Roddy Piper, Shawn Michaels, Jake Roberts, selbst The Berzerker und Sid Justice! Diese Kerle strahlen so viel Charisma aus! Jeder stand vor seinem eigenen, personalisiertem Hintergrund, hielten einen 30-sekündigen Monolog und das Ding war durch. Ganz einfach und doch so genial. An die Ausstrahlung dieser Leute kommen heutzutage nur noch ganz wenige heran. Dean Ambrose, CM Punk, vielleicht Roman Reigns und Cesaro. In der Show ist im Prinzip absolut gar nichts passiert, trotzdem ging diese Show von allen drei am schnellsten vorbei. Und ich könnte jetzt aus dem Kopf die komplette Card für den nächsten Event aufsagen. Damals war wirklich vieles noch wesentlich einfacher. Leider würde das heute nicht mehr funktionieren.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das war also die erste Ausgabe von RRR - Random 'Rasslin Reviews. Über ein kleines Feedback würde ich mich sehr freuen! Ich nehme auch gerne Vorschläge an, was meine Show/Match Auswahl angeht. In der nächsten Ausgabe werde ich meine WWF/E Liste fortsetzen und einige Old School Puroresu Matches präsentieren. Stay tuned!

EDIT: Hier noch zur Veranschaulichung ein Zusammenschnitt vom Meister der Kurzinterviews - Randy Savage!

 
Zuletzt bearbeitet:
Starke Kolumne kann ich dazu nur sagen. Deine erste Ausgabe war top geschrieben, so dass sie sich sehr gut laß, und dazu auch sehr interessant. Ich habe viele der hier genannten Matches nicht gesehen und werde sie auch nicht nachholen (außer Warrior vs Savage, das Match habe ich mir nach Lethal vs Delirious, welches ich sehr stark fand, mal vorgenommen anzugucken, damit ich einen Vergleich zum Original habe, von den restlichen habe ich die interessanten gesehen + Hogans Aufeinandertreffen mit dem Ultimate Warrior bzw Andre the Giant, auf den Rest kann ich gerne verzichten :D). Bin schon sehr auf die nächste Ausgabe gespannt. British Bulldog vs Hart feiere ich total ab, auch wenn es schon ein paar Jahre her ist, seitdem ich dieses Match gesehen habe. Und auch auf die Old School Puro Matches bin ich schon sehr gespannt, da ich mir dort auch gerne Matches aus der Vergangenheit angucke (wobei das auch für die anderen Promotions gilt) und vielleicht bei deinen Puromatches auf ein paar interessante Tipps stoße.
 
Richtig starke Kolumne auch wenn mich eigentlich nur Matches ab der Attitude Era interessieren, weil ich mit dem davorigen Wrestling-Stil nicht besonders viel anfangen kann. Solche Ranglisten finde ich sehr interessant, weswegen ich sehr gerne auch Artikel im Bleacherreport lese. Da du das Ganze aber äußerst ausführlich darstellst wirkt das noch interessanter. :thumbsup:
 
Sehr starke Kolumne, interessantes Thema und auch sehr schön geschrieben. Du hast dir viel vorgenommen, ich freue mich auf die nächste Ausgabe :)
 
Das ist der Wahnsinn! Hammer! Für mich wäre das ja ncihts die alten Kamellen noch mal durchzukauen, aber ich du hast echt Talent im reviewen!
 
Ausgabe #2

Die 150 besten WWF/E Matches - 1992 bis 1994

Eine neue Generation

Der Sieg gegen Sgt. Slaughter bei Wrestlemania VII war vorerst das letzte große Hurra von Hulk Hogan in der WWF. Zwar sollte er sich in den Folgejahren noch in zwei weiteren Wrestlemania Main Events Sid Justice und Yokozuna gegenüberstellen, die Zeiten, in denen sich das Wrestling Programm der Staaten fast ausschließlich um den Hulkster drehte, waren jedoch gezählt. Als es dann immer deutlicher wurde, dass der 1989 in die Wege geleitete Steriode-Skandal die WWF wesentlich härter treffen würde als befürchtet, musste zwangsweise eine neue Generation an Main Eventern her. McMahon musste seine aufgepumpten Muskelberge durch Männer ersetzen, die ihm durch einen etwas "menschlicheren" Körperbau augenscheinlich eine weiße Weste bescheren würden. Der plötzliche Verlust von Hogan und Savage, der ebenfalls in die Skandal verwickelt war, stürzte die WWF finanziell in eine tiefe Rezession. Im Austausch dafür bekam der Fan allerdings einen Haufen technisch überragender Main Event Matches geboten, wie es sie unter dem Hulkster nur selten gegeben hatte. Besonders zwei Namen stechen während dieser Periode ins Auge: Bret Hart und Shawn Michaels. So dürfte es wenig verwundern, dass diese beiden Stars in den nun folgenden Matches sehr häufig vorkommen werden.

Zu Beginn des Jahres 1992 sah die WWF noch in eine rosige Zukunft. Man hatte es tatsächlich geschafft, das Aushängeschild von WCW und den größten Star, der niemals zuvor in einem WWF Ring stand, unter Vertrag zu nehmen: "Nature Boy" Ric Flair! Viele Fans hatten sich bereits erträumt, welche Ausmaße ein Match zwischen Hulk Hogan und Ric Flair bei Wrestlemania haben könnte. Nun stand man kurz davor, es Realität werden zu lassen. Doch zunächst stand der Royal Rumble 1992 ins Haus. Nachdem Hogan in zwei höchst kontroversen Matches die WWF World Heavyweight Championship erst gegen den Undertaker verlor, sie aber nur 6 Tage darauf beim einmaligen "This Tuesday in Texas" Event wieder zurückgewann, wurde der Titel von Jack Tunney vakantiert. Somit stand im Rumble Match 92 kein Title Shot bei Wrestlemania, sondern erstmalig und bis heute auch das einzige Mal die WWF World Championship selbst auf dem Spiel! Folgerichtig war der Rumble mit Stars gespickt wie selten zuvor oder danach. Hogan, Flair, Undertaker, Savage, Roberts, Slaughter, Piper, DiBiase, Bulldog, alle waren dabei. Doch wer würde als Champion zu Wrestlemania VIII reisen?

Vor dem eigentlichen Match gab es die damals üblichen Kurzinterviews von illustren Charakteren wie Bulldog, Roberts, Taker, Flair, Hogan (bei dem ich spontan loslachen musste, so over-acted war das :D) und niemand geringerem als Repo Man! Irgendjemand passt nicht in diese Reihenfolge... Wie dem auch sei, nachdem Charismaleiche Jack Tunney unter Buh-Rufen erklärt, dass die WWF Championship auf dem Spiel steht, beginnen der British Bulldog und Ted DiBiase das Match. Der Million Dollar Man fliegt noch vor dem dritten Entrance raus und schleicht Backstage. Ihm entgegen kommt in einem der berühmtesten Bilder der WWF Geschichte, das oft für Highlight Videos verwendet wurde, der Nature Boy persönlich! Und der sollte sich aufmachen, eine der großartigsten Rumble Performances aller Zeiten abzuliefern. Immer wieder bewies er sich als gewiefter Taktiker, der sich kurzzeitig mit Leuten wie Haku, Jerry Sags von den Nasty Boys oder dem Barbarian zusammen tat, nur um sie kurz darauf wieder zu hintergehen. Nachdem der Bulldog Haku und Sags (mit einem schönen Dropkick) eliminieren konnte, war es Zeit für Shawn Michaels. Nach ein paar Superkicks gegen Flair und Bulldog (damals übrigens noch nicht Sweet Chin Music genannt) war dann der Texas Tornado aka Kerry Von Erich an der Reihe. Großartiges Selling von Michaels und Flair bei dessen Tornado Punches. Langsam füllte sich der Ring mit Midcardern wie Greg Valentine, Nikolai Volkoff oder Tito Santana, also müsste so langsam mal jemand aufräumen. Und kaum gesagt, schon fliegt einer nach dem anderen raus. Flair eliminiert den Bulldog und Tornado, um für kurze Zeit alleine im Ring zu verweilen.

Doch da kommt auch schon "Rowdy" Roddy Piper, um dem Nature Boy ordentlich einzuheizen. Ihm folgt Jake "The Snake" Roberts und wir haben drei der damals größten WWF Stars gleichzeitig im Ring. Roberts ist allerdings sehr unruhig, da jederzeit sein Erzfeind Randy Savage auftauchen kann, um sich für die Attacke durch Roberts während Savages Hochzeitszeremonie beim Summerslam zu rächen. Als es dann soweit ist und der Macho Man auftaucht, versteckt sich Roberts erstmal unter dem Ring. Doch lange kann er nicht davonlaufen, Savage kriegt ihn schließlich in die Finger und eliminiert ihn, nur um kurz darauf...über die Seile hinterher zu springen? Savage hat Glück, denn in dieser Ausgabe des Rumbles kann man nur durch fremde Einwirkung eliminiert werden. So eine Regel, die sich immer mal wieder je nach Bedarf ändert. Bald ist dann auch Hogan am Start, um mal eben den Undertaker und den Berzerker zu eliminieren. Auch Skinner ist mit von der Partie, ein alter Ego von Steve Keirn, der im Tag Team mit Stan Lane als "The Fabulous Ones" bekannt war. Irgendwie sieht er in diesem Gimmick Bray Wyatt erschreckend ähnlich. Lange bleibt er aber selbstverständlich nicht drinnen, denn jetzt kommen die großen Stars. Sgt. Slaughter wird von Sid Justice mit einem Whip über die Ecke eliminiert, das sah nett aus. Kurz darauf zieht Roddy Piper den Steuereintreiber IRS an dessen Krawatte raus. Sieht man auch nicht alle Tage. Die Final Four sind Savage, Hogan, Sid und Flair. Savage ist relativ schnell eliminiert, als Hogan sich dann an Flair zu schaffen macht, wird er hinterrücks von Sid rausgeschmissen. Eigentlich keine große Sache, so läuft das im Rumble regelmäßig ab. Doch nicht mit dem Hulkster! Der soeben lupenrein eliminierte Hogan packt Sid an der Hand und will ihn höchstpersönlich rausziehen! Mit ein bisschen Unterstützung von Flair gelingt das schließlich auch und der Nature Boy ist neuer WWF World Heayvweight Champion! Moment? Jemand anderes als Hogan triumphiert? Darf nicht sein! Und so stürmt der Hulkster auch gleich in den Ring, um den Mann, der eine gute Stunde durchgestanden hat und dem er gerade noch zum Sieg verholfen hat, aus dem Ring zu vertreiben! Gute Güte, Hogan war wirklich ein riesiges Arschloch! :D Abgesehen davon wird dieser Rumble absolut zurecht als einer der besten aller Zeiten betitelt. Die Star Power war riesig, das Commentary von Gorilla Monsoon und Bobby Heenan absolute klasse und die kleinen Stories (Savage/Roberts, Hogan/Undertaker, Flairs Marathon) brachten noch etwas extra Pfeffer hinein. Für Rumble Liebhaber auf jeden Fall einen Blick wert.

Ein paar Monate später stand auch schon Wrestlemania VII ins Haus. Doch das erhoffte Flair vs Hogan Match fand nicht statt. Warum? JJ Dillon versuchte es in seiner Autobiographie so zu erklären, dass Hogan und Flair bei einigen Houseshows gemeinsam eher enttäuschende Zuschauerzahlen und Reaktionen zogen. Also änderte Vince (wer hätte es gedacht?) kurzerhand seine Meinung und bookte einen Double Main Event. Doch bevor es zu diesem kommen konnte, stand erstmal die Intercontinental Championship auf dem Spiel. Roddy Piper hatte sich diese beim Royal Rumble vom Mountie sichern können, der seinerseits Bret Hart 1991 bei einer House Show entthronen konnte. Nun war es an der Zeit für den Hitman, sich die Championship zurückzuholen. In einer Pre-Match Promo wiesen die beiden Männer schon eine hervorragende Chemie auf. Und auch im Ring war das eine ganze starke, ausgeglichene Begegnung von Technik und All-Out-Brawling. Piper griff zu allen möglichen illegalen Mitteln wie z.b. einem simplen aber wirksamen Faustschlag ins Gesicht, der Bret zum Bluten brachte. Nach einem Ref Bump wollte Piper die Ringglocke einsetzen, zögerte aber und entschloss sich dann doch zu seinem Sleeper. Hart konterte diesen auf unvergleichliche Weise zu einem Pin-Manöver und konnte so seinen Titel zurückgewinnen. Piper überreichte Hart anschließend den Gürtel und es gab einen abschließenden Handshake. Ein hart geführtes, 10-minütiges Match, das schon einmal einen Vorgeschmack auf Brets kommende Jahre gegeben hat. Bei derselben Show musste Ric Flair seine WWF World Heavyweight Championship gegen Randy Savage aufs Spiel setzen. Der Build-Up bestand darin, dass Flair mit gefälschten Bildern beweisen wollte, dass er vor deren Heirat eine Affäre mit Savages Ehefrau Miss Elizabeth hatte. Da der Macho Man (auch im Real Life) ein sehr eifersüchtiger Geselle war, war dadurch natürlich ordentlich Feuer in der Begegnung. Savage ging gleich wie ein Wilder auf Flair los, der sich mal wieder den Arsch absellte. Nach seinem üblichen Flair Flip sprang er auch noch direkt in eine Clothesline, das sah ziemlich cool aus. Und was darf noch in einem Flair Match nicht fehlen? Natürlich, Blut! Flair bumpte links und rechts, bis sein Manager Mr. Perfect eingriff und einen Pin nach Savages Signature Elbow Drop abbrach. Nein, das war keine DQ. Die bis dahin sehr einseitige Begegnung wendete sich zugunsten von Flair, auch weil Perfect immer wieder unerlaubt eingriff. Der Einsatz eines Schlagrings und eines Stuhls waren allerdings nicht genug, um Savage am Boden zu halten. Und dann kam Miss Elizabeth raus, um ihren Ehemann zu unterstützen. Unter anderem begleitet von einem jungen Shane McMahon, der damals noch als Ref arbeitete. Savage konnte schließlich Flair einrollen, ein beherzter Griff an die Hose und der Titelwechsel war perfekt! Doch die Sache war noch längst nicht gegessen! Flair schnappte sich Liz und drückte ihr einen dicken Schmatzer auf den Mund! Als Gegenleistung bekam er einige Ohrfeigen zu spüren, nur kurz darauf stürzte sich Savage auf den Nature Boy und ein Brawl brach aus, der von mehreren Offiziellen getrennt werden musste. Flair würde den Titel im September zurückgewinnen, nur um ihn kurz darauf wieder an Bret Hart zu verlieren und zu WCW zurückzukehren. Kein großartiges Match, für Heel-Flair Liebhaber aber durchaus ansehnlich.

Bevor Bret Hart jedoch seine erste World Championship gewinnen konnte, musste er zunächst den IC-Title verlieren. Der Summerslam 1992 fand vor über 80.000 Fans im Wembley Stadion in London statt und war somit die perfekte Bühne für den British Bulldog, um den zweit wichtigsten Titel der WWF an sich zu reißen. Zusätzliche Brisanz bekam das Match dadurch, dass der Bulldog mit Brets Schwester Diana verheiratet war. Das Familienduell durfte somit den bis heute einzigen Big Four PPV der WWF in Großbritannien abschließen, was für ein Intercontinental Title Match eine absolute Rarität bleiben sollte. Der Bulldog wurde bei seinem Entrance übrigens vom Profi-Boxer und ehemaligen Weltmeister Lennox Lewis begleitet. Seltsam, dass das bis heute fast nirgendswo erwähnt wird. Der Anfang war von technisch starkem Mat-Work geprägt, das Bret mit einem Samoan Drop-Konter aus einem Backslide Versuch des Bulldog heraus abschloss (Vince McMahon: "What-a-maneuver!"). Bret bewies dann auch seine High Flying Künste mit einem schönen Top Rope Plancha, bei dem der Bulldog ihn allerdings ein wenig unglücklich auffing. Nach einem langen Chinlock versuchte sich der Lokalmatador an einer Gorilla Press, lies Hart allerdings ungeschickt in die Seile fallen. Die große Kulisse schien den Bulldog ein wenig nervös zu machen, so unsauber war er nur selten. Beide schalteten nun eine Stufe höher, Bret rannte mit seinem typischen Brust-zuerst-Bump in die Ecke, kickte dann aber aus dem Powerslam aus. Bildschöner German Suplex mit Brücke bringt Bret einen Two Count ein, ebenso ein Superplex vom Bulldog. Nach einer Double Clothesline setzte Bret am Boden liegend den Sharpshooter an, doch der Bulldog schafft es in die Seile. Und dann kam der berühmte Spot. Bret rennt in die Seile, versucht einen Sunset Flip, der Bulldog kniet sich auf die Schultern seines Gegners, Three Count, ausrasten! Das ganze Stadion stand und feierte den Sieg des Bulldogs! Mit einer gemeinsamen Feier der beiden Harts plus Diana und einem großen Feuerwerk endete der Summerslam. Auch heute noch ein großartiges Match! An manchen Stellen mit kleineren Botches, dennoch technisch erste Sahne und einfach ein Klassiker der Wrestling Geschichte. Nur wenige Monate später, bei der Survivor Series 1992, war Bret Hart dann plötzlich schon WWF World Heavyweight Champion. Eigentlich sollte der Ultimate Warrior den Titel bei einer Houseshow gewinnen, doch da dieser einfach mal einen No-Show hinlegte, wurde Bret wortwörtlich über Nacht zum zweiten kanadischen WWF World Champion nach Stan Stasiak. Sein erster Herausforderer war niemand geringerer als...Shawn Michaels! Somit gab es im November 1992 einen ersten kleinen Vorgeschmack auf eine Fehde, die sich über 5 Jahre und bis in das Privatleben beider Beteiligten erstrecken sollte. Michaels war damals noch ein ziemlicher Frischling im WWF Singles Bereich. Nicht einmal zwei Jahre zuvor war er gegen seinen Tag Team Partner Marty Jannetty geturnt und seitdem als arrogantes "Heartbreak Kid" unterwegs. Bret konnte Michaels in den Anfangsminuten mehrfach überwältigen, was diesen merklich nervte. Erst ein Slingshot auf die Seile wendete das Blatt, nun hatte Michaels die Kontrolle. Bret wurde mit der Schulter gegen den Ringpfosten geworfen, das nun eigentlich logische Arm Work lies Michaels aber ausfallen. Stattdessen gab es einige lange Chin Locks. Bis dahin ist das Match enttäuschend langweilig. Erst ein schöner Swinging Neckbreaker und ein Back Suplex von Bret bringen wieder ein bisschen Schwung in die Partie. Nun legt aber auch Michaels los und bringt einen Superkick ins Ziel, der immer noch keine Sweet Chin Music ist. Sein eigentlicher Finisher, der Saito Suplex, reicht allerdings nur zu einem Two Count. Nach einigen weiteren Kontern bringt Bret schließlich den Sharpshooter ins Ziel und HBK muss aufgeben. Lange Zeit weit unter den Erwartungen zurück gebliebenes Match, das Ende war aber durchaus temporeich und spannend. Kann man gucken, muss man nicht.

Weiter geht es mit dem Royal Rumble 1993. Hier bekam ein weiterer Main Event Neuling die Titelchance gegen Bret Hart, ein gewisser Razor Ramon. Ramon war bereits in seinen frühen Dreißigern, als endlich das Angebot der WWF kam. Durch sein riesiges Charisma und sehr ordentlichen In-Ring-Fähigkeiten arbeitete er sich schnell hoch und wurde zu einem der neuen Hoffnungsträger in der Post-Hogan Ära. Als angesehenes Mitglied der Clique wurde ihm sein Aufstieg natürlich wesentlich erleichtert, das soll hier aber nicht das Thema sein. Mein erster Eindruck: Razor Ramon ist wirklich groß! 201cm, holy shit, das ist mir vorher nie so aufgefallen! Bret macht das vernünftigste, was man als Wrestler gegen einen größeren Gegner machen kann: Er bearbeitet das Bein. Ramon kann seinen Gegner jedoch abschütteln, indem er ihn mit dem Bauch unter dem ersten Seil hindurch gegen den Ringpfosten wirft. Das sah richtig unangenehm aus! In den Folgeminuten geht Ramon weiter auf Brets Oberkörper los, unter anderem mit seinen patentierten Backbreakern. Wie erwartet schaltet Bret irgendwann in den Comeback Modus und bringt u.a. eine tolle Suicide Dive ins Ziel. Ich hatte schon fast vergessen, dass Hart auch ein guter High Flyer sein konnte. Ramon fokussiert sich wieder auf die Rippen, wird aber zu überheblich und ein Small Package kostet ihn beinahe das Match. Kurz darauf ist der Sharpshooter angesetzt und der Bad Guy muss aufgeben. Ein kurzweiliges Match, wenn auch bei weitem nicht die beste Leistung der beiden. Gerade mit Blick auf die kommenden Matches. Wir machen einen Sprung in das Jahr 1994, bis hin zu Wrestlemania X im Madison Square Garden. Bret Hart und Lex Luger waren in diesem Jahr die ersten Co-Sieger eines Royal Rumbles und bekamen so beide einen Title Shot bei der größten Show des Jahres. Es wurde vereinbart, dass Luger am Beginn des Abends auf den Champion Yokozuna treffen würde, während Bret es mit seinem kleineren Bruder Owen Hart zu tun bekommt, damit auch er ein Match in den Knochen hat, bevor es im Main Event der Show zum zweiten WWF World Title Match kommen würde. Doch die Begegnung mit Owen war alles andere als ein Zuckerschlecken, hatte der sich doch fest vorgenommen, seinen größeren Bruder in allen Bereichen des Wrestlings auszustechen. Beim Royal Rumble war er auf den angeschlagenen Bret losgegangen und hatte klar gemacht, dass ein Match der beiden unausweichlich war. Im Opener der zehnten Wrestlemania war es dann soweit. Owen zerbrach schon bei seinem Entrance eine Sonnenbrille, Brets Markenzeichen. Während der kleinere Hart gleich temporeich loslegte, versuchte Bret es mit bedachten Haltegriffen und seiner gewohnt starken Technik. Ein Bilderbuch-Powerslam und ein German Suplex brachten Bret dann aber in die Bredouille. Es entwickelte sich ein sehr temporeiches Match, in dessen Verlauf Owen sogar einen Tombstone Piledriver auspackte! Allerdings nur als Übergangs-Move für seinen Diving Headbutt, dem Bret ausweichen konnte. Eine schöne Victory Roll und ein Top Rope Planche wendeten das Blatt wieder zugunsten von Bret, allerdings nur bis Owen das angeschlagene Bein seines Bruders ins Visier nahm. Mit allen möglichen schmutzigen Tricks versuchte Owen, den Sieg einzufahren, doch Bret schaffte irgendwie noch ein Comeback. Dann aber der versuchte Electric Chair Drop, die Victory Roll von Owen und der Three Count! Der jüngere Bruder hatte es geschafft, den älteren zu besiegen! Ein erstklassiges, temporeiches Match mit toller Hintergrundstory. Wer diese Begegnung noch nicht gesehen hat, sollte das auf jeden Fall nachholen! Leider eines der wenigen wirklich großen Matches von Owen Hart.

Bei derselben Show gab es noch ein weiteres denkwürdiges Match. Im September 1993 musste Shawn Michaels die WWF Intercontinental Championship abgeben, da er den Titel nicht innerhalb von 30 Tagen verteidigen konnte. Der Grund dafür war eine Suspendierung aufgrund eines Steroide-Vergehens, das Michaels allerdings bis heute leugnet. Der neue Champion wurde bei der brandneuen TV-Show namens "Monday Night Raw" gekrönt und hieß Razor Ramon. Im November kehrte Michaels dann zurück und bezeichnete sich als den "wahren Champion". Um den Konflikt zu lösen, traten die beiden bei Wrestlemania X in einem Ladder Match, gegeneinander an. HBK wurde damals von Diesel begleitet, der Ramon gleich zu Beginn des Matches umnietete und aus der Halle verwiesen wurde. Weil es sonst ne DQ gibt, oder so. Auf jeden Fall irgendwie seltsam, Hall und Nash hier auf unterschiedlichen Seiten zu sehen, sollten sie doch in etwas mehr als zwei Jahren die New World Order mitbegründen. Shawn Michaels machte seinem Ruf als einer der verrücktesten Seller aller Zeiten hier wieder alle Ehre, indem er einen gewaltigen Bump über die Ringecke nach draußen nahm und sich kurz darauf aus dem Ring heraus auf den entblößten Hallenboden werfen lies. Und weil das alles noch nicht genug ist, lässt er sich auch noch die Leiter mitten ins Gesicht werfen. Die Betonung sollte auf "die Leiter" liegen, denn im gesamten Match kam wirklich nur eine einzige Leiter zum Einsatz. Aus heutiger Sicht waren auch die Spots nicht besonders riskant, für die damalige Zeit jedoch war etwa der berühmte Splash von Michaels eine riesige Sensation. Einen Spot, auf den ich aber definitiv hätte verzichten können, gibt es kurz davor, als Ramon Michaels die Hose runter zieht und dessen blanken Hintern entblößt. Anstatt wieder alles zu richten, springt Michaels erstmal mit einem Elbow Drop auf Ramon. Kein Wunder, dass mal die Gerüchte kursierten, Michaels sei bi-sexuell. Wie dem auch sei, nach einigem hochklettern und wieder runterwerfen bleibt Michaels mit dem Fuß in den Seilen hängen und Ramon hat quasi alle Zeit der Welt, das Match für sich zu entscheiden. Historisch gesehen ein Must-See, wenn auch heute lange nicht mehr so spektakulär wie damals. Ein weiteres Stipulation Match bildet für diese Woche den Abschluss der Liste. Der Brüderkonflikt im Hause Hart war nach Wrestlemania X nämlich noch längst nicht gelegt. Im Main Event der Show konnte Bret Hart nämlich Yokozuna entthronen, was seinen jüngeren Bruder natürlich wieder neidisch machte. Owen Hart bekam seine Titelchance beim Summerslam 1994 in einem Cage Match, das von Dave Meltzer die Höchstbewertung von fünf Sternen erhielt, wie übrigens auch voriges Ladder Match. Der Champion hatte kaum den alten blauen WWF Käfig betreten, da ging Owen bereits auf ihn los und prügelte ihn quer durch den Ring. Im Publikum waren mal wieder diverse Mitglieder der Hart Familie vertreten, unter anderem die Eltern Stu und Helen, Jim Neidhart und der British Bulldog, der sich seiner Dreadlocks entledigt hatte und den ich mit seiner Rasta Figur und Hornbrille nie im Leben erkannt hätte. Zum Match selbst gibt es ehrlich gesagt so gut wie gar nichts zu erzählen. Die Matchstory bestand darin, dass beide Brüder ständig versuchten, aus dem Käfig zu entkommen. Egal ob durch die Tür oder über die Wand, es wurde mit jedem Mal knapper. An einem Punkt hing Owen Hart bereits über der Kante draußen, nur noch an seinem Kopf festgehalten von Bret. Gute 30 Minuten wiederholte sich das Spiel immer wieder, die Spannung war schon fast unerträglich. Dann blieb Owen mit seinem Bein am Käfig hängen und Bret musste sich nur noch fallen lassen, um seinen Titel zu verteidigen. Während dem Match ist mir vor allem aufgefallen, dass die Fand damals viel weniger auf große Moves reagiert haben als auf Beinahe-Escapes und auf die ungehörige Spannung. Wenn man den Sieger kennt (was ich hier unglücklicherweise verraten habe :D) ist das Match wahrscheinlich eher langweilig. Vom Spannungsaufbau her aber der Prototyp eines perfekten Cage Matches.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und weil das noch nicht genug Matches waren, habe ich mir auch noch ein paar hochgelobte Puroresu Matches aus der Historie von AJPW und NJPW angeschaut. Darunter auch drei Matches, die ebenfalls eine Fünf-Sterne-Bewertung von Dave Meltzer erhielten. Und ich kann nur soviel sagen: Eines dieser beiden Matches zählt mit Abstand zu den besten Matches, die ich je in meinem Leben gesehen habe! Dazu kommt ein Match, dem ich persönlich ebenfalls fünf Sterne gegeben hätte, zwei mega-stiffe Begegnungen und ein nicht ganz so altes NOAH Match mit zwei bekannten Gesichtern, die mittlerweile beim Marktführer untergekommen sind. Durchhalten, jetzt kommen die echten Highlights! :D


Dynamite Kid vs Tiger Mask (NJPW, 21.04.1983)

Den Anfang macht das erste WON Fünf-Sterne-Match aller Zeiten. Als Hulkamania noch bei AWA schlummerte, Bob Backlund WWF World Champion war und Ric Flair mitten in der ersten seiner 16 World Title Regentschaften steckte, machte sich New Japan Pro Wrestling daran, der Wrestling Welt einen ganz neuen Stil einzuimpfen. Alles sollte schneller und aufregender werden, teilweise aufkosten von strukturiertem Matchaufbau und allgemeiner Ringpsychologie. Zwar sollte es noch etwas weniger als 3 Jahre dauern, bis die IWGP Junior Heavyweight Championship eingeführt wurde, doch hier wurde bereits der Grundstein für diese Division gelegt. Fast 20 Jahre vor der Gründung von ROH oder PWG stiegen der Brite Dynamite Kid und der Japaner Satoru Sayama, der erste Mann unter der Tiger-Maske, gemeinsam in den Ring und lieferten sich ein Match, das seiner Zeit weit voraus war. Nach etwas technischem Geplänkel am Anfang ging es auch schon richtig los. Suicide Dive von Tiger Mask, fast im Gegenzug Missile Dropkick von Dynamite Kid. Kurz danach täuscht Tiger Mask mit einer Tiger Feint Kick-Drehung (wie ein 619 ohne Gegner) einen erneuten Dive an, was Dynamite Kid erst richtig aggressiv macht. Ein harter Snap Suplex und ein Gutwrench Suplex machen klar, warum später ein Chris Benoit oft mit dem Briten verglichen wurde. Wirklich schade, dass sich Tom Billington seine Karriere durch Drogenprobleme und asoziales Verhalten selbst zerstört hat. Tiger Mask hielt mit einem Surfboard Stretch und einem Romero Special dagegen, nur kurze Zeit später springt er schon wieder nach draußen und nimmt Dynamite Kid mit hinter die Absperrung. Und dann wurde es erst richtig brutal. Denn Dynamite Kid haute einfach mal einen richtig krassen Tombstone Piledriver raus! Irgendwie habe ich das Gefühl, der Finisher des Undertakers ist gar nicht so krass wie ich das über die Jahre immer geglaubt habe. :D Auf jeden Fall ertönt dann plötzlich die Ringglocke. Time Limit? Double Count Out? Dynamite Kid sagt irgendwas unverständliches ins Mikrofon, dann geht das Match weiter. Und wie! Jumping Tombstone (!!!) und Diving Headbutt vom Briten reichen nicht, dafür packt Tiger Mask kurz danach einen eigenen Tombstone aus! Wieder läutet irgendjemand die Ringglocke, was Dynamite Kid dazu veranlasst, dem Referee eine Kopfnuss zu verpassen. Scheinbar geht das Match doch weiter (diese japanischen Refs lassen sich echt viel gefallen), während mehrere Ringside Helfer mit Besen in den Ring steigen und zu fegen beginnen, brawlen sich die beiden Wrestler nach draußen. Tombstone auf den Hallenboden! Und irgendwie ist es dann doch vorbei. Ein riesiges Chaos am Ende, das dem Match selbst nicht gerecht wird. Was die athletische Darbietung angeht war dies ein erschreckend modernes Match, das in dieser Form heute noch bei jeder Independent Show stattfinden könnte. Heute nichts besonderes mehr, für die damalige Zeit ein unerhört spektakuläres Match.


Dory Funk Jr. & Terry Funk vs Bruiser Brody & Stan Hansen (AJPW, 08.12.1984)

Die Gebrüder Funk sind vor allem in Japan echte Legenden, hatten aber auch ihre Erfolge in den US-Territorien und später bei ECW. Bruiser Brody ist ein völliger Maniac, den man wohl am ehesten mit einer Mischung aus Luke Harper und Dean Ambrose vergleichen kann. Er war trotz seiner 203cm Körpergröße sehr beweglich und lieferte sich in den 80ern neben diversen harten Brawls auch jeder Menge brutale Hardcore Schlachten, u.a. mit Abdullah The Butcher. Leider wurde er im Sommer 1988 in Puerto Rico im Anschluss an eine WWC Show von seinem Kollegen Invader #1 in der Dusche erstochen. Die Geschichte wurde und wird höchst kontrovers diskutiert. José Gonzalez, so Invader #1s bürgerlicher Name, plädierte auf Notwehr und wurde freigesprochen. Bis heute gibt es diverse Zeugen, die aus verschiedenen Gründen von einem geplanten Mord sprechen. Wer sich für das Thema interessiert, dem sein die Bücher der Crowbar Press und der ECW Press über Brody ans Herz gelegt. Kommen wir aber zurück zum Match, bzw. zum vierten Teilnehmer in diesem. Stan Hansen, der Onkel des heutigen ROH Wrestlers Silas Young, war einer der stiffsten Wrestler aller Zeiten, was u.a. darauf zurückzuführen ist, dass er extrem schlecht gesehen haben soll und deshalb in schöner Regelmäßigkeit mit seiner Lariat Gegnern heftig zugesetzt hat. Einmal hat er Big Van Vader sogar den Augapfel aus der Augenhöhle geschlagen, was Vader im Ring wieder "geradebiegen" musste. Jemand eine Idee, wie das Match hier gelaufen sein könnte? Genau, es war eine reine Schlacht ohne viel Psychologie, dafür mit Backenfutter ohne Ende. Hansen legte sich sofort mit beiden Funk Brüdern an, bevor Terry in der Ecke der Heels isoliert wurde. Brody sprang dabei sogar einige Leapfrogs und Hansen zeigte, seinen gut 146kg zum Trotz, einen bildschönen Dropkick. Das war es aber auch schon mit der Schönheit in diesem Match, die Funks wurden über 20 Minuten von Brody und Hansen nach Strich und Faden malträtiert, selbst in den Seilen oder außerhalb des Rings fanden sie keine Ruhe vor den beiden Lunatics. Schließlich reicht es Terry und er greift sich ein Seil/eine Kette (konnte man aufgrund der Bildqualität kaum erkennen), um alles und jeden damit zu attackieren. Hansen, Brody, aber auch den Referee und die Helfer am Ring. Natürlich gab es dafür eine DQ, aber das war Terry völlig egal. Er verfolgte die beiden Gegner fast bis in den Backstage Bereich und schlug dabei immer wieder wild um sich. Ein riesiges Chaos, aber irgendwo auch faszinierend. Nichts für Technik-Liebhaber, soviel steht fest.


Dean Malenko vs Joe Malenko (AJPW, 11.07.1989)

Hier ist so eine versteckte Perle, über die ich am Anfang der Kolumne geschrieben habe. Dean und Joe sind die Söhne von Boris Malenko, einem der späten Pioniere des US-Wrestlings. Während Dean in der Cruiserweight Division von WCW einige beachtliche Erfolge feiern konnte und heute als Road Agent bei WWE arbeitet, hat Joe nie den Sprung in die Staaten geschafft und blieb in den Staaten ein Lower Midcarder. Beiden Brüdern fehlte es gewaltig an Charisma, dafür waren sie auf der Matte Techniker vor dem Herren. Und dieses Match ist wohl das größtmögliche Ausrufezeichen, das man hinter diese Aussage setzen kann. Im gesamten Matchverlauf gab es null, ich wiederhole, NULL Punches. Das nächste an einem Punch war ein Shoulder Block. Beide zusammen sind vielleicht 3-4x in die Seileg elaufen, Dean streute eine Spinning Crossbody vom zweiten Seil ein, alles andere spielte sich in der Mitte des Rings ab. Das Match war ein technisches Meisterwerk mit unzähligen Haltegriffen und Trickserein, von denen sich mit Sicherheit Leute wie Nigel McGuiness so einiges abgeguckt haben. Die wenigen Aktionen, die ein wenig Tempo in das Match brachten, waren allesamt bildschön ausgeführt. Ob ein simpler Arm Drag von Dean, ein German Suplex oder ein Fisherman Suplex von Joe, das grenzte an Perfektion. Nach ca. 15 Minuten systematischer Zermürbung par Excellence konnte Joe seinen Bruder schließlich mit einer tollen Victory Roll bis drei am Boden fesseln. Was das Match noch besser machte, war die konzentrierte Stille, die fast durchweg in der Halle herrschte. Auch die Kommentatoren, einer von ihnen war glaube ich der legendäre Giant Baba, sprachen nur ganz wenig und wenn, dann im leisen Flüsterton. Erst nach dem Finisher hob sich die Halle und applaudierte begeistert. Das Match wird nicht jedermanns Sache sein, manche werden sich vermutlich sogar langweilen. Für mich war es eine absolute Glanzleistung! Auf jeden Fall reinschauen, das Match findet man auf Youtube!



Mitsuharu Misawa & Kenta Kobashi vs The Holy Demon Army (Toshiaki Kawada & Akira Taue) (AJPW, 09.06.1995)

Misawa und Kobashi sind vermutlich die beiden größten Stars des Puroresu aller Zeiten! Rikidozan mag den Sport begründet haben, aber diese beiden hatten mit Abstand die größten und besten Wrestling Matches Japans! Ihnen gegenüber standen in diesem Match einer ihrer größten Widersacher, Toshiaki Kawada, der ebenfalls zu den besten Workern seiner Zunft gehörte, und Akira Taue, ein ausgesprochen guter Heel mit MMA-Hintergrund. Dies ist eines der vielen Matches mit Kobashis oder Misawas Beteiligung, die von Dave Meltzer fünf Sterne bekamen. Kobashi und Kawada begannen das Match vorsichtig und bedächtig, bei mir kam bereits Big Match Feeling auf. Plötzlich whipt Kobashi Kawada in die Seile und der tritt Misawa eiskalt mit einem Big Boot vom Apron! Die Faces regen sich natürlich auf, als dann wieder etwas Ruhe eingekehrt ist und Misawa reindarf, wiederholt Kawada das Spiel mit Kobashi. Jetzt konnte es richtig losgehen! Misawa packt seine Misawa Roll über die Seile aus, rollt gleich wieder zurück und Kobashi springt vom Apron auf Kawada. Misawa schaltet Taue aus und legt eine Elbow Siucida nach. Kobashi hat allerdings ein verletztes Bein, das von den Heels kurze Zeit später bearbeitet wird. Taue setzt einen perfekten Sharpshooter an, doch Misawa schafft den Tag und nimmt seinen Gegnerin einen Boston Crab. Allerdings nicht lange, denn Kawada kommt einfach rein und tritt Misawa volles Rohr ins Gesicht. Das Match bricht etwas auseinander, alle vier prügeln sich durch den Ring, doch Kobashis Bein ist ein klarer Schwachpunkt und wird sofort attackiert. Misawa wird von den Heels auf Kobashis Bein geworfen, woraufhin Kobashi einige Zeit außerhalb behandelt werden muss. Ein großartiger Spot! Misawa wird also einige Minuten von Taue und Kawada isoliert, seine kleinen Comeback Versuche werden schon im Ansatz erstickt. Kobashi ist zurück, geht Kawada aber nur auf die Nerven und wird ebenfalls verprügelt. Eine Double Lariat streckt schließlich beide nieder. Misawa muss noch etwas gegen die gegnerische Übermacht ankämpfen, mit einem schönen Enzuigiri befreit er sich schließlich und schafft den Tag zu Kobashi, der nun merklich humpelt. Er aktiviert aber den vielzitierten Fighting Spirit und geht mit krachenden Chops auf seine Gegner los. Misawa unterstützt ihn mit Rolling Elbows und einem Tiger Driver. Endlich können die Faces zurückschlagen! Ein doppelter Sleeper Hold bedeutet fast den Sieg, kurz danach dreht Kobashi den Spieß um und tritt Kawada vom Apron. Ein German Suplex reicht nur für zwei, dann haut Misawa einen Frog Splash raus und Kobashi einen bildschönen Moonsault, der zuvor mehrfach von Kawada verhindert wurde. Misawa legt noch einen Tiger Suplex und einen Tiger Driver nach, doch Taue schafft gerade noch so das Break! Erneut bricht ein Brawl aus, Taue zieht Misawa auf den Apron, Kawada verpasst diesem eine Lariat in den Nacken und Taue zieht den Chokeslam auf den Hallenboden durch! Die Heels zeigen simultan Chokeslam und Powerbomb gegen die Faces, was nicht zum Three Count reicht. Zu zweit prügeln sie auf Misawa ein, bis sich Kobashi heldenhaft auf diesen wirft um ihn zu schützen! Dafür bekommt er eine sicke Chokeslam / Backdrop Driver Combo verpasst! Kawada legt noch eine Powerbomb nach und holt nach etwa 40 Minuten Action den Sieg. Dieses Match war so ziemlich das großartigste, was ich jemals im Wrestling gesehen habe! Es gab so viele tolle Spots, die Matchstory wurde 40 Minuten lang durchgezogen, jeder der vier Teilnehmer hatte seinen kleinen Anteil am Match und jeder einzelne Move war perfekt ausgeführt. Das Match flog quasi an mir vorbei. Und das können nicht viele Matches von dieser Länge bezeichnen. Fünf Sterne wären fast noch zu wenig für diese unglaubliche Darbietung! Schaut euch das Match unbedingt an! Egal wie! Das war das perfekte Main Event Tag Team Match, besser geht es nicht!


Antonio Inoki vs Big Van Vader (NJPW, 04.01.1996)

Die Tokyo Dome Show am 4. Januar ist eine jährliche Tradition von New Japan Pro Wrestling. Jedes Jahr findet an diesem Datum vor mehreren zehntausend Zuschauern die größte Card des Jahres statt. So auch 1996, als z.b. der Gründer von NJPW, Antonio Inoki, auf einen der größten Gaijins (japanisch für Außenseiter, im Puroresu vor allem für Ausländer benutzt) alle Zeiten, Big Van Vader. Vader hatte Anfang der 90er einen ziemlich guten Run bei WCW, wechselte dann zur WWF und wäre beim Summerslam 1996 vermutlich World Champion geworden, hätte nicht ein gewisser Shawn Michaels etwas dagegen gehabt. Kurz davor ging Vader zurück nach Japan, wo er sich seinen Ruhm bereits Ende der 80er und Anfang der 90er erarbeitet hatte. Während er sich zu dieser Zeit noch im besten Wrestling Alter befand, hatte Inoki die 40 Lebensjahre längst erreicht und seine Karriere neigte sich dem Ende zu. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, in der Anfangsphase dieses Matches gleich mal ordentlich von Vader zu kassieren. Nach wenigen Minuten schleuderte Big Van Vader seinen Gegner auf einen Tisch außerhalb vom Ring, der natürlich nicht zerbrach (*Japanese Table Lachen*). Inoki versuchte, sich mit einem Sleeper in den Seilen ein wenig Luft zu verschaffen, doch viel Zeit zum Erholen bleib ihm nicht. Denn nur wenige Sekunden danach schmetterte Vader ihn mit einem GEWALTIGEN German Suplex auf die Matte. Diesen Suplex habe ich mir bestimmt fünfmal wiederholen lassen, HOLY SHIT war der brutal! Aber Inoki gab nicht auf, mit einem Back Body Drop beförderte er Vader zu Boden, legte einen King King Kneedrop und einen Enzuigiri nach. Zurück außerhalb des Rings steckte Vader einen ungeschützten Chair Shot direkt auf den Schädel ein (alleine für diese Dummheit hätte es DQ geben sollen, das Match lief weiter) und begann zu bluten wie ein Schwein. Vaders Art, das zu sellen? Angepisst herumbrüllen und Sachen durch die Gegend schmeißen! Genial! Lange Zeit lies sich Vader aber nicht verprügeln, mal so nebenbei verpasste er Inoki einen Body Slam, einen Chokeslam und einen massigen Elbow Drop. Dann folgte unter lauten Zuschauer-Reaktionen die Vader Bomb, doch nur ein Two Count. Also setzte Vader noch einen drauf und legte den Vadersault nach! Das Ende? Da habe ich Inoki wohl unterschätzt, der kickte nämlich mal eben aus dem Finisher des Monsters aus. Ein Avalanche von Vader sitzt, der zweite geht jedoch daneben. Inoki powert sich hoch, slammt seinen Gegner, setzt den Armbreaker an und Big Van Vader gibt auf. Okay, im Endeffekt hatten wir hier nicht nur wegen des Finishs Hulk Hogan vs Andre the Giant, allerdings in tausendmal besser, mit besseren Workern und viel mehr Stiffness/Brutalität. Big Van Vader war absolut genial, der perfekte Puroresu Heel! Inoki war der Gründer von NJPW und bookte sich regelmäßig wie sonst nur Hulk Hogan gebookt wurde, von daher hätte man den Ausgang so erwarten können. Das Finish war eher schwach aber sich heute darüber aufzuregen, bringt sowieso nichts mehr. Wer Vader auf seinem absoluten Höhepunkt nicht kennt, sollte dieses Match auf jeden Fall ansehen.


Genichiro Tenryu vs Shinya Hashimoto (NJPW, 01.08.1998)

Hier haben wir zwei Männer, die den NJPW Main Event Ende der 90er mitprägten. Inoki hatte schon immer ein Fetisch für Wrestler mit Kampfsport-Hintergrund, was man auch heute noch an seinem neuen „Spielzeug“ IGF erkennen kann. Hashimoto und Tenryu hatten beide diesen Hintergrund und wurden dementsprechend gepusht. Zu diesem Zeitpunkt war Tenryu schon ein gutes Stück über seine Glanzzeit hinaus, Hashimoto auf der anderen Seite mitten drinnen. Dieses Match fand am zweiten Tag des G1 Climax 1998 statt, man könnte also vermuten, dass es die Wrestler am Anfang des Turniers noch etwas vorsichtig zugehen lassen. Aber von wegen! Nach einem verbissenen Lock Up haut Hashimoto seinen Gegner gleich mal mit einem Leg Sweep um und deckt ihn mit harten Kicks zu. Tenryu antwortet mit ebenso harten Forearms und das Schlag- / Chopduell beginnt. Natürlich extrem stiff. Hashimoto unterbindet das mit einer krachenden Backfist, die selbst Shibata neidisch machen würde. Aber Tenryu lässt das nicht mit sich machen und antwortet mit mehreren Closed Fists! Mehr Stiffness folgt, darunter diverse Chops gegen Gesicht und Kehle! Und dann gibt es tatsächlich den ersten Wrestling Move in diesem Match, einen DDT von Hashimoto. Tenryu denkt aber gar nicht daran, lange auf dem Boden zu bleiben und schon bald bekommt Hashimoto einen Rolling Kick von ihm zu spüren. Eine sehr un-safe Powerbomb und ein etwas unbeholfen aussehender Diving Elbow reichen nur für 2. Tenryu versucht es erneut mit einem Dive, doch dieses Mal fängt ihn Hashimoto mit einem Wheel Kick ab. Eine seltsame Mischung aus Superplex und DDT bringen Hashimoto einen Two Count ein, nach einem weiteren DDT ist Tenryu dann aber erledigt und bleibt bis 3 auf der Matte liegen. Wem Ishii gegen Shibata vom G1 Climax 2013 gefallen hat, der wird an diesem Match seine helle Freude haben. Die wenigen Wrestling Moves sahen sehr ungeschickt, um nicht zu sagen stümperhaft aus. Doch was die beiden sich hier um die Ohren geprügelt haben ist an Brutalität nur schwer zu übertreffen. Auch das wird nicht jedermanns Sache sein, einen Blick ist es aber definitiv wert.


KENTA vs Bryan Danielson (NOAH, 02.12.2006)

Beenden wir die Ausgabe doch mit etwas modernerem! Über die beiden Matchteilnehmer muss ich wohl kaum noch viel erzählen. KENTA war bis zu seiner Vertragsunterzeichnung bei WWE einer der Top Draws von NOAH, gemeinsam mit Naomichi Marufuji und, bis zu deren Karriereende / Tod, den Alt-Stars Kobashi und Misawa. Danielson galt schon damals als bester Wrestler der Welt, was er unter anderem seinen Matches mit Nigel McGuinnes, Takeshi Morishima (ebenfalls von NOAH) und eben KENTA zu verdanken hat. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nie das hochgelobte Danielson / KENTA Match von ROH komplett gesehen habe. Deswegen kann ich auch leider keinen Vergleich ziehen. Hier geht es auf jeden Fall gleich flott los. Eine Ohrfeige von KENTA leitet ein kleines Schlagduell ein, dann zieht Danielson einen Hip Toss durch und geht gleich in den Cross Armbreaker über. Das sah cool aus! Weiter geht es mit Danielsons üblichem Arm Work, dem Romero Special und einem innovativen Dragon Sleeper mit Arm Hook. KENTA lässt das einige Zeit mit sich machen, dann packt er einen RKO OUTTA NOWHERE aus! Ein sehr schöner Springboard Dropkick setzt Danielson zu, doch der lässt sich nicht lumpen und bringt wenig später einen weit gesprungenen Diving Headbutt ins Ziel. Es folgen einen Roderick Strong Gedächtnis-Backbreaker und eine Lariat, die KENTA über die Ringabsperrung befördert. Wer große Danielson Matches kennt, der weiß, was nun folgt. Der American Dragon klettert aufs Top Rope und springt in den Zuschauerbereich auf KENTA! Für diesen Spot marke ich einfach immer aus! Ich warte ja nur auf den Moment, in dem Danielson das in der WWE durchzieht. Zurück im Ring ist KENTA wieder an der Reihe. Ein innovativer Tornado DDT Slingshot sieht zwar schön aus, den anschließenden German Suplex Versuch kontert Danielson aber aus. Ein Regal-plex, frei nach Danielsons Co-Trainer, kann den Japaner bis zwei auf der Matte halten. Seinem Signature Super Back Suplex lässt der American Dragon die Cattle Mutilation folgen, doch KENTA kommt ins Seil. Aus irgendeinem Grund hält es Danielson für nötig, in einem Schlagduell einige RunningH eadbutts auszupacken. Kein Wunder, dass sein Nacken im Arsch ist. Immerhin kann er so die Oberhand gewinnen und KENTA mit seinen Elbow Strikes weiter schwächen, um dann erneut die Cattle Mutilation auszupacken. Das reicht aber ebenso wenig wie ein Tiger Suplex. KENTA dreht die dritte Cattle Mutilation in einen Pin um, punktet erneut mit einem RKO OUTTA NOWHERE und bringt den Busaiku Knee Strike ins Ziel! Doch nur ein Two Count! Also knallt er Danielson noch drei High Kicks an den Schädel. Go To Sleep! Und das Ding ist gelaufen! KENTA und Danielson wiesen hier eine hervorragende Chemie auf und unterstrichen, was ich von ihrem ROH Aufeinandertreffen gehört habe. Einige sehr nette Spots wie der Dive in die Crowd waren dabei, dazu eine aufregende Finish-Sequenz, viel mehr muss ein knapp 20-minütiges Match nicht haben. Sollten diese beiden jemals in einem WWE Ring aufeinandertreffen, darf man sich auf ein echtes Feuerwerk freuen. Das Match ist definitiv stark, wer die Gelegenheit dazu hat, sollte sich aber wohl eher das längere ROH Match der beiden ansehen.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Und das war es dann auch! Diese Ausgabe ist wirklich lang geworden und hat mich einiges an Nerven gekostet, weil mein PC zwischendurch mal eben abschmieren musste. Respekt, wenn ihr das wirklich alles gelesen habt! Über ein kleines Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen. Gefallen euch die nacherzählenden Reviews besser als die groben Überblicke? Nächste Woche werde ich in der WWF/E Historie weiter voranschreiten. Bald wird die In Your House Ära einsetzen, was zur Folge hatte, dass es von nun an mehr als nur 4-5 PPVs im Jahr und dementsprechend auch mehr große Matches geben wird. Vor allem Shawn Michaels wird mir öfters über den Weg laufen, aber auch illustre Namen wie Diesel, Owen Hart, Razor Ramon, Jeff Jarrett und natürlich Bret Hart. Um zusätzlich für etwas seichte Unterhaltung zu sorgen, werde ich mich außerdem mit WCW New Blood Rising 2000 auseinandersetzen. Den Event hatte ich vor ein paar Jahren schon einmal angefangen, nach ca. 30 Minuten wurde mir das aber zu doof. Hier werde ich Augenzeuge der großartigen „Goldberg hält sich nicht ans Skript“-Storyline werden, eine Judy Bagwell on a Forklift Match zu sehen bekommen und erleben, wie die süße Stacy Keibler urplötzlich „schwanger“ wird. Wenn das mal keine großartige Unterhaltung verspricht! Stay tuned!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab jetzt nur den Puropart gelesen (den ersten werde ich natürlich in den nächsten Tagen nachholen) und fand diesen Teil wie die erste Ausgabe deiner Kolumne wieder richtig stark geschrieben. Das sind einige interessante Matches. Dean Malenko vs Joe Malenko hört sich nach einem richtigen Must See für mich an und auch Tenryu vs Hashimoto, von denen ich ein anderes klasse Singles Match gegeneinander gesehen habe, und das Match mit den vier ehemaligen AJPW Aushängeschildern stehen auf meiner must see Liste.
 
Richtig starke Kolumne! Toll analysiert, richtig gut geschrieben und ein wahnsinnig ergiebiges Thema.

Das Match der Malenko Brüder werde ich mir definitiv mal anschauen müssen, klingt gut was du dazu sagst :)
 
Hab mir jetzt Tenryu vs hashimoto vom 1.8.98 angeguckt und muss sagen, dass das Match richtig stark war. Mag zwar sein, dass sich die Anzahl an richtigen Wrestlingmoves in Grenzen hielt, aber das ist mir bei dieser Stiffness egal, besonders da ich harte Chops und so ziemlich abfeiere. Das Match hat genau meinen Geschmack getroffen, aber das war bei diesen beiden auch zu erwarten. An Shibata vs Ishii kommt es zwar nicht ran, ****1/4 würde ich diesem Match aber auf jeden Fall geben.

Hab mir nun auch den ersten Part durchgelesen und auch dieser war stark und las sich sehr flüssig. Die Matches Owen Hart vs Bret Hart (WM 10), Bret Hart vs British Bulldog und das Ladder Match sind absolut klasse und habe ich schon mehrmals gesehen. Beim ***** Steel Cage Match bin ich aber leider noch nie dazugekommen, es zu gucken, obwohl ich es als eigentlich großer Bret Hart Fan schon öfters vorhatte.
 
Wie angekündigt habe ich mir heute das Match der Malenko-Brüder angeschaut. Eigentlich stehe ich eher auf einen physischeren, schnelleren Stil. Aber was die beiden da gezeigt haben war wie Zauberei. Und Joe hat den Armbreaker gesellt wie ein Tier :D
Tausend Dank für den Tipp, hast nicht zu viel versprochen :)
 
Ausgabe #3

Die 150 besten WWF/E Matches - 1995 & 1996

Der Aufstieg des Heartbreak Kid

Die fetten Jahre waren vorbei. 1994 war finanziell der Tiefpunkt in der WWF Historie, doch gerade Booking-technisch sollte es in den folgenden Jahren noch dicker kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes etwa, als beim King of the Ring 1995 niemand geringeres als Mabel, später bekannt als Viscera oder Big Daddy V, zum Turniersieger gekrönt wurde. Es folgte ein katastrophales Match gegen den WWF World Champion Diesel beim Summerslam. Als Mabel dann auch noch den Undertaker kurz darauf bei einem Beatdown eine schwere Gesichtsverletzung zufügte, die den Taker für zwei Monate außer Gefecht setzte und ihm im Anschluss daran eine zugegebenermaßen ziemlich coole Phantom der Oper ähnliche Maske bescherte, war die WWF Karriere des Schwergewichts vorerst gelaufen. In einem Shoot Interview verriet Nash außerdem, Mabel habe zuvor schon mindestens 8 andere Wrestler in der Company mit seinem rücksichtslosen Stil verletzt. Warum Vince McMahon trotzdem relativ lange am "Man on a Mission" festhielt, dürfte bis heute ein Rätsel bleiben. Vince plagten zu dieser Zeit aber noch ganz andere Sorgen. Der Steroide Skandal war längst voll ins Rollen gekommen und es gab bereits den Plan, sollte McMahon eine Gefängnisstrafe erwarten, dass Jerry Jarrett für einige Zeit die Geschicke der Company leiten würde. Alles in allem stand die Existenz des McMahon-Imperiums wohl nie zuvor und nie wieder danach so sehr auf der Kippe wie in diesem Zeitraum.

Doch die Mitte der 90er Jahre brachte für Wrestling Fans auch eine erfreuliche Veränderung mit sich. Bret Hart selbst erklärte in einem Shoot Interview seine Sicht der Dinge so, dass der Wrestling Sport durch die Skandale um Hulk Hogan und Vince McMahon so gut wie alle "Casual Fans" verloren habe. Die Öffentlichkeit schaute verächtlich auf das Sports Entertainment, was übrig blieb waren nur noch die echten Wrestling Fans, die jede Woche einschalteten. Und diese Fans waren es satt, jede Woche dieselben Squash Matches zu sehen. Sie hatten genug von Hulk Hogans Three Moves of Doom und den technisch anspruchslosen Matches zwischen vermeintlichen Powerhouses wie "The Barbarian, The Warlord, The Ultimate Warrior" (nach Bret Hart). Schon seit 1992 gab es Anzeichen, dass die Zukunft des Business auf den Schultern von kleiner gewachsenen Technikern wie Bret Hart, dessen Bruder Owen und dem British Bulldog, oder generell aufregenderen Wrestlern wie Shawn Michaels, Razor Ramon und Bam Bam Bigelow ruhte. Natürlich gab es auch hier und da noch die deutlich eindrucksvolleren Erscheinungen wie Yokozuna, Diesel oder Lex Luger, der Trend war dennoch deutlich zu erkennen. Nachdem 1993 und 1994 vor allem vom Hitman dominiert wurden, war es nun an der Zeit, ein weiteres neues Aushängeschild der Company aufzubauen. Bis auf zwei Ausnahmen war diese Person in allen nun folgenden Matches involviert. Gehen wir es an.

Bevor wir in die hohen Card Regionen vorstoßen jedoch ein Match um die Intercontinental Championship. Ein relativ neues Gesicht durfte Wrestlemania XI mit dem zweitwichtigsten Gürtel der Promotion betreten. Er war strohblond, stolzierte gerne durch die Gegend und benutzte den Figure Four Leglock als Finisher. Klingelt es? Genau, die Rede ist von Jeff Jarrett! Er stand in einem Rückmatch vom Royal Rumble 1995 seinem Vorgänger Razor Ramon gegenüber. Begleitet wurde der vermeintliche Country Sänger Jarrett von The Roadie, der später als Road Dogg bei den New Age Outlaws wesentlich berühmter wurde. Ramon dagegen bekam Unterstützung vom 1-2-3 Kid, später ebenfalls als X-Pac bei D-Generation X an Bord. Nachdem die Ringglocke läutete, beförderte Ramon seinen Gegner erstmal nach draußen, um im Ring sein Feuerwerk zu genießen. Okay. Man mag es heute kaum glauben, aber Jarrett hatte zu dieser Zeit wesentlich mehr drauf als mit der Gitarre zuzuschlagen. Er war sehr athletisch, was gegen Ramon allerdings zunächst wenig brachte, denn der "Kubaner" traf Jarrett immer wieder mit harten Rechten im Gesicht. Nach einer guten, temporeichen Phase mit einem schönen Neckbreaker und zwei Dropkicks von Jarrett ging es in den ersten Rest Hold, auf den eine Kollision und ein doppelter Punch ins Gesicht in der Mitte des Rings folgten. Jarrett wehrte einen Eingriff vom Kid ab und konnte dem Diving Bulldog Versuch von Ramon ausweichen, sodass dieser direkt auf die Kniescheibe fiel. Natürlich DIE Möglichkeit für den Champion, den Figure Four Leglock anzusetzen, doch Ramon kämpfte sich trotz der Eingriffe vom Roadie heraus und landete wenig später einen Super Back Suplex. Der Razor's Edge soll folgen, doch wieder ist der Roadie zur Stelle und sorgt für die DQ! Sofort stürmt 1-2-3 Kid in den Ring und tritt auf beide Gegner ein. Lange kann er sich der Übermacht aber nicht stellen und so landet er schlussendlich im Figure Four, bis Ramon den Save für ihn macht. Razor hatte damit zwar das Match, nicht aber den Titel gewonnen. Ein ordentliches Match insgesamt, im Vergleich zu den anderen Matches aber absolut nichts besonderes.

Ebenfalls bei Wrestlemania XI trafen zwei ehemalige beste Freunde aufeinander. Diesel verteidigte die WWF World Heavyweight Championship gegen den Mann, für den er früher als Bodyguard fungierte: Shawn Michaels. Man sollte meinen, ein solches Aufeinandertreffen würde den Main Event jeder Show bilden. Tja, falsch gedacht! Denn es begab sich 1995, dass ein Football Spieler namens Lawrence Taylor sich bereit erklärte, ein Wrestlemania Match gegen Bam Bam Bigelow zu bestreiten, das vermutlich in einem Anfall von Wahnsinn gleich als Main Event der Veranstaltung gebookt wurde. Plötzlich ist The Rock in den Main Events 2012 und 2013 doch gar nicht mehr so schlimm. Auf jeden Fall mussten sich Shawn und Diesel mit dem Co-Main Event zufrieden geben. Auch hier geizte man nicht mit Star Power. Es gab einen Special Ring Announcer, der mir nicht bekannt war. Ein junger Schauspieler, der wohl bei "Hör mal wer da hämmert" mitgespielt hat, war Special Time Keeper. Michaels wurde von Jennifer McCarthy begleitet, Diesel von Pamela Anderson. Auch hier wird wieder einer der Teilnehmer, namentlich Shawn Michaels, aus dem Ring befördert, damit wir in Ruhe das Feuerwerk genießen können. In der Anfangsphase bemühte sich Shawn sichtlich, ein gewisses Tempo in das Match zu bringen. Wenn Diesel in der Offensive war, sellte sich Michaels für seinen Buddy den Arsch ab, nahm einen extrem hohen back Body Drop und einen Flip Dive über die Ecke nach draußen. Dann war es Zeit für die Offensive von HBK, mit einer Clothesline beförderte er Big Daddy Cool nach draußen, dann segelte er mit einem tollen Crossbody und kurz darauf mit einem Splash vom Apron hinterher. Ein Diving Bulldog und ein Diving Elbow auf den Rücken reichen nicht zum Sieg, denn Diesel hat selbst noch einiges zu bieten. Mit einem Snake Eyes setzt er Shawn zu, wenig später wird mal wieder dessen blanker Hintern entblößt. Kein Wunder, dass Shawn und Flair später so gute Freunde wurden. Beim Versuch, Shawns Manager Sycho Sid zurückzuhalten, verletzt sich Referee Earl Hebner am Knöchel und kann so erst verspätet das Cover nach einer Sweet Chin Music zählen, die jetzt scheinbar als Finisher etabliert ist. Michaels ist stinksauer und verliert so wertvolle Zeit. Diesel fängt einen seiner Dives mit einem Sidewalk Slam ab, verpasst HBK die Jacknife Powerbomb und verteidigt damit seinen Titel! Ein wenig antiklimaktisches Finish, zumal Nash immer dazu neigte, seinen Gegner bei der Jacknife einfach fallen zu lassen anstatt, naja, Power in eine Powerbomb zu stecken. Trotzdem hat Michaels sich deutlich bemüht, ein gutes Match mit dem limitierten Nash zu zeigen.

Nachdem es mit dem World Title (noch) nicht geklappt hat, war es für Shawn an der Zeit, eine alte Rivalität neu aufzurollen. Beim Summerslam 1995 gab es die Neuauflage des legendären Ladder Matches von Wrestlemania X zwischen Shawn Michaels und Razor Ramon, der sich inzwischen seine Intercontinental Championship zurückholen konnte. Beim Entrance von HBK präsentierte eine extrem aufgeregter Werbefuzzi am Ringrand die neuste "Shawn Michaels Collection", bestehend aus dessen Sonnenbrille, einem Poster und "vielem mehr". Sehr befremdlich aus heutiger Sicht. Michaels und Ramon jedenfalls wollten keine Zeit verlieren und legten gleich los wie die Feuerwehr. Superkick und Razor's Edge werden nach wenigen Minuten erfolgreich verhindert, dafür versucht Shawn wieder sich umzubringen oder zumindest ernsthaft zu verletzten, indem er in hohem Bogen aus dem Ring fliegt und bei einem Suplex vom Apron fast auf die Absperrung knallt. Wieder versuchen beide Wrestler ihre Finisher, neutralisieren sich aber schließlich mit einer Double Clothesline. Ramon punktet mit einem Fallaway Slam vom zweiten Seil und holt sich dann zum ersten Mal im Match eine Leiter. Wie schon bei Wrestlemania X will Michaels ihm diese mit einer Baseball Slide ins Gesicht rammen, doch dieses Mal ist Ramon vorbereitet und kann ausweichen. Ein schöner und schlauer kleiner Spot. Wieder nimmt Shawn keine Rücksicht auf seine Gesundheit und bleibt bei einem Sturz von der Leiter mit seinem Bein zwischen den Sprossen hängen, was Ramon gleich für Bodypart Working nutzt. Bis hierher ist das ein sehr gutes Wrestling Match, bei dem halt zufällig eine Leiter dabei ist. Keine echten High Spots bisher, dafür solides Ring Work. Ramon will scheinbar zeigen, dass auch er schmerzhafte Bumps zeigen kann und fliegt über eine Leiter in der Ecke unkontrolliert fast auf den Apron. Jetzt schaltet Michaels einen Gang höher, bringt die Moonsault Press ins Ziel und springt von ganz oben auf den Leiter mit einem Splash herunter. Doch auch hier hat Ramon dazugelernt und rollt sich aus dem Weg. Razor war scheinbar ein echt intelligenter Typ. Dann kommt er auch noch auf die Idee, eine zweite Leiter in das Ladder Match zu involvieren! Razor war definitiv ein intelligenter Typ! Beide stürzen gleichzeitig von der Leiter und brauchen etwas Erholungszeit. Shawn ist als erstes wieder auf den Beinen, wird aber von Ramon von der Leiter direkt in die Razor's Edge gehoben. Die Chance für Ramon? Nein, denn Shawn ist wieder da und tritt ihn mit einem Superkick von der anderen Leiter auf zurück auf den Ringboden. Mit einem Sprung verfehlt er die Titel jedoch, also klettert er erneut auch...und springt wieder daneben! Stinksauer versucht er es zum dritten Mal und schafft es endlich, das Match für sich zu entscheiden! Für mich persönlich war dieses Match noch einen Tick stärker als bei Wrestlemania, gerade weil Ramon an einigen Stellen toll Bezug auf das erste Aufeinandetreffen nahm und das Match auch ohne Involvierung der Leitern sehr ansehnlich war.

Nachdem es über Jahre hinweg nur fünf Großveranstaltungen gegeben hatte, die als PPV zur Verfügung standen (Royal Rumble, Wrestlemania, King of the Ring, Summerslam & Survivor Series), entschied sich die WWF 1995, seinen Fans ab sofort monatlich eine große Card zu bieten, die diese für einen kleinen Aufpreis erwerben konnten. "In Your House" hieß das Konzept, das zunächst noch einige Kinderkrankheiten aufwies. In Your House 1 etwa bot zwar ein ordentliches Bret Hart vs. Hakushi Match, lieferte dafür aber im Main Event ein mieses Aufeinandertreffen zwischen Diesel und Sycho Sid. Dafür gab es nach der eigentlichen Show im Dark Match 15 Minuten Owen Hart vs. The British Bulldog zu sehen. Bei In Your House 3 dagegen schaffte es ein echter Knüller auf die Card. Zum ersten Mal in der Geschichte der WWF standen alle drei Championships (World, IC, Tag Team) in einem Match auf dem Spiel! Shawn Michaels (IC) und Diesel (World) trafen auf Yokozuna (TT) und The British Bulldog, der seinen Schwager Owen vertrat, da dieser angeblich nicht anwesend sein konnte. Der Bulldog hatte früher am Abend bereits Bam Bam Bigelow in einem Singles Match besiegt, musste hier also Überstunden leisten. Er begann das Match gleich zusammen mit Shawn Michaels, was rein wrestlerisch natürlich die vielversprechendste Begegnung dieses Tag Team Kampfes war. Nach einigen schönen Manövern landete der Bulldog außerhalb des Rings, Diesel haute Yokozuna ebenfalls raus und die Faces kontrollierten das Seilgeviert. Shawn und Yoko machten weiter und obwohl Michaels versuchte seine Tempo-Vorteile auszuspielen, etwa indem er zwischen Yokos Beinen hindurch slidete, erwischte ihn der gewaltige Sumo Wrestler bald und schleuderte ihn mit einem Body Slam auf die Matte. Der Elbow Drop ging jedoch daneben und Shawn lies lieber seinen größeren Kumpel machen. Der brachte Yokozuna mit einem Big Boot in Bedrängnis, wurde dafür gleich darauf vom Bulldog mit einem beeindruckenden Suplex gefällt. Doch der Powerslam gelang dem Briten nicht und so übernahmen die "Two Dudes With Attitudes" wieder die Kontrolle. Shawn sprang mit einem Splash von Diesels Schultern auf Davey Boy, was dieses jedoch nur kurz am Boden hielt. Wenig später warf er Michaels mit einem Press Slam und einem Back Body Drop quer durch den Ring. Es ging weiter hin und her, Yokozuna verfehlte Shawn mit einem Banzai Drop und der schaffte den Hot Tag zu Diesel. Big Daddy Cool beförderte Yokozuna in eine Ringecke, den Bulldog gleich hinterher und der schwere Sumo fiel direkt auf seinen Partner drauf. Nun brach das Match auseinander, wie man das von heutigen Multi Men Tag Matches kennt. Ein Samoan Drop von Yokozuna fällte Diesel, dafür kassierte der Japaner, der eigentlich Samoaner war, einen Superkick von Michaels. Der Bulldog brachte den Powerslam gegen Diesel ins Ziel, doch Michaels schaffte den Save mit dem Diving Elbow. Und plötzllich rannte Owen Hart doch noch in die Halle, um den angeschlagenen Diesel zu attackieren! Doch der fing den King of Harts mit einem Schlag in die Magengegend ab, verpasste ihm die Jacknife und coverte Owen zum Sieg! Richtig gelesen, Owen Hart, der gar nicht im Match stand. Shades of WCW! Ein äußerst dämliches Finish für ein ansonsten starkes Match. Leichte Kost für zwischendurch, aber kein All-Time-Classic.

Jetzt war aber an der Zeit, wieder einen würdigen Herausforderer für die WWF World Championship zu finden, nachdem Diesels Programme mit Sid und Mabel eher...sagen wir enttäuschend verliefen. Und wer würde sich für eine Wiedergutmachung besser anbieten als Bret Hart! Nachdem dieser seinen Titel höchst kontrovers an Bob Backlund verlor, der nur wenige Wochen später von Diesel wieder entthront wurde, war es nun an der Zeit für den Hitman, den Gürtel zurück in die Hände zu holen, in die er seiner Meinung hingehörte. Bei der Survivor Series 1995 war es endlich soweit, in einem No DQ Match trafen zwei der größten WWF Stars ihrer Zeit aufeinander. Ein erstklassiges Hype Video stimmte die Zuschauer auf das Match ein. Das hatte die WWF schon damals drauf. Um gleich mal ein Zeichen zu setzen, lösten beide Wrestler jeweils ein Corner Pad. Doch zunächst kam keine der entblößten Ringecken zum Einsatz, stattdessen dominierte Diesel einige Zeit. Einige SEHR LANGE Zeit. Und das, ohne viele Aktionen zu zeigen, abgesehen von einem Chair Shot. Erst beim Versuch der Jacknife Powerbomb befreite sich Bret aus dem Griff des Riesen, indem er diesen ganz unkonventionell biss. Ein kurzer Sleeper Hold brachte Nash in Bedrängnis, ein Face Rack ebenfalls, dann wurde sein Bein bearbeitet. Ein Figure Four Leglock funktionierte, der Sharpshooter aber noch nicht. Also ging der Hitman weiter auf das Bein seines Gegners los, auch mit der Hilfe des Ringpfostens. Dann knotete er Diesel mit einem Kabel an den Ringseilen fest und benutzte einen Stuhl gegen die Beine und den Oberkörper des Hünen. Quasi der Panzertape Spot von damals. Erst als Bret so dämlich ist, aufs Seil zu steigen, kann Diesel zurückkommen indem er seinen Gegner herunter wirft und seine Fesseln löst. Brets Brust zuerst Corner Bump und die Snake Eyes drehen das Match zugunsten von Big Daddy Cool, dann knallt dieser aber schon wieder mit dem Gesicht auf die Ringecke und Hart startet seine übliche Move Kette wie den Bulldog und den Russian Legsweep. Ein Top Rope Plancha geht allerdings daneben und Diesel rollt sich zurück in den Ring. Hart klettert auf den Apron, Diesel schubst ihn....und Bret knallt ohne Ankündigung durch den Tisch des Announcing Teams! Der bestand damals noch aus deinem gewöhnlichen Holztisch mit einer Decke darüber, nichtsdestotrotz ist diese Aktion von großer Bedeutung, denn es war der erste Bump durch den Kommentatorentisch in der WWF Geschichte! Bret sellte diesen als hätte man ihn gerade erschossen, folglich hatte Diesel leichtes Spiel, ihn zurück im Ring siegreich zu covern. Zumindest dachte Diesel das, hart dagegen erwischte ihn mit einem Small Package und hielt ihn bis drei auf der Matte zum Titelgewinn! Ein wütender Ex-World Champ packte sich Hart nur kurz nach dessen Triumph und verpasste ihm die wohl gammligste Powerbomb aller Zeiten. Auch die zur Hilfe eilenden Ringrichter wurden von Diesel verprügelt, Hart kassierte noch eine zweite, bessere Powerbomb, dann verzog sich Big Daddy Cool und schlug noch wütend einige Hände seiner Fans weg. Ein etwas langsamer Start wurde kompensiert von einem interessanten weil ungewöhnlichen Mittelteil und einem wirklich starken Finish. Vielleicht sollte man die ersten 5 Minuten des Matches vorspulen, dann hat man eines der besten Kevin Nash Matches überhaupt.

Nachdem Shawn Michaels verletzungsbedingt einige Zeit aussetzen musste, schickte er sich bei In Your House 6 im Frühjahr 1996 an, sich an dem mann zu rächen, der ihn laut Storyline mit einem krachenden Enzuigiri in jene Pause geschickt hatte. Die Rede ist von Owen Hart, der praktischerweise auch der Bruder des World Champions Bret Hart war und mit diesem weiterhin auf Kriegsfuß stand. Somit wurde das Match zwischen Michaels und Owen kurzerhand zu einem #1 Contender Match für Wrestlemania XII gemacht. Es stand viel auf dem Spiel für beide Teilnehmer, also tanzte Shawn Michaels bei seinem Entrance erstmal auf dem Dach des zur Kulisse gehörenden Hauses und lies sich von seinen Fans, die er ironischerweise "The Clique" nannte, ausgiebig feiern. Kaum hatte das Match begonnen, slidete Michaels zwischen Owens Beine hinweg aus dem Ring, um weiter abzuklatschen. Man merkt, dieses Grudge Match wurde sehr verbissen geführt. Owen wollte es ihm kurz darauf nachmachen, wurde aber von Michaels mit einer bildschönen Crossbody abgeräumt. Mit einem Kip Up kam Michaels wieder auf die Beine und es war klar, wer hier die Kontrolle übernommen hatte. Zurück im Ring zeigte HBK eine Diving Axe Handle, dann verfrachtete er Owen in einen Headlock und zog an dessen Haaren, sehr zum Ärger von Harts Manager Jim Cornette. Nach einer kurzen Tempo Sequenz packte Michaels den Frankensteiner aus, was Hart allerdings wenig beeindruckte. Mit einem Belly to Belly Suplex ging die Kontrolle auf Owen über, der einen Dive Versuch von Michaels nach draußen in einen blitzsauberen Powerslam auf den Hallenboden konterte. Zurück im Ring gab es einen Missile Dropkick für 2. Owen Hart verfügte wirklich über ein sehr modernes Move Set, das auch heute noch ohne Beschwerden durchgehen würde. Eine Victory Roll von Michaels unterbricht das Momentum kurz, dann fängt sich der King of Harts allerdings wieder und bereitet den Sharpshooter vor. Michaels kann die Seile ergreifen, was Hart sichtlich wütend macht. Er entleert den Inhalt seiner Nase auf Michaels, der ihn erneut in eine Victory Roll verfrachtet, doch erneut nur ein Near Fall. Da trifft der Enzuigiri und Michaels klappt in sich zusammen als hätte man ihm gerade eine Kugel in den Kopf gejagt! Wirklich seltsam, dass man Owen nach diesem Angle nie den Enzuigiri als Finisher gegeben hat. Mit viel Glück kann Michaels jedoch seinen Weg zurück ins Match finden, erstmals in dieser Reihe sehe ich seinen Flying Forearm + Kip Up. Der Diving Elbow trifft ebenfalls sein Ziel, dann wird auch noch der auf den Apron gesprungene Cornette einkassiert. Die Sweet Chin Music geht daneben, der Enzuigiri ebenfalls und im zweiten Versuch sitzt der Superkick zum Sieg für Michaels! Anschließend feiert HBK noch ein wenig mit einem jungen Mädchen aus dem Publikum, das heute vermutlich zwischen 25 und 30 Jahre alt sein dürfte. Wie die Zeit vergeht. Auf jeden Fall war das hier eine temporeiche, aufregende Begegnung zwischen den zwei vermutlich athletischsten WWF Wrestlern ihrer Zeit. Leider fehlte etwas die Aggressivität und die Härte, die dem Aufbau gerecht gewesen wäre. Als Match an sich aber definitiv eine Empfehlung wert.

Tja, und dann war es soweit. Wrestlemania XII war angebrochen und Shawn Michaels und Bret Hart sollten in einem 60 Minute Iron Man Match aufeinander treffen. Selten zuvor hatte es ein derartiges Match auf so einer großen Bühne gegeben. Sting und Ric Flair wrestleten einst beim ersten Clash of the Champions für 45 Minuten, in Japan gab es des öfteren Matches, die an der 1 Stunde Marke kratzten, doch würde dies auch bei einem Live PPV, auf der größten Wrestling Bühne der Welt, mit zwei Männern, die sich alles andere als grün waren, funktionieren? Das Match spaltet bis heute die Wrestling Gemeinde. Einige bezeichnen es als ein Wrestling Meistwerk, andere als schlichtweg langweilig. Nach einer ausgedehnten Abtast-Phase von etwa 10 Minuten nimmt Bret Hart den ersten Bump nach draußen, was den Champion etwas aus dem Konzept zu bringen scheint. Er will Shawn nun selbst nach außerhalb befördern, doch der benutzt den alten "Skin the Cat" Trick und zieht sich geradewegs zurück zwischen die Seile. Der Kampf verlagert sich nach draußen, wo Michaels versehentlich dem Time Keeper einen Superkick verpasst! PWG im Jahr 1996, everyone. Der Getroffene muss mit einer Trage aus der Halle gebracht werden, während Michaels im Ring damit beginnt, den Arm des Champions zu bearbeiten. Diese Phase hält bestimmt gute 10 Minuten, dann kommt Bret mit einem etwas seltsamen Diving Knee Drop auf den Kopf des stehenden Michaels zurück, nur um kurz danach mit einem Powerslam wieder auf die Matte geworfen zu werden. Ein Piledriver von Hart reicht nur für zwei, was Jerry Lawler nicht fassen kann (der Piledriver war einer von Lawlers Finishern). Shawn versucht sich im Gegenzug erneut an der Sweet Chin Music, doch Bret flüchtet nach draußen. Aber auch dort ist er nicht sicher, denn Michaels springt mit einem Crossbody hinterher. Wieder zurück im Ring geht es ein bisschen hin und her, Bret bringt einen schönen Fisherman Suplex ins Ziel und wirft Michaels beinahe auf einen draußen stehenden Kameramann. Bei einem Super Back Suplex kracht HBK volles Rohr auf den Nacken, kurz danach fliegt er erneut nach draußen, dieses Mal fast auf seinen Ringbegleiter Jose Lothario. Wo ich Lothario gerade erwähne, ist es nicht echt seltsam, dass "The Heartbreak Kid", also der ultimative Playboy, von einem stinklangweilig wirkenden alten Mann in Strickpullover begleitet wird? Ja, es ist sein Trainer aber trotzdem ist das nicht die Art von Manager, die ich mir für den Charakter Shawn Michaels vorstelle. Wie dem auch sei, Lothario bekommt erneut etwas ab, als er bei einem Whip gegen die Ringtreppe im Weg steht. Ein Belly to Belly innerhalb des Rings setzt Shawn weiter zu, der sich mit Open Hand Slaps wehren will. Die Wirkung bleibt größtenteils aus, Hart entscheidet den Brawl für sich und räumt Michaels draußen mit einer Suicide Dive ab. Ein German Suplex mit Brücke bringt nicht den erhofften ersten Fall für den Champion, dann ist es Zeit für den Sharpshooter. Vielleicht wäre dieser Spot etwas spannender gewesen, hätte Bret vorher das Bein seines Gegners bearbeitet. Genug Zeit war ja. Shawn jedenfalls hat gar keinen Bock in den Finisher des Champs zu geraten, also haut er eine Gutwrench Sitout Powerbomb, eine Moonault Press und einen Diving Frankensteiner raus! Kann sich sehen lassen. Bei einem erneuten Dive versuch fängt ihn Bret jedoch ab den Füßen und setzt den Sharpshooter an! Michaels kämpft und kämpft....und dann sind die 60 Minuten abgelaufen. Ohne Fall endet dieses Match und Bret ist sich sicher, dass er seinen Titel behalten darf. Doch es wird bekannt gegeben, dass das Match unter Sudden Death Regeln weitergehen wird! Also kommt Bret zurück, nur um wenig später einen Superkick zu kassieren! Beide Wrestler sellen ein wenig, raffen sich wieder auf....und ein zweiter Superkick trifft Bret am Kinn! Shawn fällt auf ihn drauf, holt den Three Count und seine erste World Championship! Der Kindheitstraum ist wahr geworden! Ich persönlich kann nur sagen, dass die 60 Minuten Matchzeit förmlich an mir vorbei geflogen sind. Das Match war mit Sicherheit nicht perfekt, den einen oder anderen Kritikpunkt habe ich ja schon geäußert, aber beide Wrestler haben das Match durchweg abwechslungsreich gestaltet, mit guten Tempowechseln und allen ihren bekannten Manövern, ohne einen Overkill zu erzeugen. Auch wegen seiner historischen Bedeutung ein Must-Watch für jeden Wrestling Fan! Aber deckt euch gut mit Chips/Popcorn und Getränken ein! :D

Shawn Michaels war also endlich WWF World Champion geworden. Sein Gegner Bret Hart dagegen, nahm nach Wrestlemania erst einmal eine Auszeit. Michaels lies es sich allerdings nicht nehmen, direkt im Anschluss an das Iron Man Match Ringrichter Earl Hebner zu sagen, Hart solle sich "aus meinem Ring verpissen". Das Verhalten von HBK zu dieser Zeit als unprofessionell zu bezeichnen, wäre eine gewaltige Übertreibung. Er setzte sich über diverse Regelungen hinweg, terrorisierte mit seiner "Clique" bestehend aus Diesel, Ramon, 1-2-3 Kid und später Hunter Hearst Helmsley große Teile des Locker Rooms und hielt immer wieder vielversprechende Talente unten, um seinen Titel lieber gegen seine Buddys aufs Spiel zu setzen. Die Zeichen sollten sich aber schon bald gegen ihn wenden, denn 1996 war auch das Jahr, in dem Kevin Nash und Scott Hall den Sprung zu WCW machten, um dort eine der größten Wrestling Storylines aller Zeiten zu starten. Bei In Your House 7 war davon noch nichts zu ahnen. Für seine erste große Titelverteidigung suchte sich Michaels natürlich einen alten Freund aus, mit dem er schon eine ausgiebige Hintergrundgeschichte hatte, nämlich Diesel. Um diese Fehde ein für allemal zu beenden, trafen die beiden in einem No Hold Barred Match aufeinander, das zu Diesels letztem WWF PPV Match für eine lange Zeit werden sollte. In der ersten Reihe wurde die Wrestling Legende Mad Dog Vachon gezeigt und von einem "Unfall" erzählt. Ah, DAS Match ist das hier also. Michaels konnte die Anfangsminuten überraschend beherrschen, indem er Diesel mit einem Dropkick nach draußen beförderte und mit einem Baseball Slide und einer Crossbody nachsetzte. Der Schuh das Ringsprechers kommt zum Einsatz, doch Diesel macht das nur noch umso wütender. Ohne ersichtlichen Grund würgt er Earl Hebner zu Boden, schnappt sich dessen Gürtel und peitscht Michaels damit aus. Um noch einen drauf zu setzen, wird Michaels mit dem Gürtel um den Hals über die Seile gehangen, was ich immer für einen sehr makaberen Spot halte. Diesel bindet Michaels an den Seilen fest, wirft den armen Ringsprecher locker beiseite und prügelt mit dessen Sitzgelegenheit auf Michaels ein. Erst der bekannte Stuhl-auf-Seile Spot wendet die Sache zu Shawn Gunsten, ein Low Blow tut ebenfalls sein übriges. Nach einiger Zeit prügeln sich beide Wrestler nach draußen, Diesel packt sich Michaels zwischen die Beine, hebt ihn auf seine Schultern....und schmeißt ihn mit der Jacknife Powerbomb durch den Kommentatorentisch! Und da war wirklich Power dahinter! Diesel ist sich so siegessicher, dass er Hebner dazu zwingen will, ihm bereits den Titel umzuschnallen. Dadurch verliert der Herausforderer aber wertvolle Zeit, sodass Michaels unter dem Ring einen Feuerlöscher hervorholen kann und dessen Inhalt geradewegs in Diesels Gesicht befördert. Das Match befördert sich auf die andere Seite der Ringside Area, wo Diesel plötzlich ins Publikum stapft und Mad Dog Vachon ergreift. Er wirft ihn zu Boden, hantiert an dessen Bein herum und zieht schließlich eine Prothese ab! Zu diesem Zeitpunkt wusste quasi niemand außer den absoluten Insidern, dass Vachon eine Prothese hatte, was diese Aktion zu einem riesigen Schock machte! Diesel wollte das Bein gegen Michaels einsetzen, doch der konterte mit einem Low Blow, knallte Diesel die Prothese an den Kopf, warf diese, fürsorglich wie er nun einmal war, irgendwo aus dem Ring, legte die Sweet Chin Music nach und coverte Diesel zum Sieg! Zum Abschluss seiner WWF Karriere hatte Diesel hier das vermutlich beste Match seiner Laufbahn. Michaels war zu diesem Zeitpunkt auf dem vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens und konnte mit jedem Gegner ein hervorragendes Match zeigen. Gerade mit seinem altbekannten Buddy Nash war das für ihn natürlich ein Klacks. Man addiere einige schöne Hardcore Spots und man erhält ein Match, das absolut sehenswert ist!
 
WCW New Blood Rising 2000


Wir befinden uns mitten in der Russo-Ära von WCW, was im Umkehrschluss heißt, dass die Tage dieser Company bald gezählt sind. In den Wochen und Monaten zuvor hatte Russo bereits sein Prinzip von "Must-Watch TV" etabliert, was in etwa so viel bedeutete wie: Jede Woche ein Titelwechsel! Jede Woche ein Turn! Jede Woche ein Swerve! Jedes Match muss Interference haben! Es muss scheiße viel passieren in den Shows! Niemand darf mehr kapieren was abgeht, wenn er eine Woche verpasst! Der PPV fand im August statt, zu diesem Zeitpunkt hatte es im Jahr 2000 bereits 14 World Title Wechsel gegeben, manchmal zwei Stück innerhalb von einer TV Show. Außerdem war der Titel noch fünfmal vakant. Unter die Champions reihte sich ein illusterer Mann mit dem Namen David Arquette, der im von WCW produzierten Film "Ready to Rumble" die Hauptrolle spielte und vorher nie einen Fuß in einen Wrestling Ring gesetzt hatte. Man muss ihm aber zugute halten, dass er nie den Titel gewinnen wollte, seine Bezahlung bis auf den letzten Cent spendete und gar nicht mal so schlecht für einen völligen Anfänger war. Achja, ein paar Monate später wurde ein gewisser Vince Russo auch mal World Champion. Mit Blick auf all das, überrascht es irgendjemanden, dass ich im einminütigen Hype Video zu Beginn der Show, das die zwei wichtigsten Matches vorstellen sollte, absolut GAR NICHTS kapiert habe?

Die Show begann mit einem 6 Man Tag Team Ladder Match zwischen der Boyband Three Count (Shane Helms, Shannon Moore & Evan Karagias) und den Yung Dragons (Jimmy Yang, Kaz Hayashi und Jamie-san (alias Jamie Noble)). Three Count waren vom Gimmick her ähnlich wie 3MB, begleitet wurden sie vom ehemaligen MMA Fighter Tank Abbot. Warum Abbot gerade diese drei begleitete, nun....das hat selbst Tony Schiavone während des Matches gefragt. Tank hat jedenfalls später gesagt, dass er gerne Teil dieses Acts war, weil er sich wie ein Depp aufführen konnte und dafür Geld bekam. Achja, die Leitern waren übrigens dazu da, um zwei Sachen abzuhängen. Zum Einen die goldene Platte von Three Count, die sie bekommen für....ja, wofür eigentlich? Zum Anderen der Plattenvertrag der Band. Sollten die Yung Dragons den ergattern können, würde 3 Count keine Songs mehr aufnehmen können. Genau, weil eine Band mit Gold-Label will bestimmt keine andere Plattenfirma unter Vertrag nehmen. Und das ist nicht einmal das dümmste bei dieser Show. :D Das Match selbst war dann ein absolutes Spotfest, durchaus eines der besseren Sorte, gerade mit Blick auf den Rest der Card. Jamie-san sprang etwa mit einem Flip Dive von einer Leiter im Ring nach draußen. Es gab einen simultanen Doomsday Device, einen Neckbreaker von der Leiter und einen kreativen Spot bei dem die Leiter als Katapult ins Gesicht von einem der Yung Dragon befördert wurde. Ein Dragon kann nach etwa 10 Minuten die Platte abhängen, fällt jedoch von der Leiter und die Beute landet bei Tank Abbot, der sie einfach behält. Hat sich ja gelohnt, das Ding abzuhängen. Ganz nebenbei, Abbot ist der schlechteste Wresting Manager aller Zeiten! Der Kerl rennt ständig auf und ab, spring auf den Apron, steht dabei sogar im Weg, bei einem seiner wenigen Spots wirft er seinen eigenen Buddy von der Leiter und lenkt generell einfach viel zu sehr vom Match ab. Am Ende hängt Karagias den Plattenvertrag ab und der Three Count Song wird abgespielt. Also gewinnt man jetzt indem man den Vertrag abhängt oder indem man das letzte Objekt abhängt? Weil beide Teams haben ja einen Gegenstand....aber die Platte ist ja bei Tank....ach egal.

Weiter geht es mit Ernest "The Cat" Miller, der später in der WWF Brodus Clays Theme Song bekommen sollte und hier aus irgendeinem Grund WCW Commissioner ist, und The Great Muta. Was zur Hölle macht Muta in dieser Company! Scheinbar weiß er das selbst nicht, dafür weiß er ziemlich genau, das zu diesem Zeitpunkt niemand mehr einen Fick auf WCW gibt. Deswegen workt er so faul wie nur möglich, was immer noch besser ist als Millers Karate Mist. Das ist in einem zweiminütigen Squash vielleicht ganz cool, aber das Match geht dreimal so lang und ist stinklangweilig. Tygress von den Filthy Animals kommt zum Ring, weil die Animals Miller Hilfe versprochen haben, um im Gegenzug das Tag Title Match später in der Show als Special Referees leiten zu dürfen und eine Titelchance zu bekommen. Also schicken sie natürlich die Frau raus, die nur im Roster ist, weil Turner eh genug Geld hat und man irgendwas für die ehemaligen Nitro Girls zu tun brauchte. Der gruselige New Japan Star lässt sich also von Tygress verprügeln, kassiert irgendeinen Kick von Miller und bleibt bis drei auf der Matte liegen. Wirklich Muta, die Zeit hättest du besser nutzen können.

Chris Kanyon gegen Buff Bagwell in einem JUDY BAGWELL ON A FORKLIFT MATCH! Judy ist natürlich die Mutter von Buff, die es irgendwie in die Shows gebracht hat weil MUST SEE TV!!! Derjenige, der Judy vom Gabelstapler runterholt, darf sie als Managerin behalten. Warum Kanyon Judy unbedingt haben will? Keine Ahnung, hätte man mal erklären können aber. Auf jeden Fall fährt Kanyon Judy auf dem Gabelstapler raus und sagt, dass dies kein "On a Pole" Match sein wird weil kein Pole die fette Mutter von Buff hätte tragen können. Natürlich sind alle bösen Wörter zensiert, während Russo seine nächste Wutrede gegen Standarts and Practices verfasst stürmt zum Glück Buff heraus und beendet Kanyons Promo. Die beiden worken ein bisschen herum...tja, scheinbar gewinnt man doch durch Pinfall. Hätte man vielleicht mal erklären können. Ach nee, am Pult sitzen ja Tony Schiavone und Mark Madden, die Inkompetenz in Person. Kaynon imitiert hier Diamond Dallas Page, ist aber meilenweit von dessen Popularität entfernt. Kanyon Cutter geht durch, aber nur zwei. Da ertönt DDPs Theme Song, die Crowd schreit das erste Mal am Abend erfreut auf und heraus kommt: "Former World Champion David Arquette!" Der hat aus irgendeinem Grund einen Bauarbeiterhelm dabei und setzt den gegen Bagwell ein, doch der kann sich erfolgreich gegen beiden Gegner zur Wehr setzen und das Match mit einem Double Blockbuster gewinnen. Ich schwöre, wenn jetzt Judy gegen ihren Sohn turnt schalte ich aus! Glück gehabt (?), die beiden gehen einfach Backstage. Ganz ohne Swerve kommen wir aber natürlich nicht aus, Kanyon verpasst Arquette den Cutter (überraschend großer Pop + guter Bump) und geht. Achja, drei Matches, drei Interferences.

Backstage kommt Lance Storm in einer Limousine an. Die Fans rasten förmlich aus, weil die Show in Kanada stattfindet. Trotzdem irgendwie seltsam, Lance Storm wie einen großen Star präsentiert zu sehen. Natürlich darf das nicht länger als 15 Sekunden gehen, dann zurück in die Halle zum Tag Team Title Match! Keine Zeit zum Durchatmen! Das hier ist ein Four Way Tag Team Match zwischen KroniK (Brian Adams (aka Crush) & Bryan Clark (aka Adam Bomb)), Natural Born Thrillers (Sean O'Haire & Mark Jindrak), The Perfect Event (Shawn Stasiak & Chuck Palumbo) und The Misfits In Action (General Rection (aka General Hugh E. Rection aka Hugh Morrus aka Bill DeMott) & Cpl. Cajun (aka kennt keine Sau mehr)). Special RefereeS sind die Filthy Animal, Disco Inferno, Tygress UND Rey Mysterio Jr. ohne Maske, dafür mit dämlichen Teufelshörnchen. Und weil noch nicht genug gleichzeitig abgeht, sitzt Konnan noch am Kommentatorenpult. Alles klar? Es stehen immer nur zwei Leute gleichzeitig im Ring, der erste Fall entscheidet. Die Matchstory ist im Prinzip, dass Disco jeden Count extrem langsam zählt. Ich glaube, die Story sollte sein, dass das Match möglichst lang sein soll, damit der letztendliche Sieger erschöpft in das Match gegen die Filthy Animal geht. Nicht, dass mir das einer der Kommentatoren erklärt hätte, neeeeeeein. Die waren viel zu sehr mit Random Talk beschäftigt. KroniK können in kurzen Matches mit ihren Power Moves ganz unterhaltsam sein, NBT und TPE stammen aus dem WCW Power Plant, das übrigens einen gewissen Dave Batista nachhause geschickt hat, und sind noch ziemlich grün. Über MIA kann ich so gut wie gar nichts sagen, da die absolut gar nichts interessantes gezeigt haben. Einzig erwähnenswert ist vielleicht ein bildschöner Diving Splash von Jindrak. Alles andere war ein riesiges Chaos, am Ende nimmt Disco einen Bump, Lt. Loco alias Chavo Guerrero Jr. von MIA rennt zum Ring, hängt sich ein Ref Shirt um und zählt den Three Count. Für KroniK. Danach feiern MIA mit KroniK. What. The. Fuck. 4 Matches, 4 Interferences.

Billy Kidman und Shane Douglas in einem Strap Match. Die Story ist, dass sich Kidmans Freundin Torrie Wilson von ihm getrennt und Douglas angeschlossen hat. Kidman hatte kurz zuvor eine Fehde mit niemand geringerem als Hulk Hogan aber weil der Hulkster natürlich niemanden over bringt ist Billy hier wieder in einer bedeutungslosen Midcard Fehde gelandet. Dazu mit einem Shane Douglas, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Man muss sich nur mal auf der Zunge zergehen lassen, dass Douglas ernsthaft 12 Jahre später noch einmal eine eigene Promotion an den Start gebracht hat. Ich frage mich, warum daraus kein Erfolg geworden ist. Kidman ist ein großartiger High Flyer, also steckt WCW ihn natürlich in ein Match wo er keinen einzigen High Spot zeigen kann. Es gibt ein oder zwei nette Spots mit der Strap, Torrie lenkt beide Wrestler ab und zu mal ab und dann holt Kidman den Sieg mit irgendeinem Move. K-Krusher hieß der glaube ich, hat mir aber niemand erklärt. Auf jeden Fall findet Douglas das nicht so toll, also packt er sich Kidman und will ihn vom Top Rope erhängen. Gott sei Dank macht Big Vito den Save und verhindert einen weiteren geschmacklosen Angle. Vito wird daraufhin von Reno attackiert. Frag mich nicht, ich hab keine Ahnung wer der Kerl ist. Aber sein Frisör gehört verklagt. Überraschenderweise nicht viel schlechter als andere Strap Matches. 5 Matches, 5 Interferences.

World Champion Booker T kommt Backstage an, ca. eine Stunde nach Showbeginn. Vorbildlich! Natürlich wird er von seinem heutigen Gegner Jeff Jarrett angegriffen und sein Bein wird zwischen der Autotür eingeklemmt, um auch die letzte Hoffnung auf ein gutes Match bei dieser Show zu zerstören. Um Himmels willen, Ms. Hancock (alias Stacy Keibler) und die ehemalige Pornodarstellerin Major Gunns in einem "Mud Pit Match" ist an der Reihe. Dem sehr wirren Gerede von Schiavone zufolge muss man seinem Gegner in diesem Match die Armee-Kleidung vom Leib reißen, ihn in den Schlammpool werfen und dort pinnen. Also wäre es nur sinnvoll, möglichst viel Kleidung anzuziehen, oder? Nun, weil die beiden Mädels aber Schlampen sind, fallen ihre Brüste beinahe aus dem Oberteil und ihre Pobacken stechen dezent aus der Hose heraus. Und dann wrestlen die beiden. Irgendein Kommentar nötig. Ein Pin-Versuch im Ring wird gezählt obwohl keiner der beiden im Pool ist und beide noch ihre Sachen anhaben. Stacy fällt ab und zu mal ein dass ihr ja der Bauch wehtut, aber natürlich nur, wenn sie nicht gerade anderes zu tun hat wie beschissen wrestlen. Gunns landet im Pool und Stacy tanzt nuttig, dann tut ihr plötzlich wieder Bauch weh und Gunns zieht sie zum zweideutigsten Cover aller Zeiten in den Pool. Die Kommentatoren versichern uns Smart Marks, dass Stacy "wirklich verletzt" ist. Was sie natürlich nicht ist. Aber man muss ja DIE INTERNET FANS WORKEN! Dieser Angle sollte dazu führen, dass Stacy "schwanger" ist, es ein DNA First Blood Match zwischen den möglichen Vätern David Flair und Buff Bagwell gibt, um die Identität des Vaters herauszufinden und im Endeffekt Stacy einfach nur gelogen hat. RATINGS! BUYRATES! Leider keine Interference, Streak gebrochen.

The Kiss Demon (ja, den gab es wirklich) muss sich dem Dark Carnival (noch ein nutzloses Stable mit dem Demon, Vampiro und Muta) beweisen, indem er Sting besiegt. Sting kommt zum extrem coolen "Seek and Destroy" von Metallica raus und squasht den Demon in unter einer Minute. Der Rest des Dark Carnival greift Sting an, KroniK macht den Save und fordert den Carnival zu einem Tag Title Match später in der Show raus. Weil man unbedingt zwei Matches mit KroniK in einer Show braucht...

Für ca. 5 Sekunden sieht man, wie Booker T Backstage behandelt wird. Dann wird der Kameramann rausgeschmissen und es geht weiter mit Lance Storm gegen Mike Awesome um drei Titelgrütel die Storm scheinbar mit der kanadischen Flagge verziert hat. Keine Ahnung was das für Titel sind, weil, genau, mir das niemand erklärt hat. Okay, dieses Match war ehrlich gesagt richtig klasse. Allerdings nur, weil ich zu dem Zeitpunkt sowieso die Hoffnung auf einen sinnvollen Angle aufgegeben habe. Mit einem cleanen Sieg in seinem Heimatland hätte man Storm perfekt over bringen können, während er in Amerika noch mehr gehasst worden wäre. Ähnlich wie Bret Hart 1996/97 eben. Weil das hier aber Vince Russo Booking ist und alles ein Swerve sein muss, holt Storm vor dem Match Jacques Rougeau alias The Mountie heraus und gibt bekannt, dass das Match unter "Canadian" Rules stattfinden wird. Nach einigen Minuten wird Storm von Awesome blitzsauber in der Mitte des Rings gepinnt, Rougeau blättert kurz in seinem Regelheftchen und erklärt, dass dieses Match mit einem Five Count beendet wird. Also bringt Awesome Storm mit einem Dragon Sleeper zur Aufgabe, nur leider gibt es in diesem Match auch keine Submissions. Awesome schafft es, Storm bis zum Five Count auf der Matte zu fesseln, danach hat der Champion aber noch 10 Sekunden Zeit um wieder auf die Beine zu kommen. Irgendwie gehen beide Männer zu Boden und Rougeau erklärt, der erste Mann zurück auf den Beinen gewinnt das Match. Natürlich ist das Awesome, doch Rougeau haut ihn hinter dem Rücken des Refs wieder um und Storm gewinnt doch noch! Irgendwo war die Idee schon verdammt witzig! Sinnlos selbstverständlich aber etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.

Das zweite Match um die Tag Team Titel in dieser Show. KroniK verteidigt in einem "Bonus Match" gegen Muta und Vampiro. Na vielen Dank! Ehrlich gesagt kann ich mich an NICHTS aus diesem Match erinnern, so belanglos war das und so fertig mit den Nerven war ich. Irgendwie spuckt Muta seinen Mist in die Augen des Ringrichters, die rückkehrenden Harris Brothers, die schon Jahre vorher bei der WWF gesuckt haben, greifen KroniK an und so gewinnt der Dark Carnival die Tag Titles. Das alles geschieht direkt vor den Augen des Referees aber weil der ja was im Auge hat kann der natürlich nicht die beiden 2 Meter großen Typen erkennen die im Ring nichts verloren haben. Ach, who cares...

Jetzt wird es "interessant", denn Kevin Nash vs. Scott Steiner vs. Goldberg ist an der Reihe. Ein weiteres Hype Video erklärt absolut nichts, aber dafür haben wir ja die Announcer, die heiß diskutieren, wer wohl hier als Sieger gebookt ist. Ohne Scheiß, genau so haben die das gesagt. Denn die großartige, aus dem genialen Kopf des Vince Russo entsprungene Storyline lautet: Goldberg hält sich nicht ans Skript! Goldberg war vor einigen Monaten das einzige Babyface, das noch in irgendeiner Weise dem strunzdummen Booking zum Trotz over war. Also, dachte sich Herr Russo, warum turnen wir den nicht zum Heel weil NIEMAND ERWARTET DAS! MUST SEE TV! Wäre in etwa so, als hätte man nach dem Royal Rumble 2014 Daniel Bryan geturnt. Goldberg ist zu Beginn des Matches nicht da weil er angeblich einen Motorrad Unfall hatte, und zwar "wirklich, ganz im Ernst". Das lässt natürlich die Frage offen: "Who is going over?" Weil Headbooker Vince Russo mag Goldberg ja nicht und deswegen hätte er vermutlich den Fall einstecken müssen. Mein Kopf tut weh. Goldberg taucht dann doch irgendwann auf, während Nash ca. 90% des Matches auf seinem Rücken liegend chillt. Als Big Sexy dann doch mal in den Ring kommt und Goldberg seine Powerbomb verpassen will, weigert sich Goldberg die zu "nehmen" und geht wieder. Vince Russo kommt raus um Goldberg anzumotzen, doch der sagt ihm "fuck off" und verlässt die Halle. Die Announcer wundern sich, was die beiden Wrestler denn jetzt tun werden, wo Goldberg doch "das Finish verweigert" hat. Ohne Scheiß, ich denk mir das nicht aus. Auf jeden Fall wird ein paar Minuten später Steiner nach der Powerbomb gepinnt. Nash wird bei der nächsten Nitro Ausgabe übrigens Steiner over bringen, weil der so professionell war, die Powerbomb zu "nehmen", obwohl eigentlich Goldberg dafür angedacht war.

Okay, jetzt muss ich doch mal etwas loswerden. WIE VERDAMMT DÄMLICH IST DIESE STORYLINE BITTE??? Ein bisschen shooten, okay, aber gerade heraus sagen, dass alles was man sieht gescriptet ist widerspricht völlig allem, was Wrestling eigentlich sein soll. "Alles andere ist fake aber was ihr HIER seht ist echt!" Was für ein großer Haufen Scheiße! Warum sollte ich mich für ein Match interessieren, wenn die Story ist "wer ist als Sieger gebookt"? Einmal macht das Wrestling zu einem Witz für jeden einzelnen Mark, dessen Illusion völlig zerstört wird für eine nutzlose Storyline. Und selbst wenn mir das alles bewusst ist, will ich als Fan doch Storys sehen, die mich glauben lassen, dass es eben NICHT um gebookten Kram geht sondern um echte Konflikte! Und hey, wenn ich doch weiß, dass alles gebookt ist, warum sollte ich jetzt plötzlich glauben, das sei alles ein Shoot? Vince Russo glaubt allen Ernstes, dass jeder Wrestling Fan weiß, dass Wrestling fake ist. Und weil jeder das weiß, zählen erstens Siege und Niederlagen nichts weil das eh vorher entschieden wird und zweitens muss man diejenigen, die eh alles wissen, WORKEN! Weil die Fans dumm sind, alles klar? Die <5% Fans, die wirklich jeden einzelnen Insider Report gelesen haben und über jede Kleinigkeit Bescheid wussten, die haben vielleicht die ganzen Shoots kapiert. Aber die haben sich auch mega verarscht gefühlt weil man sie plötzlich für dumm verkaufen wollte! Ich könnte jetzt noch seitenlang darüber schreiben, wie dämlich es von Grund auf ist, so einen Angle zu booken aber ich rege mich eh nur unnötig auf. An diesem Punkt konnte ich über die Show jedenfalls nur noch lauthals lachen. Wahrscheinlich kann ich für die kommenden Tage Wrestling nicht mehr ernst nehmen. Aber egal, ein Match kommt ja noch!!!

Jetzt, wo wir also wissen, dass alles was wir hier sehen fake ist, kommt es also zum großen World Title Match! Mit einem verletzten Booker T! Der gar nicht wirklich verletzt ist weil das ist ja nur so gescriptet. Trotzdem soll der Zuschauer aus irgendeinem Grund einen feuchten Dreck auf das Match geben. Ringsprecher ist Michael Buffer mit seinem berühmten "Let's get ready to rumbleeeeeeeee!" Was für ein Kulturschock es für den armen Mann sein muss, solche gammligen Wrestling Themes zu hören. Ganz ehrlich, an diesem Punkt war ich einfach nur müde. Erschöpft von dieser Parodie auf eine Wrestling Show. Ich glaube, das Match war ganz okay aber meine Ansprüche waren mittlerweile auch tiefer gesunken als die Titanic. Es gab wieder zwei Ref Bumps, Jarrett zerschmetterte seine Gitarre auf Bookers Bein, der Referee zählte danach munter das Cover in den Holzsplittern weil ja niemand von Jarretts Vorleibe für Gitarren weiß, Booker warf Jarrett mit einem Book End durch einen Tisch, eine Stroke auf einen Stuhl geht durch aber kein Ref da, zweites Book End finished Jarrett. Mehr hab ich nicht mehr, sorry.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Holy shit, zum Glück habe ich die guten Matches zuerst geguckt! Nach der Show hätte ich sehr wahrscheinlich lieber einen 24 Stunden RTL Marathon hingelegt als noch eine Minute Wrestling zu gucken. Zum Glück ist das geschafft und nächste Woche widme ich mich etwas wesentlich angenehmeren. Meine WWE/F Liste setze ich mit der Ankunft von Mankind, Steve Austin und dem Undertaker in den Main Event Rängen fort. Dabei ist u.a. ein Boiler Room Brawl, ein Buried Alive Match, ein Submission Match und ein Hell in a Cell Match. Um die ganze Sache ein wenig abzurunden, werde ich mich mit ein paar großartigen Begegnungen aus der Ring of Honor Vergangenheit auseinandersetzen. Punk, Joe, Danielson, McGuiness und viele andere altbekannte Independent Namen werden mir begegnen. Bis dahin, stay tuned!
 
Zuletzt bearbeitet:
Super Kolumne, weiter so. :)
Schade, dass hier so wenig Leute reagieren. Sowas zu schreiben macht sehr viel Arbeit, zudem muss man sich sehr genau über die Dinge informieren - gerade, weil sie schon so lange in der Vergangenheit liegen.
 
Habe mir nun den ersten Teil Part durchgelesen (WCW Part folgt in den nächsten Tagen). Dieser war wieder mal richtig lesenswert und bot neben der Zusammenfassung einiger interessanter Matches auch einige interessante Infos, von denen ein paar auch für mich neu waren. Das Iron Man Match fand ich übrigens auch sehr stark und verging für mich ebenfalls wie im Flug, da die beiden trotz ihres nicht so tollen Verhältnisses sehr gut miteinander harmonierten.
 
Endlich auch mal ein WCW PPV aus dem Jahr 2000.
Sehr gut geschrieben und dank des Networks findet man die jetzt auch in voller Länge im Netzt :D
Das beste ist natürlich, dass sich die gleichnamige Fraktion schon 2 Monate vorher auflöste.
Kaz Hayashi ist immer noch ein Top Athlet, obwohl seine Karriere schon lange geht und er die 40 schon überschritten hat, Highlight ist der Superplex von Karagias gegen Hayashi und die Powerbomb von Shannon Moore.
Die Vampiro gegen Sting Fehde zog sich extrem durch das Jahr und das Match gegen den Deamon war eher ein Segment.
Big Sexy sind ja ordentlich die Gesichtszüge entgleist, als Goldberg nicht sellen wollte und der Mittelfinger, in Russos Richtung, tat den Rest.
Wenn du aber noch mehr über PPVs abkotzen willst, empfehle ich (auch aus dem Jahr 2000) Spring Stampede, Great American Bash und Bash At The Beach.
 
Wenn du aber noch mehr über PPVs abkotzen willst, empfehle ich (auch aus dem Jahr 2000) Spring Stampede, Great American Bash und Bash At The Beach.

Im Prinzip kann ich da ja fast alles aus dem Jahr 2000 nehmen. Im Moment steht Halloween Havoc 2000 mit Goldberg vs KroniK ganz oben auf meiner "Must-See-Liste", wenn mich das in geistig zurechnungsfähigem Zustand zurücklässt werde ich aber auf jeden Fall auf deine Empfehlungen zurückkommen. :D

Und ein herzliches Dankeschön für das Feedback an alle 3! :)
 
Im Moment steht Halloween Havoc 2000 mit Goldberg vs KroniK ganz oben auf meiner "Must-See-Liste", wenn mich das in geistig zurechnungsfähigem Zustand zurücklässt werde ich aber auf jeden Fall auf deine Empfehlungen zurückkommen. :D

Du meinst diesen dreiminütigen Klassiker, der einem 45 minütigen Ric Flair Match in nichts nachstünde :D (Und so was bookt man als ME, der gute Herr Russo hatte ja mit seiner ,,Gehirnerschütterung" zu kämpfen)
Sting vs Jarrett und die Pseudo Stings, mein Beleid
Ich bin zwar selbst Trash nicht abgeneigt, aber was WCW in diesem Jahr gebracht hat, wendet wirklich auch den letzten Fan vom Produkt ab.
Sanders vs Cat, tu dir einen Gefallen und überspringe es ;)
 
Ausgabe #4

Die 150 besten WWF/E Matches - 1996 & 1997

Das Einläuten der nächsten Ära

Erst im Dezember 1997 sollte Vince McMahon Jr. im Prolog einer Monday Night Raw Ausgabe vor die Kameras treten und erklären, dass nun die "Attitude Ära" begonnen hatte. Doch schon im Sommer 1996 war absehbar, dass das Wrestling Produkt in den vereinigten Staaten schon bald eine drastische Kehrtwende machen müsste. WCW hatte mit der New World Order den Startschuss gesetzt für eine Art des Bookings, die sich viel weniger auf klassische Ringkämpfe als auf spektakuläre, spotlastige und teilweise overbookte Matches konzentrierte. Hatte es zuvor in der WWF nur sehr selten sogenannte "Gimmick Matches" gegeben und waren diese größtenteils auf Cage Matches der alten Schule beschränkt, brach nun ein Zeitalter an, in dem innerhalb kürzester Zeit die unterschiedlichsten Stipulation ausprobiert wurden. Ein Mann, der im Fokus dieser Entwicklung stand, war Mark Calaway alias The Undertaker. Nachdem dessen Gimmick über Jahre hinweg einem unverwundbaren Zombie ähnelte und seine Matches infolge dessen meist einseitig verliefen, entwickelte das Booking Team der WWF ein neues Konzept für den Taker. Er sollte weiter ein untotes Monster sein, von nun an aber wurde viel mehr mit seinem Charakter gespielt und er durfte teilweise sogar minutenlang sellen, was seine Matches wesentlich ansehnlicher machte. Man könnte sagen, dass der Undertaker in diesen beiden Jahren seinen Stand als WWF Main Eventer unerschütterlich zementierte.

Ein Mann, der ihn dabei nicht unwesentlich unterstütze, war Mankind. Das Alter Ego von Mick Foley war erst wenige Wochen in der WWF aktiv, da bookte man ihn auch schon in eine groß angelegte Fehde mit dem Undertaker. Mankind war einzigartiger Charakter, was nicht zuletzt durch seine Entrance bzw. Exit Music unterstrichen wurde. Während er bei seinem Einzug von finsteren Klängen begleitet wurde, musste ihn nach seinen Matches die "Ode an die Freude" beruhigen. Nachdem die unberechenbare Kreatur mit der Ledermaske wochenlang die Oberhand gegen den Sensenmann behalten konnte, war es an der Zeit, den Konflikt beim Summerslam 1996 auf die Spitze zu treiben. In einem der raren Boiler Room Brawls der Wrestling Geschichte! Die Regeln waren etwas befremdlich: Beide Wrestler wurden in einen Kellerraum gesperrt, dem es zu entkommen galt. Dann musste man durch den Backstage Bereich zum Ring gelangen, um dort die Urne von Paul Bearer entgegen zu nehmen. Mankind befand sich zu Beginn des Matches bereits in seinem natürlichen Lebensraum und überfiel den Taker dort nach einigen spannenden Sekunden auf brutale Weise mit diversen Waffen. Der Brawl war durchweg und ohne Schnitte von einem Kameramann gefilmt worden, was wahrscheinlich vernünftiger war als mehrere Kameras zu installieren, auf die die Wrestler immer hätten achten müssen. Foley macht seinem Ruf natürlich alle Ehre, indem er u.a. einen Bump von einer meterhohen Leiter auf den beinahe ungeschützten Boden nahm. Diverse Rohre und sogar heißer Wasserdampf wurden eingesetzt, bevor die beiden ihren Weg zum Ring begannen. Backstage wurden sie u.a. von einem gewissen Steve Austin angefeuert. In der Halle angekommen bekam der Taker einen Piledriver auf den entblößten Hallenboden zu spüren, weil er aber ein übernatürliches Wesen ist setzt er sich geradewegs wieder auf und wirft Foley vom Apron brutal auf den Zement. Das Match schien gelaufen, hätte nicht Paul Bearer etwas dagegen gehabt. Der weigerte sich, seinem eigentlichen Schützling die Urne zu überreichen. Das gab Mankind genug Zeit, die Mandible Claw anzusetzen und nach einem Schlag mit der Urne durch Bearer war die Sache durch. Das Ende der Zusammenarbeit zwischen Taker und Bearer für gute fünf Jahre. Anschließend wird der regungslose Undertaker von seinen Druiden bei deren ersten Auftritt in einen Sarg gelegt und abtransportiert. Ein interessanter Brawl mit erwartungsgemäß einigen krassen Bumps von Mankind. Stellenweise zog sich der Kampf im Heizungskeller aber, von daher war das sicher nicht die größte Leistung der beiden gegeneinander. Nur etwas mehr als einen Monat später, bei In Your House 10, war es erneut Mankind, der für ein herausragendes Match sorgte. Er bekam es mit dem WWF World Heavyweight Champion Shawn Michaels zu tun, der beim Summerslam seinen ärgsten Rivalen Vader ausschalten konnte. HBK wusste allerdings so gar nicht, woran er mit diesem Gegner geraten war, als der in einem Sarg herausgebracht wurde und sich an die Urne klammernd in eine Ringecke kauerte. Dieses Match strotze nur so von herausragender Ring Psychologie, was nicht heißen soll, dass es nicht auch genügend erinnerungswürdige Spots gab. Zunächst war Mankind ein absolutes Monster, das Michaels von einer Ecke der Ringside Area in die andere prügelte. Selbst das Kommentatorentisch sollte ins Spiel kommen, da nahm sich HBK aber ein Herz und stürzte sich auf Mankind! Mit einem Suplex, bei dem Mankinds Bein auf die Ringtreppe aufschlug, begann die nächste Phase des Matches. Der Wrestler Michaels begann für einige Minuten, das nun angeschlagene Bein des Maniacs zu bearbeiten. Ein Figure Four Leglock, ein niedriger Dropkick und ein Half Boston Crab genügen aber nicht, stattdessen sticht sich Mankind mit einem Stift ins Bein und geht wieder in seine bestialische Offensive über. Erst ein missglückter Angriff auf dem Apron, bei dem Mankind volles Rohr gegen den Ringpfosten knallt, bringt Michaels zurück ins Spiel. Ein Stuhlschlag gegen die Hand Foleys bringt die nächste Schwachstelle des Freaks hervor, die Michaels nun ebenfalls bearbeitet, um so die Mandible Claw zu verhindern. Wer auch immer dieses Match zusammengestellt hat, ist ein Genie! Mankind kommt mit einem Swinging Neckbreaker und einem Piledriver zurück, doch das reicht immer noch nicht. Mankind rauft sich die Haare, dann will er Michaels in den Sarg sperren, doch der hält verzweifelt dagegen. Ein Superplex Versuch durch das Kommentatorenpult wird von Michaels in eine Art Crossbody gekontert und beide krachen durch das Holz! Mankind steigt mit einem Stuhl bewaffnet aufs Top Rope, doch Michaels tritt ihm diesen mit einem Superkick ins Gesicht! Da rennt Vader in den Ring und sorgt für eine Disqualifikation, indem er Michaels attackiert! Dieser Angriff ist aber nicht von langer Dauer, da Sycho Sid den maskierten Riesen zurückschlägt. Mankind will Michaels in den Sarg sperren, doch aus dem setzt sich plötzlich der Undertaker auf und er zerstört Mankind mit dem Tombstone Pilerdriver! Ein unglaublich gut gebooktes Match, klasse Spots, nur ein nicht zufriedenstellendes Finish verhindert für mich die Höchstwertung. Trotzdem auf jeden Fall ansehen!

Im Oktober stand In Your House 11 auf dem Kalender. Der Untertitel lässt bereits vermuten, was der Main Event der Veranstaltung sein sollte: Buried Alive! Im ersten Match dieser Art musste sich Mankind erneut dem Undertaker gegenüberstellen, um diese Fehde ein für alle mal zu beenden. Nach etwas Brawling zeigt der Undertaker, dass er schon damals relativ beweglich für einen Mann seiner Größe war und haut einen Dive auf den draußen stehenden Mankind raus. Schon befinden sie die beiden in der Nähe des vorbereiteten Grabs, wo es einen ziemlich seltsamen Spot zu sehen gibt. Der Undertaker verfrachtet seinen Gegner in ein Small Package und rollt so mit ihm den kleinen Hügel herunter. Das war...interessant. Auf jeden Fall geht es erstmal zurück an den Ringrand, wo Mankind in die Zuschauerränge geworfen und kurz darauf mit einer Flying Clothesline über die Absperrung hinweg abgeräumt wird. Der Old School klappt aber nicht und Foley benutzt einen Stift, um den Undertaker damit zu stechen. Eine weitere kurze Taker Offensive wird von Paul Bearer unterbrochen, dessen Ablenkungsmanöver es Mankind ermöglicht, seinen Gegner mit einem Stuhl niederzustrecken. Wieder am Hügel angekommen wird der Taker in das offene Grab geworfen, doch er zieht Mankind mit hinein. Der wirft dem Totengräber etwas Dreck ins Gesicht, dann geht es auch schon wieder zurück in den Ring, um ein paar Spots zu worken. Piledriver und Double Arm DDT auf einen Stuhl gehen durch, den Taker bockt das aber nicht un er setzt sich auf, um kurz darauf Mankinds Schädel mit einem ungeschützten Stuhlschlag zu zertrümmern. Foley muss natürlich noch seinen obligatorischen gefährlichen Bump nehmen, dieses Mal ist es ein ziemlich unkontrollierter Wurf mit dem Hinterkopf zuerst gegen die Ringtreppen. Ein Tombstone Piledriver und dann soll Mankind lebendig begraben werden. Sein letzter verzweifelter Versuch einer Mandible Claw verebbt und er wird mit einem Chokeslam ins Grab befördert. Der Taker begräbt ihn unter etwas Erde und gewinnt damit das Match! Weiteren Schaden verhindert allerdings The Executioner (auch bekannt als Terry Gordy), der den Undertaker angreift und ihn gemeinsam mit Mankind in das noch offene Grab befördert. Diverse Heels entern die Halle und alle gemeinsam verschütten sie den Undertaker unter Dreck und Erde. Doch da trifft ein Blitz das Grab und der Handschuh des Taker greift durch die geschlossene Decke seines Ruheortes! Er lebt! Das Match war insgesamt etwas zu comicartig für meinen Geschmack und auch wrestlerisch hatte es nicht allzu viel zu bieten. Muss man nicht gesehen haben. Kurz vor Jahresende kam es zu einem tragischen Ereignis, denn Shawn Michaels hatte sein Lächeln verloren. Was übersetzt heißt, er wollte seine WWF World Heavyweight Championship nicht in einem Match abgeben, also lies er sie einfach vakantieren und machte erstmal Urlaub. Im Royal Rumble Match 1997 hatte währenddessen Steve Austin die Regeln mal wieder zu einen Gunsten verbogen, als er von den Referees unbemerkt eliminiert wurde, wieder in den Ring kam und die letzten drei Gegner im Ring eliminierte, um das Match zu gewinnen. Infolge dessen wurde bei In Your House 13 ein "Final Four Match" gebookt, dass den neuen Träger der vakanten WWF Chamionship bestimmen sollte. Mit dabei waren eben Steve Austin, sowie die drei von ihm eliminierten Rumble Teilnehmer Bret Hart, The Undertaker & Vader. Eliminierungen konnten durch Pin, Submission oder Wurf übers Top Rope erfolgen. Eine etwas seltsame Stipulation für ein Four Way Match, machte aber im Kotext der Storyline Sinn. Man konnte deutlich erkennen, dass die WWF ihr Erfolgsrezept für diese Stipulation noch nicht gefunden hatte. Denn es ist eine ganze Menge gleichzeitig passiert. Und ich meine EINE GANZE MENGE. Nie im Leben könnte ich mir jeden einzelnen Spot behalten. Vader blutete jedenfalls heftig im Gesicht, immer wieder verlagerte sich die Action nach draußen, Hart wurde als größter Star im Ring ordentlich geschützt und Austin lies bereits durchschimmern, was ihn in Zukunft so erfolgreich machen sollte. Nach langem Kampf Hin und Her wird Austin von Bret als erster Wrestler über die Seile geschmissen und eliminiert. Vader zermatscht beide Gegner und nimmt seine blutverschmierte Maske ab, doch Hart kann ihn auf dem Top Rope abfangen und ihm einen gewaltigen Superplex verpassen! Austin ist zurück in der Halle und verprügelt Hart außerhalb des Rings! Vader versucht sich an der Vader Bomb, doch der Undertaker kontert das geschickt aus und befördert Vader etwas unkonventionell über die Seile. Bret ist zurück im Ring, doch Austin ist ihm dicht auf den Fersen. Der Taker hat genug von den Spielchen, clotheslined Austin aus dem Ring und verpasst Hart den Chokeslam. Der Tombstone soll folgen, doch Austin ist immer noch wie ein Verrückter hinter Hart her und will ihn aus dem Ring ziehen. Wieder kassiert Austin vom Taker, doch der wird zu einem Two Count aufgerollt. Der Kick Out schickt Hart gegen Austin, der Undertaker will angreifen, rennt aber ebenfalls gegen die Texas Rattlesnake und schließlich ist es Bret, der auch den letzten Gegner hinaus befördert, um sich zum neuen Champion zu krönen! Ein sehr actionreiches Match, von Anfang bis zur letzten Sekunde. Zeitweise musste man sich auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren, was ich eher weniger gut finde. Das passende Formular fehlte der WWF zwar noch, dafür machten die vier Wrestler das meiste draus, was das Match im Endeffekt trotz aller Schwächen zu einem echten Klassiker macht.

Bereit für eines der besten Matches der WWF Geschichte? Was bereits im Final Four Match angedeutet wurde, fand bei Wrestlemania 13 seinen Höhepunkt. Bret Hart hatte den World Title bereits wieder an Sycho Sid verloren, der im Main Event der Veranstaltung gegen den Undertaker verteidigte. Der Hitman dagegen bekam es mit Steve Austin in dessen ersten großen Wrestlemania Match zu tun. Und dieses Match war natürlich das berühmt berüchtigte Submission Match! Hart hatte im Aufbau des Matches eine zuvor unbekannte Einstellung an den Tag gelegt. Erstmals schien es so, als hätte sich Hart der Seite der Heels zugeneigt. Hasstiraden gegen die "Neue Generation", die WWF Fans und Announcer Vince McMahon ließen die Zuschauer an ihrem eigenen Lieblings zweifeln und langsam aber sicher wurde dessen Gegner Austin immer populärer. Solche "Shades of Grey" sind für gewöhnlich Teil von Vince Russos Bullshit Booking, hier war dieses Konzept allerdings ein echter Geniestreich. Doch von vorne. Special Guest Referee ist der spätere IC Champion Ken Shamrock, "from the Ultimate Fighting World"! Unter gemischten Reaktionen begannen die beiden ihr Match mit einem guten, altmodischen Brawl, der sich dann aber überraschend ins Publikum verlagerte, was für die damalige Zeit unerhört war! Die beiden wurden auch nicht links und rechts von Security Guards abgeschirmt, die Fans waren quasi mittendrinnen in der Action. Nach etwas Hin und Her beginnt Hart seine Angriffe auf Austins bandagiertes Bein. Und plötzlich geht der Stone Cold Stunner ins Match, doch der hilft in dieser Matchart nicht allzu viel! Bret geht immer wieder auf Austins Bein los und nimmt seinen Gegner sogar erstmalig in den Figure Four Leg Lock am Ringpfosten! Man merkt langsam aber sicher, wie die Fans sich Austin zuwenden. Hart will Austins Bein mithilfe eines Stuhls in Stücke zerschmettern, was später nach "pillmanizing" genannt wurde nach Brian Pillman, der diese Aktion einst einstecken musste. Doch unter riesigem Jubel prügelt die Rattlesnake den Hitman stattdessen mit der Sitzgelegenheit vom Turnbuckle. Austin imitiert diverse Hart Moves wie den Elbow Drop (mit doppeltem Mittelfinger), den Russian Leg Sweep und sogar den Sharpshooter, den Bret aber abwehren kann. Austin wird außerhalb des Rings volles Rohr in einen Kameramann, den Timekeeper und Jim Ross geworfen. Dabei landet er mit dem Gesicht auf der Absperrung und beginnt richtig heftig zu bluten. Bret kennt keine Gnade und prügelt auf Austins Wunde und Bein ein, bis die Rattlesnake ein aufgestacheltes Comeback fährt. Er will Hart mit einem Kamerakabel erwürgen, doch der Kanadier setzt die Ringglocke zu seinem Vorteil ein. Der Sharpshooter sitzt, doch Austin will einfach nicht aufgeben! In einem klassischen Wrestlemania Moment sieht man sein blutüberströmtes Gesicht, das langsam jegliches Leben verliert. Schließlich bleibt Shamrock nichts anderes übrig, als das Match abzubrechen. Austin hat nie aufgegeben und der Double Turn ist perfekt! Hart will seinem Gegner weiter zusetzen, doch Shamrock schmeißt den Kanadier einfach mit einem Belly to Back Suplex durch die Gegend, sodass der sich letzten Endes verziehen muss. Austin will aber keine Hilfe von niemandem, er verpasst Shamrock den Stunner und schleppt sich selbst Backstage. Ein wirklich perfekt komponiertes Match! Austin ging als riesiger Star aus der Begegnung, wahrscheinlich noch mehr als er es als Sieger getan hätte. Bret Hart wurde im Verlauf des Matches immer hinterlistiger und brutaler, sodass man als Fan fast unbewusst gegen ihn turnen musste. Und auch Shamrock machte seine Sache erstklassig, man konnte ihm wirklich anmerken, dass er ein geborener Pro Wrestler war. Nicht umsonst ein gefeiertes Fünf Sterne Match! Bis zum Mai 1997 sollte sich naturgemäß so einiges tun, denn ab dem Frühjahr übernahm Vince Russo mit die Kontrolle über die Shows. Kurz gesagt kam es vermehrt zu Konflikten zwischen der Hart Familie, Steve Austin und Shawn Michaels, der sein Lächeln zum Glück wiedergefunden hatte. WWF Champion war mittlerweile The Undertaker geworden, sein Herausforderer bei In Your House 15 hieß Steve Austin. In der ersten Reihe nahm die gesamte Hart Foundation Platz, also konnte man sich schon denken, das uns hier eine Menge Interferences erwarten würde. Austin greift seinen Gegner an bevor dieser überhaupt Robe und Titel abnehmen kann! Nach einem kurzen Beatdown geht es Owen Hart an den Kragen. Der Undertaker "rettet" ihn, verpasst ihm dann aber selbst eine. Das Match danach ist allerdings kaum erwähnenswert, da es größtenteils aus simplem Brawling und gewöhnlichem Bein Work bestand. Ein Low Blow von Austin verärgert Referee Earl Hebner, der von der Rattlesnake hinter seinem Rücken den doppelten Mittelfinger gezeigt bekommt. Der Taker gleicht die Low Blow Statistik aus, Austin beschwert sich und Hebner hat eine klare Antwort: Doppelter Mittelfinger! Bad Ass Referees haben wirklich etwas! Der Stunner geht ins Ziel, doch Pillman stiftet Verwirrung, indem er einfach die Ringglocke läuten lässt. Der Undertaker setzt kurz darauf den Tombstone an, Austin dreht das um, doch der Taker dreht die Sache erneut und bringt seinen Finisher zum Sieg ins Ziel! Die Harts stürmen den Ring, doch Austin schlägt sie mit Brets Krücke in die Flucht. Zum Schluss bekommt der Taker noch einen Stunner zu spüren weil Austin das eben so macht. Stone Cold und Undi hatten nie die besten Matches gegeneinander. Das hier war ganz ordentlich, mehr aber auch nicht. Absolut nichts besonderes und nur für echte Fans der beiden Wrestler sehenswert.

Nachdem Austin also abgearbeitet war, wurde es Zeit für einen neuen Herausforderer. Beim Summerslam 1997 wurde gleichzeitig einer der bekanntesten Wrestling Momente aller Zeiten eingeleitet, als Shawn Michaels den Special Guest Referee für das Match zwischen The Undertaker und Bret Hart spielte. Wenn Bret verliert, darf er nie wieder in den USA wrestlen. Wenn Michaels den Undertaker bevorteilt, darf auch er nie wieder in den USA wrestlen. Ein längerer Brawl ensteht außerhalb des Rings zwischen den beiden Matchteilnehmern (bemerkt jemand den Trend?), den Michaels aufzulösen versucht. Ein bitterböser Blick des Takers lässt die Halle aufhorchen, doch letztlich muss er den Anweisungen des Refs Folge leisten. Ein Bear Hug, der wohl faulste Match des Sports, nimmt den Fluss aus dem Match schon früh heraus. Das übliche Leg Work wird kurzzeitig von einem Paul Bearer Run In unterbrochen, doch der dicke Leichenbestatter wird von seinem ehemaligen Klienten ausgeschaltet. Achja, wir befinden uns mitten im Aufbau zu Kanes Debüt. Mehr Knee Work. Bret war zu diesem Zeitpunkt wirklich sehr eintönig geworden. Leg Work und Five Moves of Doom, viel mehr war da nicht mehr. Owen und Pillman kommen raus, nur um wenig später ebenfalls vom Taker zu kassieren. Ein Chokeslam trifft, doch Michaels kümmert sich um die Hart Foundation draußen. Undi ist sichtlich angefressen und packt Shawn an der Kehle, was Hart neue Möglichkeiten eröffnet. Und da sind auch schon die Five Moves of Doom! Nummer 5, der Sharpshooter, geht aber nicht durch. Stattdessen bringt der Undertaker einige bekannte Manöver ins Ziel (Flying Clothesline, Big Boot, Leg Drop), sowie einen Chokeslam vom Apron in den Ring. Den Seiltanz verhindert Bret aber und es setzt einen Superplex für den Champion. Jetzt beginnt das leichte Overbooking. Bret setzt den Sharpshooter an, doch Taker powert sich so hart raus, dass der Hitman geradewegs nach draußen geschleudert wird. Ein Tombstone reicht nicht, dann setzt Hart auch schon wieder einen Figure Four um den Ringpfosten an! Shawn nimmt einen Ref Bump, Bret setzt einen Stuhl ein, doch nur 2! Hart ist sauer und spuckt Michaels nach kurzer Diskussion an, der packt sich den Stuhl, doch sein Schlag trifft nicht Hart, der sich wegduckt, sondern den dahinter stehenden Undertaker. Michaels ist gezwungen, der Three Count für Bret Hart zu zählen und so wechselt der Titel an den Hitman! Etwas actionarmes Match, gute Psychologie aber über weite Strecken etwas langweilig. Das Storytelling zwischen Shawn, Bret und Undi war top, hätte aber durchaus von einem stärkeren Match begleitet werden können. Historisch interessant, wrestlerisch eher weniger. Natürlich war der entthronte Champion nun auf Rache an dem Mann aus, der ihm den Titel kostete. Nach einigen Monaten Aufbau stand bei Bad Blood 1997 das erste Hell in a Cell Match überhaupt auf dem Plan: Shawn Michaels vs. The Undertaker! Aus Angst vor seinem riesigen Gegner und dem noch riesigerem Käfig kannte Michaels zunächst nur eine Taktik: Rennen! Und lange Zeit fiel HBK auch nichts anderes ein, der Taker jagte ihm von einer Ecke des Käfigs in die andere. Erst als Shawn die Ringtreppe einsetzen kann, wendet sich das Blatt ein wenig. Doch selbst ein Piledriver auf das harte Metall ist nicht genug. Mit einem Backdrop übers Seil wird Michaels auf einen Kameramann im Käfig befördert, den HBK gleich darauf ordentlich verprügelt. Kurzzeitig habe ich ernsthaft gedacht, das sei einfach ein extrem unglücklicher, echter Kameramann gewesen. Dann aber wurde er aus der Halle gebracht, im gleichen Atemzug verließen Shawn und Taker den Käfig und was nun kam, dürfte des meisten bekannt sein. Michaels klettert am Käfig hoch, Taker hinterher, Shawn will wieder runter, wird vom Deadman bedrängt und fliegt von halber Höhe durch das Kommentatorenpult! Ein unglaublicher Spot! Zumindest für etwas weniger als ein Jahr, dann kam Foley. Auf jeden Fall war die Sache ab dem Punkt gegessen, HBK wurde zurück in den Käfig geholt und der Tombstone sollte kommen, doch da ging das Licht aus. Die Feuer der Hölle taten sich auf, die Halle wurde in ein blutrotes Licht gehüllt und Kane feiert sein WWF Debüt! Ein großartig inszenierter Moment, inklusive Herausreißen der Käfigtür und Undertaker ungläubigem Blick. Kane zeigte den Tombstone gegen seinen "Bruder", der sich danach nicht mehr rührte und so gewann Shawn Michaels das Match doch noch! Aus heutiger Sicht garantiert nicht mehr so beeindruckendes Match wie damals. Aber das Debüt von Kane muss man einfach gesehen haben! Es folgte eine monatelange, großartige Fehde bis hin zu Wrestlemania 14, eine Veranstaltung, die nicht umsonst den Wendepunkt in den Monday Night Wars bedeutete. Auch hier aus historischer Sicht ein absolutes Must-See. Erwartet aber kein Hardcore Blood Bath!
 
Old-School ROH Matches

American Dragon vs Christopher Daniels vs Low Ki (The Era Of Honor Begins, 23.02.2002)

Womit fängt man besser an als mit dem ersten Main Event der Ring of Honor Geschichte, bei dem auch gleichzeitig der erste ROH World Champion gekrönt wurde. Daniels und Low Ki kennen vermutlich die Meisten aus dem TNA Ring, zuvor waren sie aber immer wieder feste Bestandteile des ROH Rosters. Der Fallen Angel hatte sogar kurz vor dem Ende der Promotion einen kurzen Run bei WCW. American Dragon ist aber bekannteste Mann dieser drei, denn heute ist er in der WWE als Daniel Bryan unterwegs. Interessant, wie aus einem Drachen plötzlich eine Ziege geworden ist. Die ersten Minuten sind sehr ausgeglichen, nach einigen gekonterten Moves gibt es einen Three Way Stalemate. Dragon versucht sich schon früh an der Cattle Mutilation, dafür muss er diverse stiffe Kicks von Ki einstecken. Dragon war damals übrigens 20, Low Ki 22 und Daniels "schon" 31. Es geht wirklich flott hin und her, keiner kann sich einen wirklichen Vorteil erarbeiten. Kicks, Submission und andere coole Moves werden untereinander ausgetauscht, ohne jemals eine echte Pause einzulegen. Eine erneute Cattle Mutilation wird von Low Ki mit einem Phoenix Splash gebrochen. Ein Ki Krusher an Daniels sitzt und schon ist das Ding gelaufen! Sorry, dass ich mich nicht mehr an viele Spots erinnere aber das Match war einfach zu flott, um sich wirklich etwas zu behalten. Wer 20 Minuten non-stop Action mag und über ungeschönte Turnhallen Atmosphäre hinwegsehen kann, für den ist dieses Match genau das richtige. Alle drei Wrestler einmal vor ihrer Zeit bei den größeren Ligen zu sehen, ist ebenfalls interessant. Gerade Danielson hat sich über die Jahre extrem weiterentwickelt und sollte vor seinem Wechsel zum Marktführer noch dutzende großartige Matches bei ROH abliefern. Zu einem von diesen komme ich gleich noch...

Samoa Joe vs CM Punk (Joe vs Punk II, 16.10.2004)

Hier haben wir ein Match, das von vielen Independent Liebhabern als das beste ROH Match aller Zeiten bezeichnet wird. Das Match findet in Chicago statt, was natürlich zu riesigen Pops führt, als CM Punk unter dem mega coolen Theme "Miseria Cantare" die Halle betritt. Samoa Joe folgt mit seinem typischen Godzilla Intro plus "The Champ is Here", damals sogar ein wenig schlanker als in den letzten Jahren. Und dann begann das Match. Und es lief. Und lief. Und irgendwann war Schluss. 60 Minute Time Limit Draw, wie bereits einige Wochen zuvor. Da wurde mir klar, warum ich dem Match nicht gerecht werden konnte. Das war ganz klar ein Sequel für das erste Aufeinandertreffen der beiden, das ich noch nicht gesehen habe. In dem Match gab es wohl unzählige Spots, die auf eben jenes erste Match anspielten. Das habe ich aber leider während dem Schauen nicht verstanden. So war es für mich nichts weiter als ein typisches Kraft gegen Speed Match, keinesfalls schlecht aber komplett ohne mir ersichtliche Match Story. Und ich finde, da kann man ruhig eine kleine Kritik ansetzen. Die Announcer waren grundsätzlich gut und mitreißend, haben mich aber viel zu selten über das mir fehlende Wissen aufgeklärt. Das zweite Ladder Match zwischen Michaels und Ramon war auch als eigenständiges Match großartig. Das Iron Man Match zwischen Shawn und Bret war unglaublich abwechslungsreich und hatte eine Match Story ganz allein auf das Match selbst bezogen. Kobashi/Misawa vs Taue/Kawada hatte diverse Story Schichten, die bei mir angekommen sind, obwohl ich vorher kaum ein Match der vier gesehen habe. Hier dagegen war ich größtenteils unwissend und deswegen war das Match eben nichts besonderes für mich. Von daher halte ich mich mit einer konkreten Bewertung zurück, empfehle dafür aber ganz stark, sich zuerst das ursprüngliche Match der beiden bei "World Title Classic" anzusehen.

Do Fixer vs Blood Generation (Supercard of Honor, 31.03.2006)

Das hier war eine spezielles Dragon Gate Grudge Match bei ROH, die in diesem Zeitraum des öfteren japanische Gäste von Dragon Gate oder NOAH zu Gast hatten. Do Fixer sind Ryo Saito, Genki Horiguchi und Dragon Kid. Die ersten beiden Wrestler sind ein erstklassig eingespieltes Team mit diversen kreativen Double Team Moves, während Dragon Kid ein sehr sauberer High Fyler ist, der zwar nicht an die spektakulären Aktionen eines Ricochet oder Shynron herankommt, dafür seine Spots sehr schlau zu setzen weiß und selbst im Junior Style der Dragon Gate Promotion einer der schnellsten Wrestler ist. Zu Blood Generation gehören CIMA, Naruki Doi und Masato Yoshino. CIMA ist der wohl größte Star der Promotion, zusammen mit Leuten bei BxB Hulk oder Akira Tozawa. Sein Stil ist ein toller Mix aus Technik, innovativen Slams und einigen High Flying Aktionen. Doi workt einen ähnlichen Stil, kann aber nicht ganz mit den Top Draws der Liga mithalten. Und wo ich eben von "einem der schnellsten Wrestler" in Dragon Kid geredet habe, Masato Yoshino toppt in diesem Bereich wirklich jeden! Wenn der Kerl in die Seile läuft, hat man das Gefühl, man würde das Match plötzlich in doppelter Geschwindigkeit sehen. Wenn ihr unter den Voraussetzungen also glaubt, ich könnte das Match jetzt Spot für Spot durchgehen, muss ich euch leider enttäuschen. Deswegen muss ein grober Überblick reichen. Beide Teams haben Triple Team Moves ohne Ende im Repertoire, die man sonst quasi nirgendswo zu sehen bekommt. Die Action ist über die komplette Zeit fast pausenlos auf Hochtempo, ein Konter jagt den anderen, die Crowd rastet immer mehr aus, False Finishes en masse, alles begünstigt durch Lucha Rules, bei denen man nur aus dem Ring rollen muss, um einen Partner ins Match zu bringen. Das war an einigen Stellen zwar etwas dämlich, weil die Faces trotzdem noch einen Hot Tag versuchten. Darüber kann ich aber in Anbetracht des Match Tempos hinwegsehen. Zeitweise saß ich wirklich mit offenem Mund vor dem Bildschirm, so aufregend war dieses Match. Selbst die Kommentatoren haben an einem Punkt aufgegeben und einfach nur die Action genossen. Ein bisschen Hirn ausschalten und zwanzig Minuten Wrestling Spaß sind garantiert!

Bryan Danielson vs Nigel McGuinness (ROH Unified, 12.08.2006)

In diesem Match wurden die ROH World und die ROH Pure Championship vereinigt. Die Show findet in Liverpool, Großbritannien statt, von daher ist Lokalmatador Nigel McGuinness natürlich das Babyface. Nigel war eines der größten Talente im Independent Bereich und sollte etwa zur selben Zeit wie Danielson den Sprung zur WWE wagen, fiel dort aber durch den Routinecheck und ging schließlich als Desmond Wolfe zu TNA, wo er seine Wrestling Karriere aufgrund einer Hepatitis B Erkrankung vorerst beenden musste. Er workte anschließend noch eine Abschiedstour und verabschiedete sich dann vom aktiven Geschehen, zumindest solange er nicht doch noch ein Angebot von WWE bekommen sollte (aus einem Interview von 2013). Aktuell ist er als ROH Matchmaker unterwegs. Das Match findet unter den für die ROH Pure Championship typischen "Pure Rules" statt. Das heißt, jeder Wrestler hat im Verlauf des Matches drei Rope Breaks. Danach rettet ihn ein Griff ins Seil nicht mehr. Closed Fists ins Gesicht sind nicht erlaubt. Sollte ein Wrestler dagegen verstoßen, bekommt er eine Verwarnung, bei einem weiteren Vergehen wird ihm ein Rope Break entzogen. Falls der Wrestler kein Break mehr übrig hat, wird er disqualifiziert. Der Titel kann auch durch DQ oder Count Out wechseln. Erwartungsgemäß beginnt dieses Match mit technischen Trickserein von Nigel, die man etwas von Dean Malenko kennt, und Danielsons Arm Work, hier allerdings etwas brutaler als sonst, um seinen Status als Heel zu zementieren. Ein schöner Double Arm Suplex into Cross Armbreaker zwingt Nigel, sein erstes Rope Break zu nutzen. Nigels Handstand Fake Out und der Running European Uppercut bringen den Briten zurück ins Spiel. Die Ripcord Lariat, einer meiner Lieblingsmoves überhaupt, wird in einen Enzuigiri gekontert. Jetzt ist Danielson auch für mich offiziell ein Heel! Danielson mit einigen weiteren schönen Moves wie dem Superplex und dem Diving Headbutt, die anschließende Cattle Mutilation kostet Nigel das zweite Rope Break. Fast aus dem Nichts bringt Nigel den Tower of London ins Ziel und auch Danielson kann seine Niederlage nur dank der Seile verhindern. McGuinness setzt die Cattle Mutilation an Danielson an, Rope Break #2 ist futsch für den American Dragon. Ein Close Ount außerhalb des Rings für Nigel folgt, eine Lariat setzt dagegen Danielson weiter zu. Dieses Mal kontert Danielson den Headstand mit einem Running Dropkick, der Crossface Chickenwing zwingt Nigel anschließend zu seinem letzten Rope Break. Ein schöner German Suplex sitzt, doch der American Dragon bleibt nicht lange in der Offensive. Nigel lässt ihn mit dem Unterleib auf die Seile fallen, klettert selber auf die zweite Ebene des Turnbuckles und bringt die Lariat ins Ziel! Ein Signature Spot dieser beiden, für den Danielson ebenfalls sein letztes Rope Break benötigt. Ein weiterer Tower of London aus einem Top Rope Crossface Chickenwing heraus reicht nicht für den Three Count, dann gibt es den nächsten Signature Spot. Nachdem Nigel am Ringpfosten "hard way" (also ohne zu bladen) zum Bluten gebracht wird, befördert ihn Danielson über die Absperrung. Dragon geht zurück in den Ring, springt auf die Seile und fliegt mit einem Sommersault Plancha in die Crowd auf Nigel! Zurück im Ring gibt es wieder denselben, unnötig brutalen Spot wie gegen KENTA, nämlich die Headbutts. Nigel trifft mit seiner genialen Jawbreaker Lariat, doch nur ein Near Fall und Danielson nimmt ihn direkt in die Cattle Mutilation, was Nigel zu einem Cover für 2 wenden kann. Danielson hat endgültig genug und prügelt Nigel mit Elbows gegen den Schädel bewusstlos! McGuinness kann nicht mehr weitermachen und so kann sich Danielson zum Undisputed Champion krönen! Diese beiden Männer hatten eine unglaubliche Chemie miteinander und dieses Match war vermutlich das stärkste ihrer Serie. Die Signature Spots wie der Dive in die Crowd oder die Lariat an den Seilen bringen mich immer wieder zum ausmarken. Wirklich traurig, dass Nigel so früh aufgehört hat, ohne je den Sprung zur WWE zu schaffen. Was diese beiden dort für Matches auf die Beine hätten stellen können. Eines meiner absoluten Lieblingsmatches, unbedingt einen Blick drauf werfen!

BJ Whitmer vs Jimmy Jacobs - Steel Cage Match (Supercard of Honor II, 31.02.2007)

Jetzt wird es brutal. Diese beiden lieferten sich 2006/2007 eine der heftigsten Fehden aller Zeiten, inklusive kranker Momente wie die Powerbomb vom Top Rope auf den Apron oder sogar in die Crowd! Der Hintergrund dieser Fehde war Jacobs Obsession für Lacey, die zuvor das Team bestehend aus Jacobs und Whitmer gemanaged hatte. Jene Lacey begleitete Jacobs hier auch zum Ring, während Whitmer von Daizee Haze unterstützt wurde. Die Fans chanten schon bei Jacobs Entrance "Please don't die", uns dürfte hier also einiges ins Haus stehen. Der Steel Cage sieht sogar richtig cool aus für Indy Verhältnisse, kurz dachte ich sogar, dass gar keine Tür vorhanden sei. Das wäre eigentlich mal eine logische Verbesserung an einem Wrestling Cage. Ich meine, wenn man schon eingeschlossen ist, warum dann nicht gleich richtig? Wie dem auch sei, Jacobs nutzt die Tatsache, dass eine Tür vorhanden ist, gleich aus und trifft Whitmer mit einem Dive nach draußen. Ein harter Whip gegen die Barrikade, ein Cactus Elbow von einem Stuhl herunter und ein Schlag mit einer Hartplastik-Flasche machen den Anfang in dieser Schlacht. Die zurückspringende Flasche kostet Jacobs allerdings bereits einen Teil seines Schneidezahns. Endlich im Käfig angekommen schmeißt Whitmer seinen Gegner mit Leichtigkeit durch die Gegend und gegen die Käfigwand. Ein Stuhl wird in den Käfig geworfen und es folgt eine kurze Sequenz mit Moves auf das Metall, wie etwa einem Spinebuster und einem Drop Toe Hold, und natürlich Stuhlschlägen ins Gesicht. Jacobs bringt seinen Spike ins Spiel, doch auch Whitmer ist vorbereitet und präsentiert seinen eigenen Stachel. Beide zögern nicht lange und stechen sich gegenseitig in die Stirn, immer und immer wieder. Die Crowd rastet völlig aus. Dann kommt auch noch ein mit Stacheldraht umwickelter Baseballschläger dazu. Whitmers Schlag damit wird abgewehrt, dafür kriegt BJ das Objekt nur kurz darauf ins Gesicht geknallt. Auch Whitmers Arm muss leiden, dann nimmt Jacobs den Stacheldraht ernsthaft in den Mund und streicht sich damit durch die Haare. Er drückt das stachelige Objekt in Whitmers verwundeten Arm, was die Fans zurecht als "sick" bezeichnen. In einem sehr ekligen Spot leckt Jacobs das Blut von Whitmers Kopf und spuckt es zurück auf ihn. Okay, Jacobs ist ein Psycho aber das muss meiner Meinung nach nicht sein. In Horrorfilmen ja, im Wrestling Ring nein. Weitere Treffer mit dem Spike und ein Con-Chair-To mit Stuhl und Baseballschläger und Jacobs ist größtenteils in Whitmers Blut getränkt. Whitmer wrestled sich aus der Situation heraus, indem er einen Exploder Suplex und eine Powerbomb gegen den Käfig durchbringt. Schlag mit dem Schläger und Brainbuster auf den Stuhl ergeben den ersten Near Fall des Matches. Jep, die beiden wollten sich bisher einfach nur umbringen, jetzt will Whitmer scheinbar lieber gewinnen weil es ihm zu krank wird. Kein schlechtes Storytelling. Ein Eingriff von Lacey ermöglicht Jacobs ein Comeback und plötzlich fängt auch dieser an zu wrestlen. Seine Super Hurricanrana wird allerdings gekontert und Jacobs landet mit dem Gesicht auf dem Turnbuckle. German Suplex, Dragon Suplex und Powerbomb reichen nicht für den Sieg. Okay, irgendwie ist das jetzt doch nicht so tolle Psychologie, plötzlich mit den Wrestling Moves anzufangen. Whitmer versucht die Top Rope Powerbomb, die aber mitten in der Luft in eine Hurricanrana gekontert wird. Jacobs Versuch des Contra Codes wird auf der anderen Seite in einen Adrenaline Spike (Sitout Tombstone Piledriver) umgedreht! Lacey unterbricht das Cover und bekommt als Dank dafür ebenfalls den Adrenaline Spike zu spüren! Ein Frog Splash vom Käfigrand geht daneben. Das muss man sich mal vorstellen, Whitmer springt aus mind. 3 Metern Höhe und legt einen ungeschützen Bauchplatscher auf die Matte hin! Contra Code reicht nur für 2, dann wird ein Table aufgebaut. Nach etwas Kampf bleibt Whitmer darauf liegen und Jacobs springt vom Käfig mit einer Senton drauf, um den Sieg einzufahren! Dabei verletzt er sich so schwer am Bein, dass er anschließend mehrere Monate pausieren muss. Ein extrem blutiges, extrem brutales, aber auch extrem gutes Cage Match! Zeitweise hatte man echt das Gefühl, die beiden wollten sich gegenseitig abschlachten. Dafür gefiel mir die Psychologie am Ende des Matches nicht so ganz. Zeitweise war es auch einen Tick zu krank. Trotzdem würde ich das Match empfehlen, sofern man kein Problem mit exzessivem Blutverlust hat.

The Briscoe Brothers vs The Motor City Machine Guns (Good Times, Great Memories, 28.04.2007)

Nur etwa zwei Monate später stand die Abschiedsshow für Colt Cabana auf dem Plan, der es als Scotty Goldman bei der WWE zu, naja, nicht ganz so großem Ruhm bringen sollte. Im Main Event trat Cabana gegen Adam Pearce an, mit dem er einige Jahre später noch eine großartige Matchserie haben sollte. Der "wahre" Main Event stand aber nur an zweitletzter Stelle. In einem Match um die ROH Tag Team Championship standen sich die Champions Jay & Mark Briscoe und die Herausforderer Alex Shelley & Chris Sabin gegenüber. Das Match ging über eine halbe Stunde und weil ich sowieso schon wieder viel mehr geschrieben habe, als ich eigentlich wollte, fasse ich mich hier lieber etwas kürzer. Absolut awesome! Das Match hatte alles, was ein hochklassiges Tag Team Match braucht! Die Machine Guns waren großartige Heels mit ihren fiesen Tricks, die Briscoes auf der anderen Seite mindestens genauso großartige Babyfaces. Sie gingen mit einer Intensität ans Werke, die perfekt mit dem feigen und doch spektakulären Stil der Machine Guns harmonierte. Die erste Hälfte des Matches war größtenteils klassischer Matchaufbau mit Isolationsphase, angedeuteten Hot Tags und einigen der bekannten Double Team Moves. Die zweite Hälfte dagegen war High Speed Tag Team Action vom Allerfeinsten. Ein Near Fall jagte den anderen, es wurde wirklich das gesamte Move Repertoire der vier Teilnehmer ausgeschöpft. Shell Shock, Motor City Stretch, Doomsday Dropkick, Froggy Elbow, sogar eine Shooting Star Press von Mark! Jay benutzte außerdem den Cutthroat Driver, der verdammt cool aussah. Ich frage mich, warum er den heute nicht mehr zeigt. Gefährlicher als der Jay Driller ist der Move garantiert nicht. Das Finish will ich hier nicht spoilern, weil das Match auch stark von seinen False Finishes lebte. Auf jeden Fall war es ein verdammt cooles Tag Team Match, vermutlich das beste, das ich je gesehen habe! Klassisch aufgebaut aber im Ring selbst im typischen, modernen Indy Stil durchgeführt. Für jeden Independent Fan ein Must-See!

El Generico vs Kevin Steen - Fight Without Honor, Mask vs Career (Final Battle 2010, 18.12.2010)

Und zu guter Letzt noch der vorläufige Abschluss einer der besten Fehden der letzten 5 Jahre. Ein Jahr vor diesem Match, bei Final Battle 2009, war Kevin Steen gegen seinen Tag Team Partner El Generico geturnt und machte dessen Leben 364 Tage lang zur Hölle. Er schloss sich dem bösen Mastermind Steve Corino an, während sich Colt Cabana auf die Seite Genericos schlug. Daraus ergab sich unter anderem ein hervorragendes Tag Team Strap Match zwischen den beiden Parteien, doch ein würdiger Abschluss war natürlich nur der Fight Without Honor! In diesem Match gilt der Code of Honor nicht, es gibt keine DQs oder Count Outs und es MUSS einen Sieger geben. Bekannte Vorgänger dieser Begegnung waren etwa Homicide vs Steve Corino, Nigel McGuinness vs Jimmy Rave oder Bryan Danielson vs Takeshi Morishima. Der sonst so fröhliche El Genericto trat hier in dunklen Maske und schwarzem Umhang auf, was tatsächlich ein wenig Bad Ass aussah und perfekt in die Fehde passte. Beide Wrestler spucken sich gegenseitig an, dann tritt Generico seinen Gegner auch schon mit einem Yakuza Kick aus dem Ring und fliegt mit einem Topè hinterher! Keiner der beiden hält sich zurück, Steen kassiert einen weiteren Yakuza Kick, kommt aber mit einer Powerbomb auf den Apron zurück! Großartiges Selling von Generico! Der Maskenmann wird unter diversen Werbebanden aus Blech begraben und mit einem Frog Splash darauf zerquetscht. Eine Leiter und ein Stuhl kommen ins Spiel, die Generico weitere Qualen bereiten. Ein Codebreaker mit Stuhl sieht verdammt cool aus in bringt Generico zum Bluten. Was macht Steen da natürlich? Genau, er leckt das Blut ab und schmiert sich damit ein! Auch hier wieder, ein Stück zu krank für mich, wenn auch passend. Genercio kommt zurück, Michinoku Driver, Exploder UND Half Nelson Suplex auf die Leiter bringen ihm Near Falls ein. Steen schafft es, das Match wieder zu seinen Gunsten zu wenden und legt die Leiter zwischen Ringrand und Absperrung, um gleich noch einen Table oben drauf aufzustellen. Und Genercio fliegt zwischen diesem Konstrukt hindurch zu einem Tornado DDT! Jetzt rastet Genercio völlig aus! Half Nelson Suplex auf den Stuhl! Brainbuster! Und Steen fliegt durch den Tisch und die Leiter! Package Piledriver GEGEN Steen! BRAINBUSTER AUF DEN APRON!!! Das wäre es gewesen, hätte Steve Corino nicht den Save gemacht. Ringrichter Todd Sinclair legt sich mit Corino an, was keine gute Idee ist. Wie erwartet kassiert das liebenswerte Dickerchen, doch Cabana stößt dazu, vertreibt Corino und schlägt Steen mit einem Stuhl nieder. Doch nur ein Near Fall! Genericos in seiner zerfledderten, blutüberströmten Maske ist ein großartiges Bild! Ein Yakuza Kick trifft versehentlich den auf dem Apron stehenden Sinclair, der von der Wucht getroffen durch einen Tisch fliegt! Steen trifft den Package Piledriver, Bryce Remsburg zählt den Count, doch Generico kickt aus! Ein wütender Kevin Steen verpasst Remsburg ebenfalls den Package Piledriver, dann gibt es den PACKAGE PILEDRIVER AUF EINEN STUHL!!! Paul Turner zählt jetzt, doch selbst das reicht nicht! Steen kann es nicht fassen. Genercio nimmt noch einmal alle Kraft zusammen und trifft den BRAINBUSTAAAAAAAAH! KICK OUT! Generico kriegt den Stuhl in die Hände, mit dem ihn Steen ein Jahr zuvor angegriffen hatte. Steen fleht um Gnade und zieht Genericos originale Maske hervor, die er ihm abgenommen hatte. Generico nimmt sie entgegen, starrt sie an...lässt sie fallen und knallt Steen den Stuhl zur Entscheidung ins Gesicht! Von vorne bis hinten ein absolut großartiges Match! Der Aufbau war weltklasse und zum Glück konnte der Abschluss dem auch gerecht werden! Es wurde wirklich jeder letzte Tropfen aus dieser Storyline aufgesogen und in ein brutales, bärenstarkes Match verpackt! Und die Geschichte war noch lange nicht zu Ende erzählt, denn im folgenden Jahr sollte der nun vertragslose Kevin Steen immer wieder bei ROH Shows auftauchen und für Chaos sorgen. Dies entwickelte sich über Kevin Steens, Steve Corinos und Jimmy Jacobs Wiedereinstellung bis hin zur Entstehung von SCUM. Im Prinzip hatten wir also eine Storyline, die sich von 2009 bis 2013 immer weiterentwickelte und Kevin Steen zu einem absoluten Star in Independent Bereich gemacht hat.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Und damit ist diese Woche auch mal wieder geschafft! Ich habe mir wirklich ernsthaft vorgenommen, dieses Mal nicht so viel zu schreiben aber irgendwie ist mir dann doch immer noch etwas wichtiges eingefallen. Ich hoffe mal, dass ich mich nächste Woche ein bisschen kürzer fassen kann. Dann tauche ich mitten hinein in die Attitude Ära, deren Startpunkt gerne mit dem Montreal Screwjob und der Geburt von "Mr. McMahon" in Verbindung gebracht wird. Das bedeutet natürlich auch, dass der kometenhafte Aufstieg von Steve Austin ins Haus steht, ebenso wie der Abschluss der genialen Undertaker/Kane Fehde. Aber auch Mankind ist wieder am Start mit dem wohl kränksten Bump seiner Karriere. Und auch Triple H und The Rock haben ihr erstes wirklich großes Match. Um die ganze Geschichte abzurunden, werde ich mich nächste Woche noch einer DVD widmen. Vor einigen Tagen erschien "The Attitude Era Vol. 2" in den USA und weil das so schön zu den kommenden Matches meiner Rangliste passt, werde ich mich in den nächsten beiden Ausgaben mit der ersten Version dieser DVD und eben dem brandneuen Set auseinander setzen. Bis dahin, stay tuned!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab jetzt endlich den WCW Part gelesen und dieser war im Gegensatz zu der eigentlichen Show, wo mich nur der Opener und Awesome vs Storm interessieren, richtig unterhaltsam. Das Booking klingt so lächerlich, dass man es fast nicht glauben kann.:D Text war sehr interessant zu lesen, da er zeigt, dass es bei der WCW zu dieser Zeit noch desaströser zuging, als man dachte.
 
Chapeau! Einfach nur sehr genial und absolut toll zu lesen. Ich freue mich schon auf weitere Berichte von dir...sehr unterhaltsam gelesen und immer wieder ein Match das ich mir aufgrund deiner Reviews anschaue ... BJ Whitmer gegen Jacobs muss ich mir auf jeden Fall geben ... klingt wie n Mtacht für mich :)
 
Hab mir den ersten Part durchgelesen, ROH teil folgt später. War wieder mal eine richtig starke Ausgabe von dir (leider auch die letzte). Bret Hart vs Steve Austin ist für mich persönlich das beste WWE Match aller Zeiten. Ich feier das Match total und würde auch heute noch ***** hergeben. Das Hell in a Cell Match fand ich dagegen aus heutiger Sicht nicht annähernd auf dem Niveau, wobei das schon einige Zeit her ist, als ich es das letzte mal sah. Das Finish rockte zwar total, der Rest war aber meiner Meinung nach nicht mehr als gut. Da fand ich das erste WM Match der beiden um mehrere Klassen stärker. Hart vs Taker gefiel mir dagegen im Gegensatz zu dir ganz gut.
 
Oben