Flashback # 18: Review und Analyse zu Wrestlemania VIII

Silentpfluecker

Pseudo-Wrestlingphilosoph
Teammitglied
Es ist wieder soweit, ein neuer Flashback bringt euch zurück in die Vergangenheit des Marktführers in Sachen Wrestling! Dieses Mal steht zum Hype auf die Survivor Series 2016 einmal mehr eine Wrestlemania auf dem Programm, nämlich die Ausgabe aus dem Jahr 1992, die rückblickend doch einiges an Gesprächsstoff und ein paar (wenn auch unfreiwillige) Überraschungen bot (dazu an den jeweiligen Stellen mehr).
Zu Beginn von Wrestlemania VIII gab es aber erst einmal Vertrautes auf die Ohren, denn in gewohnter Manier schwor uns wieder einmal Vince McMahon persönlich auf das Event ein. Hierbei standen natürlich die Paarungen Ric Flair vs. Randy Savage um die WWF-Championship sowie Hulk Hogan gegen Sid Justice (bei dem einmal mehr Hogans Karriere am storylinetechnischen Scheideweg stand) im absoluten Vordergrund. Der Rest vom Schützenfest wurde hier sogar gar nicht erst erwähnt, wodurch quasi im Vorbeigehen der Fallobstcharakter der übrigen Matches schon vor dem ersten Gongschlag zementiert wurde. Nachdem also auf diese Weise jedem ins Hirn gebrannt wurde, dass eigentlich nur zwei Matches an diesem Abend wirklich relevant werden würden, wurde direkt in den Hoosier Dome geschaltet, wo den Zuschauern ein beeindruckendes Bild der riesigen Arena geboten wurde und Gorilla Mansoon sowie Bobby Heenen die Fans begrüßten. Die Nationalhymne flötete dieses Mal „Countrymusic Superstar“ Reba McEntire (unglaublich aber wahr, die Dame hat mehr Platinscheiben an der Wand hängen als John Cena WWE-Championships gewonnen hat).
Erfreulicherweise ging es dann aber ohne weiteres Gefackel mit Wrestling los.

1. Match

Singles Match
Shawn Michaels (w/ Sensational Sherri) gewann gegen Tito Santana via Pin.

Die Ehre, Wrestlemania VIII zu eröffnen, hatten der unter nahezu gar keinen Publikumsreaktionen einlaufende Tito Santana (da rettete auch sein neues und schön buntes Torero-Outfit eher wenig) und Shawn Michaels (der wenigstens angemessen ausgebuht wurde und mit einer einmal mehr unglaublich charismatischen Sherri als Begleitung glänzen konnte). Eigentlich sollte Marty Jannetty bei dieser Wrestlemania nach dem skandalösen Split der Rockers Ende 1991 gegen Michaels antreten, aber er wurde nach einer Attacke auf einen Polizisten im März 1992 lieber von der WWE entlassen (herrlich, wie sich Marty in den entscheidenden Momenten seiner Karriere immer wieder selber im Weg stand).
Daher musste man aus der kurzfristig entstandenen Personalnot eine Tugend machen und mit dieser Überbrückungsansetzung vorliebnehmen. Und die beiden Worker machten etwas, na ja, eher Solides aus dieser Ausgangssituation. Denn gleich zu Beginn ging es ein klein wenig zu behäbig (weil headlocklastig) los. Irgendwann merkte sogar Gorilla Monsoon an, dass niemand seinen Gegner mit einem Side Headlock pinnen können würde. Rückblickend verstehe ich es auch immer noch nicht, dass man eine Wrestlemania so unspektakulär beginnen lassen musste.
Gegen Ende wurde es aber doch etwas besser – und Tito konnte sogar seinen Finisher (den von mir immer sehr geschätzten El passa de muerte) durchbringen, wobei Michaels aus dem Ring purzelte. Als Tito ihn wieder über das oberste Seil in den Ring zurückziehen wollte, hielt sich Shawn fest, was Tito offenbar so irritiere, dass er sich vorsichtshalber lieber pinnen ließ. So gewann Shawn Michaels einen gerade noch so soliden Opener, bei dem neben Sherri (die sich nach dem Match von Shawn - ganz im Sinne von Alice Schwarzer – vor dessen Füße auf den Boden werfen ließ) vor allem Michaels Selling zu beeindrucken wusste.
Es folgte ein Interview von Gene Okerlund mit der Legion of Doom inklusive Manager Paul Ellering, die nahezu frenetisch vom Publikum gefeiert wurden. Ellering verkündete, dass er zurück sei (was keinen interessiere) und dass die Legion of Doom das beste Team aller Zeiten seien, so dass eine Wiedervereinigung mit ihm nur konsequent gewesen sei. Ansonsten wurde die üblichen philosophischen Weisheiten erörtert und deutlich gemacht, dass man nebenbei auch ein Auge auf die Tag Team Gürtel geworfen hatte. Das war zwar schön für die drei, leider für alle anderen ziemlich langweilig...

Interessanter war da schon eher das Interview mit Jake Roberts, der mit Sean Mooney über sein anstehendes Match gegen den Undertaker plauderte und zart andeutete, dass er – trotz Verbot – seine Schlange mit an den Ring nehmen wollte (also, die lebende jetzt, ihr Banausen). Da der Schlangenmann in den Wochen vor dem Event Paul Bearer einen DDT verpasste und den Taker hinterrücks mit einem Stuhl angriff, war hier natürlich Pfeffer drin. Obwohl das Segment kurz war: Roberts hatte es promomäßig einfach so was von drauf!

2. Match

Singles Match
The Undertaker (w/ Paul Bearer) gewann gegen Jake Roberts via Pin.

Und genau die eben erwähnte Paarung fand nun statt. Dabei wurde Roberts zurückhaltend empfangen, während der Undertaker damals schon so was von over war und einen beeindruckenden Einzug hinlegte. Ich war damals als kleiner Junge vor dem Fernseher ein Mark durch und durch – klar, dass ich bei dieser Ansetzung voll drin war. Wie sollte es möglich sein, diesen Zombie zu besiegen – auch für so einen Fiesling wie Jake Roberts?
So großartig Aufbau und Stimmung waren, so mau war das Match: Der Taker sellte keinen Schlag, so wie es sich gehört (Heenan: „Death never takes a holiday“)! Unser liebster Bestatter schritt wie eine wandelnde Leiche durch den Ring, steckte alles ein und teilte ordentlich Schläge und Würgegriffe aus, die Roberts ziemlich schnell plattmachten. Aber aus dem Nichts setzte Jake den DDT (ich liebe es einfach, wenn das passiert!), aber dusseligerweise kein Cover an. So konnte sich der Taker unnachahmlich wieder aufrichten – nur um kurz danach einen zweiten DDT einzustecken! Aber auch dieses Mal vergnügte sich der Schlangenmann lieber damit, den armen Paul Bearer zu belästigen und zu versuchen, dessen Urne zu stibitzen, anstatt das Cover durchzuziehen. Das nutzte der Taker aus, der natürlich irgendwann wieder zu Kräften kam, schnappte sich Jake, verpasste ihn ein Tombstone außerhalb des Rings, rollte ihn dann wieder rein, um es besser als der Schlangenmann zu machen, also das Cover anzusetzen, und sich den Sieg zu holen.
Wie gesagt, wrestlerisch war das alles sehr mau, aber durch die Beteiligten (die seinerzeit entschieden bessere Entertainer als In-Ring-Worker waren) wirkt es zumindest für mich (auch aufgrund des Nostalgiefaktors) auch heute noch in Ansätzen durchaus unterhaltend. Die Streak bei Mania stand damit für den Deadman bei 2:0.

Weiter ging es mit Mean Gene, der den IC Champion Roddy Piper und seinen Gegner Bret Hart zum Interview zu Gast hatte. Hier ging Piper promotechnisch gleich steil nach vorne und führte aus, dass er die Familie Hart lieben und Bret schon kennen würde, seit dieser ein Baby war (inklusive allen Problemen, die kleinere Kinder manchmal urintechnisch so haben). Das fand Bret nur semi-gelungen und gab verbal ordentlich Contra, bis die beiden sich fast schon vor dem Match an die Gurgel gegangen wären. Freunde, das waren promomäßig noch Zeiten...

3. Match

WWF Intercontinental Championship
Singles Match
Bret Hart gewann gegen Roddy Piper (c) via Pin --> Titelwechsel!

Das so gehypte Match stand auch als nächstes an. Bret Hart (modisch fesch einmal mehr ganz in Pink) wurde auf dem Level eines Superstars empfangen, Piper ebenso. Hier trat ein Face gegen ein anderes Face an, das hatte doch mal was. Ich weiß, dass ich damals vom Aufbau vollkommen begeistert war: Zwei Freunde, die ihre Freundschaft für den Kampf begraben müssen. Was für eine Dramatik! Aber auch aus heutiger Sicht muss man sagen, dass da aufbautechnisch vieles richtig gemacht wurde, da die Atmosphäre in diesem Match einfach stimmte.
Technisch übernahm der Hitman natürlich die Matchführung, Piper war für die Emotionen, das Gebrawle und die Ohrfeigen zuständig. Und die Rechnung ging auf: Es wurde die Geschichte einer kleinen Schlacht erzählt. Piper kam immer wieder mit unfairen Aktionen durch, stiff waren die meisten Aktionen auch noch, Bret fing irgendwann an, zu bluten und zu guter Letzt ging auch noch der Referee ging KO – es wurden wirklich alle Register gezogen. Und es funktionierte, die Fans waren drin, ohne Frage. Als Piper aber die eiserne Ringglocke gegen Bret als Schlaginstrument einsetzen wollte, bekam er letztlich doch Gewissensbisse, warf sie hinfort und setzte lieber seinen Finisher, den Sleeperhold, an. Den konnte Bret aber tatsächlich auskontern und Piper zum Sieg und Titelgewinn einrollen. So steht am Ende ein feines Match, dass auch ohne die ganz spektakulären Moves eindrucksvoll zeigte, wie man im Ring eine Geschichte erzählen kann. Das war eine reife Leistung der beiden. Da wirkte auch die Versöhnung am Ende nicht aufgesetzt, im Gegenteil...

Ernüchtert wurde ich dann aber trotzdem gleich wieder, denn Bobby Heenan interviewte „The Total Package“ Lex Luger, der aus Atlanta zugeschaltet wurde und noch so gar nicht wie ein Narziss oder amerikanischer Held aussah, sondern sich bei Bobby und der WWF einschleimte, um danach seinen Körper und die World Bodybuilding Federation (einer von Vince McMahons Rohrkrepierern) zu promoten. Erst als die WBF später Geschichte war, durfte Luger in der WWE zunächst als Narcissist, dann als All American für Furore sorgen.
Die Freude wurde dann zum Glück aber gleich wieder größer, denn die freundlichen Geeks von nebenan (der Mountie, die Nasty Boys und der Repo Man) hielten eine Backstagepromo, in der sie sich über ihre Gegner lustig machten. Schaut euch das mal an, was für eine Promo! Auch wenn ihre Gegner (die Faces Jim Duggan, Sergeant Slaughter, Virgil und der Boss Man) alles gaben, um promotechnisch da mitzuhalten, gelang ihnen das doch nur ansatzweise. Dennoch: Das war Cartoon-Wrestling der alten Schule und in Reinkultur. Dass Jim Duggan vor dem Kampf freundlicherweise noch einmal deutlich machte, dass die Fans im folgenden Match kein Wrestling, sondern nur Prügelei erwarten sollten, machte deutlich, was nun zu befürchten war...

4. Match

8 Man Tag Team Match
The Big Boss Man, Virgil, Sgt. Slaughter & Jim Duggan gewannen gegen The Nasty Boys (Brian Knobbs and Jerry Saggs), Repo Man & The Mountie (w/ Jimmy Hart) via Pin.

Bevor aber diese von Hacksaw so heldenhaft gehypte epische Schlacht starten konnte, trat Ray Combs, der damalige Moderator von „Family Feud“ (lief hier als Familienduell auf RTL) auf den Plan und machte anbiedernde Späße auf Kosten der Heels, die sich am Ende prügelnd auf ihn stürzten. Der einzige Moment, der mich bei diesem Segment zum Schmunzeln gebracht hätte, wäre der gewesen, bei dem sie ihn wirklich erwischt hätten, was leider misslang.
Das Match war genauso wie von Hacksaw versprochen, nämlich wahrlich nicht dolle (und das ist noch diplomatisch formuliert): Es gab Comedy pur - die ganze Kiste war eigentlich nur ein Versuch, das Publikum in gute Stimmung zu versetzen. Durch das ordentliche Selling aller Beteiligten gelang das auch zumindest halbwegs gut (auch wenn gerade beim Boss Man einige üble Botches drin waren). Aber ansonsten war es eben viel Gebrawle und noch mehr Gewürge. Irgendwann kam es zur vorhersehbaren Massenkeile, bei der dem armen Virgil seine Schutzmaske, mit der er antrat, um sein verletztes Antlitz zu schützen, vom Gesicht gerissen wurde. Die Nasty Boys wollten ihm danach endgültig den Gar aus machen: Knobbs hielt Virgil fest, Saggs wollte ihm einen Schlag mit der mittlerweile durch die Maske aufgepimpten Faust verpassen. Welch Missetat! Dem Allmächtigen sei Dank, denn Virgil konnte sich wegducken, so dass das Knobbs seine eigene bittere Medizin (also den maskierten Faustschlag) schlucken musste. Dieser wurde dann auch kurzerhand von Virgil gepinnt, so dass die Faces den Sieg davontrugen. So weit, so gut - dem Publikum hatte es wie gesagt offensichtlich ganz gut gefallen.
Als ich dieses Match 1992 zum ersten Mal sah, war ich vor Begeisterung über diese Schlacht hin und weg: Was für ein Krieg – und die Guten konnten am Ende trotz aller Widrigkeiten sogar den Sieg erringen. Es gab also doch Gerechtigkeit im Universum. Was kann so eine Erkenntnis für einen Jungen in einem kritischen Alter nicht alles bedeuten? Die Welt hatte wieder einen Sinn... Wenn ich das Match heute sehe, dann... Na ja, dann muss ich eingestehen, dass sich manchmal eben doch die Perspektive im Laufe der Zeit ändert... :)

Aber keine Müdigkeit vorschützen, weiter ging es mit den Schmuddelkindern Ric Flair und Mr. Perfect, die Vorgaben, im Besitz von kompromittierenden Fotos von Miss
Elizabeth zu sein (was an der Dame überhaupt noch kompromittierend sein sollte, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen; wobei, vielleicht waren das ja Fotos vom „one on one“ zwischen Hogan und Elizabeth, weswegen Hogan angeblich ein Jahr später von Savage backstage ein blaues Auge verpasst bekam – wer weiß?). Wie dem auch sei, Flair ballerte wieder eine Promo raus, die eine wahre Freude war. Davon war der Macho Man wohl so eingeschüchtert, dass er lieber gar nicht erst zum Interview antrat und heuchlerisch vorgab, um die Ehre seiner Frau besorgt zu sein...

5. Match

WWF Championship
Singles Match
Randy Savage gewann gegen Ric Flair (c) (w/ Mr. Perfect) via Pin --> Titelwechsel

Und dann stand das eben noch gehypte Titelmatch zwischen Champion Flair und Herausforderer Savage auch schon an. Die Legende besagt hier, dass eigentlich das Dream Match zwischen Ric Flair und Hulk Hogan geplant gewesen war. Aber ob dies wirklich jemals so war, ist ebenso offen wie die Frage, warum es letztlich nicht bei Wrestlemania VIII über die Bühne ging. Die Erklärungen sind vielfältig: Mal heißt es, die Matches der beiden bei den Houseshows (die als Testballon für Mania stattfanden) kamen bei den Fans nicht gut an. Außerdem hätte die Chemie zwischen den beiden im Ring nicht gestimmt. Andere machten den Steroid-Skandal dafür verantwortlich, da Hogan nach Mania die WWF erst einmal verlassen und sich Filmprojekten zuwenden sollte, bis sich der Staub etwas gelegt hatte. Hogan selbst sagte, er wollte den Job für Flair machen, durfte es aber nicht (eine Aussage, die heute viele Fachleute in Frage stellen), Flair sagte, dass ein Match gegen Hogan zwar immer eine Option gewesen war, ihm aber nie zugesichert wurde. Wie dem auch sei, letztlich fand dieses Match schlicht nicht statt, stattdessen kam der Macho Man zu einem erneuten Titelkampf, dieses Mal eben gegen den Nature Boy.
Bereits Flairs Entrance sorgte bei Bobby Heenen für multiple Orgasmen, was nur einer der „Höhepunkte“ der kommenden Minuten sein sollte – denn das Match war klasse (und das, obwohl Flair zu diesem Zeitpunkt 43 Lenze zählte und auch Savage bereits in seinem 40. Lebensjahr stand).
Die beiden legten technisch versiert und professionell los, wobei sie sich allerdings auch einige Pausen gönnten. Flair dominierte und schleuderte Savage mehrfach hart in die Ringecke – aber ansonsten wurde zunächst viel Hausmannskost geboten, man kennt solche Anfänge großer Matches. Übrigens war Flair für mich der wrestlerisch deutliche stärkere Mann im Ring, Savage hatte zu diesem Zeitpunkt doch einige unsaubere Aktionen zu verzeichnen. Aber dann wurde es richtig gut und vor allem intensiv, als die beiden außerhalb des Rings loslegten und sich Flair eine Platzwunde an der Stirn zuzog. Es folgten einige Nearfalls, die allesamt von der Crowd gekauft wurden. Nachdem irgendwann der Flying Elbow von Savage im Ziel landete, zog Flairs Ringbegleiter Mr. Perfect den Macho Man während des anschließenden Covers kurzerhand aus dem Ring. Es folgte ein Handgemenge zwischen Perfect und dem Macho Man, welches Flair nutzte, um sich einen eisernen Gegenstand von Perfect zuwerfen zu lassen und Savage damit niederzuschlagen. Aber Savage konnte aus dem nachfolgenden Cover tatsächlich auskicken! Nun war die Crowd völlig drin, noch mehr als dies zuvor schon der Fall war. Als Savage von Perfect mit einem Stuhl bearbeitet wurde, kam (man musste es befürchten) Vereinsmatratze Elizabeth an den Ring, um ihrem Ehemann beizustehen (wer weiß, ob sie vorher Hogan nicht nur die Glatze poliert hatte...). Das hinderte Fair nicht, den Figure Four Leglock anzusetzen und sich dabei von Perfect helfen zu lassen. Aber der Referee unterband diese fremde Hilfe, Savage kaum aus dem Leglock heraus, leistete weiter heldenhaft Widerstand und konnte Flair sogar tatsächlich zum Sieg einrollen. Flair küsste danach vor lauter Entsetzen erst einmal Miss Elizabeth (er sagte sich wohl, dass der Abend für ihn nicht noch schlimmer werden konnte und begab sich daher hinab in den Schlamm...) und setzte als guter Verlierer Savage danach noch arg zu (die Fans riefen wieder einmal nach Hogan, diese Pfosten!), um sich danach aus dem Staub zu machen. Savage kam nach dieser Abreibung nur langsam zu sich (was für ein Selling der beiden Protagonisten!) und ließ sich danach von den Fans gebührend feiern. Was mir damals wie heute auffällt, wenn ich diese Bilder sehe: Savage feierte seinen erneuten Titelgewinn mehr oder weniger für sich. Elizabeth war zwar dabei, aber Randy tat sein bestes, seine Ehefrau nicht wahrzunehmen und nur soweit zu beachten, wie es das Protokoll verlangte. Das wird seine Gründe gehabt haben...
Sean Mooney interviewte derweil backstage Ric Flair und Mr. Perfect, die zusammen mit Bobby Heenen eine Ungerechtigkeit sondergleichen beklagten. Namentlich der blutverschmierte Flair forderte einen Rückkampf, da eine Niederlage gar nichts bedeutete, zumal Savage beim Einroller den Naturjungen an der Hose festhielt (wo er Recht hatte, hatte er Recht). Und wieder einmal galt auch hier: Was für eine klasse Promo des Nature Boys! Dem stand kurz darauf aber auch Savage diesmal in nichts nach, der kundtat, dass er den ganzen Flair wolle und es nicht erwarten könne, ihn erneut in die Finger zu bekommen. Auch diese Promo, vorgetragen mit ruhiger, aber doch aufgebrachter und drohender Stimme, war einfach bombig!

Ein Rückblick zeigte dann, wie die Fehde zwischen Hogan und Sid Justice eingeleitet wurde: In einem Tag Team Match zwischen Hogan und Justice gegen Flair und den Undertaker verweigerte Justice den Hot Tag mit Hogan und ließ den Hulkster im Stich. Aber jetzt mal ehrlich: Wer wollte ihm ein solches Verhalten verübeln?
Im Ring ging es dann weiter mit einem Indianertanz, bei dem sich einige amerikanische Ureinwohner zum Horst machen durften. Damit war klar, wer im nächsten Match antreten würde, nämlich der allseits (?) beliebte Tatanka. Er musste gegen Ric Martel antreten, der vor dem Match in einem Interview ordentlich durch die Gegend spritzte (sein Parfum „Arrogance“, ihr Schelme).

6. Match

Singles Match
Tatanka gewann gegen Rick Martel via Pin.

Das Positive an diesem Match war seine Kürze. Nach einigen Aktionen und einem ziemlich üblen Abflug aus dem Ring von Tatanka, kam der Indianer schnell wieder ins Match zurück, gelangte nur kurzzeitig ins Hintertreffen und siegte dann nach einem High Cross Body out of nowhere. Nicht schön, aber wie gesagt immerhin kurz.
Backstage gaben die amtierenden Tag Team Champions Money Inc. (das Team bestehend aus dem Million Dollar Man und IRS fand sich Ende 1991 und gewann im Februar 1992 die Titel von der Legion of Doom) bekannt, dass sie die Natural Disasters nicht auf die leichte Schulter nehmen würden (besser ist das bei solchen Brocken), aber sie definitiv nehmen wollten (Hä???). Wie auch immer man das verstehen sollte, die Disasters (dieses Team fand sich ebenfalls 1991, wobei Earthquake und Typhoon zunächst als Heels agierten, um später zu Faces zu turnen) wollten sich jedenfalls nicht (in welcher Weise auch immer) von Money Inc. nehmen lassen, sondern lieber die Tag Team Titel gewinnen. So hatte das Tag Team Titelmatch auch gleich ein mich leicht verstörendes Motto, was aber nichts daran änderte, dass es als nächste an der Reihe war.

7. Match

WWF Tag Team Championship
Tag Team Match
The Natural Disasters (Earthquake & Typhoon) gewannen gegen Money Inc. (Ted DiBiase & Irwin R. Schyster) (c) (w/ Jimmy Hart) via Countout.

Doll war freilich auch diese Ansetzung nicht, bot aber einen netten Botch von Typhoon, der sich nach einem schlecht gefakten Splash mehr oder weniger selber aus dem Ring beförderte. Ansonsten drohte die Crowd langsam wegzunicken, als die Naturkatastrophen den Sack zumachen wollten und Earthquake den Earthquake-Splash ansetze. Aber der Million Dollar Man hatte eine kapitale Idee, zog den darniederliegenden IRS (dem der Splash gegolten hätte) kurzerhand aus dem Ring – und beide ließen sich einfach auszählen. Damit wechselten die Titel bekanntlich nicht die Hände, so dass Money Inc. trotz des Countoutsieges der Disasters nach wie Champions blieben. Zumindest bis auf weiteres...
Wie dem auch sei, nach einem Interview mit Brutus Beefcake, das keinen interessierte („Hogan ist toll“), stand noch der obligatorische Füller vor dem Main Event an.

8. Match

Singles Match
Owen Hart gewann gegen Skinner via Pin.

Der junge Bruder vom Hitman trat in schrillsten Neonfarben an und hatte nach seiner Entrance gerade einen fein eingesprungenen Salto rückwärts vom obersten Seil gezeigt, als er nach der Landung von Skinner (seines Zeichens eher so der Typ „Tabak kauender Krokodiljäger aus dem Sumpf von nebenan“, der aussah, als habe er als Vorlage für den Charakter von Bray Wyatt fungiert) mit Kautabak bespuckt wurde. Der sich deswegen im Vorteil befindende Sabbermann wurde aber nach kurzer Zeit von Owen eingerollt, so dass die Kiste erfrischend schnell vorbei war.
Und dann war (nach der obligatorischen Ansage von und mit Sid) Main-Event-Time. Das Match stand unter dem Motto: Wenn Hogan verliert, muss er die WWF verlassen. Da zeigte sich auch Hogan in einem Interview mit Vince McMahon so nachdenklich, dankbar und tiefgründig, dass man fast kotzen hätte können... Justice hatte demgegenüber eigentlich gar keine Sorgen, denn er sah sich ganz bescheiden als Herrscher der Welt. Was sollte da denn überhaupt noch anbrennen?

9. Match

Singles Match
Hulk Hogan gewann gegen Sid Justice (w/ Harvey Wippleman) via DQ.

Wir erinnern uns: Beim Royal Rumble 1992 eliminierte Justice clean den gelben Hulk, der daraufhin den gerechten Sid so drangsalierte, dass Fair ihn rauswerfen konnte. Das war natürlich mehr als genug für die vermeintlich Fehde des Jahres 1992, die mit der Aussicht auf Hogans Karriereende garniert wurde.
Gleich zu Beginn wurde Hogan von Justice angegriffen, wobei der Hulkster – noch zu den Klängen seines Themes – den Störenfried abwehren konnte. Danach ging es aber erst richtig los - also richtig schlecht. Mal gab es ein paar Schläge, mal ein paar Pausen, mal eine „Kraftprobe - aber natürlich kein Wrestling im eigentlichen Sinne. Das killte zwar Zeit, brachte aber keinen wirklichen Frohsinn (auch wenn die Fans in der Arena das offenbar anders sahen)... Der einzig brauchbare Move im ersten Drittel des Kampfes war eigentlich der Choke Slam von Justice gegen Hogan. Es folgte die übliche unsportliche Aktion (Schlag von Sid mit einer Tasche) und wieder ein langweiliger, dafür umso länger dauernder Haltegriff. Irgendwann kam dann Hogans unvermeidliche Wiederauferstehung, die auch von einem Side Suplex und der (eher ohne Power durchgeführten) Power Bomb von Justice nur kurz aufgehalten wurde, um dann richtig loszubrechen, nachdem Hogan aus dem (nach der Power Bomb angesetzten) Cover auskickte. Hogan sellte nun wie gehabt gar nichts mehr, setzte Big Boot, Body Slam, Legdrop of Doom und das Cover an – und wurde bei letzterem von Harvey Wippelmann unterbrochen! Zumindest sollte es so aussehen. Fakt ist aber: Harvey kam etwas zu spät, Sid kickte schon vorher von selbst aus dem Cover aus.
Was ich damals für einen Push für Justice in gottgleiche Regionen hielt (wer kickt schon clean aus dem „Legdrop of Doom“ aus?), war allerdings lediglich einer der größten Upfucks der Wrestlinggeschichte: Denn natürlich sollte Sid niemals clean aus dem Legdrop auskicken (wo wären wir denn da auch hingekommen?). Angedacht war vielmehr, dass Papa Shango (warum auch immer) in die Arena eilen und das Cover unterbrechen sollte. Nur leider befand sich dieser hinter der Bühne wohl noch beim Spielen mit seinen Voodoopuppen – jedenfalls verpasste er seinen Einsatz aber mal so was von deutlich! Da musste Wippelmann improvisieren und selber das Cover unterbinden, kam dabei aber wie gesagt ebenfalls ein klein wenig zu spät, so dass Justice nichts anderes übrig blieb, als selber die Initiative zu ergreifen und das Unmögliche zu tun, nämlich aus dem Cover auszukicken. Dennoch muss man Wippelman und Justice für ihre spontanen Reaktionen Tribut zollen, irgendwas musste ja passieren. So kam es also dazu, dass Sid clean aus dem Legdrop auskicken durfte!
Na ja, die geplante DQ folgte dennoch (das Protokoll forderte es so, also musste man es auch so durchziehen!).
Wie aus dem Nichts (und wie gesagt gefühlt 8 Stunden zu spät) kam dann doch noch ein sichtlich irritierter Papa Shango, der offenbar nun auch nicht einmal mehr den Hauch einer Ahnung davon zu haben schien, wo er gerade war und was er hier überhaupt sollte. Aber da er schon mal da war, machte er das einzig richtige und griff einfach mal den Hulkster an (da macht man selten was verkehrt). Und während die beiden Heels fröhlich die gelbe Gefahr auseinandernahmen, wurde das Elend des Main Events vollkommen, denn ungefragt kam der Ultimate Warrior dazu, rettete Hogan (auch hier war die Crowd in der Tat begeistert) und grunzte, nachdem die Heels vertrieben waren, freundlich vor sich hin. So feierten sich am Ende der Show die beiden Helden im Ring wie gehabt ausgiebig selber und Wrestlemania VIII ging mit mehr oder weniger bekannten Bildern off air.

Fazit:
Diese Wrestlemania war (Achtung!) „solide“. Es gab ein starkes Match (Intercontinental Championship) und ein sehr starkes (WWF Championship). Der Rest war durchschnittlich bis schlecht. Zwar feierte mit dem Ultimate Warrior ein Megastar sein Comeback, aber ansonsten blieb vieles unvollendet. Das groß herbeigesehnte Match zwischen Hogan und Flair fand nicht statt und auch das Finish im Main Event war übel verbotcht (hier wurde immerhin durch den dusseligen Pappa Shango – wenn auch unfreiwillig – ein legendärer Wrestlemania-Moment geschaffen). Ansonsten war wie gesagt nicht alles Gold was glänzte, auch wenn ich das als kleiner Junge damals irgendwie noch ganz anders in Erinnerung hatte...
 
Ich liebe solche Zusammenfassungen und das war wohl auch noch vor meiner Zeit als aktiver Zuschauer.

Gerne mehr davon. Könnte ich den ganzen Tag lesen.
 
Erneut starkes Ding! Als Sid aus dem Leg Drop auskicken (musste) war ich ebenfalls total schockiert. Und wie Papa Shango dann auftauchte und wie du beschrieben hast total überforderte war... Das war pures Gold :D

Traurig aber schon damals dass tolle Worker wie Savage und Flair mit ihrem starken Match um den Titel nicht mal den Main Event bekommen. Hulk beendet die Show feierlich, Basta!

Ansonsten aber schon spannend zu sehen dass Micheals und Bret Hart da schon angedeutet haben, wo es für sie hingehen kann. Auch der Taker ließ es kurzzeitig aufblitzen. Vereinzelte Logik-Lücken oder Booking-Katastrophen hab ich damals auch gar nicht so beachtet :D

Mein Highlight war eigentlich wie Hogan Wippelman auf Sid wirft und der ihn fängt, weil keiner weiß was zu tun ist. Da wird hinter den Kulissen der ein oder andere Puls in die Höhe geschnellt sein.

Kurios auch wie man in der ganzen Fehde Sid als den Heel präsentiert, wobei Hogan eigentlich viel mehr Heel-Züge hatte. Allein der Start der Fehde hätte Sid eigentlich als Babyface und Hogan als Monster-Heel zementieren müssen :D Aber wo kämen wir denn da hin???
 
Wie immer göttlich diese Flashbacks. Man sollte bei dieser Veranstaltung fairerweise dazusagen, dass Hogans Einmarsch in den riesigen Hoosier Dome ziemlich beeindruckend war. Das ist ehrlich gesagt auch meine bleibendste Erinnerung an diesen Schmonzes. Ein lachendes und ein weinendes Auge habe ich bei Owen Hart, denn kurz nach dieser WM kam WWF erstmals nach Deutschland, und die erneute Aufführung seines Matches gegen Skinner war das erste WWF-Match, das ich jemals live in einer Arena bestaunen durfte. Sowas vergisst man nicht. Sonst war mein Highlight natürlich Savages Titelgewinn, der seine ich glaube echte Hüftverletzung dann auch in Deutschland sellte. Man hatte auch Flair jenseits der Shows irgendwie den Titel zurückgegeben, worüber ich bis heute sauer bin. Wir wollten alle Savage als Champ. Na ja, das waren noch Zeiten... Uuh yeahh, kann ich da noch sagen.
 
Wie immer göttlich diese Flashbacks. Man sollte bei dieser Veranstaltung fairerweise dazusagen, dass Hogans Einmarsch in den riesigen Hoosier Dome ziemlich beeindruckend war. Das ist ehrlich gesagt auch meine bleibendste Erinnerung an diesen Schmonzes. Ein lachendes und ein weinendes Auge habe ich bei Owen Hart, denn kurz nach dieser WM kam WWF erstmals nach Deutschland, und die erneute Aufführung seines Matches gegen Skinner war das erste WWF-Match, das ich jemals live in einer Arena bestaunen durfte. Sowas vergisst man nicht. Sonst war mein Highlight natürlich Savages Titelgewinn, der seine ich glaube echte Hüftverletzung dann auch in Deutschland sellte. Man hatte auch Flair jenseits der Shows irgendwie den Titel zurückgegeben, worüber ich bis heute sauer bin. Wir wollten alle Savage als Champ. Na ja, das waren noch Zeiten... Uuh yeahh, kann ich da noch sagen.

Hui, dass Du trotz beruflichem Stress noch einen Blick auf die Flashbacks wirfst - ein Ritterschlag. :)
 
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