Vorallem hat Shevchenko den Leg Trip ja sogar mehrmals zeigen können und soweit ich das beurteilen kann benötigt man dafür ein herausragendes Timing, so einen Move sieht man ja auch wirklich selten (zumindest habe ich ihn bisher in noch keinem anderen Kampf gesehen).
Aber dann sind wir ja im großen und ganzen einer Meinung.
Ich denke auch das wird Nunes' schwerste herausforderung seit langem, und die ich würde mich dem anschließen, dass es der sportlich hochklassigste Kampf der Women's Bantamweight Geschichte werden könnte. Wobei da stellt sich mir auch gleich die Frage: Gab es im Women MMA bisher einen Kampf den man trotz diesen hohen Erwartungen an Nunes-Shevchenko höher einordnen würde?
Naja, du musst das Knie von Pena halt genau im richtigen Moment fangen. Man lässt ja praktisch mit Absicht die Tür für den Kniestoß offen, um dann im richtigen Moment zuzupacken und die Attacke doch noch zu stoppen. Verpasst man diesen Moment, kassiert man den Kniestoß mit voller Wucht und bekommt das Knie höchstwahrscheinlich auch nicht zu greifen. Von daher ist in der Tat ein gutes Timing nötig, denn das kann auch ganz schnell in die Hose gehen, vor allem bei Pena's Kniestößen. Sheva hatte allerdings immer ein perfektes Timing. Wenn du nämlich erstmal das Knie fest im Griff hast, dann ist es ein leichtes, das andere Bein zu trippen, denn man kann ja mit dem Knie unter dem Arm auch noch zusätzlich Druck erzeugen, damit die Gegnerin zu Boden fällt. Diese Technik sieht man nicht so oft, weil sie halt sehr risikoreich und nur schwer umzusetzen ist. Deswegen ist es umso beeindruckender, dass Sheva dies durchgezogen hat. Das spricht für ihr Selbstvertrauen.
Nein gab es nicht, denn es trafen noch nie zwei Fighterinnen aufeinander, die die Skills von Nunes und Sheva haben. Auf dem Papier ist es ohne Zweifel der beste Women's Bantamweight Fight aller Zeiten. Hoffentlich hält der Kampf auch das, was er verspricht. So, und dann noch schnell zu den anderen Fights:
Ich hatte ja weiter oben geschrieben, dass Caceres alles andere als in Top Form war. Ich muss gestehen, dass ich nach dem zweiten Schauen anderer Meinung bin. Caceres hat eigentlich einen guten Job gemacht, besonders in der ersten Runde. Seine Bewegungen haben mir sehr gut gefallen. So viel Head Movement, so viele Angles und so eine Defense habe ich von ihm noch nie gesehen. Er gilt ja eigentlich als ein total wilder Fighter, aber hier konnte man echt mal sowas wie einen Game Plan sehen. Auffällig war zum Beispiel, dass er auch mal Knight kommen lassen hat, um dann seinerseits zu kontern. Das habe ich vorher kaum von ihm gesehen. Dadurch war seine Offensive noch flexibler und deswegen konnte er Knight auch ordentlich unter Druck setzen. Knight lebte von seinem Timing und seiner Präzision. Caceres war eindeutig aktiver, obwohl Knight eben auch mal die Mitte des Octagons einnehmen konnte, aber in diesen Phane verteidigte sich Caceres halt gut. Trotzdem konnte sich Caceres nicht entscheidend durchsetzen. Es waren viele kleine Treffer, aber nur wenige klare. Knight landete am Ende der Runde einen krachenden Takedown und zuvor hin und wieder gute Power Shots. In der zweiten Runde sah es ähnlich aus. Caceres wirkte schon leicht überlegen, aber wieder waren es die Nadelstiche von Knight, die entscheidend waren. Die Effektivität bei seinem Takedown, vor allem die Galligkeit im Scramble, haben mich beeindruckt. Da hat er nicht locker gelassen und wurde mit der Back Control belohnt. Von dort aus hat er einen guten Mix aus Chokes und Ground & Pound gefunden. Caceres verteidigte sich auch hier gut. Bei allem Lob für Knight muss man einfach festhalten, dass sich Caceres in allen Belangen verbessert hat, auch wenn es hier nicht gereicht hat. In der Back Control war Knight einfach zu stark. Wie er den Choke vorbereitet hat, war klasse. Hier muss man echt beide loben. Ein toller Fight. Vor allem Knight sollte man im Auge behalten. Sein Timing ist super und sein Grappling sehr flexibel und unberechenbar. Lediglich sein Striking hat noch Lücken, wobei man hier auch sagen muss, dass Caceres gerade dort brutal stark ist.
Zu Arlovski habe ich bereits alles gesagt. Zu langsam, zu unexplosiv und zu wackelig. Er kann einfach nicht mehr mit der Weltspitze konkurrieren. Man muss aber auch sagen, dass Ngannou ein Tier ist. Ich fand es unfassbar, wie er allein mit seiner Präsenz das Octagon dominiert hat. Seine Körperhaltung allein hat ausgereicht, um Arlovski in den Rückwärtsgang zu drägen. Sowas habe ich in der Form noch nie gesehen. Arlovski wusste nicht, wie er Ngannou attackieren sollte, obwohl der eigentlich gar nichts machte. Er hatte lediglich die Rechte für den Konter geladen und das reichte aus, um Arlovski zu verunsichern. Ngannou drängte ihn mehr und mehr in Richtung Käfig und provozierte damit den unüberlegten Aktionismus von Arlovski. Arlovski attackierte einfach total unvorbereitet, was aber eben durch Ngannou herbeigeführt wurde. Und das fand ich echt krass. Seine Power und Explosivität ist so gefürchtet, dass allein seine Körperhaltung den Gegner schon verunsichert. Ich finde, er erinnert ein wenig an Bob Sapp, aber eben mit wesentlich mehr Skills. Mal sehen, wo sein Weg hinführt. Man kann viele Bereiche momentan noch gar nicht richtig beurteilen, weil er eben noch gar nicht auf sein Grappling angewiesen war. Genauso wenig kann ich bewerten, wie er reagiert, wenn er mal in eine Drucksituation kommt. Sea-Level Cain würde ihn zum Beispiel permanent unter Druck setzen. Wie würde er darauf reagieren? Solche Fragen stelle ich mir halt. Wenn er so kämpfen kann, wie hier, dann ist er nahezu unschlagbar. Er konnte sich Arlovski ganz in Ruhe zurechtlegen, diesen zum Aktionismus zwingen und dann mit einem kraftvollen Konter finishen. Das war ein perfekter Auftritt. Wie gesagt, ich traue ihm sehr viel zu, aber er ist eben auch noch sehr jung. Nicht, dass er ein zweiter Stefan Struve wird.
Ich wiederhole mich, aber Masvidal ist ein Monster. Sein Game Plan war hier überragend. "Hands high" ist gegen Cowboy eigentlich tödlich, aber bei dem Kampfstil von Masvidal war das sehr clever. Er hat Cowboy die Body Kicks und Leg Kicks ohne Gegenwehr ermöglicht, aber zum Kopf ging nahezu gar nichts. Masvidal war einfach zu nah dran und blockte die High Kicks zudem noch sehr gut. Damit kam Cowboy nicht durch. Die anderen Kicks saßen zwar, aber durch die Boxing Range kassierte Cowboy bei den Low Kicks auch immer wieder Counter Strikes von Masvidal. Den Bereich des Boxens verlor Cowboy klar und deutlich. Ich verstehe allerdings auch nicht, warum er sich darauf eingelassen hat. Dort war er Masvidal einfach nicht gewachsen, aber er brachte keine Angles, er bewegte sich kaum und versuchte auch nichts anderes. Ich mein, Cowboy ist auch niemand, der gerne Takedowns inszeniert, aber hier wäre es vielleicht mal angebracht gewesen, um Masvidal etwas auf Distanz zu halten. Masvidal stand ihm stets auf den Füßen und Cowboy hatte darauf einfach keine Antwort. Er ergab sich förmlich seinem Schicksal. Masvidal kämpfte seinen Schuh ganz cool runter. Er ließ Cowboy's Offense in einem gewissen Rahmen zu, aber nur, um eben dann mit Kontern zum Erfolg zu kommen. Diese Kontrolle und Intelligenz hat mir sehr gut gefallen. Ich bin gespannt, wie es für Masvidal nun weitergeht. Der Typ ist sowas von skilled. Der muss jetzt endlich mal den Durchbruch schaffen. Er ist der sauberste Boxer der Division. Er kann grappeln, wenn er muss. Und er kann sich auf jeden Stil einstellen, das hat man hier gesehen. Für Cowboy wünsche ich mir nun den Lawler Fight.