Flashback # 19: Review und Analyse zum SummerSlam 1992

Silentpfluecker

Pseudo-Wrestlingphilosoph
Teammitglied
Es ist wieder soweit: Flashbackzeit, Zeitreisezeit! Macht euch bereit, um einmal mehr in die wilden frühen 1990’er Jahre des Marktführers in Sachen Wrestling einzutauchen – dieses Mal geht es um den geradezu legendären SummerSlam 1992, anlässlich dessen seinerzeit erstmals ein großer WWF-PPV auf europäischem Boden, nämlich in London, ausgetragen wurde.

Einige organisatorische Infos gleich vorweg, damit das flott erledigt sei: Dieser Flashback wird wohl der letzte sein, der ein WWF-Großereignis in schriftlicher Form behandelt, denn ab dem Royal Rumble 1993, der ja (der Flashbacktradition folgend) aus chronologischer Sicht als nächstes an der Reihe wäre, machen wir den Flashback als Podcast weiter – zu Rumble, Mania und SummerSlam aus dem Jahre 1993 haben wir ja auch schon Podcasts aufgenommen. Daher umweht mich bei diesem letzten Flashback in Schriftform schon ein kleiner Hauch von Wehmut, da heute ein kleines Lebenskapitel für mich zu Ende geht.
Aber genug Trübsal geblasen, steigen wir lieber mit voller Euphorie in den SummerSlam 1992 ein. Auch für dieses Event hatte ich mir extra über Ebay die deutsche Version auf VHS-Videokassette gekauft, da diese von Joe Williams und Uli Fesseler kommentiert wurde, dem Duo also, das mir bereits beim Royal Rumble 1992 Freudentränen in die Augen hat schießen lassen. Da konnte ich einfach nicht anders. Leider wurde dieses Niveau der Kommentierung beim SummerSlam nur in Ansätzen erreicht. Dennoch kommen Fans an dieser Version kaum vorbei…

Nachdem ich also die stolz erworbene VHS-Kassette in den entstaubten Videorekorder (ja, so etwas besitzen einige ältere Semester noch) eingelegt und bei diesem frohen Mutes auf die Taste „Play“ gedrückt hatte, wurde zunächst Werbung für die WWF-Actionfiguren abgespielt. Hierbei gab insbesondere der Macho Man verbal alles. Ein putziges Segment, wenn man bedenkt, dass auch im Jahr 2017 die WWE bei jedem Großereignis immer noch für die Zielgruppe der Männer in ihren 40ern nahezu identische Figuren bewirbt!

Danach begrüßten uns die beiden deutschen Kommentatoren zur Spektakel und schworen uns auf die bevorstehende Babmbule ein, wobei dem geneigten Zuschauer vor dem eigentlichen SummerSlam einleitend die Massen von englischen Fans gezeigt wurden, die allesamt ihre Prognosen zum Ausgang der Matches abgaben und allesamt kaum älter als zwölf Jahre alt gewesen sein dürften (die WWF war zu dieser Zeit in Europa gerade bei den Jungs im Alter zwischen 10 und 15 Jahren uglaublich am Boomen). Von so einer Resonanz bzw. so einem einem Altersdurchschnitt kann die WWE heute allenfalls träumen. Der Reiz des Neuen verfliegt eben irgendwann…
Wie dem auch sei, nachdem mittelalterlich in Szene gesetzte Herolde im Stadion ordentlich ihre Musikinstrumente geblasen hatten, begann die eigentliche Show vor 80.000 begeisterten Zuschauen im Wembley Stadion.

1. Match

6 Man Tag Team Match
Jim Duggan and The Bushwhackers (Butch and Luke) gewannen gegen The Mountie and The Nasty Boys (Brian Knobbs and Jerry Sags) (with Jimmy Hart) via Pin

Der Opener bestand in einem fröhlichen 6 Man Tag Team Match, das es nicht auf die Main Card geschafft hatte, also als sogenanntes Dark Match lief und für die Käufer des PPVs damit nicht zu sehen war. Aber auf der deutschen VHS-Version war es zum Glück vorhanden, so dass auch der Schreiber dieser Kolumne in den Genuss dieses Fun-Matches kam. Schon die Namen der hier antretenden Worker machten deutlich, was hier Trumpf war: Die Nasty Boys, der Mountie, die Bushwhackers und Jim Duggan standen zu diesem Zeitpunkt für Comedy und Publikumsunterhaltung pur, so dass hier nicht mit wrestlerischen Finessen, sondern mit einem Match zu rechnen war, welches das Publikum gleich zu Beginn der Show in die rechte Stimmung versetzen sollte – nicht mehr, nicht weniger…
Und genau so lief die ganze Kiste auch: Nach dem Entrance der Akteure (wobei Jim Duggan ausgesprochen gute Pops bekam) buhlten beide Teams zunächst um die Gunst des Publikums, danach gab es Gebrawle pur sowie ausgiebig praktizierte Interaktion mit den Fans. Viel muss man dazu nicht sagen, denn das ganze Ding war ja wie gesagt nur dazu da, um zu Beginn der Show für gute Stimmung zu sorgen. Das gelang voll und ganz – wer brauchte da schon Wrestling?
Wer trotzdem die Geschichte des Matches hören mag, der merke nun auf: Nach einer arg gemeinen Aktion der Heels wurde Bushwhacker Luke konsequent (und oftmals auch illegal) von den Bösewichtern auseinandergenommen. Das dauerte fast schon etwas zu lange, so dass die Crowd immer ruhiger und gelangweilter wirkte. Aber gerade noch rechtzeitig kam der Hot Tag mit Duggan und Hacksaw räumte so im Ring auf, wie man das von ihm kennt: rustikal, konsequent und fast ein wenig unbeholfen. Nach der Three Point Stance durch den HOOOOO-Mann war es dann auch vorbei. Achtet mal auf die Fanreaktionen: Nachdem der Three Count durchgegangen war, drehten die Fans im Stadion vor Freude regelrecht durch – und das bei einem Match, dass es nicht einmal auf die Main Card geschafft hatte (heute gäbe es solch einen Jubel stellenweise wohl nicht mal mehr im Main Event).

2. Match

Singles Match
Papa Shango gewann gegen Tito Santana via Pin

Das zweite Dark Match bestritten der sympathische Vodoopriester von nebenan (der dieses Mal bei der Entrance, anders als noch bei Wrestlemania VIII, übrigens nicht seinen Einsatz verpasste!) und Tito Santana. Während Fesseler und Williams dabei noch über Tischdecken fachsimpelten und eine schleichende Kälte in der Arena zum Thema machten, griff Shango den noch mit dem Publikum interagierenden Santana an. Der konnte in der Folgezeit nicht nur einige feine Aktionen zeigen (einen Drop Kick, der Shango aus dem Ring beförderte, und eine Flying Clotheline vom obersten Seil), diese Ansetzung war sogar (zumindest nach meinem Dafürhalten) für damalige Verhältnisse auch sonst gar nicht mal so verkehrt. Das No Selling von Shango und das heldenhafte Ankämpfen von Santana funktionierten als Konzept für das Match und wurden von den englischen Fans voll und ganz gekauft – und als der Vodoo-Mann sogar aus dem El passa de muerte (dem Finisher von Santana) auskicken konnte, wurde sogar ein kleiner Upset geboten. Unmittelbar danach setzte Shango aber seinen Finisher an (einen Inverted Shoulderbraker) – und das Match war vorbei. Dafür, dass sie nur sechs Minuten dauerte, war diese Ansetzung wie gesagt ziemlich okay. Und in Sachen Booking hatte man auch vieles richtig gemacht: Damals hatte man mit Papa Shango noch einiges vor, das war es nur konsequent, ihn mit einem Sieg über den bunten Torero stark darzustellen.

3. Match

Tag Team Match
The Legion of Doom (Hawk and Animal) (with Paul Ellering) gewannen gegen Money Inc. (Ted DiBiase and Irwin R. Schyster) (with Jimmy Hart) via Pin

Die Main Card wurde von einem Tag Team Match eröffnet, nämlich den Bösewichtern von Money Inc. sowie der legendären Legion der Verdammten, bestehend aus Hawk und Animal. Nach der Entrance der Geldliebhaber kam die Legion of Doom standesgemäß auf Harley Davidsons an den Ring – Hawk sowie Animal versuchten auf diese Weise wohl, in Sachen psychologischer Kriegsführung ein Zeichen zu setzen.
Ursprünglich sollte diese Paarung das Titelmach um die Tag Team Championship darstellen, aber vier Wochen vor dem Event verlor Money Inc. die Gürtel an die Natural Disasters. Man hatte es sich wohl im Hause McMahon auf der Zielgeraden anders überlegt. Warum genau? Das habe ich bis heute nicht verlässlich herausfinden können.
So blieb es bei einem normalen Tag Team Match beim SummerSlam, das klassisch aufgebaut und auch ebenso geführt wurde, wobei zu jeder Sekunde erkennbar war, dass hier zwei absolute Profiteams am Werk waren. Am Ende bekamen LOD die Oberhand und wollten den Doomsday Device gegen den Million Dollar Man ansetzen, aber IRS verhinderte dies mit einem Drop Kick. Dennoch setzten die Verdammten nach – und nach einem Powerslam von Animal gegen Ted war der Kampf vorbei. Ordentliches Match, nicht weniger – aber eben auch nicht mehr.

Es folgte ein Interview mit Ric Flair, der sich erbost darüber äußerte, dass nicht er, sondern der Ultimate Warrior der Number One Contender auf die WWF-Championship war. Das war nach Aussage des Nature Boys auch der Grund dafür, dass er beim SummerSlam dann lieber gar nicht erst antrat (offenbar konnten die Worker stellenweise damals nach Gutdünken entscheiden, ob ihnen danach war, bei einer Show aufzutreten oder eben nicht). Und auch die vermeintlich so spannende Frage (die eigentlich keinen wirklich interessierte), in wessen Ecke Mr. Perfect im Main Event stehen würde (in der des Macho Mans oder des Ultimate Warriors) ließ der Nature Boy mit vielsagender Miene und einem verschmitzen Lächeln offen.

In dem darauf folgenden Interview gab Virgil (mittlerweile der engagierte Jobber von nebenan) bekannt, dass er keine Angst vor seinem heutigen Gegner Nailz (ein blonder Riese mit dem Gimmick des Ex-Knackies, der mich immer ein wenig an Nick Nolte für ganz Arme erinnerte) haben würde. Da passte es doch wie der Hammer auf den Nagel (welch Wortwitz), dass dieser Kampf auch gleich auch als nächstes folgte.

4. Match

Singles Match
Nailz gewann gegen Virgil via Submission

Zum Match gibt es kaum etwas zu sagen, es war das übliche Gebrawle eines technisch eher limitierten Big Guy, der gegen einen Jobber aufgebaut werden soll. Virgil konnte zumindest in Ansätzen einige Aktionen zeigen, am Ende verlor er eindeutig und letztlich chancenlos im Sleeperhold und wurde danach mit dem Schlagstock regelrecht verprügelt.
Interessanter ist da schon die Geschichte um Nailz. Dieser sollte in der WWF zunächst stark dargestellt werden, um mit dem Big Boss Man und dem Undertaker zu fehden. Lange dauerte seine Zeit in der WWF dennoch nicht, da er sich ein nicht nur verbal intensives Gespräch mit Vince McMahon geliefert haben soll, bei dem es auch physisch hoch her gegangen sein soll (es heißt, Nailz habe McMahon gewürgt und sogar auf ihn eingeschlagen! Na, wenn ihn das nicht sofort sympatisch macht…). Der Grund soll entweder das liebe Geld gewesen sein (so weit, so platt) oder die Tatsache, dass Vince dem guten Nailz ohne dessen Wissen Stereoide verabreicht haben soll (warum klingt diese Variante bloß genauso überzeugend wie die erste?). Wie dem auch sei, die Zeit von Nailz in der WWF war damit vorbei und es folgten gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. Nailz selber trat danach noch kurz bei WCW und New Japan an, aber große Erfolge konnte er nicht feiern.

Nach dem Match wurde backstage geschaltet, wo Alfred Hayes weiter nach Mr. Perfect fahndete, aber auch vor der Kabine des Macho Mans keine Hinweise auf seinen Aufenthalt finden konnte, weil die Tür verschlossen war. Aber: Alfred suchte weiter. Das wurde ja immer spannender…
Mean Gene hatte beim Auffinden seiner Interviewpartner deutlich weniger Probleme und plauderte munter mit Sensational Sherri über das bevorstehende Match zwischen Rick Martel und Shawn Michaels sowie über deren Streit um Sherri. Hier wurde wieder tief in die Trashkiste gegriffen, denn die Vorgeschichte des Matches bestand darin, dass Sherri in den Wochen vor dieser Paarung immer mal wieder mit Rick Martel flirtete. Das konnte Shawn, der um seinen „Besitz“ fürchtete, so nicht auf sich sitzen lassen. Welcher Mann würde also am Ende des Herz von Sherri erobern, das war hier die Frage. Da sich aber beide Herren um die jeweils eigene Optik sorgten, wurde als Gentlemen Agreement festgelegt, dass beide nicht das Gesicht des Gegners verletzen dürfen, so dass Schläge ins Gesicht verboten waren (und ihr glaubt nach dem Lesen dieses Flashbacks immer noch, das heutige Programm der WWE wäre peinlich?).

5. Match

Singles Match
Shawn Michaels (with Sensational Sherri) vs. Rick Martel endete in einem Double Countout

Wie wichtig allen Akteueren ihr Aussehen war, wurde dann auch unmittelbar vor dem Match deutlich: Martel legte die Messlatte extrem hoch, kam er doch im Outfit eines Tennisprofis und mit pinken Socken an den Ring (und war damit eindeutig der Sieger der Herzen!). Sherri wollte da nicht zurückstehen und setzte voll auf nackte Tatsachen und erschien mit fast blankem Hintern am Ring (durchaus sehenswert!).
Das Match selber war leider mau. Interessanter war daher fast, was nebenbei so alles passierte: Martel flirtete immer mal wieder mit Sherri, die Herren wollten auch mal zeigen, was sie in Sachen Ködelkiste so zu bieten hatten und zogen ab und zu achtern beim Gegner mal blank – und so weiter und so fort.
Natürlich gab es irgendwann auch einen Schlag ins Gesicht des Gegners, woraufhin Sherri aus Protest erst einmal ohnmächtig wurde! Das merkten beide Streithähne und wetteiferten anschließend darum, sich um die Dame kümmern zu dürfen – natürlich prügelte man nebenbei immer auch mal auf den Gegner ein. Herrlich…
Am Ende wurden beide ausgezählt und Sherri wachte auf – nur um umgehend wieder in Ohnmacht zu fallen. Den finalen Abtransport der Dame beanspruchten dann beide Herren für sich, bis Martel die immer noch schlafende Sherri anspritzte (mit Wasser), waraufhin diese erwachte, Shawn den flüchtenden Martel backstage verfolgte und Sherri wie ein begossener Pudel am Ring stand und wie eine Sirene herumschrie.
Fazit: Nicht schön, aber selten…

Derweil zeigten die Nasty Boys hinter den Kulissen, dass sie nicht nur gemein waren (sie lachten sich über Sherri’s Schicksal halbtot), sondern offenbar auch noch ziemlich dumm, denn sie forderten trotz der Niederlage im Opener einen Titelkampf um die WWF Tag Team Championship. Jimmy Hart, der Manager der bösen Buben, wurde ob dieser Forderung leicht nervös, versprach aber letzten Endes doch ein solches Match.

6. Match

Tag Team Championship
The Natural Disasters (Earthquake and Typhoon) (c) gewannen gegen The Beverly Brothers (Blake and Beau) (with The Genius) via Pin

Das wirkliche Titelmatch hatten dann aber die Beverly Brothers gegen die amtierenden Tag Team Champions Earthqhake und Typhoon. Und die vier Herren zeigten ein klassisches Old Shool Match, bei dem eine ordentliche Geschichte im Ring erzählt wurde, freilich ohne das beide Teams technisch glänzen konnten.
Zuerst dominieren die Champions. Dann (nach einem Splash von Earthquake, der aus Versehen seinen Partner Typhoon traf) waren die Beverlies am Drücker und nahmen Typhoon im Sinne eines cleveren Heel Teams auseinander. Das war wie gesagt alles gut gemacht, wirkte aber doch ziemlich vorhersehbar. Der Hot Tag von Typhoon mit Earthquake klappte nicht, so dass der Beatdown gegen den Wirbelwind zunächst weiterging. Die Beverlies machten ihre Sache wie gesagt gut.
irgendwann schlug Blake haut mit der Eisenschriftrolle des Genius‘ auf Typhoon ein, aber Earthquake unterband das anschließende Cover. Nach gefühlt einer Ewigkeit gelang dann endlich der erlösende Hot Tag mit Earthquake, der räumte im Ring auf, ließ den Earthquake Splash folgen – und dann war es vorbei! Unter dem wohlwollenden Applaus des Publikums fertigten die Naturkatastrophen noch Genius ab, so dass die Welt wieder in den Fugen war.

Backstage freuten sich danach zuerst die Buchwhakers, danach war Lord Alfred immer noch nicht erfolgreich, was die Suche nach Mr. Perfect anging. Letztlich setzte er alles auf eine Karte, wollte die Tür der Umkleidekabine des Ultimate Warriors öffnen (ja, war der alte Mann denn wahnsinnig?), aber die wurde von innen einfach zugeschmissen, so dass der arme Thor Alfred so schlau war als wie zuvor. Die Spannung war mit Händen zu greifen…

7. Match

Singles Match
Crush gewann gegen Repo Man via Submission

Bei der nächsten Ansatzung stellte sich nur eine Frage: Wie kann so was auf der Main Card landen? Die Worker interessierten kaum einen, das Match war nicht gut (Meltzer zückte gerade so und voller Mitleid einen viertel Stern) – aber dafür zum Glück recht schnell vorbei. Gibt es dazu sonst noch etwas zu sagen? Eher nicht…

8. Match

WWF Championshp
The Ultimate Warrior gewann gegen Randy Savage (c) via countout

Dann stand der erste Main Event an, es ging um den großen Gürtel. Hierbei musste der Macho Man seinen bei Wrestlemania gewonnenen Titel gegen seinen alten Widersacher, den Ultimate Warrior, aufs Spiel setzen. Ja, ja, der Warrior und Vince McMahon… Auch bei diesem Run des Höhlenkriegers ging es nicht ohne Reibereien und Streit hinter den Kulissoen ab. Nachdem der Warrior 1991 nach dem SummerSlam wegen eines Streits um das liebe Geld suspendiert worden war (vgl. den Flashback zum SummerSlam 1991), wurde dieser von Vince 1992 zurückgeholt, weil Hulk Hogan wegen unschöner Steroid-Geschichten (um die WWF im Allgemeinen und um den Hulkster im Besonderen) eine Auszeit nahm und Vince um die Starpower seiner Liga fürchtete. So kam der Warrior wieder zurück und wurde umgehend in den Main Event gepusht. Lange dauerte aber auch dieser Run nicht – und auch Stress gab es mal wieder mehr als genug: Zunächst sollte angeblich die Fehde gegen den Macho Man auch nach dem SummerSlam fortgesetzt werden, wobei der Warrior Heel turnen sollte. Da er dies aber nicht wollte („Ich will, dass Du mich liebst!“), musste man für die Survivor Series ein Tag Team Match zwischen Savage und Warrior gegen Flair und und dem neuen Top-Heel Razor Ramon zusammenschustern. Aber auch dazu kam es nicht, da die WWF im Jahr 1992 wie gesagt unglaublich in der Bedrängnis war, was Steroidmissbrauch anging, und der Warrior (nie ein Kind von Traurigkeit, was Muskelmüsli anging) ausgerechne zu dieser Zeit angeblich gerade frisch und fröhlich an Wachstumspräperaten knabberte. Damit war der geplante Run als Champion vorbei, bevor er begann, und der Ultimate Warrior wurde im Noveber 1992 abermals entlassen. Man gewöhnte sich fast schon daran…
Doch zunächst stand das Match von Savage und dem Warrior beim SummerSlam 1992 an – und das war ziemlich stark! Zwar sah der Warrior im Vergleich zu früher fast ein wenig schmächtig aus, aber das dürfte auf die oben angesprochenen Gründe zurückzuführen sein. Das Big-Time-Feeling bei diesem Match war auf jeden Fall da, was man nicht von Mr. Perfect sagen konnte, obwohl er doch ungefragt in der Ecke entweder des Warriors oder des Macho Mans stehen wollte. Mysteriös…
Das Match selber ging hin und her, Savage zeigte einige Double Ax Handle Blows, wobei der dritte vom Warrior gekontert werden konnte. Dann tauchten doch noch Perfect und Flair auf, die zunächst nur zuschauten, dann aber den Warrior angriffen. Savage ließ irgendwann seinen Finisher folgen, aber der Warrior kickte aus dem Cover nach dem Flying Elbow Drop aus! Das war eine Ansage. Daraufhin war es an der Zeit für den Warrior, sich aufzupowern, den Flying Shoulderblock und den Gorilla Press Bodyslam zu zeigen – aber Flair attackierte den Höhlenkrieger umgehend danach mit einem Stuhl, so dass dieser den Sack nicht zumachen konnte. Kurz darauf deutete Savage einen weiteren Sprung vom obersten Seil auf den Warrior an, sprang aber stattdessen nach draußen auf Flair, der kurzerhand seinerseits den Macho Man mit einem Stuhl angriff, so dass dass der verletzte Obermacho letztlich ausgezählt wurde.
Danach griffen Perfect und Flair den armen Savage an, der allerdings vom Warrior geretten wurde, der die Heels vertrieb und Savage danach charakterstark den Gürtel reichte. Am Ende knuddelten beide noch derart liebevoll im Ring durch die Gegend, dass einem ganz warum ums Herz wurde und Brisko Schneider neidisch geworden wäre…

Backastage faselten Perfect und Flair danach etwas von Plan A und Plan B – und dass Flair bald wieder Champion sein werde (damit sollten die beiden Herren übrigens Recht behalten, denn nur wenige Tage später nahm der Nature Boy dem Macho Man den Gürtel quasi im Vorbeigehen wieder ab).

9. Match

Singles Match
Tatanka gewann gegen The Berzerker via Pin

Weiter ging es dann mit Hausmannskost, denn Tatanka musste gegen den Berzerker ran. Auch dieses Match war ein lupenreiner Füller, weshalb es beim PPV auch nicht live übertragen wurde, sondern ein weiteres Dark Match darstellte. Viel gibt es dazu auch nicht zu sagen. Der Berzerker hatte seit jeher wenig zu bestellen und dümpelte in der Undercard herum, Tatanka dagegen sollte nach oben gepusht werden. So siegte der Indianer in einem kurzen Match, bei dem allerdings ein beeindruckender Big Boot des Vikingers gegen Tatanka nicht unerwähnt bleiben soll. Auch die Tatsache, dass beide Bodyslams außerhab des Rings, also „on the concrete“ zeigten, macht deutlich, dass die beiden hier nicht den Schongang einlegten, sondern zeigen wollten, dass sie bereit waren, etwas zu riskieren und dahinzugehen, wo es weh tat.

10. Match

Singles Match
The Undertaker (with Paul Bearer) gewann gegen Kamala (with Harvey Wippleman and Kim Chee) via Disqualification

Noch kürzer und schlechter war die Paarung des Sensemannes gegen den Buschmann aus dem Dschungel (über das rassisische Element an dem Gimmick von Kamala haben Marvin und ich in einem Flashback-Podcast bereits gesprochen). Kamala war zu diesem Zeitpunkt schon 42 Jahre alt, körperlich noch nie die Gazelle vor dem Herrn und auch technisch eher streng limitiert (außer Prügeln war nicht viel). Der Taker (Einzug standesgemäß in einem Leichenwagen) lebte seinerseits damals wie heute von seinem Gimmick und bewegte sich im Ring auch 1992 schon eher behäbig.
Viel wurde von den beiden in diesem Match daher auch nicht geboten. Zweimal kam der Old School des Takers (wobei er beim zweiten aktiv von Wippelman daran gehindert wurde), ein Choke Slam wurde auch ausgepackt. Aber dann griff Kim Chee beim Tombstoneversuch des Undertakers ein, so dass Kamala disqulifiziert wurde. Nach dem eigentlichen Match nahm Kamala den Totengräber nach allen Regeln der Kunst auseinander und zeigte sogar zweimal seinen Finisher, den Air Afrika Splash vom obersten Seil. Aber wie so oft, so setzte sich der Taker mit einem Mal wieder auf, so dass Kamala voller Panik die Flucht ergriff. Bei der Survivor Series 1992 sollte es dann im Rahmen eines Sarg Matches zum Showdown kommen. Das Match der beiden beim SummerSlam 1992 war aber einfach nur schlecht, Meltzer zückte – 1 Stern. Noch Fragen?

Dann war es Zeit für den Main Event zwischen dem Hitman Bret Hart und seinem Schwager, dem British Bulldog, um die Intercontinental Championship. Eigentlich war geplant, dass Shawn Michaels den Gürtel von Bret gewinnen sollte, aber da man die Show auf englischem Boden austrug, wurden diese Pläne zugunsten von Davey Boy Smith letztlich geändert.
Der Aufbau dieses Matches stand ganz im Zeichen der familiären Zerrissenheit. Diana, die Schwester von Bret, hatte Davy Boy geheiratet – und stand nun völlig neben sich, da sie einfach nur hoffte, dass niemand bei dem Match verletzt werden würde. Gnagnagna…

11. Match

Intercontinantal Championship
The British Bulldog gewann gegen Bret Hart (c) via Pin (Titelwechsel)

Bevor der ganze Showdown aber über die Bühne ging, bewies Roddy Piper seine musikalische Ader (er spielte Dudelsack mit den Balmoral Highlanders) und Lennox Lewis seine Qualitäten als Fahnenträger (er trug die englische Flagge). Man setzte also einmal mehr alles auf die Karte der großen Inszenierung. Dann ging es endlich los.
Bret Hart und Davey Boy Smith lieferten sich ein technisch ganz feines Match – und das obwohl Davy Boy angeblich 48 Stunden vor dem Match nicht mehr schlafen konnte (Bret witterte später Drogenprobleme der britischen Bulldogge als Grund für diesen Zustand, der Davey Boy trozdem nicht daran hinderte, im Match selbst bei jeder Aktion auf dem Posten zu sein).
Der Kampf lebte nicht von großen Spots oder spektakulären Aktionen, sondern von Technik und der Inszenierung des Aufbaus. Nicht wenige sehen bis heute hierin das stärkste Match der SumerSlam-Geschichte (so weit würde ich zwar nicht gehen, aber die 4 1/4 Sterne von Meltzer sind schon eine Ansage für sich).
Nach vielen sauber ausgeführten Aktionen und einem Hin und Her sondergleichen gelang es Bret, den Sharpshoter anzusetzen, aber Davy Boy konnte den Griff tatsächlich lösen und wieder ins Match zurückfinden.
Einen Sunset-Flip-Versuch des Hitman konnte der Bulldog kontern und Bret unmittelbar im Anschluss daran zum Sieg einrollen. Damit war es geschafft: Der British Bulldog holte den Titel auf heimischem Boden, die Arena tobte. Zunächst zögerte Bret, doch am Ende gratulierte er seinem Schwager – und beide Helden lagen sich in den Armen.
Somit steht hier zum Abschluss der Show ein Match, das man als Fan definitiv gesehen haben muss!

Fazit:
Ich fand den SummerSlam 1992 damals überragend und war als kleiner Junge voll drin. Auch rückblickend ist diese Show rundum gelungen. Zwar waren einige Matches einfach schlecht, aber die beiden Main Events und die großartige Stimmung machen den SummerSlam 1992 zu einer Show, die man sich meines Erachtens auch heute noch anschauen kann (man muss eben nur ein paarmal den Schnelldurchlauf aktivieren).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fand damals die "Zwischensegmente" irgendwie unterhaltsamer als die ewig gleichen Promos von heute. Vielleicht ist das aber auch mein kleiner Nostalgiker der sich grad meldet.

Und natürlich gibts auch beim letzten schriftlichen Flashback ein "Dankeschön mein lieber Herr Pfluecker" aber diesmal halt kein "ich freu mich schon auf den nächsten (schriftlichen) Flashback" :)
 
Ich fand damals die "Zwischensegmente" irgendwie unterhaltsamer als die ewig gleichen Promos von heute. Vielleicht ist das aber auch mein kleiner Nostalgiker der sich grad meldet.

Und natürlich gibts auch beim letzten schriftlichen Flashback ein "Dankeschön mein lieber Herr Pfluecker" aber diesmal halt kein "ich freu mich schon auf den nächsten (schriftlichen) Flashback" :)

Besten Dank, alter Rocker. :)

Und ja, mit den Promos geht es mir genau wie Dir: Die waren ungleich unterhaltsamer!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
Besten Dank, alter Rocker. :)

Und ja, mit den Promos geht es mir genau wie Dir: Die waren ungleich unterhaltsamer!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wenn ich nur an Leslie Nielsen denke der während des Summerslams den Undertaker gesucht hat. Absoluter Trash, aber es hat unterhalten und das sogar mehr als manche heutige komplette Raw Ausgabe.
 
Wenn man sich das überlegt, was und wer zu seiner Zeit im Main Event um den Intercontinatal Titel kämpfte, zwei meiner Lieblings Wrestler von damals, dazu noch das 123 Kid, ach das war schon schön. Darf und kann man mit dem gebotenen von heute einfach nicht vergleichen. Klar auch wenn das Wrestling seiner Zeit nicht das beste immer war, aber die Charaktere haben es raus gerissen, weil sie einfach was darstellten.
 
Wenn man sich das überlegt, was und wer zu seiner Zeit im Main Event um den Intercontinatal Titel kämpfte, zwei meiner Lieblings Wrestler von damals, dazu noch das 123 Kid, ach das war schon schön. Darf und kann man mit dem gebotenen von heute einfach nicht vergleichen. Klar auch wenn das Wrestling seiner Zeit nicht das beste immer war, aber die Charaktere haben es raus gerissen, weil sie einfach was darstellten.

Und weil man bei allem noch das berühmte Augenzwinkern spüren konnte. Heute ist das ein abgehackter, gesichtsloser Einheitsbrei... :)
 
Wie jetzt? Nur ein Flashback in der Zeit wo ich weg war? ICH BRAUCHE MEHR! :D

Ich liebe einfach deinen Schreibstil. Geht runter wie Öl. Grade als "jüngerer" Zuschauer sind die Erzählungen von Opi Silent immer wieder was schönes :)
 
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