Gibt es Aussicht auf eine Verbesserung des WWE-Produktes?

Pipsch09

Rookie
Hallo Freunde,

ich hoffe der Thread ist hier richtig.

Ich bin 2013 auf die WWE gestoßen, Wrestling war mir schon vorher ein Begriff, habe mich aber nie damit auseinander gesetzt und es hat mich auch nicht interessiert. Seiner Zeit bin ich zufällig beim Zappen bei RAW gelandet und habe mir die Show dann angeschaut und war recht schnell infiziert. Ich muss dazu sagen, das ganze war 1 oder 2 Wochen vor Wrestlemania 29, welche dann auch mein erster PPV war. Ich war natürlich absolut geflashed, da ich den Begriff Wrestlemania vorher nie gehört hatte und dementsprechend beeindruckend, war es dann dieses Event zu sehen. Ich habe mich schon gefragt, warum so ein Event mein Leben lang an mir vorbeigegangen ist.

Je länger ich das Produkt verfolgte und je intensiver ich mich damit auseinandergesetzt habe, desto mehr wurde mir klar. Okay, du bist jetzt mit 26 auf was gestoßen, wodrauf andere mit 16 stoßen. Und für diese Zielgruppe ist das Produkt wohl auch gemacht. Mir gefiel die dämliche Darstellung und das Booking nicht. Auch die Storys waren meist flach und lieblos. Dennoch gab es zwischendurch immer wieder Momente, die mich dazu bewegt haben dranzubleiben. Dazu zählen für mich der Sieg von Lesnar gegen den Undertaker, die Story um Daniel Bryan, auch als Shane damals gekommen ist, hat mich das abgeholt. Das zeigt für mich das Potential, welches in dem Produkt schlummert, wirklich geile Momente erzeugen zu können. Umso weniger verstehe ich, warum die WWE Dieses nicht ansatzweise ausschöpft. Es benötigt ja nicht viel dazu, eigentlich würde es genügen jeden Wrestler, pardon, Superstar seinen Stärken entsprechend einzusetzen und vorallem als ernsthafte Herausforderung dazustellen. Ich verstehe nicht, warum der WWE nicht draran gelegen zu sein scheint, ihre Wrestler gut aussehen zu lassen, mit ein paar Ausnahmen natürlich. Nun gut, dass führt jetzt etwas zu weit und ich schweife ab.

Meine Frage: Glaubt ihr das wird nochmal besser? Ich höre viele Podcasts (natürlich auch den von Euch. Super Arbeit, weiter so und Danke!) und habe das Gefühl, dass es in der WWE immer Phasen gab, in denen die Qualität mal besser und mal schlechter war. Kann es also sein, das wir gerade eine schlechte Phase erwischt haben und das ganze in 5 Jahren schon wieder anders aussieht und Wrestling wieder der Shit ist? Wie gesagt, ich kenne die WWE nur so, wie sie sich aktuell darstellt. Sorry für die Ausführlichkeit meines Beitrages.

Bin für jeden Antwort dankbar.
 
Ich persönlich hab die Hoffnung aufgegeben. 2016 hab ich schon aufgehört, alles zu schauen. Hab dann nur noch die PPVs und öfter mal die Weeklies geschaut. 2017 hab ich's dann fast komplett aufgehört, da es mir einfach keinen Spaß mehr gemacht hat. Letztendlich ist es für mich auch einfach viel zu viel Content. Ich hab keine Lust (und oft auch gar nicht die Zeit) mich jede Woche sechs Stunden (und das ohne PPV am Sonntag!) damit auseinanderzusetzen, wenn ich diese Zeit in zwei-drei andere Promotions investieren kann, die mir mehr Spaß machen. Wie gesagt, mittlerweile lass ich's einfach bleiben. Hatte jetzt drei Monate das WWE Network kostenlos, und was hab ich geschaut? Zwei Matches der Survivor Series und 'ne halbe Folge NXT.

Trotzdem verstehe ich die Leute immer nicht, die WWE trotzdem noch weiterschauen, nur um dann gegen die Sendungen/Promotion zu bashen. Da draußen gibt's genug anderes Wrestling, in das man seine Zeit investieren könnte, um Spaß zu haben. Es gibt sicher für jeden etwas, und falls jemand seinen Horizont mal erweitern möchte, stehe ich und sicher auch viele andere hier gerne für Fragen zur Verfügung. ;)
 
Das ist wohl DIE Frage eines jeden Fans, der ein paar Monate schaut und ein wenig reflektiert. Eigentlich müsste man eine Gegenfrage stellen: War es bei WWE nach der Attitude Era je anders? Eigentlich war es immer eine Freakshow, seichte Unterhaltung zum Fremdschämen, gutes Wrestling. Seit Vince die Alleinherrschafft in Sachen Wrestling hat, war sein "Sports Entertainment" immer so aufgebaut. Daher die Antwort: Es wird mal etwas besser, mal schechter, aber vom Prinzip ist es seit Ewigkeiten gleich.
 
Man darf natürlich aber auch nicht vergessen, das man das Wrestling Entertainment nicht neu erfinden kann. Letztlich hat man immer mindestens 2 Damen oder Männer, die sich im Ring gegenüberstehen. Es kommt halt drauf an was man mag. Wenn man gutes Wrestling sehen will, hat man bei WWE eine große Auswahl, ich denke seit Eddie, Chris, Bret oder Shawn haben wir derzeit die besten Performer im Ring stehen. Besser geht natürlich immer, aber derzeit ist es eigentlich sehr sehr stark.

Es kommt halt auf die Mischung an, die Mischung zwischen Wrestling und dem drumherum. Und da sind wir bei dem, was derzeit nicht toll ist. Die Fehden wirken wild durcheinander, das Booking ist bei 50/50, es werden keine neuen Stars kreiert. Das kann man deutlich besser als jetzt, das hat man oft genug bewiesen. Allerdings werden Fehden wie die eines SCSA vs. VM oder Story`s wie die des Takers und Kane wohl einzigartig bleiben. Aber auch hier kann man das Rad einfach nicht neu erfinden, irgendwann hat man halt alles schon mal irgendwo gesehen.

Heute kommt es wohl besonders darauf an, wie man neben einer starken Performance im Ring halt auch reden kann. Und das ist ja durch Vince sehr eingeschränkt. Lässt man die Stars mal alleine machen, kommt es meist besser, aber das lässt Vince halt nicht zu. Hier muss man darauf hoffen, das sein Nachfolger, wohl Steph, Shane oder Hunter es besser machen. Ich würde also sagen, ja, es ist mit Besserung zu rechen, aber wohl erst in 5-7 Jahren. Das sich dann aber alles verändert, das wird, kann und darf auch nicht eintreten.
 
Ich glaube das Rad muss man auch nicht neu erfinden. Man benötigt Talente und Charaktere die begeistern. Das bedeutet meiner Meinung nach, dass man den Talenten nicht alles vorschreiben sollte, sondern sie, wie es bspw. auch in der AE war, zu einem Teil lang ihre eigenen Charaktere entwickeln und spielen lassen sollte. Dann muss man die Talente noch vernünftig booken und dabei das Ohr am Puls der Zeit und an der eigenen Hauptzielgruppe haben und genau hinhören was die Fans wollen. Wollen die Fans einen Daniel Bryan, dann gebt ihnen einen Daniel Bryan. Wollen sie einen CM Punk, dann gebt ihnen einen CM Punk. Wollen sie einen Braun Strowman, dann gebt ihnen einen Braun Strowman. Wollen sie keinen Roman Reigns, dann drück ihnen den nicht aufs Auge, sondern book ihn so, dass die Fans nicht drumrumkommen ihn von alleine bejubeln zu wollen. Dazu gutes Wrestling und zumindest in der Main Event Szene vernünftige Storylines, die über stupide Vorurteile hinausgehen, ein Booking und Storytelling was Sinn macht und schon hast du eine Ära, mit der sich viele anfreunden werden.

Es spielt keine Rolle was Vince McMahon glaubt zu wissen und was er gut findet. In den 80ern war das vllt. mal, aber schon die AE war kein Genistreich aus Vince Überzeugung heraus. Die entwickelte sich aus Zugzwang, da das eigene Business grottig war, während WCW mit einer neuen Ausrichtung auf junge Erwachsene boomte und ECW innovativ viele neue Dinge kreierte, welche die AE später erst zum Erfolg machten. Vince steht auf Familienunterhaltung und den kindischen Zirkus, die Ausrichtung auf ein erwachsenes Publikum war nie sein Ding. Aber er war dazu gezwungen und hatte die nötigen Talente und wusste wo er sich kreativ bedienen muss.

Vieles, was das aktuelle WWE-Produkt grausig macht, liegt an den Offiziellen. Ja, ich vertrete die Meinung, dass Vince McMahon der Hauptschuldige ist und längst in Rente gehört. Mir braucht keiner mit "er hat aber immer noch riesen Erfolg und weiß was gut für die Company ist" kommen. Mit dem Potential wäre viel mehr erreichbar, sowohl in Sachen Finanzen als auch in Sachen Qualität. Auch die WCW war 1998 an ihrem wirtschaftlichen Höhepunkt und dennoch waren die Weichen für den Untergang längst gestellt.

Nun wird die WWE nicht untergehen, aber von wertlosen Social Media Bullshit samt gekauften Likes und Followern wird man sich nicht ewig selbst blenden können. Die Popularität von WWE hat alleine in den letzten 5 Jahren nochmal deutlich nachgelassen. Das fängt man finanziell bisher gut auf, durch das WWE Network und die Tatsache, dass die Fans die weiter treu sind, bereit sind immer mehr Geld zu bezahlen. Aber man merkt auch deutlich, dass die Fanbase kleiner wird und es immer schwerer wird Fans über Jahre zu halten. Viele haben mal ne Wrestlingphase in ihren Leben, aber nach paar Jahren ist die vorbei. Das wird gefördert durch zu viel Content, der am Ende aber in Sachen Charaktere und Storytelling meist Mittelmaß bis ganz furchtbarer Scheiß ist. Mit sowas kannst du nur schwer Fans über eine lange Zeit binden, das Wrestling alleine reicht da nur für einen Teil der Fans aus.

Ich bin weiter der Auffassung, dass WWE wrestlerisch auf einem guten Niveau ist. Im Verhältnis zu den 90ern und 80ern und selbst zu den 0ern ist man heute auf einem anderen Level. Da muss man wohl auch mal vergessen, dass es draussen andere Promotions gibt, die da eben nochmal ein, zwei Ebenen drüber sind. Fakt ist mMn, dass WWE wrestlerisch noch nie so gut war. Allerdings war das Storytelling, das Booking und die Charakterenwicklung eben auch noch nie so mies. Und das liegt nicht an den Fans, nicht an der heutigen Zeit, sondern einzig und allein an Vince McMahon (und einigen seiner Handlanger a la Kevin Dunn), der diese Fäden alle in der Hand hält.

Wer eine andere WWE will, der kann nur hoffen, dass Vince so bald wie möglich weg ist. Eine Chance besteht auch tatsächlich dadurch, dass der Alte immer noch glaubt, mehr zu sein als ein Wrestlingpromoter und drauf und dran ist, wieder eine Football-Company zu starten (und mit dieser zu scheitern). Geht Vince das an, dann bleibt ihm mit über 70 und aufgrund der Tatsache, dass er ja schon kürzer tritt als noch vor 10 Jahren, nur die Möglichkeit viele Kompetenzen bei WWE abzugeben. Er kann sich dann nicht mehr alles im Detail kümmern. Also für alle die hoffen, dass sich was ändert, betet, dass der Mann so dumm und sich selbstüberschätzend ist und wieder eine Football-Liga startet.
 
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Für mich ist das nur schwer erklärbar. Vince kann doch nicht dermaßen neben der Spur fahren, dass er der Meinung ist, aktuell das Beste aus dem Potential zu machen. Das er sich die sinkenden Ratings usw.öffentlich schön redet, kann ich verstehen. Er hat ja Aktionäre bei Laune zu halten. Aber ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, das die sich intern auch alle so auf die Schulter klopfen.

Aber wahrscheinlich ist es tatsächlich so. Sonst wäre die aktuelle Lage wohl nicht so, wie sie nun einmal ist.
 
AlMeiner Meinung nach hat sich die Qualität des Produktes innerhalb der letzten zehn Jahre weder wirklich verbessert, noch wirklich verschlechtert. Fairweise muss man, wie JME schon sagte, anmerken, dass die wrestlerische Qualität enorm gestiegen ist, was aber eben auch der tatsache geschuldet ist, dass man über seinen Schatten gesprungen ist und sich die Leute mit dem entsprechenden Skill gekauft hat, was zu meiner Anfangszeit undenkbar gewesen wäre. Aber insgesamt ist das irrelevant. Das WWE-Produkt, so wie es ist und immer war, seit ich es verfolge, ist einfach nicht dafür gemacht, dass man es sich mehre Jahre am Stück mit Freude anschauen kann. Wenn man neu einsteigt oder es wiederentdeckt findet man es unglaublich gut und kann die Frustration über das Produkt bei anderen nicht verstehen, aber irgendwann - gerade bei der Masse an Content - hat man sich an der WWE sattgesehen. Zu häufig wird man mit Wiederholungen von Fehden, sinnlosen Fillern und grauenhaften Fehlentscheidungen konfrontiert. Die wenigen Pay-Off Momente, für die man die WWE eigentlich verfolgt und die einem auch immer wieder klar machen, warum man Wrestling-Fan sind, reichen irgendwann alleine nicht mehr aus um das Produkt dauerhaft interessant zu halten.

Gerade im Serienzeitalter sind die Daily-Soap-Shows der WWE komplett überflüssig geworden. Wenn man es mal genau betrachtet machen alle erfolgreichen Serien, die nach vielen Staffeln immernoch eine große Anhängerschaft haben, genau das Gegenteil von dem, was die WWE macht. Zum Beispiel bekommen in einer Serie die Hauptcharaktere bedeutenden Storylines und entwickeln sich im laufe der Jahre weiter, sodass sie dem Zuschauer am Ende wichtiger sind als am Anfang. Bei der WWE hingegen, sind Stars meistens nur heiß solange sie neu sind und werden dann schleunigst verbrannt, bis sie irrelevante Loser sind, die keiner mehr sehen will. In einer guten Serie haben selbst Dinge die in der ersten Staffel passieren noch starke Auswirkungen auf Dinge die in der fünften Staffel passieren, während in der WWE die meisten Fehden absolut bedeutungslos sind und nach Laune der Writer und Vinnie O'Mac einfach begraben werden können.

Warum sollte man LANGFRISTIG ein Produkt verfolgen, in dem die Geschichte der meisten Protagonisten immer damit endet, dass sie bedeutungslose Versager sind und in der nichts was passiert, irgendwelche Relevanz für zukünftige Storylines hat? Die WWE bietet ein Produkt in dem Leute und Storys nur kurzfristig heiß sind und das man deshalb auch nur für wenige Jahre wirklich mit Genuss verfolgen kann, bevor sich die Übersättigung einstellt. Da man mit dem Produkt aber immer wieder für kürzere Zeiträume viele Leute binden kann, wird es sich in absehbarer Zeit nicht ändern.
 
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