Korrekt. Und als Promoter versucht man Shows auf die Beine zu stellen, mit denen man möglichst viele Tickets verkauft und die ggf. auch Leute vor den TV-Geräten zum dranbleiben bewegen. Eine Zusammenarbeit von Impact mit AAA, Crash, NOAH oder die von ROH mit NJPW und CMLL hilft dabei theoretisch beiden Seiten. Wobei insbesondere NJPW/ROH ein Gewinn für beide Seiten ist. Mittlerweile hat sich da auch das Booking etwas zum Besseren gewendet. Ist wesentlich ausgeglichener als noch am Anfang.
Und es sind eben auch nicht nur die NJPW-Stars die 2017 für ROH zu einem wirtschaftlichen Erfolg geführt haben. Ein Paradebeispiel war da bspw. der Soaring Eagle Cup (
Klick!) in Mount Pleasant, der mit dem regulären Roster komplett ausverkauft war (1800 Zuschauer).
Ich gebe dir Recht, es gab wrestlerisch wesentlich bessere Jahre für ROH, vor allem da man in den 0ern stellenweise das Nonplusultra war. Allerdings bin ich der Auffassung, dass das Wrestling über weite Strecken keineswegs deutlich schlechter war, als im Main Roster der WWE. Was nicht zuletzt an der Rostertrennung liegt. Der Großteil der B-PPVs bei WWE kam mMn qualitativ meist nicht an die ROH Big Shows ran. Was bei Graupen wie Baron Corbin oder Jinder Mahal im Fokus auch kein Wunder ist. Denn man mag Cody Rhodes' Fähigkeiten zurecht kritisieren, besser als die beiden ist er aber allemal, und auch nicht schlechter als ein Dolph Ziggler. Dass Jinder ein ***1/2 Match mit AJ auf die Beine stellen kann, ist kein Qualitätsmerkmal für Mahal, sondern eines für AJ.
ROH mag letztes Jahr weniger ****1/2 und ****3/4 Matches gehabt haben als WWE, aber bei den Big Shows hatte man im Grunde selten einen Totalausfall und man war durchweg auf einem guten Level. Die großen ****1/2 bis ***** Matches fehlten, aber es war ein Übermaß die im Bereich *** bis **** lagen. Und unter **1/2 gab es nur recht selten.
Am Ende ist es vermutlich Geschmackssache, ob man ne 3 Stunden Show mit einem ****1/2 und ein, zwei ***1/2 - ***3/4 Match sieht, der Rest aber mies bis durchschnittlich ist, oder ob man eine Show hat, die 3 Stunden läuft und jedes Match ist im Grunde zwischen *** und ****1/4
So billig ist das nicht, wenn man sich die Situation ansieht. Wobei ich hier nicht ROH, sondern im Grunde die gesamte Independentszene in den USA und Europa nehmen würde. Schau dir WWEs Roster an, dann sag mir, ob die viele Kohle, die man ins Performance Center steckt wirklich nötig war.
Die Key-Leute wurden nicht von WWE ausgebildet (mit Ausnahme bspw. Charlotte, Bayley, Sasha Banks, Roman Reigns) oder sind schlichtweg wrestlerisch nicht sonderlich gut (Braun Strowman, Alexa Bliss). Ohne ROH und die Indies, sehe WWE im Moment ganz anders aus. Und das wird meist von einigen gerne mal übergangen. WWE müsste diesen Promotions auf Knien danken, denn die gesteigerte wrestlerische Qualität im Roster liegt nicht am tollen Performance Center. Die heutige WWE ist wrestlerisch dank ROH und Co. das, was sie eben ist.
Gibt da die Geschichte zu Finn Balor. Hunter wurde einst gefragt, warum der so lange bei NXT und im PC war. Paul meinte daraufhin, dass Balor eben noch nie auf so einer großen Bühne war und erst lernen musste wie man mit den Kameras umgeht, wie man mit der Hard Camera arbeitet etc. Später meinte ein alter Weggefährte von Balor, dass der vor Jahren, als er erstmals bei CMLL auftrat, die Halle betrat und die erste Frage war "wo stehen bei euch die Hard Cameras"? Finde ich durchaus bezeichnend für das, was WWE vorgibt mit NXT und dem Performance Center zu tun, und was der Realität entspricht.
Während WWE also nichts anderes macht, als sich zu einem guten Teil an fertigen Talenten zu bedienen, müssen die anderen Promotions immer wieder neue Talente finden, ausbilden und groß machen. Und das tun sie in einem wesentlich größeren Maße, als WWE mit dem Performance Center.