Bobbys und Thez' verrückte Reise durch die Zeit

Thez

Zarathustra
Hey [MENTION=17931]BobbySnake[/MENTION]!

Der Thez-Simulator ist leider weiter in Reparatur, aber hast Du vielleicht Lust, mit mir zusammen meine neue Zeitmaschine auszuprobieren? Sie muss von zwei Personen bedient werden, ich würde das Raumzeitsteuer übernehmen, während Du aber in die Pedalen treten müsstest. Als erstes Ziel schlage ich das wunderschöne Hamburg zur vorletzten Jahrhundertwende vor. Magst Du mitkommen und mit mir altes Wrestling angucken?
 
Ein Traum wird wahr.....;)

Ist dir eigentlich bewusst, dass man einen Delorean alleine bedienen konnte? Wir haben eine Zeitmaschine und wollen uns wirklich altes Wrestling anschauen? Nichts Anderes??? Her mit den Pedalen! ;)
 
Bobby Snake meinte:
Ein Traum wird wahr.....

Ist dir eigentlich bewusst, dass man einen Delorean alleine bedienen konnte? Wir haben eine Zeitmaschine und wollen uns wirklich altes Wrestling anschauen? Nichts Anderes??? Her mit den Pedalen!

Super, Bobby! Dann schwing Dich auf den Sattel und tritt in die Pedalen, was das Zeug hält. Wir müssen immerhin eine Distanz von fast 120 Jahren gegen den Zeitstrom überwinden. Ich gebe die Raumzeitkoordinaten ein und halte das Steuer auf Kurs. Unser Ziel ist das Deutsche Kaiserreich kurz nach der Jahrhundertwende, ich hoffe Du bist warm angezogen, in der Hansestadt wird es tiefster Winter sein. Los geht's!

Bin ich auch eingeladen?

Tut mir leid, die Jungfernfahrt gehört Bobby. Du als vertrauenswürdigste Person des Wibrettos bekommst aber eine wichtige Aufgabe. Du musst den Zeitkristall bewachen, der während der Zeitreise unsere Verbindung zur Gegenwart aufrecht erhält. Würde er beschädigt, könnten Bobby und mir gruselige Dinge passieren und unsere sichere Rückkehr wäre gefährdet. Wir verlassen uns auf Dich.
 
Super, Bobby! Dann schwing Dich auf den Sattel und tritt in die Pedalen, was das Zeug hält. Wir müssen immerhin eine Distanz von fast 120 Jahren gegen den Zeitstrom überwinden. Ich gebe die Raumzeitkoordinaten ein und halte das Steuer auf Kurs. Unser Ziel ist das Deutsche Kaiserreich kurz nach der Jahrhundertwende, ich hoffe Du bist warm angezogen, in der Hansestadt wird es tiefster Winter sein. Los geht's!



Tut mir leid, die Jungfernfahrt gehört Bobby. Du als vertrauenswürdigste Person des Wibrettos bekommst aber eine wichtige Aufgabe. Du musst den Zeitkristall bewachen, der während der Zeitreise unsere Verbindung zur Gegenwart aufrecht erhält. Würde er beschädigt, könnten Bobby und mir gruselige Dinge passieren und unsere sichere Rückkehr wäre gefährdet. Wir verlassen uns auf Dich.

Weiß nicht ganz, ob ich damit vertröstet werden will...
 
So ... gut getrampelt, Bobby, wir haben es geschafft :)

Wir schreiben den 24. Januar 1901. Wir befinden uns im Hamburger Zirkusweg am Millerntor, wo sich vor uns ein prächtiges Gebäude erhebt. Klick! Der Berliner Circus Busch ist hier vor ein paar Jahren eingezogen und präsentiert in diesem Jahr eine große Ringkämpferkonkurrenz, die bereits seit über drei Wochen das Hamburger Publikum in Atem hält. Das Turnier ist als Weltmeisterschaft ausgeschrieben, umso größer ist die Aufmerksamkeit, welche die Presse den Kämpfen zukommen lässt. Deutschland ist zu diesem Zeitpunkt ja gerade mal 30 Jahre alt und leidet deswegen unter gewissen Minderwertigkeitskomplexen, die Europa in den kommenden Jahrzehnten in großes Unglück stürzen lassen. Sehr gerne würden die Hamburger hier einen Deutschen siegen sehen, bisher hat nämlich noch kein Landsmann eine WM gewinnen können. Weltmeisterschaftsturniere waren ab den späten 1890er Jahren in Mode gekommen und wurden mehrfach im Jahr in europäischen Großstädten durchgeführt. Im Jahr 1901 fanden insgesamt drei solcher Weltmeisterschaften statt. Die Weltmeistertitel, die damals gewonnen wurden, waren allerdings keine, die man, wie es heute üblich ist, immer wieder in Kämpfen verteidigte. Man war dann halt einfach Weltmeister und visierte schon das nächste WM-Turnier an.

Dann lass uns mal den Circus Busch besuchen gehen, Bobby. Wir müssen keine Karten kaufen, denn die Regeln unserer Zeitreise besagen, dass wir so wenig wie möglich mit den Menschen interagieren dürfen, um gefährliche Zeitparadoxa zu verhindern. Und solange wir das nicht tun, nehmen uns die Leute auch gar nicht wahr. Das gewährleistet alles der Zeitkristall, auf den Fritz in der Gegenwart achtgibt, und auf den können wir uns ja verlassen. Also, auf in den Zirkus, Manege frei :)
 
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So, lieber Bobby, wir befinden uns nun im Circus Busch, in der Mitte der großen Manege steht das erhabene Seilgeviert, in welchem bereits ein Kampf der laufenden Konkurrenz stattfindet. Gerade ringen der Hamburger Lokalmatador Heinrich Winzer und der Holländer Dirk Van Den Berg miteinander, das Publikum feuert Winzer natürlich frenetisch an und gönnt Van Den Berg keinen Erfolg. Dieses Match ist aber nicht das Ereignis, weswegen wir diese Reise unternommen haben. Wir nutzen die Zeit, die uns bis dahin noch bleibt, für ein paar Erläuterungen der damaligen Szenerie.

Wie Du siehst, setzen Winzer und Van Den Berg nur Griffe oberhalb der Gürtellinie an, die Beine dürfen hierfür nicht verwendet werden. Das ist die Grundregel des Griechisch-Römischen Stils, der auf dem alten Kontinent im Berufsringkampf noch den Ton angibt. In den USA hat der aus Nordengland stammende Freie Stil, auch bekannt als Catch as Catch Can, bei dem der ganze Körper eingesetzt werden darf, schon die Oberhand gewonnen. Auf dem europäischen Festland mag man es aber bis zum Zweiten Weltkrieg noch traditioneller. Der Griechisch-Römische Stil hat eigentlich nichts mit dem Ringkampfstil der Antike zu tun, er wurde stattdessen von französischen Schaukämpfern erst im 19. Jahrhundert erfunden. Ja, das was wir bei den Olympischen Spielen als "Greco-Roman Wrestling" sehen, hat seine tiefsten Wurzeln in unserem showlastigen Professional Wrestling. Das darf man den heutigen Amateur-Ringern aber nicht sagen, das hören sie nicht gerne ;-)

Dort hinten siehst Du die Wettstuben, bei dem viele Zuschauer auf den letzten Drücker noch ihre Einsätze loswerden möchten. Diese sind die eigentliche Einnahmequelle des Circus Busch, die bloßen Eintrittskartenverkäufe würden die Gagen der namhaften europäischen Berufsringer gar nicht aufwiegen können. Die Familie Busch hört bei den Wetten die Goldmark reichlich klimpern. Natürlich hängt es von den Ergebnissen der Kämpfe ab, wieviel die Wettstuben wieder auszahlen müssen, und schon damals vermuteten viele Beobachter, dass es sich bei den Konkurrenzen um ein abgekartetes Spiel handelte. Und damit hatten sie wohl auch recht ;-)

So ... im Ring konnte Dirk Van Den Berg gerade nach fast elf Minuten Kampfzeit den Schultersieg über den Hamburger Heinrich Winzer erringen. Die Menge ist erbost, viele haben sicher in festem Glauben an ihren lokalen Star auf Winzer gesetzt und ihr Geld verloren. Das wird für nachher noch große Bedeutung haben, ihre Hoffnung setzen sie nämlich jetzt in den nun folgenden Hauptkampf.
 
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Nun ist es so weit, Bobby, die beiden Kontrahenten des letzten Kampfes betreten den Ring des Circus Busch. Sie haben während der mehrwöchigen Konkurrenz alle ihre Gegner besiegen können, der Gewinner dieses Kampfes wird wohl auch den Turniersieg und den Weltmeistertitel im Schwergewicht sein Eigen nennen dürfen. Den Turnierverlauf kannst Du Dir ähnlich wie bei einer heutigen G1 Climax im Round-Robin-Modus vorstellen, bei dem Jeder einmal gegen Jeden antreten muss. Allerdings wurde dieses System damals oft nicht strikt angewandt, sodass manche Ringer mehr Kämpfe bestritten als andere.

In Heinrich Eberle aus Freiburg setzt das Publikum seine ganze Hoffnung. Als Schüler des großen Carl Abs ist er im Jahr 1901 neben John Pohl und Jakob Koch vielleicht der erfolgreichste deutsche Ringer, die Zuschauer wünschen sich ihn als neuen Weltmeister. Für viele kommt nur er als Sieger in Frage, die Wettstuben verzeichnen zahlreiche Einsätze auf Heinrich Eberle. Nur Kenner der internationalen Szene werden eine Ahnung davon gehabt haben, dass es stattdessen sein Gegner ist, der von den Veranstaltern seit einigen Jahren zum neuen Mega-Star der Ringerszene gepusht wird.

Georg Hackenschmidt tritt für das Russische Zarenreich an. Geboren wurde er 1878 im livländischen Dorpat, das heute unter dem Namen Tartu als zweitgrößte Stadt Estlands bekannt ist. Als Sohn eines baltendeutschen Vaters und einer schwedischstämmigen Mutter wuchs er bereits mehrsprachig auf, später beherrschte er sieben Sprachen fließend. Sein Vorname wird oft auch "George" oder "Georges" geschrieben, was die englische und die französische Schreibweise wäre, ausgehend von der Herkunft seiner Eltern wäre aber wohl "Georg" die richtige Variante. Im Vorjahr hatte Georg Hackenschmidt bereits wichtige Turniere in Sankt Petersburg, Chemnitz, Dresden, Budapest, Graz und Nürnberg gewonnen, ein Sieg bei einer Weltmeisterschaft fehlte ihm aber noch. In Hamburg sollte sich dies ändern, um seinen Siegeszug an die absolute Weltspitze und zur unangefochtenen Weltmeisterschaft zu beginnen ... zumindest war das wohl der Plan gewesen.

Gleich wird es hier ungemütlich, Bobby. Die zahlenden Zuschauer werden nicht das bekommen, was sie wollten. Wir sollten uns schonmal in Richtung Ausgang bewegen.
 
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Hört sich nach einem hochklassigen Match an. Die beiden wollte ich schon immer mal live sehen. :(
 
Könnte ja doch ganz lustig werden hier. :D

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Georg Hackenschmidt und Heinrich Eberle beginnen den Kampf sehr verhalten. Die Action will einfach nicht richtig ans Laufen kommen, schon bald äußern die ersten Zuschauer ihren Unmut. Sie waren vom bisherigen Turnierverlauf anderes gewohnt, der Kampf zwischen den beiden Favoriten sollte eigentlich der Höhepunkt werden, stattdessen kämpfen die beiden auf Sparflamme. Die Halle wird unruhig, der Ringrichter ordnet bald eine kurze Pause an und spricht mit den Kontrahenten.

Nach der Pause geht es zwischen Hackenschmidt und Eberle tatsächlich noch etwas zur Sache. Das Publikum scheint doch noch zufriedengestellt zu werden, aber gerade als die Zuschauer sich auf einen guten Kampf einstellen, steigt Heinrich Eberle plötzlich aus dem Ring und marschiert zu den Offiziellen. Der Zirkussprecher verkündet, dass Eberle den Kampf aufgibt, da er an der Grippe leide und nicht fit genug für einen Gegner wie Hackenschmidt ist!

Die Fans zeigen absolut kein Verständnis. "Betrug!" hallt es immer wieder laut durch das Gebäude. Immerhin haben viele Besucher ihre schwerverdienten Löhne in den Wettstuben aufs Spiel gesetzt. Sie vertrauten auf ihren Landsmann Eberle und jetzt erfahren sie, dass der Kampf eigentlich gar nicht hätte begonnen werden dürfen und Hackenschmidt so einen leichten unverdienten Sieg erhält? So sollen sie also um ihre Einsätze gebracht werden?

Im Circus Busch bricht nun das Chaos aus. Die wütende Zuschauermenge zerlegt das Sitzinventar und stürmt schließlich den Ring. Die Schutzmänner können die Lage nicht unter Kontrolle bringen. Bobby, es ist an der Zeit, dass wir uns in Sicherheit bringen. Bobby? Wo ist er denn hin ... Bobby? BOBBY!!! Was macht er denn da hinten IM RING???
 
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Artikel aus dem Hamburger Generalanzeiger vom Samstag darauf:

§ Internationale Ringkampfkonkurrenz um die Meisterschaft der Welt 1901.

Am Montag berichteten wir, daß der Sonnabend der "wildeste" Tag während des ganzen Ringkampfes gewesen sei. Der Sonnabend ist durch den gestrigen Donnerstag aber überflügelt worden. Solchen Skandal wie gestern, hat der Zirkus noch nie gesehen. Der Kampf Hackenschmidt gegen Eberle erreichte dadurch sein Ende, daß Eberle sich für besiegt erklärte.

Erst war das Publikum sprachlos, dann aber begann ein Toben und ein Wüthen, das seines Gleichen sucht. Das Publikum schrie "Schwindel", "Geld zurück", "Stühle entzwei werfen" und Aehnliches mehr. Ein Theil der Besucher aller Plätze stürmte die Manege, die in kurzer Zeit mit Menschen angefüllt war.

Die außer Konkurrenz ringenden [Emil] Nitschke und [Georg] Strenge, welche die Manege betreten hatten, wurden von der erregten Menge wieder hinausgedrängt, dann begann das Publikum in der Arena zu tanzen und selbst Ringkämpfe aufzuführen. Adelic Kahlie [ein berühmter Ringer aus der Türkei] und [der noch berühmtere estnische Kraftathlet Georg] Lurich, die in der Loge saßen, wurden vom Publikum heruntergeholt und sollten ringen.

Die Schutzleute bemühten sich, die Ordnung wieder herzustellen, was ihnen aber nicht gelang. Die Schiedsrichter verließen, als der Tumult nicht zu zügeln war, ihre Plätze, die von einigen anderen Leuten eingenommen wurden. Auch die Musik vermochte nicht das erregte Publikum zu besänftigen, die meisten Leute verließen den Zirkus erst als das Licht ausgedreht wurde.


§ Der Unfug, Apfelsinenschale auf die Straße zu werfen, hat gestern wieder einen Unfall herbeigeführt. In der Belle-Alliance-Straße kam aus genannter Ursache ein Brotträger zu Fall und trug erhebliche Verletzungen am Kopf und am Rückgrat davon.
 
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Diesen Bobby würde ich nicht wieder mitnehmen. Sich als Zeitreisender von dem Pöbel so mitreißen zu lassen und sich wahrscheinlich auch an der Randale zu beteiligen geht einfach nicht. Vielleicht war er auch sauer, weil er sich nach der ganzen Trampelei kein Bier holen durfte. Über die Konsequenzen hat er auf jeden Fall nicht nachgedacht und das ist sehr gefährlich. Ihr solltet in die Zukunft reisen und euch Wrestling mit computeranimierten Publikum ansehen. Da kann er vielleicht nicht solche dummen Taten ausüben. Du musst ihn in den Griff bekommen. ;)
 
Also, Bobby, da muss ich Dich wirklich schimpfen! Du warst ja völlig neben der Spur ... "Stühle entzwei werfen" ... was war das denn für ein blöder Chant? Hast wohl versucht besonders altmodisch zu klingen. Und dann hast Du auch noch Dropkicks und Moonsaults im Ring gezeigt ... diese Aktionen kannten die doch damals noch gar nicht! Hätte ich doch besser den guten Fritz mitgenommen, der hätte sich zu benehmen gewusst.

Gut, dass ich Dich doch noch am Kragen aus dem Circus Busch zerren konnte, bevor die Wrestlinggeschichte durch Dich noch maßgeblich verändert worden wäre. Bei unserer nächsten Station werde ich ein wachsames Auge auf Dich haben, jetzt geht es nämlich in das wunderschöne Wien. Du musst diesmal auch nicht so stark in die Pedalen treten, weil es ja jetzt mit dem Zeitstrom geht und wir nur ein paar Monate in die Zukunft reisen. Wir schauen uns nämlich jetzt das Finale der zweiten WM von 1901 an.

Während wir wieder durch die Zeit reisen, erzähle ich Dir aber noch kurz, was der Riot in Hamburg für Auswirkungen hatte: Die Polizei untersagte dem Circus Busch eine Fortführung der Konkurrenz, sodass am Ende die Hamburger Weltmeisterschaft im Schwergewicht gar nicht vergeben wurde. Kaiserin Auguste Viktoria, die Gemahlin Kaiser Wilhelms II., hat sich wohl persönlich dafür eingesetzt, dass in Hamburg überhaupt wieder Pro-Wrestling stattfinden durfte. Eigentlich hätte sich Georg Hackenschmidt damals wohl seinen ersten WM-Titel verdienen sollen, aber das Schicksal wollte wohl nicht, dass die Geschichte von der ersten weltweit unangefochtenen World Heavyweight Championship in Deutschland ihren Anfang nimmt. Trotzdem war Hackenschmidt natürlich spätestens jetzt in Europa in aller Munde, nachdem er seine Gegner inklusive Heinrich Eberle so dominiert hat.

So, Bobby, dann bring die Zeitmaschine mal wieder in Gang und fahr uns drei Monate in die Zukunft. Auf geht es in die ehrwürdige Doppelmonarchie von Österreich-Ungarn! Und ein heimisches Bier gibt es nur, wenn ich wieder das Gefühl habe, dass ich mich auf Dich verlassen kann.
 
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