So, lieber Bobby, wir befinden uns nun im Circus Busch, in der Mitte der großen Manege steht das erhabene Seilgeviert, in welchem bereits ein Kampf der laufenden Konkurrenz stattfindet. Gerade ringen der Hamburger Lokalmatador
Heinrich Winzer und der Holländer
Dirk Van Den Berg miteinander, das Publikum feuert Winzer natürlich frenetisch an und gönnt Van Den Berg keinen Erfolg. Dieses Match ist aber nicht das Ereignis, weswegen wir diese Reise unternommen haben. Wir nutzen die Zeit, die uns bis dahin noch bleibt, für ein paar Erläuterungen der damaligen Szenerie.
Wie Du siehst, setzen Winzer und Van Den Berg nur Griffe oberhalb der Gürtellinie an, die Beine dürfen hierfür nicht verwendet werden. Das ist die Grundregel des
Griechisch-Römischen Stils, der auf dem alten Kontinent im Berufsringkampf noch den Ton angibt. In den USA hat der aus Nordengland stammende
Freie Stil, auch bekannt als
Catch as Catch Can, bei dem der ganze Körper eingesetzt werden darf, schon die Oberhand gewonnen. Auf dem europäischen Festland mag man es aber bis zum Zweiten Weltkrieg noch traditioneller. Der Griechisch-Römische Stil hat eigentlich nichts mit dem Ringkampfstil der Antike zu tun, er wurde stattdessen von französischen Schaukämpfern erst im 19. Jahrhundert erfunden. Ja, das was wir bei den Olympischen Spielen als "Greco-Roman Wrestling" sehen, hat seine tiefsten Wurzeln in unserem showlastigen Professional Wrestling. Das darf man den heutigen Amateur-Ringern aber nicht sagen, das hören sie nicht gerne ;-)
Dort hinten siehst Du die Wettstuben, bei dem viele Zuschauer auf den letzten Drücker noch ihre Einsätze loswerden möchten. Diese sind die eigentliche Einnahmequelle des Circus Busch, die bloßen Eintrittskartenverkäufe würden die Gagen der namhaften europäischen Berufsringer gar nicht aufwiegen können. Die Familie Busch hört bei den Wetten die Goldmark reichlich klimpern. Natürlich hängt es von den Ergebnissen der Kämpfe ab, wieviel die Wettstuben wieder auszahlen müssen, und schon damals vermuteten viele Beobachter, dass es sich bei den Konkurrenzen um ein abgekartetes Spiel handelte. Und damit hatten sie wohl auch recht ;-)
So ... im Ring konnte Dirk Van Den Berg gerade nach fast elf Minuten Kampfzeit den Schultersieg über den Hamburger Heinrich Winzer erringen. Die Menge ist erbost, viele haben sicher in festem Glauben an ihren lokalen Star auf Winzer gesetzt und ihr Geld verloren. Das wird für nachher noch große Bedeutung haben, ihre Hoffnung setzen sie nämlich jetzt in den nun folgenden Hauptkampf.