Kurz gemosert... #157

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Marvel

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Wie ich hörte, sind Flashback-Reviews so lukrativ, dass man sich, ohne Rücksicht auf seine Stammkunden, nach einer Handvoll Ausgaben zur Ruhe setzen kann. Da mache ich doch mit, denn heute in einer Woche vor genau sechsundzwanzig Jahren flimmerte Wrestlemania 8 über die Bildschirme. Mein erster WWE-PPV. Und weil am Sonntag auch noch Wrestlemania 34 ansteht…

The World Wrestling Federation proudly presents… WRESTLEMANIAAAAAA!

Alleine wenn man sich den Vorspann, untermalt von der immer wieder absolut geilen Einleitung von Vince McMahon höchstpersönlich, anschaut kann man sicher verstehen, warum diese Veranstaltung den Boden für eine große Zeit der WWE in Deutschland geebnet hatte.
Wer wissen will wie man ein Großereignis bewirbt, ohne eine stundenlange, langweilige Pre-Show, der sollte sich jedes PPV-Intro von Anfang der Neunziger anschauen. Selbst danach, vor der Attitude Era, gab es immer richtig gute Intros. Zwar ohne Vince der das Ganze nochmal mit seiner Stimme aufwertete, aber trotzdem allemal besser als alles was es heutzutage gibt.

Das Line-Up von Wrestlemania 8 ist voll von Legenden die man damals als Einsteiger noch nicht oft bzw. auch nicht mehr so lange zu Gesicht bekam. Und alle weitestgehend in ihrer „Prime“. Hulk Hogan, Randy Savage, Ultimate Warrior, Mr. Perfect, Ric Flair, Roddy Piper. In meinen Augen rückblickend einer, von den Namen her, wohl besten Cards aller Zeiten. Dachte man damals schon, dass Hogan und Flair zu alt für Wrestling sind und ins zweite Glied rücken sollten, würde man sich heute wohl darüber wundern, wenn man bedenkt was beide noch so alles erreicht und mit geprägt haben.
Hört sich also eigentlich ganz gut an, aber ich wäre nicht der der ich bin, wenn ich das auch wirklich so bewerten würde.

Der PPV, den ich damals mit deutschem Kommentar gesehen habe, begann mit dem Opener wo ein gewisser Shawn Michaels gegen Tito Santana antrat. Nun war Tito Santana ein eigentlich recht gut dotierter Wrestler und schon zu dieser Zeit eine Legende. Und wie man das mit Legenden so macht, lässt man sie entweder Pornos drehen oder man gibt ihnen ein scheiß Gimmick und lässt sie sich für aufstrebende Stars hinlegen. So viel sei verraten, Tito Santana hat weder „Gawker“ verklagen, noch irgendeine „Backdoor“ öffnen müssen.
Nun gut. Am meisten genervt hat mich bei dieser Veranstaltung der komische Ringrichter, welcher vor jedem Match erst mal erklären musste, wo man und wo man nicht hin schlagen darf. Achtet mal drauf. Der rennt, während sich die Akteure vorbereiten oder im Staredown befinden, immer durch den Ring und labert und labert und labert und gibt irgendwelche Handzeichen und keinen interessiert es.
Sein Name wurde nie erwähnt. Ich wollte als Kind schon immer wissen, wer das ist und bin beim Anschauen der Videokassette regelmäßig drauf rein gefallen wenn Carsten Schaefer im Verlauf des PPV’s ansetzte mit: „Nicht zu vergessen ist auch der dritte Mann im Ring…“ und ich so, „Ja, ja endlich wie heißt dieser Hurensohn denn jetzt!?“ und Carsten dann, „Es ist Ringsprecher Howard Finkel…“ und ich wieder „Fick dich doch…“.
Das Match war ein klassischer Opener mit Santana als geschlagenem Mann, aber irgendwie doch als moralischem Sieger, weil Michaels sich nach den Finishern von Santana immer gerade so aus dem Ring retten konnte. Trotzdem sieht Santana am Ende irgendwie dumm aus, was nicht nur an seiner Frisur lag.

Dann kam die nächste Enttäuschung.
Ich hatte schon viel von dieser „Legion of Doom“ gehört und dann kommen sie plötzlich! Geil! Nein, doch nicht. Anstatt sie mal eben in ein kleines Match zu stecken, lassen sie sie nur etwas von unbemannten Zügen ins Mikro brüllen und Paul Ellering (aktuellen Zuschauern vielleicht als Manager der NXT „Authors of Pain“ bekannt), irgendeinen Unsinn dazu reden.

Oooooooh, what a Shit!
Das nächste Match empfand ich schon als zehnjähriger Junge unlogisch.
Was hatten die damals damit, dass den Undertaker niemand covern durfte? Außer Hulk Hogan 1991 hat doch bis tief in die 90er keiner mehr den Undertaker gecovert oder? Immer wenn er am Boden lag haben sie alle nur dumm geguckt.
Und Jake Roberts sah da schon aus wie einer von denen die ich morgens hier immer schon am Kiosk stehen sehe. Dementsprechend blöde hat man ihn auch gebookt, denn anstatt nach seinem Finisher den Undertaker zu pinnen, gammelt er lieber in der Ringecke rum und entscheidet sich dann dafür einen Blick in die Urne von Paul Bearer zu werfen. Könnte ja noch ein Schluck Bourbon drin sein. Jake hat den Taker hier dominiert! Er hätte ihn, mit logischerem Booking, fast schon gesquasht. Und der Tombestone-Piledriver… Das größte Gimmick-Move aller Zeiten. Der Undertaker nimmt Jake auf die Schulter, hakt einen Arm mit ein und legt ihn mit der Stirn auf seine weichen Oberschenkel ab.
In einer Wochenshow-Ausgabe irgendwann Mitte der Neunziger, sagte Schaefer dann irgendwann mal, dass der Tombstone ja nicht das ist was den Gegner ausschalten würde. Es wäre mehr ein Move für die Fans, denn Gegner wäre ja schon vor dem Finishing Move so geschwächt, dass er sich gegen das Cover nicht mehr wehren kann. Das war übrigens während eines Matches, zwischen dem Undertaker und Jeff Jarrett. Als der Undertaker Jarrett zum Tombstone hochnahm, war Jarrett noch voll bei Bewusstsein und hat gezappelt wie ein Fisch im Netz. Nach dem Finisher war er dann platt.
Ich hoffe Carsten hat für diesen Bullshit damals einen ordentlichen Headbutt von Vince McMahon abbekommen!

„YOU’RE FIRED, GUNTHER… ULI… CARSTEN… WHATEVER!!!!!“


Wenn sich viele über Shawn Michaels beschweren, der sich immer ungern für jemanden clean hingelegt hat, darf man solche Geschichten wie hier mit Bret Hart nicht vergessen.
Hart hatte seinen Intercontinental Championship gegen den Mountie verloren. Aber nur, weil er über 40° C Fieber hatte. Klar…
Clean hinlegen wollte sich Hart nämlich auch nie wirklich. Verfolgt mal seine Karriere. Aber genau das sollte ja am Ende auch sein Schicksal sein.
Toller Arbeitgeber übrigens der einen wissentlich totkranken Mann Leistungssport betreiben lässt. Roddy Piper nahm dem Mountie dann den Titel wieder ab und musste ihn jetzt gegen den wiedergenesenen Bret Hart verteidigen. Warum man nicht gleich ein Match zwischen diesen beiden, angeblich sogar Verwandten, gebookt und den Mountie dazwischen geschoben hat, mit dem man sowieso nichts vor hatte, bleibt ein Rätsel.
Und wieder dieses Frettchen im blauen Hemd und der Fliege.
„Gut ufpasse hier Leute, gell. Net Uff die Nase und net in die Augen rein. Des is nämlich verboten. Und schön die Fingerscher über der Gürtellinie und net an den Spatz oder die Klicker greife. Mir sind hier net im Swinger Club!“

Hat im Match dann auch schön auf die Fresse bekommen. Während des Ref-Bumps ist dann aber nichts passiert, was diese Aktion ziemlich unnötig machte. Finish war dumm. Bret Hart wieder Champion. Kein Fieber.
Falls Günther Jauch es mal bei der 50€-Frage wissen möchte:
Lex Loser trinkt gerne Milch von der Gazelle.


Auch damals gab es das klassische Multi-Man-Match, mit dem man alle auf die Card packte die noch nichts zu tun haben. Der Mountie war auch dabei und er schien seinen Titelverlust ziemlich gut verkraftet zu haben. Keine Silbe dazu, dass er sich den Titel jetzt wieder zurückholt. Egal.
Endlich ein Match mit Pfeffer drin. Randy Savage gegen Flair und Savage holte wieder den Klassiker, sein verletztes Knie, aus dem Schrank. Flair veröffentlichte Fake-Fotos von sich und Elizabeth. Dafür gabs am Ende des Matches ein paar Schellen für den Nature Boy. Savage gewinnt mit einem klassischen Heel-Move, indem er Flair beim Cover die Badehose runterzieht. Übrigens war auch der damals ca. 12-jährige Shane McMahon anwesend, als Elizabeth zum Ring kam. Damals hat er wahrscheinlich noch gedacht, dass er mal WWE übernehmen wird. Lange bevor seine Schwester sich einen Backstage-Politiker anlachte.
Dann kam etwas, was in der deutschen Ausstrahlung gefehlt hat. Es gab einen Rückblick auf die Fehde zwischen Hogan und Sid Justice. Hogan wurde von Jack Tunney zum Herausforderer auf den Titel von Ric Flair ernannt. Justice war dagegen und veranstaltete in den darauf folgenden Wochen so viel Chaos das er bei Wrestlemania gegen Hogan antreten durfte. Savage wurde dann, wie schon erwähnt, zum Herausforderer von Flair. Logisch ist was anderes, aber so war es nun mal.
Als es dann endlich wieder zu einem Match kam, war das ein, für damalige Verhältnisse, ziemlich großes Aufeinandertreffen.
Money Inc. Vs. Natural Disasters. Die Naturgewalten gegen das scheinbar unbesiegbare Team von Jimmy Hart. Money Inc. setzte mit diesem Match den Trend sich als Champions auszählen zu lassen. Die Disasters waren damals saumäßig over und kamen tatsächlich als große Bedrohung rüber. Hinzu waren sie technisch gar nicht so schlecht. Gerade für solche Fettsäcke.

Als Sid Justice dann interviewt wird, sieht man im Hintergrund, dass er in einer Fake-Umkleidekabine steht. Nicht nur dass die Spinde aussehen als seien sie in die Wand eingelassen. Es fehlt auch einer dazwischen und dort sehen wir nur den Fake-Rahmen mit der Wand dahinter.
Man konnte sich wohl keine echte Umkleidekabine leisten.

Hogan gegen Justice war dann der wohl größte Reinfall an diesem Abend. Matches von Justice sind immer langweilig und am Ende haben sie dann auch noch das Finish abgefuckt. Papa Shango kam offenbar zu spät aus dem Ho-Train, so dass dessen Rettungsaktion für Justice nach Hogans Legdrop of Doom viel zu spät kam. Justice musste also aus dem Cover auskicken. Sehr ungewöhnlich, da sonst nie jemand aus dem Legdrop auskicken darf. Außer man ist der Ultimate Warrior. Und der kam dann auch noch. Erst einmal, sah er aus wie ein 80er Jahre Waschweib mit seinem Wischmopp auf dem Kopf und ohne Steroide wirkte er wie eine billige Kopie von sich selbst. Die Renegade Betaversion sozusagen.
„Komm wir kopieren den Warrior!“
„Wie sieht der denn aus?“
„Warte guck mal… Wrestlemania 8, da war er dabei!“
„…“
„…“
„Ernsthaft?“
„Also dort hat er Pops gezogen.“
„…“
„…“
„OK, dann mach halt mal.“

Ich höre oft, dass Hogan zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr so over war wie früher. Kann ich ehrlichgesagt nicht erkennen. Roman Reigns und John Cena wären froh, wenn sie nur ansatzweise solche Reaktionen bekommen würden oder jemals bekommen hätten.
Auch der Warrior bekam weniger Reaktionen. Sowieso hat beim Erklingen seiner Musik keiner so wirklich mitbekommen, dass gerade etwas passiert. Sid Justice hat das alle einfach mal ge-„No sellt“ und sich gemütlich einen Stuhl geholt, anstatt wenigstens mal geschockt zu gucken.

Nunja, das war Wrestlemania 8.
 
Uh ja, dass war auch meine erste WM, ich weiß noch, wie unglaublich verwundert ich war, dass dieser steife Halbzombie gewinnen darf, und wieso eig.
 
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