Kurz gemosert... #158

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Was haben wir eigentlich am Wrestling? Warum fällt es vielen so schwer davon wegzukommen? Warum verstehen Außenstehende nicht was „uns“ am Wrestling so fasziniert?


Wrestling ist etwas das man gerne als Nischenprodukt bezeichnet. Das bedeutet, dass es sich auf einen relativ kleinen, sowie bestimmbaren Teil der Gesellschaft ausrichtet.

Aber ist das wirklich so?


Meiner Erfahrung nach, gibt es „den“ Wrestling-Fan nicht. Wenn ich beispielsweise durch die Stadt laufe und drei ungepflegten Kerlen begegne, die mit dumpfem Blick peinlich berührt jeder halbwegs engen Jeans hinterher schauen, dann kann ich relativ sicher sagen, um was für eine Art Menschen es sich handelt bzw. welche Hobbits äääh Hobbies hier präferiert werden. Selbst die durchschnittliche Wichs-Frequenz wird sich ohne große Recherche ermitteln lassen.


Aber der Wrestling-Fan lässt sich nur schwer aus der Masse heraus deuten. Und das ist auch gut so, denn wir gehören zu einem ausgewählten, stolzen Kreis, der sich dem wohl ehrlichsten Sport der Welt verschrieben hat. Wir sind Menschen, die leidenschaftlicher Diskutieren als jeder Fußball-Fan es sich auch nur entfernt vorstellen kann und die die Romantik ihres Sports mehr zu schätzen wissen als beispielsweise ein Box-Fan.


Aber wie kann ein Sport, in welchem der Wettkampf-Aspekt beinahe absolut gar keine Rolle spielt, der ehrlichste Sport der Welt sein?
Eben genau deswegen. Der Wrestling-Fan, weiß immer woran er ist. Die Zeiten, in welchem einem an manchen Stellen zwanghaft vorgemacht wird, dass es sich hier, um richtige Kämpfe handelt ist lange vorbei. Das Wrestling spielt sogar öffentlich damit ein „Fake“ zu sein und sieht sich als das was es ist. Ein Unterhaltungsmedium mit sportlichen Inhalten. Bei anderen Sportveranstaltungen ist das eher umgekehrt. Da wandert der Sport immer mehr in den Hintergrund und die Show, sowie die Werbung dominieren das Programm.


Fußball-Fans machen sich ja schon vor Freude in die Hose, wenn mal etwas Unerwartetes passiert und merken gar nicht, dass sie von ihrem „ehrlichen Fußball“ gerade „geworkt“ werden. Nein? Ist das nicht so? Meint ihr wirklich, dass alles was da so auf den Plätzen passiert das Ergebnis eines gerechten Kräftemessens ist? In Bereichen wo es um so viel Geld geht, kann es nicht mit rechten Dingen zugehen. Viel schlimmer ist aber doch, dass es einem so verkauft wird, als ob es sich, um einen gerechten Wettkampf handeln würde, bei dem jeder jeden schlagen kann.


Es gibt aber wohl kaum einen von Korruption so zerfressenen und unehrlichen Sport wie den Volkssport Fußball. Die obersten Funktionäre werden von Sponsoren und Politikern mit schmutzigem Geld zugeschüttet. Die beliebtesten Spieler sind vorbestraft, verbringen die meiste Zeit damit, sich als Marke zu verkaufen und interessieren sich einen Scheißdreck dafür, welche Opfer ihre Fans bringen, um sich überteuerte Tickets und Trikots anzuschaffen.
In Zeiten wo Fußballer den Verein wechseln, weil sie rechtskräftig verurteilt wurden und ein anderes Land ein für sie besser passendes Steuersystem bietet, um noch mehr Millionen am Fiskus vorbeizuschaufeln oder sich zwielichtige Organisationen mit dem Kauf von Transferrechten auf Kosten anderer bereichern, bin ich stolz darauf mich als Wrestling-Fan bezeichnen zu können.
Der ein oder andere Ahnungslose wird nun sicherlich unter Schnappatmung den Zeigefinger heben und etwas Gegenteiliges behaupten wollen, aber dafür gibt es weder eine Basis, noch ist es notwendig. Denn ich habe recht.
Der Fußball, ist ein durch und durch korruptes Arschloch und reiht sich damit zu all den anderen Sportarten ein in welchen es um viel, viel Geld und Sponsoren geht, wie Formel 1, Football, Radfahren, Leichtathletik, Boxen oder auch das boomende MMA.
Was beim Boxen schon seit Jahrzehnten ein offenes Geheimnis ist, kommt nun auch immer mehr Stück für Stück bei anderen Sportarten ans Tageslicht. Das Geld bestimmt wer gewinnt und nicht die sportliche Leistung oder die gute Arbeit eines Vereins. Geld und Korruption sind der heimlichen Booker eurer tollen „Wettkampf-Sportarten“.


Auch das Thema Doping spielt im Wrestling eine ganz andere Rolle, als im „Leistungssport“. Beim Wrestling wird Doping hauptsächlich eingesetzt, um den Prozess zu beschleunigen seinen Körper in einen optisch dem Wrestling angemessenen Zustand zu versetzen. Allerdings ist das Erscheinungsbild nur ein kleiner Teil davon was ein auf Dauer erfolgreicher Wrestler aufweisen muss. Ein Muskelpaket ohne natürliches Charisma und rhetorische Fähigkeiten, sowie eine extrem gute Körperbeherrschung, kommt im Wrestling nicht weit.
Ein Leistungssportler, der mittels Doping seine Ausdauer oder Konzentrationsfähigkeit steigert, der übt damit einen immensen Einfluss auf Erfolge und somit auch auf Geldflüsse und Sponsoren-, sowie TV-Verträge aus. Das geht weit über die Wettbewerbsverzerrung hinaus.


Beim Wrestling fehlen außerdem klassische unter Fans streitbare Elemente wie lokale Zugehörigkeit. Es treffen sich keine Fangruppen aus verschiedenen Städten, um mit den Fäusten auszutragen welche Stadt den besseren Wrestler oder die bessere Promotion stellt. Eher steht man nebeneinander und genießt die Show zusammen. Meistens, egal ob man unterschiedliche Wrestler anfeuert, hat man sogar eine sehr ähnliche Meinung über das Gesamtprodukt. Das findet man sonst nirgendwo.
Wrestling ist also nicht nur ehrlich, Wrestling ist auch friedlich.


Ich appelliere an euch, liebes Wrestling-Universum. Steht zu eurem Hobby. Steht zu eurer Liebe zum Wrestling und begegnet denjenigen die euch durch ein „Wrestling ist doch nicht echt!“ zu einem Sport-Fan zweiter Klasse machen wollen mit einem Lächeln im Gesicht.


Oder haut ihnen einfach ordentlich eins in die Fresse, Brother!
 
Abgesehen davon, dass die leider häufig viel zu negativen Einheitsmeinungen unter den Fans dem Wrestling wohl eher schaden, fand ich diese Kolumne sehr gelungen :)
 
Schön, dass es was gebracht hat, den Thread zu eröffnen.
Sehr schöne Ausgabe und gleichzeitig mal etwas anders, als die anderen.
Weiter so :)
 
Bin sonst kein großer Fan der Kolumne, da es oftmals auf Teufel-komm-raus versucht das negative zu suchen und dann zwanghaft-lustig ausgeschlachtet wird. Dieses mal kommt es aber weniger krampfhaft sondern authentischer und - wie könnte es anders sein - ehrlicher rüber.

Inhaltlich sehr nett geschrieben, willkommene Abwechslung und regt ein wenig zum Nachdenken an. Gefällt mir!
 
Abgesehen davon, dass die leider häufig viel zu negativen Einheitsmeinungen unter den Fans dem Wrestling wohl eher schaden, fand ich diese Kolumne sehr gelungen :)

Du musst schon differenzieren. Wrestling und WWE da ist ein großer Unterschied. So wie Pokémon und Digimon. Nur weil es bei beiden kleine und große Monster gibt ist es noch lange nicht das selbe.
 
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