»Aber das ist eines der ganz, ganz großen Ziele, GWF World Champion zu werden« Erkan Sulcani im großen Wrestling-Infos.de Exklusivinterview! – Berlin Special

Killcobain

Kleiner Mann ganz groß
Teammitglied
Am letzten August Wochenende schaut die Wrestling-Welt nach Berlin. Mit „Bash in Berlin“ veranstaltet die WWE ihren ersten PPV in Deutschland. Das Spotlight nutzt GWF aus und veranstaltet mit der englischen Promotion RevPro zwei Nachmittags-Shows. Wir haben ein paar WrestlerInnen interviewt. So stand uns auch kein Geringerer, als der zweifache Gewinner des Battlefield Matches und Rekordhalter der GWF Tag Team Championships, "Mr. Uppercut" Erkan Sulcani Rede und Antwort. Im offenen und ausführlichen Interview spricht der sympathische Berliner über seine Anfänge, Erfolge und Rückschläge, aber auch abseits des Wrestlings über Familie, Kultur oder seine Rolle als "Kartoffel" in der Kult-Serie 4Blocks!



Marko (W-I): Was ist die erste Erinnerung, dein erster Kontakt mit dem Professionellen Wrestling, an die du dich erinnern kannst?

Erkan Sulcani: Also wenn wir jetzt wirklich ins Detail gehen wollen, dann würde ich sagen, als kleines Kind, als ich zehn Jahre alt war, bin ich erstmals mit dem Wrestling in Kontakt getreten. So wie alle anderen, habe ich Wrestling im Fernsehen geguckt und diese Sportart gleich ins Herz geschlossen und mit dem jüngeren Bruder zusammen Moves geübt, Moves gemacht, Betten kaputt gemacht. Alleine zu Hause haben wir zehn Betten zerstört. Aber ansonsten, mit dem professionellen Wrestling so richtig, bin ich 2008 bei der German Wrestling Federation in Kontakt gekommen. Damals hatte ich meinen Trainer Ahmed Chaer kontaktiert und wollte zum Probetraining kommen. Er meinte, "komm hin" und ja, das war der erste Kontakt mit dem Professional Wrestling, das war im Januar 2028, soweit ich mich erinnern kann, genau!

Marko (W-I): Du bist gebürtiger Berliner und in einem Viertel aufgewachsen, in dem es für Jugendliche viele Ablenkungen gibt und andere Aspekte im Vordergrund stehen, als Pro Wrestling. Wie kam es, dass du ausgerechnet Wrestler werden wolltest?

Erkan Sulcani: Genau, ich bin gebürtiger Berliner, Berliner-Weddinger, in Wedding geboren und bei uns war der Bezirk immer ein Brennpunkt. Als Jugendlicher habe ich mich aber immer schon für Kampfsport interessiert. Ich habe vor dem Wrestling vier Jahre lang Taekwondo gemacht, ich habe auch Fußball gespielt, sechs Monate lang. Aber irgendwie haben mir diese Sportarten keinen Spaß gemacht. Ich hatte wirklich nur den Fokus auf Wrestling, ich habe Wrestling schon geschaut, früher gab es ja noch MySpace 2007–2008 und da hatte ich wirklich eine Wrestling-Schule in Berlin gesehen und so die German Wrestling Federation gefunden, da ging wirklich mein Herz auf. Ich dachte mir nur, "Boah, es gibt eine Wrestling-Schule in Berlin, ich muss da hin" und habe daraufhin Taekwondo sein lassen. Das habe ich zu dem damaligen Zeitpunkt vier Jahre gemacht, dem sagte ich einfach "tschau" , dann kam das Professional Wrestling. Etwa November, Dezember 2007 war ich da zum ersten Mal beim Probetraining, dann war ich erst im Januar wieder richtig mit dabei, weil ich mich bereits während den ersten Trainingstagen verletzt hatte, aber so richtig habe ich im Januar angefangen. Wie gesagt, vier Jahre lang Taekwondo gemacht, Kampfsport betrieben. Fußball gespielt auch sechs Monate, aber immer den Fokus auf Wrestling gehabt, ich habe sogar beim Taekwondo, dort hatten wir Freizeittraining, ich habe da mal Wrestling-Moves gemacht mit meinen Kollegen. Also ich muss ehrlich sagen, Wrestling hat mich wirklich von der schiefen Bahn geholt. Also damals, als ich das Wrestling wirklich straight angefangen hatte, weil, wie gesagt, Wedding, Brennpunkt und da haben auch nicht so viele Perspektiven. Ich war ja auch fast reingerutscht, aber dadurch, dass ich das Professional Wrestling entdeckt habe, auch über MySpace, denn, es war wirklich schwer, online etwas zu finden. Doch dann habe ich eben entdeckt, dass es in Berlin tatsächlich eine Wrestling-Schule gibt und ab da habe ich mich vollkommen auf das Wrestling fokussiert, die ganze Zeit Wrestling-Training, dies, das. Wie gesagt, ich betreibe das professionelle Wrestling jetzt seit 16 Jahren mit Herz und Leidenschaft. Ich liebe das Wrestling. Also das Feuer ist genau wie am Anfang noch da. Es ist noch nicht erloschen und es wird immer auflodern. Also das Ding ist, ich liebe diese Sportart. Ich habe für diesen Sport auch sehr viel geopfert, dass ich jetzt da bin, wo ich mittlerweile bin. Und wie gesagt, für seine Liebe muss man viel opfern, damit man erfolgreich wird. Und ich denke, das mit dem professionellen Wrestling habe ich bis jetzt ganz gut hinbekommen. Und ja, es geht weiter bergauf. Also ich habe noch ein paar Ziele, die ich erreichen möchte.

Marko (W-I): Wie wurde das in deinem Freundeskreis aufgenommen?

Erkan Sulcani: Wie gerade schon erwähnt, wurde es in meinem Freundeskreis zunächst belächelt. So wirklich kannten wir Wrestling-Moves nur aus dem Fernsehen und wie zuvor erwähnt, mein Bruder und ich haben wirklich ein paar Betten von unseren Eltern ruiniert, als die nicht zu Hause waren. Wir haben ständig diese ganzen Wrestling-Moves gemacht, obwohl da immer stand "don't try this at home", nur haben wir uns nicht daran gehalten.

Marko (W-I): Für etliche andere Heranwachsende aus ähnlichen Verhältnissen ist ein Werdegang wie der deine nicht selbstverständlich und sie geraten auf die schiefe Bahn. Denkst du, das Wrestling könnte einer Vielzahl von ihnen helfen und ein Ventil für deren Probleme und Frust bieten?

Erkan Sulcani: Absolut! wenn man wirklich ein Ziel hat, wenn man wirklich eine Sportart gefunden hat, die man wirklich von ganzem Herzen liebt und das halt wirklich durchziehen möchte, dann fokussiert man sich auf diese Sportart und gerät dann nicht so schnell auf die schiefe bahn. Bei mir wäre es halt fast so weit gewesen aber dadurch, dass ich Wrestling liebe und diese Sportart professionell betreiben wollte, bin ich von der schiefen Bahn weggekommen und das Wrestling hat mich so in seinen Bann gezogen, weißt du? Deswegen, Frust kann man überall ablassen, beim Fußball, beim Taekwondo, beim Wrestling. Taekwondo war ja auch eine der Sachen, die mich auch so ein bisschen von der Straße weggezogen haben, beziehungsweise da war ich nicht mehr so aggressiv, als ich mit Taekwondo angefangen habe ich war als jugendlicher echt aggressiv und ich wusste nicht, wohin mit der Energie. Aber irgendwann hat mir Taekwondo keinen Spaß mehr gemacht, weil ich wollte nur noch wrestlen, als ich diese Wrestling-Schule in Berlin entdeckt habe. Alter mir war alles scheißegal, alles scheißegal, alles außer Wrestling. Darauf habe ich mich einfach wirklich fokussiert und mich von der schiefen Bahn, auf der ich fast gewandelt wäre, abgewandt, um mich auf meine Leidenschaft zu konzentrieren und ja, jetzt bin ich da wo ich bin und ich bin sehr glücklich damit!

Marko (W-I): Seit knapp 17 Jahren hältst du der GWF die Treue und gehörst mittlerweile zum Tafelsilber der Promotion. Dein anderer Trainer und Mentor Mike Chaer sagte vor einigen Jahren, dass du 2007, als du mit deinem Training begonnen hast, primär eines hattest: Eine große Klappe. Wie, denkst du, würde er heute über dich sprechen?

Erkan Sulcani: (lacht) Ja, das Ding ist, ich hatte meinen ersten Kampf im Juli 2008, genau, ich bin jetzt seit 16 Jahren aktiv, also im Ring aktiv, aber so wie ich gesagt hatte, zwischen November und Dezember 2007 hatte ich angefangen. Damals bin ich gleich hochnäsig zum Training gekommen und dachte, ich könnte es jedem zeigen, da ich zuvor ja vier Jahre lang Taekwondo gemacht, auch Kämpfe bestritten habe und darin erfolgreich war etc. Ich dachte, "okay, komm’ ich mach’ jetzt Wrestling", und dann kamen die ersten Wrestling-Matches, die ich mitgemacht habe. Dort habe ich gegen meine Mitschüler gerungen und die haben mich alle fertig gemacht, sogar etwas neuere Schüler, die da wären. Die waren zwar teils älter als ich, aber die kamen neu dazu und haben mich fertig gemacht. Das hatte mich erstmal gut gebrochen, muss ich ehrlich sagen. Ich hatte mich dann auch beim Ringen verletzt, beim Training auch, mir bei den Bumps auch Verletzungen geholt, so dass ich gesagt habe, "Alter, ich kann erstmal nicht" , ich habe da zwei Wochen lang trainiert gehabt, ich dachte, "Alter, das ist Wrestling? So hart ist Wrestling?" Und dann habe ich zwischen Dezember und Januar 2008 das Training wieder aufgenommen und da ging ich mit einem anderen Respekt auf jeden Fall hin, da habe ich wirklich meinen Mund gehalten und nur zugehört. Davor habe ich einfach zu viel geredet und das hat denen nicht gefallen. Die haben mich erstmal ringen lassen und dann habe ich erstmal gegen ein paar Leute davon da verloren, sogar gegen die Neulinge, die da waren, richtige Neulinge, aber war auf jeden Fall eine lustige Zeit. Bei uns bei der GWF ist es halt so, wenn du keinen Respekt bei der GWF hast, wenn du jemanden nicht respektierst, dann hast du bei der GWF nichts zu suchen, bei uns steht Respekt an erster Stelle, das hat wirklich höchste Priorität und genau, ich habe das alles da gelernt. Beim Taekwondo war es halt so, ich hatte auch Respekt, aber das Ding war halt, beim Wrestling hast du noch einen doppelten und dreifachen Respekt, da musst du doppelten, dreifachen Respekt bringen und genau das habe ich da gelernt und das hat mich auch in meinem privaten Leben sehr, sehr weit gebracht auf jeden Fall. Ich habe der GWF sehr, sehr viel zu verdanken und das ist meine Heimatliga, egal wo ich noch in Zukunft sein sollte, GWF wird immer meine Heimatliga bleiben und GWF wird für mich immer No.1 sein.

Marko (W-I): Mit der Erfahrung und dem Wissen von heute, welchen Ratschlag würdest du dem 17-jährigen Erkan mit auf den Weg geben?

Erkan Sulcani: Das ist eine sehr gute Frage, das kann ich auch ganz kurz beantworten, und zwar Klappe halten und zuhören. Fertig. Klappe halten, Respekt zeigen, zuhören. Damals hatte ich zwar Respekt gezeigt, ich bin aber auch so ein bisschen arrogant rübergekommen in Anführungsstrichen. Aber wie gesagt, dem alten Erkan, wenn er nochmal anfangen würde, würde ich einfach sagen, zeig noch mehr Respekt, halt deine Klappe, hör zu und mach was die Trainer dir sagen, fertig. Da kannst du dann gar nichts mehr falsch machen. Und das habe ich dann, wie gesagt, in ein paar Wochen gelernt. Als ich dann 2008 im Januar wieder aufgetaucht bin, da war ich ganz, ganz anders. Da habe ich wirklich, wie gesagt, nur noch auf die Trainer gehört. Klappe zu, Affe tot, sag ich jetzt mal. Aber genau, so war das.

Marko (W-I): Für einen Großteil deiner Karriere bist du als Cash Money Erkan in den Ring gestiegen, ehe du dich dazu entschieden hast, unter deinem Geburtsnamen aufzutreten. Wie viel Cash Money Erkan steckt, fünf Jahre später noch in Erkan Sulcani?

Erkan Sulcani: Mit dem Gimmick Cash Money Erkan hatte ich viele Erfolge, meine frühen Erfolge erzielt. Mike kam einfach beim Training an und irgendwann hat er gesagt, "Ey, dein Wrestler Name wird Cash Money Erkan sein. Cash Money Erkan deswegen, weil ich mich vom Ghetto hocharbeitete Richtung Money. Der Junge aus dem Ghetto arbeitet sich jetzt hoch zum Millionär sozusagen. Deswegen Cash Money Erkan, Cash Money doppelt gemoppelt, das hatte was mit Wiedererkennungswert. Und ja, damit hatte ich auch viele Erfolge gehabt, wie gesagt ich hatte auch einen eigenen Rapper, einen eigenen Rap Song. Das hat immer gut geballert, wenn ich als Cash Money Erkan reingekommen bin, mit diesem Lied. (Fängt an zu singen) "Böse und hart jetzt kommt Cash Money Erkan" , das hat immer gleich geballert am Anfang. Meine Leistungen im Ring waren auch sehr gut. Ich habe natürlich paar Sachen von Cash Money Erkan behalten. Den Superkick und die ganzen Sachen, Flying Knee, es gibt noch ein paar Sachen. Aber ich möchte jetzt auch mit dem Blutsbrüder Gimmick tatsächlich mit meinem eigenen Song reinkommen. Also das wird dann so, der erste Song war ja Böse und Hart, jetzt kommt Cash Money Erkan. Und der zweite Song wird einfach heißen Böse und hart 2.0. Und auf jeden Fall, du bist einer der Ersten, die das erfahren jetzt. Genau, der Track, da wird gerade schön daran gearbeitet, aber lasst euch auf jeden Fall überraschen. Also es kommt jetzt ein eigener Erkan Sulcani Track raus, à la Cash Money Erkan. Also ja, da siehst du auf jeden Fall ein paar Attitudes von Cash Money Erkan.

Marko (W-I): Einher mit deinem Namenswechsel ging auch ein weiteres Spektakel, die Geburtsstunde der Blutsbrüder. In welcher Hinsicht bist du deiner Ansicht nach am meisten durch die Zusammenarbeit mit Orlando Silver und dem erst im Mai zu früh von uns gegangenen Bad Bones John Klinger gewachsen?

Erkan Sulcani: Also ich muss ehrlich sagen, ich habe John 2008 kennengelernt und ich habe ihn da schon gleich als Mentor gesehen. Damals meinte ich zu meinem Trainer Crazy Sexy Mike, "ey kannst du mir mal John vorstellen?" das hat er dann auch bei einer Wrestlingshow gemacht. Ich habe gleich so voll nach oben geschaut, weil ich kannte ihn schon von der europäischen Szene, wusste, wer Bad Bones John Klinger war. Also man hat sich immer gut verstanden, aber als ich dann erfahren habe, dass er der Leader, der Blutsbrüder wird und ich auch ein Teil davon sein darf, war ich wirklich sehr sehr glücklich, also habe ich mich sehr sehr geehrt gefühlt. Mit John als unserem Leader, habe ich von ihm jede Show immer was Neues dazugelernt. Wo auch immer wir in den Ring gestiegen sind oder auch Tag Team Matches hatten, er und ich gegen zwei andere Tag Teams, ich habe nach jedem Kampf was Neues gelernt. Ich habe John also sehr, sehr viel zu verdanken und das, was er mir beigebracht hat, werde ich weiterführen. Seine Seele soll in Frieden ruhen auf jeden Fall, er war wirklich ein Zuckermensch, hatte wirklich ein Herz aus Gold, das Herz am rechten Fleck, ein wirklich wirklicher Ehrenmann. Für mich war er nicht nur einer der besten in Europa, sondern one of the best in the world, der hat auch mit den ganzen Wrestlern weltweit mitgehalten und seine Matches sprechen für sich. Wenn du dir John Bad Bones Klinger Matches anguckst, findest du kein schlechtes Match, jedes Match ist ein Highlight und ich habe sehr, sehr viel von John Bad Bones Klinger in den fünf Jahren gelernt, aber auch Orlando Silver hat dieses Mexikanische reingebracht, da war ich auch sehr stolz, dass er auch Teil der Blutsbrüder wurde und er hat mir auch viel beigebracht. Er ist bei der GWF auch Trainer und dadurch, durch die beiden konnte ich noch mehr über mich hinauswachsen, also ich habe diesen beiden Menschen sehr, sehr viel zu verdanken, Jon Klinger habe ich viel zu verdanken, aber auch Orlando Silver, deswegen war ich sehr sehr stolz, dass wir zu dritt die Gruppierung gegründet haben, aber der Hauptleader war John Klinger!

Marko (W-I): Wie geht es für euch, die Blutsbrüder als Gruppierung nun ohne John weiter?

Erkan Sulcani: Wie es jetzt mit der Gruppierung weitergeht? Ich übernehme jetzt die Führung und wir haben jetzt auch Mike bei den Blutsbrüdern, Crazy Sexy Mike. Crazy Sexy Mike wiederum kennt John seit dem Anfang seiner Karriere, als er noch ganz am Anfang stand. Ich glaube keine Ahnung welches Jahr das war, aber Mike hat mir erzählt, dass John zu ihm meinte, "ey ich habe schon immer auf dich heraufgeschaut, Mike danke, dass du hier bist, bei der Show," , also Mike und John verbindet eine sehr, sehr lange gemeinsame Geschichte, die haben sich auch immer gut verstanden. Wie gesagt, es ist sehr, sehr traurig, dass er nicht mehr da ist. Aber ja, ich werde jetzt die Blutsbrüder anführen und ich gebe mein Bestes um das Beste für die Zuschauer zu bieten. Bleibt auf jeden Fall gespannt, aber seine Seele soll in Frieden ruhen, er war wirklich ein Ehrenmann, vom Allerfeinsten, wirklich Herz aus Gold. Obendrein war er ein verdammt guter Wrestler, wie gesagt, one of the best in the world für mich. Aber auch für viele andere, also best in Europe sowieso. Ich kann nur in den höchsten Tönen über John reden. Menschlich als auch wrestlerisch, ich kannte ihn ja privat sehr gut, aber auch im Wrestling Business sehr gut. Und das ist einfach nur ein waschechter Ehrenmann gewesen.

Marko (W-I): Durch die Kooperation mit RevPro bekommen wir an diesem Wochenende gleich zwei Shows geboten. Gegen wen aus dem RevPro Roster würdest du am liebsten einmal antreten?

Erkan Sulcani: Gegen Luke Jacobs, El Phantasmo, Ricky Knight Jr. oder auch Zozaya! Diese Namen sind mir jetzt auf die Schnelle eingefallen, aber wie John einst gesagt hat, "egal gegen wen du kämpfst, mach das beste Match des Abends daraus. Versuche die Zuschauer in deinen Bann zu ziehen und erzähle eine Geschichte," und genau das versuche ich weiterzuführen. Ich versuche mit jedem Gegner, egal wen ich bekomme, ein gutes, ein super Match abzuliefern, sodass die Leute sich nach der Veranstaltung an dieses Match erinnern und sagen, wow das Match ist in meinem Kopf geblieben," und genau das versuche ich mit jedem Gegner zu machen egal, wen ich bekomme oder auch in Tag Team Matches immer einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Marko (W-I): Als zweifacher Gewinner des Battlefield Matches, Rekordhalter der Tag Team Titel und Regentschaften mit den GWF Berlin und GWF Amateur Berlin Championships ist dir bisher lediglich der ganz große Wurf verwehrt geblieben, die GWF World Championship. Wie viel würde dir ein Titelgewinn bedeuten und viel wichtiger, ist der Grand Slam bald fällig?

Erkan Sulcani: Genau, du hast jetzt die ganzen Titel, Regentschaften, Siege, etc. ganz, ganz gut zusammengefasst. Die GWF World Championship fehlt mir allerdings noch und diesen zu gewinnen, wäre eine sehr, sehr große Sache von Bedeutung für mich. Also wenn ich den noch hätte, dann wäre ich Grand Slam Champion. Ich will aber davor das noch Unmöglichere schaffen. Ich will zum dritten Mal GWF Battlefield gewinnen als erster überhaupt. Dann hätte ich wieder Geschichte geschrieben, wenn ich es am Sonntag schaffen sollte. Ich werde auch alles tun, um es zu schaffen. Und wie sagt man so schön, alle guten Dinge sind drei. Wenn ich das Battlefield Match gewonnen habe, dann werde ich alles dafür tun, um den GWF World Title zu schnappen beziehungsweise zu gewinnen. Egal wie, das sage ich dir ehrlich. Das ist wirklich das Ziel, was ich beim Wrestling habe. Ich habe ja noch ein paar Ziele. Aber das ist eines der ganz, ganz großen Ziele, GWF World Champion zu werden. Und ich werde alles dafür tun, um es zu schaffen und um an diesem Sonntag zum dritten Mal GWF Battlefield zu gewinnen!

Marko (W-I): Welche Träume und Ziele verfolgst du in deiner Karriere außerdem?

Erkan Sulcani: Natürlich die ganz großen Bühnen, AEW, WWE, Tna. REV PRO, gehört für mich genauso zu den ganz großen Bühnen wie auch Progress. Ich möchte meine Aufmerksamkeit überall, ich möchte irgendwie vor jedem diese Aufmerksamkeit kriegen. Und ich werde, wie gesagt, alles dafür tun, dass die Ligen auf mich aufmerksam werden. Die Kooperation zwischen GWF und REV PRO, das ist eine sehr, sehr große Bühne, auch für uns. Und da werde ich mir auf jeden Fall nicht die Chance in diesen zwei Tagen entgehen lassen und alles dafür tun, dass ich deren Aufmerksamkeit habe. Und dann schauen wir auf jeden Fall weiter. Aber, wie gesagt, beim Wrestling noch die ganz großen Bühnen. Und ich bin jetzt, wie gesagt, seit 15 Jahren aktiv. Ich bin 34, das Feuer brennt noch. Und da ist auf jeden Fall noch was drin, definitiv. Aber Japan ist auch so eine Sache. Da würde ich auch gerne Fuß fassen. Also, wie gesagt, nicht jetzt alle zusammen, aber eine von denen, die ich jetzt genannt habe, von den großen Bühnen, soll es sein. Und dann würde ich da Fuß fassen und dann erst mal da stehen bleiben. Genau, und mich beweisen. Ansonsten, jetzt außerhalb des Wrestlings, ich habe ja auch eine Stuntman-Filmkarriere. Und da möchte ich auch noch ein paar, beziehungsweise ich habe da noch ein paar Projekte jetzt, die auf mich zukommen mit Stuntdreh, Film etc. Und da will ich auch noch in der Filmbranche Fuß fassen. Also, da sind noch ein paar Sachen. Genau, ansonsten, die Zukunft wird zeigen, was kommt. Hauptsache, ich arbeite hart an mir und der Rest kommt von alleine.

Marko (W-I): Trotz deiner langen Ringerfahrung wirst du dieses Jahr erst 35 Jahre alt, wie lange willst du noch in den Ring steigen?

Erkan Sulcani: Dank der GWF-Schule wurde ich wirklich so gut ausgebildet, dass ich jetzt in diesen 15 Jahren keine ernsthaften Verletzungen von mir getragen habe. Natürlich gab es einen Nasenbruch, Gehirnerschütterungen, Rückenprellungen, klar, aber ich habe mir zum Beispiel nicht den Arm oder Ähnliches gebrochen. Aber da ich immer von der Höhe gefallen bin, hatte ich keine Angst zu bomben. Ich habe die Bombe genommen, die Fallübung, weil wenn du dann Angst vor der Höhe hast und irgendwie, keine Ahnung, von oben springst und Angst hast zu bomben, dann kannst du dir was brechen. In meiner Karriere war, egal wo ich war, Superplex von ganz oben, kein Problem. Ich habe immer die saubere Bombe genommen. Man tut sich zwar weh, aber bricht sich nichts. Dadurch, dass ich mir wirklich, Gott hat mich auch natürlich beschützt in diesen 15 Jahren, keine richtig ernsthaften Verletzungen zugezogen habe, will ich das Wrestling noch locker 20 Jahre weitermachen. Da geht auf jeden Fall noch was, definitiv. Also wie gesagt, das Feuer brennt noch und dank der Erfahrung, die ich jetzt habe, in den ganzen Jahren habe ich gerade in Sachen Wrestlingverständnis dazugelernt, wie das Wrestling funktioniert, dadurch passt man auch in den Matches mehr auf sich auf. Man geht nicht mehr all in und man macht zwar, aber man macht das alles vorsichtig. Früher, als Rookie hat man angefangen, man wollte alles zeigen, Boom, Bomb, Star, Salto, hin und her. Aber heutzutage setzt man seine Moves ganz bewusst gewählt, nur in den richtigen Momenten ein, die auch wirklich Sinn ergeben. Du machst keine sinnlosen Moves und dadurch denke ich mal, dass ich locker noch 20 Jahre mit dabei bin, auf jeden Fall. Aber wie gesagt, Gott sei Dank, meine Top-Wrestling-Schule, die German Wrestling Federation, die mich ausgebildet haben, dank denen bin ich immer gut davon gekommen, beziehungsweise habe mich wenig verletzt in den 15 Jahren. Wie gesagt, die Verletzungen, Gehirnerschütterung, der Nasenbruch, die Prellungen, immer Prellungen nach dem Kampf, aber so richtige Brüche, sodass mein Bein oder Arm gebrochen ist, das hatte ich noch nie, Gott sei Dank. Und ja, ich hoffe, das bleibt auch so. Toi, toi, toi.

Marko (W-I): Abseits der Wrestlingwelt bist du ein Mann mit vielen Talenten. Wie lassen sich deine Tätigkeiten als Stuntman, Schauspieler und Wrestler unter einen Hut bringen?

Erkan Sulcani: Also das Ding ist, das habe ich ja gesagt, ich habe viele Opfer gebracht, in diesen 15 Jahren und ich habe immer versucht, alles unter einen Hut zu bringen. Hat bis jetzt ganz gut geklappt, also ich bin auch als Stuntman tätig , auch da will ich noch weiter Fuß fassen, schauspielerisch, wrestlerisch sowieso. Ich habe aber auch noch einen Nebenjob, ich bin noch Security und ich versuche dann alles unter einen Hut zu bringen, auch fitnesstechnisch etc. Bis jetzt, also es gab natürlich auch Momente, wo ich gesagt habe, "boah, das ist zu viel" , aber dann habe ich gesagt, ey, der Weg wird nicht leicht" und "dieser Weg wird kein leichter sein" , würde jetzt Xavier Naidoo sagen, aber ja, das geht schon. Natürlich hätte ich auch mal Downphasen, wo ich gesagt habe, ich kann das alles nicht mehr, aber man pusht sich wieder hoch. Wer tief fällt, steht doch wieder ganz auf, wenn er dran bleibt und fällt beim nächsten Mal nicht mehr so tief, wie er gefallen ist.

Marko (W-I): Könntest du dich für einen der drei Berufe entscheiden, wenn du es müsstest und wenn ja, für welchen?

Erkan Sulcani: Definitiv das Wrestling! Im Wrestling möchte ich noch wirklich viel erreichen, weltweit bekannt werden. Und wenn das der Fall ist, wenn ich dann gut bekannt bin, dann kann ich auch Fuß fassen, so wie ich das auch schon in der Schauspielbranche und in meiner Tätigkeit als Stuntman geschafft habe. Ich hatte auch schon viele, viele Stuntdrehs gehabt, dank Ahmed. Ahmed hat mir sehr, sehr viel geholfen. Meine Trainer und Mentoren, Ahmed Chaer und Crazy Sexy Mike, sehe ich ohnehin als meine älteren Brüder, schon von Anfang an. Sie haben sich immer gut um mich gekümmert. Ich hatte auch dank Ahmed 2016ein Tryout bei der WWE gehabt. Hat leider nicht geklappt, aber ich glaube, da war meine Erfahrung noch zu gering, also wrestlerisch. Jetzt bin ich wrestlerisch definitiv besser geworden. Und in der Schauspielbranche ist es so, wenn man gut dabei ist beim Wrestling, wenn die großen Bühnen dich kennen und du da Fuß gefasst hast, dann kann man nach den aktiven Jahren viel leichter auch mal kurz in die Filmbranche hineinschauen. Aber wie gesagt, ich habe da schon Erfahrungen gemacht, unter anderem 4 Blocks oder Sweethearts. Ich hatte sehr, sehr viele Stuntdrehtage, wirklich viele. Ich kann jetzt wirklich nicht alle aufzählen, jahrelang schon, dank Ahmed. Und ich habe auch im El Dorado, Westernstadt, gearbeitet. Das ist in Templin, da habe ich drei Jahre lang als Stuntman gearbeitet. Und ja, ich habe da schon Erfahrungen gemacht auf jeden Fall. Aber auf jeden Fall wäre es das Wrestling.

Marko (W-I): In der Serie 4 Blocks spielst du "Kartoffel", wie treffend ist der Name für dich im Privatleben? Hast du Eigenarten an dir, die du als typisch deutsch bezeichnen würdest?

Erkan Sulcani: Ja, das war lustig, ich sollte eigentlich Ahmed heißen, aber jeder Zweite da in Neukölln heißt aus einem unbekannten Grund Ahmed. Dann haben die gesagt, "willst du den Namen Ahmed oder Kartoffel haben, so als Spitznamen?", ich meinte, "Kartoffel hört sich doch voll gut an, ich bin mir jetzt aber nicht zu 100 % sicher, warum Kartoffel, ich glaub’, weil ich einer der hellsten Typen da war, arabische Großfamilien sind etwas brauner, aber ich war eben der hellste Typ, vielleicht wegen der Farbe einer Kartoffel, weiß ich aber nicht, wurde auch nicht bestätigt. Aber ich dachte mir, "Alter, Kartoffel hat voll den Wiedererkennungswert!", also wurde ich selbst beim Dreh immer Kartoffel genannt, nicht zur Belustigung "Kartoffel", wie man das halt so macht, sondern bei mir war das Respekt, so, "ey Kartoffel, alles klar?", auch Fans von 4Blocks, wenn die mich draußen sehen sagen, "ey Kartoffel, können wir mit dir ein Foto machen?", aber nicht auf dieser lustigen Schiene, sondern dieser ernsten Schiene. Kartoffel halt, Spitzname. Ich fand den Namen sehr, sehr spannend, denn er hat den Wiedererkennungswert, definitiv. Denn Ahmed heißt jeder Zweite, Dritte in Neukölln, und ich hab’ gesagt, "ey, nein, gib mir mal den Namen Kartoffel, der hört sich gut an", und dann war der Regisseur auch gleich zufrieden. Meine Eltern kommen aus dem Kosovo, also bin ich Albaner, aber hier in Berlin geboren. Mein Vater kam als Gastarbeiter aus Jugoslawien hierher in den 60er-Jahren und hat später meine Mutter herübergeholt. Die haben sich erst ganz, ganz spät kennengelernt. Und deswegen hat mein Vater auch diese deutsche Mentalität weitergegeben. Diese Pünktlichkeit oder auch dieses Respektvolle und hier, da muss alles stehen und dies, das, die Ordentlichkeit. Und ich habe auch extrem viel von meinem Vater. Mein Vater war auch großer Schlagerfan und ich habe mir da schon etwas abgeguckt. Aber, ich würde sagen, ich bin Deutsch-Albaner. Mein älterer Bruder ist mit einer Deutschen verheiratet, der ist jetzt 41. Der ist aus der ersten Ehe meines Vaters und dessen ersten Frau. Sie war Kroatin, mein älterer Bruder, , ist halb Kroate, halb Albaner und streng genommen mein Halbbruder. Mein richtiger Bruder, mein jüngerer Bruder, der hat jetzt auch eine Deutsche geheiratet. Also jetzt wird es dich überraschen. Die Frau von meinem jüngeren Bruder bekommt bald ihr Kind. Es könnte schon diese Woche so weit sein oder spätestens nächste Woche. Es wird ein Mädchen. Und ja, sie ist auch Deutsch. Also wie gesagt, wir reden zu Hause Deutsch. Vermischen das bisschen mit Albanisch, auch Türkisch zum Teil. Weil meine Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen. Jetzt, wo das alles dann aufgeteilt wurde, ist es der Kosovo. Und in dieser Stadt im Kosovo, in Prizren wird auch zum Teil Türkisch, Serbisch, Albanisch geredet. Und das haben die dann hier, als die nach Berlin kamen mitgenommen. Aber zum größten Teil wird bei uns Deutsch gesprochen. Meine Mutter kann jedoch kein Deutsch, mit ihr reden wir halt Türkisch und Albanisch. Papa konnte auch Deutsch. Aber, mein Vater ist vor 6 Jahren verstorben, 2018. Kurz zu meinem Vater, er war für mich einer der größten Ehrenmänner und mein Vorbild. Er hat mich bei allem unterstützt, das ich gemacht habe. Sei es Taekwondo, sei es später beim Wrestling. Mein Vater war einer der größten Wrestling-Supporter von mir. Der kam zu jedem meiner Kämpfe. Ich hatte Kämpfe gehabt, wo ich auf den Boden geslamt wurde und er das live gesehen hat. Den Ring habe ich mal voll geblutet bei einer Show. Da wollte mein Vater in den Ring reinspringen. Also mein Vater hat schon viel durchgemacht. Aber er ist zu jedem meiner Kämpfe gekommen, immer supportet. Immer wenn ich reinkam umarmt. Und immer vorne gesessen, supportet. Er ist aber leider vor 6 Jahren verstorben. Seine Seele soll in Frieden ruhen, auch von ihm. Der größte Ehrenmann auf jeden Fall. Aber auch einer meiner größten Wrestling-Supporter. Bei der GWF kennen alle meinen Vater.

Marko (W-I): Zum Abschluss unseres Interviews gebührt dir das letzte Wort. Was möchtest du noch loswerden?

Erkan Sulcani: Marko, ich wollte mich bei dir ganz herzlich für das Interview bedanken. Ich hoffe, bin nicht zu ausschweifend geworden, aber ich wollte es wirklich die ganze Zeit kurz halten. Das ganze mal gut zusammengefasst und verpackt und ich danke dir auf jeden Fall für das Interview. Liebe Grüße an Wrestlinginfos.de und die Fans! Checkt auf jeden Fall unbedingt das Interview ab und ich freue mich darauf, euch bei GWF RevPro zu sehen. Passt auf euch auf, liebe Grüße, bleibt gesund und wir sehen uns in ein paar Tagen. Ciao, ciao! Ach, und noch etwas: Er kann (Erkan) alles!
 
Oben