Auf der Webseite des Trainingszentrums
„Blackmasters Dark Dungeon“ ist jetzt ein Video zu finden, das den Titel
„Pädagogisch wertvoll!“ trägt. Es wurde offenbar von John Grant gefilmt, denn die Kameraperspektive ist sehr „von oben“ – und Blackmaster ist ab und an zu sehen, kann also nicht der „Kameramann“ gewesen sein.
Das Video beginnt damit, dass Grant und Blackmaster auf den Eingang der „
HOUth Academy“ zu laufen. Wir hören Grants Stimme:
„Ich finds cool, dass Houston uns trotz aller Differenzen als Gaststars zu dem Vortragsabend eingeladen hat. Ist doch super, wenn junge Menschen sich über Wrestling mal etwas genauer informieren wollen! Was meinst du, ob die da wohl Ruthlesspresso und Snacks für mich haben?“ Blackmaster antwortet gereizt:
„Du hast doch eben gerade erst einen dreifachen Espresso verdrückt – ansonsten wären wir jetzt auch nicht zu spät – willst du echt schon wieder einen?! Ich glaube außerdem, die schenken da nur meine ‚Dark Delight‘-Mischung aus.“ –
„Kulturbanausen“, brummt Grant und ergänzt lachend:
„Deine Mischung enthält nur Arabica-Bohnen. Ihr vertragt halt alle den höheren Koffeinanteil meiner Arabica-Robusta-Mischung nicht! Und zu spät sind wir nur, weil du mit deinen kurzen Beinen nicht schneller laufen kannst.“
Kurz vor der Eingangstür macht Blackmaster einen schnellen Schritt nach vorne, um zu verhindern, dass Grant die Tür aus den Angeln reißt.
Nachdem die beiden im Inneren des Hauses einige Gänge durchschritten haben, gelangen sie in einen Seminarraum, in dem ein Referent, der bekannte Wrestling-Journalist Carsten Wolf, gerade in einem Vortrag mit Beamer-Präsentation die WFE-Wrestlerinnen und -Wrestler vorstellt und den anwesenden Jugendlichen, die in großer Zahl erschienen sind, somit einen Einblick in das Business bietet. Offenbar hat die Veranstaltung auch gerade erst begonnen, denn die an die Wand projizierte Folie wechselt nun vom Titelbild des Vortrags zum ersten Wrestler: ACE!
„Kommen wir zunächst zu Arthur Hield“, beginnt Wolf die Vorstellung,
„besser bekannt unter dem Ringnamen ACE. ACE ist der angebliche Alleskönner im WFE-Roster, mit durchschnittlicher Körperkraft, Ringintelligenz, Kondition und Highflyer-Fähigkeiten, aber mit einer guten Technik. Apropos, er ist zwar nur 1,83 m groß, aber es kommt ja auf die Technik an, nicht auf die Größe, nicht wahr?“ Keiner im Raum lacht. Grant flüstert dem neben ihm stehenden Blackmaster zu:
„Will der mich verarschen?!“
Wolf fährt fort:
„Die wichtigen Dinge zu ACE kann man sich leicht merken. So wie es einem beim Kartenspiel nichts nützt, wenn man nur das Ass hat, so benötigt auch ACE noch eine weitere ‚Karte‘ für seinen Erfolg, nämlich seinen Partner Dylan Moore, zu dem wir später noch kommen werden und mit dem er seit einiger Zeit ein Tag Team bildet. Alleine bekommt er nämlich nichts auf die Reihe! Sowohl bei seinen Finishing- als auch bei seinen Signature-Moves finden wir Drops – und Drops sind schließlich schnell gelutscht, sage ich immer!“ Erneut lacht niemand im Raum. Blackmaster klingt schon leicht genervt, als er Grant zuraunt:
„Was ist das denn für ein Witzbold?“
Die Folie wechselt und ein Tag Team erscheint: die Alko-Popps!
„Ali aus Mali und Tim Buktu“, erläutert Wolf.
„Zwei Gewohnheitstrinker, die ab einem gewissen Alkoholpegel sehr gefährliche Wrestler sein können! Da sie bei offiziellen WFE-Matches jedoch meistens nahezu nüchtern in den Ring steigen müssen, sind sie im Grunde keine Gefahr. Die beiden Softdrink-Flaschen können wir also schnell überspringen.“
An einer Bildecke des Videos ist deutlich Houstons breiter Rücken zu erkennen, der sich unruhig zu bewegen scheint. Offenbar passt ihm, dem fairen Sportsmann, die negative Darstellung seiner Wrestlerkollegen nicht, obwohl er das Gesagte durchaus lustig findet. Auch scheint er irritiert zu sein, dass Wolf die Wrestler so präsentiert und beschreibt, als müssten die anwesenden Zuhörer ihnen irgendwann im Ring gegenüber stehen. Offenbar war hier in der Kommunikation im Vorwege einiges schiefgelaufen.
Erneut wechselt nun die Folie und „The World’s best looking Athlete“, Billy „The Kid“ Sharpe, ist zu sehen.
„Diesen jungen Mann hier musste ich kurzfristig noch in meinen Vortrag aufnehmen, denn eigentlich dachte ich, dass er gefeuert werden wird: Billy Sharpe, genannt ‚Das Kind‘, hatte nämlich kürzlich ein Career Match, das er nur knapp gewinnen konnte. Ich hatte mit einem Sieg seines Kontrahenten Janni van Heisen gerechnet ... Naja, wie dem auch sei: Sharpe ist ein ganz guter Techniker und Highflyer, aber da er aufgrund seines Aussehens bei den Ladys sehr beliebt ist und sich daher gerne ‚hinlegt‘, hat er sich dieses Verhalten derart eingeprägt, dass er auch im Ring häufiger liegt als steht.“ Es ertönen erste kleine Lacher, auch Houston scheint sich zu amüsieren.
Nun erscheint BJ Black auf der nächsten Folie.
„Dieser Mann hier, Jeremias Schwarz, im Ring unter dem Namen BJ Black agierend, ist da schon ein besserer Wrestler. Er kommt vom Straßenkampf und hat sich dort gut bewährt. Seine WFE-Statistik ist allerdings noch recht durchwachsen. Man sollte ihn nicht unterschätzen, aber eine ernsthafte Gefahr ist er für einen richtig guten Wrestler nicht. Man darf sich nur nicht in seiner Spezialdisziplin, dem Kickboxen, mit ihm messen wollen. Ach so, und es kann gut passieren, dass sich sein Gegner aufgrund des albernen Piraten-Gimmicks derart kaputtlacht, dass BJ Black dann leichtes Spiel hat!“
Der nächste Folienwechsel sorgt für ein Raunen im Saal, denn nun soll Blackmaster vorgestellt werden, der natürlich inzwischen von den Jugendlichen entdeckt wurde. Wolf hat die beiden Gäste jedoch selbstverständlich erkannt und beginnt gleich mit lobenden Worten:
„Kommen wir nun zum ersten Titelträger, Blackmaster, stolzer Besitzer des TV-Titels! Und er hat ihn sich auch redlich verdient, denn er ist ein ...“ Einer der Zuhörer aus der HOUth Academy unterbricht durch einen Zwischenruf:
„Sie wissen schon, wem er den Titel abgenommen hat? Und auf welche Weise??“ Wolf beginnt zu stottern, denn er will es sich weder mit dem anwesenden Houston und seinen Jugendlichen noch mit Blackmaster und Grant verscherzen.
„Äh ... also ... ja ... auf jeden Fall ... also ... Blackmaster ist ein hervorragender Highflyer mit sehr ausgeprägter Ringintelligenz, das kann man auf jeden Fall festhalten. Klammern wir den Titelgewinn mal aus: Durch seine Zusammenarbeit mit John Grant, zu dem wir ebenfalls nachher noch kommen, scheint Blackmaster nochmals gefährlicher und besser geworden zu sein. Ein starker Gegner, vor dem sich jeder in der WFE in Acht nehmen sollte.“
Schnell drückt Wolf auf seine Fernbedienung, damit die nächste Folie erscheint:
„Cereese. Ja, da kann ich jedem nur raten: Legt euch nicht mit dieser Dame an, sonst wird es euch böse ergehen! Gewiss, im Ring musste sie nun auch schon einige Niederlagen hinnehmen, aber sie war immerhin ebenfalls mal Trägerin des TV-Titels – und sie ist durchaus gefährlich. Houston wird euch dies sicherlich bestätigen. Sie geht keiner Herausforderung aus dem Weg und ist offenbar bereit, sich mit jedem anzulegen!“
Die nächste Folie zeigt ein verschwommenes Bild, so, als würde ein Schleier über dem Foto liegen. Wolf kommentiert:
„Kommen wir nun zum Stable der ‚Soul Hunters‘, genauer gesagt zum ersten Mitglied dieses Trios: Chilian O’Brien. Ich habe das Foto von ihm zensiert, damit euch nicht übel wird, denn er ist wirklich nicht sehr attraktiv, um es mal vorsichtig auszudrücken. Im Ring ist er wie ein Bär: zwar kräftig, aber in den Bewegungen eher tapsig und unbeholfen. Wenn man schnell und wendig ist, kann man seinen plumpen Schlägen gut ausweichen und seine Aktionen kontern. Für einen wirklich guten Techniker ist so jemand wie O’Brien kein Gegner. Außerdem lässt er sich leicht ablenken: Bringt einfach eine Gummipuppe mit zum Ring, dann wird er sich so sehr freuen und sich zunächst damit beschäftigen, dass man mit ihm leichtes Spiel hat.“ Grant grummelt erneut Richtung Blackmaster:
„Für diesen ungehobelten Klotz brauche ich keine Technik und keine Hilfsmittel, da genügen meine Muskeln völlig!“
Wolf ist bereits bei der nächsten Folie angekommen:
„Hier sehen wir nun den Herrn Wagner, der sich im Ring ‚Dan Wells‘ nennt, obwohl er aus Norddeutschland kommt. Ich bezeichne ihn gerne als den ‚Jutebeutel-Jobber‘, denn er trägt immer so eine alberne Tasche bei sich, in der sich eine ‚Liste‘ befindet. Ich meine, dass er diese Idee irgendwo geklaut hat, aber ich komme grad nicht drauf, wo. Auf jeden Fall sieht er aus wie ein Powerhouse-Wrestler, der zu heiß gewaschen wurde und bis auf eine Größe von 1,80 m eingelaufen ist. Und so ähnlich wrestlet er auch – sofern man bei ihm überhaupt von ‚Wrestling‘ sprechen kann. Absolut kein Gegner, daher direkt weiter zur nächsten Folie ...“
Dave Huntington wird eingeblendet, während Houston sich zwar köstlich zu amüsieren scheint, aber trotzdem so aussieht, als würde er den Vortragenden gleich unterbechen und mäßigen wollen – immerhin sind hier viele junge Leute im Zuhörerraum, die eine sachliche Darstellung bekommen sollen.
„... – und die zeigt direkt einen Neuling, über den man noch nicht viel weiß. David Griffin ist sein Name, im Ring nennt er sich Dave Huntington, und er ist ein echter Ringer der alten Schule. Hier muss man vorsichtig sein und darf ihn nicht unterschätzen, nur weil man selbst vielleicht viel Kraft hat oder tolle Highflyer-Fähigkeiten besitzt!“ Wolf guckt zu Grant und Blackmaster hinüber.
„Huntington kann sich auf jeden Gegner einstellen und ist stets in der Lage, adäquate Gegenaktionen zu finden. Vor einiger Zeit hatte er eine sehr schwere Knieverletzung, die zwar als verheilt gilt, aber ich denke, dass man trotzdem dort seine Schwachstelle finden wird. Wenn ihr es mit ihm zu tun bekommt, geht immer auf das Knie, aber haltet euch nicht zu lange in seiner Nähe auf, sonst gibt es einen klassischen Takedown und er bearbeitet euch mit Bodenaktionen.“
Die nächste Folie zeigt wieder zwei Wrestler, so wie es schon bei den Alko-Popps der Fall war: die „Claws of Essex“. Wolf erläutert:
„Hier haben wir nun ein weiteres Tag Team. Es handelt sich dabei um zwei wirklich eingespielte Jungs, die sich im Ring Dexter Fowler und Jack Sharp nennen. Sie waren lange Zeit ungeschlagene Champions, mussten ihren Titel dann jedoch in einem Gauntlet-Match abgeben. Man sollte sie trotzdem nicht unterschätzen! Als Einzelwrestler wären sie möglicherweise nicht konkurrenzfähig, obwohl Fowler da auch schon einen Sieg einfahren konnte, aber als Tag Team sieht das ganz anders aus. Wenn man als Team gegen sie antritt, ist daher das oberste Gebot: Wechsel verhindern! Je länger nur einer der beiden im Ring ist, desto höher sind die eigenen Siegchancen, denn dann können sie von ihrer etablierten Zusammenarbeit keinen Gebrauch machen! Sucht euch dabei denjenigen der beiden aus, der am besten zu euren eigenen Fähigkeiten passt. Fowler ist der deutlich kräftigere, aber eben auch unbeweglicher. Da muss jedes Tag Team für sich schauen, mit welchem der beiden es besser zurechtkommt.“
Erneut vollzieht Wolf einen Folienwechsel; nun ist Dylan Moore an der Reihe.
„So, hier haben wir Dylan Moore, den walisischen Wrestler. Eigentlich ein klassischer Einzelkämpfer von seinem Wesen her, aber nun, im Team mit dem bereits vorgestellten ACE, blüht er tatsächlich recht unerwartet ziemlich auf. Er hat ne wirklich gute Technik und auch durchaus Highflyer-Qualitäten, dafür mangelt es ihm etwas an Körperkraft. Moore ist ein solider Wrestler, der aber schlagbar ist, wenn man sich auf die eigenen Stärken besinnt. Im Team mit ACE ist er nicht ungefährlich und sicherlich ein Titelkandidat, aber mit der richtigen Taktik sind auch diese beiden zu besiegen.“
Diese recht differenzierten und fairen Beschreibungen scheinen nach Houstons Geschmack zu sein, denn er nickt anerkennend. Nun folgt erneut ein „Soul Hunter“:
„Kommen wir zum einzigen Japaner in der WFE, Haruto Sato.“ Wolf blickt nervös zu Grant hinüber, der wütend-grummelnde Geräusche von sich gibt, und scheint die nun folgende Äußerungen spontan zu improvisieren, ohne auf sein Skript zu gucken:
„Sato ist ein sehr schlechter Wrestler, der seine Siege bisher nur durch außerordentliches Glück einfahren konnte. Vor allem in seinem letzten Match war es kaum zu glauben, dass er als Sieger aus dem Ring steigen konnte, denn er war so unterlegen, als würde ein Wackeldackel gegen einen Schäferhund kämpfen. Böse Zungen behaupten, dass die WFE ihn nur deshalb unter Vertrag behält, um den japanischen Markt zu erschließen, denn schließlich weiß jeder, dass er für eine so ambitionierte Promotion, wie es die WFE nunmal ist, nicht das nötige Talent besitzt.“
Wolf klickt schnell zur nächsten Folie weiter und wischt sich dabei etwas Schweiß von der Stirn.
„Der nächste Wrestler, den ich euch vorstellen möchte, ist ein niederländischer Nichtsnutz mit dem Namen Frederik van Berrington. Ihr kennt ihn sicherlich als High-flying Bastard ‚HFB‘. Und so agiert er auch im Ring: Er fliegt ständig hin und her, so als würde er die Löcher in einen riesigen Käselaib hineinstechen wollen. Das sieht meistens sehr ulkig aus. Bei HFB ist die persönliche Schwäche ganz offensichtlich, es ist seine Gutgläubigkeit. Tut so, als würdet ihr ihn sehr schätzen und respektieren, bietet ihm einen Handschlag an, tut so, als wärt ihr schwer verletzt, irgendwie sowas. Hauptsache, sein Mitgefühl oder sein Gutmenschentum werden irgendwie geweckt und ihr könnt – für ihn unerwartet – zuschlagen. HFB ist einer dieser Gegner, die mit der richtigen Vorbereitung und Taktik keine Gefahr darstellen. Das sieht beim nächsten Wrestler schon ganz anders aus ...“ Wolfs Überleitung wird von seinem breiten Grinsen begleitet.
„... denn hier sind wir beim herausragenden Houston angelangt, dem Betreiber dieser Akademie hier, der auch den heutigen Workshop-Tag und diesen Vortrag hier initiiert hat.“ Wolf zeigt dabei an eine der Seitenwände des Raumes, an der groß ein Banner mit der Aufschrift „
HOUth Academy – die
Hughgend
andersonterstützen“ zu sehen ist.
„Und da kann ich euch sagen: Euer Akademie-Leiter ist wirklich ein ganz vorzüglicher Wrestler, der ...“
Hier fällt Blackmaster dem Vortragenden ins Wort:
„... leider ziemlich viele Schwachstellen besitzt und daher den Television-Titel an mich verloren hat!“
Ein Raunen geht durch den Saal, viele der Jugendlichen drehen sich um und starren Blackmaster und Grant nun an. Am anderen Ende des Saales steht Houston nun auf und lässt sich das Mikro geben, um ein paar deutliche Worte zu sagen.
„Liebe HUGHgend“, fängt er bedächtig an,
„ich muss mich an dieser Stelle kurz einmischen. Zunächst denke ich, dass einige der Darstellungen meiner Kolleginnen und Kollegen in der WFE viel zu negativ ausgefallen sind, auch wenn der Vortrag bisher durchaus witzig war.“ –
„Das über Sato stimmte!“, brüllt Grant von hinten.
„Das über O’Brien auch“, murmelt Blackmaster.
„Nun“, fährt Houston fort,
„da hat halt jeder seine eigene Meinung. Ich denke, dass in der WFE ausschließlich sehr talentierte Worker angestellt sind. Mit manchen hatte ich schon so meine Schwierigkeiten, das stimmt, aber die wrestlerischen Fähigkeiten kann man all diesen Leuten nun wirklich nicht absprechen!“ –
„Nichtmal Dan Wells?“, fragt Carsten Wolf kleinlaut dazwischen, etwas verunsichert darüber, dass er in seiner Darstellung hier nun so zurechtgewiesen wird.
„Man muss ja nicht jeden Wrestler mögen“, erläutert Houston breit grinsend, aber diplomatisch,
„jedoch sind wir dort alle wirklich gut trainierte und professionell arbeitende Personen. Ansonsten könnten wir so einen Sport gar nicht betreiben. Stellt euch mal vor, ein kräftiger Riese wie Grant dort hinten“, er zeigt durch den Raum,
„nimmt euch hoch und wirft euch auf den Ringboden. Wenn ihr da nicht wirklich durchtrainiert seid und genau wisst, wie ihr fallen und landen müsst, brecht ihr euch sämtliche Knochen. Also: Klar, jeder hat seine Sympathien für einige Wrestler und mag dafür andere nicht so gerne. Aber die nötigen Fähigkeiten haben wir in der WFE alle!“
„Wenn ich Sato in den Running Package Piledriver bekommen hätte, wären alle seine Knochen zerbröselt“, knurrt Grant in Richtung Blackmaster, wohl wissend, dass Houston mit seinen Ausführungen recht hat. Blackmaster hört ihm jedoch gar nicht zu, sondern ruft nun laut durch den Raum:
„Nun lass doch den Herrn Wolf mal mit seinem Vortrag weitermachen! Ich glaube nämlich, wir waren gerade bei deinen zahlreichen Schwächen, die dich ja bei FantasyMania auch den Sieg gekostet haben!“ Grant prustet los, während Houston souverän die Ruhe bewahrt:
„Ich glaube, jetzt sollten zunächst einmal meine Stärken kommen. Da wir dann aber morgen noch hier sitzen würden, schlage ich vor, dass Sie, Herr Wolf, nun die nächste Folie aufrufen.“
„Gut, also, ähm, ...“, offenbar ist Carsten Wolf etwas enttäuscht über diese Anweisung, hatte er doch zu Houston noch einiges vorbereitet. Aber er ruft nun die nächste Seite der Präsentation auf, sodass Jake Crusher zu sehen ist. Seine Miene hellt sich sofort auf, denn über diesen Worker wollte er viele positive Dinge sagen:
„Ja, also, das hier ist Jake Crusher, der vor seiner WFE-Karriere bereits im MMA-Bereich äußerst erfolgreich war. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten und einer umstrittenen Niederlage bei Unleashed 1 hat der coole Crusher alle weiteren Kämpfe für sich entscheiden können. Crusher ist sehr schlank, dabei aber kräftig und schnell – ein echter Fighter! Daher mein Rat: Steigt niemals mit ihm in einen MMA-Ring, denn da ist er im Grunde unschlagbar!“
Zwar ist deutlich zu sehen, dass Houston sich weiterhin daran stört, dass die Wrestler hier so vorgestellt werden, als müssten seine Jungs der Akademie mit ihnen in den Ring steigen, aber die treffenden Aussagen, die Wolf hier zu Crusher gefunden hatte, gefallen ihm. Die nächste Folie zeigt nun Janinho.
„Hier haben wir Jan Miller, dessen Ringname ein dämlicher Diminutiv ist“, so setzt Wolf an und seine Liebe zu Alliterationen wird mehr und mehr spürbar,
„er nennt sich nämlich ‚Janinho‘. Tja, was soll man zu Janinho groß sagen? Er ist ein langhaariger Leiterspezialist, ein hochtalentierter Highflyer, ein subversiver Submission-Wrestler. Aber ehrlich gesagt ist er einfach nur ein jämmerlicher Jobber. Müsst ihr euch nicht merken.“
Grinsend schaltet Wolf zur nächsten Folie um. Der „Outlaw“ John Marsten ist zu sehen.
„Stellt euch vor, Comedians wie Oliver Kalkofe oder Max Giermann würden John Wayne parodieren“, erläutert Wolf,
„dann habt ihr ne ganz gute Vorstellung vom Möchtegern-Cowboy John Marsten.“ Blackmaster verzieht dermaßen das Gesicht, dass ihm die Maske verrutscht, was von Grant sofort gefilmt wird.
Wolf fährt fort:
„Aber abgesehen von diesem albernen Erscheinungsbild ist er ein ernstzunehmender Wrestler. Gute Körperkraft, gute Technik, hohe Ringintelligenz, gutes Micwork – ein ziemlicher Brocken, gegen den man erstmal gewinnen muss. Wenn man wissen will, wie er zu schlagen ist, guckt man sich am besten seine Kämpfe gegen McStorm an, den ich noch vorstellen werde.“
Offenbar möchte Wolf zu Marsten nichts mehr sagen, denn es erscheint bereits die nächste Folie, auf der Joka zu sehen ist.
„Hier, liebe Zuhörer, seht ihr, was passiert, wenn man auf die schiefe Bahn gerät. Wenn man sich eben nicht helfen lässt im Leben, wenn man keine Einrichtung wie die HOUthacademy besucht, wenn man all seine Sorgen und Probleme in sich hineinfrisst und sich von ihnen prägen lässt. Wir haben hier nämlich den jähzornigen Joka, den Psycho-Clown. Man fragt sich wirklich, was so eine Gestalt in einem seriösen Sport zu suchen hat. Hinterhältig, grausam, menschenfeindlich – das sind so die Wörter, die mir zu ihm einfallen. Ein ganz übler Typ, dem man wirklich aus dem Weg gehen sollte. Zum Glück ist er nicht gerade der beste Wrestler, sodass er immer mal wieder Niederlagen einstecken muss.“ Wolf lacht hämisch und schaltet dann zum nächsten Bild, auf dem die „Midnight Marauders“ zu sehen sind.
„Neben Dave Huntington sind die beiden neuesten Worker im Roster Lucky Lo und Stealthy Ed, zwei etablierte Indy-Stars, die nun den Weg nach Deutschland in die WFE gefunden haben. Die beiden sind unglaublich beweglich und perfekt eingespielt, sodass sie sicherlich für Furore im Tag-Team-Bereich sorgen werden. Ihre Schwäche ist die nur eingeschränkt vorhandene Körperkraft. Sie sind zwar in der Lage, körperlich überlegenen Gegnern durch ihre Beweglichkeit und Technik zuzusetzen, aber wenn sie von wirklich muskulösen Gegnern bearbeitet werden, sehen sie sicherlich schnell alt aus.“
So langsam scheint sich der Vortrag schon dem Ende zuzuneigen, denn es stehen nur noch wenige Personen in der Vorstellung aus. Der nächste in der Reihe ist Mantis:
„Tja, der gute Mantis. Eine Legende in der WFE, mehrfacher Titelträger – aber er ist alt geworden. Sogar die Haare sind ihm ja schon ausgegangen.“ Mal wieder lacht Wolf als einziger über seinen Witz.
„Ne, ernsthaft: Er ist ein technisch äußerst versierter Brawler und eigentlich immer in ein Titelrennen involviert. Für Wrestling-Neulinge auf jeden Fall ne Nummer zu groß. Für einen Gegner mit diesem Kaliber braucht es viele Fähigkeiten, eine große Erfahrung und eine durchdachte Taktik.“
Der nächste Folienwechsel führt dazu, dass Grant in Richtung Blackmaster zischt:
„Wenn er da jetzt etwas Falsches sagt, reiße ich ihm den Kopf ab!“ – Natalie Brooks ist auf der Folie zu sehen.
„Neben Cereese, die ich euch ja bereits vorgestellt habe, gibt es noch eine zweite Dame im Roster: Natalie Brooks. Sie wirkt allerdings meist etwas überfordert im Ring und verliert daher ständig. Vielleicht sollte sie sich überlegen, nur noch die Managerin von Billy Sharpe zu sein oder seine Köchin oder seine Putzfrau oder ...“ – Weiter kommt Wolf nicht, denn Grant brüllt durch den Raum:
„Ich kann dich ja gerne mal packen und mit dir den Boden hier putzen, du dahergelaufener Pseudo-Wrestlingexperte! Sag nichts gegen Natalie! Die würde dich im Ring so sehr verprügeln, dass du nach 30 Sekunden schon abklopfen würdest!“ Nur mit Mühe kann Blackmaster seinen Partner beruhigen; auch Houston versucht zu schlichten, indem er zu Wolf sagt:
„Bitte bemühen Sie sich doch um eine sachlichere und positivere Darstellung. Und sexistische Äußerungen möchte ich hier in der Akademie bitte nicht nochmals hören!“ Ein breites Grinsen Richtung Grant kann sich Houston jedoch nicht verkneifen.
Wolf guckt verunsichert auf sein Skript, zuckt dann mit den Schultern und schaltet zum nächsten Bild weiter – offenbar hatte er zu Natalie Brooks nur negative Äußerungen notiert.
„Kommen wir nun also zum unterschätztesten Wrestler der WFE, Richy B.! Richy B. ist der talentierteste, hübscheste und eloquenteste Worker, den die WFE jemals hatte. Er setzt Maßstäbe in Sachen Stil und Mode und ist seinen Gegnern immer derart überlegen, dass sie betrügen müssen, um ihn zu besiegen. So musste er leider schon einige Screwjobs und Niederlagen hinnehmen, die jedoch selbstverständlich allesamt unberechtigt waren. Außerdem fungiert Richy als Testimonial für die großartigen Xwieck-Schuhe, die wir hier auf dem nächsten Bild sehen!“ Wolf schaltet eine Folie weiter und die hässlichen Treter, für die Richy stets Werbung macht, werden präsentiert.
„Du meine Güte, was hat Richy dem gezahlt???“, entfährt es dem völlig fassungslosen Blackmaster.
Wolf fährt fort:
„Hütet euch also vor diesem Gegner! Er ist der wahre Star der WFE und wird schon sehr bald seine ersten Titel erringen und Gold tragen!“
Grant kann sich kaum halten vor Lachen und auch Houston scheint äußerst amüsiert zu sein. Nun wechselt das Bild und es erscheint: Ruthless John Grant! Dieser lässt sofort ein
„Ui!“ hören, dann stupst er Blackmaster an und sagt:
„Das bin ich!“ –
„Ja, das Leben ist hart“, murmelt Blackmaster.
Wolf beginnt nun mit seinen Erläuterungen und scheint dabei sehr darauf bedacht zu sein, nichts zu sagen, was den anwesenden Riesen verärgern könnte:
„Nun, wenn ihr wissen wollt, welcher Wrestler in der WFE der kräftigste ist – hier ist er, Ruthless John Grant! Ihr seht ihn ja dort hinten live, schaut mal, wie breit er ist! Und diese Oberarme! Sowas gibt es derzeit im Wrestling kein zweites Mal. Er kann jeden anderen Wrestler der Welt problemlos hochheben. Mit seiner enormen Körperkraft ist er in der Lage, jeden Gegner vernichtend zu besiegen. Und nicht nur das, ihr könnt sogar Kaffeebohnen und Popcorn seiner eigenen Marken erwerben! Ein richtiges Multitalent! Aber lasst euch nicht durch die harmlosen Lebensmittel täuschen: Im Ring ist Grant brutal und gnadenlos. Er will seinen Gegner stets schnell und kompromisslos vernichten. In Wrestling-Fachkreisen gehen wir davon aus, dass Grant sehr bald in das Titelgeschehen der höheren Regionen eingreifen wird!“ Wolf schaut unsicher zu Grant rüber, ob er die richtigen Worte gefunden hat. Der Riese scheint von der Darstellung sehr angetan zu sein. Erleichtert atmet Wolf aus und widmet sich der nächsten Folie. Neben dem Foto von Sebastian Stone ist eine Sprechblase zu sehen, in der folgender Witz zu lesen ist:
„Was sagt ein Chemiker, wenn man ihm seinen goldenen Titelgürtel auf den Kopf haut? – AU!“.
„Hier geht’s schnell, denn das ist wieder einer dieser untalentierten Soul Hunters. Vielleicht sogar der untalentierteste von den dreien, wenn es überhaupt möglich ist, Scheiße nach Brauntönen zu sortieren.“ Houston unterdrückt ein Lachen und wirft einen gespielt-tadelnden Blick zum Redner, sodass Wolf sofort relativiert:
„Sollte ein Witz sein! Also, Sebastian Stone ist derzeit mit seinem Partner Chilian O’Brien Tag-Team-Titelträger, wird dies aber sicherlich nicht lange bleiben. Darauf könnt ihr sogar wetten! Wenn euch jemand fragt: ‚Wird der Chemiker Stone bald seinen Titel verlieren?‘, dann antwortet einfach: ‚Na Chlor!‘. So, nächste Folie.“
Während die Chemie-Witze im Publikum ohne Reaktion bleiben, erscheint nun ein Bild von Slash an der Wand. Über seinem Foto ist ein großes Lazarett-Kreuz zu sehen.
„Ja, der gute Slash, der ist leider derzeit verletzt. Dabei ist er wirklich ein außergewöhnlicher Wrestler und wird, da bin ich mir sicher, nach seiner Rückkehr wieder ins Titelrennen eingreifen können. Slash ist ein sehr kräftiges Powerhouse mit guter Ringintelligenz. Zwar nicht der große Techniker und erst recht kein Highflyer, aber wirklich sehr gefährlich als Gegner und zudem sehr kompromisslos in seinen Aktionen. Nehmt euch gut vor ihm in Acht, wenn er zurückkehrt!“
Wolf schaut auf sein Skript und verkündet dann:
„So, drei haben wir noch – aber die haben es auch wirklich in sich! Der erste“, er wechselt die Folie,
„ist nämlich der aktuelle Träger des World-Titels: Stephen Foxx! Ein wirklich guter Techniker, aber auch kein Schwächling und mit ner guten Ringintelligenz ausgestattet – wobei man diesen letzten Punkt ein wenig einschränken muss, er ist im Ring nämlich manchmal leicht abzulenken, da er mit dem Verspotten des Gegners beschäftigt ist und sich nicht so sehr drauf konzentriert, das Match zu gewinnen. An diesem Punkt lässt sich bei ihm am leichtesten ansetzen. Wenn man so tut, als hätten seine Aktionen tatsächlich Folgen gezeigt, als wäre man verletzt oder als hätte man Angst, dann wird er zunächst ganz arrogant die Wrestling-Aktionen pausieren lassen und höhnische Kommentare abgeben – in dieser Situation ist er dann unkonzentriert und man kann zuschlagen.“ Man hört Blackmaster nachdenklich
„Gar kein so schlechter Tipp ...“ murmeln. Das nächste Bild erscheint und Wolf kommentiert:
„Der vorletzte Wrestler im Roster ist The Metal, zugleich der größte Wrestler der WFE – wenn auch natürlich nicht der kräftigste, wie gesagt!“ Wolf zeigt nochmals hastig auf Grant.
„The Metal ist etwas in die Jahre gekommen, er geht schon so langsam auf die 40 zu. Früher war er ein mehrfacher Champion, heute fungiert er meist leider nur noch als Aufbaugegner und Jobber. Dies ist sehr schade, denn er hat für ein Powerhouse ne ganz brauchbare Technik und auch keine schlechte Ringintelligenz! Auch seine Kondition ist für sein Alter noch hervorragend. Vielleicht ist ja noch ein letzter, großer Titel-Run drin, ich könnte es mir vorstellen. Gegen The Metal habt ihr vor allem als kleinere Wrestler ne gute Chance, denn ihr könnt ihm dann gut entwischen und ihn mit quirligen Aktionen aus dem Konzept bringen.“
„Was für ein Quatsch, ich hab ihn auch besiegt und bin fast genauso groß wie er!“, grummelt Grant.
Derweil schaltet Wolf zum letzten Wrestler-Foto weiter.
„So, nun sind wir am Ende angelangt, und ich glaube, so gut wie heute passte der Ausdruck ‚last, but not least‘ noch nie, denn hier sehen wir nun den absoluten Superstar der WFE, Willie McStorm. Er war bereits 3x World Champion und 1x European Champion! Er ist das Aushängeschild ... ähm ... ach so ...!“ Wolf scheint sich an etwas zu erinnern und korrigiert sich dann:
„Also der zweite Superstar, das zweite Aushängeschild, so wollte ich sagen, direkt hinter Richy B.!“ –
„Meint der das wirklich ernst?“, flüstert Blackmaster. Wolf kommt nun auf die Stärken und Schwächen des Schotten zu sprechen:
„McStorm ist gleichermaßen Powerhouse und Techniker, eine ganz seltene Kombination in dieser Ausprägung und Qualität. Von allen Workern im Roster hat er ... also abgesehen von Richy B. natürlich ... die besten Fähigkeiten. Aber so sehr er auch ein wrestlerisches Komplettpaket ist, so hat er doch eine ganz entscheidende Schwäche: seine Arroganz. Er fühlt sich seinen Gegnern meist derart überlegen, dass er sich gar nicht mehr richtig mit deren Stärken und Schwächen befasst, dass er also nicht das macht, was wir hier gerade tun: Er informiert sich nicht gut, denn er kann es sich eh nicht vorstellen, dass jemand auch nur annähernd auf seinem Level ist. Außer Richy B. natürlich.“ –
„Ich kotze gleich“, zischt Blackmaster. Wolf fährt fort:
„Sollte es dazu kommen, dass man mit McStorm in den Ring steigen muss, so sollte man sich ganz auf die eigenen Stärken konzentrieren und keine Angst haben. Man muss versuchen, ihm genau die Matchart aufzudrängen, die man selbst am besten beherrscht. In seiner Arroganz wird er sich darauf einlassen, denn er wird denken, dass er euch auch dort noch überlegen ist. Das könnt ihr dann ausnutzen.“
Wolf wechselt zur letzten Folie, die nur noch Copyright-Hinweise für das verwendete Bildmaterial enthält.
„Ich bedanke mich ganz herzlich für das aufmerksame Zuhören! Die Herren Houston, Blackmaster und Grant stehen nun noch für Fragen und für eine Autogrammstunde bereit.“
Wolf übergibt das Mikro an Houston – und an dieser Stelle endet das Video.
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Vielen Dank an
@Hisaki und
@Houston für das gemeinsame Herumdenken an diesem Vortragsabend!