Janel Grants Anwälte bitten WWE in öffentlichem Schreiben um Aufhebung der Vertraulichkeitsvereinbarungen: Gibt es viele weitere Opfer?

JME

Grumpy Professor
Teammitglied
In einem diese Woche veröffentlichen Schreiben haben die Anwälte von Janel Grants nun World Wrestling Entertainment darum gebeten, die Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDA) von einigen aktuellen und ehemaligen WWE-Angestellten und Talenten aufzuheben, sodass diese auch über ihre (negativen) Erfahrungen bei WWE sprechen dürfen. Das Schreiben wurde an die Anwälte von WWE, Vince McMahon und John Laurinaitis sowie an die Associated Press verschickt. Im Schreiben ist die Rede davon, dass es für WWE und Endeavor kein Problem sein sollte, die NDAs aufzuheben, wenn es den Companys wirklich ernst gemeint ist, sich von Vince McMahon zu distanzieren und wenn man die Tage des toxischen Klimas innerhalb der Company als beendet ansieht. Im Schreiben ist die Rede von vielen weiteren Betroffenen, die sich geheim an Grand und ihre Anwälte gewandt haben, aber Angst davor haben auszusagen, weil sie dann eine Klage von WWE befürchten müssen. Bekanntlich hatte Vince McMahon nicht nur mit Janel Grant, sondern auch mit weiteren ehemaligen Mitarbeiter:innen gegen die Zahlung von Millionensummen Vertraulichkeitsvereinbarungen abgeschlossen. Schon bei den Ermittlungen gegen Harvey Weinstein wurden einst derartige NDAs aufgehoben. Nachfolgend das komplette Schreiben:

Sehr geehrte(r) Herr Toal, Frau Rosenberg und Herr Brennan:

World Wrestling Entertainment, LLC („WWE“) hat erklärt, dass man „die Anschuldigungen von Frau Grant sehr ernst nimmt und keine Toleranz für körperlichen Missbrauch oder unerwünschten Körperkontakt hat“. Mit anderen Worten: WWE möchte der Welt glauben machen, dass sie ihre Arbeitsplatzkultur reformiert haben. Aber wenn WWE wirklich etwas ändern will, muss sie den Opfern erlauben, die Wahrheit zu sagen, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Wir fordern WWE auf, öffentlich auf die Durchsetzung ihrer Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDAs) zu verzichten, um ihren ehemaligen und derzeitigen Mitarbeitern und Vertragspartnern (einschließlich Wrestlern, die unter der Marke WWE auftreten) die Möglichkeit zu geben, über sexuelles Fehlverhalten, sexuelle Übergriffe, Belästigungen und Aggressionen am Arbeitsplatz oder Streitigkeiten über die toxische Kultur bei WWE zu sprechen. Dazu gehört auch die Freilassung von Frauen, die NDAs im Zusammenhang mit sexuellem Fehlverhalten des ehemaligen CEO Vince McMahon, John Laurinaitis und anderer WWE-Führungskräften und -Mitarbeitern als Bedingung für eine Einigung unterzeichnet haben.

Die toxische und sexualisierte Kultur bei WWE während der Amtszeit von Herrn McMahon als CEO und Vorsitzender war offen und berüchtigt. Doch was öffentlich berichtet wurde, ist nur ein Teil des Bildes. Wir haben Zeugen, die sich vertraulich an uns gewandt haben und eine sexualisierte Kultur bei WWE beschreiben, die Frauen und Männer zum Opfer macht. Wir haben Berichte erhalten, wonach viele Opfer derzeit Angst haben, sich zu melden, weil sie strafbewehrte Geheimhaltungs- und Verleugnungsvereinbarungen eingegangen sind. Wie das Wall Street Journal am 8. Juli 2022 berichtete, hat Herr McMahon beispielsweise mindestens vier Frauen über 12 Millionen Dollar gezahlt, um sich ihr Schweigen über sein sexuelles Fehlverhalten zu sichern. Unsere Mandantin ist nur eine von unzählig vielen. Wir fordern daher auch Vince McMahon und John Laurinaitis auf, zu versichern, dass Überlebende und WWE-Mitarbeiter, die Zeuge von Missbrauch wurden, ohne Angst vor Vergeltung und Repressalien über ihre Erfahrungen sprechen können.

WWE kann ihre schmutzige Vergangenheit nicht hinter sich lassen, solange ihre Opfer zum Schweigen gebracht werden. Die Überlebenden verdienen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu ihren Bedingungen zu teilen. Erzwungenes Schweigen vertieft nur die Wunden des sexuellen Missbrauchs. Überlebende werden jedes Mal reviktimisiert, wenn ihnen ein Maulkorb verpasst wird und sie gezwungen sind, in Angst vor Angriffen eines milliardenschweren Unternehmens zu leben, das ein Heer von Anwälten anheuern kann, um sie mit Prozesskosten zu überhäufen, wenn sie die Wahrheit sagen. Selbst nicht einklagbare NDAs, wie die, zu deren Unterzeichnung unsere Mandantin gezwungen wurde, haben eine abschreckende Wirkung, weil die Betroffenen nicht den Willen oder die Mittel haben, sich dagegen zu wehren. WWE muss klarstellen, dass alle von ihr abgeschlossenen NDAs nicht dazu dienen, die Offenlegung von sexuellem Fehlverhalten, Missbrauch oder Übergriffen zu verhindern, und auf alle Ansprüche verzichten, die ihr im Rahmen dieser NDAs zustehen könnten, wenn sich derzeitige oder ehemalige Mitarbeiter und Auftragnehmer entscheiden, die Wahrheit zu sagen.

Wir fordern die WWE auf, ihre derzeitigen und ehemaligen Mitarbeiter und Auftragnehmer schnell und proaktiv von allen Verpflichtungen aus von der WWE abgeschlossenen NDAs zu befreien, die sie daran hindern würden, über sexuelles Fehlverhalten, Missbrauch oder Übergriffe während ihrer Zeit bei der WWE zu sprechen. WWE möchte die Menschen glauben machen, dass sich das Unternehmen geändert hat - dies ist die Chance, dies zu beweisen.

Mit freundlichen Grüßen

Ann E. Callis

Kopie an:
Nick Khan, WWE
Paul Levesque, WWE
Ari Emanuel, Endeavor
Vince McMahon
John Laurinaitis
Jerry S. McDevitt, K&L Gates LLP
 
Geht es hier um nicht strafbare Sachen, oder strafrechtliche? Denn die NDA dürfen ja von den Parteien gebrochen werden, wenn die NDA eine Straftat decken würden. So habe ich das jedenfalls verstanden.
 
Aber nur im Strafprozess, wenn ich mich nicht irre.
Ich weiß es nicht , darum frage ich. Ich hatte das wo anders gelesen, als es um die NDA von J. Grant ging, wo jemand dann meinte sie dürfte gar nicht darüber sprechen, warum sie klagt und jemand anders schrieb dann, das die NDA keine strafrechtlichen Sachen abdecken würden, so daß sie direkt erlischen (im Teilbereich).
 
Ich weiß es nicht , darum frage ich. Ich hatte das wo anders gelesen, als es um die NDA von J. Grant ging, wo jemand dann meinte sie dürfte gar nicht darüber sprechen, warum sie klagt und jemand anders schrieb dann, das die NDA keine strafrechtlichen Sachen abdecken würden, so daß sie direkt erlischen (im Teilbereich).
Ja ist im Prinzip richtig.

In dem Moment wo es strafrechtlich relevant ist darfst du natürlich im Rahmen eines Prozessen (also auch in Umkreis des Prozesses wie Interviews) drüber reden. Da ist auch egal ob es ein Straf oder Schiedsgericht ist.

Einfach CNN anrufen und sich dann auf die Strafbarkeit berufen wäre da schon schwieriger…

Erlischen wäre etwas krude formuliert, da das NDA quasi nie wirkte auf strafbare Handlungen.

Also entweder geht es um Dinge die eher das Klima beschreiben würden (zb consensual affairs) bei der WWE die der Anklage nützen , aber nicht strafbar sind oder das ganze ist nur ein PR Stunt, damit man nachher behaupten kann die Gegenseite will ja keine NDAs lüften … weil es ist halt schon ein bisschen dreist die Beklagten um sowas zu bitten mit dieser Begründung.

Und halt immer dran denken … court law kein written law .
 
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