Kurz gemosert... #6

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Marvel

Undercard
Veränderungen tun manchmal gut. Beim Wrestling ist das etwas komplizierter. In Orlando ändert man alle Fünf Minuten etwas am Konzept und in Stamford hat man seit fast 10 Jahren nichts mehr geändert. Beide Promotions ernten dafür fast ausschließlich Kritik. Zu Recht, denn wenn man es nicht so macht wie es das Internet mit seinen ganzen „Smart Marks“ vorgibt, ist doch sowieso alles automatisch zum Scheitern verurteilt.

That’s just the Way it is. Things will never be the same
Nach der Umgestaltung der „Impact Zone“ und der Verfrachtung des „Six Sided Rings“ zum Sperrmüll, sowie dem kurzlebigen Ranking-System für das sich noch nie jemand interessierte, hat TNA Entertainment nun eine neue Schnapsidee. Einmal im Monat veranstaltet man bei IMPACT WRESTLING eine sogenannte „Open Fight Night“. Laut dem CEO von Hulkamania schleppt man an solch einem Abend irgendein Indy-Gesicht oder einen alten Mann der irgendwann einmal einen bedeutungslosen Championship bei der Konkurrenz aus Stamford errungen hat in die Impact Zone und bietet ihm die Chance sich beim TNA-Management zu empfehlen. Eine Jury bestehend aus drei noch unbekannten Freunden von Hulk Hogan und/oder überbezahlten Rampensäuen darf dann entscheiden, ob derjenige das Zeug dazu hat das TNA-Publikum zum Gähnen zu animieren. Aber das ist im Hause der Superlative natürlich noch nicht alles. Jeder Champion muss damit rechnen während der „Open Fight Night“ herausgefordert zu werden. „Good Fight. Good Night“… „Wow“ könnte man jetzt denken, aber es wird noch besser! Der Legends-, Global-, Wertlos-, Television-Championship wird ab jetzt jede Woche im TV verteidigt. Ist ja nicht so, als ob man das nicht schon gefühlte dreihundertmal versprochen hätte und den Champion dann lieber auf die Suche nach irgendwelchen Promis geschickt oder ihn „Siege“ gegen TNA-Produzenten holen lassen hat. Danach vergammelte der Titel dann komplett bei einem untalentierten Hampelmann aus New Jersey. Aber jetzt hat ja der gute und vor allem alte Narbenkopf Devon den Titel. Nachdem er fast 20 Jahre von seinem „Bruder“ Bully Ray durchgeschleppt wurde und zwischenzeitlich zusehen musste, wie ihm ein bordellerfahrener Straßenpriester Frau und Kinder ausspannte, darf er jetzt endlich den wertlosesten Titel im Mainstream Wrestling halten und denken er wäre endlich an der Spitze angekommen. Im Bus will aber immer noch keiner neben ihm sitzen und nachts bekommt er auch noch regelmäßig den kleinen Finger in warmes Wasser gehalten. Ich lasse mich vom Rest des ganzen „Open Fight Night“-Käse aber gerne überraschen, denn manchmal haben selbst die rüstigsten Rentner eine gute Idee. „Open Fight Night“… Warum muss ich bei diesem Begriff eigentlich immer sofort an Chyna denken? Und warum sieht Bobby Roode jetzt aus wie Rick Rude? Da dachte man TNA macht alles richtig in Sachen eigene Stars aufbauen und dann stellt man drei ehemalige WWE-Headliner in ein No. 1 Contender Match. Da kann man nicht einfach mal AJ Styles, Bully Ray, Matt Morgan oder Kazarian mit ins Spiel bringen, nein, es müssen zwei drogenabhängige Vorbestrafte und ein unmotivierter, verletzungsanfälliger Kerl der fürs Mittelfeld zu Offensiv und für den Sturm nicht torgefährlich genug ist sein. Der Rivaldo des Sports Entertainment sozusagen. Warum man die Fehde zwischen Storm und Roode nicht einfach weiter auf ein höheres Level führt ist mir unbegreiflich. Man weiß was die beiden leisten können und gerade am Mikrophon sind sie im Zusammenspiel fast unschlagbar. Das Wichtige an der ganzen Geschichte ist aber, dass Hardy im No. 1 Contender Match den Pin genommen hat und man somit ausschließen kann, dass er Fruity Pebbles abhängig ist.

I get those same old Blues every Night
Daniel Bryan kann im Moment wirklich machen was er will. Das Publikum zelebriert einfach pauschal alles mit „YES“-Chants. Da können die WWE-Booker noch so sehr versuchen ihn als das größte Arschloch, den größten Feigling und den größten Loser aller Zeiten zu verkaufen. Dass sie ihren Job ausführen wie ein Dutzend ungelernte Manpower-Leihkräfte ist ja nichts Neues, aber wenn man dann noch einen sturen Affen als Chef hat, der sich gegen jeglichen Wunsch des Publikums stellt und jemand wie Bryan Woche für Woche mit Cheap Heat versucht als Heel an den Mann zu bringen, kann man den Booking-Pfeifen schon fast keinen Vorwurf mehr machen. In meinem neuen Buch „WWE schafft sich ab“ gehe ich näher darauf ein, warum Vince McMahon es nicht zulassen kann fremde Gedanken in sein Gehirn zu lassen und warum es nichts bringt WWE-Booker auf Lehrgänge zu schicken, wenn sie durch ihr schlechtes Erbgut schon vorbelastet sind. Skip Sheffield ist nun also zurück und zwar als „Ryback“, ein Gimmick welches man als schlechtes Erbgut von Arnold Schwarzenegger bezeichnen kann. Dabei war sein letzter Name schon fast Programm denn „Skip“ passt gut zu jemandem den keiner sehen will. Typischer Vince-McMahon-Humor sind die dämlichen Promos die diese 90er-Jahre-Jobber jedes Mal vor ihren Squash-Matches halten müssen. „Ich widme das Match meiner Mutter…“, „Ich geb dir gleich ‚Mutter‘!“. Lilian Garcia macht es richtig. Die kommt nur noch besoffen zur Arbeit und fällt dann erst mal über die halbe Einrichtung, bevor sie anfängt ein Loblied über ein Land zu lallen welches kein Lob verdient hat. Nachdem Natalya offensichtlich ihren Umluft-Motor reparieren lassen hat, durfte sie sich gleich der nächsten Blamage hingeben. Ein schwächliches, weinerliches, halb verhungertes Mädchen von nebenan durfte ihr gehörig in den gerade frisch ausgelüfteten Arsch treten. Warum für solche Dämlichkeiten, mit welchen man wöchentlich versucht die Mitglieder des McMahon‘schen „Ho-Train“ zu pushen, immer die hochqualifizierten Mitarbeiter herhalten müssen bleibt mir ein Rätsel. AJ wird man am Ende wohl so weit aufbauen, dass sie den ungewollten Publikumsliebling Daniel Bryan in irgendeiner Form demütigen darf. Demütigend für meine Augen empfand ich auch den Finisher von Titus O’Neill und Darren Young. Entweder man macht den „Doomsday Device“ und die „Hart Attack“ richtig oder man lässt es bleiben. Von solch zwei muskulösen Männern erwartet man dann doch ein wenig mehr. Diese Wurst an Kombination aus zwei 80er-/90er-Jahre-Finishern war in der Durchführung jedoch fast genauso schlecht wie die drei, vier Moves welche Lord Tensai und John Cena in ihrem letzten Match zusammengestolpert haben. Der „Fregattenkapitän der an Ketten gefesselten Knastbrüder“ (wie man sich nur so bezeichnen kann…) hat nach seiner wohl schlechtesten schauspielerischen Leistung (außer seinem bösen Blick gegen Kane natürlich) mittlerweile eine Wasserquelle gefunden und sieht nun nicht mehr aus als hätte er sich mit Hornswoggle das Gesicht abgewischt. Man fragt sich natürlich was Lord Tensai ihm letzte Woche ins Gesicht gespuckt hat. War es der Saft eines Bonsai-Bäumchens? Oder vielleicht sogar der brechreizauslösende Farbstoff von John Cenas neuem Merchandise-Artikel? Dieses eklige Starbucks-T-Shirt oder wo auch immer WWE-Studios dieses Design wieder geklaut hat. Auf jeden Fall hat er sich seine Kette von Bully Ray wieder zurück geholt und sogar fast damit gedroht sie einzusetzen, aber er vergaß, dass man bei PG-Companies keine Waffen einsetzen darf. Am Sonntag sieht das natürlich vollkommen anders aus, denn da ist PG vergessen und wir bekommen bei Extreme Rules 2012 bestimmt auch mal einen Schlag mit einem Stuhl zu sehen. Die Intensität sollte jedoch nicht heftiger erwartet werden wie damals der Stuhlschlag von Ric Flair gegen Randy Savage beim Summerslam 1992. Rote Farbe auf der Haut von Wrestlern werden wir nur sehen, wenn Brodus Clay wieder eine sinnlose Tanzeinlage zeigt oder das Falls Count Anywhere Match an einer Imbissbude stattfindet. Kane hätte sicherlich nichts dagegen, denn Randy Orton hat Paul Bearer schon mal für ein sonntägliches Abendessen tiefgekühlt. Die Big Red Machine will seinen Ersatzvater wohl frisch halten. Aber dafür hätte er vorher das Fett wegschneiden müssen, weil das Rindvieh sonst schneller schlecht wird. Auf Fett scheint auch der kleine rot-grüne WWE-Abgeordnete für unsinnige Dreckssegmente zu stehen. Erst ergattert er sich den dicken Tanzlehrer des Big Fat Oily Guy und dann beißt er der Guerrero-Witwe in die Schweinsbacken. Nächste Woche wird er vermutlich Paul Bearer auftauen und sich ein Fett-am-Stiel-Eis aus ihm basteln. Zu guter Letzt durfte die nächste gelernte Wrestlerin ihren wertlosen Divas Championship gegen eine von den beiden Bier-Bräuten der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 verlieren. Irgendwie wischt in dem Laden jeder „Kann-Nix“ mit den talentiertesten Leuten den Boden. Man könnte meinen, dass Wrestler im WWE-Universe nur dazu da sind Bodybuilder, Models und Schauspieler gut aussehen zu lassen.

You think you are a Moviestar
Voller Glanz erinnert man sich an die glorreichen WWE-Film-Produktionen wie „The Marine“, „The Marine 2“ oder auch „The Marine vs. Michael Myers“. Demnächst soll ein weiterer Film dieser Reihe folgen und nach John Cena und Ted DiBiase Jr. (wer ihn noch kennt, Hand hoch!) sollte ursprünglich Randy Orton die Hauptrolle in diesem zukünftigen Klassiker übernehmen. Orton setzte sich gegenüber Matt Damon durch, weil er es schaffte noch weniger Mimik als dieser an den Tag zu legen. Das Thema hat sich jedoch für den Quengel-Bengel des alten Bob Orton mittlerweile erledigt. Da der gute Randy nämlich lieber daheim geblieben ist und Zucker in den Arsch geblasen bekam, anstatt sich bei der Armee zu einem Mann ausbilden zu lassen gab es offensichtlich großen Protest ihm diese Rolle eines Marine-Soldaten zu geben. In meinen Augen ist es ziemlich egal wer bei dem Schrott vor der Kamera steht, denn solange keine fähigen Leute dahinter sitzen wird das alles sowieso nie etwas werden. Wie soll jemand der es nicht mal schafft mit einem Entertainment-Produkt den Geist der Zeit und den Wunsch des Kunden zu treffen, mit einer Filmproduktion Erfolg haben, welcher ein noch breiteres Publikum ansprechen soll als ein paar Kinder und Internet-Nerds? Würde man sich in Stamford erst einmal auf das Konzentrieren was man kennt und eigentlich auch kann, dann könnte man eventuell auch anfangen in andere Unterhaltungsebenen zu expandieren. Aber so lange an der Spitze des Unternehmens jemand sitzt, der bisher keine und ich betone, keine erfolgreiche Geschäftsidee außerhalb des Wrestling hatte, bezweifele ich erwähnenswerte Erfolge jedoch stark.
Im Grunde zeigt uns das alles doch nur, dass weniger manchmal mehr ist und mehr oft viel zu viel des Guten ist und das selbst wenn es nur mehr ist, weil es eigentlich weniger war. Auf der Straße des Mainstream-Wrestling scheint es keinen gesunden Mittelweg zu geben, denn die beiden Hauptparteien pendeln nur ganz stark in eine Richtung. Das ist aber offensichtlich auch das gesündeste, denn wie sagte der Bruder von Mr. Fuji, Mr. Miyagi, schon:
Walk on road, hm? Walk left side, safe. Walk right side, safe. Walk middle, sooner or later… Get squish just like grape.
 
Die Ausgabe hat es mal wieder auf den Punkt gebracht. Vor allem der Abschnitt über die talentierten Wrestler, die sich andauern für irgendwelche Hampelmänner auf die Matte legen müssen und Vinces Einstellung diesbezüglich. Ich kann diesen alten Sack einfach nicht verstehen. Ich bezweifle aber, dass sich etwas ändert, wenn er denn dann irgendwann einmal abdankt. HHH wird wohl zusammen mit Stephanie die gleiche Schiene fahren.
 
Ich mag die Kolumne. Ich finde das sie ziemlich unterhaltsam geschrieben sind und die jeweiligen Tatsachen sehr genau auf den Punkt bringen, zumindest bis jetzt. Weiter so!^^
 
Klasse Ausgabe, super zu lesen, wie eigentlich jede deiner Kolumnen, du triffst mit deinen Worten den Dartpfeil ins Bullseye! Ich hoffe, dass du noch viele weitere Ausgaben machst. Diesmal hat mir der Teil mit den Filmen besonders gut gefallen!
 
Hallo,

vielen Dank für die guten Kritiken. Immer wieder schön zu sehen wie sehr die Meinungen auf Startseite und Forum auseinander gehen.
Schade, dass sich so gut wie keiner der Kritiker traut aus der Anonymität der Kommentarfunktion heraus zu kommen und über die Sache zu diskutieren.

Ich hoffe ebenso, dass ich noch lange für WI schreibendarf, denn es macht mir Spaß und einem Großteil von euch anscheinend auch.
 
Es wird immer Leute geben, die das nicht mögen, was man macht. Einfach auf einem hohen Niveau weiterschreiben und sich denken "Ihr lest es ja doch".
 
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