Nein. Nicht nur wegen der Siege und Niederlagen Statistik vor diesem Match, aber auch. Dazu dann später nochmal. Erstmal dann nochmal ausführlicher, was ich mit Experimenten und Kontinuität meine.
NJPW hat in meinen Augen einfach krass abgebaut und die Verbindung zum Zuschauer verloren. Das merkte schon bei der Nummer um den Doppel-Titel, wo der Intercontinental Titel und der Heavyweight Title ohne Not vereinigt wurden. Erinnere mich da noch gut daran, als Kazuchika Okada (damals Heavyweight Champion) mit im Ring stand als es mal wieder um Doppel-Titel ging und Kazuchika Okada meinte da sinngemäß nur, dass ihn nur sein Titel interessiert und es wurde dann das Publikum "befragt", was die denn Denken. Und was passierte? Okada mit seiner "Leckt mich mit eurem Doppel-Titel ich hab schon das höchste Geld"-Attitüde bekam den meisten Applaus und es musste dennoch eine potentieller Doppel-Titel da verkauft werden. Das war so ein Moment wo man merkt: Leute, ihr habt das Publikum völlig falsch eingeschätzt.
Das ganze zog sich dann mit zig Wechseln des Intercontinental Championship ja eine ganze Weile hin und dann wurde dies Doppel-Ding angekündigt. Soweit okay! Aber auch da merkte man: Letztlich war der Doppel-Champion allen egal! Das was da zog und letztlich dann auch die Nummer nicht gleich mit Tetsuya Naito scheitern lies war der Fakt, dass das was die Leute wollten halt da mit drin war: Den Sieg im Main Event von WrestleKingdom um den IWGP Heavyweight Belt von Naito gegen Okada! Der Intercontinental Title war da nur noch Beiwerk. Und ab da wurde dann nur davon gesprochen, wer wohl der nächste IWGP Heavyweight Champion wird und wann man die Titel wieder trennt. Der Intercontinental Championship verkam zur absoluten Randnotiz.
Danach stand dann das nächste Chaos-Jahr für NJPW an. Hatte man jetzt nicht ein Narrativ, das den Fans nicht gefiel so begann man dennoch zu experimentieren. Ein Experiment war EVIL. Sieg gegen Kazuchika Okada und Mitgliedschaft beim Bullet Club! Er war in aller Munde, doch als mehr als eine Übergangsverteidigung wurde er nicht gesehen, doch er gewann den Titel bzw. die Titel. Und so schnell er sie gewann, so schnell war er den Titel auch wieder los. Nichts Ungewöhnliches erstmal, doch der weitere Verlauf zeigt, dass man wohl intern das Experiment EVIL als gescheitert ansieht. Also wieder zurück zu Naito, der den Titel dann auch tatsächlich bis WrestleKingdom hielt, sein Run wurde dabei aber immer mehr zum "Er hat halt den Titel und wartet darauf, dass er ihn abgeben darf", denn zu einem "richtigen" Run. Und so warteten alle letztlich auf den G1 Sieger und was passierte? Er war es Kota Ibushi, der allerdings seinen Koffer an Jay White verlor und damit schien die Sache klar: Jay White holt sich die Titel und gut ist. Aber nein! Tetsuya Naito kam auf die "brillante" Idee und es wurde plötzlich nach Jahren in denen man für den Main Event Spot bei WrestleKingdom kämpfen musste und wo der Kofferverlust als dramatisch und unbedingt zu vermeiden dargestellt wurde plötzlich der Main Event Spot im Tokyo Dome verschenkt (von dem Mann, der im Vorjahr noch den Intercontinental Title als sein Ticket in den Main Event auserkor, weil man ihn sich verdienen muss wohlgemerkt). Und der Mann mit dem geschenkten Shot ging dann aus den zwei Tagen auch noch als Champion hervor.
Und genauso absurd ging es weiter. Die Titelvereinigung! Nicht etwa Tetsuya Naito, mit seinem wechselhaften Verhältnis zum Intercontinental Title war es der den Titel loswerden wollte und nur noch Heavyweight Champion sein wollte, was sehr stimmig gewesen wäre. Nein, der Mann, der vorherige Träger des Intercontinental Titles verehrte entschied sich, dass es doch geil wäre den Intercontinental Title einzustellen. Doch nicht nur das, auch von der Lineage des großen Gürtel wurde nicht die Finger gelassen. Beide Titel wollte der Mann, der unbedingt beide haben wollte nicht mehr haben und ein neuer sollte her. Ein neuer höchster Titel ohne Historie, ohne Wert, mit Kota Ibushi als Champion #1. Und er bekam sehr zum Unmut der Fanmehrheit seinen Wunsch erfüllt.
Was dann? Dann verlor er ihn bei der ersten Gelegenheit die er hatte und Will Ospreay wurde Champion. Der verteidigte gegen Shingo Takagi nur um den Titel im Anschluss abgeben zu müssen. Und nun ist also Shingo Takagi der neue IWGP World Heavyweight Champion! Der Mann der zuletzt gegen den Champion verloren hat. Und im Main Event? Da steht nun auch wieder ein Kota Ibushi, der ein grandioses Babyface war, der aber tot gebookt wurde, so dass die Fans ihn nicht mehr leiden können.
All das sind Dinge, die für mich persönlich für ein massives Problem stehen das New Japan Pro-Wrestling hat: Man will sich neu erfinden. Das kann man in der Undercard und in der Midcard gerne machen (Ladder-Matches, KOPW Title), aber im Main Event braucht es verdammt nochmal konstanz. Und Konstanz erreicht man nicht durch das Aufgeben einer Jahrzehnte alten Lineage und Neueinsetzen einer Lineage, die sich jetzt liest Kota Ibushi, Will Ospreay, Vakant, Shingo Takagi oder mal böse und überspitzt gesagt: Das verbookte Pseudo-Face, der "Weirdo" und der Tierquäler oder auch der Doppel-Champion der nichts dafür tat, der, der seine Frau angriff und der B-Champion. Klasse Lineage!
Neue Main Eventer um einen neuen Titel! Für ein modernisiertes New Japan mit 0815 Bling-Bling Gürtel! Wie man sieht: Ich bin alles andere als zufrieden mit dem Booking der Main Event Region seit Naitos Doppel-Titelgewinn. Und da kommen wir zurück zum heutigen Tag Kazuchika Okada vs. Shingo Takagi!
Erstmal vorne weg: Ich halte Shingo Takagi für einen sehr guten Wrestler, der auch an der Spitze von NJPW mithalten kann und zurecht World Champion sein kann (auch wenn ich seine Vergangenheit widerwärtig finde!).
Aber: Nicht jetzt! Die Lage habe ich ja oben dargestellt. Die Lage von NJPW sieht man auch an den Zuschauerzahlen in den Hallen. Jetzt braucht es eben Kontinuität um all den Mist der vergangenen zwei Jahre auszumerzen. Und dafür wäre halt Kazuchika Okada als das Gesicht, das Ace, das Aushängeschild dieser Company und bester Wrestler der Welt (m.M.n.) der absolut richtige Kandidat gewesen. Es ändert sicherlich nix an der Lineage, aber einen Okada, der den alten Titel geprägt hat auch beim neuen drin stehen zu haben hilft halt ungemein weiter. Zudem der oben angesprochene Aspekt, dass man auch über die Vakanz hinwegkommen muss. Wir haben Will Osprey, der gegen Kota Ibushi gewann und der gegen Shingo Takagi gewann. Genau diese beiden treten aber jetzt um das Gold an. Auf dem Titel, der eh schon einen sehr, sehr schweren Stand hat innerhalb NJPW leget nun auch noch der Schatten, dass sich zwei Nutznießer der Vakanz, die beide an Will Ospreay gescheitert sind und beide keine positive Bilanz gegen ihn haben (Ibushi 2:2, Shingo 3:1) um den Titel schlagen und der mit der schlechteren Bilanz sogar Champion ist. Zum Vergleich: Okada und Ospreay stehen bei 5:1.
Zudem sind halt Kota Ibushi und Shingo Takagi beide neu in der Main Event Szene. Abseits einer emotionalen Verbindung zu beiden Titeln und dem Fakt, dass er halt beide gewonnen hat (schon als Doppel-Titel), weil er eine Chance geschenkt bekommen hat, nachdem er selbst verkackt hat ist da nix da. Will Ospreay dasselbe! Diese drei kämpften bisher um den Titel, drei neue um einen neuen Titel. Während die alten Main Eventer außen vor sind.
Und da kommt eben Kazuchika Okada ins Spiel. Der hätte das Bindeglied zwischen dem alten Titel, den er in allen belangen zu seinem Titel machte (Top 3 der meisten Reigns, #1 bei den meisten Verteidigungen insgesamt und in einer Regentschaft, längste Regentschaft insgesamt, wie auch in einer Einzelregentschaft) und dem neuen Titel sein können. Zumal er halt kein Experiment gewesen wäre, sondern die unangefochtene #1 der Company, ein bewiesener Top-Draw der Company!
Ja, Shingo Takagi ist gut! Ja, Shingo Takagi kann ein Erfolg werden! ABER: Nein, Shingo Takagi ist kein Garant für diesen Erfolg. Kazuchika Okada schon! Dieser Titel hätte Kazuchika Okada als Champion gebraucht. Normalerweise macht der Titel den Champion, hier ist es andersrum und die Champions müssen erst den Titel machen. Das wurde bisher nicht geschafft...
Und dann komm ich zurück auf dein Argument, dass ja dann Will Ospreay wieder um den Titel antreten kann, wenn Shingo Takagi Champion ist. Dazu drei Dinge, die für mich dieses Argument entkräften und zeigen, dass es mehr Schein als Sein ist:
1. Ein Champion, der kampflos den Titel aufgibt hat IMMER ein Anrecht auf das Titelmatch. Dafür braucht man nicht einen Mann, der gegen diesen Mann verloren hat als Champion installieren und damit über den ganzen Title Reign einen Negativschleier legen, ein Asterisk an die Regentschaft fügen, einen B-Champion installieren.
2. Will Ospreay ist verletzt und peilt ein Rückkehr frühestens zum Jahresende an. Dabei ist völlig unklar, wo es diesen Return geben wird (er könnte NJPW verlassen) und , ob es diesen Return geben wird zu diesem Zeitpunkt bzw. ob es ihn überhaupt geben wird (die Verletzung soll sehr schwer sein). Das Booking eines Titelmatches davon abzumachen was vielleicht in einigen Monaten passieren könnte oder später, vielleicht sogar nie halte ich für keine gute Idee. Long Term Booking in allen Ehren, aber Long Term Booking zu diesem Zeitpunkt und mit einer ungewissen Zukunft im Blick? Nein, Danke!
3. Kota Ibushi bekommt erneut eine Chance! Er bekam die Chance, die ihm den Titel brachte geschenkt. Er bekam dann seinen Willen mit dem neuen Titel gegen Fans und andere Wrestler und auch gegen einen der beiden, die er damit ehren wollte. Er hat dann enorm verkackt, als er den Titel nicht erfolgreich verteidigen konnte. Und jetzt erhält er schon wieder eine Chance geschenkt? Nachdem er selbst verkackt hat? Tolles Booking. Ibushi verkackt, Ibushi bekommt trotzdem das was er hätte, hätte er nicht verkackt.