Ich weiß nicht genau, was Du da jetzt erwartest. Natürlich war Eddie Quinns Booking Office eine richtige Wrestling-Promotion. In dieser Zeit war es noch nicht so üblich, mit einem möglichst dreibuchstabigen Akronym als Banner die eigenen Shows zu bewerben, falls es das ist, was Du vermisst. Natürlich war Quinns Unternehmen auch im Register eingetragen, das nannte sich bei ihm Canadian Athletic Promotions, aber das ist jetzt kein Name, der bei den Zuschauern groß bekannt war. So wie man bei WWF-Veranstaltungen auch nicht viel von Titan Sports oder bei WCW-Veranstaltungen von der Universal Wrestling Corporation dahinter geredet hat, sondern von den präsentierten Ligenformaten.
Das ist für das Thema hier ziemlich irrelevant, da der wirkliche Einflussbereich der NYSAC weit über New York hinausging. Deswegen haben sich ja gerade die anderen SACs zur NWAss verbündet, um dem (mit Schwerpunkt auf Pennsylvania) entgegenzutreten. Es ist auch nicht so, als wäre das ein in der Luft schwebender Titel ohne richtige Promotion dahinter gewesen, wie Du Dir das anscheinend vorstellst. Der NYSAC World Title wurde von Promoter Jack Curley eingesetzt (und bevor das wieder anfängt, ja, das war auch eine richtige Promotion), der neben Paul Bowser in Boston damals eben die zweite große Hochburg New York unter Kontrolle hatte.
Ein Plädoyer zum Beenden der Diskussion verpackt in ein Plädoyer zum Diskutieren ;-) Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, das hier ewig fortzuführen. Ich kann das übrigens gut nachempfinden, wie Du zu manchen Schlussfolgerungen kommst, weil mir das teilweise auch so ging, als ich damals angefangen habe, mich entlang der NWA-Meisterschaften und der linearen Meisterschaft zu Hackenschmidt zurückzuhangeln. Da hatte für mich dieser Strang auch noch größere Bedeutung, was den grundlegenden Anspruch auf "DIE" Weltmeisterschaft anbelangt. Wenn man sich tiefergehend mit den Seitenlinien befasst und damit, was für große und wichtige Promotions mit anderen Titeln es gab, relativiert sich das aber.
Also ich konnte dazu nichts finden. Dass die WWF und WCW früher offiziell unter anderen Namen liefen, beziehungsweise im Register eingetragen waren, ist mir aber durchaus bekannt. Mir ist nur bekannt, dass sich Quinn später der NWA angeschlossen hat.
Viel eher ist es irrelevant, welchen Einfluss die NYSAC Commission hinter den Kulissen hatte. Dass Commissions auch im Hintergrund durchaus einen größeren Einflussbereich besitzen, kenne ich auch aus dem MMA Sport. Dort war die Commission in New Jersey maßgeblich für eine Festlegung und Vereinheitlichung des Regelwerks verantwortlich. Fakt ist aber, dass die Commission an sich nur im Hoheitsgebiet bestimmen konnte und der Titel deshalb nur im Staatsgebiet von New York verteidigt wurde, bis er wieder mit der originalen Linie vereinigt wurde. Und genau deshalb halte ich den Titel auch für ungeeignet für diese Liste, egal wie bedeutend er gewesen sein mag. Nochmal davon abgesehen, dass dies nichts an der Liste ändern würde.
Das nicht. Aber ich glaube, dass diese Diskussion nicht mehr zielführend ist und bereits ausdiskutiert wurde. Wir haben unsere Argumente ausgetauscht, ich habe eingeräumt, dass es zwischen 1930 und 1935 durchaus eine Phase gab, in der die drei angesprochenen Titel einen Anspruch auf den Weltmeistertitel hatten, aber die Entscheidung ist nunmal so getroffen worden wie sie ist. Abgesehen davon kann ich dir versichern, dass ich mich nicht zum ersten Mal mit der Geschichte der World Championships befasst habe, weil es meiner Meinung nach ein sehr interessantes Thema ist. Da aber wie immer im Wrestling einiges sehr unübersichtlich ist und es wie immer viel um Machtgeschachere zwischen Promotern und Wrestlern ging, würde ich auch nicht behaupten, dass ich da den totalen Durchblick habe.
1. Unabhängige Dachverbände sind für dich was genau? Letztlich ist kein Verband unabhängig und nur dem Sport verpflichtet, sondern es sind allesamt Unternehmen, die Geld verdienen wollen, oder halt "Promotions".
2. Auch in anderen Sportarten gibt es teilweise sehr viele Verbände, die Weltmeistertitel vergeben. Beispiele:
- Boxen: WBC, WBA, IBF, WBO (die vier großen Weltverbände) sowie zig weitere wie etwa IBO, IBA, IBC, GBU, IBU, WBF, dazu der AIBA (Weltdachverband der Amateur-Boxer, der aber mittlerweile auch allgemeiner Weltverband sein will)
- MMA: UFC, Bellator MMA, ACB, FNG, ONE, Rizin, Invicta etc.
3. Zudem sind auch Sportarten mit einem (defacto) Weltverband nicht vor "Alternativen Weltmeistern" verschont, siehe FIDE und FIFA, wo es zeitweise zu Abspaltungen kam/kommt oder die World Darts Federation, die sowohl von der PDC als auch von der BDO als Weltverband anerkannt sind, dennoch vergeben BDO und PDC einen eigenen Weltmeistertitel.
Ich will damit keinesfalls sagen, dass du Unrecht hättest mit der Kritik daran, dass jeder Hans Wurst seinen Titel als Weltmeisterschaft vermarkten kann, nur ist das eben keinesfalls nur im Wrestling der Fall...
1. Das ist schon klar. Die FIFA ist da ja das beste Beispiel dafür. Es geht eben nur um den organisatorischen und auch rechtlichen Unterschied. Weltverbände sind häufig (wie beispielsweise auch die FIFA) eingetragene und gemeinnützige Vereine. In der Regel habe diese dann eben auch Mitgliedsverbände und deutlich mehr Ebenen im Aufbau und den Entscheidungsprozessen. Klassische Promotions wie die UFC oder die WWE sind Corporations, die entweder Privatpersonen gehören oder an der Börse gehandelt werden. Mal ganz platt gesagt: Die FIFA könnte nicht an der Börse gehandelt werden wie die WWE oder für mehrere Milliarden Dollar verkauft werden wie die UFC. Das ist eben ein grundsätzlicher Unterschied, den ich mit "unabhängig" gemeint habe.
2. Der Kampfsport ist da eine große Ausnahme, das stimmt. Hatte ich meine ich auch im Startseitenpost geschrieben. Beim Kickboxen gibt es auch mehrere Verbände. Im Jiu-Jitsu hält der Dachverband (International Brazilian Jiu Jitsu Federation) sogar selbst zwei Weltmeisterschaften ab. Einmal die Mundials und einmal die No-Gi Weltmeisterschaften. Wobei man da eben noch sagen könnte, dass es sich eben insofern unterscheidet, dass man bei der einen Weltmeisterschaft einen Gi trägt und bei der anderen nicht und das dann auf dem Niveau wirklich fast ein anderer Sport ist. Zumindest im MMA würde ich aber Promotions wie die UFC aus oben genannten Gründen nicht mit einem (Welt-)Verband vergleichen. Demnach würde ich auch da sagen, dass sie nicht den Anspruch auf die Ausrichtung einer Weltmeisterschaft haben. In den meisten Sportarten ist es ja auch so, dass es eine klar geregelte Qualifikation für eine Weltmeisterschaft gibt. Das ist bei Corporations eben nicht so. Wenn der WWE oder der UFC deine Nase nicht gefällt, wirst du einfach nicht verpflichtet, egal wie gut du auch sein magst.
3. Klar, diese Möglichkeit besteht auch. In der Regel ist dann aber doch klar erkennbar, welche Meisterschaft nun die legitime ist. Und kurz zum Dart, da ich mich da ziemlich gut auskenne. Das ist durch die Abspaltung der Profispieler auch etwas ein Sonderfall. Richtig ist, dass die PDC nach der Tomlin Order Ende der 90er ihren Anspruch als Weltverband des Dartsports aufgegeben und die WDF als Weltverband anerkannt hat. Zuvor hatte sich die PDC ja auch World Darts Council (WDC) genannt. Seitdem hat die PDC eben nur noch den Anspruch der Verband für alle Profispieler zu sein. Und das ist de facto auch so, da in der WDF/BDO kein einziger Spieler Profistatus besitzt. Die PDC hat aber ansonsten mit der WDF nichts mehr zu tun.
Die BDO ist hingegen einer von vielen (nationalen) Mitgliederverbänden in der WDF. Jedoch ist die BDO insofern ein Sonderfall, dass sie sich über den Status des britischen Nationalverbands hinausentwickelt hat und mittlerweile auch international Turniere ausrichten. Das hat sich umso mehr verstärkt, da die WDF von der BDO abhängig geworden ist, da die BDO der einzige wirklich bedeutende Mitgliedsverband ist. Im klassischen Sinne ist aber sogar der WDF World Cup die Weltmeisterschaft im Darts und ist auch älter als die BDO World Championship. Darüber hinaus gibt es auch auf der Stufe darunter die Kontinentalmeisterschaften der WDF für Europa, Amerika und Asien. Auch vom ganzen Aufbau her entspricht die WDF eben einem richtigen Weltverband.
Da die BDO aber durch ihren Machteinfluss einen gewissen Sonderstatus hat, trägt sie ebenfalls eine Weltmeisterschaft aus. Da der WDF World Cup in Nationalteams (die jeweils in einem Singles, Double und Teamwettbewerb antreten und für die man auch klassisch berufen werden muss) gespielt wird, könnte man vereinfacht sagen: Der WDF World Cup ist die Weltmeisterschaft für Nationalteams, die BDO World Championship ist die Weltmeisterschaft für Amateurspieler und die PDC World Championship ist die Weltmeisterschaft für Profispieler.
Aber in der Sache sind wir uns ja einig. Nur haben eben die meisten Sportarten einen klaren Weltverband mit einer geregelten Qualifikation, weshalb es da auch einen klaren und legitimen Weltmeisteranspruch gibt. Das ist halt im Wrestling und in vielen Kampfsportarten mit privaten Promotion oder mehreren Verbänden ohne Dachverband nicht so. Und deshalb habe ich immer so meine Probleme damit, wenn man World Championships im Wrestling einfach so mit Weltmeister übersetzt, weil es aberwitzig ist, dass weltweit zehntausende Weltmeister herumlaufen. Also muss man sich eben auch für solche Listen etwas einfallen, welche World Championships im Wrestling einen möglichst legitimen Anspruch auf einen Weltmeistertitel haben.