Eine anständige Show, die durch den sehr guten Opener und das sehr gute Main Event einen tollen Start hinlegte und sehr denkwürdig endete. Wenn Cody Rhodes für solche Momente sorgen kann, die durch ihre Denkwürdigkeit aus dem öden WWE-Einheitsbrei hervorstechen, dann wird sein Run mehr als erfolgreich verlaufen. Die Zeichen stehen dafür bisher tatsächlich sehr gut.
Dennoch hätte er hier nicht antreten dürfen. Die Tatsache, dass es sein erstes Main Event war, hat ihn die dumme Entscheidung des Durchziehens treffen lassen, die im Pro Wrestling historisch schon immer vorhanden war - und schon immer schwere Schäden angerichtet hat. Es sind Menschen gestorben, weil sie nicht auf ihre Körper gehört haben, weil sie die Zähne zusammengebissen haben. Und die, die mit solchen Verletzungen wie Cody dennoch keine Schonung annehmen konnten, waren auch ohne Karriereende häufig nicht dieselben. Ich erinnere da immer gerne an Shinya Hashimoto, der sich für seine Promotion die Schulter ruiniert hat und nie wieder so gut war wie in den 90ern oder Mitsuharu Misawa, der vom vielen akkumulierten Schaden an seiner Wirbelsäule letztendlich bei einem falschen Bump zuviel sogar das Zeitliche gesegnet hat (war aber Company Präsident und Drawing Power, konnte nicht in den Ruhestand).
Was ich damit sagen will - Cody hat eine im Business nicht unübliche Entscheidung getroffen, die dennoch dumm und falsch war und auch schon immer, nicht erst seit gestern, auch in anderen Fällen dumm und falsch war. Wenn du verletzt bist, erst recht so schwer wie Cody, dann tritt nicht an. Punkt. Pro Wrestling Companys brauchen Ärzte, die WrestlerInnen im Zweifel vor sich selbst retten. Und es ist bei der WWE ja auch schon passiert - Daniel Bryans Match gegen Randy Orton 2013 wurde abgebrochen und er backstage genommen, weil er einen Stinger hatte. Einen Stinger! Der ist gegen einen Brustmuskelabriss in einem Hell in a Cell-Match ja wohl ein absoluter Witz. Aber hier ist man, wie so häufig im Stamford, leider wieder mit einer gesunden Doppelmoral am Start. Wenn der Star groß genug ist, dann darf er im Zweifel selbst entscheiden, erst recht, wenn er in einem Main Event steht.
Ekelhaft auch manche Kommentare hier, die von "soft" sprechen oder das ganze anders zu rechtfertigen versuchen oder gar die Diskussion um Schmerzmittel-Sucht ins Lächerliche ziehen. Habt ihr so große Scheuklappen auf, dass ihr die Problematik im Pro Wrestling mit "Pain Killers" noch nie mitbekommen habt? Kurt Angle wäre wegen seiner Sucht zu den Dingern fast verreckt (laut eigenen Angaben 65 Vicodin am Tag) - weil dieser Vollidiot eben auch so einer war, der nie Nein sagen konnte, der im Wrestlemania 19 Main Event mit gebrochenem Genick wrestlete und der in Folge der mangelnden Regeneration über Jahre mit Schmerzen auftrat. Jetzt bewegt er sich in seinen 50ern wie ein Krüppel. Später sind Schmerzmittel vor allem im Zusammenhang mit Alkohol oder anderen Substanzen dann oft genug tödlich. Und natürlich sind solche Sachen wie Codys Verletzung auch eher zu ertragen, wenn du auf Tabletten bist. So wird man diese Problematik nicht los und damit ist nicht zu spaßen. Hoffen wir also, dass das eine einmalige Sache bleibt.
Zurück zum Event an sich:
Opener war super unterhaltsam (**** 1/4), der Rest RAW- und Smackdown-Niveau, Omos ist immer noch scheiße, Theory meiner Meinung nach nicht so halb gut wie sie ihn gerne hätten, das Six Man-Tag war zwischendurch dann wieder ganz erfrischend (*** 1/2) und der Main Event dann sicherlich das beste Hell in a Cell-Match seit Jahren. Einzigartige Atmosphäre, nachdem Cody die Verletzung enthüllte, für mich mit sehr bitterem Beigeschmack, aber deshalb von beiden Wrestlern keine weniger bombastische Leistung (**** 1/2). Schade, dass die Fehde nach der letzten RAW-Ausgabe wohl immer noch nicht vorbei ist.
Vergebe wie bereits bei Backlash 6 Punkte. Überdurchschnittlich unterhaltsam. Jetzt müsste sich das Niveau nur mal auf die Weeklies, besonders RAW, übertragen.