Fragt man heutzutage Leute in meinem Alter nach Wrestling, dann bekommt man als Antwort meistens einen leeren Blick. Dieser dauert dann einige Zeit an und kurz bevor man aus Verdacht eines Schlaganfalls den Rettungsdienst ruft, kommt dann doch noch eine Antwort die oft lautet „Ach so, Catchen! Gibt’s das noch? Das hab ich mir früher ab und zu mal angeschaut. Gibt’s denUndertaker noch? Der muss ja schon uralt sein!“. Da solche Themen kurz nach Wrestlemania immer aktuell werden. Gibt es heute einen kleinen Rückblick in die Vergangenheit…
- Stamford’sche Puppenkiste -
Diese Leute kennen das Wrestling aus einer Zeit, als die Charaktere mehr an schlechte Comicfiguren oder klassische Superhelden erinnerten. Diese waren teilweise vollkommen überzeichnet und unfreiwillig komisch. So war es an der Tagesordnung, dass tiergewordene Menschen, personifizierte Gegenpole der Weltmacht und sogar Naturgewalten durch die Gegend liefen. So ziemlich jeder von ihnen hatte übrigens damals auch einen Manager, Berater, technischen Direktor, Leibeigenen oder eine Prostituierte an seiner Seite. Was hat man sich damals noch die Mühe gemacht das Wrestling als echt zu verkaufen. Das Kayfabe war schon fast heilig. Dummerweise dachte der DummieMac damals schon, dass all seine Kunden noch viel dümmer sind als er selbst und erschuf somit so einige witzige und vollkommen unrealistische Charaktere.
So tanzte plötzlich ein aus dem Konkurrenz-Staat Georgia bekannter „Max Payne“ (eine Art Mischung aus dem Undertaker und Cactus Jack) mit bunten Klamotten und einer E-Gitarre über den Bildschirm und schimpfte sich „Man Mountain Rock“. Kürzer und erfolgloser war glaube ich nur die Karriere eines gewissen Braden Walker ca. 15 Jahre später. Von beiden existieren heutzutage mindestens 3 Minuten Bildmaterial. Zusammen. Erinnern tut man sich auch gerne an Fehden zwischen einem Team das sich nach Naturkatastrophen benannte und einem Steuerprüfer, sowie einem Millionär. Eine dieser Naturkatastrophen, ein Typhoon, war vorher als „Tugboat“ (frei übersetzt „Wichs-Schiff“… Was will man allein auf hoher See auch sonst machen) bekannt und wurde später mal unter dem glorreichen Gimmick des „Schockmaster“ weltberühmt. Er bestritt viele legendäre Matches. Unter anderem gegen die Klagemauer, die Berliner Mauer und die Mauern von Jericho. Er gewann sie alle mit seinem gefürchteten Finisher: Dem Falling-Headbutt-while-lose-the-fucking-ugly-Helmet!
Auch die Tierwelt war im damaligen Stamford („Bevor es dunkel wurde… vor dem Imperium…“) reich vertreten. So tauchte auf einmal eine Art Minotaurus im kunterbunten WWF-TV auf. Der sogenannte „Mantaur“ hatte übrigens auch einen Manager. Einen hässlichen Griesgram der von einem zugedröhnten Hippie eingekleidet wurde. Der gehörnte Dickwanst wurde zur Kurzzeit-Attraktion und errang glorreiche Niederlagen gegen einen alkoholabhängigen Möchtegern-Kubaner oder den unschlagbaren Thurman Bob Sparky Spark Plugg the Hole Holly. Der Rennfahrer mit der unvorteilhaften schiefen Frisur, welche seinem ohnehin schon schiefen Kopf eine noch ungünstigere Form verpasste. Sein in die andere Richtung nochmal viel schieferes Gesicht machte das Ganze aber wieder halbwegs gerade. Trotzdem sah er aus wie eine Kühlerfigur nach einem Autounfall und grinste wie ein KFZ-Mechaniker der zu viel am Auspuff geschnüffelt hat. Mindestens genauso realistisch waren die Herren „The Warlord“, „The Berserker“ und „The Barbarian“. Alles Leute denen jeder von uns bestimmt schon mal auf der Straße und im Aldi begegnet ist. Man stelle sich vor es tippt einem der fast 4 Meter große Warlord an der Kasse von hinten auf die Schulter, welche sich im gleichen Moment auskugelt, und fragt, ob man ihn mit seinem einzigen Artikel, einer Flasche TopStar-Cola, vorlassen könnte. An der Kasse sitzt dann der Berserker mit einem „Azubi-Schildchen“ am blauen Polo-Hemd und brüllt den Kunden den zu zahlenden Betrag ins Gesicht. Aber es gab natürlich auch noch andere Leute. Zum Beispiel Frauenhelden, deren Poster Läden wie dem „Blue Angel“ hingen. Shawn Michaels mit seiner Transe Sherri, Rick „The Model“ Martel mit seinem grausamen Parfum oder aber auch die gar nicht mal so erfolgreichen Beverly Brothers. Eine sehr wirre und im Gesicht angemalte Quelle aus Phoenix, Arizona teilte mir gestern mit, dass jeder dieser Jungs schon mal eine Affäre mit Hulk Hogan hatte.
- Viele, viele bunte Smartmarks! -
Ja auch damals geb es sie schon. Nur eben nicht an einer Tastatur, sondern an einer Schreibmaschine. Wir deutschen Fans konnten uns durch diverse Insider-Wrestling-Magazine einen Blick hinter die Kulissen verschaffen und wer diese „Dirtsheets“ las, der wusste immer mehr als alle anderen. Die Zielgruppe war jedoch so klein, dass der 08/15-Fan nichts von all dem mitbekam. Spoiler waren somit fast ausgeschlossen. Taping-Ergebnisse nur bekannt wenn man jemanden kannte der vor Ort anwesend war. Eine andere Alternative waren überteuerte Hotlines. Die großartige „bayrische Mist-Sau“ Günter Zapf rief einst eine „Inside“-Hotline ins Leben, bei welcher man sich für Dreimarkfuffzisch die Minute sozusagen ein Dirtsheet vorlesen lassen konnte. Außerdem hatte Zapf kein Kabelfernsehen, sondern eine Sattelitenschüssel und da man den britischen Sender „Sky“ damals noch unverschlüsselt zu sehen bekam, konnte er, im Gegensatz zum deutschen Fan der eine Zeitverzögerung von 4 Wochen (!) ertragen musste, Ergebnisse und Ereignisse der WWE-Shows verraten. Und das war damals noch was wert, denn man erwartete Woche für Woche mit Spannung, von wem Barry „The Winner“ Horowitz, Jim Powers oder Damian Demento den Sack voll bekommen werden. Zapf errang dadurch eine hohe Beliebtheit und man munkelt er hätte während dieser Zeit seine Unschuld an einen Groupie oder Hulk Hogan verloren. Ein Sextape soll es aber nicht geben. Als das Internet dann anfing in der Informationspolitik der Dirtsheets mitzumischen entwickelte sich auch das Wrestling an sich ein ganzes Stück in eine andere Richtung.
- “Because Stone Cold said so!” -
Eigentlich begann die Attitude Era mit dem Sieg eines Mannes in dem Vince McMahon nicht mehr sah als einen Undercarder, bei einem Turnier an das sich wohl kaum noch jemand erinnern würde, wenn WWE es heutzutage nicht immer mal wieder für eine RAW-Ausgabe auskramen würde wenn die Ratings wieder unter 3.0 fallen. Dieser „Ringmaster“ ohne Profil und mit einer schrecklichen Frisur erstolperte sich diesen Turniersieg gegen einen metrosexuellen Preisboxer und einen trockenen Alkoholiker mit einer großen weißen Albino-Boa, während er selbst beinahe das halbe Gesicht aus der Fresse gerissen bekam. Zum Glück konnten die WWE-Ärzte diese Wunde mit den typischen 131.-WWE-Stichen nähen. Was danach geschah war jedoch genauso unerwartet wie sensationell. Der Ringmaster, welcher sich mittlerweile „Stone Cold“ Steve Austin nannte, hielt eine Ansprache welche die Wrestling Welt von Grund auf verändern sollte. Das was er sagte war eigentlich recht simpel und so erklärte er, dass ihn alle mal an seinem Hintern lecken können und er jedem Kollegen eins auf die Omme geben wird der sich ihm in den Weg stellt. Und warum? Weil er es sagt. Klingt logisch. Ist aber so. Außerdem verhöhnte er den trockenen Alkoholiker indem er einen Bibelvers für seine Zwecke abänderte. Dieser Bibelvers sollte zum einzigen Gesetz aller folgenden WWE-Shows werden. John 3:16 war vergessen. Es gab nur noch Austin 3:16 und dort stand drin „Ich habe dir so eben den Hintern versohlt“ (Übersetung Carsten S. aus T).
Fortan war alles ein Selbstläufer. Jeder Booker bekam morgens bei der ersten Sitzung erst mal fünf Kräuterschnaps und vier Bier. Als dann die Hüllen fielen, man unanständige Lieder sang und deren Inhalte teilweise sogar vollzog, schnappte sich Vince McMahon eine Zettel und notierte alles was vor seinen Augen passierte. Am Nachmittag sollten die dann ausgenüchterten Damen und Herren des Booking-Teams aus allem was McMahon notiert hatte eine Show schreiben. Sie hatten dabei freie Handhabe. Die einzige Vorschrift die es gab war, dass immer wenn Steve Austin auftaucht er irgendwem seinen Finishing Move, den Stone Cold Stunner, verpassen sollte. Egal wem. Auch vor Frauen machte man nicht halt. So hat er bestimmt auch irgendwann einmal die Hand gestunnert welche Mae Young zur Welt brachte während sie eine Zigarre rauchte. Die allgemeinen Kritiken damals waren wie? Genau schlecht. Die „comichaften Charaktere“ und die real anmutenden Geschehnisse in der WCW bekamen hingegen viel Applaus. WWE erntete Entsetzen, Unverständnis und Abneigung. Qualitativ waren die Matches damals, bis auf die drei, vier Ausnahmen, welche man uns heute immer wieder präsentiert und alles wo Edge, Christian, die Dudleys und die Hardys involviert waren oft unterste Schublade. Ja genau die Schublade wo wir Pornohefte und Vibratoren aufbewahren. Kein schöner Ort. Damals rief man nach den guten alten Zeiten und wollte Bret Hart wieder an der Spitze sehen. Heutzutage erinnern sich wohl mehr Menschen daran, dass Mick Foley mal von einem Käfigdach auf ein Kommentatorenpult geflogen ist, durch ein Kafigdach hindurch gechokeslamt wurde und in Reißzwecken landete (an einem Abend innerhalb einer Stunde natürlich), als an den Hitman. Selbst die Kastration eines WWE-Pornostars durch Asiaten dürfte mehr Leuten etwas sagen, als der erste World-Title-Gewinn von Kevin Nash innerhalb weniger Sekunden gegen den Vorfahren aller Weißwürste Bob Backlund. Gut war diese Zeit damals sicherlich nicht. Trashig ja. Unterhaltsam teilweise. Aber gut nicht.
Schuld an der Attitude Era war übrigens Eric Bischoff, welcher es gewagt hatte eine gute Idee zu haben und WWE die Zuschauer abzunehmen. Da Vince McMahon weder auf seine vielen Autos und seine Prostituierten verzichten wollte, er seinen Lebensstil jedoch daran angepasst hatte konkurrenzlos zu sein, musste er sich etwas einfallen lassen. Als die WCW dank Vince Russo und Ed Ferrara den Bach runter ging und Ted Turner den Geldhahn zudrehte fingen die Augen von Vince McMahon an zu leuchten. Endlich konnte er die Konkurrenz aufkaufen. Endlich konnte er das Programm in welchem er jede Woche die Knochen hinhalten musste abschaffen. Endlich konnte er sich wieder einen Supermann kreieren. Endlich konnte er sein Geld wieder in Autos und Nutten investieren. Die gehen an der Börse immer gut. Die wohl am meisten diskutierte Ära der Wrestling-Geschichte ging also gemeinsam mit dem Mann unter, welcher sie ausgelöst hatte. Eric Bischoff.
Zusammenfassend bestand die Attitude Era also aus einem frauenschlagenden Kiosksteher der seinen Chef bei jeder Gelegenheit grün und blau schlug, vielen nackten Frauen, noch mehr Ekelsegmenten, unfassbaren Bumps und eben… Eric Bischoff.
- Stamford’sche Puppenkiste -
Diese Leute kennen das Wrestling aus einer Zeit, als die Charaktere mehr an schlechte Comicfiguren oder klassische Superhelden erinnerten. Diese waren teilweise vollkommen überzeichnet und unfreiwillig komisch. So war es an der Tagesordnung, dass tiergewordene Menschen, personifizierte Gegenpole der Weltmacht und sogar Naturgewalten durch die Gegend liefen. So ziemlich jeder von ihnen hatte übrigens damals auch einen Manager, Berater, technischen Direktor, Leibeigenen oder eine Prostituierte an seiner Seite. Was hat man sich damals noch die Mühe gemacht das Wrestling als echt zu verkaufen. Das Kayfabe war schon fast heilig. Dummerweise dachte der DummieMac damals schon, dass all seine Kunden noch viel dümmer sind als er selbst und erschuf somit so einige witzige und vollkommen unrealistische Charaktere.
So tanzte plötzlich ein aus dem Konkurrenz-Staat Georgia bekannter „Max Payne“ (eine Art Mischung aus dem Undertaker und Cactus Jack) mit bunten Klamotten und einer E-Gitarre über den Bildschirm und schimpfte sich „Man Mountain Rock“. Kürzer und erfolgloser war glaube ich nur die Karriere eines gewissen Braden Walker ca. 15 Jahre später. Von beiden existieren heutzutage mindestens 3 Minuten Bildmaterial. Zusammen. Erinnern tut man sich auch gerne an Fehden zwischen einem Team das sich nach Naturkatastrophen benannte und einem Steuerprüfer, sowie einem Millionär. Eine dieser Naturkatastrophen, ein Typhoon, war vorher als „Tugboat“ (frei übersetzt „Wichs-Schiff“… Was will man allein auf hoher See auch sonst machen) bekannt und wurde später mal unter dem glorreichen Gimmick des „Schockmaster“ weltberühmt. Er bestritt viele legendäre Matches. Unter anderem gegen die Klagemauer, die Berliner Mauer und die Mauern von Jericho. Er gewann sie alle mit seinem gefürchteten Finisher: Dem Falling-Headbutt-while-lose-the-fucking-ugly-Helmet!
Auch die Tierwelt war im damaligen Stamford („Bevor es dunkel wurde… vor dem Imperium…“) reich vertreten. So tauchte auf einmal eine Art Minotaurus im kunterbunten WWF-TV auf. Der sogenannte „Mantaur“ hatte übrigens auch einen Manager. Einen hässlichen Griesgram der von einem zugedröhnten Hippie eingekleidet wurde. Der gehörnte Dickwanst wurde zur Kurzzeit-Attraktion und errang glorreiche Niederlagen gegen einen alkoholabhängigen Möchtegern-Kubaner oder den unschlagbaren Thurman Bob Sparky Spark Plugg the Hole Holly. Der Rennfahrer mit der unvorteilhaften schiefen Frisur, welche seinem ohnehin schon schiefen Kopf eine noch ungünstigere Form verpasste. Sein in die andere Richtung nochmal viel schieferes Gesicht machte das Ganze aber wieder halbwegs gerade. Trotzdem sah er aus wie eine Kühlerfigur nach einem Autounfall und grinste wie ein KFZ-Mechaniker der zu viel am Auspuff geschnüffelt hat. Mindestens genauso realistisch waren die Herren „The Warlord“, „The Berserker“ und „The Barbarian“. Alles Leute denen jeder von uns bestimmt schon mal auf der Straße und im Aldi begegnet ist. Man stelle sich vor es tippt einem der fast 4 Meter große Warlord an der Kasse von hinten auf die Schulter, welche sich im gleichen Moment auskugelt, und fragt, ob man ihn mit seinem einzigen Artikel, einer Flasche TopStar-Cola, vorlassen könnte. An der Kasse sitzt dann der Berserker mit einem „Azubi-Schildchen“ am blauen Polo-Hemd und brüllt den Kunden den zu zahlenden Betrag ins Gesicht. Aber es gab natürlich auch noch andere Leute. Zum Beispiel Frauenhelden, deren Poster Läden wie dem „Blue Angel“ hingen. Shawn Michaels mit seiner Transe Sherri, Rick „The Model“ Martel mit seinem grausamen Parfum oder aber auch die gar nicht mal so erfolgreichen Beverly Brothers. Eine sehr wirre und im Gesicht angemalte Quelle aus Phoenix, Arizona teilte mir gestern mit, dass jeder dieser Jungs schon mal eine Affäre mit Hulk Hogan hatte.
- Viele, viele bunte Smartmarks! -
Ja auch damals geb es sie schon. Nur eben nicht an einer Tastatur, sondern an einer Schreibmaschine. Wir deutschen Fans konnten uns durch diverse Insider-Wrestling-Magazine einen Blick hinter die Kulissen verschaffen und wer diese „Dirtsheets“ las, der wusste immer mehr als alle anderen. Die Zielgruppe war jedoch so klein, dass der 08/15-Fan nichts von all dem mitbekam. Spoiler waren somit fast ausgeschlossen. Taping-Ergebnisse nur bekannt wenn man jemanden kannte der vor Ort anwesend war. Eine andere Alternative waren überteuerte Hotlines. Die großartige „bayrische Mist-Sau“ Günter Zapf rief einst eine „Inside“-Hotline ins Leben, bei welcher man sich für Dreimarkfuffzisch die Minute sozusagen ein Dirtsheet vorlesen lassen konnte. Außerdem hatte Zapf kein Kabelfernsehen, sondern eine Sattelitenschüssel und da man den britischen Sender „Sky“ damals noch unverschlüsselt zu sehen bekam, konnte er, im Gegensatz zum deutschen Fan der eine Zeitverzögerung von 4 Wochen (!) ertragen musste, Ergebnisse und Ereignisse der WWE-Shows verraten. Und das war damals noch was wert, denn man erwartete Woche für Woche mit Spannung, von wem Barry „The Winner“ Horowitz, Jim Powers oder Damian Demento den Sack voll bekommen werden. Zapf errang dadurch eine hohe Beliebtheit und man munkelt er hätte während dieser Zeit seine Unschuld an einen Groupie oder Hulk Hogan verloren. Ein Sextape soll es aber nicht geben. Als das Internet dann anfing in der Informationspolitik der Dirtsheets mitzumischen entwickelte sich auch das Wrestling an sich ein ganzes Stück in eine andere Richtung.
- “Because Stone Cold said so!” -
Eigentlich begann die Attitude Era mit dem Sieg eines Mannes in dem Vince McMahon nicht mehr sah als einen Undercarder, bei einem Turnier an das sich wohl kaum noch jemand erinnern würde, wenn WWE es heutzutage nicht immer mal wieder für eine RAW-Ausgabe auskramen würde wenn die Ratings wieder unter 3.0 fallen. Dieser „Ringmaster“ ohne Profil und mit einer schrecklichen Frisur erstolperte sich diesen Turniersieg gegen einen metrosexuellen Preisboxer und einen trockenen Alkoholiker mit einer großen weißen Albino-Boa, während er selbst beinahe das halbe Gesicht aus der Fresse gerissen bekam. Zum Glück konnten die WWE-Ärzte diese Wunde mit den typischen 131.-WWE-Stichen nähen. Was danach geschah war jedoch genauso unerwartet wie sensationell. Der Ringmaster, welcher sich mittlerweile „Stone Cold“ Steve Austin nannte, hielt eine Ansprache welche die Wrestling Welt von Grund auf verändern sollte. Das was er sagte war eigentlich recht simpel und so erklärte er, dass ihn alle mal an seinem Hintern lecken können und er jedem Kollegen eins auf die Omme geben wird der sich ihm in den Weg stellt. Und warum? Weil er es sagt. Klingt logisch. Ist aber so. Außerdem verhöhnte er den trockenen Alkoholiker indem er einen Bibelvers für seine Zwecke abänderte. Dieser Bibelvers sollte zum einzigen Gesetz aller folgenden WWE-Shows werden. John 3:16 war vergessen. Es gab nur noch Austin 3:16 und dort stand drin „Ich habe dir so eben den Hintern versohlt“ (Übersetung Carsten S. aus T).
Fortan war alles ein Selbstläufer. Jeder Booker bekam morgens bei der ersten Sitzung erst mal fünf Kräuterschnaps und vier Bier. Als dann die Hüllen fielen, man unanständige Lieder sang und deren Inhalte teilweise sogar vollzog, schnappte sich Vince McMahon eine Zettel und notierte alles was vor seinen Augen passierte. Am Nachmittag sollten die dann ausgenüchterten Damen und Herren des Booking-Teams aus allem was McMahon notiert hatte eine Show schreiben. Sie hatten dabei freie Handhabe. Die einzige Vorschrift die es gab war, dass immer wenn Steve Austin auftaucht er irgendwem seinen Finishing Move, den Stone Cold Stunner, verpassen sollte. Egal wem. Auch vor Frauen machte man nicht halt. So hat er bestimmt auch irgendwann einmal die Hand gestunnert welche Mae Young zur Welt brachte während sie eine Zigarre rauchte. Die allgemeinen Kritiken damals waren wie? Genau schlecht. Die „comichaften Charaktere“ und die real anmutenden Geschehnisse in der WCW bekamen hingegen viel Applaus. WWE erntete Entsetzen, Unverständnis und Abneigung. Qualitativ waren die Matches damals, bis auf die drei, vier Ausnahmen, welche man uns heute immer wieder präsentiert und alles wo Edge, Christian, die Dudleys und die Hardys involviert waren oft unterste Schublade. Ja genau die Schublade wo wir Pornohefte und Vibratoren aufbewahren. Kein schöner Ort. Damals rief man nach den guten alten Zeiten und wollte Bret Hart wieder an der Spitze sehen. Heutzutage erinnern sich wohl mehr Menschen daran, dass Mick Foley mal von einem Käfigdach auf ein Kommentatorenpult geflogen ist, durch ein Kafigdach hindurch gechokeslamt wurde und in Reißzwecken landete (an einem Abend innerhalb einer Stunde natürlich), als an den Hitman. Selbst die Kastration eines WWE-Pornostars durch Asiaten dürfte mehr Leuten etwas sagen, als der erste World-Title-Gewinn von Kevin Nash innerhalb weniger Sekunden gegen den Vorfahren aller Weißwürste Bob Backlund. Gut war diese Zeit damals sicherlich nicht. Trashig ja. Unterhaltsam teilweise. Aber gut nicht.
Schuld an der Attitude Era war übrigens Eric Bischoff, welcher es gewagt hatte eine gute Idee zu haben und WWE die Zuschauer abzunehmen. Da Vince McMahon weder auf seine vielen Autos und seine Prostituierten verzichten wollte, er seinen Lebensstil jedoch daran angepasst hatte konkurrenzlos zu sein, musste er sich etwas einfallen lassen. Als die WCW dank Vince Russo und Ed Ferrara den Bach runter ging und Ted Turner den Geldhahn zudrehte fingen die Augen von Vince McMahon an zu leuchten. Endlich konnte er die Konkurrenz aufkaufen. Endlich konnte er das Programm in welchem er jede Woche die Knochen hinhalten musste abschaffen. Endlich konnte er sich wieder einen Supermann kreieren. Endlich konnte er sein Geld wieder in Autos und Nutten investieren. Die gehen an der Börse immer gut. Die wohl am meisten diskutierte Ära der Wrestling-Geschichte ging also gemeinsam mit dem Mann unter, welcher sie ausgelöst hatte. Eric Bischoff.
Zusammenfassend bestand die Attitude Era also aus einem frauenschlagenden Kiosksteher der seinen Chef bei jeder Gelegenheit grün und blau schlug, vielen nackten Frauen, noch mehr Ekelsegmenten, unfassbaren Bumps und eben… Eric Bischoff.