Normalerweise hat es WWE ja deshalb gerade in diesem Jahrhundert lange Zeit vermieden, die Wrestler unter den Namen einzusetzen, die sie vor ihrer WWE Zeit hatten beziehungsweise hat es Wrestlern untersagt, mit dem bürgerlichen Namen aufzutreten. Da hat man maximal Anspielungen drauf gemacht. Meistens sind dann irgendwelche komplett unterschiedlichen Namen (siehe beispielsweise Rollins und Ambrose) oder halt so etwas wie Bryan Danielson zu Daniel Bryan herumgekommen. Oder Kevin Steen, der seinen Vornamen behalten durfte und den Nachnamen an seinen Lieblingswrestler Owen Hart angelehnt hat. Bei Dave Bautista hat man hingegen nur eine kleine Veränderung zu (Dave) Batista vorgenommen.
Bekannte Ausnahmen in der Vergangenheit waren beispielsweise Kurt Angle, Mark Henry, CM Punk, John Cena oder Randy Orton. Angle und Henry hatten durch ihre großen Erfolge im Ringen und Gewichtheben auch außerhalb der Wrestlingwelt einen gewissen Namen, weshalb man das gerne mitgenommen hat. Cena und Orton waren von Anfang an als große Nummer auserkoren, weshalb man da auch eine Ausnahme gemacht hat. Bei Orton kam natürlich wie bei einigen anderen Second oder Third Generation Wrestlern noch hinzu, dass der Familienname im Wrestling bereits bekannt war. Und CM Punk war damals die erste große Verpflichtung aus dem Independent Bereich, der sich das wahrscheinlich vertraglich zugesichert hat. Ich weiß es natürlich nicht mit absoluter Sicherheit, aber vermute, dass die Wrestler in all diesen Fällen selbst ihre Namensrechte gehalten haben und dementsprechend auch in anderen Promotions oder in der Öffentlichkeit damit auftreten durften.
Erst in den letzten Jahren, als man für einige Zeit wirklich überhaupt keine ernsthafte Konkurrenz mehr hatte, hat man dann gerne auch mal den Name Value von durchaus bekannten früheren Independent Wrestlern mitgenommen (siehe Adam Cole, Pete Dunne, Ricochet, Johnny Gargano) oder beispielsweise auch AJ Styles, Samoa Joe oder Shinsuke Nakamura ihre Namen behalten lassen. Das alles natürlich gerade in der Phase, als man auch NXT als Brand groß gepusht hat und eh mehr oder weniger den kompletten US-Markt auskaufen wollte. Ich schätze mal, dass WWE da während deren Zeit bei der Promotion kräftig mitverdient, die Leute ihre Namen aber nach einem möglichen Abgang von WWE behalten dürften und dann ihrerseits weiterhin mitverdienen, falls WWE mit ihrem Namen Geld macht.
Dasselbe dürfte wohl auch in der Vergangenheit auf die größten Stars wie Hogan, Savage, Piper, Rock oder Austin zugetroffen sein, die mit ihren Namen ja auch später bei der WCW oder in Filmen aufgetreten sind. Das war ja auch nicht immer von der Promotion genehmigt. Hulk Hogan hat man ja damals sogar gehen lassen, weil er gegen den Willen von McMahon Sr. bei Rocky III mitgespielt hat. Auch Ric Flair und Dusty Rhodes haben ihre Namen sowohl bei NWA/WCW als auch bei WWF/WWE führen dürfen. Die hatten aber auch alle als große Stars eine deutlich bessere Verhandlungsposition als beispielsweise ein Keith Lee. Und wenn Keith Lee jetzt natürlich die alleinigen Namensrechte besitzen oder mit seinem Namen irgendwas außerhalb von WWE anfangen will, während er dort noch unter Vertrag steht, geht das natürlich nicht so einfach.
Einem Ultimate Warrior hatte es die WWF beispielsweise damals untersagt, mit diesem Namen bei anderen Promotions aufzutreten. Die Privatperson James Brian Hellwig hat daraufhin sogar seinen bürgerlichen Namen in "Warrior" abändern lassen. Später kam es dann zu einem langen Rechtsstreit zwischen der WWF und Warrior, wer die Rechte am Namen und Gimmick besitzt. Da hatte das Gericht - möglicherweise auch wegen der Namensänderung - nach zwei Jahren Warrior Recht gegeben. Aber es kann sich natürlich auch nicht jeder leisten, bei unsicherer Rechtslage jahrelang die Kosten für Gerichtsverhandlungen zu tragen und während dieser Zeit auf den etablierten Namen zu verzichten.
Eine andere Ausnahmesituation war während und unmittelbar nach den Monday Night Wars. Da war man natürlich froh, wenn man den Konkurrenten bereits etablierte Namen wegschnappen konnte und hat sie logischerweise - sofern das möglich war - mit diesem Namen weiterhin eingesetzt, um vielleicht einige zusätzliche Fans zu ziehen. Siehe beispielsweise Bret Hart, Chris Jericho oder Raven. Bei Taz und Rhino hat WWE beispielsweise auch nur die Schreibweisen minimal zu Tazz und Rhyno verändert und hält lediglich an diesen die Rechte. Damals waren aber glaube ich auch solche Sachen wie Namens- oder Merchandiserechte allgemein noch nicht so streng geregelt wie heute. Ein Scott Hall meinte beispielsweise letztens, dass er immer noch eine sechsstellige Summe pro Jahr von WWE für nWo Merchandise bekommen würde. Der scheint da also auch noch Rechte zu besitzen. Und Scott Hall, Kevin Nash oder die Hardys sind ja auch alle mit ihrem bürgerlichen Namen angetreten. Ich glaube da war das alles noch ein bisschen entspannter und zumindest die großen Leute haben ihren Namen immer behalten dürfen und hatten weitreichende Rechte. Noch früher in den Territory Days hast du in der Regel sowieso deinen Namen behalten und bist damit einfach ins nächste Territory weitergezogen.
Ansonsten gilt natürlich, dass man im Streitfall bessere Aussichtschancen auf einen Erfolg vor Gericht hat, wenn man selbst oder die Familie den Namen bereits vor der Zeit bei einer Promotion verwendet hat beziehungsweise es der bürgerliche Name ist. Das spricht dann nämlich auch dafür, dass die Einzelperson geistiger Urheber des Namens ist. Wenn der Name natürlich erst bei WWE zustande kam, spricht das eher dafür, dass sie den Namen kreiert und die Rechte daran haben. Dann lohnt es sich eher weniger, dagegen vorzugehen. Deshalb konnten Hall und Nash ja auch die Razor Ramon und Diesel Gimmicks nicht mitnehmen und WWE hat zuerst versucht, einfach zwei andere Leute in die Gimmicks zu stecken. Und natürlich muss die WWE oder der Inhaber im Zweifelsfall die Rechte immer wieder verlängern, wenn sie damit Geld machen wollen. Bei Cody Rhodes war es ja beispielsweise so, dass WWE die Namensrechte letztes Jahr auslaufen ließ, sodass Rhodes sie sich sichern konnte und seitdem auch bei AEW wieder mit seinem vollen Namen auftreten darf.
Bei TNA und den Hardys hat damals TNA behauptet, dass sie beziehungsweise ihr Mitarbeiter Jeremy Borash das Gimmick erfunden hätten und es deshalb ihr geistiges Eigentum sei. Nach deren Abgang hat man deshalb Ring of Honor und den Hardys damals auch mit einer Klage gedroht, weshalb sie die Namen außerhalb von TNA zuerst nicht eingesetzt haben. Vor Gericht hätten die Hardys aber wohl gute Chancen gehabt, weil erwiesen war, dass Borash zwar intensiv involviert war, aber die Hardys die komplette kreative Kontrolle über die Gimmicks und die Storyline hatten und ja sogar alles eigenhändig auf ihrem Anwesen abgedreht haben. Impact hat ja dann aber irgendwann Ende 2017 nachgegeben und offiziell allen Angestellten das geistige Eigentum über ihren Charakter gelassen. Matt Hardy hat sich dann aber trotzdem noch im Januar 2018 offiziell die Namens- und Urheberrechte am Broken Universe eintragen lassen.