Für mich war der PPV tatsächlich eine Enttäuschung, weil Money in the Bank traditionell zu den besten WWE PPVs gehört. Konnte ich bei der Ausgabe jetzt so nicht bestätigen und ich fande im direkten Vergleich tatsächlich sogar Slammiversary von Impact den besseren PPV am vergangenen Wochenende.
Das Money in the Bank Match der Frauen war absolut miserabel. Muss man leider so festhalten, nachdem die Frauen in den letzten Jahren teilweise sogar das bessere Money in the Bank Match im Vergleich zu den Männern hatten. Aber das war vielleicht das schlechteste Money in the Bank Match aller Zeiten. Das war teilweise aber auch schon abzusehen, weil das Match echt nicht so gut besetzt war. Viele Spots haben einfach nicht gesessen und haben während der eigentlichen Ausführung noch einen zusätzlichen Moment Vorbereitung gebraucht. Überhaupt war das Timing in vielen Momenten einfach nicht da. Das ganze Match wirkte sehr langsam und schampig, fast keine Aktion und fast kein Move hatte irgendeinen Impact. Dazu nicht wirklich ein erinnerungswürdiger Spot und das Finish war ja mal selten dämlich. Wenn ich oben auf der Leiter bin, konzentriere ich mich auf den Koffer und wehre maximal für einen Moment die anderen Personen ab. Aber ich schlage nicht eine halbe Minute auf eine Gegnerin ein und konzentriere mich ausschließlich darauf, sodass mir überhaupt nicht auffällt, dass eine andere Wrestlerin gerade am Koffer rumfummelt. Das ist einfach schlechtes Storytelling.
Das Tag Team Titelmatch war für mich auch nicht gut. Die Viking Raiders haben wohl mittlerweile sämtlichen Momentum verloren und wirken wie ein billiger Verschnitt vom Mittelalterfest. Und bei aller Liebe, aber dieser Omos kann ja wirklich überhaupt nichts. Selbst das Selling ist absolut grausam. Mir missfällt auch massiv, dass ein als absoluter Weltklasse anerkannter Wrestler wie AJ Styles dann als Schwachpunkt im Team gilt, nur weil so ein Klotz sein Partner ist, der allerdings überhaupt nicht wrestlen kann. Trotz der Größe sollte es dann eigentlich sinnvoller sein, einen grünen Frischling wie Omos zu isolieren und nicht einen Styles. Teilweise wird ja sogar in die Story eingebunden, dass Omos noch viel lernen muss und von Styles erst Selbstvertrauen eingeflößt bekommen muss. Dann ist es aber nicht konsequent, dass Styles selbst im Vorfeld beim Aufbau des PPVs die Niederlage in den Singles Matches fressen muss. Aber es ist halt leider die WWE, wo die Größe so gut wie alles ist.
Lashley gegen Kingston war dann als absoluter und relativ langer Squash für ein World Championship Match sicher ungewöhnlich, aber mich hat das ehrlich gesagt überhaupt nicht gestört. Vielmehr finde ich, dass es brillant in die aktuelle Storyline um Lashley gepasst hat. Nachdem er sich jetzt wieder voll auf das Wrestling konzentriert hat, ist Kingston kein Gegner mehr für ihn und wird in einer absolut dominanten Vorstellung auseinandergenommen. Auch wenn ich grundsätzlich nicht viel mit Lashley anfangen kann, ist das gutes und konsequentes Storytellung und hat den Champion enorm gestärkt. Ist auch mal ein erfrischende Abwechslung für den Heel Champion, als ständig nur durch Tricks und Eingriffe zu gewinnen und den Titel zu verteidigen.
Das nächste Match war in der ersten Hälfte dann etwas komisch. Charlotte war ja eigentlich der Heel, lässt sich aber von den Fans vollkommen aus dem Konzept bringen. Ich habe keine Ahnung, ob das in irgendeiner Form so geplant war oder ob Charlotte tatsächlich so emotional reagiert hat. Aber mit dem Mittelfinger und allem wirkte das Match zu Beginn so überhaupt nicht. Die zweite Hälfte des Matches war dann aber wirklich gut, muss man so sagen. Auch wenn ich mit Lotte als Dauerchampion absolut nichts anfangen kann. Ich weiß, dass sie den Titel mittlerweile schon wieder verloren hat, aber diese Obsession ist ja absolut grausam. Und der Titelverlust bedeutet im Zweifelsfall nur, dass sie in ein paar Wochen/Monaten schon wieder den Titel gewinnt. Ich habe die letzten zwei Jahre kaum WWE geschaut und wenn ich zurückkomme, werde ich wieder mit Reigns und Charlotte als Champions begrüßt und beide hängen mir direkt wieder zum Hals heraus. Irgendwie bezeichnend.
Das Money in the Bank Match der Männer muss man hingegen ausschließlich loben. Das war wirklich ein hervorragendes Match, das nach vielen eher schwächeren und belangloseren Money in the Bank Matches in den letztes Jahren an die besten seiner Zunft aus den ersten Jahren erinnerte. Da hat wirklich alles gepasst und auch die Fans waren voll drin. Mit dem Kofferträger bin ich jedoch nicht sehr glücklich. Big E ist kein schlechter Worker und durchaus einer für die Uppercard. Aber einen Main Eventer und World Champion sehe ich in ihm (auf Dauer) nicht. Und dafür sollte der Koffer meiner Meinung nach idealerweise da sein. Um Leuten den Weg in den Main Event zu ebnen, wie das in den ersten Jahren mit Edge, Rob van Dam und CM Punk geschehen ist. Gerade die letzten Jahre hat das Booking um den Koffer dann leider zu wünschen übrig gelassen. Und auch hier hätte es in meinen Augen mit Rollins, Nakamura und Owens deutlich besser geeignete Kandidaten gegeben. Ich habe das Gefühl, dass man bei Big E nach dem doch erfolgreichen Run von Kingston jetzt einfach dem zweiten großen New Day Namen einen World Championship Run schenken, ihn grundsätzlich aber nicht dauerhaft für den Main Event aufbauen will. Und das ist für mich die falsche Herangehensweise. Ich gehe auch mal davon aus, dass er sich Lashley vorknöpft und Kingston rächen wird, sofern man nicht wieder mit Goldberg einem Altstar den Titel zuschustert. Da Big E ja aber ein Fan von Goldberg zu sein scheint, könnte man da durchaus auch etwas machen.
Der Main Event war dann stellenweise sehr zäh und harte Kost. Das Problem war halt, dass keiner der beiden wirklich ein Match führen kann und das Match dann viel zu lange war. Ich muss auch ganz ehrlich sagen: Entgegen vieler Meinungen sehe ich jetzt nicht die große grundsätzliche Verbesserung bei Reigns. Da habe ich nach all der Lobpreisung echt mehr erwartet. Das Heel Gimmick passt zwar besser zu ihm, aber er hat für mich immer noch keine herausragende Ausstrahlung und die Promos und Segmente sind zwar auch aufgrund des Materials und der Überbringung keine Katastrophe mehr, aber eben auch nicht mehr als solide. Wobei Reigns beim Backstage Segment mit den Usos und Heyman wieder eine Line vergessen hatte. Im Ring ist er halt solide, aber das war ja nie das Problem. Reigns besitzt aber immer noch keine Fähigkeiten, die seinen Push rechtfertigen würden. Ich sehe locker 10-20 Wrestler im Roster, die ich aus verschiedenen Gründen für interessanter und besser geeignet im Main Event halte. Ich kann ihn jetzt nach ein paar Shows schon wieder nicht mehr sehen. Edge hat man das Alter und den Ringrost auch angemerkt. Ich bin auch absolut kein Fan davon, dass man dieses Jahr wieder einen alten Parttimer den Rumble gewinnen lässt und ins Main Event von WrestleMania stellt. Der Spot würde vielen anderen deutlich besser tun und wäre auch für die Gesamtentwicklung der Promotion vorteilhafter. Aber gut, das Thema hat sich ja jetzt erst mal erledigt. Im Herbst wird es dann wohl auf Reigns vs. Rollins hinauslaufen, was zumindest Potential hat.
Ich muss auch ganz ehrlich sagen: Reigns vs. Cena (was es auch schon vor ein paar Jahren in fast genau derselben Konstellation plus Match gab) sowie Lashley vs. Goldberg sind auch und gerade wegen der Parttimer in den Main Events für mich jetzt absolut nichts, was mich auf den SummerSlam hinfiebern lassen würde. Auch wenn Cena und Goldberg sicher noch genug ziehen, damit man das Stadion halbwegs voll bekommt und das Event in der Hinsicht zu einem Erfolg wird. Aber auf lange Sicht schneidet man sich mit solchem Booking halt immer nur noch tiefer ins Fleisch. Und die Konkurrenz schläft mittlerweile nicht mehr. Ich habe es schon vor der Gründung von AEW gesagt, ich kann mir durchaus vorstellen, dass die in ein paar Jahren ernste Konkurrenz sind. Und wenn sich jetzt die Verpflichtungen von Danielson und Punk bestätigen sollten, dann sehe ich AEW in Sachen Ratings und Zuschauerzahlen in der Halle ehrlich gesagt schon schnell vorbeiziehen. Das könnte echt ein riesiges Erdbeben im Business geben, wenn AEW die Karten richtig ausspielt und WWE nicht endlich mal die Kurve bekommt. Auf den dicken TV-Verträgen und dem Blutgeld vom Scheich kann man sich nicht ewig ausruhen. Erst recht, wenn man durch sein Booking seit Jahren fast nur Altstars stärkt und das eigene Roster systematisch zerstört. Aber das sind ja auch alles keine neuen Themen und wurde schon zigfach angesprochen.