Um den Gedanken vielleicht noch ein wenig fortzuführen: Die sukzessive Verabschiedung vom Wrestling-Begriff ist keine neue Entwicklung. Seit vielen, vielen Jahren wird Wrestling von der WWE als Sports Entertainment bezeichnet, Wrestler als Superstars, Wrestlerinnen als Divas. Es wird unzählige Memos gegeben haben, explizit auf den Begriff "Wrestling" und all seine möglichen Abwandlungen zu verzichten. Insofern ist die Entgeisterung über die Überschrift des TV-Week-Artikels weniger eine Überraschung denn eine konsequente Fortführung der bereits vor Jahren eingeschlagenen Kommunikation. Auf der einen Seite verständlich: Die WWE ist in der Tat mehr als ein reines Wrestling-Unternehmen, was bspw. an den vielen Filmen erkennbar wird, auch an Serien wie Tough Enough. Es gibt eine Entwicklung hin zu einer breiteren Aufstellung in der Unterhaltungswelt. Auf der anderen Seite verkennt die WWE, dass Wrestling nach wie vor das Kerngeschäft ist, aus dem sich alles ableitet. Würden die "Superstars" nicht "wrestlen", gäbe es auch keine Filme. Kein Mensch wird WWE-Fan, weil ihm oder ihr ein WWE-Film gefallen hat und in der Folge Begeisterung für das, was bei RAW geschieht, erwuchs. Es ist genau umgekehrt: Wrestling-Fans werden bestenfalls zu Fans der von der WWE produzierten Filme. Man schaue sich nur The Rock an ein Beispiel vob mir: Es war für ihn und seine Hollywood-Karriere kein Hindernis, ein Wrestler zu sein. Im Gegenteil: Erst seine herausragenden Leistungen als Wrestler in einer Wrestling-Show ermöglichten ihm den Aufstieg zum Hollywood-B-Star. Ohne The Rock würde es heute womöglich keinen Dwayne Johnson geben. Es ändert nichts, ob man "Superstar" oder "Wrestler" ist - am Ende kommt es schlichtweg darauf an, ob man gut ist.
Würde die WWE ein anspruchsvolles Wrestling-Produkt abliefern, wäre dies für die Außenwahrnehmung weit besser als die simple Versteifung auf einzelne Begriffe.