Und da sehe ich die Gefahr für AEW: mir persönlich sind das langsam aber sicher viel zu viele WWE Leute im MainEvent und nicht mehr die Guys aus den Indies oder selbst aufgebaute. Jericho - für mich WWE pur. Moxley: kenn ich nur als Dean Ambrose. Christian - eh klar. Sting rennt da rum (ok, zugegebenermaßen eine TNA Legende). Matt Hardy. Miro. PAC. Und jetzt kommen noch Bryan und CM Punk. Mittelfristig sind die Topspots in der Mainshow von WWE "gefärbten" Leuten besetzt. Und das macht mir doch auch Sorge. Denn mit diesen Verpflichtungen gehen auch hohe Erwartungen einher. Und gleichzeitig verliert AEW für mich den Status als Rebell.
Die Gefahr sehe ich bei AEW ehrlich gesagt eher weniger. Solche talentierten Leute wie Black oder Andrade hätte man auch so geholt, ohne dass sie vorher bei WWE gewesen wären. Waren ja auch so alles recht große Namen. Und da sehe ich auch den Unterschied. Nur gab es AEW eben damals noch nicht und WWE hat zwischenzeitlich wirklich alles verpflichtet, sodass man hunderte Wrestler unter Vertrag hatte. Da wird jetzt aktuell wieder etwas eingespart und dann sehe ich es nicht als verwerflich an, wenn sich AEW bei dem einen oder anderen bedient.
Du schreibst beispielsweise, dass du Mox nur als Dean Ambrose kennst. Ich bin mir aber sicher, dass ein Großteil der AEW Fanbase Hardcore Fans sind, die vorher auch Wrestling außerhalb von WWE verfolgt haben. Die kennen eben einen Moxley. Oder einen Tommy End. Oder einen La Sombra. Oder eben auch einen CM Punk und Bryan Danielson vor deren WWE Zeit. Und genau in dem Sinne werden die denke ich auch von den meisten bei AEW gesehen. Und eben nicht als Ex-WWE Leute.
Da sehe ich bisher noch keine unnötige Verpflichtung. Gerade Punk und Danielson könnten noch mal ein richtiger Game Changer sein. Ich gehe aber davon aus, dass AEW in nächster Zeit mit Wyatt und Strowman jetzt tatsächlich zwei reine ehemalige WWE Guys holen wird. In dem Fall ergibt das aber eigentlich auch Sinn, weil gerade Wyatt geradezu prädestiniert für die Dark Order wäre. Die ist zwar ein wichtiges Stable und nimmt einen großen Teil in den Shows ein, hat aber seit dem Tod von Lee auch keinen wirklichen Fixpunkt oder Anführer mehr. Insofern wäre das denke ich sehr sinnvoll und wäre angesichts der persönlichen Verbindungen zwischen den früheren Wyatt Family Mitgliedern auch eine schöne Lösung, die sicher auch bei den Fans ankommt.
Bei Leuten wie Sting, Christian Cage oder Matt Hardy kann ich die Bedenken schon eher verstehen. Aber die bekommen vermutlich wie jetzt aktuell noch mal Christian (und zuvor beispielsweise Dustin Rhodes oder Jake Hager) einen richtigen Run, um andere Leute mit ihrem Name Value aufzubauen und werden dann über kurz oder lang nur noch sporadisch auftreten oder wie Arn Anderson, Jake Roberts oder Tully Blanchard in die Mentorenrolle übergehen. Das ist ja jetzt schon größtenteils so. Sting steht in der Ecke von Allin, Hardy hat sein eigenes Stable um Private Party sowie Butcher und Blade, wo er nur eine Nebenrolle spielt und eher als Manager auftritt und Christian steht zwar jetzt noch mal mehr im Fokus, arbeitet aber auch schon mit dem Jurassic Express in ähnlicher Funktion zusammen.
Auch ein Chavo Guerrero scheint jetzt wohl hauptsächlich nur als Manager von Andrade aufzutreten. Mark Henry und Big Show arbeiten auch nur als Non-Wrestler hinter den Kulissen. Die werden sicher wohl auch mal irgendwann wieder ein Match bestreiten, aber der Fokus wird eben nicht auf ihnen liegen. Genau das war bei der WWE ja eher umgekehrt, wo jemand wie Big Show immer wieder Main Event Run um Main Event Run bekommen hat. Und ein Chris Jericho oder Christopher Daniels sind eben auch mit 50+ einfach noch gut genug, um regelmäßig in den Shows zu sein. Aber auch da wird sich ein Jericho in Zukunft vermutlich nicht mehr Richtung World Championship orientieren, sondern eben wie aktuell Leute wie MJF over bringen.
Dafür hast du eben mit Adam Page, MJF, Sammy Guevara, Darby Allin, Jungle Boy und zukünftig wohl auch Brian Pillman Jr. eine ganze Reihe von Wrestlern, die maximal 30 Jahre alt, aber gleichzeitig schon unglaublich over beim Publikum sind. Die könntest du wohl jetzt schon jederzeit in den Main Event pushen. Die wurden bereits und werden in den kommenden Jahren immer weiter Richtung Main Event aufgebaut und dann sicher irgendwann neben den aktuellen großen Stars wie Omega und Moxley die Hauptrollen bei AEW spielen. Da bin ich fest von überzeugt. Dass nebenbei aber auch mal ein Black oder ein Miro einen Main Event Run bekommen könnte, halte ich für absolut in Ordnung. Das hat man ja beispielsweise auch mit Cody, PAC oder Hager getan und es hat keinem geschadet.