Also auf den Scorecards hat Weidman beide Runden gewonnen, weswegen er auch die dritte Runde so gecoastet hat. Soweit ich weiß war das auch der allgemeine Konsens bei den Zuschauern. Aber das hat natürlich jetzt auch nichts mehr damit zu tun, was denn nun seine Probleme im Ring sind. Ich halte Jacare im übrigen auch für alles andere als einen schlechten Striker, aber lassen wir das
Dass Anderson heute kein Champion werden würde ist natürlich ziemlich spekulativ. Wenn ich mir aber z.B. seinen Kampf gegen Adesanya anschaue, dann weiß ich, warum er damals alle dominiert hat. Es ist mehr als beachtlich für einen Fighter mit diesem Kampfstil in dem Alter noch so gut gegen einen reinen Kickboxer abzuschneiden, der kurz vor einem Titelkampf ist. Außer Romero und Whittaker sehe ich da absolut niemanden, der einen 2007 Anderson stoppen könnte und auch bei denen wäre ich mir sehr unsicher. Ich würde sogar behaupten, dass TRT Vitor alleine heute alle außeinander nehmen würde. Aber das ist halt auch so ein Faktor, der viel ausmacht, weil das damals mit dem Testo usw. alles ein wenig lascher war.
Pettis ist ein Beispiel, was ich eigentlich angeführt hätte. Das ist einer, der nach zehn Jahren auf hohem Niveau immer noch relevant ist, obwohl er kein Stück technisch versierter geworden ist und auch einiges an Verletzungen und üblen Fights hinter sich hat. Wenn der Sport sich so radikal entwickelt, wieso sind dann nach wie vor Leute wie Diaz, Pettis, dos Anjos, Alvarez, Ferguson, Cerrone usw. gerankt? Ziehen wir noch den radikalen Abbau von Leuten wie Bendo, Gilbert oder Thomson mit in Betracht und wir merken, dass die LW Division von ~2014 ein genau so großes Haifischbecken war wie heute. Leute wie Frankie Edgar, Jose Aldo und Robbie Lawler sind doch lebende Beispiele dafür, dass der Sport sich eben nicht so entwickelt, dass man als stagnierender Kämpfer keine Chance mehr hätte, an der Weltspitze zu bleiben. Noch ein extremeres Beispiel wäre Hendo. Der war um 2012 noch fast genau so erfolgreich als um 2004. Hat er neue Tricks gelernt? Nein, die Konkurrenz hat sich einfach nur nicht so enorm entwickelt. Eigentlich zeigt die ganze Geschichte des Sports eindeutig, dass dieser sich eben nicht so schnell entwickelt wie häufig getan wird, wenn er sich denn überhaupt noch entwickelt und sich nicht einfach nur der Talentpool vergrößert. Rückblickend ist auch sehr offensichtlich, dass Khabib zu dem Zeitpunkt schon die #1 war. Hätte er sich nicht verletzt, wäre er auch derjenige gewesen, der Pettis den Titel abnimmt. Damit will ich sagen, dass der nicht irgendwann um 2016 aus heiterem Himmel kam, sondern zu dem Zeitpunkt auch schon da war, nur halt noch nicht weit genug geklettert ist bzw sich nach dem RdA Fight verletzte. Also vor allem die LW Division ist doch ein wirklich gutes Beispiel dafür wie wenig sich verändert hat.
Das Problem an deiner Definition eines Spitzenkämpfers ist, dass du dabei die allgemeine Qualitätsdichte komplett ignorierst. Demnach wäre ja ein Francis Ngannou ein Spitzenkämpfer und einer wie Robbie Lawler nicht. Das spiegelt sich aber 0 im Skill wieder. In manchen Gewichtsklassen tummeln sich mehr top Fighter als in anderen und bei der Qualitätsdichte im Bereich FW-MW ist das auch nicht verwunderlich. Dazu kommt noch, dass Rankings immer davon abhängig sind, was die UFC an Kämpfen ansetzt. 2 unvorteilhafte Ansetzungen werfen dich mal schnell von top 5 auf top 15 ohne dass man als Fighter schlechter oder die Konkurrenz besser geworden ist. Von daher finde ich das etwas kurz gedacht zu sagen "Top 5 sind Topfighter, alles andere nur gut". Speziell Robbie Lawler ist einer, der ein Matchup wie Askren z.B. auch wesentlich früher hätte erwischen können. Nur weil er es nicht getan hat, war er damals ein top Fighter und heute nicht mehr? Ich hoffe du verstehst in etwa, was ich meine.