Obama! Oder: Ein Niemand schreibt nichts.

Es wird definitiv noch weitere Ausgaben geben :) Wann kann ich aber ehrlich gesagt noch nicht sagen. Die drei bisherigen Ausgaben sind durchweg spontan entstanden, eigentlich war's auch gar nicht geplant die Kolumne soweit in der Versenkung verschwinden zu lassen ;)
Gibt also wieder nichts als Überraschungen :D
 
Nach nun mehr als zwei Jahren ist es dann doch wieder an der Zeit diese weltmännische Lektüre zurück ins Gedächtnis jener User zu rufen, denen ich vor Ewigkeiten versprach, dass diese Kolumne zukünftig sehr wohl fortgesetzt wird. Nundenn, selbst Schuld...



Nichts geht über eine Dusche

Oder: Das Gamescom-Schock Tagebuch.

Mittwochmorgen. 04 Uhr und 40 Minuten. Noch ahne ich nicht auf welche irrsinnige Reise ich mich heute begebe. Nicht ganz munter aber doch irgendwie von 5 Stunden Schlaf gefestigt beginn ich mit meinen Vorbereitungen zur Gamescom.
Kaffee? Check. Frühstück? Check. 2 Ausgaben Lustiges Taschenbuch Moneyboy Dagobert Duck – Edition? Check. Sogar eine Dusche am Morgen habe ich mir nicht nehmen lassen – ohne spoilern zu wollen – ich war wohl einer der wenigen Auserwählten an diesem Tag, die das Wasser auch zu hygienischen Zwecken nutzten und damit nicht nur ihre schulterlangverfetteten Haare entkrusteten, um sie unter Zuhilfenahme von 3 Dosen bestem Schwarzkopf Haarwachs gen Nacken zu schmieren. Bis heute haben meine Ski niemals so geglänzt wie die Frisur so manches Nerds.
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Schnitt


13.16h
. Nach einer wohlklimatisierten Zugfahrt und vier Stunden angenehmstes Fachbesucherdaseins der Schock. Immer mehr schlecht deodorisierte, aber dafür umso ungepflegtere Menschen stoßen in die Messehallen. Teils zombieartig stolpern die Gestalten durch die Hallen, stets den Blick auf bemitleidenswerte Messebabes fixiert und mit letzter Kraft irgendwelche Kürzel a la „zeh oh deh“ am Ausstoßen. Verständlich, hat man doch erst mal den Weg aus dem kühlen Keller ans Licht geschafft und eine Stunde Zugfahrt bei 25° Außentemperatur zurückgelegt, schalten die Synapsen ab und es bleibt oft nur der Blick fürs Wesentliche. Frustriert schließe ich mich auf dem Klo ein und versuche mich zu beruhigen, während in der Kabine neben mir Beethovens fünfte im Stile bester Analwinde mit locker 70 Dezibel vorgetragen wird.

14.23h
. Die Tränen sind getrocknet, die Nasenschleimhäute verkrustet. Ich befinde mich in der Warteschlange einer dieser „Schießspiele“, die bei Frontal21 gelegentlich Erwähnung finden. Das Publikum? Unruhig, wie eine Herde Gnus die von einem Löwen verfolgt wird. Niemals erratet ihr mein Sternzeichen. Nur einige wenige Wacken-Auswanderer haben es sich auf ihren Campingstühlen bequem gemacht. Dass ich mich nun innerlich beim Fortschreiten der Schlange schon darüber ergötze, dass die Leute „Stuhlgang“ haben – mehr als nur ein Zeichen meiner Frustration und Hilflosigkeit. Die Gerüche werden intensiver und ich überlege, was der nette Herr aus „Das Parfüm“ nun getan hätte? Eine neue Duftmarke a la „Eau de Tourette“?

15.31h. Selbe Schlange. Selber Menschenschlag. Ich beginne abstrakte Gedankenspiele. Wenn nun hier schon jeder zweite rumläuft wie Jesus auf Crack, vielleicht besteht ja Grund zur Hoffnung, dass Jojo der Täufer erscheint und die Massen zu Wasserkontakt zwingt – im besten Fall mit einer Hand DuschDas als Taufgabe.

15.01h. Zivilisation? Nein. Lediglich hab ich es geschafft das Geschieße hinter mir zu lassen. All meine Frustration habe ich auf dem Schlachtfeld gelassen. Ein befreiendes Gefühl dem sabberndem Elch neben mir mit dem wohlgeformten Xbox Controller einen über den Schädel zu ziehen, während er mich zum elften Mal niederschnetzelt

15.03h. Am Ausgang ein beschämendes Bild. Ein vollschlanker, erwachsender Mann. Etwa 1,80 groß. Schwarzes T-Shirt. Weiße Schweißflecken. Gelbe Senfflecken. Es bewegt sich langsam torkelnd vorwärts. Perplex von dem mir sich zeigendem Bild mach ich mich auf dieses besonders viel Wonne von Gott geschaffene Exemplar näher zu betrachten. Schnell eingeholt hielt ich mich doch auf Abstand, meine mittlerweile schmerzende Nase warnte mich. Doch auch körperlich war es eine weise Entscheidung sich nicht zu sehr in seinen Wenderadius zu begeben, so bin ich doch körperlich Robust, würde mich aber dennoch nicht freiwillig unter einen langsam anfahrenden Güterzug legen. Als wir innehielten damit mein Forschungsobjekt seine Energiequellen powered by Monster wieder auffüllen kann, erbot sich mir ein eher unschönes Bild. Sein „etwas“ zu kleines T-Shirt gab seinen lustvoll geschwungenen Bauchlappen frei. In der Mitte vom Gürtel aufgetrennt nahm seine Schürze die liebliche Form eines Herzchens, das auf dem Kopf steht, ein. Ein faszinierendes und erschreckendes Bild zugleich. Man wagt es aber auch nicht fortzusehen, wie bei einem Unfall im Tunnel – und damit meine ich nicht seinen verödeten Bauchnabel. Ich musste Abstand gewinnen.

16.37h
. Es hieß den Kopf freizukriegen. Schnell irgendwo rein, irgendwas machen, ohne lange Wartezeit. Ich stürmte das WWE2k14 Konstrukt. Ob mir nach dem Erlebten der Anblick auf halbnackte Männer in zu kurzen Hosen jetzt gut tun würde? Egal. Ich fing an und es war irgendwie beruhigend. Verrückt, wie befreiend so ein Gewaltakt doch sein kann, wenn man sich ihm nur hingibt. Doch die Ruhe war nur von kurzer Dauer. Alsbald hatte sich ein 16 jähriges Arschlochkind, welches selbst den Papst zum ersten Befürworter der Abtreibung drängen würde, neben mir niedergelassen. Nach dem er schon beim Einlauf von John Cena Nasenbluten bekam, beim ersten Finisher den Undertaker als Hurensohn beschimpfte und der Schaum vor seinem Mund langsam klebrig wurde, fasste ich den Entschluss, mich aus seiner doch so liebgewonnenen Gesellschaft zu entfernen.

16.58h. Ich bin fertig mit den Nerven, selbst die liebevollen gepflegten Arme des Business-Bereichs könnten mich nun nicht mehr aufheitern. Und selbst wenn, in diesem Zustand durften die Menschen dort mich einfach nicht zu Gesicht bekommen. Gerade als die Lust wächst zu fliehen spüre ich dieses Gefühl. Dieses Kribbeln, das ich hatte als ich dem Kollegen aus dem Keller mit meinem Pad ein Hörnchen verpasste. Ich könnte ja nochmal Spielen. Ein schnelles Ründchen. Vielleicht zwei. Bevor die Gedanken mich übermannten verließ ich das Messegelände.

17.58h. Ich sitze in der Regionalbahn. Es ist klimatisiert, die Leute sind für DB Verhältnisse gut drauf und die Bahn ist sogar relativ sauber. Muss eines dieser neuen Modelle sein. Lediglich von mir strömen Gerüche aus, die selbst Vladimir Putin in die starken Arme Loriell Londons treiben würden. Wenigstens gehört mir so der Vierer allein. Um genau zu sein: Jeder Vierer. Im gesamten Abteil.

20.26h. Ich bin zu Hause. Endlich. Ein wenig Enttäuschung bleibt ja. Darüber, dass ich nicht alles angespielt hab, was ich wollte. Darüber, dass ich mich hab verscheuchen lassen. Doch nun bin ich gedanklich am Ende. Als ich von der Couch aufstehe um mich ins Bett zu legen blieb ich Überwurf kleben, ein erstes Warnsignal? Egal, Hauptsache ins Bett. Duschen kann ich auch noch morgen. Oder übermorgen. Den Dreck kann man ja abklopfen. Höchst übermüdet lass ich mich ins Land der Träume sinken. Ob die bei Müller noch das Haarwachs aus dem Prospekt im Angebot haben? Hm…
 
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