Dass das Event an sich kein highlight wird, war zu erwarten, leider hat nur ein Kampf richtig geliefert. Der Hauptkampf hat bei diesem doch miserablen Event wie erwartet gut was rausgehauen, die Co-Mains waren leider auch auf ner ganz schlechten Route. Das Problem war nicht das Matchmaking, sondern die allgemeine niedrige Qualität, weshalb es sich auf die paar guten Fights ankam, die leider nicht alle stark waren. In anderen Worten hatten wir mehr Verlierer als Gewinner.
Dominick Cruz hat mal wieder bewiesen, der Floyd Mayweaher der UFC zu sein. Unglaublich, was der Kerl für eine Reaktion hat gegen Gegner, deren Spritzigkeit schon im absoluten Maximum liegt. Man muss diesen Kampfstil nicht mögen. Ich würde auch behaupten, dass er TJ kaum Schaden zugefügt hat. Was Cruz gemeistert hat ist wirklich wie man Runden gewinnt und nicht wie man seinen Gegner verletzt. Schlüssel zum Erfolg ist dabei einfach, sich nicht selber verletzen zu lassen, denn dann hat er im "Zweifelsfall" natürlich gewonnen.
Ich würde mal behaupten, dass wir dennoch nicht den besten Cruz gesehen haben, zumal TJ ein unglaublich heftiger Gegner ist. Ich würde auch nicht ausschließen, dass TJ sich in den nächsten beiden Jahren zu einem noch besseren Fighter entwickelt und ihn schlägt, zumal er den wohl besten Coach und Gameplaner hat.
Was diesen Kampf angeht, bin ich der Meinung, dass Joe Rogan mal wieder eine grottenschlechte Leistung geliefert hat und fast den gesamten Kampf über versucht hat, die Fans zu beeinflussen, indem er beispielsweise nicht gelandete Punches als "huge shot" umschrieb oder minutenlang über die Qualitäten Dillashaws spricht, die er offensichtlich nicht ausspielen kann. Tatsächlich war Cruz weit nicht so gut gegen Dillashaw und hatte schon fast Glück, dass Dillashaw ihm freiwillig ins Game gespielt hat statt über die Distanz zu gehen und mit Leg- und Frontkicks zu punkten und die ersten drei Runden damit wirklich zu gewinnen statt nach vorne zu rushen und ins Leere zu schlagen. Die Deffensive von TJ ist echt stark und eine der wenigen Abwehrhaltungen, die mit klassischer Technik aus dem Boxsport wirklich effizient ist. Ich denke, wenn er die erste Runde wirklich was solides hätte landen können, wäre sie seine gewesen und somit auch der Kampf, doch er hat sich seinem Gegner viel zu offen angeboten. Dabei hat Cruz zwar meistens nicht durch die Deckung geschlagen, aber diese "significant strikes" Statistik hat es natürlich wie jede andere Berührung als Treffer gewertet.
Alles in allem hat Cruz den Kampf zurecht gewonnen, aber TJ hat ein gutes Argument für einen zukünftigen Rückkampf geliefert, bei dem er hoffentlich cleverer in den Kampf startet und zumindest ebenso viele nicht wirklich effiziente Treffer landet, sodass er die Runden zumindest über die Aggressivität gewinnt. Ich schätze mal, mit 3:2 Cruz kann jeder gut leben, jede andere Wertung wäre mir ziemlich suspekt bei diesem Kampf, da der Anteil doch über die ersten drei Runden heftig bei Cruz war, obwohl eben beide kaum effektiv landeten. Ein, zwei Fights nun für Dillashaw, vermutlich einen gegen Faber und ich denke,die UFC wird einen Rückkampf nicht ausschlagen. Ich sehe keinen im BW oder FlW, der die beiden eventuell stoppen könnte. Falls es doch einen gibt, kann ich das nur begrüßen.
Die Entscheidung beim Kampf zwischen Pettis und Alvarez wundert mich ein wenig. Meines Erachtens hat Pettis in den ersten beiden Runden als einziger wirklich was gelandet und effizient war Alvarez mit seinem Wallstall ganz sicher nicht. Vielleicht hat die Judges die Deffensivtechnik von Pettis ein wenig zweifeln lassen, da sie nicht so gut aussieht wie sie tatsächlich ist. Zwar landet Alvarez, die Punches haben aber kaum eine Relationsgeschwindigkeit. Die Entscheidung entschuldigt natürlich nicht die mittelprächtige Performance von Pettis. Er hat schon wesentlich härtere Brocken mit der taktischen Ausrichtung geknackt und dabei stets von seinen kurzen Hooks aus der Rückwärtsbewegung gepunktet, die diesmal kaum landeten ohne dass Alvarez großartig ausgewichen ist. Und Alvarez wurde übrigends auch erst richtig gefährlich als er selber versucht hat, Konter aus der Distanz zu landen, auch wenn er diese Taktik bis zum Ende nie wirklich angenommen hat, was er natürlich im Endeffekt nicht zu bereuen hat.
Das traurige an diesem Kampf ist dass Alvarez nicht mit einem guten Sieg zurückgestartet ist und Alvarez auch wieder nicht wirklich ein Statement setzen konnte. Grundsätzlich fehlt es im Lightweight nicht an Topleuten, es ist allerdings für beide Fighter schade, dass keiner einen guten Sieg erzielen konnte, wo sie doch beide hochkarätige Technik auf allen Ebenen haben. Vielleicht sollten sie beide nochmal einen Schritt zurück gehen und sich einen Gegner nehmen, bei dem sie dies auch richtig beweisen können. Interessante Kämpfe mit gewissen Vorzügen gibt es reichlich.
Travis Browne hat mal wieder bewiesen, dass er der glücklichste Fighter der UFC ist und wenige seiner Siege wirklich etwas positives über ihn aussagen. Ich war nie ein Fan von Mitrione, allerdings kann ich ihm nur meinen Respekt aussprechen, den Kampf noch durchgezogen zu haben und noch so gut durchgehalten zu haben. Ich finde es immer wieder schockierend, dass es nicht mindestens (!) einen Punktabzug gibt, wenn so etwas passiert. Es gibt keine einzige Erklärung dafür, dass ein Fighter mit gespreizten Fingern das Gesicht angreift außer mit dem Ziel, dem Gegner in die Augen zu stechen. Falls es da doch eine andere Technik gibt, dann sagt es mir..
Cote hat mal wieder überzeugt und das freut mich immer wieder, da er ein gutes Beispiel für einen Fighter ist, der immer wieder zurück kommt. Saunders als Gegner ist naürlich sehr ansprechend. Ich hätte nach der ersten Runde gedacht, dass der Kampf definitv am Boden entschieden wird. Cote hat in der Guard einen sehr guten Job gemacht, jede Sekunde kontrolliert und Saunders wie einen Anfänger aussehen lassen. Auch wenn ich das Finish so niemals erwartet hätte, ist es wieder ein typischer Saunders gewesen, der zwar für einen sehr attraktiven Stil steht, daran aber häufig scheitert. Er hat wohl die Kraft seines Gegners unterschätzt und zu sehr in sein Clinchgame vertraut, das grundsätzlich auch sehr stark ist. In solchen Kämpfen sehe ich Saunders sehr gerne, Cote darf gerne auch nochmal gegen einen richtig guten Namen ran, Fighter wie DHK oder Matt Brown wären eine gute Paarung, im Titelrennen sehe ich ihn dagegen aktuell nicht, zumal Lawler kurzen Prozess mit ihm machen würde.
Trinaldo und Pearson sind beide echt merkwürdige Fighter. Pearson kam mir mit seinem Kampfstil nicht grad gut vor, kriegt nicht mehr die Spritzigkeit wie noch vor ein paar Jahren in seine Kombinationen und steht sehr häufig auf seinem hinteren Bein und wartet darauf, dass er auf seinen Gegner losgehen kann. Trinaldo schien ebenfalls nicht sonderlich komfortabel und hat mich nicht wirklich davon überzeugt, noch in den höheren Reihen der Division mitkämpfen zu können. Er ist wirklich ein cooler Fighter, der sich kaum in Bedrängnis bringen lässt und hat zwei Runden alles gekontert und verteidigt, für das Haifischbecken sollte das aber nicht reichen. Es hat mich ein wenig gewundert, wie alt Trinaldo schon ist, das hatte ich so gar nicht auf dem Zettel. Es wird wohl auch eine gewisse Erfahrung und Ruhe sein, von der er profitiert, zumal Pearson aktuell um seinen Job bzw. seine Gehaltsklasse kämpft. Schade für ihn, aber ehrlich gesagt erwarte ich nicht mehr viel.
Mehdi Baghdad scheint mir ein klassischer mitteleuropäischer MMA Fighter mit arabischer Herkunft: Einmal auf dem Rücken, goodbye. Fairerweise muss man sagen, dass Chris Wade sehr sehr sicher und vielseitig schien, er wusste sich immer zu helfen bzw. seine Position zu verbessern, was den Kampf sehr einseitig machte. Ich muss sagen, dass er mir für ein Leichtgewicht echt klein vorkam, weder lang noch breit war. Ich hoffe nicht, dass er dadurch bald schon seinen ersten Kampf in der UFC verliert. Falls mich der Eindruck täuscht und er ganz gut auf dem Level ist, sehe ich ihn weit kommen.
Rob Font fand ich echt gut diese Woche. Man hat gemerkt, dass die gleiche Auslage beiden Fighter nicht gut gefiel und sie deffensiv unsicher waren. Gomez war sichtlich unerfahren und verlor mit dem Kampfverlauf den Glauben, die Sicherheit und Kreativität. Die ersten Minuten war er noch gut dabei, ließ sich jedoch zu sehr einschüchtern und hatte einfach nicht die Mittel, die z.T. wilden Aktionen seines Gegners zu bestrafen, der gegen bessere Leute der Division damit auf jeden Fall Probleme kriegen würde. Es war dann recht früh in der zweiten Runde, dass der Kampf eigentlich schon entschieden war, was ich für die Spannung sicher nicht förderlich fand, aber eine schöne Demonstration von Fonts Potenzial war.