Joa, im Gesamten natürlich wieder ein extrem schwaches Event, sogar unterdurchschnittlich schwach, viel mehr konnte man bei solchen Ansetzungen aber auch nicht erwarten, da sind die Matchmaker ganz klar verantwortlich, da man solche Kämpfe nicht alle auf eine Card buchen kann, sowas muss man verteilen zwischen gute Kämpfe, wenn man nicht schon andere Gegner vermittelt kriegt. Man konnte natürlich nicht erwarten, dass auch ein Nelson keinen frühen KO gebacken kriegt, der einzige wirklich gute Kampf war wohl der von Cirkunov.
Natürlich haben die Verletzungen auch gut was dazu beigetragen, zumindest die MC wäre sicher wieder passabel gewesen mit ein paar guten Prelims, es wäre also eigentlich im Rahmen gewesen. Da die Cards in den letzten Jahren aber leider sehr schwach gehalten sind, um mehr ansetzen zu können, kommt immer öfter sowas bei raus, schade.
Hut ab, guter Kampf von Thompson, allerdings weit kein Grund, einen weiteren unsinnigen Hypetrain loszutreten und so zu tun als hätte der Kampf mehr ausgesagt als dass der aktuelle Hendricks ein guter Gegner für ihn ist.
Ich weiß nicht, ob es am Druck der UFC liegt, aber Hendricks war in keiner guten Verfassung. Ich kann mir denken, dass er ganz bewusst auf eine - durchaus sinnvolle - Diät verzichtet hat und sein Gewicht schon länger als gewöhnlich gehalten hat, was ihm in Sachen Stoffwechsel und Energie nicht grad die beste Form ermöglicht. Kaum Kraft, keine Explosivität. Demnach sah er schon in den ersten beiden Minuten unnormal schlecht aus. Ich will damit nicht versuchen, Thompson den Credit zu nehmen. Er hat in Anbetracht der Umstände einen sehr guten Kampf gemacht, wenn auch teilweise ein wenig zu riskant.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie man ihm nach der Performance so große Chancen gegen die technisch guten, erprobten Striker der Division einräumen kann. Wie er sich da z.T. in und aus der Reichweite des Gegners begeben hat, wird selbst von Leuten wie Condit oder Diaz bestraft. Indessen wirkte Hendricks sehr unzuversichtlich, was eigene Konter angeht und hat mit seiner taktischen Ausrichtung keine Chance gehabt. Gegen Ellenberger hat Thompson ebenfalls schon einen Kampf gemacht, bei dem er seinen Gegner taktisch genau auf dem falschen Fuß erwischte und somit glänzen konnte. Seine Intelligenz und Klarheit im Ring ist sein größter Skill, die taktische Ausrichtung war bislang perfekt. Die Frage ist nur, ob das reicht, um erprobtere und versierte Striker zu besiegen und vom bisher gezeigten bin ich mir ziemlich sicher, dass er da keine großen Chancen hat. Wirklich geglänzt hat er nur mit Aktionen, die auf dem Niveau eigentlich gekontert und aufs härteste bestraft werden. Da gibt es zwar bestimmt die Möglichkeit, dass Thompson ein noch viel krasseres Arsenal hat und sich in den vergangenen Fights immer der richtigen Taktik angenommen hat, aber ich vermute, dann wäre er auch hier ganz anders zu Werke gegangen, um einen möglicherweise fitteren Hendricks anders in die Reichweite zu treten und dabei die Takedowns und den Clinnch zu umgehen.
Ich hätte niemals gedacht, dass Rosholt drei Runden gegen Nelson überlebt. Der Typ ist so fucking schlecht, halt einer vom Kaliber der Leute, die normalerweise von Nelson in den ersten beiden Minuten ausgeknockt werden. Ich nehme ihm das auch nicht übel, man kann ihn gut mit Henry Cejudo vergleichen. Beide haben ihre sportlich besten Zeiten hinter sich und nehmen noch das Geld mit, das sie verdienen können und das ist in zwei dünnen Divisions halt als übermäßig talentiert Purist auch nicht so schwer. Der Sieg von Nelson stand natürlich nie zur Debatte, er hat aber schon gute Anzeichen gezeigt, dass das letzte - ebenfalls wieder dicht bepackte - Jahr ihm wieder gut gegeben hat und er nicht mehr lange der ultimative Gatekeeper seiner Division bleiben kann. Bislang hat es sich mit der allgemein abnehmenden Qualität die Waage gehalten, aber langsam ist er ordentlich an Explosivität, Schnelligkeit und Mobilität am verlieren, kämpft sogar mehr mit dem Kopf heutzutage. Er ist auf dem Weg nach unten und da macht es auch nichts, wenn er in einem fast schon minimalistischen Kampf gegen Rosholt über die Runden zwar immer wieder eine Gefahr darstellen kann, aber weit hinter seinen Mitteln bleibt.
Wäre schade, wenn es das jetzt langsam mit ihm war, da ich ihn und seine Art mag und es immer schön war, ihn Leuten zu zeigen, die erst sagen "Haha, voll der Fettsack, der kriegt auf die Fresse" und dann hat Nelson das mit einer Bombe klar gemacht.
Rosholt hat für seine Mittel eigentlich einen sehr guten Kampf gemacht, etwas anderes konnte man ihm in der Vergangenheit auch nicht vorwerfen. Er hat sich seit der ersten Runde enorm darauf verlassen, dass Nelson wegen der Takedowns aufpassen muss und - eigentlich zurecht - auf die Konterchance gewartet. Nelson neigt zwar selten zu Verzweiflungstaten, aber viel mehr hätte für Rosholt nicht drin sein können und viel mehr war für ihn auch nicht drin, weil Nelson im Großen und Ganzen immer besser aussah. Rosholt hätte anders kämpfen können, aber Nelson hat ihm gegenüber keinen allzu großen Fehler gemacht, den Rosholt hätte bestrafen können. Schade, hier hätte ich von Nelson mehr erwartet.
Sean Spencer sah wieder sehr schlecht aus, hat mit seinem Kampfstil aber wenigstens noch für eine unterhaltsame Begegnung gesorgt. Wenn 1% seiner Punches wirkungsvoll gelandet sind, war das schon viel, denn Pyle hat deffensiv einen sehr sicheren Kampf gemacht und sich ein wenig darauf ausgeruht, dass er mit seiner Reichweite und dem Shoulder Roll eigentlich gar nicht getroffen werden konnte und sah dann in seinen eigenen Aktionen auch immer besser aus. Auf Distanz bekam Spencer nichts gegen seinen Gegner durch und die Mittel, ihn in den direkten Schlagabtausch zu zwingen, hat er nicht und auch dort sah Pyle außergewöhnlich gut aus (bzw. Spencer außergewöhnlich schwach).
Man hat ganz gut gemerkt, dass der Zahn der Zeit weiterhin ordentlich an Pyle nagt und er kaum noch vom Pace mit seiner Division mithalten kann. Er hat seinen Kampfstil auch ein wenig geändert in den letzten Jahren, wenn auch nur mit bedingtem Erfolg. Er ist ohne Frage einer der besten Fighter der UFC Geschichte, die nie einer ernsthaft als Topfighter betrachtete, da er nicht immer auf seinem besten Niveau performte und ganz gerne mal ungünstige Kämpfe angenommen hat. Ich muss sagen, dass der Kampf so mit das beste war, was beide Männer noch hergeben - wirklich relevant sind sie aktuell aber leider nicht.
Das Debüt von Grabowski ist leider ziemlich in die Hose gegangen, wirklich wundern sollte einen das allerdings nicht, wenn man seine Kämpfe bei M-1 gesehen hat. Er ist ein solider Grappler, hat aber kein Backgame und ist körperlich am Limit. Gegen Lewis ist das natürlich keine gute Ausgangslage, wo Grabowski ja auch einen ziemlichen Nachteil in der Größe hat. Ich hätte trotz allem nicht gedacht, dass er auf dem Rücken solche Probleme kriegt, was auf jeden Fall für das Topgame seines Gegners spricht. Grabowski scheint sich noch eine Runde UFC Gehalt mitnehmen zu wollen, Relevanz hat er kaum. Vielleicht wäre der andere Verlierer des heutigen Abends, Rosholt, ein interessanter Gegner, der ihm vielleicht auch ein wenig ins Game spielt.
Von Misha Cirkunov habe ich viel positives gehört, während Nicholson zumindest auf dem Paper auch ein recht guter Newcomer werden könnte, Basics sind auf beiden Seiten vorhanden. Dennoch war es Cirkunov, dem eigentlich von Anfang bis Ende der Kampf gehörte und der auf jeder Ebene dominant war. Nicholson wollte den Bodenkampf sichtlich umgehen, was bei seiner inflationären Anwendung von Backspin Moves nicht grade gut funktioniert hat. Als Striker waren sie etwa gleichauf, Cirkunov hat aber stets das bessere aus den Schlagabtäuschen geholt, da er permanent den Takedown hätte landen können und Nicholson ständig auf der Flucht war, ohne dabei selber seine Treffer zu setzen - was Thompson z.B. machte. Auf dem Boden sah Cirkunov natürlich noch umso besser aus und es ist schwer zu sagen, ob er einfach sehr gut ist oder Nicholson kaum Gegenwehr brachte. Die Technik von Cirkunov erinnerte schon fast an Judo, er bewegte sich auch sehr sicher und schien immer früher zu wissen, was sein Gegner tut als er selber. Und für einen Boxer war Nicholson jetzt wirklich nicht ganz schlecht, er war zumindest aktiv und hat immer etwas versucht, was nicht ganz sinnlos war. Super Kampf, von dem was ich noch in Erinnerung habe der beste des Abends!
Josh Burkman ist so ein Ding für sich. Ich kann jeden verstehen, der all seine Fights schlecht findet, aber er ist schon ein cleverer Fighter. Es ist schon manchmal lustig, er macht echt immer ein ganz taktisches Ding draus, macht dann aber auch einen guten Kampf, gegen alle Gegner. Burkman hat mal wieder die Schwäche des Gegners gut ausgespielt, hat ihm keine Chance gegeben, einen üblen Takedown oder Konter zu landen. Er stand viel rum, hat Kicks geschlagen und konnte davon profitieren, dass Noons die Mittel fehlten, die Distanz zu verkürzen ohne gekontert zu werden. Mit diesem Kampfstil geht auch Cerrone häufig zu Werk, wobei dieser natürlich noch ein besserer Striker allgemein ist. Ich habe mich gewundert, dass Noons nicht versucht hat, das Tempo zu erhöhen und kreativer vorzustoßen, aber hat den Kampf dann ziemlich verkackt. 2 Runden lieft nichts, da geht dann auch nichts mehr ohne 10-8.
Es ist schwer zu sagen, ob Mickey Gall gut ist. Sicher zu sagen ist nur, dass sein Gegner das war, was man bei 0-0 zu erwarten hat. Ich weiß nicht, ob er einfach vergessen hat, dass er am Käfig stand und zu spät drauf kam, wie Ben Henderson den Zaun entlang zu traben oder ob er vergessen hat, dabei auch noch einen möglichen Angriff durch Headmovement abzuschwächen. Gall hatte da natürlich die perfekte Sicht und traf die riskante, aber in dem Fall richtige Entscheidung, da einfach mal draufzukloppen. Der Choke sprach auch nicht grad für Jackson, was für ein Lappen. Guter Sieg für Gall, der allerdings nichts aussagt. Für CM Punk der perfekte Gegner, es wird wohl kaum jemanden in der UFC geben, der eine saubere Bilanz hat (also legitim wirkt) und vermutlich auf einem so tiefen Niveau kämpft. Jetzt kann Dana bald garantiert eine Person hypen: Den 3-0 Wunderjungen, der drei Amateure besiegt hat oder den invaliden Wrestler, der einen handerlesenen Gegner besiegt hat.