Buwi's Breakdown: Rodríguez vs. Caceres
So, ich habe mich jetzt mal etwas intensiver mit dem Main Event der UFC Fight Night 92 auseinandergesetzt. Bekanntlich wird dort Yair Rodríguez in einem Featherweight bout auf Alex Caceres treffen. Ich wünsche euch viel Spaß bei "Buwi's Breakdown: Rodríguez vs. Caceres"...
Rodríguez gilt als ein ziemlich wilder Fighter, was für einen Schüler von Taktik-Mastermind Greg Jackson eher ungewöhnlich ist. Der Gewinner von The Ultimate Fighter: Latin America 1 hat sowohl einen Taekwondo Background, als auch einen Boxing Background. Diese beiden Backgrounds kann man in seinen Kämpfen relativ deutlich erkennen. Er bevorzugt nämlich den Stand Up Fight und arbeitet dort vor allem mit seinen unorthodoxen Kicks aus der Distanz heraus. Seine offizielle Reichweite beträgt eigentlich 180cm, allerdings variiert diese aufgrund seiner Kicks extrem. Zwar ist auch sein Boxen nicht schlecht, aber er kämpft lieber aus der Kicking Range, als aus der Boxing Range.
In der Boxing Range ist er immer wieder für Konter anfällig. Dort fehlt ihm so ein bisschen die Boxing Defense. Offensiv ist alles okay, aber sein Footwork und sein Head Movement reichen hier nicht aus, um allen Attacken des Gegners auszuweichen. In der Kicking Range sieht das schon etwas anders aus. Dort hat er mehr Zeit, um auf die Angriffe des Gegners zu reagieren. Außerdem kann er seine eigenen Offensivaktionen besser vorbereiten, indem er häufig seine Auslegung wechselt und dadurch Angles für seine Kicks kreiert. Der Game Plan von Rodríguez ist grundsätzlich gar nicht mal so unorthodox, jedoch verliert er zu schnell die Kontrolle, sodass seine Fights oft in wilde Slugfeste ausarten. Seine unorthodoxe Attacken sind auf der einen Seite unberechenbar, aber auf der anderen Seite auch gefährlich.
Sein Grappling ist offensiv wie defensiv solide, aber auch nichts besonderes. Er kann mit dem Gegner am Boden grappeln, er kann den Gegner mit einem Takedown niederstrecken, wenn er ihm zu nah kommt, und er kann den Gegner auch am Boden mit Ground & Pound bearbeiten. Aber er nutzt diesen Faktor eher selten. Wenn sich die Situation ergibt, dann macht er es hin und wieder mal, aber ihm ist der Stand schon wesentlich lieber. Wenn ihn der Gegner mit einem Takedown zu Boden bringen will, dann probiert er es mit explosiven Scrambles, um wieder auf die Beine zurückzukommen. Seine Takedowndefense ist zwar nicht so toll, sodass er den Sprawl nur selten stoppen kann, aber dafür ist er schwer unten zu halten.
Caceres ist Rodríguez recht ähnlich. Auch er verfolgt eine aggressive Strategie, allerdings würde ich diese als etwas vielseitiger einstufen. Er vermischt die Boxing Range mehr mit der Kicking Range, als sein Gegner Rodríguez. In diesem Fight sollte er aber hauptsächlich auf die Boxing Range setzen, denn dort hat Rodríguez Probleme. Wenn Rodríguez in der Kicking Range seinen Rhythmus aufbauen kann, dann wird es wiederum für Caceres kritisch. Er hat Probleme in der Rückwärtsbewegung, seine Striking Defense ist nicht so gut, besonders bei Head Kicks, und ein klassischer Counter Striker ist er auch nicht. Er muss Rodríguez unter Druck setzen. Je mehr Rodríguez den Fight bestimmen kann, desto schwieriger wird es für Caceres, den Fight zu gewinnen.
Caceres sollte sich Rodríguez aber auch nicht zu weit nähern, denn dieser kontert im Notfall gerne mal mit einem Takedown. Auch wenn er eine gute Takedowndefense besitzt, sollte sich Caceres nicht zu sehr darauf verlassen. Vom Rücken aus zu kämpfen, ist immer doof, selbst wenn man hin und wieder für eine Submission gut ist. Caceres' Ground Game ist ungefähr auf dem Level von Rodríguez. Daher glaube ich auch nicht, dass Caceres Rodríguez zu Boden bringen wird bzw. ich glaube nicht, dass er ihn unten halten können wird. Takedown? Ja! Ground Control? Nein! Die beiden sollten sich am Boden neutralisieren, sodass es letztendlich doch auf das Striking ankommen wird.
Was Caceres vielleicht noch zu Gute kommen könnte, ist ein 3cm Reichweitenvorteil, sowie die Orthodox-Southpaw Problematik. Die 3cm könnten gerade in der Boxing Range entscheidend sein, da Caceres mit seiner Straight Left aus einer Position treffen kann, aus der Rodriguez nicht direkt mit einem Schlag kontern kann. Caceres muss genau diese Position finden. Dort ist Rodríguez nämlich zu weit weg, um mit seinem Boxen punkten zu können, und zu nah dran, um seine Kicks treffen zu können. In dieser Position hat Caceres die besten Chancen, allerdings wird es verdammt schwierig sein, diesen Punkt zu finden. Daher sehe ich die Vorteile schon bei Rodríguez.
Die "Keys to Victory" sind für Caceres wesentlich schwieriger zu verwirklichen, als für Rodríguez. 1. Caceres muss versuchen, den Striking-Rhythmus von Rodríguez immer wieder mit Takedowns zu stören, sodass dieser gar nicht erst in den Fight hineinfindet. 2. Caceres darf im Stand weder zu nah an Rodríguez herankommen, noch zu weit von ihm entfernt bleiben. Er muss den Punkt finden, an dem sein Gegner nicht mit seinem eigenen Striking landen kann. 3. Caceres muss genau diese Distanz halten und Rodríguez daraus mit seiner Straight Left bearbeiten. Ganz wichtig ist dabei auch, dass er die Mitte des Octagons bestimmt. Dieser Game Plan klingt vielleicht einfach, ist aber verdammt schwer umzusetzen.
Die "Keys to Victory" für Rodríguez sind derweil schon etwas einfacher. 1. Rodríguez darf Caceres nicht in "seine" Distanz kommen lassen. Entweder kämpft er aus der Kicking Range heraus oder aber aus der Pocket Range. Die Boxing Range sollte er meiden. 2. Rodríguez muss seine unorthodoxen Kicks aus der Distanz einsetzen, vor allem gegen die doch eher schwache Kicking Defense von Caceres. 3. Rodríguez muss sich Caceres vom Leib halten und ihn notfalls mit einem Takedown zu Boden bringen, wenn er ihm zu nah kommen sollte. Dennoch sollte er sich nicht zu lange auf ein Grappling Match Up mit ihm einlassen, da Caceres immer mal für eine Submission gut ist.
Meiner Meinung nach sollte Rodríguez hier die klaren Match Up Vorteile auf seiner Seite haben, aber es könnte natürlich auch sein, dass die beiden jegliche Taktiken und Strategien über Board werfen und uns einfach ein wildes Slugfest präsentieren. Damit könnte ich auch sehr gut leben! Ich setze mein Geld jedenfalls auf Rodríguez.