So...ich bin wieder zuhause, also Zeit die Show vom gestrigen Abend nochmal aufzuarbeiten.
wXw im Backstage in München, nachdem ich bereits im letzten Jahr bei der Show in München war, war mir die Location schon bekannt, aber ich war wieder einmal angetan. Nahezu perfekt für eine solche Show und dieses Mal auch restlos ausverkauft, sodass eine sehr gute, aber auch immer noch gemütliche Atmosphäre erzeugt wurde. Einziger Kritikpunkt hierbei wäre mal wieder der Einlass, wo man einen Security-Menschen im Alleingang die Abendkasse sowie Ticketkontrolle machen ließ und der Einlass eine gefühlte Ewigkeit andauerte. Insofern kein Problem, da unter den anwesenden Fans dennoch eine gute Stimmung herrschte und so störte auch die 15-minütige Verspätung des Showbeginns niemanden.
Die Show begann dann mit der üblichen Begrüßung von Ringsprecher Tommy Gießen, welcher nach kurzer Zeit von Champion Karsten Beck und Jurn Simmons unterbrochen wurde, die schon den Blick auf die nächste Woche richteten. Dies störte aber Absolute Andy, der Beck bereits in dieser Woche in den Arsch treten wolle und zusammen mit seinem Kollegen Marius Al-Ani Beck & Simmons herausforderte. Das Match sollte auch sogleich beginnen und war mehr als nur unterhaltsam. In Anbetracht der Card-Position gab es also den üblichen Tag Team Opener mit ein bisschen Isolation hier und da und dem anschließenden Hot Tag, damit die Crowd gut in den Abend kommt und das gelang an dieser Stelle auch voll und ganz. Den Sieg bekam schließlich Karsten Beck über Al-Ani, sodass der Champion gestärkt in die nächste Woche gehen kann und sein Herausforderer geschützt wurde.
Es folgte das Lowlight des Abends, wobei man hier auch sogleich die Card-Position kritisieren kann. Aber der Reihe nach, denn es gab zunächst Bobby Gunns gegen The Rotation, welche uns zehn(!) Minuten "erfreuen" durften. Also es tut mir leid, aber das war an dieser Stelle nichts. Gerade Rotation hat zwar beim Entrance noch Reaktionen gezogen, aber spätestens als die Maske unten war, gab es die ersten Buh-Rufe und dann begann das Match. Und was gab es? Holds und nochmal Holds und nochmal Holds. Dann überpowerte der größere und stärkere Gunns mal wieder Rotation und wieder Holds. Irgendwann gab es mal den Konter und auf einmal stieg Rotation aufs Top Rope, zeigte den 450° und gewann das Match. Natürlich zog das Finish wieder Reaktionen aber dieses Match kühlte die Crowd gleich wieder ab, denn es war einfach nur langweilig. Dazu kam dann noch die Tatsache, dass man doch sehr die Unsicherheiten der beiden Wrestler anmerkte, oft nachgegriffen werden musste und es auch sonst einfach nicht gut war. Und das Selling von Rotation ist ja eine Katastrophe, aber gut..wollen wir nicht zu hart sein, denn beide sind noch relativ jung und müssen diese Erfahrungen auch in Singles Matches sammeln, von daher ist das ok und da es kein kompletter Stinker war und auch das einzige Lowlight auf der Card war, geht das noch in Ordnung.
Das nächste Match wurde durch eine kleine Promo von Kim Ray aufgebaut, welcher nochmal das Match vom Vorabend gegen Big Daddy Walter aufspielte und in klassischer Chicken-Heel-Manier das Argument des "nicht vorbereitet sein" vorschob. Aber dieses Mal sei er besser drauf und habe einen Matchplan, sodass dann auch Walter zum Ring kam und das Match startete. Man muss an dieser Stelle sagen, dass Kim Ray schon ein echt guter Mic-Worker ist, da kann man nicht viel meckern und auch was Mimik, Gestik und das Spiel mit dem Publikum angeht, ist er ein echt guter Heel. Walter natürlich das klassische Babyface und diese Rollenverteilung ist bei der Statur der jeweiligen Wrestler natürlich den "Wrestling-Gesetzen" widersprechend, aber diese Problematik löste man in meinen Augen gut. Die sechs Minuten, die sie frei wrestlen durften, machten die beiden echt gut und das Finish war auch in Ordnung. Kim holt sich seinen Gürtel als Walter am Boden liegt, dieser wird ihm aber vom Referee abgenommen und zum Timekeeper getragen. In der Zwischenzeit holt Kim einen Stuhl unter dem Ring hervor und möchte Walter niederschlagen, aber dieser wehrt den Schlag ab, nimmt Kim den Stuhl ab und schlägt seinerseits zu. Dies hat natürlich der Ref wieder gesehen und disqualifiziert Walter. Dieses Booking ist natürlich nicht das Gelbe vom Ei, aber es war in Ordnung, Kim hat ordentlich Heat gezogen und um mehr ging es nicht bei dieser Konstellation. Walter wurde auch nicht hinsichtlich dem Carat geschwächt, also alles gut.
Nun kommen wir zur 16 Carat Gold League und gleich mit der Nachricht, dass Toby Blunt aufgrund einer schwereren Verletzung nicht antreten kann und Thatcher damit automatisch in das Finale vorrückt. Keine Reaktion, auch von mir nicht, denn das viele Bier zeigte Wirkung und ich war bei der Ankündigung auf dem Klo. Als ich dann vom Klo kam, stand auf einmal Thatcher vor mir, der sich hinter den Fans seinen nächsten Gegner angeschaut hat. Meine Güte schaut der böse und hat der ein scheußliches Gebiss!
Aber gut, zurück am Platz gab es erstmal den Mann mit den sieben Spitznamen gegen den Schnurrbartmann oder auch David Starr vs. Tyler Bate. Die Geschichte sei an dieser Stelle kurz erzählt. Starr reichte ein Unentschieden zum Weiterkommen und so ließ er sich bei einem Time Limit von zehn Minuten auch ausgiebig Zeit, ließ sich auszählen, kam wieder in den Ring und das Spiel begann wieder von vorne. Natürlich kam dadurch kein wrestlerische Leckerbissen zustande, aber dennoch war es ein sehr unterhaltsames Match, da man die Geschichte gut erzählte und die Sequenzen, in denen das Wrestling im Vordergrund stand, wirklich gut waren. Gegen Ende spielte man gut die Zeitknappheit auf und die letzte Minute war wirklich Spannung im Match und 17 Sekunden vor Ende ging schließlich der Pinfall zu Gunsten von Bate durch, was zu einem großen Pop führte. Allgemein waren beide Wrestler gut over, auch wenn mit zwei anderen Matches davor die Stimmung vermutlich noch besser hätte sein können. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß an dem Match und hatte meine Freude an beiden Wrestlern. Achja..Highlight des Matches?! Starr sellt einen Wassertropfen, der von einem undichten Rohr von der Decke in den Ring tropfte!
Die Pause war wenig ereignisreich...es gab Bier, gutes Bier! :very_drunk:
Und dann folgte eine positive Ankündigung. Mixed Tag Team Action und kein Singles Damen-Match, welches ich dann doch nicht unbedingt mit Melanie Gray sehen musste. Stattdessen gab es eben Kevin Roadster & Melanie Gray gegen "Bad Bones" John Klinger & Toni Storm und ich war echt angetan von diesem Match. Am Anfang gab es natürlich ein bisschen hin und her mit dem üblichen Frau gegen Frau, Mann gegen Mann Geplänkel, aber dann entwickelte sich ein wirklich flottes und gutes Match mit einigen witzigen Comedy-Elementen. So freute sich Kevin immer extrem darüber, wenn er gegen Toni randurfte, was Melanie eifersüchtig machte und sie sich wieder eintagte. Oder auch während des Matches als Toni Melanie in die Ecke schickte und mit dem Hintern voran in diese rannte, hechtete sich Kevin "heldenhaft" dazwischen und bekam für Melanie den Hintern ab. Darauf kassierte er von dieser zwar noch eine Backpfeife, aber laut seiner Aussage war's das wert!
Aber neben diesen Comedy-Elementen gab es eben auch gutes Wrestling. Sowohl Kevin als auch Melanie, die ganz klar das schwächere Team waren, konnten beide überzeugen. Gerade Melanie (gezogen von Toni Storm) zeigte ein richtig gute Leistung und die Frauen-Anteile waren mehr als nur solide und haben überzeugt. Man muss dazu auch sagen, dass Toni eine Wucht ist. Sowohl optisch, aber auch im Ring sehr stark und ihr Crowd-Working ist auch sehr gut. Insgesamt war die Crowd bei dem Match voll drin und ich hatte meinen Spaß!
Die beiden Main Events standen noch auf dem Programm und es ging los mit dem Finale der Road To 16 Carat Gold und meine Fresse! Timothy Thatcher gegen Tyler Bate!!! Dieses Match war grandios!
Von der ersten Sekunde an überzeugten die beiden mit technisch-feinstem Mat-Wrestling, was zurecht "this is awesome", "old school wrestling" und "five star classic" Chants erhielt. Gut, fünf Sterne waren es vielleicht nicht, aber es war eines der stärksten Live-Matches, die ich bis jetzt gesehen habe. Leider war die Crowd alles in allem nicht so drin, da viele Fans und gerade Casual Fans nichts mit diesem technisch versierten Stil anfangen konnten. Dennoch erhielt Bate immer wieder Chants ("Schnurrbartmann") und auch die Fans, die das Match mochten, sorgten für eine gute Atmosphäre. Das Finish war im ersten Moment ein bisschen überraschend, aber im nachhinein genau das Richtige. Thatcher verpasst Bate aus dem Nichts einen krachenden Headbutt, der auch ziemlich gut durchgezogen war, und gewann somit das Match. Das Match hat meine Erwartungen nochmals deutlich überstiegen und vier Sterne sind hier auf jeden Fall drin! Daumen hoch!
Das wXw World Tag Team Title Match war hingegen das genaue Gegenteil. Es gab Moves, Action, Hin und Her und harte Hits. Dazu eine Crowd, die voll drin war..was will man mehr. Natürlich gab es immer wieder die Eingriffe von Adam Polak, im übrigen einer der besten Psychoheel-Manager, die es in meinen Augen im Business gibt, und viel Chaos im Ring, was ich am Bildschirm wohl kritisiert hätte, aber live in der Halle immer einen unterhaltenden Effekt hat. Am Ende gab es den Torpedo Moskau von Dragunov, sodass Nero den Pin gegen Da Mack abstauben konnte, sehr zum Unmut der Fans. Es flogen sogar zwei Bierbecher in Richtung Ring, wovon wohl einer verkümmerte, der andere aber halbvoll Ringrichter Tassilo Jung am Rücken traf. Eine absolut unnötige Aktion, die einen gewissen bitteren Beigeschmack bei einer ansonsten guten Crowd hinterlässt.
Nach der Show gab es dann noch ein Bier und vor der Halle noch einen sehr leckeren Burger und ein sehr gelungener Wrestling-Event fand sein Ende. Von der ersten Sekunde an war es eine gute Show mit einer guten Kulisse, die zwar bei den Matches zwei und drei ein bisschen abkühlte, und welche im nachhinein auch die Lowlights des Abends waren, aber ansonsten immer gute Stimmung machte, sehr unterhaltsame Chants anstimmte und welche wiederum auch sehr gutes Wrestling zu sehen bekam. Gerade die drei Matches nach der Pause waren allesamt sehr gut, der Opener und das Match vor der Pause auch gut sowie ein durchschnittliches Match mit Walter gegen Ray. Dazu ein schwächeres Match, welches man absolut nicht gebraucht hätte, aber aufgrund der Verletzungsprobleme wohl aktuell nicht vermeidbar ist. Von daher kann ich auch hier jedem nochmal nachdrücklich empfehlen dem Euro-Wrestling eine Chance zu geben, egal ob wXw, NEW, GWF oder eine andere Liga! Probiert es aus, denn es lohnt sich!