Eigentlich wollte ich mich zum Anschlag in Manchester gar nicht äußern, aber jetzt kommt mir wegen einer Aussage dermaßen die Suppe hoch, dass ich doch mal kurz ein paar Zeilen einhacke.
Dabei geht es mir um den Blödsinn, den ich gestern andauernd in den Medien aufgeschnappt habe und der davon handelt, dass bei diesem Anschlag das erste Mal Kinder im Krieg gegen den IS getötet wurden. Mir rollen sich echt die Fußnägel hoch, wenn ich dieses Kolonialherrendenken quer durch alle Medien verfolgen muss. Ich verzeihe Otto-Normalverbraucher durchaus sein Kurzzeitgedächtnis und seine komplette Ego-Perspektive, das scheint eh chronisch und unheilbar zu sein, aber das auch alle internationalen Medien keine zwei Monate in die Vegangenheit zurückblicken können, ist schon echt bedenklich.
Mitte März wurde in Syrien eine Moschee bombadiert, dabei starben 40 Zivilisten, eine Woche später starben 33 Menschen, weil eine leerstehende Schule "aus Versehen" platt gemacht wurde, in der Flüchtlingsfamilien Schutz gesucht hatten, Anfang April starben 15 Zivilisten in einem Internetcafe, da wurden sogar 4 tote Kinder bestätigt. Seitdem die USA in den "Kampf gegen den Terror" eingestiegen ist und jetzt möglichst breitflächig aus der Luft Gegenden zu Parkplätzen bombt, spricht sie selber von 229 toten Zivilisten in diesen gut 3 Monaten, Menschenrechtsorganisationen hängen noch eine Null dran und gehen von 2.800 Leichen aus. Wer will mir da bitte erklären, dass darunter aber keine Kinder waren?
Oder zählen diese Kinder vielleicht nicht, weil in ihrem Land schon lange keine Popkonzerte mehr stattfinden und es eben halb so schrecklich ist, wenn man jeden Tag auf der Straße ausgebombt wird, dazu auch noch von der großartigen Heldenkoalition, der 60 Länder und natürlich auch Deutschland angehören? Werden diese Kinder deshalb nicht gezählt, weil sie von Luft-Boden-Raketen, die jeder kommen hört und sieht, zerfetzt werden, sich die Täter dabei nicht selber in die Luft sprengen und sich vor allem beim Knöpfchen drücken an den offiziell richtigeren Gott wenden?
Mit 23 Jahren ist man kein Kind mehr. Das ist der einzige Grund, warum ich nicht auch noch den Mann mit in die Aufstellung nehme, der ins ach so sichere Afghanistan abgeschoben wurde und keine zwei Wochen später bei einem Selbstmordattentat von Splittern im Gesicht verletzt wurde. Ein Attentat, das Anfang Februar stattfand, dort zum Alltagsgeschäft gehört, und bei dem es zu 20 Toten und 41 Verletzten kam. Zum Krieg gegen den IS gehört diese Tat und vor allem diese rigorose Abschiebepolitik jenseits von Gut und Böse allemal. Denn sicher gibt es beim IS jede Menge religiös verbrämte Idioten, wie halt in jeder Religion übrigens, aber ein großer Anteil besteht sicher auch aus Menschen, denen man in Europa die Zukunftsperspektive genommen und in ein Kriegsland oder in ein anderes Elend zurückgeschickt hat, und die deshalb am Nullpunkt angekommen offen für alle Angebote sind.
Aber ich benutze hier schon wieder die ganze Zeit die Abkürzung IS, die muss ich zum Schluss noch unbedingt auflösen. Die steht für "Islamischer Staat", eine Terrororganisation, die aus mehreren Ebenen besteht. Da wären zum einen gewaltbereite Terroristen, die einen Krieg in Syrien und anderen Ländern führen, und dabei von Ländern wie Saudi-Arabien unterstützt werden. Und deshalb selbstverständlich auch u. a. von Deutschland, den USA und allen anderen Waffenschiebernationen, die den Arabern freundlichst diese Waffen zur Verfügung stellen, obwohl die Verbindungen echt kein Geheimnis mehr sind.
Das sind aber nicht die einzigen Verbündeten des IS, dazu kommen Millionen Wutbürger, die nach jedem Attentat aufschreien, ihren Ausländerhass von der Kette lassen, und so die wichtige Rekrutierungsarbeit für den IS im Westen übernehmen. Es gäbe nämlich nichts Schlimmeres für diese Gewaltheinis, als wenn Menschen vor ihnen fliehen und dann woanders herzlich aufgenommen und integriert würden. So würde diesen Terroristen tatsächlich nachhaltig das Wasser abgegraben. Deshalb müssen sie sich auch so sehr auf ihre AfD-Kämpfer und Pegida-Verbündeten verlassen, denn der Krieg verläuft eher schlecht und wird wohl verloren. Da ist es wichtig, dass ihre Helfer schon jetzt möglichst viele Menschen ausgrenzen und durch Chancenlosigkeit radikalisieren. Anders wäre der Terror zukünftig nicht aufrecht zu erhalten. Danke, Gauland.