Die groteske Weltanschauung

Die Totengräber des John Crichton

Ich mag keine Schwarzkopierer im Filmbereich. Sicherlich gibt es andere menschliche Arschlochkandidaten, die auf meiner Erzschurkenskala noch höher angesiedelt sind, aber nichts desto trotz besetzen die eingangs erwähnten Typen dort schon einen der Spitzenplätze. Als hoffnungsloser Serienjunkie will ich gar nicht wissen, wieviele meiner Flimmerlieblinge diese Leute auf den Friedhof der nie aufgelösten Cliffhanger geschickt haben, nur weil sie wegen ihrer naiven Abgreifmentalität nicht bereit waren, für ihre eigenen Interessenschwerpunkte Geld auf den Tisch zu legen und so deren Ausstrahlungszukunft zu finanzieren. Für mich geht es auch mehr als in Ordnung, wenn die Täter dafür empfindliche Geldstrafen einstecken oder sogar ein paar Jährchen in den Bau wandern. Wir reden hier nun mal nicht nur über Diebstahl, sondern auch gleichzeitig über das böswillige Ruinieren eines meiner liebsten Hobbys, deshalb dürfen diesbezüglich überführte Verbrecher bei mir mit keinerlei Mitleid rechnen.


Gerade wegen dieser Einstellung kotzt es mich aber auch unglaublich an, dass ich mittlerweile durchaus nachvollziehen kann, warum manche Menschen zu diesen illegalen Methoden greifen. Denn es gibt inzwischen Begleiterscheinungen in dieser Industrie, bei deren Ansicht man fast auf den Gedanken kommen könnte, dass gezielt potentielle Kunden verprellt und in die Kriminalität getrieben werden sollen. Oft stellt sich die Situation sogar so dar, dass man das jeweilige Material im gewünschten Umfang rein exklusiv über gesetzlich verpönte Internetsaugorgien bekommen kann, und da hört gerade für ehrliche Käufer der Spaß mal so was von auf.


Ich führe meine persönliche Liste der Ärgernisse an dieser Stelle gerne auf, allerdings sollte der Leser gleich davon ausgehen, dass diese Aufstellung nicht vollständig sein wird. Denn dafür gibt es viel zu viele Stolpersteine, die man als serien- und filmbegeisterter DVD-Sammler gerade hier in deutschen Landen vorgesetzt bekommt. Das fängt direkt mit der Unart an, neuerdings jede Serie in zwei Teilen zu veröffentlichen und für jeden Teil den normalen Boxpreis zu verlangen. Da ist man dann schnell bei 80, 90 Euro für eine Staffel seiner Favoritenreihe angelangt, die auch immer öfter statt den 26 Folgen, die in seligen Zeiten des letzten Jahrhunderts Mengenstandard waren, nur noch 16, 18 oder 22 Episoden umfasst.


Mir muss niemand erzählen, dass bei so einer Produktion viele Kostenfaktoren befriedigt werden müssen, trotzdem fühle ich mich ehrlich gesagt verarscht, wenn ich für bedeutend weniger Material auf einem immer mehr veralteten Medium fast den doppelten Preis bezahlen soll. Die Filmindustrie sollte meiner Meinung nach wirklich nicht arrogant davon ausgehen, dass der Kunde nicht weiß, wie spottbillig sich eine DVD-Pressung präsentiert, gerade wenn bei Erfolgsserien die in Auftrag gegebene Menge durch die zu erwartenden Verkäufe recht gigantisch daher kommt und so den Preis noch mal drückt.


Warum fallen denn DVD´s innerhalb eines Jahres mehr im Preis als eine durchschnittliche Facebook-Aktie? Das hat garantiert nicht nur etwas mit verzweifelten letzten Abverkäufen der Lagerbestände zu tun, denn auch diese werden nicht als Verlustgeschäfte kalkuliert. Selbst ich Mathematik-Legastheniker kann mir dann zusammenreimen, was für eine unverschämte Gewinnausschüttung im ersten knapp 20 € teuren Verkaufsrun liegt, wenn die gleiche Veröffentlichung ein paar Monate später auch noch bei der 8 - 10 €-Verramschung für eine Erektion Marke „Voll o. k.“ in so manchem Hosenstall der produzierenden Geschäftsführung sorgt. Wer auf der Herstellerseite den Hals partout nicht voll bekommt, der muss sich nicht wundern, wenn Kunden abspringen und sich nach günstigeren Alternativen umschauen.


Da hilft es auch nichts, wenn man diese Mondpreise damit durchdrücken will, indem man lieblos Bonusmaterial auf die Datenträger rotzt. Eine viertelstündige „Hinter den Kulissen“-Dokumentation, bei der einfach jemand in der Betriebskantine die fest installierte Standkamera einen Vormittag laufen gelassen hat, verleitet mich höchstens einmal zum Kauf, danach lockt man mich durchaus lernfähigen Konsumenten damit nicht mehr hinter dem Ofen oder dem Fernsehsofa hervor. Genauso wenig begeistern mich Interview-Schnipsel, in denen irgendwelche Komparsen oder sogar die Hauptdarsteller erzählen, wie großartig dieser Dreh war, wie harmonisch alles verlief und warum dieses Team das beste war, mit dem er oder sie jemals zusammengearbeitet hat. Das sind Sprüche, die werden von manchen Darstellern schon als Textbausteine für praktisch jedes Nachklappinterview genutzt und kommen dem Fan entsprechend inflationär aus beiden Ohren heraus. Ein Grund für einen satten Euroaufschlag im zweistelligen Bereich bilden diese armseligen Langeweilegarantien aber bestimmt nicht, zumal ich beim DVD-Konsum über eine Pause-Taste verfüge und deshalb auf quasseltechnische Pinkelpausen nicht angewiesen bin.


Wenn man sich dann auch noch zum Beispiel die Veröffentlichungen eines Herrn Kalkofe betrachtet, werden die Raubzüge der Konkurrenz erst mal so richtig ans Licht gebracht. Denn dieser Mann bietet seine DVD´s nicht nur routinemäßig mit tonnenweise Bonusmaterial an, so dass der Datenträger fast platzt und man als Fan praktisch seinen Lebensabend damit verbringen kann, jedes versteckte Extra und jeden automatischen Einspielfilm zu Gesicht zu bekommen. Darüber hinaus kann man sogar bei manchen dieser Monsterteile abgespeckte Versionen ergattern, auf denen es kein zusätzliches Material gibt und die entsprechend im Preis die Hosen runter gelassen haben. Sicher sind solche kundenfreundlichen Projekte absolute Ausnahmeerscheinungen, aber trotzdem zeigen sie sehr schön auf, was realistisch ist und somit auch, wie sehr der interessierte Kunde bei anderen Geschäften geldgierig über den Tisch gezogen wird.


Aber wahrscheinlich sollte der niedere Fanpöbel sowieso dankbar sein, dass ihm Eure Gnaden Prinzessin von und zu Filmindustrie überhaupt hin und wieder in einem Anflug von Großmut den einen oder anderen DVD-Krümel zuwirft. Denn dass so etwas nicht selbstverständlich ist, zeigt der hiesige Umgang mit der amerikanischen Hitserie „Supernatural“. Dieses heute schon als Meilenstein und Messlatte etablierte Überformat (o. k., möglicherweise präsentiert sich diese Meinung ziemlich exklusiv nur im Blogwunderland des verrückten Rygel-Hutmachers als absolut wasserdicht, aber dort ist sie nun mal das Non plus Ultra, so bizarr sie der Leser-Alice auch in Dauerschleife erscheinen mag) läuft beim großen Bruder wie geschnitten Brot, so etwas sollte aber niemanden zu Rückschlüssen über die Akzeptanz beim deutschen Fernsehpublikum veranlassen.


Denn in der germanischen Medienszene ist allgemein bekannt, dass amerikanische Serien hierzulande „meistens nicht funktionieren“. Da stimme ich diesen Leuten auch absolut zu, nur über die Gründe sind wir uns etwas uneinig. Die Möchtegern-Oberchecker in den Senderchefetagen bekommen von ihren studienspuckenden Sacharbeiterhiwis eingeflüstert, dass diese Verweigerung am abweichenden Fernsehverhalten der Ureinwohner des Sauerkrautlands im Vergleich zu dem der Burgerfresser liegt. Der Möchtegern-Oberchecker bei der grotesken Weltanschauung bekommt dagegen von seinen immer mehr entfesselten Kopfstimmen eingeflüstert, dass dieser Boykott an der konsequenten Nicht-Bewerbung von Serienstarts festzumachen ist, die sogar noch durch Sendetermine irgendwann gen Mitternacht verschärft wird, da zur Prime-Time die gewohnte Eigenproduktionsscheiße oder der Blockbusterwiederholungswahnsinn unter das Volk gebracht werden muss, um die jahrelang erfolgreich durchgeführte Niveauetablierung auf gefühlter Fersenhöhe nicht unnötig durch das Anbieten von originell-intelligenten Unterhaltungswelten zu gefährden.


Wer da schlussendlich recht hat, muss ich hier nicht herausarbeiten, denn für das Blogthema ist nur eine Konsequenz aus diesem Verhalten interessant. Das ist die DVD-Veröffentlichungsgeschwindigkeit dieser Serie. Eine weitere Tatsache, die natürlich ebenfalls überhaupt nichts mit dem mangelnden Einschaltwillen des Publikums zu tun hat, ist nämlich, dass es der Inhaber der teutonischen Ausstrahlungsrechte Pro7 für eine pfiffige Idee hält, die Abenteuer der zwei dämonenjagenden Brüder mit circa zweijähriger Verspätung anzubieten. So kann der hiesige Fan ohne Zugriff auf einen ebenfalls ausstrahlenden deutschen Bezahlsender von der 6. Staffel dieser Serie nur träumen, während die amerikanischen Anhänger seit letzten Oktober bereits die 8. Staffel verfolgen dürfen.


Mir ist das eigentlich völlig egal, wenn ein Sender durch Holpersynchronisation und Sendetermine irgendwann um den jüngsten Tag herum freiwillig seine Quote beerdigt, aber wenn deswegen auch noch die DVD-Veröffentlichung entsprechend verzögert wird, empfinde ich das nicht mehr als lustige Bagatelle. Was bleibt dem Ultrafan denn da noch außer Saugorgien im Netz, wenn er selber weder über ein Fremdsprachentalent für die amerikanische Version noch über genug Geld für Bestellungen beim Pay-TV verfügt? Und obwohl ich wenigstens nicht der zweiten Kategorie angehöre und so ab Januar in den Genuss der 7. Staffel komme, juckt es selbst mir hin und wieder in den Fingern, wenn andere einheimische Fans darüber berichten, dass sie sich die 8. Staffel pünktlich seit der Staffelpremiere in den USA aus dem WorldWideWeb ziehen.


Zumindest originell ist auch die Art von Betrug am zahlenden Kunden, die Fans des Unterhaltungsgenies Kurt Krömer über sich ergehen lassen müssen. Das vorletzte Format dieses begnadeten Comedians lief über 5 Staffeln, wovon lediglich vier auf DVD veröffentlicht wurden, während die fünfte seit Jahren auf sich warten lässt. Wir sprechen hier allerdings beim ausführenden Sender über den RBB, es mag also sein, dass für diese Vorenthaltung gar keine böswilligen Gründe vorliegen, sondern einfach die Kameras über die gesamte letzte Staffel nicht im Kopiermodus liefen und es deswegen nun gar kein Material gibt, das man auf dem Markt anbieten könnte.


Das ist allerdings keine Entschuldigung dafür, wie dreist die erste Staffel des aktuellen Projekts meines Idols aus Neukölln auf den Markt katapultiert wurde. Man hat sich zwar tatsächlich der Fans erbarmt und einen Datenträger springen lassen, was sicher eine Verbesserung darstellt, zumindest wenn man den Vorgang mit dem Stinkefinger vergleicht, der bei Nachfragen auf das verschollene Staffel-5-Bernsteinzimmer reflexartig von den Machern gezeigt wird. Das Wort Verbesserung räumt aber sofort im Mundraum des geneigten Kurti-Anhängers ein striktes Hausverbot ab, wenn der sich mit dem DVD-Witz beschäftigt, denn bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um ein Best of, in dem das ingesamt 6 Stunden lange Originalformat auf 2 Stunden heruntergestutzt wurde.


Selbstverständlich ist das nichts anderes als ein herber Schlag ins Gesicht der echten Fans, denn die sind natürlich nicht an einem Zusammenschnitt der Szenen interessiert, die irgendein Senderpraktikant als am gelungensten empfunden hat, sondern wollen die beste und wildeste Achterbahnfahrt, die der gegenwärtige Comedian-Rummel zu bieten hat, in der vollen Länge erleben. Das können sie aber nur, wenn sie die Shows auf youtube anklicken oder sich woanders aus dem Netz saugen, da die Verantwortlichen nur eine armselige Light-Version via legalen Handel anbieten, die mit ein bisschen Pech dann auch noch die wenigen, aber nichts desto trotz natürlich auch vorhandenen Segmente beinhaltet, die man persönlich als Rohrkrepierer besetzt hat.


Das Stichwort „Schnitt“ kann ich dann auch gleich für mein letztes Beispiel im Reigen der heiteren Kundenverarschungen benutzen. Was nämlich der selbsternannte Jugendschutz mit „Walking Dead“, einer weiteren Gigantenserie im grot´schen Unterhaltungsuniversum, veranstaltet, spottet auch jeder Beschreibung und ist somit prädestiniert, um mehr oder weniger kurz von mir auseinandergenommen zu werden. Wer von diesem Format noch nie etwas gehört hat, dem sei gesagt, dass es sich hier um eine Zombieserie handelt, die sicherlich nicht zuletzt wegen ihrer hervorragenden Masken und Spezialeffekte weltweit die Preise bündelweise nachgeschmissen bekommt und so auch eine recht beeindruckende Fangemeinschaft in ihrer dreijährigen Existenz hinter sich vereinen konnte. Natürlich auch hier in Deutschland, nur achtet mein Heimatland selbstverständlich sehr darauf, dass sein Ruf nicht beschädigt wird, den es sich durch die Erfindung des Spießers bereits vor Jahrzehnten mühsam erarbeitet hat.


Also wird diese Serie, die rund um den Erdball mehr Auszeichnungen abräumt als Ottfried Fischer Fressalien an einem durchschnittlichen kalten Buffet, in deutschen Breitengraden gegen den ausländischen Trend nicht mit Filmpreisen bedacht. Stattdessen wird die gesetzlose Bande komplett vergreister Frühpensionäre, besser bekannt unter ihrem Gangnamen „Deutscher Jugendschutz“, auf die gefeierte Untoten-Reihe losgelassen, damit die rüstigen Theo-Lingen-Fanatiker sich an diesem Format der Neuzeit rächen können. Immerhin sind diese Art von Produktionen wegen ihrer sowohl ständigen als auch natürlich total provokativen Erzeugung unerträglicher Spannung letztendlich daran schuld, dass die von den Jugendschutz-Mitgliedern so innig geliebten heiteren Verwechslungskomödien aus den 60er Jahre des letzten Jahrhunderts kaum mehr ein Publikum finden und deshalb nicht mehr gedreht werden.


So etwas muss natürlich hart bestraft werden, also schneidet man amokartig Szenen heraus und ruiniert dadurch ganze Handlungsbögen, so dass die böse Ami-Serie niemals an die innere Logik des Filmdebüts von Peter Alexander herankommt. Kritiker könnten jetzt berechtigt einwerfen, dass dieses Zelluloidverbrechen aus der Menschheitsdämmerung gar keine innere Logik besitzt, dieser Fakt zeigt aber nur auf, wie abstrus meine Lieblingsgehirnfresser von der willkürlichen Zensurschere verstümmelt wurden, so dass sie sogar diese praktisch auf dem Boden liegende Latte noch unterlaufen.


Da werden dann zum Beispiel lustig Szenen gestrichen, in denen ein Rohr aus einem Zombieauge gezogen wird, obwohl der Eintritt in das gleiche Auge anscheinend noch nicht zensurwürdig war. Es muss auch unbedingt auf ewig verbannt werden, wie einem Zombie die Gesichtshaut teilweise abgezogen wird, während in der Schlussszene eine komplette Beinamputation per Beil genauso ausgiebig wie plötzlich unbedenklich dem Zuschauer vorgeführt wird. Jeder, der nun zusammenzuckt und empört angibt, dass die angesprochenen Szenen nun auch wirklich abstoßend klingen und verboten gehören, den möchte ich doch bitten, mir die Auswahl meiner Geschmacksbefriedigungen zu überlassen. Wir reden hier über eine Serie, die auf Sky unter einer streng codierten Jugendschutzvorsperre läuft und ausdrücklich als FSK 18 ausgegeben ist. Wer Hirnmatsch nicht mag, guckt keine Zombieserie, und wenn Kinder diese für sie absolut ungeeignete Serie zu Gesicht bekommen, ist das erstens nicht die Schuld der erwachsenen Fans, sondern der elterlichen Totalversager, und zweitens zeigen sich jüngere Konsumenten sicher auch von der Ansicht des kümmerlichen Rests geschockt, der nach der Zensurorgie noch übrig geblieben ist.


Überhaupt verfängt der Dauerhinweis von Jugendschützern auf Bewahrung der seelischen Gesundheit und Bekämpfung von Gewaltverherrlichung nicht mehr. Wenn es dafür einen Anlass gibt, dann kürzt man keine Machwerke, sondern man verbietet sie komplett und verklagt den Hersteller. Zu diesem Schritt traut sich aber natürlich kein wackerer Möchtegern-Gewaltbekämpfer, denn damit würde er sich endgültig lächerlich machen. Was wären das für Schlagzeilen, wenn eine Serie überall in den Himmel gelobt wird, aber im deutschen Gegenstück zum kleinen gallischen Dorf als Hetze vor den Kadi gezerrt wird? Also zückt man lediglich die Schere, damit Opa Fürchtegott sich pseudo-nützlich machen kann und seinen Sitz in einem Gremium, das schon längst durch das Internetzeitalter ad absurdum geführt wurde, nicht verliert.


Wenn wir uns über Jugendschutz ernsthaft unterhalten möchten, dann würde ich mal gerne aufs Tableau bringen, was diverse Privatsender in ihren gefakten Reality-Formaten tagein, tagaus über den Schirm flimmern lassen. Gerne können wir uns diesbezüglich auch über das Musikantenstadl, Casting-Shows und die ganzen unerträglichen Helfer-Fernsehattentate unterhalten. Das sind nämlich die Sendungen, die tatsächlich auf eine Volksverdummung abzielen, Bürger quer durch alle Altersschichten abstumpfen und den guten Geschmack auf die Abschussliste gesetzt haben. Dort würde ich dann auch gerne mal einen Zensurschnitt sehen, damit Dieter Bohlen niemandem seine Menschenwürde nehmen oder Andy Borg keine seiner „Alles ist gut“-Lügen über den Äther jaulen kann.


Das wird aber nicht passieren, denn diese Formate sind ja extra darauf konzipiert worden, um ein Volk lethargisch, desinformiert und immer auf der Schwelle der Debilität zu halten, da ist ein Eingreifen ausdrücklich unerwünscht. Also schneidet man lieber ein paar Spezialeffekte aus Fantasy-Serien raus, denn den Amoklauf unternimmt der potentielle Täter ja auch nur, da so eine Szene irgendwo durchgerutscht ist und er auf Ballerspiele abfährt, nicht etwa, weil der tolle Kevin aus dem mit dem goldenen Hirschen ausgezeichneten „Abgewichst in Berlin“-Dreck ähnliche Pläne glorifiziert hat, da er dort nun mal einen Gangsterrapper verkörpert und es „da draußen“ halt so zugeht.

Natürlich kommen die Folgen von „Walking Dead“ auch nur in geschnittener Form zur DVD-Veröffentlichung. Wer sich dann noch darüber wundert, dass sich die deutschen Boxen nicht wie gewünscht verkaufen und wie Steine im Regal liegen, da der geneigte Fan die Serie in unzensierter Form aus dem Internet herunterlädt, dem ist praktisch nicht mehr zu helfen. Auch ich werde mir diese Serie in der amerikanischen Version bestellen, weil ich glücklicherweise über einen NTSC-Player verfüge, da ich sonst nicht meine japanischen Wrestling-DVD´s konsumieren könnte. Über die sollte übrigens niemand lachen, denn fernöstliche Hochleistungsakrobatik mit Originalkommentar flasht wahrscheinlich sogar noch mehr als die vereinigten Kokaintrips, die sich Jugendschützer durch die Nase ziehen, während sie ihre Schnittauflagen auswürfeln.


Alles in allem möchte ich mit diesem Blog einfach zum Ausdruck bringen, dass Schwarzkopien sicherlich nichts anderes sind als empfindlich zu bestrafender Diebstahl. Allerdings brutzeln da mehrere Köche an dieser für den DVD-Fan ziemlich ungenießbaren Suppe, leider werden aber gewisse Hintermänner und ihre Machenschaften nicht mal annähernd adäquat bestraft. Sicherlich brechen ihnen Gewinne weg, wenn ihre Gier oder ihre Profilneurose zu sehr Überhand nehmen, aber so etwas geht dann auch immer auf den Erfolg und damit auf die Überlebenschance von Serienformaten. Der Gelackmeierte ist also immer der zahlende Fan, der irgendwann seine Favoritenreihe nur noch auf dem bereits erwähnten Friedhof der nie aufgelösten Cliffhanger besuchen kann. Und gerade bei viel zu früh verstorbenen Suchtklassikern wie „Farscape“ oder „Firefly“ ist das zumindest für mich persönlich kaum an Tragik zu überbieten.
 
Gedanken eines Antifa-Pissers

Seufz, jetzt heult sie wieder. Ich kann sie wirklich nicht leiden, aber das jetzt von allen Seiten gegen sie gestänkert wird, ist echt schon harter Tobak. Da gehen sogar mir trotz meines Status als einer ihrer Hauptkritiker die absolut verständlichen Tränen ziemlich nahe. Ob ich mal zu ihr gehe, um sie wenigstens kurz in den Arm zu nehmen und völlig unverbindlich zu drücken? Die Frage ist allerdings schon, ob ich sie überhaupt aufmuntern will. Spätestens morgen pöbelt sie bestimmt wieder frech herum und höchstwahrscheinlich laufen dann auch wieder ihre unkontrollierbare Aggressivität und die daraus resultierende Brutalität völlig aus dem Ruder. Trotzdem ist der gegenwärtige Anblick wirklich herzzerreißend. Aber ich weiß auch gar nicht, was ich sagen soll, um Trost zu spenden. Die rhetorische Geste „Hey, rechtsradikale Einstellung, du bist zwar ein Arschloch, extrem zurückgeblieben und riechst sehr streng, aber das aktuelle Mobbing gegen dich ist wirklich nicht in Ordnung!“ kann ja nun auch sehr leicht missverstanden werden. Hach, ich bin echt zu gut für diese Welt, warum mache ich mir überhaupt Gedanken darüber?


Wahrscheinlich ist das einfach mein reflexartiges Gerechtigkeitsempfinden, das sich da gerade verstärkt bei mir meldet. Sicher finde ich es in Ordnung, dass Gleichgesinnte mit mir auf dieser Einstellung herumhacken, es gibt ja nun realistisch gesehen kaum etwas Widerlicheres und Verachtungswürdigeres als diesen politischen Durchfall. Jedoch finde ich es schon mehr als gemein, dass jetzt nicht nur wir Linken uns über sie lustig machen und gegen sie aufstehen, sondern inzwischen auch Menschen mit ganz klarem Rechtsdrall sich abwenden und mit ihr nichts mehr zu tun haben wollen. So etwas muss wirklich wehtun. Oh je, das hätte ich nicht schreiben dürfen, in dem Aufschluchzer gerade ist wohl die ganze Verzweifelung über ihre aktuelle Lage hochgekommen. Jetzt ist mir auch völlig egal, dass ich eigentlich aus dem gegnerischen Lager stamme, ich bringe ihr wenigstens mal ein Taschentuch, das kann ja wirklich niemand mit ansehen.


So, nun müsste für einige Stunden Ruhe sein. Zum Glück habe ich noch einen zweifarbigen Kugelschreiber gefunden, solche Apparaturen werden von der rechtsradikalen Einstellung als hochkomplex wahrgenommen und sind deshalb geradezu prädestiniert als Ablenkung. Mit dem selbst ausgeübten Druckvorgang, der die Farben wechselt, wird sie sich jetzt einige Zeit fasziniert und begeistert beschäftigen können. Stören Sie sich übrigens nicht an den Zwischenrufen, die gehören dazu, da sie versucht, den nächsten Farbton zu raten, was ihr sogar hin und wieder gelingt. Ich will auch kein Lachen hören, denn für uns mag das vorhersehbar sein, für diese geistig nicht unbedingt überqualifizierte Einstellung ist das aber eine echte Herausforderung. Da fallen sogar mal Farbankündigungen, mit denen das Bürogerät von vorneherein gar nicht aufwarten kann. Aber irgendwie ist es ja auch schön, dass so ein mechanischer Vorgang von manchen noch als pure Magie empfunden wird.


Kommen wir nun aber zurück auf die Mutter des Verrats, von der dieser Kommentar eigentlich handeln soll. Angefangen hat der ganze Skandal mit einer völlig normalen rechtsradikalen Stellungnahme, wie ich sie schon oft auf Facebook zu lesen bekommen habe, da man anderen Usern bei der Annahme einer Freundschaftsanfrage nicht in den Kopf schauen kann und sich deshalb immer erst im Nachhinein herauskristallisiert, wie hoch in manchen Gehirnhohlräumen braune Denkparodien brodeln. So war ich nicht wirklich überrascht von dem geistigen Offenbarungseid, der da lautete: „Damit ihr es wisst, ich hasse alle Antifa-Pisser genauso wie die NPD!“.


Wie geschrieben ist das nun wirklich nichts, was erhöhtes Aufsehen erregen sollte. Da möchte nur einfach ein politischer Rechtsaußen mitteilen, dass er alle antifaschistischen Menschen verabscheut, die urinieren müssen, und er außerdem die NPD nicht mag. Welche faschistische Partei er wählt oder ob er sein Wahlrecht gar nicht wahrnimmt, da ihm alle in Deutschland angebotenen Polit-Vereinigungen der überzeugten Vollidioten in ihren Programmen nicht weit genug gehen, soll hier nicht primär interessieren.


Ebenso muss man nicht eruieren, warum sich der Blödmann bei seiner Hetze auf Anti-Faschisten versteift, die über eine Blase verfügen, es ist ja eigentlich davon auszugehen, dass dieses Kriterium sowieso allgemein verbindlich ist. Allerdings weiß man nicht, ob ihn selber Toilettengänge nicht geistig überfordern, er diese deshalb für sich abgeschafft hat und seine Ausscheidungen deshalb durch ein einmaliges Husarenstück in der bekannten Natur nun über seinen Mund erledigen kann. Ich darf das nicht beurteilen, da ich ihn nicht persönlich kenne, jedoch kann ich definitiv bestätigen, dass die wenigen schriftlichen Beiträge, die er selber abliefert und sich nicht irgendwo zusammengeklaut hat, sehr viel mit Fäkalien gemein haben. Der Leser merkt, dass der ganze Themenarm wirklich ekelhaft besetzt und wie erwähnt noch nicht mal der Aufhänger des Kommentars ist, deshalb verlasse ich den Nebenschauplatz an dieser Stelle.


Eigentlich geht es im Kern nur um die Fortführung der Aussage, denn auf das Hassbekenntnis gegenüber Anti-Faschisten folgte der Formulierfurz „Ich bin weder rechts noch links, sondern geradeaus!“ Und dieser Satz ist wirklich eine ungeheure Frechheit und eine klare Ohrfeige ins Gesicht jeder rechtsradikalen Einstellung. Der interessierte Leser muss wissen, dass es einen uralten Generationenvertrag zwischen der Intelligenz und dem Schwachsinn gibt, die haben sich hochoffiziell direkt nach dem Urknall getroffen und Richtlinien aufgestellt. Schon damals war klar, dass es politisch nur zwei Richtungen in höchstens unterschiedlicher Intensität geben kann, da bei diesen Prozessen nur ein Dafür oder Dagegen existiert, da griff schon sehr früh das stromberg´sche „Titten auf den Tisch“-Prinzip. Es gibt dort kein Rumgeeiere von wegen „Ja, ich will mich in einen Entscheidungsvorgang integrieren, allerdings ohne mich für eine Richtung zu entscheiden“, das schließt sich einfach auch schon logisch aus, wenn man tatsächlich auf den Besitz einer Meinung jenseits eines „Weiß nicht genau“-Bekenntnis Wert legt.


Aus diesem Grund wurden die Menschen damals eingeteilt, die Intelligenz bekam die Linksorientierten, der Schwachsinn die Rechtsausleger. Allerdings ist das nicht lange gut gegangen, das muss man zugeben, da es ärgerlicherweise schon traditionell viel mehr dumme als intelligente Menschen auf dem Erdball gegeben hat und bis heute gibt. Auf dieser Basis entstand in der deutschen Geschichte sogar ein sehr tragisches Kapitel, da der Schwachsinn wegen dieses Ungleichgewichts einsame Triumphe feiern und sogar für mehrere Jahre eine rechte Hirnschwundelite in politische Führungspositionen pushen konnte. Nach dieser sehr dunklen und selbst für den Schwachsinn ziemlich peinlichen Episode hat er sich direkt noch mal mit der Intelligenz zusammengesetzt und dabei darauf gepocht, dass fortan auch Dorfdeppen auf der linken Seite mitmachen müssen, damit nicht nur er sich ständig für seine Schutzbefohlenen schämen muss.


Kurz darauf hat sich dieser neue Vertrag auch schon für den Schwachsinn mehr als gelohnt, denn direkt die ersten Blöden, die unter der Fahne der Intelligenz segeln durften, gründeten die Partei „Die Linke“, blamierten sich in der Folge mit Wahlprogrammen, in denen das Blaue vom Himmel versprochen wurde, solange es nur unrealistisch genug war, und in denen Zeitreisen, Unsterblichkeit und der Weltfrieden nur noch nicht angeboten wurden, da die Parteispitze nicht ihr komplettes Märchenpulver auf einmal verschießen wollte. Für diese politischen Ballermanntouristen wurde die Intelligenz in Kollegenkreisen ziemlich ausgelacht, teuflischerweise kann sie aber noch nicht mal etwas dagegen unternehmen, da nach wie vor die aus Frauen herausgepressten Doofmänner praktisch inflationär auf die Erde hageln, während die intelligenten Seelen sich aus dem Himmel versehentlich in einen Menschenkörper verirren müssen, um fortan schwer deprimiert und entsprechend frustriert auf diesem Knallchargen-Planeten zu wandeln.


In so einer Situation kann es natürlich überhaupt nicht angehen, dass irgendwelche Naturvollpfosten rechte Phrasen verbreiten, aber gleichzeitig den Ursprung dieser fest etablierten Gehirn-Diarrhoe durch ein Umtaufen neu definieren. Das sorgt nur für Irritationen, selbst ich fiel im ersten Moment darauf herein, denn spontan bin ich davon ausgegangen, dass der rechte Hassprediger mit seiner Richtungsangabe feststellen wollte, dass er zu der großen Schafherde gehört, die sich für Politik nicht interessiert. In so einem Fall besitzt man auch keine eigene Meinung, frisst brav alles, was einem von anderen vorgesetzt wird und pendelt so eben weder nach links noch nach rechts, sondern taumelt im "Blinde Kuh"-Verfahren völlig orientierungslos in absoluter Fremdbestimmung durch das politische Leben.


Wes Geistes Kind dieser Typ wirklich ist, wurde mir erst klar, nachdem er sein bereits thematisiertes Lieblingsschimpfwort „Antifa-Pisser“ vorgestellt hat, die Juden allgemein mit der Frage konfrontierte, wie sie den Deutschen den Holocaust vorwerfen könnten, obwohl es doch schächtende Menschen auf der Welt gibt, und darüber hinaus ständige rassistische Tiraden gegen Japan und andere Länder vom Stapel gelassen hat. Bei letzteren Punkt ließ er sich natürlich auch nicht von irritierten Rückfragen beirren, die nachhakten, warum er pauschal in Dauerschleife gegen „Drecks-Japan“ hetzt und nicht mal Front gegen die internationalen Dreckswalfänger macht. Darum ging es ihm einfach nicht, so ein nationaler Tierquälerei-Pauschalverdacht ist einfach für braune Gemüter viel zu verlockend besetzt, um ihn nicht auf penetrante Art und Weise auszunutzen.


Oh, hören Sie das? Beziehungsweise hören Sie ebenfalls nichts? Jetzt ist doch tatsächlich die rechtsradikale Einstellung völlig erschöpft vom anstrengenden Kugelschreiberspiel eingeschlafen. Fast schon süß, wie sie da liegt, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Tatsächlich juckt es mir gerade in den Fingern, spontan ein Kissen zu organisieren und dann mit einem beherzten Druck über 2 Minuten der ganzen Welt einen großen Gefallen zu tun. Allerdings ist das natürlich sehr kurz gedacht, denn in so einem Fall würden ihre Anhänger weiter ihren rechten Stumpfsinn herausblöken, diesen aber nur als geradeaus verkaufen, da diese Richtung im Volksmund noch nicht so debil und krank definiert ist wie die bekannte rechte Idiotie.


So etwas wird auch der linken Seite immer nur schaden, da Wölfe in Schafspelzen nicht so leicht zu identifizieren sind und entsprechend gefährlicher daher kommen. Nein, da sollen sie mal schön weiter unter „rechtsradikal“ firmieren, das macht den Kampf gegen sie sehr viel leichter. Ich wecke die Einstellung dann mal auf und bringe sie zur Tür. Den Rückenaufkleber „Ich bin doof, tritt mich!“ werde ich mir aber nicht verkneifen. Denn trotz meines temporären Anflugs von Mitleidssolidarität vergesse ich natürlich nicht, wer meine Feindbilder sind. Ich gebe ihr am besten auch gleich noch einen Gruß an ihren großen Bruder Speziesismus mit, der bekommt nächstes Mal wieder einen Blog in die häßliche Mörderfresse. Was für eine Familie, man weiß wirklich nicht, wen man von beiden mehr hassen soll.
 
OLE, OLE, OLE, OLE... ;)

"Ole, Oh je

Wie sehr Meinungen auseinander gehen können, ist schon ziemlich faszinierend. Meine Heimatzeitung verbeugt sich heute vor einem Torero, dem ein Stier vor einiger Zeit das Auge ausgestochen hat und der diese Woche trotz Einbuße seines alltäglichen 3D-Optik-Erlebnisses ein Comeback in der Arena feiern konnte. Der zuständige Schreiberling war sich nicht zu schade, diesem Mann seinen höchsten Respekt auszusprechen, da er sich seiner Meinung nach auf beeindruckende Art und Weise persönlichen Ängsten gestellt und außerdem auch ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen (bzw. in diesem Fall: Massenmörder) gesetzt hat, die durch eine Verstümmelung aus ihrem Lebenstritt gekommen sind.


Ich bin mir zwar nicht sicher, ob der Journalist tatsächlich so dermaßen krude Gedankenwelten besitzt oder ob wir es hier nicht ganz banal mit einem schriftlichen Beweis für Drogenmissbrauch am Arbeitsplatz zu tun haben, zugunsten dieses Blogs gehe ich aber vom ersteren aus. Das gibt mir nämlich die Gelegenheit, meine doch recht konträr angelegte Meinung zu diesem Ereignis und vor allem den spanischen Protagonisten betreffend zu formulieren. Denn sicherlich sehe ich in diesem Mann auch eine bemerkenswerte Ausnahmeerscheinung, sogar gleich auf mehreren Gebieten, allerdings bassieren die bei mir definitiv nicht auf höchstem Respekt.


Zum einen ist dieser Mann für mich ohne jeden Zweifel einer der größten Trottel auf dieser Erde. Moderner Stierkampf hat nun wirklich nichts mehr mit Heldentum oder Geschicklichkeit zu tun, die Stieropfer werden vor den Kämpfen solange mit Beruhigungsmitteln und anderen Chemiecocktails behandelt, bis sie gerade noch auf den eigenen Beinen zu ihrem Schlachtbankersatz taumeln können. Die Faustregel in diesen Kreisen lautet, dass es unbedingt zu verhindern ist, dass der gedopte Gegner des Matadoren in die Arena geschoben oder getragen werden muss, da es den Tapferkeitsmythos dieses Events schwer ruinieren würde, wenn für alle Zuschauer klar ersichtlich wäre, was für wehrlose Kreaturen da zu lebenden Schaschlikspießen verarbeitet werden.


Zusätzlich lungern an allen Ecken und Enden noch Helfer herum, die den Stier ablenken sollen, wenn dieser doch unerwartet aus seinem kompletten Delirium aufwacht, sein Blutverlust zu diesem Zeitpunkt noch nicht stark genug für die Lethargie des nahenden Todes ist und ihm so vom Schicksal eine letzte Aufbäumreaktion ermöglicht wird. Ein unbehandelter Stier würde mit jedem tuchschwingenden Selbstmordkandidaten binnen Sekunden kurzen Prozess machen, aus diesem Grund muss der Torero ohne Ende abgesichert werden und das Tier darf während der Vorführung nicht mal für einen Augenblick seine Normalform erreichen, weil das gleichbedeutend mit dem finalen Ole des feigen Bolero-Idioten ihm gegenüber wäre.


Wer es in so einem Hochsicherheitsszenario tatsächlich schafft, sein Auge zu verlieren, der hätte diesen Verlust auch eingesteckt, wenn er gegen einen Einbauschrank von Ikea angetreten wäre. Der Unterschied liegt da lediglich im höheren Aktivitätslevel des Möbelstücks im Vergleich zum nahezu narkotisierten Stier. Ich habe keine Bilder des Vorfalls gesehen, aber der Herr mit der Augenklappe muss entweder freiwillig in das Horn seines Opfers gesprungen sein oder er hat sein Sehorgan selber über den Jordan geschickt, als er beim Triumphpopeln nach der Kampfparodie unglücklich seine Nase verfehlte.


Auf keinen Fall hatte dieser Stan-Laurel-Gedächtnis-Vorfall etwas mit respektablen Narben eines Zweikampfs unter fairen Bedingungen zu tun, das Loch in der Visage zeugt lediglich davon, mit was für einen selten doofen Vertreter man es hier zu tun hat. Hinzu kommt, dass er diese Eliteposition in einer Berufssparte erreicht hat, die sowieso traditionell ihre Reihen ausschließlich mit Leuten füllt, die den Intellekt einer benutzten Klobürste besitzen. Irgendwo ist das also schon eine Leistung, dennoch tue zumindest ich mich schwer mit völlig unangebrachten Respektsbekundungen.


Außerdem unterstelle ich Käpt´n 2D auch, einer der peinlichsten Menschen hier auf Erden zu sein. Für normal denkende Mitbürger ist dieser Status bei einem Torero sowieso verbindlich, aber dieser Mann müsste doch eigentlich auch für Unmut direkt in seiner Zunft sorgen. Denn wie kann man schöner darstellen, dass diesen zweifelhaften Sport nun wirklich jeder Depp ausführen kann, als mit der erfolgreichen Etablierung eines Schwerbehinderten mit unveränderten Wettbewerbsbedingungen? Der einzige Reiz, den ich aus der Existenz dieses Toreros ableite, ist für mich auch definitiv das deutliche Potential für eine schöne Hommage an den Monty Python-Klassikers „Ritter der Kokosnuss“. Dort gibt es eine Szene, in der König Artus seinem Gegner in einem Duell alle Gliedmassen abschlägt, dieser aber selbst als Rumpf nicht aufgeben will und eine Fortführung des Vergleichs fordert.


In die Realität übertragen könnte es durchaus auch mir trotz starker Antipathie gegenüber Tierquälerei einen Schmunzler wert sein, wenn dem Matadorenstehaufmännchen fortan pro Kampf ein weiteres Körperteil abhanden kommt, es ihn aber nichtsdestotrotz weiter in die Arena treibt. Wenn er dann aber tatsächlich irgendwann als Rumpf mit einem Speer zwischen den Zähnen durch den Sand kullert und trotzdem weiter seine Kämpfe pseudo-sensationell gewinnt, würde das zwar schwarzhumorige Typen wie mich ziemlich ansprechen, könnte aber garantiert nicht im Interesse anderer Stierkämpfer sein. Denn spätestens zu diesem Zeitpunkt würde mehr als deutlich werden, dass man auch einen blinden 90jährigen im Rollstuhl als Herausforderer präsentieren könnte und dieser Gladiator trotzdem triumphieren würde, weil sich ein Torero einfach schon mehr als anstrengen muss, um dieses für ihn absolut harmlose und von vorneherein entschiedene Spektakulum Extremo Perverso zu verlieren.


Eigentlich wollte ich unter dem dritten Punkt ein paar Worte zu der Aufmachung des Clowns verlieren. Allerdings ist mir dann bewusst geworden, dass es zwar als außergewöhnlich mutig bzw. geisteskrank durchgeht, sich in diesem Bekloppten-Outfit für Augenkrebs-Fetischisten in die Öffentlichkeit zu wagen. Jedoch steht er damit nicht alleine, sondern hält sich sogar an die fix ausgelobte Kleiderordnung für Matadore, die irgendwann anno tuck von einem durchgeknallten Modemacher erdacht wurde, um fortan den Geschmack der Restmenschheit zu terrorisieren. Richtig, ich verwende hier das Wort „Durchgeknallt“ in Verbindung mit „Modemacher“, obwohl diese Buchstabenfolge bereits ein Synonym für „Durchgeknallt“ darstellt. Diese Wiederholung ist von mir aber durchaus geplant, um so geschickt den besonders gigantischen Bematschtenstatus des Erfinders dieser Kleidungsdiarrhoe herauszustreichen. Jedenfalls sehe ich von einer personalisierten Lästerei an dieser Stelle ab, da es in Torero-Kreisen völlig normal ist, sich in seinen 5 Nummern zu kleinen Konfirmationsanzug zu schmeißen, diesen mit der Brokattapete der Urgroßmutter aufzupeppen und sich als I-Tüpfelchen noch in eine Strumpfmode reinzupressen, die ihre Blütezeit irgendwann während der französischen Revolution hatte.


Kritiker könnten mich jetzt fragen, warum ich nicht selber den Beruf des Stierkämpfers ergreife, wenn dieser doch so leicht und für jedermann auszuführen ist. Das scheitert bei mir aber leider an zwei Gründen. Da wäre erstens meiner Weigerung zu nennen, den Kleiderschrank meiner Schwester auszuräumen, Beutestück auf 90 Grad zu waschen, mich in diese hineinzuzwängen und zusätzlich noch die Restbestände der letzten Karnevalsfeier der Psychiatriestation meines Krankenhausbetriebes großzügig über die angelegte Pelle zu verteilen. Das wäre selbst mir zu peinlich, obwohl ich definitiv bezüglich dem Humor gegen meine Person eine enorm hohe Toleranzschwelle besitze.

Natürlich würde ich mir dagegen durchaus zutrauen, nahezu bewusstlose Tiere mit einem Speer zu treffen. Immerhin sind die Protagonisten geradezu riesig und ich benötige nur einen Hauch von Ahnung über den Verlauf ihrer kritischen Nervenbahnen, da ein Matador traditionell 20 bis 30 Waffen zur Verfügung hat, diese verbindlich alle in das wehrlose Opfer hineinrammen muss und es deshalb völlig egal ist, an welcher Stelle er diese Folter ansetzt, solange das Tier nur nicht vor dem geplanten Ende der Show zusammenbricht. Das sollte mit etwas Konzentration zu gewährleisten sein, immerhin gibt es sogar Kinder-Toreros, mit irgendeiner schwer erlernbaren Kunst hat das ganze Gemetzel also wirklich nichts zu tun. Bei den kleinen Terrorazubis reichte es wahrscheinlich schon, dass der Herr Papa sie in regelmäßigen Abständen von hinten genommen hat und sie deshalb einen gesunden Hass auf Lebewesen entwickeln konnten.


Und das bringt mich zum zweiten Knackpunkt, der mir diesen Karriereweg vergällt, denn ich kann mir weder einen Hass auf Tiere noch eine alternative Abstumpfung in Bezug auf Tierquälerei attestieren. Das würde mir als Matador absolut das Genick brechen, denn man darf nie vergessen, dass unter dem Strich bei dieser Tätigkeit immer nur eine der größten Tierfolterungen überhaupt zu Buche steht. Die Vorgehensweise, einen Stier bei lebendigem Leibe solange durch unzählige Speerattacken ausbluten zu lassen, bis dieses von Natur aus friedliche Tier sich nicht mehr bewegen kann und deshalb dann einen finalen Stoß erhält, der mit einer Gnade nicht mal im Entferntesten etwas zu tun hat, kann nur von menschlichem Abschaum in Betracht gezogen werden. Unter diesem Niveau liegen nur noch Exemplare, die sich dieses kranke Mordspektakel auf den Rängen angucken und johlend applaudieren, wenn ein weiteres chancenloses Wesen brutal und gewollt langsam massakriert wurde.


Wer vor Protagonisten dieser Veranstaltung und ihrer Taten tatsächlich Respekt empfindet, der sollte erstens seine journalistische Karriere an den Nagel hängen, da so eine lebensverachtende Meinung nach meinem Empfinden nicht über öffentliche Medien transportiert werden sollte, und zweitens eine Therapie in Erwägung ziehen, in der er selber mal die Erfahrung macht, wie scheußlich sich ein langsamer Tod durch unzählige Stichverletzungen anfühlt. Ja, das ist brutal, aber immerhin theoretisiere ich nur und möchte auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich keinem Lebewesen dieser Erde eine Qual wünsche. Zudem kann ich absolut garantieren, dass die beschriebene Brutalität nicht mal annähernd an eine Tradition heranreicht, in der sie in exakt gleicher Form seit Jahrhunderten an Unschuldigen real ausgeübt wird.


Dennoch sollte in meinen Augen jede Gewalt gegen andere absolut verpönt sein und auch ein „Zahn um Zahn“-Prinzip wird Missstände niemals lösen, sondern immer nur verlagern oder sogar verschärfen. Trotzdem kann ich zumindest ein Grinsen kaum unterdrücken, wenn eine Glorifizierung plötzlich in pures Entsetzen umschlägt, nur weil in einer Diskussion der begeisterte Folterfan plötzlich am anderen Ende des Mordinstruments besetzt wird. Das ist dann wohl der Stoff, aus dem letztendlich die wahren Helden sind. Zumindest die Torero-Variante von diesen, die ja sowieso nur eine lächerliche Persiflage auf jegliches Heldentum ist. Ole... "
 
Mein großer Durchbruch als Baum

Man lernt echt nie aus im Leben. Gestern wurde mir zum Beispiel aus heiterem Himmel mitgeteilt, dass ich super mit Kindern umgehen kann. Da wäre ich von selber nie drauf gekommen, ich bin lediglich davon ausgegangen, dass ich mit zwei 5jährigen Nachbarsmädchen ganz gut auskomme. Darüber hinaus halte ich auch Finley B. und Ben V. für schwer in Ordnung, aber irgendwie kann ich aus diesen vier Bekanntschaften beim besten Willen keine Berufung zum Kinderflüsterer ableiten. Vielmehr existieren da zwischen manchen Ausgaben dieser Menschenzwerge und mir einfach Interessen-Schnittmengen, sei es einerseits für hochkomplizierte Logikrätsel, bei denen man Tiere nur aufgrund von Umrissen auf einem Holzbrett zuordnen muss, oder andererseits für Hommagen an „Alarm für Cobra 11“-Episoden durch das detaillierte Nachstellen der besten Massenunfälle dieser Serie mit einem Matchbox-Autobestand. Ich teile mir mit diesen Leuten halt das intellektuelle Niveau, dadurch wird eine gegenseitige Sympathie immer begünstigt. Mit einer möglichen Karriere von mir als Antwort auf Michael Schanze hat das aber nun wirklich nichts zu tun.


Gestern stand auch sowieso der Zufall Pate beim Zustandekommen der unheimlichen Begegnung der zwei Nachbarskinder mit der grot´schen 3. Art. Es war nämlich nun wirklich nicht von mir beabsichtigt, dass ich just zu dem Zeitpunkt meine Heimatstrasse herunterging, als dort ein Casting für eine Open-Air-Probe der diesjährigen Weihnachtsfeier des Bezirkskindergarten stattfand. Völlig unerwartet wurde ich von einer 5jährigen Schauspieleragentin angesprochen, ob ich mir spontan die Rolle einer Eiche zutrauen würde, wenn mir der entsprechende Text zur Verfügung gestellt werden würde. Da es sich bei diesem Baum um den besten Freund des Kaninchen Hoppelpoppel handelte, dieses Tier wiederum die Hauptrolle des Stücks bestritt und somit die Pflanzenbesetzung sich auch als entsprechende Herausforderung präsentierte, habe ich selbstverständlich zugegriffen.


Darüberhinaus stellte ich schon nach kurzer Lektüre des Drehbuchs fest, dass in dem Stück die ganz großen Gebiete der menschlichen Existenz wie Verlust, Intrigen, aber auch unerschütterliche Freundschaft thematisiert wurden. Außerdem war ich auch von dem Kunstgriff des Autoren angetan, die Hauptdarstellerin Hoppelpoppel als konsequente Rohköstlerin zu etablieren. Damit nicht genug wurde sogar die Möhre als Sprachrolle besetzt, um so sicherlich sehr provokant diesem Gemüse ein Selbstbewusstsein zu unterstellen und damit auch aufzuzeigen, dass selbst Veganer und Rohköstler trotz ihrer alternativenlosen Ernährung in Sachen Ethik sich nicht reflexartig einem möglichen Bedürfnis von Gemüse verschließen sollten.


Kurzum, ich war von dem ganzen Projekt mehr als begeistert, man muß sich um die Generation Rotznase definitiv keine allzu großen Sorgen machen, wenn dermaßen schwerer und unbequemer Querdenkerstoff bereits in Kindergartenaufführungen pädagogisch behandelt wird. Aber ich will gar nicht verschweigen, dass bei meiner Zusage sicherlich auch die Überlegung eine Rolle gespielt hat, dass niemand direkt von Hollywood für Blockbuster gecastet wird, sondern der Weg da immer über Eichen und andere Steigbügel führt. Selbst Größen wie Harrison Ford glänzten nicht direkt als Han Solo, sondern mussten sehr wahrscheinlich auch zuerst als Bernie Braunbär oder Eddie Elster in entsprechenden Produktionen Lehrgeld zahlen.


Die unglaubliche Harmonie, die sich während der folgenden knapp 45 Minuten dann entfaltet hat, lag aber auf keinen Fall an meiner angeblich positiven Grundeinstellung gegenüber Kindern, sondern an dem zumindest teilweise überragenden Talent des Ensembles, in das ich da integriert wurde. Denn so unglaublich dicht, mitreißend und detailverliebt auch meine Vorstellung als Klugscheißer-Baum war, so wurde ich doch von Mareike R. als Hoppelpoppel und Kerstin R. als Möhre, deren Namen ich leider vergessen habe, völlig an die Wand gespielt. Für mich stehen auch die kommenden Oscarnominierungen fest, aus der Sache kommt die Jury nur noch raus, da Theateraufführungen bei dieser Preisverleihung nicht berücksichtigt werden. Ärgerlicherweise konnte übrigens Mutter R. als Sonne nicht überzeugen, was aber den Proben aufgrund der Winzigkeit der Rolle nicht weiter geschadet hat.


Viel schlimmer war da das komplette Versagen von Vater R. als verbrecherischer Maulwurf auf Möhrenklau-Tour zu bewerten. Gerade mit der Schurkenrolle steht und fällt so eine Aufführung, Probe hin oder her, ich kann nur hoffen, dass für den Ernstfall im November dann doch wieder John Malkovich, Harvey Keitel oder Robert de Niro zur Verfügung stehen. Die abgegebene Visitenkarte von gestern war jedenfalls mehr als dürftig, was sich auch folgerichtig in scharfen „PAPA!“-Verweisen von Hoppelpoppel niederschlug, da Mareike R. trotz ihres Alters in einem beispiellosen künstlerischen Kraftakt neben der Hauptrolle auch noch die Regie der Probe geschultert hat. Wo wir gerade bei den Eltern sind, fällt mir ein, dass ich mit den beiden erwachsenen Darstellern ebenfalls viel gelacht habe, heißt das eigentlich übersetzt, dass ich auch super mit Männern und Frauen/Erwachsenen umgehen kann? Das würde mich dann so richtig überraschen, denn an sich meide ich aus purem Desinteresse die meisten Versammlungen dieser Menschen, es wäre ja sehr tragisch, wenn ich dadurch eine diesbezügliche Begabung verkümmern lassen würde.


Meine humoristischen Auflockerungen während des Spektakels waren jedenfalls auch nicht einer pauschalen Sympathie für Kinder geschuldet, sondern wurden von mir lediglich gewählt, da eine entspannte Atmosphäre am Set meinen Fähigkeiten im Bereich des Method Acting entgegenkommt. Allerdings gebe ich zu, dass die Begeisterung über meine Kommentare wohl zumindest teilweise sehr stark dem kindlichen Gemüt zugeschrieben werden muss. Während der Probe konnte ich minutenlange Lachanfälle auslösen, indem ich mich einfach schlafend stellte, obwohl führende Biologen davon ausgehen, dass Bäume dieser Tätigkeit gar nicht nachgehen. Trotz aller so bewiesenen Komik wäre meine großartige Performance eines schlafenden Baums heute Mittag auf dem Abteilungsflur wohl nur auf sehr limitierte Gegenliebe im Kollegenkreis gestoßen. Sicher kann ich da nur drüber spekulieren, da ich es nicht ausprobiert habe, aber die meisten so genannten Erwachsenen haben da doch durch diverse geistige Einschränkungen und gesellschaftlich bedingte Selbstgeißelungen ein völlig anderes Scherzempfinden als Kinder. Wahrscheinlich wäre dagegen mein Gag, wie froh ich in meiner Baumrolle darüber bin, dass Hoppelpoppel nicht als Hund konzipiert wurde, im Arbeitsumfeld besser angekommen, der war nämlich in der gestrigen Runde eher ein Rohrkrepierer, über den lediglich der Maulwurfdarsteller schmunzeln konnte. Wie dem auch sei, waren meine Kommentare nicht als Rolf-Zuckowski-Reminiszenz gedacht, sondern einfach Routineprodukte meiner zu Bemerkungen tendierenden Lebenseinstellung.


Überhaupt kann ich aufgrund von zwei Tatsachen sehr schlüssig beweisen, wie holperig sich meine Zukunft als Super-Nanny gestalten würde. Zuerst wäre da mal meine Sicht auf andere Nachbarskinder zu erwähnen, speziell auf die drei Exemplare, die nach der Aufführung unter Sirenengeheul und „Deutschland, Deutschland“-Chorälen die Straße herunterradelten. Bei diesen niedlichen Rackern würde ich mal sehr gerne herausfinden, wie sich ein gut positionierter Tritt von mir inklusive daraus resultierender Umleitung der Fahrradroute Richtung Brennnesselhang auf ihre patriotischen Gesänge und ihren künstlichen ABC-Alarm auswirken würde. Diese zugegeben nur imaginär existierende Verhaltensweise würde wohl niemals als gelungene Betreuungsmöglichkeit bei „Kinderquatsch mit Michael“ angepriesen werden. Auch meine Absage zur Weihnachtsfeieraufführung wegen einem Alternativtermin, den ich selbst noch erstellen muss, hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich meine Zeit in einem Kindertheaterstück nicht optimal eingeteilt sehe.


Diese dämliche Pauschalisierung hat die gleichen Wurzeln wie der Status als Tierfreund, der bei mir ständig von Denkazubis vorausgesetzt wird, da ich Tiere nicht esse und auch nicht anders quälen möchte. Bin ich auch ein Faschistenfreund, da ich diese Typen nicht esse und auch nicht anders quälen werde, obwohl ich mir letzteres durchaus hübsch ausmalen könnte? Wohl eher nicht, wer was anderes behauptet, kann sogar mit einer Klage rechnen. Warum sollte ich mich den Tiersektor betreffend auch als Freund von Milliarden Lebewesen deklarieren, von denen ich vielleicht insgesamt 200 Exemplare persönlich mehr oder weniger intensiv kennengelernt habe? Ich glaube, jeder Samstagabend, den ich mit einer Schnecke verbringen würde, wäre rein vom Unterhaltungspotential her für beide Seiten ein Albtraum. Nach ihrem Lieblingswrestler müsste ich sie wohl gar nicht fragen, kraultechnisch sähe es auch eher bescheiden aus, wahrscheinlich bliebe uns beiden nur durch ein beherztes Komasaufen die Flucht in den Rausch. Das ist für mich nicht der Stoff, aus dem echte Freundschaften entstehen. Auch pauschale Sympathien würde ich nie über das Tierreich verteilen, das scheitert schon an den ganzen verdammten Singvogelspießern vor meinem Fenster, die ihren Wurm unbedingt lautstark mitten in der Nacht ab 4 Uhr morgens fangen müssen und durch diese Randale sogar höhnisch ein albernes Sprichwort etabliert haben, das passionierte Langschläfer wie mich diskriminiert.


Ich respektiere jedes Tier, egal ob menschlich oder nicht-menschlich, auch würde ich keinem dieser Wesen bewusst schaden wollen, ein pauschaler Freundschaftsstatus oder ein Talent im Umgang mit ausschließlich jedem Exemplar dieser Damen und Herren lässt sich daraus aber auf keinen Fall ableiten. Schon allein aus dem Grund, dass ich meine echten Freundschaften entsprechend abwerten würde, wenn ich einen auf durchgeknallten Über-Hippie machen und pauschal alle Erdbewohner zu meinen Freunden erklären würde. Übrigens gibt es zu diesen Überlegungen auch noch eine weitere Kehrseite, denn indem man Wesen ihre Individualität abspricht, gibt man sie gleichzeitig moralisch leichter zum Abschuss frei. Das ist sicherlich weiter verbreitet, wenn es um nicht-menschliche Tiere geht, denn die Qual, der viele dieser Wesen täglich ausgesetzt werden, lässt sich leichter verleugnen, wenn man sie verallgemeinert. Ist man sich darüber im Klaren, dass jedes konsumierte Tierprodukt für ein zerstörtes Leben steht, das nur wegen der eigenen unnötigen Gier für immer von diesem Planeten verschwunden ist und in dieser Zusammensetzung nie wieder zustande kommen wird, dann fällt eine Verdrängung entsprechend schwerer als bei der Vorstellung, dass da etwas Anonymes vernichtet wurde, das beliebig nachwächst, da es aus einem unerschöpflichen und austauschbaren Kandidatenpool gewonnen wird.


Diese Leidrelativierungsverrenkung vor dem eigenen Gewissen kann verhindert werden, indem man jedem Wesen seine Individualität zugesteht, das klappt aber nur, wenn man eben auch in selbstdefinierten Gruppen von Schutzbefohlenen absolut neutrale Plätze und sogar Arschlochstellen besetzt. Alles andere wäre halt unglaubwürdig und würde nur als Futter für die „Alle gleich“-Sense dienen. Und dieses Instrument ist eine Katastrophe für die jeweilige Zielgruppe. Aus diesem Grund werde ich niemals grundsätzlich mit Kindern super auskommen und auch nie ein allgemeiner Tierfreund sein, völlig egal wie freundschaftlich ich zu einzelnen Vertretern dieser Gruppierungen wie Jean-Luc, Mareike, Kerstin, Bobby, Sam, Chiana und Spooky auch stehen mag.
 
Du machst es einem fast schwer ne Bratwurst zu essen. ;) Zu deiner möglichen Unterhaltung mit der Schnecke, ich hab fast meinen Kaffee ausgespuckt! Das dich Vögel diskriminieren nur Aufgrund eines Langschläfersyndroms tut mir eigentlich leid für dich.
Aber wenn du nur weiter fleißig solche Geschichten/ Storys schreibst, finde ich können Vögel dich ruhig diskriminieren, denn ich habe Spaß dabei!
Das Kanninchen hieß wirklich Hoppelpoppel? Fuck! ;)
 
Ist nicht meine Absicht, bei mir gibt es heute auch Thüringer Bratwurst mit Sauerkraut und Knödeln. Dafür muss man glücklicherweise niemanden zwangsweise umbringen, das geht auch in der fairen Version. ;)
 
FEVER

Wir haben Dezember, langsam bricht die Weihnachtszeit an. In der Innenstadtzone öffnen romantische Märkte ihre Pforten, so dass jeder Fußgänger, der seine normalen Alltagsbesorgungen erledigen will, sich durch ein Duftkonglomerat aus gebrannten Mandeln, gebratenen Leichen, Lebkuchen, gebratenen Leichen, Glühwein, gebratenen Leichen und sogar gebratenen Leichen kämpfen muss. Da Menschen mit funktionierenden Geruchsnerven und vorhandenem Empathievermögen bei diesem persönlichen Kreuzweg ihre gesamte Konzentration darauf verwenden müssen, ihren rebellierenden Magen unter Kontrolle zu halten, sind die Augen der Betroffenen einem anderen Grauen noch schutzloser als sowieso schon ausgeliefert, da sie praktisch ohne körperinterne Rückendeckung den Heerscharen von illuminierten Weihnachtsbäumen, Lichterketten und anderem grell blinkenden Leuchtterror gegenüberstehen. Fatalerweise erstrecken sich diese Gebilde vielerorts nahezu über den gesamten Nachhauseweg, da sich nicht selten auch noch der allerletzte Nachbar bemüßigt gefühlt hat, irgendeine Pflanze in seinem Vorgarten, die entfernt an eine Tanne erinnert, mit kitschiger Lichtdekoration optisch zu ruinieren, und sei es nur mit einem erbärmlichen Flackerkerzchen auf einem abgestorbenen Gebüschskelett.


Diese Impressionen brennen sich in ihrer Wucht und Vielfalt so sehr in die Netzhaut, dass man noch nächtelang von den gruseligen Schauwerten verfolgt wird, da sie immer wieder schemenhaft aufpoppen, sobald man die Augen schließt. Das einzig Positive an der Sache ist, dass man durch die Beinah-Kapitulation seines Sehvermögens auch seine Mitmenschen nur noch in Umrissen wahrnimmt und so nicht mit dem traurigen Anblick konfrontiert wird, den diese ach so besinnlichen Personen bieten, wenn sie auf der verzweifelten Suche nach Material für ihren anstehenden unsinnigen Geschenkeaustausch mit versteinerten oder total abgehetzten Blicken durch Einkaufsgebiete taumeln oder in Warteschlangen vor überfüllten Elektromarktkassen wild campieren.


Ebenfalls angebrochen ist die Jahreszeit, in der man nichts ahnend in sein Büro kommt und entsetzt feststellen muss, dass der Arbeitskollege über Nacht zu einer neuen Lebensform mutiert ist. Oft kann man dieses Wesen nur noch als bekannt identifizieren, da es auf dem Platz sitzt, den der vertraute Schicksalsgenosse seit Jahren besetzt hält, rein äußerlich gibt es aber praktisch keine Parallelen mehr zum gewohnten Erscheinungsbild. Die Augen präsentieren sich zugeschwollen, mit der Glühintensität der roten Nase könnte er sich wahrscheinlich auf jeder Nordseeinsel erfolgreich als neues Leuchtturmsignal bewerben und die morgendliche Standard-Grußformel ist von dem männerspezifischen „…orge…“-Gebrummel auf eine Tsunamiattacke gewechselt, die sich böllernd und in so kurzen wie regelmäßigen Abständen in einer Welle aus Speichel und allen bekannten Bazillen dieser Erde aus der geöffneten Mundhöhle über den Restraum erbricht.


Äußert man in einer Mischung aus gesundheitlichem Eigeninteresse und kollegialem Mitleidsgefühl bei Ansicht dieses Häufchens Elend seine Bedenken über eine möglicherweise akute Arbeitsunfähigkeit, erhält man als Erwiderung neben den bereits beschriebenen phonetischen und biologischen Anschlagsversuchen nur eine gerasselte Röchelparodie auf die landestypische Muttersprache. Dabei greift der potentielle Gesprächsteilnehmer selten auf Schilder oder Handzeichen zurück, so gestaltet sich dieser Kontaktversuch immer entsprechend schwierig. Das kann schon mal eine endlos erscheinende Zeitspanne dauern, bis die körpereigenen Übersetzermikroben mit den primitiven Lauten des kollegialen Hustinettenbären vom Planeten Krächz aus dem Batzenauswurfuniversum soweit vertraut sind, um eine Verständigung zu ermöglichen. Was dann aber als Grund genannt wird, warum er sich in einer Hommage an Elefantenfriedhöfe zum Sterben auf den eigenen Arbeitsplatz geschleppt hat, geht dann wieder in den unverständlichen Bereich. Denn das ist die lapidare Aussage, am Morgen kein Fieber bei sich festgestellt zu haben.


Es mag sein, dass es an meiner nicht besonders hoch angesetzten Intelligenz liegt, aber ich habe wirklich Probleme bei der Zuordnung dieser Selbstdiagnose. Warum deklariert das Fehlen von Fieber einen Menschen als gesund, selbst wenn diverse Körperteile und –organe ganz offensichtlich einen sehr zeitnahen Generalstreik vorbereiten? Gilt diese Erkenntnis überhaupt auch auf anderen Gebieten des Gesundheitswesens? Meine imaginäre Vorstellungskraft lässt mich da leider komplett im Stich, wenn es zum Beispiel um Gespräche zwischen Arzt und Patienten geht, die auf dieses Credo hinauslaufen. „Herr Müller, Sie müssen jetzt ganz stark sein. Sie hatten einen schrecklichen Unfall, wir mussten Ihnen leider beide Beine amputieren…“ „Oh, das klingt ärgerlich. Habe ich denn Fieber oder kann ich heute arbeiten gehen bzw. kriechen?“


Auch der Sensenmann hat es mit solchen Kandidaten sicher nicht leicht, diese Unterhaltungen entpuppen sich bestimmt auch psychologisch als ziemliche Herausforderung. „Deine Zeit ist um, Mensch, nun folge mir in das Licht…“ „Das kannst du echt mal vergessen, Gerippe, ich wurde nur von einem ICE überrollt, ich kann also gar nicht tot sein, da bin ich mir sicher. Obwohl ich zugeben muss, dass ich bei dem kleinen Malheur keine Zeit mehr für eine Temperaturkontrolle hatte. Aber fühl doch jetzt mal meine Stirn, kälter geht es gar nicht.“ Da ist es in meinen Augen nur allzu verständlich, wenn der Tod genervt jegliche Diskussionsbereitschaft verweigert und nur humorlos zu einem gezielten Hieb mit der Sense ansetzt. Mir tun in diesem Zusammenhang auch mehr die zukünftigen Wolkennachbarn leid, die sich sehr wahrscheinlich bis zum jüngsten Gericht anhören dürfen, was das doch für ein Riesenskandal mit dem völlig fieberlosen und somit absolut ungerechtfertigten Exitus war. So eine Nervensäge muss beim Armageddon garantiert direkt in die erste Kanonenfutter-Reihe, in der stillen Hoffnung, dass sie wenigstens nach ihrer Einäscherung endlich die Klappe hält. Unter Umständen wird ihr sogar von den Erzengeln persönlich im Gefecht ein Bein gestellt oder es kommt noch vor dem Sturmlauf zu einem tragischen Unfall mit einem der Himmelsschwerter, ausschließen sollte man da wohl keine dieser sicherlich auch nachvollziehbaren Kurzschlußhandlungen.


Kompliziert wird es auch, wenn man selber von diesen Pseudo-Medizinern angesteckt wird und daraufhin einige Tage zuhause bleibt. Wenn man sich bei seiner Rückkehr dann verplappert, indem man auf seine Fieberlosigkeit verweist, oder schluderig vergisst zu Protokoll zu geben, dass bei der Messung leider das Thermometer explodiert ist, da dessen Skala nur bis 45 Grad ging, gilt man bei diesen Leuten direkt als Simulant. Da kann man auch noch so oft darauf hinweisen, dass Fieber eine Reaktion des Körpers darstellt, die das Einsetzen eines Heilprozesses anzeigt, und deshalb dieser Zustand sehr leicht umgangen werden kann, indem man die Krankheit von Anfang an ernst nimmt. Mit so einer Vorgehensweise muss man die Hilfe des Fiebers auf dem Höhepunkt der Maladie (meine spontane Erfindung, habe ich vom französischen „malade“ abgeleitet *protz*) meistens gar nicht in Anspruch nehmen. Aber das ist für die selbsternannten Experten reine Propaganda von Personen, die völlig ahnungslos Gefahrenpotentiale der einzig wahren Krankheit falsch interpretieren, und wird deshalb empört ins Reich der Fantasie verbannt.


Menschen wie mir bleibt da nur übrig, diese Vorgänge weiterhin kommentarlos abzunicken, sich brav immer wieder zu infizieren und dann einfach Tage später beim Vorlegen des Attestes auf Nachfragen fast tödliche Fieberschauer frei zu erfinden. Die Hauptsache im gesamten Themengebiet ist sowieso, dass die kranken Kollegen bei anstehenden Wiederbelebungsmaßnahmen im Rhythmus der Herzmassage ihr „Aber – ich – habe – kein – Fieber“-Mantra von den blutleeren Lippen tropfen lassen können und nach Herstellung von Vitalwerten, die ihnen ein Stöhnen und orientierungsloses Herumtippen auf PC-Tastaturen ermöglichen, wieder auf ihren Bürostuhl gehievt werden. Denn solange der Kopf nicht glüht, sind sie halt gesund, egal was ihr Restkörper dazu für eine absolut uninteressante Meinung vorzubringen hat.


Das Positive an der ganzen Problematik ist allerdings definitiv, dass Hinterbliebene niemals kreative Sorgen wegen dem Grabsteinspruch haben werden, sollte sich der Tod trotz den oben angesprochenen Hindernissen irgendwann mal doch überraschend durchsetzen können. Denn hier kann die Entscheidung lediglich von der Todesart beeinflusst werden. In Frage kommt da unter dem Strich nur die Möglichkeit A „Aber er hatte doch gar kein Fieber“ bei einem mysteriösen Sterben durch Krebs, Aids oder einem anderen fieberlosen und deshalb in diesen Anschauungen nicht als lethal besetzten Krankheitsbild, oder aber Möglichkeit B „Er hatte Fieber“, die dann selbsterklärend daher kommt und lediglich auf die als absolut logisch empfundene Chancenlosigkeit des Verblichenen hinweisen soll. Nun gut, es gibt definitiv schlimmere und brutalere Auswüchse dieser Hirnwelten, da kann ich mit diesen niedlichen Varianten eigentlich ganz gut leben. Dieser Kommentar ist also ausnahmsweise mal nicht anklagend gemeint. Ob das wohl der berühmt-berüchtigte Geist der Weihnacht ist?
 
Der 1. Brief des Atheisten

„… doch auch am Abend des 4. Tages führten diejenigen, die SEIN Wort verkünden sollten, noch immer lästerliche Reden über ihre schutzbefohlenen Nächsten. Als Jesus das hörte, da weinte er sehr und rief: „Oh Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Außerdem haben viele dieser Assis hier unten echt nur Scheiße im Kopf. Deshalb fände ich es ganz nett, wenn du mal kurzfristig eine Depesche zum Thema in Auftrag geben könntest. Danke, Papa, hab dich lieb!“ Und Gott vernahm das Flehen seines Sohnes und erschien noch in der gleichen Nacht einem seiner Propheten. Zumindest wollte er das, bekam aber keine Verbindung, da das Handyakku des Schreiberlings wie üblich leer war. Da zürnte Gott sehr und schickte zwei Tage und zwei Nächte eine Sturmfront über das Menschengeschlecht, auf das Heulen und Zähneklappern Einzug hielt unter denen, die da wandelten auf Erden. Als er sich danach langsam wieder einkriegte, u. a. durch eine SMS seines Sohnes („Papa, eine Depesche, keinen Regen, der nervt ziemlich! Wenn das mit deiner senilen Jähzornigkeit so weiter geht, müssen wir bei aller Liebe doch noch mal über den Heimplatz nachdenken…“), loggte er sich bei Facebook ein und verkündete per Private Message: „Grote? Gott hier! Hast du mitgekriegt, dass eine meiner katholischen Arbeitsbeschaffungsmassnahmen schon wieder gegen Homosexuelle gehetzt hat? Schreib da mal was zu, meine Kegelrunde hier oben hat erst kürzlich nach Jahrtausenden endlich kapiert, dass dieses seltsame Gebot vonwegen „keine anderen Götter neben mir, sonst gibt´s Blitze“ nicht auf meinem Mist gewachsenen ist. Wenn die mitkriegen, dass meine angeblichen Erdenvertreter noch immer lustig vor sich hin diskriminieren, kann ich mir beim nächsten Wolkengrillabend mit Mohammed, Captain Picard, CM Punk und der Allmächtigen Rosa Erbsensuppe wieder den Mund fusselig erklären. Wäre ganz schön, wenn ich stattdessen von dir was Schriftliches vorlegen könnte.“ Und siehe, der Prophet vernahm SEIN Wort und lobpreiste zurück: „Alles klar! PS: Geiler E-Mail-Hintergrund, der Busch sieht aus, als würde er tatsächlich brennen!“ So geschah es, dass noch am selben Abend der 1. Brief des Atheisten geschrieben wart, und es war gut.“

Und dieses Schreiben ist mir auch persönlich ein echtes Bedürfnis, eigentlich hätte es gar keine Aufforderung von Cheffe gebraucht. Denn es gibt momentan wenig, was mich mehr abstößt, als dieses ständige Aufmucken von irgendwelchen katholischen Priestern, die eine ganz normale Variante der freiwilligen Sexualitätsauslebung unter Erwachsenen als Krankheit darstellen, die geheilt werden muss. Dabei beschäftigt mich als erstes die Frage, warum diese geistigen Aussetzer in letzter Zeit so inflationär auftreten. Streiken die Chorknaben und schlägt der dementsprechende Samenstau bei manchem Gottesdiener auf das Gehirn? Oder wurde unter katholischen Verantwortlichen irgendein religiöses Denkfasten ausgerufen, unter dessen Einfluss es nun verstärkt zu derben Logikinfarkten kommt? Wie dem auch sei, könnten die Hirnkrebskandidaten nicht einfach ihre Klappen halten und so der Welt ihr braunes Gedankengut vorenthalten? Ich wäre da wirklich sehr dankbar, denn mir wird regelrecht schlecht, wenn mir inzwischen fast wöchentlich Ableger dieser üblen Propaganda in diversen Gazetten und Fernsehberichten vorgesetzt werden. Zumal ich mir die Gesichter und Namen dahinter auch weder einprägen kann noch will, so weiß ich gar nicht, ob das immer derselbe homophobe Hassprediger ist oder ob sich diese Fanatiker die menschenfeindlichen Hirtenstäbe untereinander zuwerfen.

Ich werde in dieser Veröffentlichung hier auch überhaupt nicht darauf eingehen, warum Homosexualität kein Krankheitsbild ist, diese Tatsache liegt für jeden denkenden Menschen so klar auf der Hand, dass man darüber nicht ein Wort der Erklärung zu verlieren braucht. Ebenso stellt es für mich kein Rätsel dar, wie mancher Kirchenvertreter auf diese Schlussfolgerungen kommt. Man muss sich nur mit Dingen wie dem Zölibat, dem unterwürfigen Platz der Frau allgemein in vielen Religionsgemeinschaften, der scheinheiligen Existenz des Papstes oder einer beliebigen anderen kranken Denkwürdigkeit mancher Glaubensgruppen näher beschäftigen, um dann zu verstehen, dass für viele Menschen der jahrelange Umgang mit diesen Sektenauswüchsen durchaus nachvollziehbar in einer Form von Geisteskrankheit enden kann. Viel interessanter sind Überlegungen, wieso katholische Kirchenvertreter überhaupt keine Bedenken dabei haben, in der Öffentlichkeit eine Herrenmenschensexualität zu etablieren bzw. zumindest den Versuch einer solchen Positionierung zu starten. Immerhin ist jede Sekte abhängig von den Spenden ihrer Schäfchen, diese kommen aber nur zufrieden stellend rein, wenn die Größe der Herde entsprechend vorzeigbar ist. Wenn jetzt aber die Vortänzer solcher Bewegungen fröhlich menschenfeindliche Diskriminierungen in die Medien hauen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, dann kann es dafür eigentlich nur drei Gründe geben, von denen ich gar nicht weiß, welcher am gruseligsten daherkommt.

Die erste theoretische Überlegung wäre, dass gerade die katholische Kirche inzwischen davon ausgeht, dass ihre Mitglieder sowieso die Übersicht verloren haben, wenn es um die Verbrechen dieser Religionsgemeinschaft geht. Denn egal ob Glaubenskriege, Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Unterstützung von Diktaturen, Bombensegnungen oder Kondomverteufelungen, die Liste der Verbrechen, bei denen gerade das Christentum sich die Hände schmutzig gemacht hat, ist lang und zieht sich konstant durch alle Zeitperioden. Sicher ist es da gar nicht so unwahrscheinlich, dass Gläubige nur noch müde abwinken, wenn sie von Diskriminierungen erfahren. Wer regt sich großartig über Mobbing auf, wenn ihn noch nicht mal aktive Massenmorde in der christlichen Trophäensammlung vom Mitmachen in diesem Verein abhalten können?

Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Oberkatholiken absolut davon überzeugt sind, dass ihre Schäfchen eh alles kritiklos schlucken, weil sie viel zu sehr in der christlichen Tradition verwurzelt sind und ihnen vor lauter Trägheit sowieso niemals ein Kirchenaustritt einfallen würde. Gut, wir sprechen hier über Bürger eines Landes, die teilweise seit Jahrzehnten CSU, CDU und FDP wählen und denen es völlig schnurz zu sein scheint, dass sie mit dieser Entscheidung verstärkt Kriegsgewinnler, Klassenbildungsbeschleuniger und sonstige Verbrecher an das Lenkrad dieses Landes setzen. Wer aus einer Tradition heraus immer wieder die gleichen Versager und Egomanen an die Spitze seiner Gesellschaft hievt, dem ist es sicherlich auch egal, was die Vordenker seiner Religion aktuell ausbrüten. Hauptsache ist da wohl wirklich nur, dass man seit gefühlten 300 Jahren dieser Gruppe angehört und man alte Bäume einfach nicht mehr verpflanzt, Punkt.


Der dritte Grund ist bei nüchterner Betrachtung wohl doch der ekelhafteste, denn der geht davon aus, dass die Verantwortlichen solche Aussagen mittragen und vielleicht sogar ausdrücklich wünschen, weil sie von der Mehrheitsfähigkeit in Sachen Schwulenfeindlichkeit ihrer Gemeinschaft überzeugt sind. Und traurigerweise scheint dieser Punkt sogar realistisch zu sein, zumindest sehen viele Gläubige wohl diese Art von Hirnfurz als Bagatelle an. Denn es ist definitiv davon auszugehen, dass kein Priester kichernd „Der Papst ist ein kranker Perverser, der geheilt werden muss“ auf die Innentür eines beliebigen Klosterdonnerbalkens kritzeln dürfte, ohne das dies bei Überführung ein beträchtliches Rauschen im christlichen Hostienbackofen auslösen und diesem Mann sofort sein Amt kosten würde. Es liegt also weder an der mangelnden Reichweite von Maßnahmen noch an der fehlenden Bereitschaft zum Verurteilen von Verstößen, dass manche Obersektierer ungestraft ihren homophoben Unsinn an die sensationslüsternen Medien weitergeben dürfen, es scheint also schon an den für manch verantwortliches Auge passenden Opfern dieser Hetzreden zu liegen.


Ich selber tue mich auch schwer mit dem Verständnis für ein Verweilen in einer Religion, die nur noch von einem Skandal zum nächsten torkelt, weil ich persönlich kaum Gründe für die Unterstützung dieser Gruppierungen sehe. Wer sich jetzt über das „Kaum“ wundert, den muss ich nun auf eine ziemliche Überraschung vorbereiten, die diesen ganzen Text im ersten Moment in Frage stellt. Denn der Autor dieser Zeilen bezeichnet sich zwar als Atheist, zahlt aber gleichzeitig Kirchensteuer und ist Mitglied einer evangelischen Gemeinde. Diese Tatsache trägt aber trotzdem die Glaubwürdigkeit des Kommentars nicht komplett zu Grabe, im Gegenteil befeuert die Erklärung dieses Umstands die Rädchen, die das Konzept der christlichen Glaubensgemeinschaften in Frage stellen. Denn ich kann nicht aus der Kirche austreten, da meine Mutter nicht mehr Presbyter spielen darf, wenn ein Blutsverwandter der Gemeinde den Mittelfinger zeigt. Das ist zwar ein Fakt, der vor Gerichten nicht tragfähig ist, aber dennoch beschreibt er eine akute Situation vor Ort. Das soll heißen, dass meine Mutter sich nach meinem Austritt mit guten Gewinnchancen zurück in ihr Amt klagen könnte, aber dieser Umstand natürlich egal ist, da sie in der Realität keinen Fuß mehr auf den heiligen Boden bekommen würde. Also bleibe ich Schäfchen, was aber immerhin die positive Seite abwirft, dass ich ständig meine Austritte androhen kann, sobald mich etwas stört und ich das schriftlich konkretisiere. Mein Mittelfinger ist also durchaus vorhanden und inzwischen sogar recht starr, mit viel Glück bekomme ich vielleicht sogar demnächst Hausverbot im Taufbeckenland, das würde dann sowohl meiner Mutter helfen, die ja im Gegensatz zum pechschwarzen Schaf weiterhin tragbar wäre, und die dunkle Shawn-Ausgabe würde sich sowieso die Wolle lockig freuen. Aber ich fürchte, für diese Vorgehensweise sind diese Leute auch einfach zu geldgeil auf meinen monatlichen Kirchensteuer-Eintritt.


Wie auch immer ist das aber kein Grund, der den Hauptteil der Christen erklärt, denn allen Vorurteilen zum Trotz traue ich es den Kirchen dann doch nicht zu, dass sie von jedem Mitglied Verwandte als Geiseln festhalten. Also muss das Gros der Jünger andere Gründe haben, nur welche bleibt mir mehr als schleierhaft. Was mir dazu immer spontan einfällt, ist die christliche Infrastruktur an sozialen Einrichtungen, auf die wirklich kein Land der Welt verzichten sollte. Allerdings kann das bei genauerer Überlegung nun wirklich kein Punkt sein, denn wenn allein der katholische Freibeuter geschnappt wird und über die Planke geht, hat man sich mit der Kaperung seiner Galeere Reichtümer gesichert, die die Existenz aller Kindertagesstätten dieser Welt über einen Zeitraum garantieren würde, der klar über dem Haltbarkeitsdatum der Menschheit an sich liegt.


Was bleibt dann noch? Sehen die meiste Menschen tatsächlich nicht, dass der Glaube an Gott und der Glaube an die Kirchen zwei grundverschiedene Dinge sind, die gar keine Schnittmengen besitzen müssen? Ich muss meinen Eingangstext jetzt mal als erfunden outen, auch wenn mancher Leser deshalb enttäuscht aus allen Wolken fallen sollte. Aber ich texte nicht mit Gott, denn das wären dann eher Selbstgespräche. Ja, Sie lesen richtig, ich bezeichne mich selbst als Gott, allerdings kann ich diesen Hauch von durchklingenden Größenwahn gleich dadurch relativieren, indem ich Ihnen selbst auch eine Göttlichkeit attestiere. Ebenso wie der Flasche Cola auf meinem Schreibtisch, dem Grashalm vor meinem Fenster oder den Auspuffgasen der Straße neben meiner Wohnung. Das sind alles Teile der Schöpfung und diese Schöpfung ist für mich Gott. Diese Einstellung ist wirklich sehr praktisch, denn ich muss für Kontakt keine seltsamen Gebete auswendig lernen, ich muss noch nicht mal die Hände falten, ich kann einfach drauflos plappern, wenn mir danach ist. Außerdem muss ich auch nicht die geringste Angst um meine Zukunft oder auch vor meinem Tod haben, denn ich bin ein Teil dieser Schöpfung und werde das auch immer sein, jegliches Leid ist da immer nur temporär und deshalb niemals ein Grund für das Austeilen von Sauerstoffmasken inklusive Panikattacken.


Diese Einstellung muss natürlich niemand teilen, aber trotzdem verstehe ich nicht, wie Gläubige davon ausgehen können, dass ein gerechter Gott es ihnen übel nimmt, wenn sie eine Gemeinschaft verlassen, weil dort Reden voller Menschenhass akzeptiert oder auch Kinderschändungen möglichst lange verschleiert werden. Ein Gott, der diese Dinge toleriert und ein Aufstehen dagegen nicht gutheißt, ist in meinen Augen sowieso ein Fall fürs Arbeitsamt, denn der hat die Stellenausschreibung in den für diese Karriere sehr gravierenden Punkten „Gerechtigkeit und Liebe“ nicht ansatzweise begriffen. Wenn es manchen Gläubigen aber darum gehen sollte, die Kirchen eben deshalb nicht zu verlassen, um gegen diese Missstände aufzustehen, dann halte ich das Medienecho, das sie mit ihren Aktionen auslösen, für sehr erbärmlich, denn davon nehme ich als neutraler und sehr aufmerksamer Beobachter nichts wahr.


Na ja, es wird wohl darauf hinauslaufen, dass die meisten Religionsteilnehmer einfach den entsprechenden Befehl verinnerlicht haben und nun tatsächlich blind glauben wie die Kinderlein. Was mich aber natürlich nicht davon abhält, diese Verhaltensweise erstens als recht peinlich zu empfinden und zweitens immer darauf hinzuweisen, dass sie übertragen auf die Verbreitung von homophober Mundpropaganda immer auf mich als Feind stoßen wird. Und das ist nur halb so lustig wie es klingt, immerhin habe ich die komplette Schöpfung im Rücken, während die Christenheit auf einen Mann mit Rauschebart und Nachthemd setzt. Der Fight geht wohl nicht über die Gesamtkampfzeit, das riecht mir nach einem K. o. und ich bin ganz optimistisch, wer dabei den Klitschko gibt.
 
Der Soundtrack für Vollidioten

Gibt es eigentlich einen Zusammenhang zwischen einem perfekten Schminktalent und einer Glorifizierung von politisch nach rechts tendierenden Musikgruppen? Ich überlege gerade ernsthaft, unter dem Thema meine Doktorarbeit einzureichen. So ein Titel ist ja gerade bei Ernährungsdiskussionen nicht mit Gold aufzuwiegen, da es dort draußen Milliarden von Menschschafen gibt, die praktisch alles schlucken, solange der schwallende Laberkopf nur einen „Dr.“-Zusatz im Briefkopf anführen kann.


Und berechtigt wäre diese Studie allemal. Losgetreten durch einen Fernsehbericht sind nämlich aktuell mal wieder Heerscharen von Fans der Musikgruppe „Freiwild“ auf Facebook losgezogen, um naiven Plattformbenutzern zu erklären, warum die rechte Phrasendrescherei ihrer Lieblingsmusikanten halb so schlimm ist und überhaupt nichts mit Volksverhetzung zu tun hat. Zumindest meine Gesprächspartnerinnen rekrutieren sich da verstärkt aus dem Bereich der optisch ziemlich ansprechenden Barbiepüppchen, deshalb hat meine Eingangsfrage durchaus ihre Daseinsberechtigung. Zumal ihr Hintergrund für mich auch total nachvollziehbar ist, da das menschliche Hirn nun mal eine begrenzte Aufnahmekapazität hat. Wenn man sich also seine ganze Denkmatrix mit idealen Farbnuancen von Lippenstiften und perfekten Lidschattenbetonungen zugekleistert hat, bleibt halt wenig Platz für die kritische Reflektion und korrekte Einordnung von mehr oder weniger unterschwelligen rechten Gedankengut.


Manche „Überlegungen“ sind dabei sogar ganz witzig, wie zum Beispiel die Frage an meine Adresse, ob man denn schon rechtsradikal wäre, nur weil man den Sänger einer Rechtsrockgruppe süß findet, deshalb fleißig Konzerte besucht und CD´s kauft. Zugegeben habe ich diese Diskussionseröffnung instinktiv als Ironie wahrgenommen und entsprechend beantwortet, aber wer kann auch bitteschön ahnen, dass hinter so einem debilen Rechercheantrag ein Gehirn steckt, das bockig das Anspringen verweigert, und deshalb diesen Schenkelklopfer bitterernst meint? Vielleicht wurde meine Erwiderung deswegen auch als etwas rüde aufgefasst, ich verwies nämlich darauf, dass ein Adolf-Hitler-Fan, der sich für dessen Reden begeistert, auch nicht mit der Erklärung auf Verständnis stoßen würde, dass diese Euphorie nur dem total niedlichen Schnurrbart geschuldet ist.


Ich verstehe in diesem Szenario aber auch nicht, warum man sich CD´s von seiner Wichsvorlage anschafft. Ist man da mit einem Großformatposter über dem hauseigenen Plumpsklo oder einem ausgeschnitten Kopf aus der letzten Brrrrrrrravo auf der persönlichen Lieblingsgummipuppe nicht besser bedient, wenn man lediglich auf die hübsche Fresse des Rechtsauslegers abfährt? Wozu wird da Phonetik benötigt, als so eine Art Telefonsex-Update des Jahres 2012? „Jaaaaa, sing noch was von Vaterlandsliebe und Brauchtum ohne ausländische Verwässerung, ich bin gleich soweit, Baby…“ Örks, ich breche diese Überlegung an der Stelle besser ab, mein Mittagessen war sehr lecker, deshalb will ich jetzt nicht die Magenlagerung fahrlässig aufs Spiel zu setzen.


Ziemlich dämlich ist auch der Hinweis, dass man nur bestimmte Lieder dieser Gruppe mag und die rechtslastigen Vertreter auch nicht für so prickelnd hält. In dem Moment, wo man eine CD dieser Herren kauft, investiert man nun mal in die komplette Angebotspalette, völlig egal, ob man nur irgendein heiteres Sauflied der Kapelle endgeil findet. Man sollte es auch tunlichst unterlassen, die NPD zu wählen, nur weil die Partei so ein tolles Konzept für Kindergärten ausgetüftelt hat. Das ist jetzt übrigens ein völlig aus der Luft gegriffenes Beispiel, persönlich bezweifele ich nämlich, dass diese Parteiparodie auch nur eine einzige gute Idee am Start hat. Kritische Menschen vermissen bei diesem hochgejazzten Altherren-Stammtisch der Denkverletzten ja sogar ein eigenes Programm, wie sollte also die alternativ angebotene Sammlung von Texten, die sehr offensichtlich von einem regionalen Idiotentest abgeschrieben wurden, mit annehmbaren Punkten aufwarten? Wie dem auch sei, man unterstützt im Endeffekt natürlich immer das Gesamtprodukt mit seiner Stimme oder eben seinen CD-Kauf/Konzertbesuch, und wenn das rechte Tendenzen hat, dann werden diese von keinem potentiell tollen Text über eine andere Problematik wettgemacht.


Auf eine richtig üble Schiene läuft dieser bis dato noch ganz ulkige Denkversuch aber spätestens, wenn plötzlich Aussagefäkalien wie „Endlich singt mal wieder eine Gruppe über deutsche Heimatliebe und schämt sich nicht mehr wegen Vorgängen, für die die heutige Generation längst keine Verantwortung mehr übernehmen muss“ formuliert werden. Da fange ich mal spontan mit dem zweiten Teil der Aussage an, denn natürlich muss die heutige Generation keine Verantwortung mehr für das Dritte Reich übernehmen, ganz anders sieht es aber mit dem deutschen Staat aus. Denn dieses Menschheitsverbrechen wird auf ewig mit diesem Land verknüpft sein, ganz einfach aus dem Grund, weil das Massaker hier stattgefunden hat, diese Tatsache niemals in Vergessenheit geraten darf und es deshalb keine Alternativen gibt, denen man diese zugegeben mehr als unangenehme Arschkarte zuschieben kann.


Das heißt für alle Menschen egal welcher Nation, Hautfarbe oder politischer Richtung, dass sie als Bürger dieses Landes keinesfalls für diese Verbrechen als direkte Verursacher gerade zu stehen haben, aber sehr wohl absolut verbindlich eine Verantwortung bezüglich des Umgangs mit und dem mahnenden Andenken von diesen geschichtlichen Widerlichkeiten übernehmen müssen. Und das beißt sich natürlich mit der Unterstützung von Gruppierungen wie „Freiwild“, die offen zur Bekämpfung von Heimatfeinden aufrufen und die deutsches Brauchtum in seiner Reinheit verteidigt sehen wollen.


Völlig uninteressant ist in diesem Zusammenhang die Erklärung, dass andere Länder ebenso zu ihrer dunklen Historie stehen müssen. Denn das ist natürlich ein Fakt, aber nur weil zum Beispiel der Durchschnittsamerikaner sehr viel lockerer mit dem blutigen Vernichtungsfeldzug gegen indianische Ureinwohner umgeht und diesen in einer Diskriminationsvariante sogar bis in die Gegenwart aktiv betreibt, sagt das absolut nichts darüber aus, dass der deutsche Einwohner genauso fahrlässig und unanständig seine Geschichte unter den Teppich kehren darf. Schon gar nicht mit Ansätzen, die auf eine Neuauflage dieses zappendusteren Kapitels im aktuellen Jahrhundert abzielen.


Die Sache mit der deutschen Heimatliebe ist auch unglaublich klebrig besetzt. Eigentlich würde es schon reichen, wenn die Leute mit der Extraportion Heimatbauchschmetterlingen einfach mal einsehen würden, dass sie mit ihrem Verweis darauf, dass sich niemand für seine Nationalität schämen muss, völlig recht haben, aber aus den exakt gleichen Gründen eben auch niemand auf seine Herkunft stolz sein kann. Wo drauf soll sich eine Liebe zu Deutschland begründen? Auf die aktuelle schwarz-gelbe Koalition? Bei dieser ausgelebten Perversität läuft ein Liebesbekenntnis schon unter extrem kranken Sado-Maso-Fetisch. Auf die deutsche Sprache? Das wäre zumindest wieder eine Angabe mit Kicherpotential, wenn sie von Leuten formuliert wird, die das Ziel ihrer Begierde in 99 % aller Fälle schon direkt beim Liebesgeständnis mit Füßen treten und ungewollt persiflieren. Auf Landschaften? Die sind bestimmt nicht so hübsch geworden, nur weil sie mal per Grenze abgesteckt und unter Deutschland angelegt wurden. Auf die deutschen Ureinwohner? Tut mir leid, an dieser Stelle ist eine Erklärung selbst mir zu albern, obwohl Sauerkraut spachtelnde und biersaufende Fußballproleten in Lederhosen und Kniestrümpfen sicherlich eine durchaus lächerliche und entsprechend heiter besetzte Ausstrahlung besitzen.


Die Sachen, auf die man als deutscher Bürger tatsächlich eine Art von Stolz entwickeln kann, sind die Freiheiten in diesem Land, wie zum Beispiel die Meinungsfreiheit, auch wenn die längst nicht mehr umfassend gewährt wird. Auch das deutsche Grundgesetz hat durchaus lobenswerte Passagen anzubieten, das Verpönen der Todesstrafe ist sicher auch ein Punkt, den man hier ohne weiteres nennen kann. Aber was fällt dem geneigten Leser beim Abarbeiten dieser sicher noch weit umfangreicheren Liste auf? All die Gründe, hinter die man sich als deutscher Bürger tatsächlich mit einem gewissen Stolz stellen kann, würden unter einer rechtsradikalen Herrschaft ruckzuck Geschichte sein. Ohne massive Eingriffe in das Grundgesetz, ohne Entzug heute noch normaler Bürgerfreiheiten und ohne das finale Ausschalten von politischen Gegnern ist so eine Diktatur gar nicht zu stemmen. Wie lächerlich ist es unter diesem Gesichtspunkt, etwas von Heimatliebe vorzusäuseln und gleichzeitig via Refrain das Abschlachten aller Feinde einzufordern?


Für mich selber ist der Begriff „Heimatliebe“ durchaus nicht allzu abstrakt besetzt. Ich liebe meine kleine Katzen-WG, meine Sprache halte ich trotz der unnötigen „das/dass“-Regel dennoch für die Beste der Welt, auf meine menschliche Familie bin ich ebenfalls zumindest teilweise unendlich stolz, auch diese Aufstellung lässt sich noch um einige Positionen verlängern. Der Unterschied zur schwammigen Heimatliebe rechtsorientierter Menschen ist aber, dass ich eben meine selbst eingerichtete Höhle mag, meine ganz eigene Form der Verständigung glorifiziere, die nur lose auf der deutschen Sprache basiert, und die Menschen und Tiere in meinem Leben liebe, mit denen ich tatsächlich in Kontakt stehe. Diese Werte und Personen würde ich selbstverständlich auch verteidigen, aber wieso sollte ich so eine Handhabung tatsächlich auch bei einem ganzen Land und seiner Bräuche favorisieren? Ich habe durchaus grot´sche Traditionen, die werde ich auch immer beibehalten, aber genauso kann ich garantieren, dass ich die niemandem pauschal aufzwingen werde.


Eine der Klimperelsen hat zum Abschluss mit ihrer Antwort auf meine Frage, warum „Freiwild“ sich nicht einfach mal klar in ihren Texten gegen rechte Überzeugungen positionieren, wenn diese Schubladeneinteilung doch so unangebracht ist, das Thema ein letztes Mal humoristisch gebrochen. Denn diesbezüglich musste sie unbedingt zu Protokoll geben, dass eine Textzeile „Wir sind keine Neo-Nazis“ in einem der Machwerke existiert. Und das geht wohl zumindest in diesem Hirn als ultimative Freisprechung durch, so nach dem Motto „Die braune Szene feiert zwar die Texte ab, weil sie sich damit voll identifizieren kann, aber dieser ulkige Zufall sagt natürlich überhaupt nichts über die politische Richtung der Quelle aus“.


Das Reizvolle an dieser Überlegung ist übrigens, dass man solchen Leuten praktisch alles erzählen kann und sie jedes Dementi für bare Münze nehmen, völlig egal, was parallele Fakten für eine Sprache sprechen. Achtung, ich wage einen Selbstversuch: „Ich bin kein Sarkast und beherrsche die deutsche Grammatik perfekt.“ Wow, für viele Freiwild-Anhänger bin ich jetzt wahrscheinlich als seriös zu nehmendes Deutschgenie besetzt, reizvoll sind diese naiven Seelchen durchaus, überhaupt keine Frage…


Aus dem gleichen Lied stammt übrigens auch die Textzeile, mit der ich diesen Blog sehr versöhnlich schließen kann. Dieses Zitat lautet „Das ist das Land der Vollidioten“, und wenn ich mir so die Besucherzahlen von Freiwild-Konzerten betrachte, dann könnte in dieser Aussage tatsächlich mehr als nur ein Körnchen Wahrheit stecken und ich bin dementsprechend durchaus bereit, diesem Punkt solidarisch zuzustimmen. Soll nochmal einer von der Gegenseite sagen, ich wäre nicht zu einer Annäherung bereit.
 
Tja, das ging ja doch alles recht fix. Da schreibt der Herr T.K. einen Bericht in einer Regionalen Zeitung und schon gibt es selbst auf einer Wrestling Internetseite eine Diskussion über FreiWild.
Da ich das selbe aber mit den Onkelz durch habe, sollte ich das alles nur mit einem lächeln hinnehmen. Aber mich wurmt es doch schon ein wenig. Der gute Herr K. hat es Jahre lang bei den Onkelz versucht. Für ihn waren aber selbst alle Kleingärtner, die eine Deutschlandfahne im Garten gehisst haben Neonazis.Er hat Texte, genau wie du jetzt bei FreiWild, nur für sich interpretiert. Er wollte nie etwas anderes hören. Er ist quasi der Männliche Alice Schwarzer. Von daher ist dies die erste Ausgabe von deiner Kolumne die mir nicht zusagt. Sorry!
 
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Willst du jetzt wirklich die Onkelz mit Freiwild vergleichen? Ich bitte dich. Die Onkelz haben sich ihren Ruf wegen einem einzigen Lied eingefangen, das sogar von der rechten Aussage her völlig hochstilisiert und falsch interpretiert wurde. Außerdem haben die Typen sehr klare Liedtexte gegen den Faschismus geschrieben, der Kopf der Gruppe ist sogar persönlich ins Publikum gegangen und hat eine Reichskriegsflagge entfernt.

Dagegen hat Freiwild einen Sänger, der einen lückenlos zu belegenden Nazihintergrund hat. Und selbst wenn er tatsächlich geläutert sein sollte, bleiben Texte über unverwässertes Brauchtum, Nationalstolz und Vernichtung aller Feinde. Und als einzige anti-rechtsradikale Textaussage kommt die magere Liedzeile "Wir sind keine Neo-Nazis", dafür wird aber ein ganzes Video über Fackelzüge und Reinhaltung der deutschen Minderheit in Südtirol gedreht. Ich habe keine Ahnung, wen du mit T. K. meinst, aber wer bei Freiwild die rechten Tendenzen nicht erkennt, der ist entweder naiv oder selber auf dieser Seite politisch unterwegs.
 
Willst du jetzt wirklich die Onkelz mit Freiwild vergleichen? Ich bitte dich. Die Onkelz haben sich ihren Ruf wegen einem einzigen Lied eingefangen, das sogar von der rechten Aussage her völlig hochstilisiert und falsch interpretiert wurde. Außerdem haben die Typen sehr klare Liedtexte gegen den Faschismus geschrieben, der Kopf der Gruppe ist sogar persönlich ins Publikum gegangen und hat eine Reichskriegsflagge entfernt.

Ohne das Thema zu vertiefen. Was später mal war, da magst du recht haben. Aber auch ihre eigenen Aussagen das sie niemals Nazis waren, sind absoluter Humbug. Das wird gerne von ihnen selbst und ihren Hardcore Fans verbreitet um die Zeit totzuschweigen. Wie ich es liebe wenn ein Onkelz Fans zu Lieder wie "Stolz" und "Deutschland" (Vom netten Lied gegen die türkischen Mitbürger mal nicht zu reden) sagt: "Mimimimi...Das hat nix mit Nazis zu tun. Skinheads müssen keine Nazis sein (stimmt definitiv) und darf man nicht solz sein Deutscher zu sein?" Klar darf man das. Beides zusammen ist für mich aber kein ideologischer Zufall.
Skinhead sein --> absolut in Ordnung
Nationalstolz haben --> Fader Beigeschmack, dieses Wort zumindest, aber an sich auch OK.
Skinhead sein und von Nationalstolz strotzen --> Come on...Wem macht ihr was vor?

Lieder wie "Fußball und Gewalt" usw. dienen auch nicht dazu den Eindruck zu wiederlegen das sie "nur falsch verstanden" wurden.

Die Onkelz sind mir scheißegal. Eine Rockband mehr die sich durchs Leben heuchelt, nur bei ihnen ist es umso lustiger wenn man auf ihre Texte hört. Aber das sie nicht den Arsch in der Hose hatten klar zu sagen was damals Sache war, lässt sie in keinem guten Licht stehen. Ich glaube ihnen das sie sich heute davon distanzieren. Ich glaube ihnen nicht das sie damals damit nichts am Hut hatten.
 
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Ich muss zugeben, dass ich mich mit den Onkelz nie so beschäftigt habe wie mit Freiwild. Textlich kannte ich da nur das berüchtigte Lied von der ersten Platte (Der nette Mann?), das man ihnen immer vorgeworfen hat. Das war ziemlich platt und selten doof, aber der Rassismus darin war eher unbeholfen als gefährlich. Mag aber sein, dass mir die Onkelz damals immer durch die Netze gegangen sind, da ich gegen in meinen Augen gefährlichere Gruppen Front gemacht habe. Meiner besten Freundin zuliebe habe ich sogar mal einspringtechnisch ein Konzert dieser Gruppe für lau besucht, danach hatte ich dann gar keine Bedenken mehr. Einfach weil das Prolls waren, die sich in jedem 2. Lied selber abgefeiert haben. Das war definitiv eher peinlich als beklemmend. Freiwild ist aber nicht nur stumpf und gewaltverherrlichend, die fahren auf viel gefährlicheren Schienen, eben weil sie ganz offen Nationalstolz einfordern und den dann sogar als allgemeinen Persilschein für sehr viel gruseligere Dinge benutzen. Mehr als übel...
 
@Regal. In gewisser Weise kann man sie vergleichen, muss man sicherlich nicht. In meinen Fall habe ich das aber da der Herr T.K., Thomas Kuban, ein Journalist, versucht hat den Onkelz die Neonazirolle zuzuschieben. Das durch bewusste Falschmeldungen ( Fans auf einem Konzert machten direkt vor der Bühne den Hitlergruß. Kuban filmte das. Aber das Stephan W. danach in die Menge sprang um die Typen zu verprügeln filmte er nicht. )
Er legt Texte so aus wie er es wollte. ( der Nette Man - das sind Kinderschänder, sie verherrlichen Gewalt gegen Kinder / dabei sangen die Onkelz immer in der Ich Version und wollten mit diesem Lied darauf Aufmerksam machen, dass es halt jeder sein kann. )
Also ich kenne mich sehr gut mit den Onkelz aus.;) Es gibt sicherlich einige unglücklich gewählte Texte aus ihren ganz alten Liedern, nicht nur eins. Aber auch sie haben gelernt. Haben auf "Gegen Rechts" Konzerten gespielt.

Und genau das macht er jetzt auch mit FreiWild. Er prangert die Liedzeile: "Südtirol, du bist mein Heimatland, das Herzstück dieser Welt" an als eindeutiges Rechtes Gedankengut. Lächerlich! Ich weiß sicherlich nicht alles über FreiWild, aber ich muss auch nicht sämtliche Biographin lesen wenn ich dazu keinen Grund sehe. Und da ich die letzten 3 Alben von ihnen höre und ich da nicht ein einziges Lied mit rechten Tendenzen erkennen kann habe ich das auch nicht gemacht.
Diesen Nationalstolz den du so anprangerst kommt ja nicht aus heiterem Himmel. Das hat ganz einfach mit der Geschichte Südtirols zu tun die nicht zu Deutschland, sondern zu Östereich gehören wollten und für ihre Autonomie gekämpft haben, Italien das aber nicht so nett fand. In diesem kleinen Land ist die Bevölkerung nunmal sehr stark mit Nationalstolz verbunden. Warum sollte ich ihnen da einen Vorwurf machen?
Aber das hat der Sänger mal sehr schön gesagt, er meinte "bei ihnen ist das nun mal so. Wenn man damit in Deutschland nicht umgehen kann oder es akzeptieren kann das es Länder gibt, in denen man nicht nur zu EM oder WM eine Fahne hissen darf ist das nicht sein Problem."
Die Jungs sind in so einem Umfeld aufgewachsen. Wer weiß wie es uns gehen würde? Oder ist es verwerflich das in Klassenzimmern, Sekretaiaten Fahnen des Landes stehen? Ich denke nicht.
Ja, der Sänger hat definitiv eine Rechte Vergangenheit. Aber wenn sich schon mal jemand von diesem braunen Mist loslöst sollte man das doch eher für gut heißen oder nicht? Das ist doch letzten endes das was wir alle wollen, das diese Spacken vernümpftig werden oder sehe ich das zu einfach?

Wenn du sagst das FreiWild stumpf und gewaltverherrlichend ist kann ich da nicht so mitgehen. Ich weiß ja nicht welche Lieder du im einzelnen meinst, vielleicht ist es auch nur eine Sache der Interpretation. Rammstein singt auch über Frauen die eingemauert werden, bei den Onkelz sprangen sie auf Köpfen herum bis das Hirn aus den Augen quillt. Und ja, bei Freiwild geben sie zu das sie sich früher geboxt haben, keine Reue zeigten. Aber jetzt schon. Jetzt singen sie Lieder gegen Hass und gegen Gewalt, der Aufruf zum helfen.......

Ich weiß nicht ob man diesbezüglich meine Meinung als naiv bezeichnen kann. Aber definitiv bin ich nicht rechts. Das hätten neine türkischen, russischen oder afrikanischen Freunde wohl schon mitgeteilt wenn es so wäre. Sicherlich habe ich eine bestimmt äußerliche Ähnlichkeit was aber dem zu verschulden ist das unter meiner Kopfhaut eher selten eine Haarwurzel zu finden ist. An dieser Stelle mal danke an Mama und Papa!:mad:

Also meiner Meinung nach ist FreiWild keine Neonaziband. Ich habe die letzten 3 Alben gehört und kann das nicht bestätigen. Es gibt immer mal Zeilen nah an der Zensur. Aber wer macht das mal nicht.
Ob man in Deutschland stolz auf etwas sein kann ist denke ich ein anderes Thema. Das würde hier wohl den Rahmen sprengen. Definitiv gebe ich dir recht, das man die dunkele Vergangenheit Deutschlands nicht vergessen sollte, man mahnen muss und wir deswegen eine große Verantwortung tragen.
 
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„Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat, ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk“
„Südtirol, deinen Brüdern entrissen, schreit es hinaus, lasst es alle wissen. Südtirol, du bist noch nicht verloren, in der Hölle sollen deine Feinde schmoren.“
„Wir haben’s getan, wir haben’s gemacht, wir haben Leute verdroschen, über die Folgen nicht nachgedacht. Wir haben die Straßen der Stadt für uns in Anspruch genommen, keine Gefangene gemacht, wir haben gesoffen und geboxt, standen oft vorm Richter, keine Reue, haben darüber gelacht“

Alleine diese Zeilen sprechen für mich eine sehr deutliche Sprache. Dazu ist das zweite Zitat noch aus einem Lied der Gruppe "Kaiserjäger", der ehemaligen Gruppe des Sängers, die sich selbst ganz offen als rechtsradikal bezeichnet hat. Wenn er sich nicht mehr so sieht, warum spielt er dann auf den Konzerten noch Lieder dieser Band? Würden andere Gruppen jemals ein Lied einer rechtsradikalen Band covern, weil es unpolitisch ist? Natürlich nicht, eben weil man mit diesem Gesocks nichts zu tun haben will. Das würde auch der Sänger so handhaben, wenn er mit seiner Vergangenheit tatsächlich gebnrochen hätte.

Was würden andere Bands machen, wenn sie erfahren würden, dass sie in der rechten Szene Kultstatus geniessen? Würden sie sich darüber freuen und/oder mit den Schultern zucken, weil sie dagegen angeblich nichts machen können? Keine Chance, denn es gibt immer Mittel und Wege, um sich von der rechtsradikalen Szene abzugrenzen. Wer das nicht konsequent tut, will das einfach nicht.

Und du kannst die Verherrlichung von Fackelzügen und Auftritte bei rechten Parteien nicht unter harmlos einstufen. Gerade dass Freiwild typisch rechte Themen gesellschaftskompatibler macht, ist das Gefährliche an der Sache. Eben weil viele Fans dann diesen unsäglichen Gedanken haben "So schlimm ist das bisschen Nationalstolz ja nicht". Wenn der Gedanke erst mal besetzt wurde, dann ist es nicht mehr weit bis zu "Die NPD ist nicht nur schlecht und sagt auf vielen Gebieten einfach die Wahrheit".

Ich habe wegen dieser Diskussion mal nach Thomas Kuban gegoogelt und da bin ich gleich auf ein Zitat von ihm gestoßen, das die ganze Sache hervorragend zusammenfasst: "Phillip Burger ist der erste Rechtsrockstar im klassischen Sinne, denn sein Wirken ist auf keine Szene beschränkt, er erreicht auch das bürgerliche Spektrum, ohne dass sich bislang politischer oder zivilgesellschaftlicher Widerstand regt. Frei.Wild verkauft und etabliert Nationalismus und Anti-Antifaschismus als hippe Protestkultur." Besser kann man die Situation nicht ausdrücken.
 
Ja dieses Zitat kenne ich von dem Herrn Kuban. Ist für mich absoluter Blödsinn. Mit dieser Aussage macht er sich meiner Meinung nach lächerlich da er keine richtigen Argumente hat was die Texte von FreiWild angehen.
Ich habe natürlich auch gegoogelt aber das einzige was ich in Bezug auf dein 2. Zitat gefunden habe ist das bei dem Lied "Südtirol" von FreiWild teilweise die gleichen Wörter wie Heimatliebe, Volk und Sprache benutzt werden wie in einem Lied von den Kaiserjägern. Aber halt nicht das es ein Lied von denen ist. Von daher wüsste ich gerne mal die Quelle deiner Info. Denn wenn es so sein sollte wäre das natürlich riesiger Bockmist, dann gebe ich mich geschlagen.;)

Aber zu Zitat 1: Was ist denn bitte daran verwerflich wenn jemand behauptet die Sprache sei ein Wert der Heimat. Ist denn die deutsche Sprache nicht auch ein Wert unseres Landes und warnen nicht sogar Sprachwissenschaftler davor das unsere Sprache ausstirbt durch die vielen Englischen Begriffe die wir übernehmen? Also beim besten Willen, das ist doch kein Satz bzw. keine Aussage die nur Neonazis treffen. Auch der Christliche Glaube ist ein Teil von uns. Und das sage ich obwohl ich nicht gläubig bin.
Zu Zitat 3. Das ist die erste Strophe. Hast du dir auch die 2. Strophe angehört bzw. gelesen?

"...Aggressiv immer da überall dabei und gegenüber stand die Polizei, kranke Ideologien verwirrend falsche Gedanken, jetzt ist es vorbei. Was bleiben sind Ruf und Geschichten die nerven doch nicht vernichten, auch wenn jetzt alle über uns richten. Vor euren Türen liegt Dreck und das noch mehr als bei uns, kehr den erstmal weg..."

Also, in der ersten Strophe erzählen sie wie es früher war, in der 2. geben sie zu das es scheiße war und sagen das es aber vorbei ist. Fazit: Sie haben daraus gelernt. Sie müssen zwar mit ihrer Vergangenheit leben aber sie können sie ja nicht mehr ändern.
Und das ist genau das was ich meine. Ich habe mich früher auch geprügelt, wer hat das denn nicht? Aber bin ich deswegen mein Leben lang ein Schläger? Nein!
Ich habe gestern auch mal mit ein paar von meinen Freunden mit Migrationshintergrund gesprochen da dieses Thema echt überall grad ist. Chrizs aus Holland und Celestin aus Angola kommen beim hören von Freiwild nicht auf die Idee das das Rechtsrock sein könnte.
Aber egal, wäre schick wenn du mir die Quelle mal schicken oder zeigen könntest wegen dem Lied von Kaiserjägern.
 
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Die Bastelstunde des Propheten

Wow, das war knapp. Sie haben es sicher mitbekommen: Gestern wäre fast das jüdische und muslimische Leben in Deutschland unmöglich gemacht worden, wenn sich nicht unsere Berufsverbrecher im Bundestag energisch dieser Gefahr angenommen und sie beherzt abgewendet hätten. Was genau ist geschehen? Nun, irgendein antiker Oberchecker verlor regelmäßig auf seiner Grundschultoilette kindlich motivierte Schwanzvergleiche gegen seine Klassennemesis und räumte damit ein schweres Penistrauma ab. Irgendwann während seiner Studienzeit bewarb er sich dann nicht nur erfolgreich bei „Israel sucht den Superpropheten“, sondern gewann die ganze Chose auch noch. Gleich in seiner ersten Amtshandlung als offizielles Sprachrohr eines nicht existierenden Gottes beschloss er dann, dass die Leichtgläubigen ab sofort die Geschlechtsorgane aller männlichen Säuglinge zu verstümmeln haben, damit nie wieder ein schönerer Pimmel als sein eigener im ganzen Sektenuniversum gesichtet werden kann.


Nein, diese Geschichte kann ich nicht belegen, ich gebe sogar zu, dass sie frei erfunden ist. Damit reiht sie sich aber nahtlos in die Nacherzählung ein, die offiziell als Verteidigung für die hier thematisierte Kinderschändung herangezogen wird, denn völlig egal wie die lautet, mit einer abgesegneten Meldung der deutschen Presseagentur wird sie auch nichts zu tun haben. Vielmehr stellt der Schmonz definitiv ein Märchen aus grauer Vorzeit dar, dass naive Gutgläubige von Generation zu Generation weitergeben, um Geschichten für ihr Lagerfeuer respektive ihren Fernsehabend nach einem Stromausfall parat zu haben und sich gleichzeitig einen Sinn in ihre trostlose Existenz hineinschwafeln zu können.


Nun will ich sicher nicht gegen gläubige Menschen hetzen, ich selber bin ja auch verrückt nach gewissen Wrestlingligen und geradezu besessen von diversen amerikanischen Fernsehserien, allerdings lebe ich diese Ersatzreligionen ganz bewusst so aus, dass niemand zu Schaden kommt. Das kann man vom Blogthema nun wirklich nicht sagen, denn das Gesetz, das da gestern im Bundestag bestätigt wurde, gehört wohl definitiv zu den widerlichsten und menschenverachtendsten Ergüssen, die jemals in den heiligen Bonzenhallen zur Debatte standen.


Dabei verharmlost die offizielle Bezeichnung „Gesetz zur Beschneidung von Säuglingen“ die ganze Sache doch erheblich, also nenne ich das Kind doch mal einfach beim Namen. Seit gestern ist es weiterhin in Deutschland erlaubt, 7 Tage alten Säuglingen die Vorhaut von der Eichel zu entfernen. Allein das sorgt schon bei mir und sicher auch anderen männlichen Mitbürgern zumindest für ein mulmiges Gefühl. Wenn man dann aber zusätzlich bedenkt, dass in diesem Alter die Vorhaut noch mit der Eichel verwachsen ist und dementsprechend chirurgisch weggeschnitten werden muss, geht zumindest bei mir jedes Verständnis für eine diesbezügliche religiöse Verstümmelungsfreiheit durchgeknallter Eltern flöten. Da braucht es nicht mal mehr den Hinweis, dass diese Operation bei einem wenige Tagen alten Säugling selbstverständlich ohne Betäubung vollzogen werden muss und somit das Würmchen diese Mittelaltertortur auch noch bei vollem Bewusstsein erleben muss. Übrigens auch gerne vorgenommen vom aktuellen Oberschamanen des hauseigenen Privattempels, denn es wurde in diesem Witz, der sich für eine Gesetzesvorlage hält, noch nicht mal verbindlich festgelegt, dass dieser Horror-Eingriff ausschließlich von Experten durchgeführt werden darf.


Der Bundestag hat diese Obszönität nun also legal bestätigt, weil das Staatskommando nach eigener Aussage das Leben der Juden und Muslime in unserem Land gefährdet sehen würde, wenn man diesen blutigen Pakt auf dem Rücken der Unversehrtheit von Kleinkindern nicht besiegelt hätte. Dabei muss ich wahrscheinlich nicht verstehen, was daran schlimm wäre, wenn sich Leute hier nicht mehr wohl fühlen, die ihre eigenen Kinder foltern lassen, nur weil ihnen Lord Rübezahl das so via Schauerroman befohlen hat. Die aufgeklärte Mehrheit der Muslime und Juden wird auf diesen perversen Sado-Maso-Fetisch keinen Wert legen, wenn man jetzt trotzdem einer radikalen Minderheit von senilen Rentnern und abgespacten Hardcore-Gläubigen nachgibt und ihnen Babyverstümmelungen erlaubt, dann ist das an sich schon ein ziemliches Armutszeugnis für eine Zivilisation. Das Ganze aber auch noch als unverzichtbare Rettungsaktion hinzubiegen, an der das Wohl und Wehe einer ganzen Religion hängt, ist wohl an Dreistigkeit nicht zu überbieten.


Und selbst in einem utopischen Szenario, in dem 100 % aller Muslime hinter dieser Kinderschändung stehen würden, sähe ich keinen Grund, diese Barbarei offiziell per Gesetz durchzuwinken. Nur weil es irgendwo im Takatuka-Land traditioneller Brauch ist, Neugeborene zu misshandeln, ist das doch längst kein Persilschein, um diese Scheußlichkeiten auch in anderen Ländern zu erlauben. Was wäre denn gewesen, wenn die prähistorische Ulknudel mit dem Erektionsproblem stattdessen auf Wildwestfilme gestanden und deshalb per Depesche erlassen hätte, alle Säuglinge mit einem Brandeisen kennzeichnen zu lassen? Dürften dann Irre ihren Nachwuchs entsprechend legal terrorisieren, nur damit die Religionsfreiheit in diesem Land nicht gefährdet wird?


Als ich das Thema gestern in Facebook angerissen habe, wurde mir gleich im ersten negativen Kommentar Antisemitismus und Islamophobie vorgeworfen. Das hat mich dann etwas versöhnt, denn mit schwarzen Humor bin ich immer schnell zu beruhigen. Und was kann es Alberneres geben, als jemanden als Antisemit hinzustellen, weil er sich für die Unversehrtheit von jüdischen Kindern einsetzt? Das ist entweder ein gelungener Scherz oder ein mutiges Outing als Schulschwänzer in diversen Geschichtsstunden. Um islamophob zu werden, müsste ich wohl auch erst mal diese Glaubensrichtung ernst nehmen, und diesen Status in meinem Gemüt hat noch keine Weltreligion erreichen können.

Wobei ich nochmal betonen möchte, dass ich nichts gegen gläubige Menschen habe. Überhaupt kann sich jeder Erwachsene gerne beschneiden, tätowieren, piercen oder von seiner Lieblingsdomina erdrosseln lassen, da habe ich überhaupt kein Problem mit. Ich gehe nur ziemlich steil, wenn das jemandem von Dritten aufgezwungen wird, dabei ist es mir sogar völlig egal, in welchem Alter das jeweilige Opfer ist. Dass sich die Blogprotagonisten als Zielgruppe für ihr grausames Hobby wehrlose Säuglinge auserkoren haben, gibt der Sache nur einen herben Beigeschmack, versalzen wird diese Suppe aber vom Machtmissbrauch an sich, egal ob dabei Opa oder die kleine Susi vorsätzlich verletzt wird.


Unangebracht war auch die Unterstellung, dass ich nicht pauschal gegen Gewalt aufstehe, sondern das Thema nur an der Religion festmache. Ausgelöst wurde die Diskussion nun mal von einer Horde Gläubigen, die dringend darauf gepocht haben, das ganze Ekelspektakel an ihrem Recht auf Religionsfreiheit aufzuhängen, da ist es natürlich logisch, dass Kritiker dieselbe Schiene für ihre Konter bedienen. Davon bleibt aber natürlich unberührt, dass ich auch immer die sexuelle Nötigung von katholischen Chorknaben verurteilen werde und ebenfalls sofort dabei bin, wenn allgemeine Gewalt gegen Kinder angeprangert wird, das mache ich an keiner bestimmten Glaubensrichtung fest. Wobei interessanterweise diese Punkte in Deutschland sowieso illegal besetzt sind. Wenn ich als Atheist mein Kind kastrieren lasse, da mir gerade langweilig ist oder ich das schick finde, und dafür am besten noch meinen Onkel beauftrage, weil der sowieso Metzger ist, dann wandere ich in den Bau. Wer jetzt meint, dass eine Beschneidung sehr viel harmloser als eine Kastration ist, der kann mal gerne unter den Stichworten „Beschneidung Todesfälle“ googeln, wenn er denn dafür genug Nerven und einen stabilen Magen besitzt.


Herr Steinmeier von der SPD hat das ganze Brimborium mit den Worten kommentiert, dass damit das breite und notwendige Votum für den Fortbestand jüdischen Lebens in Deutschland abgegeben wurde. Gut, wenn der Kerl nicht auf billigen und übertriebenen Pathos im XXL-Format verzichtet, dann kann ich sicher auch angeben, dass ich es gerne sehen würde, wenn mal irgendwann ein breites und notwendiges Votum für den Fortbestand intelligenten und vor allem friedlichen Lebens in Deutschland abgegeben würde, selbstverständlich auch im jüdischen Bereich, denn in diesen Varianten kann ich diesem Leben nicht weit genug die Tür in meine Heimat öffnen.


Aber dafür brauchen wir definitiv eine komplett neue Politriege. Vielleicht könnte ja irgendjemand den alten Politbonzen solange in die Eier treten, bis sie freiwillig ihr Amt niederlegen. Hat da niemand eine entsprechende Religionszugehörigkeit, die das erlaubt? Ich würde da sogar über eine Konvertierung nachdenken, um tritttechnisch mitzuhelfen. Beschweren würden sich diese Knallchargen bestimmt nicht über diese Behandlung, es wäre ja schon sehr unseriös, wenn die eigenen Geschlechtsorgane wegen akuter Empfindlichkeit unter Naturschutz gestellt würden, während man auf Kosten der weit fragileren Penise von Neugeborenen eine Religionsauslegung befriedigt, die ihre Evolution irgendwann nach der Erfindung des Rads eingestellt hat.
 
So so, ihr dachtet also, ihr hättet bisher lange Texte von mir gelesen... :D

"Knüppel auf das Pack

„Vor Zeiten war ein Schneider, der drei Söhne hatte und nur eine einzige Ziege. Dieses Tier war die Joan Collins ihrer Zeit, spielte deshalb gemeinerweise die Söhne gegen ihren Vater aus, bis der diese verstieß und die drei auf der Straße landeten. Der älteste ging zu einem Schreiner in die Lehre, da lernte er fleißig und unverdrossen, und als seine Zeit herum war, dass er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte und von gewöhnlichem Holz war, aber es hatte eine gute Eigenschaft. Wenn man es hinstellte und sprach „Tischlein, deck dich“, so war das gute Tischchen auf einmal mit einem sauberen Tüchlein bedeckt, und stand da ein Teller, und Messer und Gabel daneben, und Schüsseln mit Gesottenem und Gebratenem und ein großes Glas mit rotem Wein leuchtete, dass einem das Herz lachte.


Der zweite Sohn ging zu einem Müller in die Lehre. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, so schenke ich dir einen Esel von einer besondern Art, er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke.“ „Wozu ist er denn nütze?'“ fragte der junge Geselle und outete sich so als gar großes Speziesisten-Arschloch. „Er speit Gold“, antwortete der Müller, „wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst „Bricklebrit“, so speit dir das gute Tier Goldstücke aus, hinten und vorn. Nun guck mich nicht so an, das funktioniert wirklich und das dämliche Codewort habe ich nicht erfunden, das stammt von den Gebrüdern Grimm, keine Ahnung, was für garstig Drogen die Typen da intus hatten.“


Der dritte Bruder ging zu einem Drechsler in die Lehre, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, musste er am längsten lernen. Als er damit irgendwann dann doch fertig wurde, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin.“ „Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer.“ „Das will ich dir sagen,“ antwortete der Meister. „Willst du jemand etwas zuleid tun, so sprich nur „Knüppel, aus dem Sack“, so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, dass sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher lässt er nicht ab, als bis du sagst „Knüppel, in den Sack.“ Nach dieser Erklärung beschloss der dritte Bruder, der erste Polizeipräsident Deutschlands zu werden.“


Soweit die Zusammenfassung eines der berühmtesten Märchen der Gebrüder Grimm in der Interpretation der Gebrüder Grote (Jens, Rygel, Björn Hellmark und die anderen Stimmen im Freizeitpark Unterbewusstsein). Ergänzend könnte man noch den ebenfalls nicht überlieferten Schlusssatz „…und da Polizeigewalt nicht gestorben ist, prügelt sie noch heute“ hinzufügen, womit wir dann auch schon beim Aufhänger dieses Blogs wären. Bevor ich auf diesen aber ausführlicher eingehe, möchte ich erst noch ein weiteres Märchen erzählen, welches in der Neuzeit angesiedelt ist, das Thema sehr schön aufgreift und exklusiv vom Grote-Kollektiv ersonnen wurde:

„Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit eine Frau, die dachte, sie wäre eine Prinzessin. Sie lebte mit vielen anderen Patienten, die sich ebenfalls für Könige, Kaiserinnen, Herrscher und Göttinnen hielten, in einer Psychiatrieabteilung namens Bundestag. Da diese Frau dem von ihr so definierten Pöbel sehr zugetan war, begab es sich von Zeit zu Zeit, dass sie sich unter ihr Volk mischte, wenn dieses seine Meinung kundtat, um die Normalsterblichen dabei zu beobachteten. So trug es sich zu, dass das Proletariat in einer Stadt namens Münster aufstand und dort laut gegen braunen Politdurchfall protestierte. Auch die Prinzessin war zugegen und musste zu ihrem Erschrecken beobachten, wie ein uniformierter Schlägertrupp einen Mann niederknüppelte. Das geschah in solcher Brutalität, dass unsere Prinzessin empört dazwischen gehen wollte.

Doch ach, das Unglück nahm seinen Lauf, denn die Blutmenschen des Staates erkannten nicht die Hochwohlgeborene und schoben sie deshalb vom Tatort zurück. Das wollte sich die Prinzessin nicht bieten lassen und erhob deshalb ihrerseits die Hand gegen eine Berufsprüglerin, indem sie die Schubserei von dieser erwiderte. Sie ahnte dabei nichts von der geheimen Überlieferung, die innerhalb der Ausrasterbrigaden von Knüppelgeneration zu Knüppelgeneration weitergegeben wurde und die da lautete, dass man jeden Bürger ins Koma dreschen darf, wenn dieser die heilige Uniform eines beliebigen darin befindlichen Psychopathen berührt. So war es für Menschen, die sich auf dem Gebiet der Hau-den-Lukas-und-seinen-in-Reichweite-befindlichen-Freundeskreis-Philosophie der staatlichen Schläger aus Leidenschaft auskannten, nicht weiter verwunderlich, dass der Prinzessin schon direkt nach der ersten Andeutung von Körperkontakt ein Staatsdiener ins Kreuz sprang, sie mit Hilfe eines Brutalokumpanen auf dem Boden fixierte und mit Kabelbindern fesselte.

Damit nicht genug wurde eure Majestät auch noch in die Höhle der Gang gezerrt, umgangssprachlich als Polizeirevier bekannt. Dort wurde sie mit weiteren Obszönitäten bekannt gemacht, die in Prügelkreisen unter der Bezeichnung „staatsrechtliche Erfassung“ firmierten, da die tumben Aggressoren aus einem Instinkt heraus davon ausgingen, dass „möglichst weitreichende und ultimative Bloßstellung von Bürgern unter Kreation mannigfaltiger Momente, die die natürliche menschliche Schamgrenze großzügig ad absurdum führen“ nicht so gut im Volk ankommen würde. Spätestens als sich die Prinzessin dann vor lüsternen und sabbernden Gangmitgliedern entkleiden musste, weinte sie gar sehr und berief sich immer wieder verzweifelt auf ihren Sonderstatus der armen Irren, die sich aus welchen Gründen auch immer für was Besseres hält und entsprechend behandelt werden muss.

Als endlich Stunden später eine Depesche das Revier erreichte, dass dem tatsächlich offiziell so war, da herrschte gar großes Heulen und Zähneklappern unter den notgeilen Gewaltfetischisten und sie konnten nicht genug bedauern, dass sie die falsche Person diskriminiert hatten, da sie diese unverzeihlicherweise für eines ihrer normal bürgerlichen Terrorstandardopfer hielten. Die Prinzessin konnte dieses Wehklagen und Jammern aber nicht davon abhalten, trotzdem Anzeige zu erstatten. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann wartet sie noch heute auf irgendwelche spürbaren Konsequenzen gegen die Orks in Uniform.“

Das Faszinierende an diesem Märchen ist, dass es eine reale Begebenheit nacherzählt. Tatsächlich zog es Anfang März eine Abgeordnete der Linke-Fraktion des Bundestags auf eine Anti-Nazi-Demonstration in Münster. Bewaffnet war sie lediglich mit einer lustigen Weste, auf der „Parlamentarische Beobachtung“ aufgedruckt war, die ihr aber nichts nutzte und wahrscheinlich von den Brachialcops nur als ärgerlicher Prügeldämpfer wahrgenommen wurde. Nun kann man sicher niemandem einen Vorwurf machen, wenn er eine Abgeordnete der Linken nicht erkennt, so ergeht es sicherlich einem Großteil der Bevölkerung. Die Formel zur Berechnung dieser Menge lautet Gesamtbevölkerung – Parteimitglieder der Linken = Bürger, die die Fresse partout nicht zuordnen können. Und selbst diese Summe ist ungenau, da man noch nicht mal allen Linke-Wählern zutrauen sollte, die Gesichter ihrer Kreuzchenentscheidung auf der Straße korrekt zu identifizieren.

Das ist halt das Schicksal von kleinen Randparteien, das sie sogar mit den Mitgliedern der großen Volksparteien teilen, die sich jenseits der Bundestagsbühne durchschmarotzen, aber trotzdem hat es ein ziemliches Medieninteresse inklusive polizeilicher Krokodilstränen und Entschuldigungsorgien ausgelöst, als diese Frau praktisch inkognito während der Demo polizeiliche Gewalt aus erster Hand erfahren konnte und danach auf der Wache auch noch zur Fotosession gebeten wurde, eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen musste und sogar ihr Oberteil samt BH im Kreise lüsterner Polizisten ablegen durfte.

An dieser Stelle kann ich dem womöglich irritierten Leser auch gerne erklären, warum ich den Herren Polizisten diesbezüglich einen Hang zum Voyeurismus attestiere. Das liegt an eigenen Erfahrungen, die ich auf diesem Gebiet sammeln durfte, als ich vor ca. 20 Jahren mit meinem Bruder mehrere Gramm Haschisch in einem kaum noch vorstellbaren Gesamtwert von 50 DM aus Holland in die Bundesrepublik Deutschland schmuggeln wollte, um mit dieser gigantischen Menge hier ein Drogenimperium aufzubauen. Als wir bei der damals noch erfolgenden Grenzkontrolle mit diesem Riesendeal aufgeflogen sind, wurden wir auch gleich mit den Mühlen des Gesetzes konfrontiert.


Zuerst wurde mir eine Nummer zugeordnet, die ich hochzuhalten hatte, damit heitere Gruppenbilder mit dieser Ziffer und meinem Konterfei angefertigt werden konnten. Obwohl ich durch das aufkommende Feeling bei dieser Dalli-Klick-Aktion schon meinen Status als Schwerverbrecher absolut akzeptiert hatte, musste ich danach ein Album mit Fingerabdrücken jedes bekannten Mitglieds meiner rechten Handfamilie anfertigen und durfte mit der dafür verwendeten Farbe im Anschluss noch schön meine Kleidung einschmieren. Diese musste ich nämlich im Finale des amüsanten Fußballspiels mit meinen Bürgerrechten komplett ausziehen, um mich nackt vor drei Polizisten zu drehen. Und das nicht nur einmal, sondern direkt mit 2 Bonusrunden, was aber verständlich ist, da die drei notgeilen Grinsebacken wahrscheinlich noch nie so einen genialen Knackarsch wie meinen gesehen hatten und möglicherweise bis in die Gegenwart ihre erotischen Fantasien in einsamen Dienststunden mit diesem perfekten Anblick bestreiten. Dieses Verhalten kann jedenfalls nur auf den von mir unterstellten Voyeurismus oder auf Amtsmissbrauch durch eine genussvolle Auslebung eines absoluten Machtgefühls basieren, mit einer konkreten Auswahl einer der Möglichkeiten muss ich mich aber gar nicht näher beschäftigen, da beide Varianten ihre Wurzeln in einer verachtenswerten Arschlochattitüde haben.

Nachdem wir mit der Ankündigung einer Anzeige inklusive Jugendgerichtsverhandlung dann irgendwann gnädig entlassen wurden, waren wir von dem ganzen Vorfall so geschockt, dass wir uns direkt auf dem ersten Rastplatz hinter der Grenze einen Beruhigungsjoint drehen mussten, den wir glücklicherweise mit den unentdeckten Beständen aus dem Saum der Jacke meines Bruders herstellen konnten. Unsere Schmugglerkarriere war nach diesem Fiasko jedenfalls beendet, denn fortan schickten wir nur noch ein befreundetes Pärchen, das sich im Besitz eines BMW befand, ins niederländische Einkaufschlaraffenland, im sicheren und auch nie enttäuschten Glauben, dass adrett gekleidete Leute mit dieser Wagenmarke niemals intensiv kontrolliert werden.


Aber ich schweife etwas ab, ich möchte doch noch mal auf die Prinzessin zurückkommen, die mit Schmackes von ihrer Erbse heruntergeholt wurde. In meinen Augen ist es nämlich ein Skandal, wie die Entschuldigungslitanei der Polizeihäuptlinge aktuell formuliert wird. Da ist nur die Rede davon, dass man eine Bundestagsabgeordnete so nicht behandeln darf, dieses Signal ist ja wohl an Widerlichkeit nicht zu überbieten. Es wird nicht etwa die übertriebene Polizeigewalt angeprangert, es wird nur scharf kritisiert, dass diese gegen die falsche Person angewendet wurde. Hätten die Neandertaler keine Politikerin in den brutalen Würgegriff des Staats genommen, sondern eine normale Hausfrau, dann wäre der Einsatz wohl unter erfolgreich abgelegt worden und niemand hätte ein Wort darüber verloren. Soll das wirklich die Botschaft sein und geht dabei tatsächlich jeder der Verantwortlichen davon aus, dass das gemeine Volk viel zu doof, um diese zu verstehen?


Für mich ist es mittlerweile mehr als bizarr, wen die Polizei alles in die schwammige Schublade „gewaltbereite Chaoten“ steckt und damit dann ausufernden Staatsterror erklären will. Ich möchte mich in diesem Blog gar nicht primär über Straßenkriege auslassen, wie sie zum Beispiel rund um den 1. Mai alljährlich stattfinden. Da verstehe ich durchaus beide Seiten. Sicher kann ich es nachvollziehen, dass ein persönliches Fass durch ständige Konfrontation mit Politikerverbrechen und deren Legalität im deutschen Rechtssystem überlaufen kann. Wenn man in so einer Situation seine absolute Hilflosigkeit dadurch kompensiert, indem man einen Feldzug gegen alles durchzieht, das nach Staat und Geld aussieht, dann halte ich das für ziemlich dämlich, kann aber das Ganze durchaus für mich begreifbar aufschlüsseln. Aber genauso gut kann ich in solchen Fällen auch Polizeiaktivitäten verstehen, die brachial durchgezogen werden. Wenn ein Mob aus Frustrierten, garniert mit Gewalttouristen, marodierend durch die Straßen zieht, dann muss die Polizei als Exekutive eben ihren Kopf hinhalten und ausbaden, was eine unfähige Parasitenbande in den Politetagen der Republik angerührt hat. In so einem Szenario würde ich als beruflich nominierter Sündenbock garantiert auch nicht meine Wange für den zweiten Pflasterstein hinhalten, sondern ebenfalls den Dreschflegel im schwarzen Block unter meinen Angreifern kreisen lassen, keine Frage.

Wie gesagt geht es mir aber gar nicht um solche Ausnahmesituationen. Ist es in diesen nämlich für mich noch sehr schwer, für eine Seite Partei zu ergreifen, so habe ich keinerlei Probleme bei meiner Sympathiebekundung, wenn es um Anti-Nazi-Demonstrationen, Tierrechtsmärsche oder andere Protestaktionen geht, bei denen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung auf die Straße tragen, diese Meinung konkret formulieren und mit friedlichen Aktionen unterstreichen. Sicher haben auch Faschisten ein Recht auf ihre Meinung, allerdings dürfen sie diese in der Öffentlichkeit nur äußern, wenn sie nicht mit verbotenen Mitteln wie Volksverhetzung oder gewisser Symbolik vorgetragen wird. Und an dieser Stelle kann ich hineingrätschen und der Polizei berechtigt vorwerfen, dass sie sich bei braunen Zügen durch die Gemeinde absolut unverständlich verhält. Denn natürlich tragen die Möchtegern-Freunde und Helfer keine Schuld daran, wenn eine ordentlich angemeldete Demonstration genehmigt wird, diese Kritik müsste man wieder den politischen Verantwortlichen vortragen.

Allerdings ist es reine Sache der Polizei, was für Schilder vor Ort geduldet werden, bei welchen Chorälen man dazwischen geht und mit welcher Fulminanz diese Unterlassungsanweisungen durchgedrückt werden. Natürlich ist die Exekutive zur Neutralität verpflichtet, dass diese Einstellung aber Auslegungssache ist, merkt man ironischerweise an der Behandlung der Gegendemonstranten. Diese Leute werden in mehr als großzügig berechneten Mengen und über Stunden eingekesselt, wenn einzelne Menschen auffälliges Verhalten zeigen bzw. das, was die Polizei so betitelt, Sitzblockaden werden teilweise brutal mit Wasserwerfern aufgelöst, Abgrenzungen werden auf den Millimeter genau kontrolliert und bei Überschreitung rücksichtslos durchgedrückt, das ist alles kein Problem und selbstverständlich für einen Polizeieinsatz.

Auf keinen Fall kommt da aber auch nur eine ähnlich übertriebene Aktion gegen die Faschisten zustande, obwohl das durchaus ebenso möglich wäre. Natürlich könnte man auf gewisse Gesänge mit Wasserwerfern antworten, klar könnte man einen ganzen Block der Demonstration für ein Schild verantwortlich machen und entsprechend isolieren, garantiert könnte man jeden Gruß egal in welcher Handhöhe für den Beteiligten unvergesslich gestalten, aber davon sieht die Polizei ab. Wenn sich braune Teilnehmer am Ende des Einsatzes bei Polizisten für das vorbildliche Verhalten und das Ermöglichen des reibungslosen Ablaufs der Aktion bedanken und betonen, dass sie demnächst gerne wiederkommen, dann sollte das eigentlich ein Signal dafür sein, das irgendetwas falsch gelaufen ist.

Als Polizist darf man sich nicht wundern, wenn in solchen Szenarien die Stimmung hoch kocht. Ehrlich gesagt erwarte ich von einer Polizei sogar Verständnis für Wut, wenn Rechtsradikale offen durch Städte ziehen dürfen, zumindest in einem Staat, der angeblich den Rechtsradikalismus verpönt. Natürlich können die Cops den braunen Mob nicht komplett niederknüppeln, aber sie müssen auch bestimmt nicht auf brutalste Art und Weise Blockaden auflösen und Markierungen mit dem Zentimeterband kontrollieren. Sobald die Gegendemonstranten das Gefühl bekommen, dass sie das Rote Meer sind, in dem die Polizisten für die Nazis den Moses geben und die Fluten für einen sicheren Durchmarsch teilen, darf sich niemand mehr darüber wundern, wenn diese Helfer dann in das Feindbild aufgenommen werden. Entweder die Exekutive verhält sich neutral oder sie setzen alle ihre Mittel vor Ort ein, um den lediglich zwangstolerierten rechten Auflauf möglichst erfolgreich zu behindern, jede andere Alternative ergibt in der Summe ein deutliches Zeichen an die Nazis, dass diese sich auf ihre Polizei absolut verlassen können und diese treu an ihrer Seite steht.

Ist dieses Gebiet bestimmt recht verzwickt und meine Empörung teilweise meinem recht einseitigen Blickwinkel geschuldet, so muss jedes Verständnis spätestens dann aufhören, wenn man sich Spitzen der Polizeigewalt anschaut, wie sie zum Beispiel von dem älteren Herrn transportiert werden, dem man bei den Stuttgarter Bahnhofsprotesten mit Wasserwerfern die Augen förmlich aus dem Kopf geschossen hat. Warum habe ich bis heute nichts davon gehört, was für eine Strafe der irre Schütze in Uniform für diesen Mordversuch bekommen hat? Ehrlich gesagt konnte ich noch nicht mal den Zeitungen entnehmen, wer dieser staatliche Chaot überhaupt war.

Dieses Tappen im Dunkeln hat gleich zwei Gründe. Zum einen gibt es das Gemunkel über eine Art Ehrenkodex in Polizeireihen, der besagen soll, dass man keinen Kollegen anschwärzt oder gegen ihn aussagt. Das klingt für mich durchaus plausibel, denn eine Krähe hackt der anderen nun mal kein Auge aus, sondern hilft ihr lieber, das Sehorgan aus dem Tagesopfer herauszupicken. So ein Verhalten würde ich aber für mehr als abstrus halten, da ich es nur aus Mafiakreisen kenne und schon allein dieser Vergleich mehr als bedenklich daher kommen würde. Sollte dieser Ehrenkodex tatsächlich existieren, dann wäre es noch skandalöser besetzt, dass Polizisten bei vielen Einsätzen von neutralen Personen gar nicht identifiziert werden können, denn so hätte ein Opfer von Polizeigewalt überhaupt keine Chance mehr, seinen Peiniger irgendwie zu belangen. Wenn dieser anonym prügeln darf und seine Kollegen wegschauen, sind wir nahe dran am perfekten Verbrechen.

Zum anderen ist die Verfolgbarkeit einer potentiellen Straftat durch Polizisten aber sowieso egal, da diese Leute eine Art James-Bond-Status zu besitzen scheinen, der ihnen vielleicht nicht die Lizenz zum Töten verleiht, aber auf jeden Fall die Lizenz zum Gewaltexzess, der garantiert im Rückblick anders beurteilt wird, als wenn er von einem Bürger begangen wurde, der nicht aus der polizeilichen Parallelgesellschaft stammt. Der schwäbische Augenkiller wurde wahrscheinlich von der Betriebsweihnachtsfeier ausgeschlossen und musste für 2 Monate das Kaffeekochen übernehmen. Irgendwelche drakonischen Strafen, die auch nur ansatzweise reflektieren, dass er einem harmlosen Rentner die Sehfähigkeit genommen hat, weil dieser einen Ort nicht räumen wollte, wurden da niemals ausgesprochen. Sicher kann man auch darüber nur spekulieren, da solche Verhandlungen wenn überhaupt hinter geschlossenen Türen geführt werden und in keinem öffentlichen Urteil münden. Aber allein dieser Umstand ist ebenfalls ein Skandal und peinlich für jeden Rechtsstaat, der Wert auf seine Funktionalität auf allen Ebenen legt und keine Eliten schaffen will, die sich in einem gesonderten Gesetzesrahmen bewegen und diesen deutlich großzügiger zu ihren Gunsten interpretieren dürfen.


Ich sehe auch in der Art der Selbstpräsentation der Staatsdiener ein riesiges Problem. Die Wurzel dieses Übels liegt zwar außerhalb des Einflussbereichs eines normalen Polizisten und hat etwas mit Organisation von Einsätzen und Dienstanweisungen zu tun, aber der Polizist auf der Straße steht definitiv dadurch in den Augen von kritischen Beobachtern direkt in einem schlechten Licht. Verschärft wird diese Lage noch zusätzlich, weil anscheinend manche der Typen deswegen auch ein dermaßen übersteigertes Selbstbewusstsein bekommen, dass sie aufgrund ihrer selbst diagnostizierten Herrlichkeit eine eigene Religion bilden und vom gemeinen Volk angebetet werden wollen. Obwohl man fest davon ausgehen kann, dass sie nicht die Seelen des Fegefeuers entdeckt haben und so tatsächlich zu einem neuen Gott mutiert sind, um mal einen unbeholfenen Verweis auf meinen Glauben einzustreuen. Aufmerksame Leser wissen ja bereits, dass ich schon vor längerer Zeit vom Christentum zu Supernatural konvertiert bin.

Es ist jedenfalls fast schon lustig, wenn man sieht, mit welchen Horden die Staatsmacht zum Beispiel auf Tierrechtsdemonstrationen reagiert. Da gibt es teilweise Events, bei denen auf jeden Teilnehmer ein Polizist kommt, ich habe sogar schon an Märschen teilgenommen, die nur dadurch beachtet wurden, weil die ca. 20 Protestierenden von mindestens 30 Cops begleitet wurden. Bei Bürgern, die diesen Zügen begegnet sind, hat wahrscheinlich am meisten Eindruck gemacht, dass durch dieses Verhältnis das Ganze mehr nach einer Protestaktion der Polizeigewerkschaft ausgesehen hat als nach einer Tierrechtskundgebung. Als wäre diese Überpräsenz nicht schon albern genug, stehen bei solchen Demonstrationen an fast jedem vorab festgelegten Punkt eines Redebeitrags auch noch Mannschaftswagen und weitere uniformierte Menschenrudel. Das alles für Ereignisse, über die selbst schon Polizisten in persönlichen Gesprächen mit Demoteilnehmern angegeben haben, dass sie diese sehr entspannt angehen, da sie noch nie einen ernsthaften Zwischenfall erlebt haben.

Wenn man allerdings als Demonstrant mit dieser Schwemme jenseits jedes vernünftigen Verhältnisses konfrontiert wird, bekommt man schon andere Gefühle, die nicht unbedingt etwas mit Entspannung zu tun haben. Bei mir springt da erstens immer ein Reflex des Unterbewusstseins in Richtung ziemlicher Verstimmung an, da ich als Steuerzahler diese überbordende und in ihrer gigantischen Dimension völlig unnötige Party bezahlen darf, zweitens ist es aber auch garantiert nicht jedermanns Sache, als unbescholtener Bürger, der nur seine Meinung vertreten möchte, von einem oder sogar mehreren Polizisten in Einzelmanndeckung genommen zu werden. Zumal die Figuren in ihren Kampfwesten und mit Knüppeln und Pistolen keinen friedfertigen Eindruck vermitteln, sondern im Gegenteil nach purer Aggression schreien.

So eine Aufmachung, kombiniert mit den Privilegien dieses Berufsstand, steigen so manchem Polizisten derbe zu Kopf, das musste ich schon das eine oder andere Mal am eigenen Leib erfahren. Unvergessen ist mir da ein Vorfall, der sich vor knapp 4 Jahren zugetragen hat und eigentlich in jedem Lexikon als Beispiel für „Arroganz“ oder vielleicht auch „Kompensation eines kleinen Genitals“ aufgeführt werden müsste. Ich hatte Feierabend und befand mich dementsprechend auf dem Heimweg, als erst ein Polizeiwagen langsam an mir vorbeifuhr, um mich zwei Straßen weiter nochmal einzuholen und neben mir abzubremsen. Das Gefährt entließ dann direkt einen Mann im bekannten Karnevalskostüm und seinen zweiköpfigen Harem. Dabei dachte ich mir noch nichts und da ich auch nicht der Gaffertyp bin, habe ich noch nicht mal kurzfristig im Gang inne gehalten, sondern strebte weiter Richtung Heimat.


Das gefiel den drei Engeln für Charlie aber überhaupt nicht, was an sich natürlich noch kein Problem darstellen würde. Sicher kann man mit höflichen Floskeln wie „Haben Sie einen Moment Zeit für uns?“ oder „Guten Tag, können wir uns mal kurz unterhalten?“ einen Gesprächsbedarf anmelden, in so einem Fall bin ich der Letzte, der eine Auskunft verweigern würde. Mein Zeitfenster wäre sogar groß genug gewesen, um für die Gendarmen bei einer lieben Anfrage kurz den Räuber zu spielen und mich dementsprechend zu verstecken, während die drei zählen. Solange man da irgendwann ein Ende gefunden hätte, wäre ich wirklich der Letzte gewesen, der vor den niedlichen, aber augenscheinlich schwer gelangweilten Rackern die Spaßbremse gegeben hätte.

Allerdings hatte ich direkt schon meinen Kaffee auf, als hinter mir die konfuse Ansage „Hey, bleiben Sie mal stehen!“ erklang. Niemand kann etwas für seine schulische Laufbahn, aber gerade in einem Beruf mit Kontakt zu anderen Menschen sollte man schon wenigstens grundlegende Äußerungen beherrschen, mit denen man zivilisiert einen Verhaltenswunsch vorträgt. Auf so einem Karriereweg müssten meiner Meinung nach die Kevins und Chantals dieser Welt von irgendeinem Ausbilder verbindlich darüber aufgeklärt werden, dass die wenigsten Menschen auf diesem Planeten „Hey“ heißen und deshalb höchstens zufällig auf solche Proll-Hustereien reagieren. Im vorliegenden Fall war ich aber im näheren Radius allein auf weiter Flur, bezog die in allen sozialen Brennpunkten dieser Welt sicherlich übliche Blocksprache deshalb auf mich und warf dementsprechend spontan meinen Anker.

Das war dann der eigentliche Auslöser für meinen Unmut, denn bestimmt lege ich keinen gesteigerten Wert auf korrekte Unterhaltungseröffnungen, so was ist für mich nur ein Tropfen, der erst akut wird, wenn sich weitere zu ihm gesellen. Und das taten sie in dieser Situation recht inflationär, denn während die eine Polizistin noch nett nach meinen Papieren fragte, diese bekam und sich damit in den Wagen zurückzog, entblödete sich ihr Kollege nicht für eine recht lieblose Rambo-Persiflage in der Light-Version, indem er sich versetzt von mir aufbaute und seine Hand auf die Pistolentasche legte.


Anscheinend hatte er in einem Mann, der nur mit einem T-Shirt und Shorts bekleidet war, ein Gefahrenpotential ausgemacht, da er diesen entweder irritiert durch den extremen und auch deutlich zur Schau getragenen Waschbärbauch für eine lebende Waffe hielt oder er ihm die Fähigkeiten eines Houdinis unterstellte, der ein beträchtliches Waffenarsenal neben sich in einer anderen Dimension versteckt und auf dieses jederzeit Zugriff hatte. Möglicherweise war er auch über meine leichte Ausbeulung in Hüfthöhe erschrocken, da er recht augenscheinlich nicht mal eine Spur von Eiern sein Eigen nannte, da er diese im Himmel mit den Worten „Nein danke, ich bekomme irgendwann eine Knarre, das reicht mir“ abgelehnt hatte. Leider merkt man nur in der Fernsehsendung „1, 2 oder 3“, ob man wirklich richtig steht, da dort dann das Licht angeht, mir bleiben in diesem Beispiel nur reine Spekulationen über seine Beweggründe. Fakt war jedenfalls, dass er unbedingt während des ganzen Verhörs seiner Kollegin ein Bedrohungspotential ausstrahlen musste, bei dem selbst Chuck Norris kurz die Augenbraue gehoben hätte, was auf normale Menschen übertragen das Zeichen schlechthin für eine Panikattacke biblischen Ausmaßes ist.

Das Verhör selber fand ich auch nicht so prickelnd, denn ich wurde dort über Gott und die Welt befragt, während mein zweimaliges Nachhaken, was die ganze Veranstaltung überhaupt für einen Hintergrund hat, nur damit beantwortet wurde, dass mich das nicht zu interessieren hätte. Natürlich nicht, Siegfried Crockett und Dietlinde Tubbs spielten ja nur mit mir gerade ihre Lieblingsfolge von „Miami Vice“ nach, während drei Nachbarn an mir vorbeifuhren und mich dabei beobachteten, wie ich von Polizisten verhört und bedroht wurde, mir ging aufgrund der Situation der Arsch auch langsam auf unangenehmes Grundeis, weswegen sollte mich das Warum dieser Einlage da großartig interessieren? Irgendwann war die Kollegin im Auto dann aber tatsächlich mit ihrem Funkverkehr fertig, ihrer Freiluft-Inkarnation gingen die dummen Fragen aus und Rambo bekam von seiner starren Haltung den Ansatz eines Tennisarms, also erhielt ich meinen Ausweis zurück und durfte wieder meines Weges ziehen, für den mir sogar ein im zugegeben recht hübschen Kanon gemurmeltes „Alles in Ordnung“ als letzter Gesprächsbeitrag und Alternative zu „Danke für Ihre Zeit“ oder „Entschuldigung für die peinliche Wild-West-Show“ mitgegeben wurde.

Der pfiffige Teil meiner Blogkonsumenten wird vielleicht zwischen den Zeilen einen gewissen Hauch von Respektlosigkeit und Ablehnung herausgelesen haben. Das kann ich sowohl bestätigen als auch erklären. Denn ich verteile meinen Respekt tatsächlich nicht pauschal nach Berufen, sondern lasse den immer nur Individuen aufgrund ihrer Behandlung meiner Person zukommen. Und schießgeile Dorftrottel aus Überzeugung können sich da in die tollsten Fantasieuniformen werfen, sobald die mich aus einer Tageslaune heraus bedrohen und denken, das noch nicht mal rechtfertigen zu müssen, sind die bei mir auf einem Dieter-Bohlen-Status, was auf meiner Witzfigurenskala sogar noch hinter Wesley Crusher liegt. Ja richtig, ICH dachte eigentlich auch, dass so etwas gar nicht möglich ist.

Warum sollte ich aber auch allgemeinen Respekt für einen bestimmten Beruf entwickeln? Ich als Anlagenbuchhalter arbeite auch hart, undankbar und unterbezahlt ist die Chose ohne Ende und so mancher Polizist profitiert davon, wenn er im Krankenhaus auf einer Liege untersucht wird, die ich mitsamt den Geräten für seine Behandlung eigenhändig aktiviert habe und mir noch nicht mal zu schade dafür war, um die Abschreibung zu berechnen und konsequent durchzuführen. Dafür verlange ich aber kein Ehrenspalier von Patienten, denn das ist mein Job, für den ich Geld bekomme und den ein anderer erledigen würde, wenn ich es nicht täte. Das ist eine schöne Parallele zum Polizisten, da schlage ich auch nicht innerlich die Hacken zusammen, nur weil er in meinem Gesichtsfeld auftaucht. Beim Aufpoppen in meiner Realität beurteile ich jeden dieser Charaktere für sich, es gibt auch keinen Bonus für irgendwelche angelegten Uniformen. Da kann der oder die Betroffene sogar froh sein, dass ich spontan keinen Malus einräume, denn jede Art von Kostümierung erscheint in meiner Lebenseinstellung erstmal ulkig, gerade wenn dadurch ein ganzer Berufszweig aussieht, als wäre er frisch vom Einheitsfließband gefallen.

Solange mich der Mann oder die Dame korrekt behandelt, werde ich das erwidern und das Ganze auch entsprechend positiv beurteilen. Nach dieser Begegnung springt dieser Zähler dann wieder auf 0, was somit auch der Stand ist, bei dem der oder die nächste FreundIn und HelferIn bei einer zukünftigen Begegnung anfängt. Anders verhält es sich da ärgerlicherweise bei einer negativen Erfahrung, so was beziehe ich dann gleich auf die diffuse Menge „Polizei“. Woran ich tatsächlich arbeite, was allerdings wohl auch menschlich ist. Ich will auch gar nicht eine A.C.A.B.-Einstellung glorifizieren, denn „All Cops are Bastards“ ist zwar eine nette Überspitzung im ironischen Bereich, als tatsächlich empfundene Routineeinstellung ist das aber sicherlich genauso dämlich und gefährlich wie ein realisiertes Lebensmotto als Schlägerpolizist.

Garantiert ist es dumm, Menschen zu pauschalisieren, das gilt natürlich nicht nur im positiven Bereich, sondern auch im negativen. Schon gar nicht sollte man jemanden nach den Erfahrungen beurteilen, die man mit einem Arbeitskollegen von ihm gemacht hat. Allerdings sollte sich jeder Polizist dieser Welt definitiv darüber Gedanken machen, woran es liegt, dass sich sein guter Ruf größtenteils bei Menschen hält, die noch nie für etwas aufgestanden sind und bei deren Aktionen die Exekutive ergo auch nie regulierend eingreifen musste. Der Opa, der das erste Mal in seinem Leben gegen eine politische Entscheidung auf die Straße geht und gleich mit Wasserwerfern abgeschossen wird, überdenkt garantiert seinen bis dato gezeigten und ausgelebten Respekt, und das nicht bezogen auf den anonymen Wasserbombenfetischisten hoch auf dem unangreifbaren Wagen, sondern sicherlich auf die Staatsgewalt allgemein.


Vor gar nicht allzu langer Zeit ging durch die Presse, dass die deutsche Polizei sich ein Patent aus Amerika für ein Maschinchen gesichert hat, das mit Hitze arbeitet und so die Wasserwerfer ergänzen soll. Wundert sich wirklich einer der Verantwortlichen, wenn die Einführung von Kriegsgeräten dazu führt, dass die Gegenseite immer verständnisloser reagiert, auch aufrüstet und dann demnächst mit panzerbrechender Munition oder anderen Updates zum Duell erscheint? Gewalt erzeugt Gegengewalt und bricht keinen Widerstand, die Taktik kann nur in die Hose gehen inklusive dem sowieso immer rudimentärer besetzen Ruf der Institution Polizei.

Mit den Auswüchsen der Tagespolitik wird auch die Anzahl der Wutbürger steigen, wenn die Reaktion der grünblauen Meute auf diesen Anstieg nur darin besteht, ihre festen Feindbilder von „autonome Linke“ auf „alles, was auf der Straße das Maul aufmacht“ umzudefinieren, dann wird dadurch im Gegenzug das Feindbild „Polizei“ nur noch mehr zementiert und sogar zunehmend massenkompatibler. Das wäre natürlich schade für die Beamten, die ihren Beruf im Rahmen ihrer Möglichkeiten fair und ohne Vorurteile ausüben und vielleicht sogar in der Mehrheit sind, zu verhindern ist diese Entwicklung aber nicht, ohne über grundlegende Veränderungen auf Seiten der Staatsgewalt nachzudenken. Denn wenn ich schlechte Erfahrungen mit einem Prügelpolizisten mache oder einen anderen Typen, der einen Amoklauf durch seine Kompetenzen auf meinem Rücken ausführt, dann trösten mich nicht korrekte Beamte, die ebenfalls vor Ort sind. Dann bin ich ein Opfer von Polizeigewalt geworden, egal wie gerecht sich der Rest des Aufgebots verhalten hat. Schon gar nicht erinnere ich mich im Zweifelsfall an einen netten Beamten in einer Horde von knüppelnden Höhlenmenschen.

sogar to be continued... Das Weichei-Board kapituliert nämlich gerade, pfffffff... :D
 
Schlußakkord, versprochen. ;)

"
Ich bin nicht größenwahnsinnig genug, um abschließend (Huch, wach geworden? Ja richtig, das Wort soll signalisieren, dass ich langsam zum Ende komme... Oh, sind das da Tränen der Erleichterung?) davon auszugehen, dass ich mit diesem Kommentar auch nur ansatzweise die Möglichkeit hätte, etwas am Polizeisystem zu verändern. Überhaupt spukt mir bereits im Hinterkopf der nächste Eintrag herum, der das Thema aus der Sicht einer politischen Richtung beleuchtet, die bewusst Klassen schafft, einen entsprechenden Pyramidenstaat aus Privilegierten und Knechten ganz offen anstrebt und der deshalb nicht nur vollkommen egal ist, wie der Durchsetzungsapparat ihre Interessen vertritt, sondern sogar voll auf eine Kombination vertraut, bestehend aus Gewalt und traditionellen Schlucken von dieser, wenn sie von Vertretern eines Rechts durchgesetzt wird, das zwar künstlich, aber in naiven Augen absolut verbindlich etabliert wurde. In dieser Arbeit müsste dann auch sicherlich das Gebiet der eingeschleusten V-Männer, die friedliche Demonstrationen bewusst eskalieren lassen, damit die Kollegen von der Gegenseite endlich hart durchgreifen und räumen können, und andere Täuschungsmanöver einer intriganten und absolut kritikfeindlichen Organisation behandelt werden. Mal schauen, ob es mich dahingehend irgendwann packt.


Jedenfalls habe ich mit zwei Märchen angefangen, also möchte ich auch mit etwas schließen, das ich persönlich eigentlich auch als solches auffasse. Das ist die Überlegung, dass die Polizeiorganisation nicht nur aus stumpfen Befehlsempfänger besteht, sondern sich tatsächlich einem Volk verpflichtet fühlt, zu dessen Schutz sie sich überhaupt erst aufgestellt hat. So eine Organisation könnte nicht eine immer schneller rotierende Gewaltspirale befürworten und wäre deshalb sehr an einem Ausstieg aus dieser interessiert. Den könnte sie aber nur schaffen, wenn sie sich selber hinterfragen würde und danach für Transparenz ihrer Aktionen sorgt, Fehltritte eingesteht und auch das Gefühl vermittelt, dass Polizeibeamte bestraft werden, wenn sie etwas begehen, dass bei jedem anderen Bürger als Straftat betrachtet werden müsste. Sicher ist das kompliziert, wenn man sich selber als Schlichter versteht und dieser Stand nunmal automatisch mit sich bringt, dass tendenziell eine Seite immer unzufrieden mit der Leistung ist. So etwas löst man aber nicht dadurch, indem man sich selber als unfehlbar und außerhalb des Gesetzes interpretiert.


Unter solchen Umständen werden auch hübsche Aktionen wie die aktuell angelaufene „Auch nur ein Mensch“-Variante der Polizeigewerkschaft immer erfolglos bleiben. Denn wenn diese Menschen aus gepanzerten Terroristen bestehen, die mit Kampfhunden und bis an die Zähne bewaffnet in den Krieg gegen Bürger auf der Straße marschieren, dann ziehen diese aus solchen Slogans nur die beruhigende Erkenntnis, dass die Knüppelbrigaden unter ihrer Rüstung menschlich sind, deshalb bluten werden und so eine Verteidigung nicht hoffnungslos erscheint. Und spätestens hier schließt sich sogar ein Kreis, denn das sollte auch die Schlägertrupps tangieren, die Beschlüsse einer klassenfeindlichen Klientelpolitik in die aufständischen Teile der Gesellschaft prügeln wollen. Ohne schmerzhafte Eigenverluste wird so etwas trotz Hitze, Wasser, Reizgas und Gummigeschossen nicht durchführbar sein, dazu sind die Gedanken zu frei und manche Leute zu versessen, für ihre Träume einzutreten und diese auch mit allen Mitteln zu verteidigen. "

Das war es schon, irgendwelche überlebenden Leser? :D
 
Die berühmteste Geschichte der Welt

Und so begab es sich im Jahre 2010 des Herrn, dass dem Propheten Grote von einem Menschenkind, das seinen Wortverkündungen zugetan war, angetragen wurde, die heilige Weihnachtsgeschichte nochmal in seinen Lettern auf Stein zu meißeln. Tatsächlich sah der Prophet darin eine verheißungsvolle Aufgabe, zudem jubilierte sein Geist ungemein ob der Aussicht, dass er trotz einer nicht zu verheimlichenden Grammatikschwäche wohl doch in den Augen des einen oder anderen Gläubigen gar wohlfein daher schrieb. Doch mahnte ihn sein freudig Herz sogleich, dass da schon so einige Propheten dieses Wagnis der Neudeutung eingegangen sind, sogar der Göttersprecher Walter Moers selbst hatte mit seinen Werken "Es ist ein Arschloch, Maria!" und "Du bist ein Arschloch, mein Sohn!" bereits alles verkündet, was es in dieser Geschichte noch zu verkünden gab. So schalt der Prophet Grote dieses Vorhaben für sich selbst als gar zu tollkühn und wiederholend, wohl wissend niemals die vorzügliche Wortgewalt des moers´schen Überpropheten zu erreichen oder gar zu verbessern.


Doch dann geschah es, dass ihn in der Nacht zum heiligen Abend ein Stimmlein weckte, das da sprach: "Hör mal, du Spast, das ursprüngliche Bibelgeseier hatte auch mehrere Bücher mit der immer gleichen Zusammenfassung, was machst du dir also einen Kopp um Wiederholungen? Außerdem ist das doch sonst auch nicht deine Art, deine übrigen Werke bestehen doch auch nur aus Kalkofe-Formulierungen in der ärmlichen Version, also lass knacken und rotz raus, was du zum Thema zu sagen hast!" Da war der Prophet gar überrascht, fiel vor seinem Bett auf die Knie und fragte mit bangen Blick gen Zimmerdecke: "Bist du es etwa selber, Gott, der sich hier seinem unwürdigen Schäflein offenbart?" Darauf donnert die Stimme mit der Macht von 100 Himmelstrompeten: "Ne, wenn ich Gott wäre, hätte ich sicher dringenderes zu tun, als mich ausgerechnet mit dir zu unterhalten. Ich bin eine von deinen multiplen Persönlichkeiten, du Spinner, und nu komm endlich zu Potte. Und wehe dieser ganze Beitrag wird in diesem peinlichen Bibel-Slang geschrieben, der ist ja noch unerträglicher als deine üblichen schriftlichen Offenbarungseide."


So setzte sich der Prophet also erleuchtet vor seine Steintafel und... ("Hör mal, was genau hast du an meinem letzten Satz nicht verstanden? Ab jetzt sind Ich-Form und Formulierungen aus dem 21. Jahrhundert angesagt, sonst wird der Herr Möchtegern-Prophet mal so richtig erleuchtet und das Autoren-Ich kommt für das nächste halbe Jahr auf die stille Treppe direkt hinter´m Kurzzeitgedächtnis! Die letzte Warnung, Freundchen!!!!")... Also machte ich mir tatsächlich Gedanken darüber, wie ich die Weihnachtsgeschichte neu interpretieren könnte. Dummerweise wurde mir dabei immer klarer, dass diese Geschichte so gut wie gar nichts in sich birgt, mit dem ich literarisch konform gehen würde. ("Na also, geht doch...")


Das fängt schon an mit der Besetzung einer Schwangeren als eine der Hauptprotagonisten. Eine tragende Rolle würde ich niemals so vergeben, so schön dieses Wortspiel vonwegen tragend auch sein mag. Das scheitert schon direkt an ästhetischen Gründen, um mal gleich zu Anfang den Kopfsprung in die Brennnesseln hinter mich zu bringen. So gewagt ist dieser Sprung aber gar nicht, denn dabei geht es mir nicht darum, übergewichtige Menschen in meinem Schönheitsideal auszuschließen. Im Gegenteil kenne ich einige wunderschöne, vollschlanke Frauen, ich selber bin ein übergewichtiger Mann, was meiner Wunderschönigkeit nicht mal ansatzweise einen Abbruch tut. Das Problem, dass ich bei schwangeren Menschen optisch habe, ist die Konzentration der Gewebeexplosion auf einen einzigen Körperbereich. Denn dummerweise wächst so ein Sperma/Eizellen-Cocktail ja nicht gleichmäßig verteilt im weiblichen Probanden an, sondern beult ausschließlich den Bauchbereich aus. Und diese Tatsache wirkt dann auf mich visuell nicht mehr unbedingt wie "Made in Heaven", sondern aufgrund der amoklaufenden körperlichen Einzelregion eher wie "Made in Tschernobyl".


Zu den ästhetischen Problemen kommen bei mir dann aber auch noch Verständnislücken über die Notwendigkeit von menschlichen Nachwuchs. Zwar höre ich beim Ansprechen dieser Überlegung immer wieder schwammige Formulierungen darüber, dass Kinder meine Zukunft kreieren würden, allerdings bin ich mir dabei echt nicht sicher, ob ich sowas überhaupt will. Um diese These zu unterstützen, hätte ich es doch gerne schriftlich, dass diese Mensch-Azubis meine 4-5monatige verbleibende Restlebensdauer im Ruhestand finanzieren, wenn ich irgendwann zwischen dem 85. und 90. Lebensjahr diesen in Aussicht gestellt bekommen sollte. Ein Umstand, der sogar trotz aller anscheinenden Überdramatisierung utopisch ist, da das soziale System ja jetzt schon in den letzten Zügen liegt. Warum sollte es also in 50 Jahren die Menschen jucken, dass Opa Jens gerne eine Rente hätte, wenn sie gerade im Krieg um das letzte Trinkwasser stecken? In so einem Fall verstehe ich sogar eine andere Prioritätenwahl.


Sicher sehe ich ein, dass es Menschen braucht, die das öffentliche Leben in Schuß halten, schon allein damit der rüstige Tierrechtler in 40 Jahren zur Demo seiner Wahl anreisen kann, aber auch das liesse sich in meinen Augen anders lösen als mit einem Lümmeltüten-Boykott und entsprechend angeregter Säuglings-Wurfrate. Denn wenn ich die Lage zur Zeit beurteilen sollte, würde ich doch eine Spur zuviel Menschen auf diesem Planeten attestieren als ein dementsprechendes Defizit festzustellen. Alles in allem soll das aber kein kinderfeindlicher Beitrag werden, solange man mir meine Tiere lässt, lasse ich auch anderen ihre Schutzbefohlenen, keine Frage. Zumal kenne ich inzwischen mehrere Kinder, die definitiv ganz großartige kleine Helden sind, ich bin weit davon entfernt, diese Menschen biologisch pauschal als Pissus Balgus einzuordnen. Mir ging es jetzt nur darum, meine Vorbehalte gegen die Besetzung der Maria-Rolle und menschlich-göttlichen Nachwuchs als ultimativen Hoffnungsträger deutlich zu machen.


Überhaupt habe ich Bauchschmerzen dabei, wenn ich mir ansehe, wie die Gläubigen diese Geschichte für sich interpretieren. Ich bin mir sicher, dass der Heilige Geist es sich nochmal überlegt hätte, ob er Josef tatsächlich Hörner aufsetzt und bei Maria spermatechnisch den göttlichen Superschuß ansetzt, wenn er gewusst hätte, was aus diesem kleinen amorösen Abenteuer mal entstehen würde. Egal ob Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Bombensegnungen oder andere Menschheitsverbrechen, die christliche Geschichte hat einen Blutzoll, gegen den die Freitag-der-13.-Serie wie eine KiKa-Produktion wirkt. Und diese Splatter-Attitüde ist in allen Weltreligionen festzustellen, egal ob Islam, Katholizismus oder Borussia Dortmund, alle haben ihre Leichen im Keller und sei es auch nur das Zulassen von Andreas-Möller-Interviews.


Da wundert es auch nicht, was die Menschheit mit den Stall-Gastgebern des angeblich heiligen Paares angestellt hat, anstellt und wohl auch zukünftig anstellen wird. Denn nirgendwo hat die Behandlung von Ochs, Esel und anderen Tieren einen so bitteren Beigeschmack wie im religiösen Glauben und dort speziell zur Weihnachtszeit. Ist die gnadenlose Tierausbeutung in ihrer Alltäglichkeit schon an Grausamkeit fast nicht zu übertreffen, so wird sie doch nochmal getoppt, wenn gläubige Menschen in der heiligen Nacht zusammenkommen und ausdrücklich im Namen der Besinnlichkeit und betont barmherzig die sterblichen Überreste eines millionenfachen Massenmords in sich hineinstopfen und so ihr persönliches Fest der Liebe ausrufen. Wahrscheinlich einer der größten Siege Satans auf dieser Erde, wenn nicht sogar der ultimative Triumphzug dieses Feind allen Lebens. Amen...


Jetzt wollte ich noch was Lustiges zum Thema Integration der heiligen drei Könige schreiben, aber irgendwie habe ich mich jetzt selber mit dem letzten Absatz zum Schlucken gebracht. Mist! Dann breche ich hier einfach ab, ich denke, ich habe zum Ausdruck gebracht, warum das mit mir und der Weihnachtsgeschichte keine Liebe werden wird, egal wieviele Blicke ich auch investieren würde...
 
Alter, ich habe zwar deinen Poli Bericht überlegt aber mir tun gerade gewaltig die Augen weh! Recht hast du, man sollte nie alle über einen Kamm scheren, immer sich selber hinterfragen wenn man etwas ändern will und nicht nur Fehler bei anderen suchen. Egal auf welcher Seite man stehen mag. Schick geschrieben!
Ps.: Darf man hier auch mal Wünsche abgeben über welche Themen du mal schreiben solltest?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann ich verstehen. Zwar jaulen viele Leute nach einem Buch von mir, aber wenn ich dann mal meine Schlagzahl im Blog von 12.000 auf 24.000 Zeichen erhöhe, hört die Liebe meist schon auf. :D Du bist also nicht allein... ;)

Wünschen darfst du dir immer was, ist ja ein freies Land, allerdings kann ich natürlich nicht versprechen, darauf einzugehen. Wenn du dann darüber nicht böse bist, bin ich für unverbindliche Anregungen sogar immer dankbar. :)
 
Tja, ist leider schon etwas zu spät für den morgigen Weltuntergang, aber vielleicht helfen meine Tipps ja beim nächsten, wer weiß... :D

"Mulder? Ich bin´s...

Sie stehen nicht in dem Mittelpunkt, der Ihnen nach persönlicher Ansicht eigentlich gebührt?
Ihre Familienlinie weist mehrere Fälle von Geisteskrankheit auf, Sie wurden aber von akuter Vernunft im Endstadium befallen und haben nun Angst um den mühsam etablierten Ruf Ihres Stammbaums?
Sie tun sich schwer damit, bei gesellschaftlichen Ereignissen Gesprächsthemen zu finden, für die sich andere zumindest kurzfristig interessieren?

Sollten Sie auch nur eine dieser Fragen mit einem Ja beantworten, dann habe ich DIE Geschenkidee für Sie. Denn Grote Entertainment und die Interessenvertretung der Psychiatrie-Patienten des Klinikums Herne Süd präsentieren stolz in einer Gemeinschaftsproduktion den Bastelbogen für eine Verschwörungstheorie Ihrer Wahl. Keine langweilig vor sich hin plätschernden Small-Talk-Gespräche mehr, nie wieder akuter Gästeschwund nach 1 ½ Stunden Feierzeit wegen Ereignislosigkeit, garantierter Verlust der kompletten Seriösität im Freundes- und Bekanntenkreis! Gönnen Sie sich diesen grandiosen Spaß, dank der Ausführlichkeit des folgenden Leitfadens gibt es praktisch keine spezielle Zielgruppe für dieses einmalige Angebot, selbst geistig völlig gesunde Menschen können bei Interesse nun endlich in die faszinierende Welt des Wahnsinns eintauchen! Werden Sie zum Partylöwen, machen Sie sich lächerlich bei Groß und Klein, ernten Sie Spott und Stirnrunzler quer durch alle Altersschichten! Es ist so einfach, Sie werden sich schon bald fragen, warum Sie nicht schon viel eher verrückt geworden sind. Also stellen Sie jetzt das Denken ein und kommen Sie mit mir auf das Karrussell der Bekloppten, die Fahrt kostet nur Gehirnzellen und diese Dinger braucht man ja sowieso kaum in einer menschlichen Gesellschaft.


Punkt 1 – Das Datum
Viele Anfänger im Bereich der Verschwörungstheorien gehen aufgrund ihrer Unerfahrenheit davon aus, dass bei der Konstruktion solcher Überlegungen ein Ereignis im absoluten Mittelpunkt stehen muss. Das ist jedoch zu kurz gedacht, sicher ist ein dramatischer Vorfall nicht ganz unwichtig, immerhin muss man ja konkret vor irgendetwas warnen, allerdings sollte sich der Hobby-Verschwörer erstmal Gedanken über ein griffiges Datum machen. Denn mit diesem steht und fällt die ganze Gruseltheorie, schnell hat der Prophetenazubi einen Tag gewählt, der medial kaum besetzt ist und erntet dementsprechendes Desinteresse bei seinen potentiellen Überzeugungsopfern. Damit es gar nicht so weit kommt, muss man lediglich 2 einfache Faustregeln beachten. Die gewählte Demnächst-Katastrophe sollte erstens unbedingt während einer bereits fest gebuchten Riesenveranstaltung stattfinden. Diese Entscheidung macht einfach die Wahrscheinlichkeit sehr viel größer, dass sich tatsächlich irgendetwas ereignet. Dabei darf man ruhig klotzen statt kleckern, je größer das Gesellschaftsevent ist, desto besser. Man sollte sich also gar nicht erst mit örtlichen Schützenfesten oder anderen Terminen aufhalten, die höchstens nur ein lokales Interesse hervorrufen, geeigneter sind da definitiv Massensportveranstaltungen, Konzerttermine von Musikübergrößen oder gerne auch ein Papstbesuch. Letzteres ist besonders empfehlenswert, da man hinweistechnisch direkt mit biblischen Maßstäben arbeiten kann, was die ganze Verschwörungstheorie gleich viel epochaler macht.

Mit der zweiten Regel verrate ich Ihnen einen absoluten Profi-Tipp, mit dessen Berücksichtigung Sie gleich Ihre totale Kompetenz im Mahnerbusiness unter Beweis stellen können: Wählen Sie ein Datum aus, das aus einer beliebigen Amtsdurchwahl Ihres Landes hervorgeht. Die Mutter aller Verschwörungstheorien bezieht hauptsächlich ihren legendären Ruf daraus, dass der Tag des Angriffs auf das World Trade Center 9/11 identisch ist mit der amerikanischen Notfallnummer. In Deutschland würde sich also z. B. der 1. Oktober hervorragend für eine Konspirationsunterstellung eignen, da die Kombination 110 auch den heißen Draht zu unseren Freunden und Helfern darstellt. Der Beruf dieser Leute ist zudem oft dramatisch besetzt, deshalb wird diese Rufnummer auch entsprechend in Filmen, Büchern und Musiktexten hervorgehoben. Für eine Verschwörungstheorie ist es praktisch nicht in Gold aufzuwiegen, wenn z. B. bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ plötzlich an einer Wand der Hinweis „Im absoluten Notfall bitte Ruhe bewahren und an 110 denken“ auftaucht. Der Hinweis auf den 1.10. und die Frage, ob das denn noch Zufall sein kann, ist dann nur noch Formsache für den routinierten Verschwörer.

Bevor man allerdings diese Selbstläufer triumphierend seiner Zielgruppe präsentieren kann, kommt eine ziemliche Fleißarbeit auf den Neuzeit-Nostradamus zu, denn zuerst heißt es „Medienträger sichten – Medienträger sichten – Medienträger sichten“. Dieser gigantische Berg an Material hat aber auch eine sehr gute Seite, die sich der Theorienzusammenknüppler immer motivierend vor Augen halten kann. Es ist praktisch garantiert, dass auf Trilliarden Tonnen Zelluloid irgendwo Filmszenen existieren, in denen eine Uhr die gewünschte Zahlenkombination anzeigt, ebenso ist es auch unmöglich, dass es keinen einzigen Liedtext gibt, in dem der Ort oder auch der Zeitpunkt der gewählten Katastrophe nicht besungen wird. Hier gilt also definitiv der Grundsatz „Wer suchet, der findet“, je intensiver diese Suche betrieben wird, desto zufriedenstellender wird die Beute ausfallen. Sollte man übrigens trotzdem nicht genug Material zusammenbekommen, was ich mir nicht vorstellen, aber gerne vollständigkeitshalber kurz theoretisch voraussetzen kann, dann bleibt noch immer der Weg der freien Interpretation. Den kann man dadurch beschreiten, indem man Hinweise wählt, die z. B. in einem Film von der Größe her kaum zu entziffern sind, denen man dann aber die gewünschte Anzeige einfach unterstellen kann, oder man bietet von vorneherein kein Bildmaterial an und behauptet lediglich in seinem Verschwörungstext die Existenz der Gruselspur. Wenn man das überzeugend vorträgt, prüft das selten jemand nach. Da kann man durchaus den Umstand zu seinem Vorteil ausnutzen, dass man von den meisten Menschen als Verschwörungstheoretiker wegen seinen kruden Überlegungen sowieso nicht ernst genommen wird, da hat man also nichts zu verlieren.

Punkt 2 – Das Ereignis
Haben wir uns für ein spektakuläres Datum entschieden, können wir dann auch schon zur Taufe unseres Katastrophennachwuchses übergehen, sprich wir können die Frucht unseres Hirns konkret benennen. Dabei sollte man als erstes kurz das aktuelle Tagesgeschehen Revue passieren lassen. Welche Katastrophen sind zur Zeit angesagt? Was ist en vogue auf dem Laufsteg der Schauerlichkeiten? Womit beschäftigt sich Volkes Seele intensiv? Das ist sehr wichtig für die Wahl seiner Waffen, ist z. B. irgendwo in letzter Zeit ein Atomkraftwerk hochgeflogen, ist es nicht ungeschickt, seine Theorie entsprechend abzustimmen, da so etwas dann für Leichtgläubige mehr Sinn macht und so vor allem eine entsprechende Grundangst leichter bedient werden kann, da die dazugehörende Paniktür im Gemüt bereits sperrangelweit offen steht.

Ist es dagegen momentan eher still auf dem Jahrmarkt der Horrorattraktionen, sollte man allzu große Detailliebe eher vermeiden, da setzt man sich nur unnötig mit in die Nesseln. Ein angekündigter Atomschlag macht nur Sinn, wenn die Empfindsamkeit der Masse dahingehend bereits durch die jüngste Vergangenheit online steht, ist das nicht der Fall, sollte man sich lieber auf den Allgemeinplatz einer schwammigen Ankündigung eines unkonkreten Anschlags zurückziehen.


Die Wahl des Ortes unserer angemahnten Terrorseifenblase sollte auch genauestens überlegt sein. Hier kann der Rechercheexperte übrigens auch durchaus eine „Masse statt Klasse“-Philosophie in Betracht ziehen. Denn es ist natürlich schon sehr schade, wenn man z. B. in einem Film auf die Herstellerangabe „Made in Japan“ stößt, womöglich noch in Großaufnahme, aber dieses Land gar nicht in das mühsam aufgebauschte Logikkonzept passt, da man seine Katastrophe wegen anderer klaren Verschlüsselungen im gleichen Machwerk bereits nach Tunesien verlegt hat. Das ist glücklicherweise kein Grund, nicht auf die deutliche Japan-Spur hinzuweisen, Verschwörungshinweis bleibt Verschwörungshinweis. Wenn er gruseltechnisch akzeptabel ist, haken die wenigsten Interessierten pingelig nach, sondern lassen meist dankbar ihrer Gänsehaut amoklauftechnisch freie Bahn. Man kann also durchaus so eine Art Bonusmaterial anbieten, im Endeffekt zählt sowieso nur die Quantität der Beweise. Denn 4 deutliche Verstrickungen zum gleichen Thema kommen natürlich sehr viel kümmerlicher daher als 104 mehr oder weniger nachvollziehbare Hinweise zu 89 unterschiedlichen Theorien.

Sehr wichtig ist es auch, dass man im Hinterkopf behält, dass ein zu genauer Zoomfaktor bei der Angabe des Terrororts nur störend sein kann. Konzentriert man sich bei der Medienrecherche tatsächlich auf einen bestimmten Straßennamen, kann das wegen der mageren Ausbeute schnell zu Frust führen, viel befriedigender ist es, nicht nach der XY-Allee 245 zu suchen, sondern nach Orts- oder sogar Ländernamen. In Filmen und Büchern kommt z. B. der Begriff „Japan“ viel öfter vor als „Fukushima“ oder sogar die Hausanschrift des aktuell geplatzten Kernkraftwerks. Dem Glaubenswilligen ist das aber sowieso völlig egal, der hört Japan und ruckzuck verbinden sich seine Hirnsynapsen zum gewünschten großen Bild, da dieses Land entweder von der Aktualität entsprechend besetzt ist oder weil unsere mühsam aufgetragene Saat im Vortext bereits dieses Land als Heimat unserer Wahl-Katastrophe etabliert hat. Allerdings sollte man diese groben Bestimmungen nicht übertreiben, die Angabe, dass die USS Enterprise durch das Universum fliegt, wird niemand spontan mit Japan verbinden, somit wäre dieser Hinweis für eine Fukushima-Gedenk-Verschwörung ungeeignet. In diesem Fall sollte man eher auf den neuen asiatischen Brückenoffizier hinweisen, dessen dritter Vorname auch noch mit „Fu“ anfängt und auf „a“ endet, das läuft dann sogar direkt unter „unheimlich-ultimativer Endbeweis“.


Sehr praktisch ist es auch, einen Liedtext auszugraben, in dessen Verlauf der Ort unserer Katastrophe besungen wird. Perfekt wird es, wenn gleichzeitig auch noch ein anderer Platz beträllert wird, in dessen ruhig sehr großzügig bemessenen Umfeld schon mal irgendetwas passiert ist, das mehr oder weniger als bekannte Katastrophe durchgeht. Den Gänsehautfaktor kann man noch steigern, in dem man im Fall von Videomaterial den Text im Bild mitlaufen lässt. Der muss nicht unbedingt Sinn ergeben, wichtig ist nur, dass das Lied steinalt ist und mehrmals der gewünschte Ortsname erwähnt wird. Streuen Sie dabei ruhig absolut unmotiviert Wörter durch Großschreibung oder Farbmarkierungen heraus. Die können völlig frei gewählt werden, müssen nicht unbedingt etwas mit der konstruierten Katastrophe zu tun haben, sollten aber dramaturgisch schon etwas her machen. Es ist also zu vermeiden, „und“, „Hallo“ oder „Freundin“ hervorzuheben, besser kommt da „Gewehr“, „Amoklauf“ oder andere martialisch besetzte Wortkreationen.


Punkt 3 – Die Hintermänner
Obwohl von mir erst an dritter Stelle erwähnt, ist dieser Punkt auf keinen Fall zu vernachlässigen. Schon so manche schöne Verschwörungstheorie musste ihre Segel streichen, da ihrem Erfinder im Schlußspurt die Ideen ausgegangen sind. Man kann noch so kreativ einen Biowaffenanschlag auf ein Cafe in Malta am 6.6.2066 konstruieren und liebevoll einen Detail-Monsunregen auf sein Werk plätschern lassen, dieser Theorie ist trotzdem das Scheitern praktisch garantiert, wenn man seinen Nachbarn Horst Paschulke als Hintermann angibt. So etwas funktioniert nur, wenn man seinen Gartenzaun mit einer Berühmtheit teilt, und diese Popularität sollte im Zweifelsfall nicht schon am nächsten Straßenzug enden. Außerdem muss darauf geachtet werden, wie der oder die Prominente/r im Volksmund besetzt ist. Es wird eine echte Herausforderung, Mutter Theresa posthum die Verantwortung für den 2. Weltkrieg unter die Kutte zu schieben, für so einen Unterstellungsversuch wählt man besser Dieter B., Wolfgang S. oder eine andere Berühmtheit, wichtig ist dabei, dass diese Person arschlochtechnisch in der Gesellschaft besetzt und anerkannt ist.


So eine Vorgehensweise birgt aber immer ein Restrisiko, da die meisten Prominenten keinen Spaß verstehen, wenn man ihnen z. B. versucht, die Erfindung des AIDS-Virus in die Schuhe zu schieben, deshalb sollte der verantwortungsbewusste Verschwörungstheoretiker im Zweifelsfall lieber auf Regierungen zurückgreifen. Auch hierbei ist wieder „Think big“ angesagt. Die Unterstellung der Beteiligung einer Regierung, dessen Bananenrepublik die Zuhörerschaft erst mühsam im Atlas suchen muss und womöglich noch nicht mal findet, ist nur halb so erfolgsversprechend wie der Hinweis auf einen Komplott der amerikanischen Obercowboys oder der russischen Wodkadespoten. Allerdings sollte die Unterstellung schon logisch begründbar sein, niemand glaubt zum Beispiel an eine Beteiligung der amerikanischen Regierung bei der Vernichtung von McDonalds, denn sicher ist der Amerikaner an sich im Bild der Welt nicht unbedingt intellektuell besetzt, aber einen Feldzug gegen ihr ekeliges Grundnahrungsmittel hält der Großteil der Verschwörungszielgruppe wahrscheinlich dann doch instinktiv für zu absurd.


Punkt 4 – Der Notausgang
Womit wir auch schon beim letzten Punkt angekommen sind. Hier geht es nochmal um ein immens wichtiges Thema, nämlich unsere Glaubwürdigkeit. Denn natürlich kann man noch so engagiert und sorgfältig planen, tüfteln und unterstellen, ein Scheitern inklusive Ad-absurdum-Führung unserer ganzen schönen Lügenwelt steht immer im Raum. Glücklicherweise kann dieser finale Alptraum jedes Fox-Mulder-Kandidaten bereits im Vorfeld abgemildert werden. Das kann man erstens dadurch erreichen, indem man direkt Sicherungen in seine Theorie einbaut. Das können Hinweise auf eine ominöse Rettungsoption sein, beliebt sind da Angaben, dass die Katastrophe verhindert werden kann, wenn eine bestimmte Menge an Leuten von der aufgedeckten Theorie erfährt. Bleibt der Nuklearkrater dann am Tage X aus, reicht der Verweis auf das Erreichen dieser Personenangabe, um sich am großen Aufatmen zu beteiligen, danach kann man direkt zufrieden die nächste Theorie vorbereiten. Wenn es gut läuft, wird man vielleicht sogar für seine Recherche noch abgefeiert, da man in mutiger Eigenregie den Untergang des Planeten heroisch verhindert hat.


Außerdem sollte man immer einen anderen Sündenbock in der Hintertasche haben. Das kann eine Person sein, auch eine Internetadresse wäre keine Fehlbesetzung, wichtig ist dabei nur, dass die Wahl auf jemanden fällt, der nicht real existiert, bereits tot ist oder durch andere Umstände garantiert keine Gegendarstellung in den Umlauf bringen kann. Ist das gegeben, können wir uns selber als hereingefallenes Opfer darstellen, mit etwas rhetorischen Geschick können es Verschwörungsprofis sogar so drehen, dass man selber diese Theorie als hanebüchern aufgedeckt hat, was unserem nächsten Versuch dann sogar einen Glaubwürdigkeitsbonus verschafft.


So, liebe Interessierte, ich hoffe, ich konnte Ihnen diese neue Trendsportart etwas näher bringen und vielleicht sogar den einen oder anderen Fan neu rekrutieren. Denn ich selber kann ein gewisses Interesse natürlich auch nicht verleugnen, dafür sind die meisten dieser Karawanen der Unlogik einfach zu amüsant. Also schicken Sie ruhig die Tage mal Ihre Version los, wer weiß, vielleicht ist es gerade diese, die ich dann demnächst in der Luft zerreiße. Das würde mich wirklich sehr freuen. "
 
HoHoHo. Und ja, ich beleidige hier Tierquäler, aber bitte dabei nicht vergessen, wie diese mich das Jahr über mit ihren Taten beleidigen und zur Verzweifelung bringen. Ich wünsche trotzdem allen frohe Weihnachten, ich nutze die besinnliche Zeit der leeren Mastanlagen auf meine traditionelle Art und Weise... ^^

"Der heilige Mittelfinger

Und so geschah es in der Heiligen Nacht,
dass Jens sich ne Pulle Cognac aufgemacht.
Ein Lieferant war auf diese Übergabe scharf,
und obwohl Jensi so was gar nicht annehmen darf,
dachte er sich spontan: „Das kann keiner beweisen,
so kann ich auf dieses Verbot auch echt einfach scheißen!“
Vielleicht sollte man das nicht in einem Blog behandeln,
schnell kann man da auf dünnem Eise wandeln,
doch war das dem Dichter egal an jenem Tag,
was vielleicht auch am verschärften Cognac-Konsum lag.


Die eigentliche Frage, die sich sowieso eher stellt,
ist ohnehin, warum er seine Mitmenschen quält,
indem er anfängt, ein Gedicht zusammenzufügen,
als würden seine sonstigen Rhetorik-Verrenkungen nicht genügen.
Und schon hat es das Versmaß erstmals zerrissen,
nicht überraschend, denn man muss dabei wissen,
dass Rhythmus und Reim als gelungen durchgeht,
wenn hier der reine Zufall dabei Pate steht.
Hab von Dichtertalent ich doch noch nie was gehört,
Ahnungslosigkeit im Thema mich aber selten gestört.


Trotzdem sollte man vielleicht darauf zurückkommen,
was für Tabletten ich eigentlich genommen,
so dass ich mich direkt berufen gefühlt habe,
eine deutsche Tradition zu tragen gen Grabe.
Das liegt daran, dass ich nicht der Einzige bin,
der meint, er müsste diese Tage ohne Sinn,
grausig Gedichte in die Umwelt rotzen,
rührselig bis übel, man möcht direkt kotzen,
langweilig und peinlich ist dieser Brauch,
unbeholfen und hölzern dabei meistens auch.


Kaum graut der Dezember startet die Meute,
und eigentlich im Grunde vernünftige Leute
fühlen sich plötzlich berufen zu dichten und reimen,
und tun unter´m Strich nichts anderes als schleimen.
Denn das Dichten stellt an sich eine Kunst,
das kann nun mal leider nicht Hinz und Kunz,
schon gar nicht mit einem schriftlichen Amoklauf,
der Besinnlichkeit erzwingt und dabei nimmt in Kauf,
dass fast jeden Leser das Fremdschämen packt,
und der Autor nur höfliches Mitleid einsackt.


Das ziemliche Blöde an meinem Projekt
ist, dass der Teufel im Folgedetail steckt,
denn in diesen vier Wänden wurd die Stimmung verbannt,
einer Weihnachtstradition bin ich noch nie nachgerannt.
Das schlägt doch ziemlich auf die Besinnlichkeit,
für´s Erstellen debiler Gedichte keine Kleinigkeit,
in diesen sollte man irgendwas Frohes verkünden,
dazu müsste man aber was Entsprechendes finden,
mein normales Motto, dass die Menschheit im Arsch,
bläst jeglicher Hoffnung doch eher den Marsch.


Auch Spookys Hilfe ist zum Scheitern verurteilt,
denn wenn man diese ganz nüchtern beurteilt,
dann sorgt eine langsam ausblutende Maus
auch nicht für prickelnde Stimmung im Haus.
Und das Brechen der Knochen beim gierig Verschlingen,
wird uns ganz sicher um den letzten Funken davon bringen,
so diese Christkatzen aber von Natur nunmal sind,
drum greifen wir 2013 wohl zurück auf das Kind,
für meinen Killer bleibt das Fazit, so leid es mir tut,
dass Besinnlichkeit sich nicht gut macht mit Blut.


Da weist er empört hin mit lautem Fauch:
„Aber so feiern die Menschen doch auch!“
Der Einwurf berechtigt, aber nicht ganz richtig,
mache ich mich daraufhin vor ihm wichtig,
denn feiern mit Tierleid durch Leichen fressen,
tun nur Tierquäler, die man eh kann vergessen.
Das Fest der Liebe in der blutigen Art
begehen nur Idioten, wo Gott Gehirnzellen gespart,
andere leiden und töten lassen trotz besserem Wissen
gefällt nur Leuten, denen man in die Ethik geschissen.


Jetzt ist die Besinnlichkeit tatsächlich gesprungen,
sie saß vor meinem Fenster und schrie notgedrungen:
„In diesem Werk hier gibt´s von mir keinen Ton,
dann mach ich halt ganz Schluss, das hast du davon!“
Mein Tritt in den Hintern muss niemand irritieren,
ich wohne Parterre, es konnt nichts passieren,
zudem ist ein Abflug dieses Gefühls nicht sehr schade,
denn tritt es nicht immer auf, ist es ziemlich fade,
ein Traditionsbesuch nur zur Weihnachtszeit,
ist echt einfach der Gipfel der Peinlichkeit.


Das ganze Heuchelfest geht an mir spurlos vorbei,
ganzjährig ist mir Religion ziemlich einerlei,
also werde ich nun auch nicht plötzlich beginnen,
aufgrund von Massendenken danach zu sinnen.
Ich habe mein Leben wirklich super im Griff,
bin selber der Steuermann auf meinem Schiff,
so ruf ich dir zu, heilige Christenheit,
in Deutschland, Europa und auch weltweit,
mit dir konform gehen werde ich nie,
also lass mich in Ruhe und fick dich ins Knie. "
 
Böse, ich weiß, ich weiß, und ich arbeite noch nicht mal daran... ^^

"Knall los, wenn du armselig bist

Ich verfolge gerade sehr interessiert eine Diskussion in meinem Kopf, die heute Morgen aus heiterem Himmel entbrannt ist und sich seitdem über den ganzen Tag erstreckt hat. Es geht darum, dass irgendeine meiner multiplen Persönlichkeiten die Frage in die Runde geworfen hat, warum die offizielle Datumsangabe den Zusatz „nach Christus“ aufweist, aber trotzdem nicht bei der Geburt des angeblichen Heilands an den Start ging. Denn dieser CM-Punk-Verschnitt ist ja nachweislich erst 11 Monate und 24 Tage nach der Stunde Null hier auf Erden angekommen. Wenn der 24.12.0 also die Geburt datiert, was ist dann am 1.1.0 passiert, das trotzdem dazu berechtigt, dem zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal geplanten Dreikäsehoch eine komplette Zeitrechnung zu spendieren?


Hat da Gott das erste Mal seinen Rauschebart in Rasierwasser getränkt, um Maria abschlepptechnisch klar zu machen? Das möchte ich eigentlich nicht glauben, denn sicher besetzt Mr. Megapotent in diesem Stück sowieso eine eher zwielichtige Rolle, da er den armen Josef gehörnt hat. Aber ein erstes Date fast 12 Monate vor der Geburt des Seitensprungergebnisses würde ja sogar auf eine großangelegte Rendez-Vous-Serie hindeuten, bis es dann endlich irgendwann beim zigsten Treffen und womöglich auch xten Geschlechtsverkehr jackpottechnisch geschnaggelt hat. So etwas würde die Sache natürlich noch mehr verschärfen, das möchte ich niemandem unterstellen. Aus Eigeninteresse vor allem aber auch keinem Typen, der alles sieht, zum Jähzorn neigt und das Schleudern von Blitzen beherrscht.


Was ereignete sich dann aber alternativ an diesem Datum? Bekam da der Heilige Geist zum ersten Mal mit, was er für einen geilen Knackarsch an Maria geschöpfert hatte, onanierte aber noch verschämt drei Monate in die Wolken, bis er sich dann endlich traute, das Ziel seiner Begierde anzusprechen, um dann auch gleich den göttlichen Schuss anzusetzen, der natürlich wie gewohnt mit verbindlicher Treffergarantie daher kam? O. k., diese 100%-Quote ist bei einem göttlichen Wesen sicher noch nachvollziehbar, aber kann jemand, der sich selber als Heiliger Geist bezeichnet und dazu noch überall mit seiner umfassenden Allmacht protzt, tatsächlich ein Selbstbewusstseinsproblem haben, wenn es um das Erobern von Discothekenbekanntschaften geht?


Meine Wissenslücke ist wirklich mehr als ärgerlich, eine entsprechende Aufklärung könnte nämlich wirklich viel Leid vermeiden. Denn wenn die Menschen an Neujahr die Geburt Christis feiern würden, dann täten sie das zwar noch immer mit ihrer gewohnt barmherzigen Blutspur durch diverse Teile des Tierreichs, sie würden auch nach wie vor ihren wahren Götzen Kapitalismus zu neuen, noch ekelhafteren Höhenflügen treiben und bestimmt würde sie auch weiterhin keinesfalls auf ihre Extraportion Heuchelei verzichten. Diese Widerlichkeiten würden auch nicht einen Funken an Intensität verlieren, aber dennoch gäbe es einen unschätzbaren Vorteil: Die neujährliche Routineorgie dieser Bekloppten würde definitiv unter den Tisch fallen. Denn wenn auch das weihnachtliche Besinnungsgedöns der meisten Menschen auf purer Schauspielkunst beruht, so ist es doch unvereinbar mit der seltsamen Hommage an die bekannten Weltkriege, die reflexartig an jedem Silvester aufgeführt wird.


Wäre alljährlich am 1.1. die Geburtstagsparty von Jesus anberaumt, dann würde sich bestimmt niemand mit Sprengkörpern eindecken, um dieses Ereignis entsprechend zu begehen. Da aber leider Weihnachten und Neujahr unterschiedlich im Jahreskalender terminiert wurden, wird es Montagnacht wieder Tausende von Menschen auf die Straßen treiben. Dort werden sie wie gewohnt ihr Geld via Rakete verbrennen, nur um spätestens am 2.1. wieder darüber zu lamentieren, dass sie viel zu wenig von dieser Opfergabe besitzen. Übrigens sind an diesen ungerechten Einkommensverhältnissen natürlich immer „die da oben“ schuld, nicht etwa debile Rituale, bei denen eingeborene Primaten den Mammon in Asche verwandeln, als Gegenwert nicht existente böse Geister vertreiben und als höchstes der Gefühle hin und wieder dabei noch den einen oder anderen Finger als ewiges Andenken an den ultimativen Hirninfarkt verlieren, da sie nicht nur doof genug für den Erwerb eines Knallkörpers waren, sondern auch noch zu blöd, um diesen rechtzeitig loszulassen.


Wenn dann das Konglomerat aus Gliedmaßen und Schwarzpulver in einem farbenprächtigen Blutregen am Firmament zerplatzt, ist sowieso nur noch wichtig, dass das Spektakel gigantischer daher kommt als das des Nachbarn. Denn wenn man schon Haus und Hof am Himmel explodieren lässt, dann wird das Ganze natürlich gerade für semi-intelligente Evolutionsteilnehmer bitter, wenn damit noch nicht mal der zündelnde Schwanzvergleich in der sozialen Herde gewonnen wird und jemand anders die zwar imaginäre, aber trotzdem in Einzeller-Kreisen wichtige Trophäe des knallenden Oberschwachmatens für das Restjahr abräumt.


Allerdings möchte ich mit diesem Blog auf keinen Fall pauschal Leute beleidigen, die Spaß daran haben, wenn irgendwo etwas in die Luft fliegt. Eine sehr gute Freundin von mir macht auch noch heute eine diesbezügliche Einkaufstour im Kabummland, denn sie hat einen dreijährigen Sohn, der schon wie verrückt diesem Spektakel entgegenfiebert. Und tatsächlich muss ich zum einen zugeben, dass ich diese Vorfreude in dem Alter nachvollziehen kann, und zum anderen wird mir deshalb auch gerade klar, was ich hier eigentlich für einen gemeinen Text aufsetze. Wer bin ich eigentlich, dass ich anderen Menschen vorwerfe, dass sie sich geistig auf dem Niveau eines Dreijährigen bewegen und deshalb Silvester feiern? Erstens wurde ich unter dem Motto erzogen, dass man über Behinderte keine Witze macht, und zweitens sollte sich beim Thema „stagnierende geistige Entwicklung“ wahrscheinlich sowieso niemand aus dem Fenster lehnen, der via Buch- und Fernsehformate Fantasy-Serien atmet und amerikanisches Showringen als seinen hauptsächlichen Lebensschwerpunkt etabliert hat.


Allerdings kann ich sehr plausibel die Verteidigung anbringen, dass unter meinen spätpubertären Hobbys niemand leiden muss, abgesehen von diversen Freundinnen, die zumindest immer zeitlang ihre Liebe beweisen, indem sie sich ebenfalls mit dem Fernsehgerät verkabeln. Aber dieses solidarische Einschlagen einer Nerd-Karriere betreiben die Damen absolut freiwillig in der längerfristig zwar bisher immer irrigen, aber in der jeweiligen Gegenwart durchaus potentiell vorhandenen Hoffnung, dadurch in meinem Gemüt mit der Supernatural-Serie, Kevin Steen und Alpro-Pudding wenigstens gleichzuziehen.


Was die kommende Ballerorgie allerdings mit der Gefühlswelt meiner drei feliden Mitbewohner anstellen wird, kann ich aus Erfahrung schon jetzt recht fix benennen. Spooky wird garantiert wieder direkt nach dem ersten Knall die nächsten 24 Stunden zitternd in der Heizung verbringen, während ich Sam sicherheitshalber mit einer Küchenrolle verfolgen werde, da er beim letztjährigen Böllerangriff vor lauter Panik die Kontrolle über seinen Harndrang verloren und das entsprechend ekelhafte Konsequenzen für mein Wohnzimmer hatte. Chiana erlebt das ganze Spektakel zum ersten Mal, deshalb bin ich schon sehr gespannt auf ihre Reaktion. Sollte diese lediglich in einem kurzen Anheben der nicht vorhandenen Augenbraue daher kommen, dann liegt das nur an dem bereits zu anderen Gelegenheiten diagnostizierten Reißnägelgurgelcharakter dieser schnurrenden Antwort auf Chuck Norris, dass der Neujahrskrieg aber alljährlich als Katastrophenszenario beim überwiegenden Teil der vierbeinigen Familienmitglieder besetzt ist, bleibt davon absolut unberührt.


Dabei will ich auch gar nicht wissen, was dieses primitive Ritual bei den wildlebenden Tieren auslöst. Auch diese sind in Sachen Hören, Sehen und diverser anderer Sinne dem Menschen haushoch überlegen, sprich jeder Knallfrosch wird da wahrscheinlich akustisch und optisch als Atombombe wahrgenommen. Nicht auszudenken, wie man sich fühlen muss, wenn in der direkten Nachbarschaft über mehrere Tage diese Dinger gleich serienweise hochgehen. Und alles nur, weil simpel gestrickte Menschen sich ohne Rücksicht auf Verluste amüsieren wollen und sich diesen barbarischen Lachflash mit Ursprüngen aus der Menschheitsdämmerung nicht in den eigenen vier Wänden via Videokonsum der schönsten Hitler-Blitzattacken abholen können. Obwohl die Geräusch- und Explosionskulisse dort nahezu identisch ist, jedoch mit Hilfe des Lautstärkereglers gedrosselt werden kann, so dass niemand unter der dann wenigstens rücksichtsvollen Auslebung des persönlichen Kriegsfetischs leiden muss.


Dieses Jahr werden ich, meine Süßen und Millionen andere Betroffene die Feierlichkeiten der vereinten Knallchargen auf jeden Fall nochmal ertragen müssen, denn die eingangs thematisierte Zusammenlegung der zwei Feste wird sich niemals in der Realität umsetzen lassen. Dafür sind die Aggressoren viel zu sehr an Bombenstimmung im wahrsten Sinne des Wortes interessiert. Vielleicht sollte man das Ganze trotz aller Tragik einfach aus einer positiven Perspektive heraus betrachtet, denn jedes gefeierte Silvester macht auch überdeutlich, dass trotz verschärften Armutsberichten die Einkommenssituation im Fetenland so dramatisch nicht sein kann. Wenn ein erworbener Böller nicht als absolut wasserdichter Beweis dafür durchgeht, dass der Käufer über zu viel Geld verfügt, was dann?


Den Terroropfern hilft diese Aussicht natürlich wenig, aber immerhin kann mir niemand unterstellen, dass ich nur meckern würde. Also wünsche ich jetzt einfach mal allen Menschen mit einer Schwäche für Feuerwerke, Explosionen und Straßenschlachten einen ereignisreichen Rutsch ins neue Jahr. Möge euch der natürliche Geiz verstärkt zu Artikeln aus Osteuropa treiben, auf dass die Detonation im Familienkreis tatsächlich unvergesslich wird und die vereinzelten Überlebenden in der Nachbarschaft noch jahrelang davon schwärmen können. "
 
Wie recht du doch hast. Auf der einen Seite werden in allen Ecken im ganzen Land Feuerwerke erlaubt, egal wie laut, wie hell.......auf der anderen Seite sagte mir mal eine Behörde, das ich in einer Halle, die sich in Waldesnähe befindet, keine Geburtstagsfete feiern darf weil dadurch die gesamte Tier.-und Pflanzenwelt in einem bis zu 25 Km großem Umkreis erheblich gestört werden kann. Auch meine Argumentation, das eine Treibjagd, die wesentlich öfters stattfindet und durch die doch wesentlich mehr Tiere zu schaden kommen, gehetzt werden, sei doch viel schlimmer änderte nichts an der Tatsache das diese Behörde sich wohl im Recht befand. "Denn dieses sei ja wohl normal." Man stellte auch in Frage, ob das verblasste Grün, welches eine Hütte schmückte, wirklich von mir erneuert werden muss. Tiere können sich ja Aufgrund plötzlicher, extremer Farbunterschiede verlaufen. Da fragte ich was denn bei Waldrodungen passiert, wenn alles aufeinmal Feuerrot statt Grün ist, dazu noch Hitze kommt. Was passiert denn dann mit den Tieren? Man legte dann einfach auf und ich bekam keine Antwort. Aber letzten Endes konnte ich mir die Frage auch selbst beantworten. Die Tiere stört das nicht, denn sie verbrennen ja eh.
Traurig, aber Wahr!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach, Leute, manchmal ist es mir wirklich unangenehm, wenn mich neutrale Menschen zur veganen Szene zählen, nur weil ich eine bestimmte Lebensweise verfolge. Bitte macht ihr nicht auch diesen Fehler, ich habe mit den Typen wirklich nichts zu tun. Vertraut mir. ;)

"WIR SIND VEGAN!

Sagt Ihnen der Begriff „Veganes Nest“ etwas? Falls nicht, dann hoffe ich wenigstens, dass Sie wie ich ein glühender Fan der Serie „Star Trek – The next Generation“ sind, denn dort kommt ein Raumfahrervölkchen vor, mit dem man diese doch recht gruselige Brutstätte ganz hervorragend vergleichen kann. Ein veganes Nest ist eigentlich genau das Gleiche wie ein Borg-Kollektiv.


Natürlich gibt es schon Unterschiede. Zum Beispiel missioniert die Brut aus dem besagten Nest nicht aggressiv neue Rekruten, sie setzt eher darauf, dass man sich freiwillig in diese Gruselhöhle begibt. Wer das aber tut, ist dabei völlig egal, da kann sich der Abschaum des Universums bewerben, solange er sich gegenüber anderen Tieren fair verhält, kann er absolut optimistisch von seiner Aufnahme ausgehen. Während die Außerirdischen aus der bekannten Serie also voll auf das Motto „Wir sind Borg“ setzen und alles assimilieren, das keinen Lt. Data an Bord hat, handeln die irdischen Nestbewohner mehr nach dem Gusto „Natürlich gehörst du auch zu uns“, legen dabei aber ebenfalls eine sowohl beeindruckende als auch beängstigende Wachstumsgeschwindigkeit an den Tag.


Absolut einig sind sich beide Parteien in dem Grundprinzip, dass man fortan mit einer Stimme spricht und keinerlei Kritik an Mitgliedern der eigenen Reihen mehr zulassen darf. Wer einmal zum Kollektiv gehört, der ist das Kollektiv, somit beleidigt er sich natürlich auch selber, wenn er Teile der Mitbrüder und -schwestern hinterfragt. So eine Renitenz führt bei den blassen Picard-Gegner zum sofortigen Ziehen des Steckers, im veganen Nest wird man lediglich ultimativ von den gruppeninternen Möhrenvorräten ferngehalten. Beide Handlungsweisen münden aber in dem Ergebnis, dass fortan ein „Ich muss draußen bleiben“-Aufkleber mit dem persönlichen Konterfei auf der Stoßstange des Borg-Kubus klebt bzw. eine entsprechende Fußmatte die Schwelle des Bioladens ziert, in dem die „We´re a happy family“-Selbsthilfetreffen abgehalten werden.


Warum das nicht halb so putzig ist, wie es klingen mag, sondern sich zumindest für mich eher beängstigend präsentiert, kann ich selbstverständlich auch gerne erklären. Mich stößt an dieser Gruppenphilosophie vor allem ab, dass diese Nestbewohner auch überhaupt keine Scheu vor rechtsradikalen Schulterschlüssen zeigen. Es ist wirklich an Horrorpotential nicht mehr zu toppen, wie sich politischer brauner Dreck diese naive Grundeinstellung zu nutze machen kann und in diesem neuen Revier ungehindert Beute schlagen darf.


Fast ist es schon wieder amüsant, was die veganen Borgs für Abwehrschirme installiert haben, um eben diesen rechtsradikalen Sumpf auszuschließen. Das ist nämlich zusammengefasst nur eine einzige Überlegung, die darauf basiert, dass es keine veganen Nazis geben kann, da Menschen auch Säugetiere sind und deshalb jeder, der diese Tiere ausbeutet, automatisch kein Veganer sein kann. Dieser nun wirklich nicht allzu raffinierte Schachzug stört aber den potentiellen SS-Siggi natürlich überhaupt nicht.

Dieser Wolf steht einfach vor dem Haus der siebentausend veganen Geißlein, zeigt auf die Anfrage, ob er denn auch vegan lebt, seine mit Tofu eingeriebene Hand und ruckzuck wird ihm die Tür von den naiven Seelchen aufgemacht. Und danach kommen nur noch wenige Opfer rettungstechnisch in den Uhrenkasten und können dort dann darüber philosophieren, warum sie vielleicht doch damit hätten rechnen können, dass es Menschen gibt, denen die hübsch selbst getöpferte Definition des veganen Begriffs mal ziemlich am tiefbraunen Hintern vorbeigeht.


Aber ich weiß, an dieser Stelle kann jetzt der Einwand kommen, dass die vegane Szene an ein paar tausend braunen Mitgliedern bestimmt nicht zugrunde geht und ich deshalb viel zu sehr einen utopischen Teufel an die Wand male. Tatsächlich habe ich gestern die Diskussion geführt, dass die Nazis sowieso von alleine aussterben würden und man deshalb gegenwärtig mit diesen Leuten eine Blutsbrüderschaft zugunsten des veganen Kampfes schließen könnte.


Ich sehe das aber mal überhaupt nicht ein, denn mir ist es völlig schnuppe, ob ich gegen einen einzelnen Rechtsradikalen mobil mache oder gegen eine Bewegung, die schon komplett von diesen Leuten überlaufen wurde. Die widerliche Grundeinstellung bleibt die gleiche, da muss ich nicht erst aktiv werden, wenn es irgendwann mal zu spät ist, sondern kann mich durchaus schon direkt am Anfang wehren.


Wobei ich es auch gar nicht so niedlich und harmlos finde, wenn zum Beispiel ein Helmut Kaplan immer mehr unter dem „Hauptsache für die Tiere“-Motto die Nähe von braunen Strukturen sucht und die Schafe auf seiner Fanbase mit in dieses Lager zieht. Da reagiere ich sofort mit einem „Hauptsache auf die Fresse“-Prinzip.


Lustigerweise übrigens auf Basis des gleichen Grundsatzes, mit denen manche Veganer Rechtsradikale aus der Szene ausschließen wollen. Ich gehe absolut davon aus, dass ein Autor, der ganz bewusst mit Neo-Nazis an einem Strang zieht, kein Tierrechtler mehr sein kann. Nur suche ich dann nicht die Nähe dieses braunen Sympathisanten, da er so schönen Humbug erzählen und deshalb nicht rechtsradikal sein kann, sondern ich beurteile ganz nüchtern seine Handlungen und Denkweisen, ordne ihn dann der braunen Szene zu und boykottiere ihn zukünftig entsprechend.


Abschließend bin ich echt froh, dass ich auf kein Nest angewiesen bin, dessen Aufnahmekriterien sich ausschließlich auf den veganen Begriff berufen. Ich bin hier ganz glücklich in meinem anti-rassistischen, anti-sexistischen und natürlich auch anti-speziesistischen Nest. Dabei gebe ich durchaus zu, dass das braune vegane Kollektiv unserem kleinen konsequent emanzipatorischen Flottenverbund haushoch überlegen ist, aber das war der Borg-Kubus weiland in der legendären Fernsehserie gegenüber der Erdflotte auch. Und wer sagt denn, dass meine Rebellentruppe nicht ebenfalls einen Virus findet, der den übermächtigen Gegner dann ausschaltet? Mr. LaForge, versuchen Sie irgendwie kontaminierte vegane Hakenkreuzkekse in die gegnerische Kantine einzuschmuggeln. Und sobald da drüben alle schlafen, feuern Sie aus allen Rohren, Mr. Worf, während Chief O´Brian so viele assimilierte Veganer wie möglich zurück in die Enterprise beamt, damit Dr. Crusher ihnen die rechten Gehirnimplantate wieder entfernen kann. Captain, bitte auf die Brücke, wir haben einen Plan! "
 
Donkey Kong

Der Affe steht auf. Das tut er nicht, weil er ausgeruht genug ist, sondern weil ein Gerät, das er sich freiwillig angeschafft hat, so einen Lärm veranstaltet, dass er nicht mehr weiterschlafen kann. Dieses bizarre Ding hat er sogar selber auf die Störung der Nachtruhe programmiert. Denn der Affe hat keine Zeit mehr, um seine Müdigkeit auf natürliche Art und Weise zu bekämpfen.


Diese Zeiteinteilung hat irgendwann ein Mitaffe ersonnen. Eigentlich ist diese Erfindung kompletter Unsinn, denn der Primat hat einfach nur bemerkt, dass sich der Planet, auf dem er lebt, bewegt, und so seine Regionen der Sonne, um die er sich dreht, mal zugewandt sind und mal nicht, was zu hellen und dunklen Phasen auf seiner Welt führt.

Diese physikalische Bewegung hat der historische Affe in Längen eingeteilt, das Ganze recht ketzerisch „Zeit“ genannt und so etwas erschaffen, mit dem sich alle Affen bis in die Gegenwart immens unter Druck setzen können und das auch tun. Denn so wurden die Termine erschaffen, manche fix, manche variabel, aber alle vereint in der Tatsache, dass sie Stress verursachen und Hektik heraufbeschwören.


Manchmal, nur manchmal, wundert sich der Affe darüber, dass er morgens immer müde ist und abends nicht einschlafen kann. Das ist für ihn aber meistens nur ein Zeichen, einfach früher ins Bett zu gehen, um sich so ausgeruhter irgendwann mitten in der Nacht von seinem Lärmverursacher aus den Schlaf reißen zu lassen.

Jetzt zieht sich der Affe an. Das tut er unabhängig von den Jahreszeiten, selbst in heißen Perioden hüllt er sich noch in Stoff, denn vor Urzeiten hat die Affenzivilisation ein Schamgefühl traditionell im Massenbewusstsein verankert.


Dieses Schamgefühl lenkt inzwischen die komplette Affenbevölkerung, denn durch seine Befriedigung hat sich auch die Fähigkeit und vor allem der Wille gebildet, andere Affen zu beurteilen. So richtet der moderne Affe täglich über das Aussehen anderer Kleidung, aber auch gerne über die Beschaffenheit des so versteckten Körpers. Auf diese Weise wird sogar versucht, verbindliche Schönheitsideale zu erschaffen, die über das Wohl und Wehe der kritisierten Affen entscheiden.


Inzwischen gibt es massenweise Affen, die nicht mehr über ihr Können und ihr Talent eingeordnet werden, sondern lediglich über ihren Kleidungsstil und ihre sonstige äußerliche Erscheinung. Diese Affen haben es sogar bis in hohe Machtpositionen der Primatengesellschaft hinein geschafft, dort sind sie sogar verstärkt anzutreffen. Überhaupt gilt es in fast jedem unfreiwillig gebildeten Affenkollektiv als Usus, dass nur entsprechend gekleidete Mitglieder eine Chance auf eine sogenannte Karriere haben. Wer sich diesem Schema durch einen individuellen Kleidungsstil widersetzt, kann zwar immer noch über ein außergewöhnliches Talent punkten. Meist wird das aber gar nicht mehr angehört und so auch niemals wahrgenommen, da der Kandidat es nicht äußerlich mit dem Anlegen bestimmter Stofffetzen gerade im Halsbereich angezeigt hat.


Der Affe isst nun sein Müsli. Dafür benutzt er die Muttermilch anderer Wesen, die für ihn eigentlich sehr schädlich ist. Das stört den Affen aber nicht weiter, denn in Sachen Nahrung macht er sich keine eigenen Gedanken, sondern orientiert sich streng am Konsumverhalten anderer Affen. Dieses Massendenken wird von den Nahrungsherstellern gelenkt, die mit eben dieser Herstellung ihren Lebensunterhalt verdienen.


Natürlich zählt da schon längst nicht mehr die Gesundheit der konsumierenden Affen, sondern nur noch das Erreichen des maximalen Gewinns mit Waren, die die Affen schon immer gegessen haben, deshalb traditionell anerkannt sind und eine entsprechend hohe Verbrauchermasse nachweisen können. Ist diese Tradition und der Mehrheitsaspekt gewährleistet, dann interessiert es nur noch die wenigsten Affen, dass durch diese Versorgung auch eigene Krankheitsbilder kreiert werden und sich sogenannte Volkskrankheiten etablieren können. Auch grausame Hintergründe in der Herstellung dieser Nahrung werden nicht mehr hinterfragt. Diese Fragen werden erst aufkommen, wenn die Hersteller sie via normaler Massensuggestion über diverse Medien in das Affenvolk geben. Was aber niemals geschehen wird, solange die Gewinnspanne stimmt und die Affen brav konsumieren, was man ihnen in Dauerschleife einprogrammiert.


Nun wird es Zeit für den Affen, zu seinem Automobil zu gehen. Mit diesem Gerät schafft es der moderne Affe, den Pseudo-Zeitbegriff effektiv zu befriedigen, denn mit Hilfe dieses Fahrzeugs kann er schneller von A nach B kommen. Dafür hat er inzwischen auch fast den ganzen Dschungel mit Beton zugemauert, denn diese Fahrzeuge kann man nur benutzen, indem man ein riesiges Straßensystem, Parkplätze, Garagen und andere Bauten anlegt.


Diese sogenannte Infrastruktur ist einer der Hauptauslöser für einen immer präsenter werdenden finalen Herzinfarkt der Natur, die mehr und mehr zu Gunsten von Plastik, Stahl und Beton zurückgedrängt wird. Das stört den Affen aber nicht, denn er engagiert sich prinzipiell nur für Umweltschutzaspekte, die seinen persönlichen Lebensstil nicht angreifen. Natürlich wird das nichts bringen, das ist dem Affen aber auch im Grunde genommen egal, denn Interesse hat er sowieso nur daran, dass seine Welt erst umkippt, wenn er nicht mehr existiert.


Mit seinem Automobil erreicht der Affe dann seine Arbeitsstelle. Das ist ein Ort, den er besuchen muss, um dort Geld zu verdienen. Hin und wieder gibt es auch Affen, die angeben, diese Frequentierung auf freiwilliger Basis durchzuführen. Seltsamerweise sieht man aber auch diese Vertreter nur solange in der sogenannten Firma, wie sie Geld dafür bekommen. Wenn man ihre Leistungen nicht mehr bezahlen würde, wäre das auch das Ende ihrer pseudo-freiwilligen Besuche. Im Grunde genommen kommt ein Urteil über die eigene berufliche Tätigkeit also darauf an, wie gut man sich selbst belügen kann.


Das Geld ist Hauptbestandteil eines sehr seltsamen Systems. Denn es ist Affen untersagt, sich einfach zu nehmen, was sie zum Leben benötigen. Deshalb wurde eben dieses Geldsystem eingeführt, durch das Affen für moderne Sklavenleistungen Metallstücke und Papier erhalten. Diese Dinge haben bestimmte Wertigkeiten und können gegen Nahrungsmittel eingetauscht werden.


Eingeführt wurde dieses Prinzip, weil es inzwischen viel zu viele Affen auf dieser Welt gibt und die Nahrung nicht für alle reichen würde, wenn sich jeder nähme, was er benötigt. So wurde dieser Zugriff via Geldsystem eingeschränkt. Natürlich klappt das vorne und hinten nicht, denn die Möglichkeiten zum Geld erwirtschaften sind längst nicht für jeden Affen zugänglich. So reicht die Nahrung noch immer nicht für alle und Millionen Affen krepieren einfach an der Kälte einer kapitalistischen Gesellschaft, die selber auch nur eine Variante des so verteufelten „Recht des Stärkeren“-Prinzips ist.


Das ist den Affen aber wieder egal, denn auch hier kommt das fremdgesteuerte Massedenken und eine gehörige Portion natürlicher Egoismus zum Tragen. Im Grunde beschäftigen sich alle Affen weltweit nur mit zwei Fragen. Das wäre zum einen, warum man ein System verändern sollte, das jetzt schon seit Jahrhunderten besteht und das einem selber genug Mittel zum Führen einer menschenwürdigen Existenz in den eigenen, teilweise freiwillig sehr eingeschränkten Massstäben zur Verfügung stellt. Und zum anderen, wie man als Einzelner gegen ein System, das einem diese Existenz eben nicht ermöglicht, vorgehen sollte. So begnügen sich die einen, während die anderen still krepieren, egal zu welcher Seite der Affe auch gehört, beide tragen das eigentliche System.


Wenn der Affe irgendwann seine Arbeit beendet hat, geniesst er so gut wie möglich seine Freizeit. Diese ist zwar von der gewährten Länge her ein besserer Witz, aber dagegen lehnt sich kein Affe auf. Dafür gibt es einfach auch zu viele Affen, die keine Sklaven sein dürfen, deshalb nicht im Geldsystem verankert sind und so abschreckende Beispiele bilden, die alle anderen Affen praktischerweise in diesem System halten. Die Freizeit wird dann mehr oder weniger verschenkt, indem der Affe vor diversen Medien sitzt, immer auf der Suche nach einem Kick, der ihn davon ablenkt, dass morgen früh ein weiterer Standardtag anfängt. Tage, die inzwischen so genormt verlaufen, dass der Affe sie kaum mehr auseinanderhalten kann. Irgendwann bemerkt er dann, dass wieder ein Jahr vorüber ist und wundert sich darüber, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man tagtäglich immer schlechter gemachte Kopien des Vorgänger durchlebt.


Darüber denkt der Affe aber nie länger nach, denn schnell ist auch wieder die Bettruhe angesagt, da für den nächsten Morgen der Krachmacher schon programmiert wurde. Also legt sich der Affe ins Bett und träumt vielleicht davon, wie sehr er es geschafft hat, sich zu zivilisieren und wie stark er dadurch per Selbsteinschätzung den anderen Tieren überlegen ist. Tiere, die sich in kein fremdgesteuertes Korsett zwingen lassen, solange der Affe sie nicht dazu zwingt, die absolut frei in ihren Entscheidungen sind und so in jeder wilden Variante das zufriedene und erfüllte Leben führen, dem die selbsternannte Krone der Schöpfung während ihrer kompletten Existenz hinterher jagt, um es doch nie zu erreichen. Und wer das natürliche Verhalten dieser Krone kennt, der weiß auch, dass diese endlose und selbstzerstörerische Jagd wahrscheinlich eine der ganz großen Gerechtigkeiten auf dieser Welt darstellt.
 
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Das Mekka der goldenen Ärsche

Die SPD startet in Niedersachsen ihre große Sympathieoffensive, um noch im Endspurt die eine oder andere Wählerstimme für den Urnengang am nächsten Sonntag abzugreifen. Dabei spiegelt es die momentane Verzweiflung dieser Partei wieder, wen sie dafür von Tür zu Tür schickt. Das ist nämlich niemand anderes als Andrea Nahles, also die Frau, deren Lächeln neutrale Beobachter für ein Zähne fletschen halten und die mit einer Stimme aufwartet, die vom Klang her irgendwo zwischen dem Duracell-Hasen in den allerletzten Batteriezuckungen und Freddy Krüger mit extrem schlechter Laune liegt.

Mich würde ja brennend interessieren, wie die rechtliche Lage aussieht, wenn ein zu Tode erschrockener Bürger diesen menschlichen Albtraum nach dem unvorbereiteten Öffnen der Haustür einfach erschießt. Falls der Täter einen Waffenschein vorweisen kann, müsste er doch eigentlich vor jedem Gericht der Welt mit der Aussage durchkommen, dass er sich und seine Familie durch die Ankunft von Miss Vorhees auf seiner Heimschwelle bedroht sah, zum einen durch die natürliche Optik der Urweltkreatur, zum anderen aber auch durch das Ankrächzen in einem Idiom, das mit einer menschlichen Sprache nichts zu tun hat.

Wenn das kein Grund für eine Affekthandlung ist, was dann? Mein vollstes Verständnis hätte der oder die Betroffene auf jeden Fall, wie schnell findet man sich auf dem Behandlungstisch eines Alien-Raumschiffs wieder, wenn man die zugegeben finale Beendigung so einer Begegnung mit der 3. Art nicht zumindest in Erwägung zieht? Es mag aber auch sein, dass aus den letzten Zeilen der Serienjunkie in mir spricht, der doch die eine oder andere Überdosis „Fringe“ und „Akte X“ in seinem Leben inhaliert hat. Das ändert aber trotzdem mal gar nichts an der menscheninkompatiblen Gruselpräsenz von Frau Nahles.

Übrigens bleibt davon natürlich auch mein eigener Frankenstein-Look absolut unberührt. Allerdings schlurfe ich auch nicht inflationär in die Privatsphären meiner Mitbürger und frage da dreist nach, ob die mir nicht via Steuern weiterhin meinen Schmarotzerhintern vergolden wollen, den ich mir als Ausgleich in irgendeinem Land- oder Bundestag breit sitze, um dort die Rentenansprüche meiner Wirte möglichst effektiv zu zerstören oder mit irgendeinem anderen politischen Wackerstein ihre Zukunft in Scherben zu legen.

Nun weiß ich aber auch nicht, was ich von einer Partei erwarten soll, die sogar einen Kanzlerkandidaten wie Peer Steinbrück aufstellt. Eigentlich müsste eine Möchtegern-Arbeiterpartei wie der Teufel auf Weihwasser reagieren, wenn sie einen hohen Funktionär in ihren Reihen entdeckt, der den Posten des Bundeskanzlers lediglich anstrebt, um reich zu werden und so weiter seinen ausschweifenden Lebensstil mit Edelweinen und Luxuskarossen gegenfinanzieren zu können. Wer jetzt tatsächlich als Verteidigung angibt, dass der Bonzenprototyp diesbezügliche Sprüche erst gebracht hat, als seine Kandidatur in trockenen Tüchern war, und er davor noch nach ganz anderen Idealen strebte, der ist wohl exakt der Dorftrottel, auf den die SPD mittlerweile als kreuzchenverschenkende Hauptzielgruppe setzt.

Dabei will ich Herrn Steinbrück für sein Statement eigentlich gar nicht groß angreifen. Immerhin hat dieser Mann für seinen Wahlkampf eine Ehrlichkeitskampagne versprochen und was könnte für einen Politiker ehrlicher sein als die Aussage, dass er plant, sich auf Kosten des Volks noch effizienter als sowieso schon zu bereichern, sobald er seine Machtposition auf ein XXL-Format ausgebaut hat? Das ist ein Motto, dass sich alle Abgeordneten als obersten Prioritätenpunkt auf das persönliche Banner geschrieben haben. Nicht umsonst ist Deutschland eins der wenigen Länder, das die Unterschrift unter die Anti-Korruptions-Konvention der UN verweigert. Wenn hierzulande die Korruption konsequent bekämpft würde, dann könnte wenig später durch diverse verwaiste Kreis- und Landtage höchstens noch ein einsamer Busch wehen und der Bundestag müsste sowieso geschlossen werden, da unsere Politikerkaste mit nahezu geschlossenen Reihen in den jeweiligen Bezirksknästen vorstellig werden müsste.

Jedenfalls ist Peer Steinbrück kein böser roter Einzelfall, sondern einfach ein sogenannter Volksvertreter, der aus seinem gierigen Mitnehmerreflex keinen Hehl macht. Dass der Großteil seiner Kollegen genauso die Hand zu jeder sich bietenden Gelegenheit aufhält, bleibt ein Fakt, diese Mitabzocker ziehen mit der Offenlegung dieser für das Ergreifen einer politischen Karriere sogar verbindlichen Mentalität nur nicht in einen Wahlkampf. Überhaupt liegt die immense Beliebtheit mancher Politikernasen gerade aus dem christlich schwarzbraunen Lager einfach an der fehlenden Qualität der anderen Bewerber. Natürlich finden sich die deutsche Übermutti und der rollende Gollum nur auf den zwei Spitzenplätzen in jeder Zustimmungsaufstellung wieder, weil dahinter halt nur noch Rösler, Steinbrück und andere Knallchargen im Angebot sind.

So gesehen kann ich diese Top-Ten-Auswertungen sogar nachvollziehen, denn unsere jetzige Regierung mag von der Klientelpolitik die übelste aller Zeiten sein. Auch der gerade diskutierte und demnächst freigegebene Kriegseinsatz in Mali ist trotz geheuchelten Versprechungen („Nein, unsere Soldaten leisten nur humanitäre Hilfe und lassen sich auch total pazifistisch über den Haufen schießen, falls es zu Angriffen der Gegenseite kommt, fest versprochen. Wir haben da ja auch leider keine Alternativen oder erwarten Sie etwa von uns, dass wir stattdessen die deutschen Rüstungsexporte stoppen, mit denen wir es den religiösen Dumpfbacken überhaupt erst ermöglicht haben, ihren seltsamen Gottesstaat zu errichten und jetzt zu verteidigen? Sind Sie verrückt, da hängen für die deutsche Wirtschaft Milliardenumsätze dran.“) ist eigentlich mit nichts zu rechtfertigen, aber auch ich sehe weit und breit keinen Politvertreter, dem ich es zutrauen würde, es besser zu machen.

Also wende ich mich zusammen mit Otto-Normalverbraucher komplett politverdrossen ab, denn was helfen mir sowieso nicht haltbare Parolen wie „Wer nicht wählt, wählt rechts“, wenn diese in der Realität schon längst durch die Küchenkalender-Weisheit „Wer wählt, wählt blöd“ abgelöst wurde? So wandern dann irgendwann in unserer Volksherrschaftsparodie nur noch die Waffenschieber, Lobbyisten, Yuppies, Banker und andere zwielichtige Gestalten zu den Wahlkabinen und drücken eine wackelige 50,1 % Mehrheit mit einer Wahlbeteiligung von unter 40 % durch, damit diese ein 82 Millionen starkes Volk regiert.


Herzlichen Glückwunsch, knapp 20 Millionen Menschen haben sich in diesem Szenario dann entschieden, wer den Kurs in unserem Land bestimmt. Die restlichen 60 Millionen, die dagegen waren, haben da dann einfach den Mund zu halten. Warum setzen sie auch hier Kreuz an einer falschen Stelle und verweigern so ihre Absegnung dieser realistisch gesehenen Minderheitenregierung? Noch schlimmer sind da nur die Nicht-Wähler, denn diese hätten sich natürlich ebenfalls zu den Urnen aufmachen können, um dort irgendetwas zu wählen, obwohl es weit und breit keinen Vertreter gibt, mit dem sie auch nur ansatzweise konform gehen könnten.


Überhaupt könnten die ewig Unzufriedenen ja auch eine eigene Partei gründen, um dann mit diesem Furz kläglich zu scheitern. Oder das Schicksal der Linken zu teilen, die man als Bürger zwar durchaus wählen darf, die aber von allen anderen Parteien als Koalitionspartner ignoriert werden, da sie aus einer Partei entstanden sind, die in unseligen DDR-Zeiten das Ruder in der Hand gehalten hat. So etwas ist natürlich ein großes Pfui, gerade für Traditionsparteien, die sich ihre Gründungsmitgliedern aus Ex-NSDAP-Leuten rekrutierten, allerhöchstens garniert mit nicht so ganz kritischen Kandidaten, die aber dennoch während der kompletten Nazidiktatur brav ihre Fresse gehalten haben.


Willkommen in einer Demokratie und was für ein Glück, dass die ach so verteufelte Anarchie nur von den Politikern veranstaltet wird. Was wäre das für ein Chaos, wenn nicht nur Abgeordnete im Machtrausch machen würden, was sie wollen? Ich bin jedenfalls von sämtlichen Zukunftsperspektiven so sehr bedient, dass sich für mich sogar die Nahles-Heimsuchung eines Haushalts ohne Silberkugelvorrat zum besseren Kindergeburtstag abschwächt, und das will wirklich was heißen...
 
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