Titans Top-Fehden

*Letzter Zwischenstand vor der Deadline*

*Letzter Zwischenstand vor der Deadline*

Fehde #1 = 1 Stimmen

Fehde #2 = 4 Stimmen

Fehde #3 = 14 Stimmen

Ihr könnt noch bis morgen Abend, 23:59 voten. Danach werd ich mich langsam an die Arbeit machen, Infos zusammenzukratzen und die Story auszuarbeiten ;)
 
Dann nehme auch ich mal die Tür Nummer 3.

Sollte schon absehbar sein, welches Thema kommen wird. Kannst ja schonmal vorsorglich Material sammeln ;)
 
So geht Krieg wirklich: Der "echte" Monday Night War - Das (Rest-)Jahr 1995

Herzlich Willkommen zur Comeback-Ausgabe von Titans Top-Fehden. Zunächst möchte ich mich für eure Teilnahme an meiner Umfrage bedanken, bei der ihr das Thema der nächsten Ausgabe meiner Kolumne wählen konntet. Gewonnen hat ganz klar die Fehde #3. Aber nicht verzagen, wenn ich Zeit finde werd ich mich auch an die anderen Fehden setzen :)

Ich hoffe ihr schätzt meine Arbeit und äußert Lob und Kritik. Der Einfachheit halber werde ich die Fehde in Jahre splitten und diese nach und nach veröffentlichen. Damit wirds nicht ganz so unübersichtig ;)

Viel Spaß beim Lesen ;)

So geht Krieg wirklich: Der „echte“ Monday Night War

Zweihunderteinundneunzig. 291 Wochen hielt der berüchtige Montags-Krieg - oder den englisch-sprachigen Fans auch als Friday Night War bekannt [Anm.:Raw und Nitro wurden in Großbritannien Freitags ausgestrahlt] - zwischen der WWF und der WCW an. Doch was war das Ziel dieser Fehde? Logisch, den Konkurrenten auszustechen und sich die Gunst der Fernsehzuschauer sichern. Und was gab der ausschlaggebende Punkt, dass sich die beiden Ligen bekriegten? Um den weiteren Verlauf zu verstehen, benötigt ihr ein wenig Vorwissen. Ich werde nicht auf die komplette Vorgeschichte eingehen, sondern lediglich auf die wichtigen Punkte. Allein über die Vorgeschichte könnte ich ne super Ausgabe schreiben :D

Vorgeschichte

Auf der einen Seite haben wir Multi-Millionär Ted Turner, Besitzer von Turner Broadcasting System (TBS) und späterer Teilhaber von World Championship Wrestling (WCW). Auf der anderen Seite steht Vincent Kennedy McMahon mit seiner World Wrestling Federation (WWF). Beide Geschäftsmänner buhlten um Zuschauer, wobei Turner zunächst ein Befürworter McMahons war und entwickelte sich erst später nach einem kontroversem Zwischenfall zu einem Kontrahenten von McMahon [In Kurzform: Turner zwang McMahon seinen Sendeplatz an Jim Crockett, seines Zeichens Promoter von Jim Crockett Promotions (JCP) zu verkaufen. Vince stoß das verständlich übel auf].

In den 1980er-Jahren hielt das Kabelfernsehen Einzug in viele Haushalte in den Vereinigten Staaten. Die WWF startete Mitte der 80er mit ihrer Show WWF Prime Time Wrestling (PTW) auf dem USA Network und schnell bekam man einen festen Sendeplatz. Die Show war sogar so erfolgreich, dass das USA Network die meisten Zuschauer bei PTW gewinnen konnte. Man nutzte PTW aber nicht nur, um Matches und Segmente zu zeigen [Anm: Die Matches und Segmente wurden u.A. auch in anderen WWF-Shows gezeigt], sondern auch um anderen Formaten in der Show eine Plattform zu geben (u.A. Studiogästen und einer Art Round Table). Anfang der 90er-Jahre fielen die Ratings für PTW rapide ab, was zu einem Umdenken bei den WWF-Oberen führte. Man merkte schnell, dass zum einen PTW nicht mehr sonderlich gefragt war und zum anderen war Main Stream Wrestling, wie man es in den 80er-Jahren noch erlebt hatte, nicht mehr wie man es sich erhoffte. Man versuchte die Fans bei Laune zu halten; ein neues Konzept bzw. eine neue Show musste her. Diese Show zeigte neue Matches und Storylines. Der Name der Show: WWF Monday Night Raw! Raw wurde von nun an auf dem gleichen Sendeplatz wie PTW ausgestrahlt. Die erste Ausgabe wurde 11. Januar 1993 live aus dem Manhattan Center, New York ausgestrahlt. Im allerersten Match der Raw-Geschichte squashte Yokozuna Koko B. Ware, The Steiner Brothers bezwangen The Executioners, der damalige Intercontinental Champion Shawn Michaels konnte seinen Titel gegen Max Moon verteidigen und im Main Event der Show konnte der Undertaker Damien Demento besiegen.

Die Sendung konnte die Erfolge von PTW sogar noch toppen. Doch was war das Rezept des Erfolges? Man zeigte nicht nicht nur hochkarätige Matches, es war viel mehr ein Mix aus Squash Matches und denkwürdigen Matches. So bezwang z.B.der Jobber „The Kid“ (Sean Waltman) in seinem dritten WWF-Match den alten Hasen Razor Ramon (Scott Hall). Nach einer turbulenten Start auf dem Sender lief die WWF zur alten Gewohnheit über und verloren Zuschauer – unter Anderem dadurch bedingt, dass Raw aus Kostengründen nicht mehr aus dem Manhattan Center auszustrahlen, womit ein Stück Authentizität flöten ging.Außerdem entschloss man sich dazu, Raw nur noch 1x monatlich live auszustrahlen und den Rest zu tapen.

Die WCW beschattete die Konkurrenz genau und so gelang der Coup: 1994 konnte man Hulk Hogan und Randy Savage bei der WWF abwerben und für eigene Zwecke gewinnen. Nach dem fast schon grandiosen Schachzug fasste Eric Bischoff, damaliger CEO bei WCW, den Entschluss, in den Quotenkrieg gegen die große Konkurrenz zu ziehen, um als Nummer 1 im Wrestling-Business dazustehen. Ted Turner bewilligte Bischoffs Untergangen. Er gab WCW einen Sendeplatz am Montag Abend auf TNT – zur gleichen Sendezeit wie Monday Night Raw. Doch Bischoff fand auch durch seinen Plan viele Kritiker. Viele befürchteten, dass der Krieg verloren gehen würde, da die WWF einen festen Kreis an loyalen Zuschauer hatte und die nur WWF mit dem Begriff „Pro Wrestling“ in Verbindung gebracht wurde. Bischoff konnte seine Kritiker eines besseren belehren und lieferte durch den Krieg Diskussionstoff, der bis heute noch aktuell ist.

Jim Cornette sagte damals wörtlich:
Jim Cornette meinte:
"I thought they were insane. I said, ‘How can you take a network that’s never broadcast a wrestling program before, put it up against - on the same night, the same timeslot - an established program and succeed?‘ I thought it was nuts."

[„Ich dachte sie seien wahnsinnig. Ich sagte, 'Wie könnt ihr einen Sender, der vorher nie eine Wrestling-Show ausgestrahlt hat gegen einen etablierte Show – am gleichen Abend, zur gleichen Sendezeit – ins Rennen schicken und Erfolg haben?' Ich dachte sie seien verrückt“]

Der Krieg begann offiziell am 04. September 1995. Der Einfachheit halber hab ich die Fehde in Kapitel unterteilt, jeweils nach Jahren gestaffelt.

Das (Rest-)Jahr 1995

Bischoff bekam für sein Unterfangen eine Art Probezeit von 90 Tagen, also etwa 3 Monate. Was viele gar nicht wissen: Eric Bischoff wandelte auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn. Er sollte der Welt aber auch zeigen, dass er ein gewiefter und knallharter Geschäftsmann ist. Er wusste genau was zu tun war, um von Anfang an volle Aufmerksamkeit zu kriegen.

Schritt 1: Er nannte die Weekly Show der WCW WCW Monday Nitro, wohlwissend, dass die Fans eine Parallele zu WWF Monday Night Raw erkennen würden und Nitro in aller Munde wäre.

Schritt 2: Bischoff wilderte in den USA, Mexiko und Japan und konnte junge talentierte Entertainer für seine Sache gewinnen. Somit konnte man dem Publikum neue Wrestler zeigen, die vorher nicht allzu bekannt waren und im Gegenzug den Wrestlern eine Plattform bieten, um zu Berühmtheit zu gelangen. Außerdem konnte er von von New Japan Pro Wrestling Stars wie Chris Benoit, Eddie Guerrero Dean Malenko und Sabu, die damals für NJPW und ECW in den Ring stiegen.

Schritt 3: Die Einführung einer Cruiserweight Division. Man wollte den Fans atemberaubendes Wrestling zeigen. Wrestling, dass in Mexiko als Lucha Libre bekannt ist, und in den Vereinigten Staaten noch keine große Fanbase hatte. Die Cruiserweight Division war neu in Nordamerika. Die WWF baute im Gegensatz zur Konkurrenz eher auf Heavyweights als auf Cruiserweights.

Schritt 4: Die erste Ausgabe von Nitro wurde am 04. September 1995 ausgestrahlt. Ein geschickter Schachzug, denn an diesem Abend wurde kein Raw ausgestrahlt. Warum? An diesem Abend wurden auf USA Network die US Open gezeigt. Somit lagder Fokus voll und ganz auf Nitro

Doch diese drei Schritte sollten noch von einem Schritt, quasi dem Master-Schritt, überboten werden:

Schritt 5: Die Verpflichtung von Lex Luger! Die Idee zur Verpflichtung kam von Sting. Luger stand vor einer Vertragsverlängerung bei der WWF, Sting suchte damals Bischoff auf und legte ihm eine Verpflichtung des „Total Package“ nahe. Bischoff jedoch bliebt kalt.

Eric Bischoff meinte:
„Lex Lugers contract was coming up at WWE. And... I have never been a fan of Lex Luger - on a personal level, or on a professional level. I had worked with him in WCW before he had come to WWE - quite frankly I never liked him - and Sting was a closed friend of Luger. He came to me and said, ‘Look, you know, give the guy another chance.‘ I said, ‘I don't really wanna even talk to the guy, I don’t wanna meet with him.’“

[„Lex Lugers Vertrag sollte bei der WWE erfüllt werden (Miese Übersetzung, aber ich hab keine Ahnung wie ichs anders übersetzen soll). Ich war nie ein Fan von Lex Luger – egal ob auf einer persönlichen Ebene oder auf einer beruflichen Eben. Ich hatte mit ihm bei WCW gearbeitet bevor er zur WWE ging – und um ehrlich zu sein hab ich ihn nie gemocht – und Sting war ein enger Freund von Luger. Er kam zu mir und sagte 'Gib dem Typen eine zweite Chance'. Ich sagte 'Ich möchte mich nicht mit dem Mann treffen, ich möchte nichtmal mit ihm reden'“]

Bischoff wurde letzendlich von Sting zu einem Treffen mit Luger überredet. Bischoffs Berichten zu Folge soll Luger sehr selbstverliebt von sich geredet haben. Die Verhandlungen liefen erfolgreich: Luger nahm das Angebot von WCW an! Passenderweise lief Lugers Vertrag bei der WWF noch vor der ersten Ausgabe von Monday Nitro aus, sodass Luger hätte bei Nitro auftauchen können. Luger hingegen hatte Vince McMahon eine mündliche Zusage für eine Vertragsverlängerung gegeben. Bei der WWF hatte man Pläne für Luger, man wollte ihn in eine Fehde mit dem British Bulldog stecken. Man hatte sogar schon angefangen die Fehde bei House Shows zu hypen. Da Raw nur noch 1x wöchentlich live ausgestrahlt wurde, musste die Raw-Ausgabe vom 11. September aufgezeichnet werden. Luger jedoch trat eine Woche zuvor schon bei der Konkurrenz auf.

Eric Bischoff meinte:
“I thought this guy could literally show up on Nitro. The world… most of the world wouldn’t even know that Lugers contract had expired with WWE. That would really set the tone for what I wanted Nitro to be... a live show, that was shockfull of surprises where you feel you had to tune in to see what the hell we’re gonna do next.“

[„Ich dachte mir, dass der Typ bei Nitro aufkreuzen könnte. Ein Großteil der (Wrestling-)Welt wussten noch nicht mal, dass Lugers Vertrag mit der WWE ausgelaufen war. Genau das machte Nitro zu dem, wie ich es haben wollte...eine Live Show, die mit schockierenden Überraschungen gespickt war, bei denen du das Gefühl hattest wieder einschalten zu müssen um zu sehen, was als nächstes passiert“]

Die Wrestling-Welt wurde in ihren Grundfesten erschüttert, als Lex Luger bei der ersten Nitro-Ausgabe auftauchte und sich mit dem WCW Heavyweight Champion Hulk Hogan anlegte. Die Fans wurden aufmerksam, weil sie glaubten, dass Luger noch immer unter WWF-Vertrag stand. Schnell wurde klar, dass Nitro zur ernsthaften Konkurrenz für die WWF wurde. Das Rating der ersten Ausgabe von Monday Nitro lag bei 2,9. Rekordmarke für eine Premiere!

Die WWF musste rasch reagieren. Die Konkurrenz konnte bei der Premiere ihrer Weekly Show ein Rekordrating einfahren und durch Lugers Abgang konnte man die bereits gedrehten Segmente und Matches mit Luger nicht mehr gebrauchen. Zunächst verpasste man Raw ein neues Intro und die Segmente für die Raw-Ausgabe vom 11. September wurden neu gedreht. Die WWF versuchte alles, um konkurrenzfähig zu bleiben, jedoch zeigten die folgenden Wochen, dass WCW zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten heranwuchs:

Raw-Rating vom 11.09.1995: 2,2
Nitro-Rating vom 11.09.1995: 2,5

Raw-Rating vom 18.09.1995: 2,5
Nitro-Rating vom 18.09.1995: 2,4

Raw-Rating vom 25.09.1995: 1,9
Nitro-Rating vom 25.09.1995: 2,7

Raw-Rating vom 02.10.1995: 2,5
Nitro-RAting vom 02.10.1995: 2,5

Raw-Rating vom 09.10.1995: 2,6
Nitro-Rating vom 09.10.1995: 2,6

Unschwer zu erkennen ist, dass Nitro der WWF mächtig Paroli bieten konnte. Nitro konnte zunächst beim Rating-Vergleich gewinnen, und verlor danach nur ganz knapp. In den Wochen danach entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, welches zwei Mal im Unentschieden endete. Bis Dezember 1995 hielt das Kopf-an-Kopf-Rennen an, wobei eine Show fast nie 2 Wochen am Stück dominieren konnte.

Den WCW-Verantwortlichen war der bombastische Einstieg natürlich nicht entgangen und so feilte man weiter an der Taktik, um die WWF endgültig vom Thron zu stoßen. Eric Bischoff fasste den Plan von nun an auf den Fair Play Codex zu verzichten. Bischoff war nicht nur WCW-Boss sondern auch gleichzeitig Kommentator bei Nitro. Nicht selten machte er sich am Mic über die Konkurrenz lustig und verriet schon Ergebnisse von Raw, da Raw aufgezeichnet war.

Eric Bischoff am 11.September 1995 meinte:
"Don’t bother switching to the other channel [USA Network]. They had Shawn Michaels beating that big guy [Psycho Sid] in the main event with three superkicks."

[„Machen Sie sich nicht die Mühe und schalten auf den anderen Sender [USA Network]. Da zeigte man, wie Shawn Michaels den großen Typen [Psyco Sid] im Main Event mit drei Superkicks geschlagen hat“]

Bischoff ging sogar noch weiter. Er forderte die Verantwortlichen des TV-Senders auf, Nitro 3 Minuten eher auf Sendung gehen zu lassen, damit Bischoff schon vor Start von Monday Night Raw die Ergebnisse bei Nitro herausposaunen konnte. Aber wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten: Die Fangemeinde spaltete sich in zwei Lager. Die Einen lobten Bischoff für „seine“ Art Konkurrenzkampf, die Anderen widerum kritisierten Bischoff. Er habe eine ethische Grenze überschritten, die die WWF niemals überschritt.

Doch Bischoff gab keine Ruhe um die WWF lächerlich dastehen zu lassen. Bei der Nitro-Ausgabe vom 18. Dezember 1995 erschien plötzlich die Women's Champion der WWF, Alundra Blayze, live und warf vor einem Millionenpublikum den Women's Championship Belt in eine Mülltonne! Ein Skandal für damalige Verhältnisse. Doch warum tat sie das? Ganz einfach, Bischoff hatte sie von der WWF abgeworben. Blayze trat nun bei WCW unter dem Namen Madusa an. [Anm: Vermutungen zu Folge war der Grund für den Wechsel eine bevorstehende Fehde zwischen Blayze und Aja Kong, einer Diva und Wrestling-Legende aus Japan, die grade in der WWF Fuß fassen wollte.]

Die WWF hingegen hypte ihren Haupt-PPV, Wrestlemania XII. Der PPV sollte als einer der erfolgreichen Wrestlemanias gelten, bei dem viele Storylines ein Ende gefunden haben. Um den PPV zu hypen versuchte man Raw das gewisse Etwas zu geben. So etwa am 20.11.1995: Kevin Nash trat damals vor das WWF-Universe und hielt eine geworkte Shoot-Promo, in der er über die WWF und ihren Besitzer Vince McMahon herzog. Die Promo fand so viel Anklang, dass Nash sich selber dadurch pushen konnte und er auf einmal wieder angesagt war, so wie er es zu seinen besten „Diesel“-Zeiten nicht war. Noch am gleichen Abend gab es einen Angle mit Shawn Michaels und Owen Hart. Nach einem Match der beiden brach Shawn Michaels nach den Folgen eines Enzugiris von Hart im Ring zusammen. [Anm.: HBK war im Vormonat in eine Schlägerei verwickelt, bei der er sich wirklich eine Gehirnerschütterung zuzog. Die WWE nutzte die Verletzung und involvierte sie in die Storyline!] Die Fans wurden so natürlich gezwungen weiterhin einzuschalten um zu erfahren, wie es mit Michaels weitergeht.

Das war Teil 1 der Fehde. Teil 2 kommt demnächst ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine so detalierte Niederschrift über den Beginn des Monday Night Wars habe ich noch nie gesehen. Du hast mal wieder viel Fachwissen vorgewiesen und es waren einige Dinge dabei, die ich bisher noch gar nicht wusste. Im Grunde sehen die Taktiken die Bishoff damals aufgezogen hat sehr lächerlich aus, aber damals scheint sowas ja noch geklappt zu haben. Ich glaube die WCW ist damals einfach genau zum richtigen Zeitpunkt aus dem Schatten gekrochen, da die WWF noch nicht so stark etabliert war, wie es heute ist und zudem auch nicht gerade gute Ratings einfuhr. Ansonsten hätte es Bishoff wahrscheinlich nie geschafft. Aber wie gesagt, du hast immernoch eine, wenn nicht sogar die qualitativ hochwertigste Kolumne im Board. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil!
 
Erwartungsgemäß auch nach deiner Rückkehr eine richtig gute Kolumne, mit einem natürlich sehr interessanten Thema. Mir gefällt auch das du das Thema in zwei Teile zerlegt hast. Schon so wird es schwer genug auch nur das wichtigste hineinzubringen. Die Vorgeschichte un den Anfand des "Wars" hast du gut auf den punk gebracht, und auch die Zitate, von Cornette und Bischoff gefallen mir sehr. Auch die Ratings sind hochinteressant. Da sieht man erstmal wie sehr das Wrestling 1995 am Boden lag. Ich freue mich auf jeden fall auf den zweiten Teil!:)
 
Wah, du kannst doch nicht einfach mittendrin aufhören. Das geht doch nicht! :eek:
Need Moar! :(

Sehr ausführliche und gut geschriebene Ausgabe zu einem der interessantesten Themen (zumindest für mich) im Wrestlingbereich. Mehr davon! :D
 
So geht Krieg wirklich: Der "echte" Monday Night War - Das Jahr 1996

Das Jahr 1996

Die WWF versuchte natürlich auch im Jahr 1996 beim Ratingkrieg in Führung zu gehen. Nachdem die WCW zu mehr oder minder unfairen Mitteln griff, nahm die WWF die Konurrenz jetzt aufs Korn. Man startete bei Raw eine Reihe von Comedy-Segmenten, die als „Billionaire Ted's Rasslin' Warroom“ bekannt wurden. Bei den Segmenten handelt es sich um eine Persiflage auf Ted Turner (Billionaire Ted), Hulk Hogan (The Huckster), Randy Savage (The Nacho Man) und Scheme Gene (Gene Okerlund), bei der auch gerne mal das Booking der WCW auf die Schippe genommen wurde.
Jedoch sollte sich schnell herausstellen, dass Ted Turner gar nicht gut auf diese Persiflage zu sprechen war und nun alles daran legen wollte, die WCW finanziell noch mehr zu fördern als vorher.

Am 31. März 1996 fand Wrestlemania XII statt, der größte PPV der WWF im Jahr 1996. Nach dem PPV lag die WWF vor der Konkurrenz, grade weil Wrestlemania XII gut bei den Fans ankam. Im Main Event fand das legendäre 60 Minute Iron Man Match zwischen Shawn Michaels und Bret Hart statt, in dem Michaels sich zum ersten Mal den WWF Heavyweight Championship sichern konnte. Der Erfolg des PPVs spiegelte sich auch in den April-Ratings wieder:

Raw-Rating vom 01.04.1996: 2,9
Nitro-Rating vom 01.04.1996: 2,8

Raw-Rating vom 08.04.1996: 4,8
Nitro-Rating vom 08.04.1996: N/A (Anm.: Keine Dokumentation über das Nitro-Rating bekannt!)

Raw-Rating vom 15.04.1996: 3,1
Nitro-Rating vom 15.04.1996: 2,8

Raw-Rating vom 22.04.1996: 3,3
Nitro-Rating vom 22.04.1996: 2,7

Raw-Rating vom 29.04.1996: 2,9
Nitro-Rating vom 29.04.1996: 2,1

Wie bereits weiter oben erwähnt, wurde Ted Turner derart auf die Palme gebracht, dass er finanzielle Mittel zur Verfügung stellte und der WCW somit einen Vorteil verschaffen sollte. Und diese Gelder dienten dazu zwei große Stars bei der WWF loszueisen: „Big Daddy Cool“ Kevin Nash und „Bad Guy“ Razor Ramon aka. Scott Hall!

Jim Cornette meinte:
"Both guys contracs were coming up for expiration. And both guys had given Vince either verbal commitment or allowed him to believe, that they gonna stick around. Vince gets a fax, Scott Hall has given his notice. Why couldn’t he tell the guy in person? With Kevin Nash, he had specificly gone to the trouble of calling Vince on the phone and tell him ‘Hey, I’m with ya. I’m gonna tell all the guys I’m with ya.’Then he called back and he said ‘Well, but there is all that money they offer me.’"

„Die Verträge beider Männer waren kurz vorm Auslaufen. Und beide hatten Vince entweder eine mündliche Zusage erteilt oder ihn glauben lassen, dass sie da bleiben würden. Vince bekam ein Fax, denn Scott Hall informierte ihn. Warum zum Teufel konnte er es dem Mann nicht persönlich sagen? Kevin Nash hatte Vince angerufen: 'Hey, ich bleibe bei dir. Ich werde jedem erklären, dass ich bei dir bleibe' Danach rief er zurück und sagte 'Aber da ist all das Geld, das sie mir anbieten'“

Und Nashs und Halls Debüt bei WCW sollte mit einem großen Knall erfolgen!

Wir schreiben den 27. Mai 1996, die Amerikaner nennen ihn auch Memorial Day. Scott Hall kam bei Nitro ohne Ringkleidung durch die Fanreihen, ging ins Seilgeviert und forderte die WCW zum Kampf heraus.

Scott Hall bei WCW meinte:
: "Hey… You people, you know who I am. But you don't know why I'm here. Where is Billionaire Ted? Where is the Nacho Man? That punk can't even get in the building. Me? I go wherever I want, WHENEVER I want. And where oh where is Scheme Gene? 'cause I got a scoop for you. When that Ken Doll look-a-like, when that weatherman wannabe comes out here later tonight, I got a challenge for him, for Billionaire Ted, for the Nacho Man, and for anybody else in uh… WCW, huh huh. You wanna go to war? You want a war? You're gonna GET one."

„Hey...ihr wisst wer ich bin. Aber ihr wisst nicht, warum ich hier bin. Wo ist Billionaire Ted? Wo ist der Nacho Man? Der Idiot schafft es noch nicht mal ins Gebäue. Ich? Ich geh wohin ich will, wann ich will. Und oh, wo ist Scheme Gene? Ich hab nämlich 'nen Knüller für euch. Wenn dieser Kenn Doll-Nachmacher, wenn dieser Möchtegern-Wetteransager später hier rauskommt, hab ich eine Kampfansage für ihn, für Billionaire Ted, für den Nacho Man und für jeden anderen in uh...WCW, huh huh. Du willst in den Krieg ziehen? Du willst Krieg? Du KRIEGST ihn“

Mit dieser Promo sollte der Eindruck verschafft werden, dass die WWF Einzug bei WCW gehalten habe um diese zu übernehmen. Natürlich stimmte dies nicht, denn Hall war bereits Angestellter bei WCW. In der Folgewoche sprach Hall von einem „Big Man“, der ihm bald in den Kampf folgen wird. Die Rede ist von natürlich Kevin Nash: Am 10.06.1996 debütierte Nash als Halls Verbündeter.

Kevin Nash meinte:
"You [Eric Bischoff] 've been sittin' out here for six months running your mouth. This is where the big boys play, huh? Look at the adjective - play. We ain't here to play. Now he [Scott Hall] said last week he was gonna to bring somebody out here. I'm here. You still don't have your three people, and you know why? Because nobody wants to face us.
Where are your three guys? What... you couldn't get a paleontologist to get a couple of these fossils cleared? You ain't got enough guys off the dialysis machine to get a team? Yeah, where's Hogan? Where's Hogan? Out doing another episode of "Blunder in Paradise". Where's the Macho Man, huh? Doing some Slim Jim commercial? Hey we're here! You wanna say something? Bring what you've got. The measuring stick just changed around here buddy and you're looking at it."

„Du [Eric Bischoff] hast sechs Monate hier rumgehockt und dir dein Maul zerrissen. Das ist also wo die großen Jungs spielen? Die Betonung liegt auf „spielen“. Wir sind nicht hier um zu spielen. Nun, er [Scott Hall] hat letzte Wochere gesagt, dass er jemanden mitbringen wird. Ich bin da! Du hast imer noch nicht deine 3 Leute, und weißt du auch warum? Weil niemand uns Angesicht zu Angesicht gegenübertreten will. Wo sind die drei Typen? Du hast keinen Paläontologen gekriegt um ein paar von diesen alten Fossilen hinter dir zu lassen? Du kriegst die Typen nicht von den Dialysegeräten los um ein Team zu formen? Yeah, wo ist Hogan? Wo ist Hogan? Er dreht wieder eine neue Episode of „Blunder in Paradise“ [Anm: Die Serie mit Hogan hieß „Thunder in Paradise“] Wo ist der Nacho Man, huh? Dreht er grade ne Werbung für Slim Jim? Hey, wir sind da! Willst du etwas sagen? Leg die Karten auf den Tisch. Die Messlatte wurd eben höher gelegt und du siehst den neuen Standard vor dir!“

Bruce Prichard äußerte sich zu dem Vorfall wie folgt:

Bruce Pricard meinte:
„WCW had taken stars, that had been made in WWE. And they spotlighted those stars and brought them in as outsiders, and gave the impression that they were coming from the WWE to WCW. And people that had been loyal to the WWE product all of a sudden turned on WCW and saw superstars they had only seen on WWE previously and thought, ‘Wow, now they are on Nitro, hey! It’s like Raw guys now going to Nitro. This is really cool!’ And it was a really cool concept. It worked obviously“

„Bei WCW hatte man die Stars genommen, die von der WWE zu solchen gemacht wurden. Man stellte die Stars ins Spotlight und brachte sie als Außenseiter in die Shows und vermittelte somit den Eindruck, dass sie von der WWE zu WCW gekommen waren. Und all die jenigen, die dem WWE-Produkt loyal gegenüberstanden schalteten plötzlich zu WCW und sie sahen Superstars, die man vorher bei der WWE gesehen hatte. Sie [die Fans] dachten 'Wow, jetzt sind sie bei Nitro zu sehen! Es ist so als wenn die Raw-Kerle nun zu Nitro überlaufen. Das ist echt cool!' Und das war in der Tat ein cooles Konzept. Und es klappte augenscheinlich“

Durch das angesprochene Konzep konnte Nitro beim Ratingkrieg wichtige (Rating-)Punkte sammeln und die WWF hinter sich lassen. Die WCW hatte zwar die Woche gewonnen, jedoch verklagte die WWF Jahre später WCW!

Ein weiteres wichtiges Datum in der Wrestling-Welt ist der 07. Juli 1996. Jeder, der sich nen wenig mit WCW beschäftigt hat weiß, was dort geschah. Es war der Tag, an dem Hulk Hogan bei Bash at the Beach zum Heel turnte und gemeinsam mit den Outsiders (Hall und Nash) die New World Order, kurz nWo gründete. Der Plan der nWo bestand darin, die Spitze der WCW zu übernehmen und ihre Ideale durchzusetzen. Für Hogan war das übrigens der erste Turn seit 15 (!) Jahren als Babyface. Die nWo war allgegenwärtig. Die Gruppierung wurde als derart dominant und angsteinflößend dargestellt, dass sogar die Kommentatoren über Hogan, Nash und Hall sprachen wenn diese noch nicht mal in der Show zu sehen waren. Man ließ Sicherheitskräfte in die Halle bringen um Übergriffe von der nWo auf andere Entertainer zu verhindern.

Eric Bischoff meinte:
“When I thought about the nWo, I didn’t think about a wrestling storyline. I wanted to create WCW and I wanted to create an nWo, and I wanted to be a conflict between those two organisations. I thought, ‘Okay, if I want the nWo to have it’s own personality, it’s gonna be completely different, than what the fans recognized WCW is being. And it would attract the peoples attention.’ So it worked very effectively.“

„Als ich über die nWo grübelte dachte ich nicht an eine Wrestling Storyline. Ich wollte WCW erschaffen und ich wollte die nWo erschaffen, und ich wollte einen Konflikt zwischen den beiden Gruppen. Ich dachte 'Okay, wenn ich der nWo eine eigene Persönlichkeit gebe wird es komplett anders von dem, als was die Fans von der WCW kannten. Und so würde es die Aufmerksam der Fans wecken.' Es funktionierte sehr effektiv!“

Bischoff sollte recht behalten, denn die Fans wurden tatsächlich von Nitro angezogen, als die nWo alles und jeden attackierten und sich selber als Spitze der WCW anpreisten.

Kevin Nash zu den Erfolgen bei Nitro meinte:
„When Scott (Hall) and I left the WWF and came here, there was an explosion. It was the perfect situation: two guys came into a territory, which had never happened before; Hulk Hogan turned heel, the nWo was born and it turned wrestling into more reality-based programming. Before, Vince McMahon did a lot of gimmicks: one guy was a pig farmer, one guy was a dentist, one guy was an astronaut. The storyline of the nWo was something the 25- to 35-year-old demographic that reads about corporate takeovers could relate to.“

"Als Scott (Hall) und ich die WWF verließen und zu WCW gingen kam es einer Explosion gleich. Es war die perfekte Situation: Zwei Typen betraten ein Territorium, was vorher noch nicht betreten wurde; Hulk Hogan turnte zum Heel, die nWo wurde geboren und das machte aus Wrestling ein „reality-based programming“. Davor hatte Vince McMahon viele Gimmicks: Der eine war Schweinefarmer, der andere war Zahnarzt, ein dritter widerum war Astronaut. Die Storyline um die nWo war etwas, mit der sich 25 bis 35-jährigen Bevölkerung identifizieren konnten“

Die Geburt der nWo sorge für einen Rating-Segen für Nitro. Man konnte die Konkurrenz von Mitte 1996 bis ins zweite Quartal 1998 [Anm.: Das entspricht in etwa 83 Wochen (!!)] durchweg hinter sich lassen. Die WWF versuchte indes die Abgänge von Hall und Nash zu kompensieren. Man pushte Ahmed Johnson als Hall-Ersatz ins Main Event und baute den zurückgekehrten Ultimate Warrior auf, um Nash zu ersetzen.

Die WCW nutzte ihre Vormachtstellung aus, um der Konkurrenz zum wiederholten Male Superstars wegzukaufen. So konnte man u.A. das 1-2-3-Kid (später besser bekannt als X-Pac) und den „Million Dollar Man“ Ted DiBiase für sich gewinnen. Und auch The British Bulldog stand kurz vor einem Wechsel zu WCW, aber die WWF sicherte sich die Dienste des Briten durch einen gutdotierten 5-Jahres-Vertrag. Jedoch wurden die Pläne der WWF schnell wieder begraben, denn der Ultimate Warrior verließ die Company im Streit und Ahmed Johnson – damals Intercontinental Champion – musste aufgrund einer Nierenerkrankung seine Karriere beenden. Doch wie heißt es so schön? Es gibt Licht am Ende des Tunnels!

Die Abgänge machten Platz für einen Mann, der die WWF wieder an die Spitze führen sollte und gleichzeitg als Ikone gilt: Stone Cold Steve Austin! Dieser wurde von Ted DiBiase gemanged, doch durch den Abgang des Million Dollar Mans hatte Austin sein Momentum verloren. Die WWF entschloss sich daher zu einem drastischen Schritt: Man gewährte Austin Kontrolle über die Weiterentwicklung seines Gimmicks! Damals etwas neues und viele sahen dem Schritt mit Skepsis entgegen, doch sie sollten alle überzeugt werden. Austin konnte mit seinem rebellischen Gimmick schnell die Fans auf seine Seite ziehen. Die Fans bejubelten ihn sogar so stark, dass Austin als Top-Heel der Liga mehr Pops erntete als es den WWF-Oberen lieb war, sodass man sich für einen Turn zum Top-Babyface entschied. Das berühmte King of the Ring Tournament 1996 sollte zum Meilenstein in Austins Karriere werden.

Jim Cornette meinte:
“King Of The Ring... King Of The Ring was the whole Steve Austin story. The very next night we go to Raw, and there were hundreds and hundreds and hundreds of Austin 3:16 signs all over the building. When we saw those signs I said right there... I said ’Steve Austin is gonna be a big deal.’ There was no way to tell how big he’s gonna be, but we knew he’s gonna be a big deal.“

„King Of The Ring...Das King Of The Ring Tournament erzählt die gesamte Steve Austin-Geschichte. Beim nächsten Raw konnte man hunderte und aber hunderte von Austin 3:16-Schilder im ganzen Gebäude sehen. Als wir diese Schilder sahen sagte ich direkt 'Steve Austin wird ein ganz großer Brocken werden.' Es gab keinen Weg zu sagen wie groß er sein würde, aber wir wussten, DASS er ein Großer sein wird.“

Trotz Austins stetig ansteigender Popularität konnte Nitro die letzten 10 Wochen im ersten Jahr des Monday Night War für sich entscheiden.

Chris Jericho meinte:
“WCW began to dominate WWE in ’96 for two reasons in my opinion. One was the nWo-angle. And the second reason, to me just as important, was the influx of real wrestlers. Of guys that were going out there. WWE had Shawn Michaels, Bret Hart and Owen Hart that were actually wrestling hard. A few other guys, but WCW had Benoit, Jericho, Guerrero, Malenko; the influx of the mexican guys Mysterio, Juventud Guerrera; all this great wrestlers that people had never seen before that had been training for years around the world finally come in to WCW and had all this great matches, all this kick-ass-matches combined with the marquee value the nWo - WWE didn’t had a chance at that time.“

„WCW begann die WWE im Jahr 1996 meiner Meinung nach aus zwei Gründen zu dominieren. Einer war der nWo-Angle. Und der zweite Grund – und zugleich der wichtigste – war der Einfluss richtiger Wrestler. WWE hatte Shawn Michaels, Bret Hart und Owen Hat, die hart arbeiteten.Aber WCW hatte Benoit, Jericho, Guerrero, Malenko; der Einfluss der mexikanischen Wrestler wie Mysterio, Juventud Guerrera; all die großenartigen Wrestler, die die Leute vorher nie gesehen hattem, die jahrelang hart trainierten kamen am Ende zu WCW und performten großartige Matches, all diese „kick-ass-matches“ kombiniert mit dem Angle um die nWo – WWE hatte zu der Zeit keine Chance dagegen“´

Das erste Jahr lief so erfolgreich für die WCW, dass man im zweiten Jahr gut aufgestellt war. Die WWF hingegen musste reagieren: Nach dem Abgang des Ultimate Warrior und dem Karrierende von Ahmed Johnson experimentierte man bei der WWF mit Gimmicks. So wurde u.A. Rikishi zum „The Sultan“, einem Iraner mit Glatze, und Ron Simmons wurde als Gladiator unter dem Namen Faarooq Asad dargestellt. Die WWF erkannte ihre gemachten Fehler bald und so wurde Simmons/Faarooq als Anführer der Nation of Domination erkohren. Den größten Fehler sollte man bei der WWF noch begehen:

Springen wir in den September 1996. Jim Ross erklärte die Rückkehr von „Big Daddy Cool“ Diesel und „Bad Guy“ Razor Ramon, ohne die Namen Hall oder Nash fallen zu lassen. Doch wie war das möglich, standen beide genannten Stars doch bei WCW unter Vertrag? Die Gerüchteküche brodelte ordentlich, bis schließlich on-air WWF-Präsident Gorilla Monsoon erklärte, dass Hall und Nash nicht mit Ross Ankündigung zu tun haben, da diese bekanntlich bei WCW angeheuert hatten. Die Verwirrung war perfekt. Bei In Your House 10: Mind Games am 22. September 1996 debütierten Diesel und Ramon, bei einem Beat Down gegen Savio Vega im Backstage-Bereich. Bei der darauffolgenden Raw-Ausgabe stellte Jim Ross seine Neuverpflichtungen vor. Die Fans flippten aus, doch die Freude währte nur kurz. Ross hatte sein Wort zwar gehalten, denn Ramon kam in die Halle, jedoch ein peinlich spielender Doppelgänger [Anm.: Rick Bogner spielte den Fake Razor Ramon], der zwar Ramons Ringkleidung anhatte und auch den Akzent spielte, aber man erkannte klar eine Kopie des Originals.

Eine Woche später tauchte der Fake Diesel auf [Anm: Der Fake Diesel wurde von Glen Jacobs, besser bekannt als Kane, gespielt] und gemeinsam mit dem Fake Razor Ramon traten sie gegen die Tag Team Champions Owen Hart & The British Bulldog an, verloren aber klar und deutlich. Die Kopien von Ramon und Nash wurden immer wieder mit „nWo“-Chants begleitet, weswegen man Boger und Jacobs schnell wieder aus den Shows strich. Doch auch bei WCW hatte man eine Storyline mit einem Doppelgänger angefangen: Sting und Fake Sting! Kurz zusammengefasst worums geht: Sting, Anderson und Luger schlossen sich gegen die nWo zusammmen, doch bei einem Beatdown der nWo gegen Luger und Anderson war auch Sting vertreten. Bei diesem Sting handelte es sich um einen Fake Sting. Der echte Sting trat ab da an immer nur noch mit schwarz-weißer Gesichtsbemalung auf und verbrachte die Nitro-Sendungen über an der Hallendecke. Erst nach 1 ½ Jahren kehrte Sting in den Ring zurück. [Anm: Auch hier nachzulesen ;)]

Im Oktober 1996 konnte die WCW eine weitere Neuverpflichtung verzeichnen, denn „Double J“ Jeff Jarrett wechselte von der Federation nach Atlanta zu WCW. Bischoff war auch scharf an einer Verpflichtung von Bret „The Hitman“ Hart, doch die WWF konnte den Hitman mit einem 20-Jahres-Vertrag (jaaa, ihr lest richtig...Zwanzig Jahre!) an sich binden. Auch wenn die gescheiterte Verpflichtung von Hart ein kleiner Rückschlag war, so stand man bestens dar:

(1)Die Outsider, bestehend aus Kevin Nash und Scott Hall, dominierten die Tag Team Division der WCW

(2)Hulk Hogan turnte nach über 15 Jahren als Babyface zum Heel und wurde World Champion.

(3)Sting mit seiner Ringabstinenz und den Mindgames, die er mit seinen Gegner spielte, kam gut bei den Fans an.

Die WWF musste – wie so oft im ersten Jahr des Ratingkrieges – auf die Konkurrenz reagieren. Als Akt der Verzweiflung verlegte man Raw eine Stunde vor, sodass Nitro und Raw eben NICHT mehr zeitgleich auf Sendung gingen und man keine Kopf-an-Kopf-Rennen mehr ausgesetzt war.

Am 04. November 1996 wurde Monday Night Raw zum ersten Mal eine Stunde vor Monday Nitro ausgestrahlt. Doch die Ausgabe sollte von einem Angle beschattet werden, das der WWF fast den Kopf gekostet hätte. Um es zusammenzufassen: Steve Austin brach laut Storyline in das Haus von Brian Pillman ein. Dieser setzte sich zur Wehr und zückte eine Waffe. Das Bild verdunkelte sich und man hörte Schüsse! Die Oberen des USA Networks traten an Vince McMahon heran und erläuterten ihm die prekäre Situation, denn aufgrund der Stunde, die Raw eher ausgestrahlt wurde, schauten auch junge Zuschauer zu, die den Austin/Pillman-Vorfall verstörend aufnahmen. Der Angle sollte als kontroverserter Moment in die Geschichte von Monday Night Raw einziehen!

Das war Teil 2 des Monday Night War. Teil 3 folgt demnächst ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Du schreibst sehr spannend aber gleichzeitig auch sehr objektiv, ich denke das ist auch der Grund warum deine Kolumne so ziemlich die beste hier ist.

Mir gefällt die Fehde bisher sehr gut. Zurzeit dominiert die WCW ja ganz klar diesen Krieg. Freue mich auf eine Fortsetzung, die hoffentlich in naher Zukunft erscheint!

Weiter so und mach hinne! :D
 
Wirklich klasse! Ich liebe es deine Kolumne zu lesen. Wie Alex Blade schon schrieb, du erzählst sehr spannend aber gleichzeitig auch objektiv was mir richtig gut gefällt! Beeil dich ich will Part-3 lesen. :)
 
Can I have your attention, please?!

Der dritte Teil der Fehde lässt noch nen wenig auf sich warten. Hab momentan ziemlich viel um die Ohren, weswegen ich meine Kolumne nen wenig schleifen lassen muss. Mitte März dürfte ich wohl wieder mehr Zeit haben und dann versuch ich auch die noch fehlenden Teile zu posten ;)
 
Can I have your attention, please?!

Der dritte Teil der Fehde lässt noch nen wenig auf sich warten. Hab momentan ziemlich viel um die Ohren, weswegen ich meine Kolumne nen wenig schleifen lassen muss. Mitte März dürfte ich wohl wieder mehr Zeit haben und dann versuch ich auch die noch fehlenden Teile zu posten ;)

Meintest du Mitte März 2013 :D?
 
Hab mir den Großteil deiner Kolumnen gelesen und die ist echt gut.
Hoffe,dass der 3.Teil bald da ist

PS: Ist auch was für die Startseite.Könntest die berets vorhanden Ausgaben ja mal reinstellen,in die Abteilung in der auch der Bericht über den Screwjob ist ;)
 
FINALLY....after 7 months Titans Top-Fehden has come BACK to life! Naja...oder so ähnlich. Ich hatte zwischendurch mal angefangen den Monday Night Wars weiterzuschreiben, aber Umstände wie RL und Lustlosigkeit haben das alles nach hinten verschoben. Aber jetzt möchte ich euch wenigstens das präsentieren, was ich schonmal fertig habe. Dieser Teil betrachtet die erste Jahreshälfte des Jahres 1997. Ich hoffe ihr habt Spaß am Lesen ;)

Das Jahr 1997 – Teil I


Eric Bischoff sah sich als Gewinner, als die WWF wegen des besagten Austin/Pillmann-Vorfalls gerügt würde. Warum sollte man seine Macht nicht ausdehnen? Bischoff hatte einen Plan: Er machte sich selber zum Anführer der nWo! Damit war Bischoff Vorreiter, denn er involvierte sich als erster als Chairman in eine Storyline.

Doch was waren die Beweggründe von Bischoff, diesen Schritt zu gehen?

(1) Raw wurde ja bekanntlich im Jahr 1996 um eine Stunde vorverlegt. Das hieß, dass Nitro damals mit großen Tam Tam beginnen musste, damit die Zuschauer nicht auf Raw schalteten. Darum hatte Bischoff die Idee, die zweistündige Ausgabe von Monday Nitro in zwei Teile zu splitten: Die erste Stunde sollte komplett der nWo-Storyline gewidmet sein, während die zweite Stunde als reine Nitro-Ausgabe gelten sollte.

(2) Mit Bischoff als böser nWo-Fießling konnte er vom Kommentatorenpult aus weiterhin gegen seinen Konkurrenten McMahon wettern und gegen die WWF schießen.

(3) Bischoffs riesiges Ego. Bis heute wissen wir, was für ein Sturrkopf und Egomane ein Eric Bischoff ist.

Die WCW hatte also nun einen Chairman, der vor den Kameras als aktiver Teil der nWo agierte und dazu hatte man eine Cruiserweight Division! So etwas hatte die WWF bisher nicht, deswegen ging man einen Vertrag mit der AAA, eine der größten mexikanischen Ligen, ein. Der Vertrag besagte, dass beiden Ligen ihre Superstars untereinander austauschen durften, um den WWF-Fans den Lucha Libre Style näher zu bringen, und um den mexikanischen Fans den Main Stream Style zu zeigen. Die Mexikaner sollten beim Royal Rumble 1997 eine große Rolle spielen, denn man bookte ein 6-Man Tag Team Match und der ein oder andere Mexikaner nahm auch am Rumble Match teil. Jedoch floppte das Experiment, da die Ratings nicht wie gewünscht eingefahren wurden, sodass man die Kooperation nach knapp 6 Monaten einstellte. Vince griff daraufhin zu Plan B:

Wie gesagt, die WCW hatte die WCW vs. NWO-Storyline – und die WWF nur ein geflopptes Austausch-Programm mit der AAA. Da kam eine Promotion aus Philadelphia doch wie gerufen: Am 24.02.1997 wurde die Monday Night Raw-Ausgabe von ECW-Wrestlern wie z.B. Tommy Dreamer, Tazz, den Dudley Boyz und noch einigen mehr übernommen. Die ECW'ler zeigten sich in Matches und Segmenten. Doch warum ging man soweit?


Tazz meinte:
We were going into our first pay-per-view, Barely Legal, and we needed a public vehicle. Vince McMahon needed to get something going with the ratings. The plan worked out well for Paul and Vince. And it was definitely part of history.“

„Unser erster PPV, Barely Legal, stand vor der Tür und wir brauchten Aufmerksamkeit. Vince McMahon brauchte etwas, um die Ratings zu verbessern. Der Plan ging für Paul [Heyman, Anm. d. Autors] und Vince auf. Und das war definitiv ein Teil der WWF/WWE-Geschichte.“

Doch auch die Zusammenarbeit mit ECW dauerte nicht lange. Doch der Tiefpunkt war noch nicht erreicht. Bei Wrestlemania XIII konnten die Fans eine der bislang langweiligsten und unausgereiftesten Manias aller Zeiten beiwohnen. Beim größten Event der WWF wurde vom Booking her vieles falsch gemacht. Rocky Maivia, damals noch Babyface und Intercontinental Champion, war bei den Fans nicht over, genauso wenig wie sein Gegner The Sultan [heute als Rikishi unterwegs]. Im Prinzip kämpfte Not gegen Elend – und das bei Wrestlemania! Kleiner Lichtblick war das Match zwischen einem aufstrebenden Steve Austin und Bret Hart und dem aus dem Match resultierenden Doppel-Turn. Ein weiterer Dorn im Auge des Vince McMahon war das Verhalten des damaligen Enfant Terrible, Shawn Michaels. Michaels hatte beim Royal Rumble 1997 Sycho Sid um den WWF Heavyweight Championship gebracht und sollte sich bei Wrestlemania XIII für Bret Hart auf die Matte legen. Jedoch passte das dem Heartbreak Kid nicht in den Kram – weswegen er einen Monat vor dem größten PPV der WWF den Titel vakantierte. Die WWF verkaufte die Vakanz des Titels vor den Kameras mit einer Verletzung Michaels, die er auskurieren muss.

Erst im März 1997 konnte die WWF sich fangen und sich langsam wieder an die Ratings des Konkurrenten heranpirschen. Man weitete die Show auf zwei Stunden aus, wobei lediglich eine der beiden Stunden parallel zu Monday Nitro lief. Man ging sogar soweit, dass man dem Flaggschiff Monday Night Raw ein neues Aussehen gab: Neues Intro, neue Strage, neuer Name! Und dieser Name dürfte eigentlich jedem Wrestling-Fan bekannt sein: RAW IS WAR! Man brachte die ein oder andere Veränderung (abgesehen vom Image) mit, zum Beispiel konnte man Raw durch die Ausweitung auf zwei Stunden nun nicht mehr im Voraus aufzeichnen sondern man sah sich gezwungen, die Sendungen live auszustrahlen. Außerdem konnte man durch den angesprochen Doppel-Turn von Austin und Hart (und die Hart Foundation) eine Fehde der beiden aufziehen, die die Fans förmlich fesselte.

Im Sommer 1997 konnte man bei der WWF wieder einen leichten Quotenanstieg feststellen.

Raw-Rating vom 02.06.1997: 2,5
Nitro-Rating vom 02.06.1997: 3,3

Raw-Rating vom 09.06.1997: 2,2
Nitro-Rating vom 09.06.1997: 3,4

Raw-Rating vom 16.06.1997: 2,4
Nitro-Rating vom 16.06.1997: 3,3

Raw-Rating vom 23.06.1997: 2,4
Nitro-Rating vom 23.06.1997: 3,3

Raw-Rating vom 30.06.1997: 2,5
Nitro-Rating vom 30.06.1997: 3,3

Bis zum Sommer hin konnte man bei WCW stabile und konstante Ratings einfahren, während die WWF halbwegs konstante, aber hier und da auch steigende Ratings verzeichnen konnte. Die WWF konnte sich aus dem (Form-)Ratingtief retten. Wenn man die kompletten Ratings des Sommers vergleicht kann man sehen, wie die WWF den zweiten Sommer des Monday Night War regelrecht dominierte.

Was das Jahr 1997 noch offenbarte, war der wechselnde Geschmack der Wrestling-Fangemeinde. Während man Anfang bis Mitte der 90er noch auf cartoonhafte Gimmicks stand, so wechselte der Geschmack hinüber zu Während die WWF in den 80er-Jahren und den frühen 90er-Jahren noch die eher kinderfreundlichen Gimmicks und Storylines bot, konnte man bei WCW die Erwachsenen vor den Fernseher locken. Die WWF musste durchgreifen und bot etwas neues an ...etwas mit mehr „Attitude“: härter, kontroverser und brutaler. Die bis heute berühmt-berüchtige Attitude Era hatte begonnen!
 
Man ist versucht zu sagen "Was lange währt wird endlich gut"! :D Kürzere aber dennoch lesenswerte Ausgabe. Über diese zeit liese sich sicherlich unendlich viel schreiben aber die wichtigsten fakten hast du zusammengetragen und gerade für Fans die sich mit dieser Geschichte noch nicht so gut auskennen sicherlich sehr lesenswert.

Die Zusammenarbeit zwischen WWE und AAA Anfang 1997 hatte ich zum beispiel überhaupt nicht mehr im Hinterkopf. Und das obwohl ich Wrestling damals aufmerksam verfolgt habe. Aber zu diesem Zeitpunkt aufmerksamer WCW, die damals wirklich um einiges "cooler" waren. Erst durch den Turn von Hart und die DX kam wieder Schwung in den angestaubten WWE Laden.

Alles in allem eine gute wenn auch etwas kurze Ausgabe! :)

PS: Wird man denn eine Fortsetzung lesen?^^
 
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