Die groteske Weltanschauung

Wenn Visionen sterben

Möglicherweise lesen Sie gerade das letzte Mal von mir. Wenn das jetzt dramatisch klingt, dann habe ich diese Ankündigung nicht richtig formuliert, denn dieses Wort untertreibt meine derzeit mehr als fatale Lage total. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie es weitergehen soll, meine Zukunft ist nicht düster, dieses Dunkel ist viel mehr als die bloße Abwesenheit von Licht. Jetzt hat der Insider am letzten Nebensatz gemerkt, dass ich trotz allem noch meinen Lieblingsautoren zitieren kann, aber das ist wirklich der pure Galgenhumor, basierend auf reiner Verzweifelung. Aber lassen Sie mich etwas ausholen, damit Sie meine hoffnungslose Situation verstehen und vielleicht auch meine Selbstmordgedanken besser nachvollziehen können.


Angefangen hat alles mit einer Werbung auf einem Bus. „Eine Stadt feiert das Mittelalter. Altena wagt den Zeitsprung und steht vom 5. bis zum 7. August ein Wochenende lang komplett im Zeichen des Mittelalters. Feiern Sie mit und tauchen Sie ein in eine der faszinierendsten Geschichtsepochen.“ So (oder so ähnlich, wer kann ernsthaft Zitate von mir verlangen, wenn ich geistig sowieso nur noch schnelle Todesarten gegeneinander abwäge?) schrie es dem interessierten Bürger in bunten Lettern von diesem Gefährt entgegen. Ich war sofort Feuer und Flamme, denn selber stellte ich mir so einen Rückfall in der Zeit auch ziemlich spannend vor. Schnell war die Idee geboren, so etwas doch auch in Lüdenscheid zu veranstalten, ich steigerte mich richtig in diesen Wahnwitz (späte Erkenntnis, seeeeehr späte Erkenntnis, ZU späte Erkenntnis!) hinein. Wie in einem Rausch sah man mich fortan nur noch telefonieren, planen und organisieren, und tatsächlich hatte ich irgendwann Anfang Juni alle Vorbereitungen abgeschlossen und konnte stolz die ersten Flyer an Haushalte verteilen, mit denen ich auf mein großartiges Fest aufmerksam machen wollte. An dieser Stelle veröffentliche ich mal den Originaltext, damit der Leser sieht, dass die Katastrophe auf keinen Fall an meinem Engagement gelegen haben kann:


„Römer, Germanen, Landsleute,
endlich ist es soweit. Am 30.6.2011 wagt Lüdenscheid den Zeitsprung und steht einen Tag lang ganz im Zeichen des Mittelalters. Bitte beachten Sie auch in diesem Zusammenhang, dass Automobile, Fahrräder und andere zeitfremde Fortbewegungsmittel spätestens bis zum 29.6.2011 aus dem Stadtbild zu entfernen sind oder ab diesem Zeitpunkt in Zusammenarbeit mit der Jupp Fahrkralle GmbH & Co. KG durch den Veranstalter eingezogen werden und ab dem 1.7.2011 von einer noch genauer zu bestimmenden Stelle am Stadtrand gegen Hinterlegung der Abschleppgebühr wieder abgeholt werden können.

Falls Sie von außerhalb anreisen möchten, denken Sie auch unbedingt daran, Ihren Besuch richtig durchzuplanen, ich mache immer wieder die Feststellung, dass Menschen des 21. Jahrhunderts schnell Fußmärsche vom Zeitaufwand unterschätzen, sobald die zu überbrückende Kilometerzahl dreistellig wird. Und bitte geben Sie sich etwas Mühe bei der Zusammenstellung Ihres Proviants, an der Stadtperipherie eingezogene Plastikverpackungen, Tetrapacks und Bestecke, die über ein Jagdmesser und Holzkellen hinausgehen, kann ich unmöglich durchnummerieren und nach dem ausschweifenden Ereignis wieder zur Verfügung stellen. Ehrlich gesagt habe ich bis dato sogar noch klitzekleine Probleme mit den Standflächen für die einheimischen Fahrzeuge, ich möchte da aber wirklich nur die Schrottpresse bemühen, wenn es vom Platz her gar nicht mehr anders geht, unter diesen Umständen sehen Sie sicher ein, dass ich weder Raum noch Zeit für so eine Proviantannahme einplanen kann und diese deshalb direkt geknickt habe.


Wo wir gerade beim Proviant sind: Ich habe im Vorfeld meiner Organisation Anfragen von Vegetariern und Veganern bekommen, ob ihre entsprechende Versorgung bei diesem Event auch sicher gestellt wäre. Hier will ich gar nichts beschönigen und muss deshalb zu Protokoll geben, dass das von den Soja-Ersatzprodukten her eher schlecht aussieht. Der omnivoren Bevölkerung wird völlig zurecht vorgeworfen, dass sie essenstechnisch im Mittelalter evolutionär steckengeblieben ist, diese Tatsache hat aber für mich und andere Veganer natürlich auch entsprechende Konsequenzen bei so einem heiteren Vergangenheitsrücksturz. Der Ruf nach Ethik wurde im Mittelalter höchstens mit „Gesundheit“ beantwortet, dementsprechend konnte der damalige Tierrechtler schon froh sein, wenn die Leiche auf seiner Tonschale tatsächlich tot war und im günstigsten Fall sogar nicht mal mehr blutete. Vegane Essensstände wird man also nicht unbedingt vorfinden, allerdings ist die rohköstliche Versorgung absolut garantiert und stellt sogar den Hauptanteil des kulinarischen Angebots, es muss also niemand hungern.


Zimmerreservierungen werden übrigens nicht angenommen, auch wenn Ihr Bote rechtzeitig eine entsprechende Anfrage überbringt. Aber mir als Veranstalter erscheint es doch zu kompliziert, entsprechende Schreiben zu formulieren und zu versenden. Versetzen Sie sich kurz in meine Lage, Sie müssen nur eine Botschaft verfassen, ich dagegen kann wahrscheinlich Antworten kritzeln, bis mein Federkiel bricht, außerdem will ich mir gar nicht das Tintengeschmiere vorstellen, ganz davon abgesehen habe ich keine Ahnung, wo ich heutzutage noch entsprechend unbehandelten Papierersatz herbekommen soll.

Deshalb gilt bei der Veranstaltung das alte Motto „Wer zuerst kommt, malt zuerst“, entsprechend werden die 6 zur Verfügung stehenden Zimmer vergeben. Hier möchte ich übrigens kurz einen Dank an meine Verwandtschaft senden, die völlig selbstlos Räume zur Verfügung gestellt hat und somit das Angebot der Übernachtungsmöglichkeiten spontan versechsfacht hat. Für die Leute, die zu spät kommen, stehen aber genug Rasenflächen in Lüdenscheid zur Verfügung, allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass Igluzelte und ähnliche Albernheiten kommentarlos in Hinblick auf das gewünschte Zeitfenster abgerissen und entsorgt werden. Natürlich kann nicht im Einzelnen überprüft werden, ob diese unzeitgenössischen Behausungen beim Abtransport tatsächlich leer sind, machen Sie diesen Umstand bitte unbedingt Ihren Kindern und möglicherweise bettlägerigen Verwandten klar. An dieser Stelle darf ich auf keinen Fall ein dankbares Shout-out an die städtische Entsorgungsgesellschaft vergessen, die im Austausch mit einer Fahrsondergenehmigung sich zu diesen Transporten bereit erklärt hat und mehrere Müllwagen zur Verfügung stellt.


Überhaupt klappt die Zusammenarbeit mit den Behörden absolut reibungslos. Bisher habe ich noch keine einzige negative Reaktion auf die Anschreiben bekommen, mit denen ich persönlich die Lüdenscheider Beamte über ihren Tag Sonderurlaub aufgeklärt habe. Bei diesem Thema möchte ich aber auch eine kleine Warnung aussprechen, auch wenn diese sich vielleicht als voreilig entpuppt: Achten Sie bitte verstärkt auf Ihre Geldbörsen und vermeiden Sie überhaupt illegale Aktivitäten. Ich habe zwar selbstverständlich für einen mittelalterlichen Stadtwächter gesorgt und somit den strafrechtlichen Schutz sichergestellt, allerdings bin ich in Bezug auf diese Person etwas skeptisch, da ihn bei seinem Bewerbungsgespräch nur die Frage „Gibt´s denn was zu Saufen?“ zu beschäftigen schien. Das muss jetzt nichts heißen und ich will auch nicht im Vorfeld mobben, aber behalten Sie diese Information vielleicht einfach mal im Hinterkopf und handeln Sie entsprechend.

Ich verlasse mich übrigens auch darauf, dass nirgendwo ein Feuer ausbricht. Wenn Lüdenscheid bei unserem lustigen Fest komplett abbrennt, können wir den Folgeevent 2012 sicher direkt aus dem Kalender streichen, da reagieren die Stadtväter echt pingelig. Mir ist klar, dass der Umgang mit den Feuersteinen für Sie erstmal gewöhnungsbedürftig ist, aber mit ein bisschen Konzentration müsste wir das doch reibungslos über die Bühne bringen können, oder? Meinem eingestellten Brandschutzmeister sollte man nämlich auch nicht zu blauäugig begegnen, der hat die Anfrage vom Stadtwächter im gleichen Bewerbungsgespräch mit „Klar, gesoffen wurde doch schon immer, das wird geil“ beantwortet.


Einen wichtigen Hinweis habe ich mir noch für den Schluss aufgespart: Bitte verlassen Sie Lüdenscheid nach dem Fest nicht auf dem üblichen Weg, sondern halten Sie sich an die Evakuierungspläne, die ich noch verteilen werde. Das ist wirklich ziemlich wichtig, denn ich habe keine Kosten und Mühen gescheut und konnte so noch einen tollen Überraschungsgast für den Event auftreiben. Über das Wie möchte ich an dieser Stelle keine Auskunft geben, aber ich konnte tatsächlich aus dem Robert-Koch-Institut einen Erreger der Beulenpest besorgen, den ich bei unserer Mittelalter-Party dann freisetzen werde, um die zeitgenössische Authentizität ins Unendliche zu steigern. Allerdings sollten die Gewinner dieser Lotterie unbedingt vor Ort entsorgt werden, sonst wird aus dem heiteren Spiel schnell bitterer Ernst, so eine weltweite Pest-Epidemie ist nicht annähernd so amüsant wie das im ersten Moment vielleicht klingt.


So, jetzt hoffe ich, dass ich Ihnen richtig Lust auf das Mittelalter gemacht habe. Wenn nicht, würde das ja mit dem Teufel zugehen, da ich die ganzen unangenehmen Dinge wie fehlende Hygieneeinrichtungen, Hexenverbrennungen, Bärenangriffe und andere zwar selbstverständlich für den Tag garantierte, aber doch auf Besucher möglicherweise abschreckend wirkende Attraktionen pfiffig verschwiegen habe. Also: Feiern Sie mit und tauchen Sie ein in eine der faszinierendsten Geschichtsepochen.“


Soweit mein Flyertext und was soll ich heute sagen, wo wir den 30.6.2011 schreiben? ES IST KEIN ARSCH GEKOMMEN!!!!!! Echt super, da tut und macht man, und das ist der Dank für das Engagement. Und warum? Nur weil ich den letzten Satz vom Aufruf des Altenaer Schwesterevents abgeschrieben habe? Ich weiß es nicht, sicher ist nur, dass jetzt die ganzen Spießer aus ihren Löchern gekrochen kommen. Hier steht heute mein Telefon nicht still, übrigens keine Ahnung, warum das noch funktioniert, da muss irgendwas mit dem Computerwurm, den ich extra der Telekom geschickt habe, schief gegangen sein. Praktisch jeder hat was zu meckern. „Haben Sie Wahnsinniger etwa Lüdenscheid durch Kappung der Hauptleitung vom Stromnetz genommen?“, „Haben Sie stellenweise die Strassen eingerissen und durch Lehmwege ersetzt?“ (Übrigens eine unangenehme Frage, denn tatsächlich bin ich da nicht ganz fertig geworden, so dass durchaus noch vereinzelt geteerte Straßen existieren…), immer wieder „Wo ist mein Auto????“, Wähwähwäh, die Leute können echt nur rumnölen. Und Schadensersatzforderung stellen, zusätzlich zu den sowieso immensen Kosten, auf denen ich sitzen geblieben bin.

Sicher, den Pesterreger habe ich heute Mittag einfach in die Toilette gekippt und so entsorgt, aber das war echt der einzige Teil, der glimpflich und ohne weitere Folgen abgegangen ist. Ich bin wirklich verzweifelt, so werden junge Unternehmerexistenzen in Deutschland direkt zu Anfang zerstört. Kommt, Spooky, Sam und Bobby, wir verlassen dieses Land, irgendwas ist hier sowieso nicht in Ordnung, seit ein paar Stunden wirkt mein Umfeld auch körperlich richtig gehend krank. Meine Gesundheit riskiere ich aber hier auf keinen Fall, mehr ist mir ja nach diesem Fiasko nicht geblieben. Also good bye, Germany!
 
Krieg der Welten

Sie suchen Thrill und Nervenkitzel und sind sowieso ein Fan von Überraschungen und Wundertüten? Dann kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung nur ans Herz legen, die Fremdenlegion, Themenparks und andere Überlegungen direkt ad acta zu legen und sich stattdessen einen Hund anzuschaffen. Was man mit dieser Alternative täglich für Achterbahnfahrten erlebt, lässt jeden Kirmesfahrgeschäftbesitzer verschämt seine Dreifach-Genickbruch-alles-Essen-der-letzten-fünf-Wochen-Auskotz-bei-Überleben-Geld-zurück-Hyperwirbel-Attraktion einpacken, da diese dagegen einfach zu langweilig erscheint.


Ich komme gerade von der längsten dreiviertel Stunde meines Lebens zurück, im Moment will ich eigentlich nur noch meine Frührente beantragen und mich dann auf mein wohlverdientes und sowieso meiner Meinung nach längst überfälliges Altenteil zurückziehen. Körperlich wurde ich fast mal wieder über mein Limit gestoßen, dass das nicht passiert ist, liegt allein daran, dass ich körperlich eigentlich gar kein Limit habe, sondern meistens schon direkt nach dem Aufstehen außer Atem bin, da ich unerklärlicherweise noch so viele Wrestling-DVD´s schauen kann, ohne das diese Sportart sich auf meine Konstitution auswirkt. Wahrscheinlich ein genetisches Problem.


Aber ich möchte der Reihe nach berichten. Angefangen hat unser Nachmittagsspaziergang ganz harmlos mit den üblichen Dauersprints meines Jane-Fonda-Hundes, die er wahrscheinlich aus purer Böswilligkeit an den Tag legt, um den dicken Mann am Ende der Leine bloßzustellen. Diesen Verdacht lasse ich mir auch nicht ausreden, denn ich kann einen Eid darauf schwören, dass dieser Fitness-Freak jedes Mal grinst, wenn ich aufgebe und eine kurze Pause einfordere. Übrigens indem ich einfach nicht weiterlaufe, denn es mag wohl sein, dass meine Hunderakete ihr Wettrennen gegen die Schallmauer irgendwann mal gewinnt und über mindestens vier Lungen mehr als meiner Einer verfügt, aber in unserer getrennt voneinander verbrachten Kindheit war definitiv ich es, der unseren All-you-can-eat-Wettstreit im Spinat spachteln gewonnen hat und dementsprechend beim Kräftevergleich nun die Nase vorn hat.


Wir waren zu meiner Erleichterung gerade in einer dieser Pausen angekommen, Bobby versuchte wie üblich mich mit der Leine zu fesseln, indem er Sputnik spielte, der die Jens-Erde ständig umkreist, ich überlegte unterdessen, ob ich direkt an Ort und Stelle Blut kotzen sollte oder dieses Fitness-Opfer auch dieses Mal übermenschlicherweise zurückhalten könnte, als mein Hund plötzlich erstarrte.


In solchen Situationen denke ich im ersten Moment immer an einen Schlaganfall, denn in Deutschland mag zwar auf manchen Autobahnabschnitten kein Tempolimit herrschen, aber dass man nicht mit gefühlten 300 km/h durch Ortschaften laufen darf, muss ja verbotstechnisch irgendeinen Hintergrund haben, warum sollte der sich nicht in der Gesundheit des Rasers und seines menschlichen Anhängers begründen? Allerdings hatte die hervorragende Medusa-Opfer-Parodie des Auslösers meines Demnächst-Herzinfarkts einen anderen Anlass, wie so oft war es auch diesmal ein Konkurrent, der just in diesem Moment um die Ecke bog.


Ansich laufen solche Begegnungen nicht unter Problem, sondern sind reine Routine im Hundealltag. Das Katastrophenpotential trat erst zutage, als ich bemerkte, dass der Chihuahua-Ratte-Kellerassel-Mix keine Leine trug, und zusätzlich diese in der Hand seiner Besitzerin entdeckte, die ihren 2cm Hund um knapp 5 cm überragte. Ich hasse solche Situationen aus 2 Gründen. Erstens gilt definitiv die Faustregel, dass Hundekläfforgane mit fallender Größe potentiell steigen, genau wie die Bereitschaft, diese oft und großzügig einzusetzen. Möglicherweise hat das etwas damit zu tun, dass andere Hunde auf diese Fast-Insekten drauf treten würden, wenn sich diese nicht sofort bemerkbar machen, ich weiß es nicht. Der zweite Grund ist die Garantie, dass die Elisa-Chantals dieser Erde noch so groß und selbstständig in den Augen ihrer Eltern sein können, dieser Vertrauensbeweis ist immer für den Arsch, wenn er in der Realität unter Beweis gestellt werden muss.


So kam es also, wie es kommen musste. Der Hundeliliputaner bewarb sich direkt mehr oder weniger lautstark als Bobbys Abendbrot, eine Anfrage, die sich mein Partner natürlich nicht zweimal sagen ließ und entsprechend zurück bellte. Glücklicherweise hielt die dabei austretende Atemluft den Hundezwerg von einem Näherkommen ab, dieser vor ihm entfachte Orkan steigerte aber nur sein Bedürfnis auf verbale Gewaltkommunikation.


Elisa-Chantal hingegen hatte wohl zu viele TV-Ratgeber-Folgen eines Martin Rütters in der durchgeknallten Version konsumiert, denn sie beschloss spontan, in den sowieso in meinen Ohren mehrere Spuren zu lauten Hundechor als dritte Stimme mit einer grandiosen Imitation einer ABC-Alarm-Sirene einzusteigen. Ich habe mich dann auch nicht lumpen lassen und machte die Bremer-Stadtmusikanten komplett, indem ich den Bass beisteuerte und sogar als Einziger Textsicherheit bewies, die ich in der freundlich-unverbindlichen „Ey, kannst du mit dem Flennen aufhören und lieber deinen Hundefurz anleinen????“-Anfrage zur Schau stellte. Hier sei kurz erwähnt, dass ich sehr stolz auf mich bin, auch in solchen Situationen nicht die Nerven zu verlieren und alle wichtigen Details gekonnt und höflich auf den Punkt zu bringen.


Meine Gesprächspartnerin zeigte sich aber nicht kooperativ und heulte einfach weiter, ich selber zögerte auch damit, ihr die Leine aus der Hand zu nehmen, da ich mich nicht spontan entscheiden konnte, ob ich damit dann ihren Hund festsetzen oder doch lieber sie knebeln sollte. Das Heft des Handelns übernahm dann aber sowieso der Hundefloh, der inzwischen erfolgreich gegen die Sturmfront angekämpft hatte und in diesem Moment einen kritischen Punkt in Bobbys Körperaura übertrat. Das veranlasste meinen Helden direkt dazu, bellend den strategischen Rückzug anzutreten, denn den Ratschlag des Zurückkläffens hat ihm seine Mama damals zwar mit auf den Lebensweg gegeben, mögliche Folgeaktionen wurden in dieser Erziehungsansprache aber entweder nicht thematisiert oder sie wurden von meinem Kumpel großzügig verdrängt.


Wer jetzt meint, dass mit dieser Kapitulation alles auf ein Happy-End zusteuerte, vergisst dabei, dass der Bell-Hobbitt nachwievor unangeleint war und seine Möchtegern-Befehlshaberin noch immer den Wald zusammenbrüllte. Geändert hatte sich jetzt nur der Grund ihrer Heul-Attacke, denn nun ging sie wohl davon aus, dass ich ihren Hund klauen wollte, da dieser sich an unsere Fersen geheftet hatte, grimmig entschlossen Bobbys Geschwindigkeitsrekorde einzustellen. Als Fräulein Nervenzusammenbruch nicht mehr zu sehen war, weil sie sich anscheinend von einem Hinterherlaufen weniger versprach als von der eigenwilligen Interpretation der Geräuschkulisse eines beliebigen Tokio-Hotel-Konzerts, war es dann an mir, eine Ersatztaktik in diesem Alltagskrieg ins Feld zu führen, da ich nach kurzer geistiger Überschlagung zu dem Schluss kam, mit zwei Hunden leider doch finanziell und vor allem mental überfordert zu sein.


Theoretisch war dieser Plan auch ziemlich großartig, vor allem wenn man seine Ausarbeitungszeit von ca. 3 Sekunden berücksichtigt, in der Praxis offenbarte er aber die eine oder andere zu großzügige Realitätsunterstellung. Denn Bobby war zwar tatsächlich ruckzuck an einem Baum angebunden, das Einfangen der Zeter-Amöbe erwies sich aber als praktisch unmöglich, sicherlich unterstützt von der Tatsache, dass ich auch Bonsaizähnen einen gehörigen Respekt entgegenbringe. Immerhin beruhte dieser Respekt auf Gegenseitigkeit, so konnte ich die Hosentaschen-Bestie wenigstens in die korrekte Richtung zurücktreiben.


Irgendwann tauchte dann Elisa-Chantal wieder auf, an der Hand das nächste Problem in Form eines Erziehungsberechtigten, der aber glücklicherweise Verständnis zeigte und den ganzen Armageddon-Versuch sogar rasend komisch fand. Auf dem Weg zurück kam mir dann Bobby entgegen, da für diesen Hunde-Houdini sein Geschirr noch nie eine Herausforderung darstellte, eine Tatsache, die ich in der Hektik total vergessen hatte. Natürlich reagierte er nicht auf mein Zureden und ließ sich auch nicht für meine Richtungsversion begeistern, so dass ich ihn schließlich zur vereinsamten Leine zurücktragen musste. Eine Aktion, die ihm wohl sehr gut gefallen hat, was männliche Hunde gerade während eines Tragevorgangs sehr deutlich zur Schau stellen können und mir wohl die Restwoche auch noch eine Dauerherpesattacke einbringen wird.


Das wäre dann auch das Ende dieses Dramas und gleichzeitig die Verbannung dieser Hundespaziergangsroute. Offen bleibt jetzt nur noch die Frage, an wen ich diesen Bericht schicken muss, um endlich meinen Zivi gestellt zu bekommen, und sei es auch nur für Hundespaziergänge. Wobei dieses „nur“ in diesem Zusammenhang der reinste Hohn ist, wie ich hoffentlich dem geneigten Leser vermitteln konnte.
 
Moin moin. Die beiden letzten Berichte waren wieder einmal sehr genial geschrieben. Allerdings solltest du dich wirklich schämen, es nicht geschafft zu haben, alle Straßen in Lüdenscheid zu entteeren bzw. zu belehmen.
Zu deiner Begegnung mit Elisa-Chantal. Hahahahahahahaha..............:D „Ey, kannst du mit dem Flennen aufhören und lieber deinen Hundefurz anleinen????“-Anfrage zur Schau stellte. Hier sei kurz erwähnt, dass ich sehr stolz auf mich bin, auch in solchen Situationen nicht die Nerven zu verlieren und alle wichtigen Details gekonnt und höflich auf den Punkt zu bringen."
Das sagt glaube ich alles, habe mich köstlich amüsiert! Auf jeden Fall hast du beim nächsten Treffen mit Elisa-Chantal was zu erzählen, dann könnt ihr beide an alte Zeiten denken und gemeinsam darüber philosophieren. :rock2:
 
Appetite for Destruction

Beim Thema Nachwuchs kann das Tierreich wirklich grausam sein. Dort gibt es Arten, bei denen die Brut vor der eigenen Sippe gerettet werden muss, da es in manchen Raubtierherden in Sachen Kinderrecht noch düsterer aussieht als in den eigentlich diesbezüglich nicht mehr zu toppenden Gruselentwürfen der schwarz-gelben Regierungskoalition. Teilweise landen die Racker sogar auf dem Speisezettel der ursprünglichen Eltern, nur weil zum Beispiel unter Polarbären das Reglement für Schwangerschaftsabbrüche noch aus der letzten Eiszeit stammt und deshalb solche Eingriffe in diesem Kulturkreis auch mehrere Monate nach der Geburt als absolut unbedenklich durchgewunken werden. Wieder andere Vertreter sehen trächtige Mittiere als willkommenen Lieferservice, der freundlicherweise das zukünftige Abendbrot direkt via Niederkunft auf ihre Menükarte wirft.

Die größte Horror-Faszination strahlt auf diesem Gebiet aber mal wieder das menschliche Säugetier aus. Der Homo Sapiens neigt von Natur aus dazu, den eigenen Lebensraum zu begrenzen und sogar nachhaltig zu zerstören, das Ganze aus absolut nichtigen Gründen wie Genuss, Bequemlichkeit oder Eitelkeiten. Diese Grundeinstellung hindert das Wesen aber nicht mal ansatzweise daran, neue Familienmitglieder zu zeugen und so zu einer Existenz in dieser abnippelnden Welt zu verurteilen. Sicher könnte man dieses Verhalten noch mit dem nicht kontrollierbaren Trieb auf Arterhaltung verteidigen, der halt hart mit jeglicher Form von Logik kollidiert. Das ist durchaus nachvollziehbar und bietet für mich deshalb wenig Grund für verständnislose Stirnrunzler.

Was die ganze Chose aber mehr als bizarr macht, ist das normale menschliche Verhalten nach der Geburt des eigenen Stammhalters. Dann bricht zwar automatisch eine gewisse oberflächliche Liebe zum eigenen Wonneproppen aus, die ist aber in den meisten Fällen stark begrenzt. Die absoluten Tabu-Grenzen stellen da die Gebiete, bei denen Mama und Papa auf irgendeine Form von persönlichen Genuss verzichten müssten, um damit ihrem Sprößling eine lebenswerte Zukunft zumindest theoretisch zu ermöglichen.

Jetzt will ich gar nicht negieren, dass Erziehungsberechtigte nach einer Niederkunft auf den einen oder anderen Discothekenbesuch verzichten, sie freiwillig das Schlafbedürfnis als Luxusgut auf Jahre komplett abschreiben und noch weitere Unannehmlichkeiten zu Gunsten ihres Sperma-Eizellen-Cocktails in ihrem Leben etablieren. Das ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem absolut bewusst ihrem ach so geliebten Kind die Zukunft bei jeder Mahlzeit im wahrsten Sinne des Wortes wegfressen und sich auch auf so manchem Feld jenseits der Ernährung stur weigern, einen Lebenswandel zu führen, der ihre Lendenfrucht zumindest zu einem Hauch von Hoffnung auf eine angenehme Existenzperspektive berechtigt.

Aus ökologischer Sicht betrachtet ist praktisch jede Erziehung eine absolute Katastrophe. Das höchste der Gefühle ist da überwiegend das Anlegen eines Bankkontos, damit sich Dörte-Elisa zur Volljährigkeit eine Gasmaske oder sogar einen eigenen Bunker leisten kann und deshalb nicht mehr auf atembare Luft aus der Natur angewiesen ist, die zu diesem Zeitpunkt möglicherweise nicht mehr selbstverständlich sein wird.


Ein gegenwärtiger Verzicht auf eine persönliche Umweltvergewaltigung, damit das eigene Kind mal eine bessere Welt erleben darf, ist bei den meisten Eltern gedanklich nicht mal ansatzweise besetzt. Im Gegenteil treiben sie lieber das perverse Spiel noch auf die Spitze, indem sie ihren Schutzbefohlenen in Dauerschleife die eigenen kaputten Werte vermitteln, damit hinterher ja keine Beschwerden kommen. Denn nur wenn der Knirps oder die Knirpsine lange genug im widerlichen Netz aus ignoranter Umweltarschtreterei aufwächst, in diese menschliche Tradition fest etabliert wird und sich deshalb an der Vernichtung der Welt möglichst effektiv beteiligt, hält er oder sie später verschämt die Fresse, wenn irgendwann das große Aufwachen ansteht. Wenn es überhaupt dazu kommt, in den meisten Fällen ist diese Gehirnlobotomie so effektiv, dass jeglicher Gedanke an die Falschheit der anerzogenen Gruselwerte gar nicht erst aufkommt.

Lustig finde ich es bei dem Thema immer, wenn gerade junge Eltern mich aufgrund meines Veganismus und meinem angeblich lächerlichen Hang zur Weltverbesserei als Fanatiker kritisieren oder mich in einer Diskussion sogar wegen meiner Einstellung kränken wollen. Es ist zwar richtig, dass ich die Auswirkungen des menschlichen Suizidversuchs auch immer stärker mitbekomme, aber trotzdem bin ich nun wirklich nicht der Hauptleidtragende. Die Auswirkungen eines unveganen Lebenswandel bekommen als erstes die Tiere als direkte Opfer ab, danach kommen dann die heute noch minderjährigen Menschazubis, die in ihren persönlichen 40er Jahren ohne Arktiseis und Regenwald auskommen müssen, nur weil Mutti und Vati zu gierig waren, um im Luxusrausch ihre fettigen Fingerchen nicht nach diesen Weltlungen auszustrecken und deshalb tüchtig mitgeholfen haben, sie rückstandslos zu vernichten.

Viele dieser Leute halten sich auch noch für ungeheuer eloquent, wenn sie in Unterhaltungen ihren wackeligen Verteidigungswall aus Argumentationsbausteinen um sich herum errichten, die sie meistens sogar irgendwo fremd aufgeschnappt haben, um sie dann mehr oder weniger gekonnt zu zitieren. Dabei sind diese Leute mit dem eigentlich recht offensichtlichen Fakt völlig überfordert, dass sie ihre pseudo-intelligenten Spitzen eigentlich gar nicht gegen mich abfeuern, sondern gegen ihre eigenen Kinder.

Wenn man das bedenkt, wird die ganze Sache wirklich ziemlich amüsant, jedenfalls für Leute wie mich, die guten Zynismus und pechschwarzen Humor zu schätzen wissen. „Ach Horst-Marcel, deine Zukunft war einfach zu lecker, außerdem habe sich doch alle Leute am möglichst schnellen Wegfressen beteiligt. Meinst du wirklich, dass wir auf ein fantastisches Geschmackserlebnis verzichten würden, nur damit du in einer Welt, die wir persönlich eh nicht mehr erleben werden, nicht mit Umweltkatastrophen kämpfen musst? Wie naiv von dir...“ Also ich kann darüber wirklich lachen, bei Horst-Marcel aus dem Beispiel bin ich mir da nicht so sicher.


Wie verteidigt man sich wohl, wenn Horst dann richtig sauer werden sollte? Zieht man sich in dem Fall schnell auf das Gebiet der Ahnungslosigkeit zurück, indem man angibt, dass die Folgeschäden der Viehhaltung zwar allgemein bekannt waren, allerdings nie Thema in den persönlich favorisierten RTL 2-Nachrichten? Wow, was für eine prickelnde Lösung: Mein Kind verachtet mich nicht mehr, weil ich so ein rückgratloses und egoistisches Riesenarschloch bin, stattdessen hält es mich jetzt für einen absoluten Dorftrottel. Ob so ein raffiniert eingefädelter Komplett-Turn tatsächlich mehr als kurzfristiges Erleichterungspotential in sich birgt? Ich bin da irgendwie skeptisch...

Natürlich muss ich als Veganer ebenfalls für so manche Umweltsünde einstehen, das ist überhaupt keine Frage, das will ich auch gar nicht bestreiten. Trotzdem ist es genauso eine Tatsache, dass der Fußabdruck, den ich hier auf Erden hinterlassen werde, nicht die Godzillagröße der omnivoren Bevölkerung haben wird und ich alle diesbezüglichen Vergleiche mit diesem Lager gewinnen werde. Unter dem Strich kümmere ich mich also auf lange Sicht betrachtet intensiver um eine menschenwürdige Zukunft für die Nachkommen dieser Leute als ihre wahren Erzeuger, obwohl mir die Befindlichkeit dieser Nervensägen fast komplett am Arsch vorbei geht.


Aber wahrscheinlich gehe ich mit diesem Desinteresse auch nur offener um und omnivore Eltern zeigen ihren Kiddies nur im stillen Kämmerlein in Sachen Zukunftsperspektive den Stinkefinger, indem sie ihre total leckere Tierleiche verschlingen. Wenn das so ist, dann bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob in diesem Szenario ein Kehlenbiss direkt nach der Geburt nicht doch die erstrebenswertere und vor allem schmerzlosere Lösung für die Kinder dieser Tiere gewesen wäre. Was ist grausamer: ein schneller Tod direkt nach der Geburt durch Elternhand oder ein langsames Krepieren auf Zeit in einer Umwelt, die von den eigenen Erziehungsberechtigten konsequent auf lebensfeindlich getrimmt wurde? Ich denke, bestialisch sind auf jeden Fall beide Auswahlmöglichkeiten.
 
Der Sprung aus der Schublade

Dieser Blog, in dem Sie gerade Ihre Augen baden, ist eine ganz spezielle Auftragsarbeit, die mir schon seit längerer Zeit am Herzen liegt. Er behandelt nämlich eine Kritik, mit der ich praktisch seit meinem ersten Kommentar konfrontiert werde. Ich erinnere mich noch gut an das empörte Hallo im Juni des Jahres 1972, als plötzlich auf der Neugeborenenstation ein Notizblock der zuständigen Nachtschwester verschwand, der Stunden später dann in meinem Kinderbett wieder auftauchte. Schon direkt mein erster schriftlicher Gehversuch, den ich dort zu Papier gebracht habe, sorgte für reichlich Unmut, da ich sehr kritisch Abläufe in der Säuglingsabteilung wie unbefriedigende Rotationen im Windelwechselbereich durch zu große Zeitabstände zwischen der Scheißeabschmiertätigkeit oder Lärmbelästigung durch andere Babykollegen wegen fehlendem Einzelzimmerangebot beleuchtete.


Sicherlich konzentrierte sich die damalige Entrüstung aufgrund meiner gewählten Stilmittel mehr darauf, wie ein 6 Tage altes Kind bereits so ein sarkastisches und zynisches Arschloch sein kann und ob man mich aufsässigen Hosenscheißer nicht besser direkt wieder einschläfern sollte, da schon zu diesem Zeitpunkt mein zukünftiges rhetorisches Nervpotential abzusehen war. Aber auch über die unerträgliche Länge meines Ergusses gab es die ersten Unken-Rufe, da ich den gesamten 56seitigen Block verbraucht habe, trotzdem auf der letzten Seite labertechnisch kein Ende fand und nur durch den akuten Papiermangel und die praktisch nicht vorhandene Haftfähigkeit des ebenfalls geklauten Kugelschreibers auf meinem Bettlaken gestoppt werden konnte. Diese Schwadroniervorwürfe haben sich bis in die Gegenwart gehalten, was sie zugegeben mit der Diagnose das Arschloch betreffend gemeinsam haben, trotzdem will ich mit diesem Kommentar explizit den Kritikern meiner Endlosschwafelei entgegen kommen und mal ausnahmsweise einen kurzen Beitrag abliefern, den ich deshalb hiermit auch beende.


Jetzt habe ich vor lauter guten Willen doch tatsächlich vergessen, irgendein Thema anzuschneiden. So etwas sollte natürlich trotz aller Kürze nicht fehlen, denn das bildet ja schon das Gerüst eines Blogs und stellt überhaupt auch erst den Grund seiner eigentlichen Existenz dar. Bevor ich diesen Beitrag also abbreche, muss ich noch so knapp wie möglich einen Schwerpunkt formulieren, der trotz freiwilliger und erwünschter Limitierung Leser zum Nachdenken bringt und deshalb ab morgen die Tierausbeutung oder einen anderen Missstand aus der Realität kegelt. Hm, schon ein bisschen schwierig, da muss ich kurz nachdenken… „Wer das hier liest und andere quält, ist doof!“ Hach, bin ich genial.


Übrigens muss ich zugeben, dass mir mein kurzer Blog gar nicht so schlecht gefällt. Wahrscheinlich lag meine Skepsis darin begründet, dass ich mir selber so etwas gar nicht zugetraut hätte. Tja, manchmal muss man es einfach nur versuchen, um bei sich ein entsprechendes Talent zu entdecken. Zumal ich mit diesem Beitrag sehr wahrscheinlich fast pünktlich zum Jahreswechsel den Weltfrieden inklusive Versöhnung der menschlichen mit den nicht-menschlichen Tieren ausgelöst habe, zumindest in den Gruppierungen, die des Lesens mächtig sind. Sicher ist es mir auch etwas unangenehm, nicht schon vorher meine unglaubliche Begabung im Bereich der effektiven Zusammenfassungen ausgelebt und so diese reizvollen Vorgänge unnötig verzögert zu haben, aber das kann ich leider nicht mehr nachträglich ändern. Außerdem will ich das auch gar nicht groß thematisieren, weil darunter womöglich die Kürze leiden könnte. Also heißt es nun: Grote Ende und gute Unterhaltung beim Weltfrieden!


Vielleicht könnte ich höchstens noch mehr als knapp darauf hinweisen, dass diese ärgerliche Verzögerung auch ein bisschen an den Kritikern selbst lag. Mag sein, dass ich jetzt ein bisschen als schlechter Verlierer oder beleidigte Sojawurst rüberkomme, aber ich empfand die Kernaussage in den Verbesserungsvorschlägen immer als ziemlich schwammig und kaum umsetzbar. Selber hatte ich nämlich nie die Intention, mich in meinen Beiträgen ständig zu wiederholen, deshalb konnte ich mit pauschalen Kürzungsvorschlägen ala „Streich doch einfach mal die unnötigen Doppelsätze“ nie etwas anfangen. Dummerweise scheint zu allem Unglück das Internet auch noch allergisch auf manche Rückfragen zu reagieren, denn immer wenn ich konkrete Textentwürfe angefordert habe, in denen auf meine unbeholfenen Dauerschleifen verzichtet wurde und die deshalb durch ihre verbesserte Qualität für sich selbst sprachen, brach dieses Medium zusammen und ich hörte deshalb nie wieder etwas vom Kritiker. So gelangte ich natürlich auch nie in den Besitz meiner durch dringende Kürzungsorgien stark optimierten Blogbeiträge.


Um das Drama auf die Spitze zu treiben, stößt die Anregung, auf meinen arg konstruierten Humor zu verzichten und auch im gleichen Zug die oft verwirrend formulierten und meistens trotzdem inflationär benutzten Grotesatzbestien endgültig zu verbannen, bei mir komplett auf taube Ohren. Denn diese zwei Punkte treiben mich in den meisten Fällen erst an die Tastatur, da diese Stilmittel für mich den Reiz schlechthin darstellen. Über diese Markenzeichen definiere ich sogar überhaupt meinen Platz in der weiten Welt der Möchtegern-Autoren, denn gerade der Tierrechtsbereich ist in meinen Augen doch etwas dröge und oberlehrerhaft besetzt. Ich persönlich würde mich über jeden sarkastischen und/oder schwarzhumorig tendierenden Beitrag mehr als freuen, aber leider muss man für so etwas schon sehr intensiv und trotzdem recht erfolglos die Aufsätze der Szene abklappern.


Hauptsächlich sind Abhandlungen für mich dort als schwerer Lesestoff besetzt, für die ich meine volle Konzentration und am besten auch noch ein Wörterbuch in Griffbereitschaft benötige. Das empfinde ich sicher als interessant und informativ und nehme mir deshalb regelmäßig auch die Muße für so eine Arbeit, aber das ist es dann halt auch für mich. Eben Arbeit, auf keinen Fall Unterhaltung, die Spaß macht, da sie öfters humoristisch gebrochen wird und ständig auf unterschiedlichste Ebenen zwischen Wissensvermittlung, Schmunzeleinlagen oder interessanten Wortspielen wechselt und dort sogar jeweils funktioniert. Ja richtig, das tun meine Werke auch nicht, ich wollte es aber trotzdem mal erwähnen. Sicherlich ziemlich dämlich, gerade in diesem Beitrag, der dadurch natürlich total unnötig verlängert wurde. Immerhin habe ich es noch rechtzeitig bemerkt und das Gesamtvolumen hat durch die paar Worte kaum gelitten. Trotzdem Ausgleich Platz durch Telegrammstil und verweise endgültig Schluss.


Eine Sache möchte ich dann aber doch noch zumindest anreißen, da sie mich eigentlich sogar am meisten im Themenkomplex beschäftigt. Das ist der inzwischen sogar häufiger aufkommende Hinweis darauf, dass manche Menschen nach eigenen Aussagen meine Schreibe als außergewöhnlich und originell lieben, aber sie trotzdem als zu lang empfinden. An diesem Punkt setzt bei mir das Verständnis komplett aus, was aber sicher an meiner allgemein sehr schlichten Reflektierfähigkeit liegt und nicht an dem bestimmt völlig berechtigten Einwand. Das Ganze läuft wohl auf die nächste Reklamation bei meinem Hersteller hinaus, denn ich glaube, das Gefühl, das mir suggerieren soll, dass ein von mir genossener Vorgang viel zu lange dauert, ist mal wieder nicht in meinem persönlichen Lieferumfang enthalten. Im Gegenteil neige ich sogar sehr stark zu einer gewissen Traurigkeit, wenn etwas endet, das von mir als unterhaltsam deklariert wurde. Was bin ich bloß für ein verkacktes Montagsmodell? Es ist wirklich kaum zu fassen und wird mit jedem neu entdecktem Konstruktionsfehler peinlicher.


Was mich allerdings recht brennend interessieren würde, ist dabei, ob diese Empfindung sich nur bei meinen Texten einstellt oder auch im sonstigen Alltag besetzt ist. Natürlich geht auch hier meine Phantasie wieder mit mir durch und liefert mir deshalb ein Füllhorn an Szenarien, in der auch durchaus das eine oder andere recht dramatisch besetzt ist. Wie reagiert man zum Beispiel auf die Aussage „Schatz, ich liebe dich mehr als alles andere und bin total glücklich in unserer Beziehung. Ich habe nur ein klitzekleines Problem, nämlich die inzwischen doch ziemlich nervige Länge. Deshalb mache ich jetzt Schluss, du scheinst ja kein Ende zu finden. Abschiedskuss, Liebling?“? Ich will auf keinen Fall den Teufel an die Wand malen oder die Situation künstlich zuspitzen, aber ich könnte mir das schon als Auslöser für die eine oder andere Träne vorstellen. Egal, das will ich hier nicht vertiefen, Sie wissen schon, unser eigentliches Thema. Deshalb ziehe ich mich jetzt auch auf fast schon unhöfliche Allgemeinplätze zurück, indem ich Sie nun mit einem ziemlich nüchternen „Tschüß“ allein lasse.


PS: Ja, ich bin´s noch mal. Mir lässt die letzte Überlegung keine Ruhe, deshalb wollte ich doch noch mal ein, zwei Sätze dazu stenographieren. Denn ich möchte zwar ungern übertreiben, aber ich gehe doch davon aus, dass dieses Längenproblem inzwischen ein echtes Gesellschaftsphänomen geworden ist. Keine Frage liegt eine gewisse Lesefaulheit auch an meiner Ausdrucksweise, die nun wirklich nicht jedermanns Sache ist und das auch gar nicht sein soll, allerdings sehe ich in dieser Kritik auch zu einem großen Teil die „rofl“-, „lol“- und „Love U 4 ever“-Generation widergespiegelt. Das kommt besonders deutlich zum Vorschein, wenn man bedenkt, dass es bei der ganzen Sache um einen Blog im Internet geht. Dass in diesem Medium ein längerer Lesevorgang als zu anstrengend und zeitraubend empfunden wird, ist schon wirklich fast lächerlich besetzt. Denn hauptsächlich nutzen User ihren Online-Status nicht unbedingt für essentielle Dinge, die ihre Lebenserwartung ultimativ beeinflussen, viele dieser Leute inklusive meinereiner sitzen sogar hin und wieder vor ihrem Bildschirm und warten auf Ereignisse.


Wer in solchen Situationen aber davon überfordert ist, einen längeren Text zu lesen, dessen Autoren er nach eigener Aussage auch noch sehr schätzt, der sollte sich vielleicht doch die eine oder andere Sorge machen. Denn sehr wahrscheinlich ist das ein wichtiges Stück in dem Puzzle, das auf den Namen Wegwerfgesellschaft getauft wurde. Das ist dieser seltsame Drang nach „Ex und Hopp“-Konsum. Warum sollte man sich mit einem Text näher beschäftigen, wenn man doch auch noch eine App ausprobieren muss, die über den persönlichen Indianernamen aufklärt? Wenn es ganz dumm läuft, dann sind das sogar die Vorboten für eine derbe Aufmerksamkeitsstörung, und so etwas ist nicht halb so prickelnd besetzt wie es vielleicht spontan in manchen Ohren klingt.


Mit so einem Hauptgewinn kann man sich nämlich irgendwann noch nicht mal auf längere Erläuterungen konzentrieren, die man eigentlich gerne durchackern möchte. Da verschwindet dann plötzlich automatisch die Lust jenseits des dritten Absatzes und ehe man sich versieht, checkt man stattdessen wieder die „Gefällt mir“-Klicks auf seinem „Justin Bieber ist so krank/toll/uninteressant!“-Facebook-Status und beantwortet die Frage nach seinem absoluten Liebling bei den Simpsons. Als Grundlage für diese Entscheidung zählt dann nur noch die Geschwindigkeit des Vorgangs, an dieser passt sich dann nach und nach das eigene Leben an und irgendwann muss man zwangsläufig mit 250 Sachen aus der nächsten Schicksalskurve geworfen werden. Dabei möchte ich gar nicht thematisieren, wie die Gesellschaft so einen Vorgang betrachten sollte, gerade in Hinblick auf den Nutzen eines Mitglieds, das primär nur noch an der Rasanz seines Konsums interessiert ist.


Das sollte man natürlich nicht allzu sehr mit Tunnelblick auf meine sonstigen Ergüsse betrachten, die im Gegensatz zu diesem Werk sicher öfters explodieren. Aber wer andere und vor allem echte Literatur dadurch verpasst, weil sie ihm zu langatmig erscheint und er deshalb lieber auf die hoffentlich gekürzte Verfilmung wartet, der verliert wirklich ein gehöriges Stück Lebensqualität. Und das kann er nur selber wieder einfordern, denn Autoren werden (und dürfen) der oder dem Betroffenen da nicht entgegen kommen. Man denke nur an einen komprimierten „Herr der Ringe“-Roman. „Es war einmal ein Land namens Mittelerde, das von einem bösen Herrscher bedroht wurde. Aber zum Glück konnte der durch eine Ringeinschmelzung besiegt werden. Ende!“ Das liest sich für mich als ziemliche Katastrophe, schon allein deswegen, weil sich mein Vorbild in Sachen umständliche Schachtelsätze, deren Anfang man am Ende bereits wieder vergessen hat, niemals hätte austoben können, wenn er die Kurzform favorisiert hätte.


Mit diesen Gedanken lasse ich den Leser jetzt aber wirklich allein, hinterher wird noch mein Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde unter „Knappste Stellungnahme der Welt“ unnötig gefährdet. Irgendwie habe ich bereits leichte Bedenken, ob die ca. 4 Sätze im PS-Nachtrag nicht des Guten etwas zu viel waren. Aber das ist mir im Grunde eigentlich auch egal, denn ehrlich gesagt habe ich die Motivation für diesen Kommentar nur aus dem Vorsatz entwickelt, vielleicht etwas trotzig der Welt zu beweisen, dass ich durchaus auch ganz anders kann und das Verfassen von fast schon abgehackt wirkenden Blogbeiträgen überhaupt kein Problem für mich bedeutet.


Mir hat dieser Ausflug in das Reich der Begrenzung sogar ziemlichen Spaß gemacht, das könnte ich mir durchaus auch in regelmäßiger Form vorstellen. Wenn Sie also das nächste Mal auf einen Beitrag von mir stoßen, der sich ähnlich knapp und kurz angebunden wie dieses Exemplar hier präsentiert, liegt das nicht an einer eventuellen Bärbeißigkeit von mir, sondern lediglich an meinem unglaublich breit gefächerten Autorentalent, das selbstverständlich nicht nur bei epischen Berichterstattungen funktioniert, sondern durchaus auch die Klaviatur der minimalistischen Wasserstandsmeldungen beherrscht. Ich bin schon großartig, den Platz für diese Feststellung musste ich mir jetzt einfach noch nehmen. Abgang, Applaus, heute natürlich beeinflusst vom Gesamtaufhänger weder Zugaben noch Autogrammstunde…
 
Zufriedene Hütten kriegen nie die Paläste

Eine große deutsche Zeitungsparodie präsentiert heute eine Titelstory, in der es um einen Mann geht, der angeblich seit 14 Jahren nichts getan hat. Eigentlich kann ich weder zum Inhalt noch zum Aufhänger des Artikels etwas sagen, ich sehe diese Schlagzeilen nämlich immer nur im Vorbeifahren aus dem Busfenster heraus, käuflich erwerben würde ich mir dieses billige Propagandablättchen aus einer Überzeugung heraus niemals. Diese völlige Ahnungslosigkeit hält mich aber selbstverständlich überhaupt nicht davon ab, die Gedankenvorgänge zu beschreiben, die von diesem Einzeiler bei mir ausgelöst wurden. Sollten die gar nicht zum Thema der BLÖD-Zeitung passen, ist das ja nicht mein Problem. Diese gedruckte Buchstabensuppe kann mich grundsätzlich nur oberflächlich inspirieren, da ich mich für eine ernsthafte Rezension mit ihr beschäftigen müsste, allein der Gedanke an so eine Zeitverschwendung bringt mich zum Schmunzeln.


Ich gehe jedenfalls davon aus, dass dieses Geschmiere, das bei einem talentierten Reporter ein so genannter Artikel geworden wäre, mal wieder irgendeine langweilige Hetze über eine Person darstellt, die Sozialleistungen bezieht, dafür nicht arbeitet und deshalb von der Meinungsmachemaschinerie für semi-intelligente Mitbürger als Schmarotzer tituliert wird. Schon allein das finde ich ziemlich lustig, denn mir ist dabei total unverständlich, warum die meckernden Sonderschulabbrecher nicht einfach selber ihr Fliessband verlassen, arbeitslos werden und „nichts“ mehr tun, wenn ihnen diese Vorgehensweise doch potentiell als total paradiesisch erscheint. So schwierig klingt dieser Karriereweg für mich jetzt nicht, wenn das also etwas ist, das man anderen aufgrund der vermeintlichen Dolce-Vita-Attitüde nicht gönnt, dann nichts wie ab in den Hartz-4-Status inklusive eigenen Dauerurlaub, dafür braucht es noch nicht mal Fortbildungen.


Ich selber bezeichne öfters Politiker als Schmarotzer, weil diese Leute über dem Gesetz stehen, fast durch die Bank Wendehälse sind und sich selber sogar Gesetze schreiben, von denen sie und ihr jeweiliges Klientel profitieren. Über irgendwelche Abgeordneten, die sich auf Hinterbänken den Arsch breit sitzen und dafür eine Mörderkohle beziehen, könnte ich mich darüber hinaus auch endlos aufregen. Deshalb läuft man bei mir auch offene Türen ein, wenn man das Gesamtkonzept einer politischen Führung in Frage stellt. Zu meinen Magenschmerzen, die bei einer Reflektion über die Folgen so einer Absetzung durchaus vorhanden sind, komme ich später im Blog, an dieser Stelle möchte ich aber erst behandeln, ob Gegner des angeblichen Sozialschmarotzertums ebenso pauschal die Gewährung von entsprechenden Staatshilfen in Frage stellen und diese teilweise oder sogar ganz abschaffen möchten. Das halte ich für mehr als gewagt, selbstverständlich gehe ich auf das Warum gerne etwas detaillierter ein.


Ich persönlich kann nämlich die Engelsgeduld von so manchem Obdachlosen nicht mehr logisch erklären. Warum diese Leute in Fußgängerzonen sitzen, die Hand offen halten und betteln, anstatt diese zur Faust zu ballen und sich ihr Stück vom Kapitalismuskuchen einfach zu holen, ist mir ein einziges Rätsel. Was hat man noch groß zu verlieren, wenn man erstmal durch ein soziales Netz komplett durchgerauscht ist? Ich kann in diesem Zusammenhang mal kurz erläutern, warum ich beruhigt in die Zukunft schaue, und obwohl ich als Rente nur noch einen besseren Witz erwarte, trotzdem keine Veranlassung sehe, mich auf eigene Faust abzusichern. Das liegt daran, dass ich schon jetzt zu mindestens 70 % Geld für Dinge ausgebe, die nichts Entscheidendes zu meiner Lebenserwartung beizutragen haben. Wenn es mich mal finanziell hart auf den Boden werfen sollte, dann streiche ich meine Buch-Abos, hätte aber trotzdem noch bis ans Lebensende aufgelaufenen Lesestoff, ich würde die sinnlose NKL-Teilnahme knicken, würde nur noch ältere CD´s und DVD´s konsumieren, ohne dadurch größere Unterhaltungseinbrüche davonzutragen, und ich würde meine Spenden einstellen, was zwar schade wäre, aber meinen persönlichen Lebensstandard natürlich ebenfalls in keinster Weise tangieren könnte.


Sollten dann dennoch alle Stricke reißen und würde es gegen meine Erwartungen noch nicht mal für benötigte Lebensmittel reichen, dann wäre ich definitiv kein guter Gesprächspartner, um über Eigentumsverhältnisse zu diskutieren. Immerhin hat schon der olle Brecht darauf hingewiesen, dass nur Fensterscheiben Menschen von dem guten Brot trennen, das ihnen fehlt. Und sollten diese Scheiben tatsächlich mal vergittert sein, dann geht man einfach einen Laden weiter, vom Überfluss der gläsernen Einwerfkandidaten konnte der gute Berthold ja wirklich nur träumen. Dabei sollte mir auch niemand mit einem Rechtsempfinden kommen, denn allein die Tatsache, dass man sich mit diesen Aktionen real beschäftigen muss, da man vom Kommerzzug brutal überrollt und links liegen gelassen wurde, ist an Ungerechtigkeit nicht zu überbieten, warum sollte man persönlich also auf dem Gebiet eine Pingeligkeit entwickeln?


Wenn ich Hunger habe und ein Ladeninhaber das dazu passende Brot anbietet, dann mutiert Eigentum ganz schnell zum Besitz, und in den kann man sich sehr schnell bringen. Sollte dann jemand empört darauf hinweisen, dass er für das Erlangen dieses Besitzes jede Menge Papier und Metallplättchen bezahlt hat, die er wiederum mit einer Tätigkeit erwirtschaftet hat, die ihn sehr angestrengt hat, dann ist das vielleicht ein Grund für eine Portion Mitleid, am knurrenden Magen des neuen Besitzers wird das aber auch nichts ändern. Bei essentiell zum Existieren benötigten Lebensmitteln von Eigentum zu sprechen und dieses anderen zu verweigern, ist nicht nur obszön, das kann oder muss sogar derbe ins Auge gehen, spätestens wenn der Abgewiesene sich ernsthaft fragt, was ihn daran hindert, sich seine Existenzgrundlagen einfach zu beschaffen, ohne Rücksicht auf die Heulerei von anderen zu nehmen. Das Ganze möglicherweise auch noch unter der Realisierung, dass diese Leute sich über seine Befindlichkeiten ebenfalls einen Dreck scheren. Solche Überlegungen führen schnell zu einer Runde „Alle gegen alle“, und diese Kämpfe werden bei Ausbruch sicher nicht davon entschieden, wer das bessere Auto fährt und das größere Monatsgehalt hat. Wenn einer nichts zu verlieren hat, der andere aber eine ganze Menge, dann steht von vorneherein fest, wer zumindest mit der größeren Motivation, Unbekümmertheit und Gelassenheit den Ring betritt und wer vor lauter Druck kaum die Fäuste heben kann.


Sitzt man als so genannter Bettler in Einkaufszonen und wird somit tagtäglich mit den bunten Inkarnationen des Konsumrausches konfrontiert, dann kennt meine Verwunderung über eine Passivität wirklich kaum noch Grenzen. Zumal man wie erwähnt auch wirklich nicht mehr viel zu verlieren hat. Man könnte verhaftet werden, in ein Gefängnis kommen, wo einem der Tagesablauf diktiert und man für seine Mühen mit irgendwelchen albernen Boni abgespeist wird, die einem den Zellenalltag oder das Leben nach diesem versüßen können. Das klingt für mich sehr vertraut, denn so ein Leben führe ich seit Eintritt in das Berufsleben, nur mit anderen Boni, die sich aber jederzeit von der Hohl- und reellen Bedeutungslosigkeit absolut vergleichen lassen.


Kommen wir jetzt zu der erwähnten Problematik eines Regierungsverzichtes, drolligerweise hat die nämlich die exakt gleichen Hintergründe. Was mich von einer reinen Anarchie abschreckt, ist das immer über diesem Konzept schwebende Recht des Stärkeren. So eine Verwirklichung kann unter Menschen nur ins Auge gehen, deshalb gibt es ja sogar unter Anarchiebefürwortern dieses Geschwurbel mit Räten und ähnlichen Regierungsersatzprodukten. Zu einem selbstbestimmten Leben im unegoistischen Friedensmodus ist das verkackte Montagsmodell Mensch einfach von Natur aus nicht fähig. Das Recht des Stärkeren ist ein Automatismus, weil der Mensch zur Unzufriedenheit neigt. Diese Unzufriedenheit hat immer etwas mit fehlendem Besitz zu tun.


Selbst wenn wir die Menschheit auf um die drei Milliarden Einwohner drücken könnten, alle Teilnehmer freien Zugang zu Lebensmitteln bekommen würden und jeder ein Dach über den Kopf gestellt bekäme, würde so ein reizvoller Entwurf solange gut gehen, bis der Nachbar das erste Accessoire entdeckt, das ihn aus der Masse heraushebt und das somit Begehrlichkeiten weckt. Ab diesem Zeitpunkt würde der Kampf um Besitz wieder entbrennen, den man nur durch eine Reglementierung zumindest zeitlich verlagern und/oder von der Menge her brechen kann. Wenn demnächst einem Leser eine gute Fee über den Weg laufen würde, dann wäre die Auslöschung des menschlichen Besitzdenkens sicherlich nicht der verkehrteste Wunsch. Falls der Ausgewählte denn tatsächlich zu meiner Überraschung an einem friedlichen Utopia interessiert sein sollte, sich nicht vom menschlichen Reflexegoismus überrollen lässt und diesen mit den Standardwünschen nach dem ewigen Leben, Reichtum und dem größten Genital der Welt bestätigt.


Ich will mich da übrigens gar nicht als Moralapostel aufspielen, dafür mache ich viel zu intensiv in dem heiteren Kapitalismusreigen mit und häufe als Ergebnis auch jede Menge Besitztümer an. Wer sich meine Ring-of-Honor-Sammlung aneigenen möchte, muss da auch mit einigen Grabenkämpfen bis aufs Blut rechnen. Das ändert aber nichts daran, dass ich mich mit einer nachvollziehbaren Verurteilung so eines Diebstahls schon sehr schwer tun würde, zumindest aus einer theoretischen Sicht heraus. Ich habe in einem Büro Zahlen eingegeben, dafür habe ich Metallplättchen und anderen zum Zahlungsmittel deklarierten Unsinn bekommen, irgendwann habe ich eine DVD gesehen und diese gegen diese Güter eingetauscht. Der andere Interessent hat arbeitstechnisch mein Fenster eingeschlagen, dafür meine Metallplättchen und anderen zum Zahlungsmittel deklarierten Unsinn bekommen, auch noch die DVD gesehen und diese mitgenommen. Wer in diesem Beispiel auf den Tausch Wert legt, könnte ja die hervorgerufenen Scherben entsprechend verrechnen. Die Beschaffungsmaßnahmen jetzt von der Raffiniertheit zu vergleichen, ist müßig und ich würde dabei möglicherweise sogar eher verlieren, beide basieren in Bezug auf die DVD aber auf einem Besitzwunsch und dessen individueller Erfüllung. Gibt es noch aktive Leser an dieser Stelle, vielleicht sogar Exemplare, die mir wenigstens grob folgen können? Keine Angst, der durchgeknallte Onkel ist jetzt fertig, zumindest mit diesem schwer verdaulichen Unterpunkt, der wahrscheinlich nur in meiner gerade brodelnden Hirnsuppe Sinn ergibt.


Eigentlich wollte ich auch nur darauf hinaus, was Menschen davon abhalten könnte, mir die Fensterscheibe einzuschlagen. Das wäre zum einen die Unnötigkeit dieses Vorgangs. Beispielbezogen hieße das, ROH-DVD´s für alle oder öffentliche Aufführnachmittage der frei wählbaren DVD im grot´schen Wohnzimmer. Beides recht utopisch, einmal scheitert das an einem natürlichen Produktionslimit, zum anderen an der Ungeselligkeit des potentiellen Gastgebers, der die DVD´s dann eher verschenken würde als damit Gemeindenachmittage auszurichten.


Deshalb bleibt als Schutzmaßnahme nur die andere Möglichkeit und die lautet Strafandrohung ala „Wenn du die Scheibe einschlägst, dann gibt´s so was von Aber Hallo…“. Dieses „Aber Hallo“ muss jedoch erstmal besetzt werden, sprich beim Täter muss es etwas geben, das bedroht werden kann. Denn es gibt in dieser Welt nicht nur keinen Preis ohne zumindest einen Ansatz von Fleiß, es gibt auch keine Strafe ohne realisierbaren Verlust. Dieser Verlust ist immer ein Entzug von Besitz, im Gefängnisfall wird der Entzug von Freiheit auch überwiegend nur als kritisch wahrgenommen, wenn einem dadurch die Benutzung von gewissen Besitztümern vorenthalten wird.


Viele Leser haben die Hoffnung vielleicht schon aufgegeben, aber nun schließt sich überraschend der Kreis, denn damit sind wir am Unterpunkt angekommen, der die Sozialhilfe thematisiert. Denn unter dem Strich ist die Gewährung dieser Mittel auch nur eine Besitzdefinierung und dient schlussendlich dazu, Menschen in der Spur zu halten. Wer Sozialhilfe erhält, hat etwas zu verlieren, somit kann er in gesetzliche Rahmen gepresst werden bzw. zieht er es überhaupt in Erwägung, sich diesen unterzuordnen.


Es gibt beim Thema Kapitalismus so manch offene Frage, persönlich beschäftige ich mich sogar damit, ob ich nun für einen Sturz dieses Systems bin oder dafür doch zu sehr mitprofitiere. Sicher bin ich dahingehend nur, dass ich eine aktive Beteiligung an diesem Sturz erst nach der Ausstrahlung der 7. Supernatural-Staffel in Betracht ziehe. Ich weiß dagegen aber jetzt schon, wer diesen Fall auslösen wird, das sind nämlich unter Garantie Menschen, die dadurch nichts zu verlieren und alles zu gewinnen haben. Eben die Leute auf der Straße, die komplett vom sozialen Gefüge ausgespuckt wurden und dementsprechend sauer reagieren. Ziemlich sicher bin ich mir auch darüber, dass dieser Sturz unvermeidlich ist, da sich diese Blase zwar immer breiter aufbläht, dabei aber immer weniger Menschen mit einbezieht. Bleibt mir nur zu hoffen, dass der Zeitpunkt des Platzens sich nicht allzu sehr mit der Auslebung einer meiner nichtigen Luxusbedürfnisse überschneidet.


Um den Bogen zum Anfang zu schlagen, kann ich nur zu Protokoll geben, dass es für jeden verwöhnten Bewohner der pervers konstruierten ersten und zweiten Welt nur von Vorteil sein kann, wenn der angebliche Sozialschmarotzer XY 14 Jahre lang nichts getan hat. Er hätte nämlich auch 14 Jahre lang die Scheiben unserer Paläste eintreten können, das wäre sicher als ärgerlicher wahrgenommen worden als die Gewährung lächerlicher Brotkrumen. Und wer in einem Palast sitzt und wer in einer Hütte ist eine Sache des Vergleichs, alle Leser dieser Zeilen besitzen einen PC inklusive Stromanschluß, das ist schon mal dein deutliches Zeichen dafür, dass ihr Leben nicht komplett auf das Allernötigste ausgerichtet werden muss.


Sicher geht es uns allen ach so schlecht, wir sind pauschal absolut zu bemitleiden in unserem Elend und bestimmt sind wir auch praktisch ausschließlich von faulen Hartz-4-Verbrechern umgeben, trotzdem sollten wir diese Leute nicht auf dumme Gedanken bringen. Wenn die nämlich ihren fairen Anteil vom Gesellschaftskuchen verlangen, werden wir Konsumjunkies erstmal merken, dass es schlimmere Verluste gibt als eine Niederlage der Lieblingsfußballmannschaft, eine verweigerte Beförderung im Beruf oder die Zahlung skandalöser Sozialleistungen an arbeitsresistente Unterschichten. Sobald sich hier ein auch nur annähernd gerechtes Gesellschaftsmodell etabliert, wird sich so mancher Mitbürger nach dem Almosen- und Krümelprinzip zurücksehnen. Deshalb sollten wir unseren sowohl privilegierten als auch nicht erklärbaren Lebensstil noch so lange wie möglich genießen, der kann schneller enden als wir am Stammtisch "arbeitsscheues Pack" in die Runde gröhlen können.
 
Mir wird oft Schwarzmalerei vorgeworfen. Nicht wenige Leser sehen bei mir sicherlich nicht ganz zu Unrecht einen unnötigen Hang zur Anklage und unterstellen mir, dass ich auf positive Dinge gar nicht eingehe, diese sogar extra unter den Tisch fallen lasse und lieber das Haar bzw. meist sogar ganze Frisörsalons in der Suppe suche. Umso glücklicher bin ich gerade über diesen Kommentar, denn dieser basiert auf einer durch und durch positiven und mutmachenden Tatsache, auf die ich in den letzten Tagen gestoßen bin.

Da ich meine Tendenz zur Miesepetrigkeit und meinen Status als Stimmungskiller selbst inzwischen zerknirscht einsehe, habe ich mich bei meiner Recherche auch gar nicht unnötig mit Kleinigkeiten aufgehalten, so kann ich jetzt geradezu euphorisch vermelden, dass eines der ganzen großen Menschheitsprobleme zu den Akten gelegt wurde. Um die Spannung ins Unerträgliche zu steigern, erzeuge ich noch schnell einen schriftlichen Trommelwirbel, um dann jetzt mein sensationelles Nachforschungsergebnis zu verkünden: Der Welthunger wurde endlich besiegt! Wenn jemals ein Tusch angebracht gewesen ist, dann wohl in diesem Moment.

Allerdings bekomme ich jetzt doch ein schlechtes Gewissen, wenn ich an all die Menschenmassen denke, die sich wahrscheinlich gerade tränenüberströmt in den Armen liegen, einen kleinen Haken gibt es nämlich doch bei meiner spektakulären Enthüllung. Denn diese betrifft leider nicht hungernde Menschen, sondern nur das Schlachtvieh in der 3. Welt. Und selbst bei dieser Gruppierung gilt meine Offenbarung nur für die Tiere, deren Herden von Konzernen der sogenannten Industrieländer gesponsort werden. Das einheimische Rind kann in vielen Fällen auch beim Rippenbingo mitmachen, allerdings will ich jetzt auch nicht wieder in meiner üblichen Art und Weise alles schlecht reden, denn der Schlachtviehbestand der Konzerne stellt in Ländern mit Hungerproblematik mal definitiv die Mehrheit und diesen Tieren geht es zumindest essenstechnisch super.

Es kommt sogar noch besser: Während im Umfeld dieser Schlachtviehanlagen Dörfer ihr wöchentliches Reiskorn möglichst gerecht aufteilen und der Bürgermeister sich beim Wähler einschleimt, indem er eine Salonrunde kontaminiertes Schmutzwasser ausgibt, werden die tierischen Insassen in den Anlagen sogar gemästet, damit sie möglichst schnell Fleisch ansetzen, was auch mehr als gut klappt. Man kann also sagen, dass die Schlachtviehherden in der 3. Welt sogar im Überfluß leben, zumindest was die Nahrung angeht, denn die anderen Haltungsbedingungen unter den Gefangenen schreien zugegeben auch dort zum Himmel. Von der katastrophalen Lebenserwartung ganz abgesehen, da können sich Mensch und Schlachttier in den Entwicklungsländern sowieso solidarisch Hand, Huf und Pfote geben.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Mensch es immerhin geschafft hat, die logistischen Probleme des Welthungers zu lösen. Die Existenz dieser Unnötigkeit liegt nicht etwa an Versorgungswegen, fehlenden Anbauflächen oder anderen vorschnell angegebenen Gründen, der Hauptknackpunkt ist vielmehr, dass der Mensch in den Industrieländern am hungernden Menschen in der 3. Welt nicht profitiert. Schlachtvieh geht bei vielen Menschen als lecker durch, da das so ist, bekommen entsprechend Verurteilte im Zweifelsfall auch am Nordpol das All-inclusive-Mastprogramm, damit man ihnen möglichst schnell die Kehle durchschneiden kann und ihre Leiche zwischen die Zähne bekommt.

Aber ein Mensch hat nun mal dahingehend so gar nichts zu bieten. Kannibalismus hat einen total schlechten Imageberater, lustig sind hungernde Menschen auch nicht, eher im Gegenteil, also reicht so ein Hungerbauch und traurige Augen nur für eine Geldspende, vorzugsweise zu Weihnachten oder wenn ein entsprechender Aufruf den Appetit beim üppigen Abendbrot verdorben hat. Auf keinen Fall gibt man Menschen essenstechnisch den Vorzug, bevor man in der Nachbarschaft der Hungernden tierische Todeskandidaten künstlich züchtet und mästet, denn wie gesagt sind die nun mal im Gegensatz zu hungernden Menschen lecker und haben somit zumindest bis zur Schlachtung ein klar definiertes Lebensrecht.

Aber jetzt will ich auch gar nicht wieder nur auf den Omnivoren rumhacken, denn natürlich müssen sich vegan lebende Menschen da auch an die eigene Nase fassen, immerhin werden für diese Leute riesige Plantagen angelegt, auf denen Soja angebaut wird. Für diese Flächen werden auch Regenwälder gerodet, dieses Soja wird ebenfalls exportiert, anstatt damit hungernde Menschen vor Ort zu ernähren, Tatsachen, die in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden dürfen. Auch hier wäre genug Nahrung vorhanden, um Einheimische vor dem Hungertod zu bewahren, was aber ignoriert wird, stattdessen werden mit diesen Sojapflanzen die Milliarden Veganer weltweit ernährt, wie grausam und vor allem wie heuchlerisch!

Dumm an diesen Überlegungen ist eigentlich nur, dass es keine Milliarden Veganer weltweit gibt. Ich habe diese Zahl jetzt frei konstruiert, damit mir niemand einen Tunnelblick auf Omnivore vorwirft. Allerdings wäre diese Notlüge wohl irgendwann sowieso rausgekommen, also oute ich mich lieber direkt und gebe leicht zähneknirschend zu, dass dieser Sojawahnsinn zum größten Teil auch auf das Konto der Omnivoren geht, denn zum überwiegenden Teil wird Soja in den Ländern der 3. Welt als Futtermittel für das Schlacht- und Nutzvieh angepflanzt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf erklärt sich dann auch die gigantische Menge, die eben nicht für Milliarden Veganer, sondern hauptsächlich für die Milliarden Opfer der Tierindustrie gedacht ist.

Jetzt schäme ich mich gerade. Ist es mir wirklich unmöglich, nur einen einzigen positiven Beitrag über die braven Omnivoren weltweit zu verfassen? Sicher, wenn man auf die Tierausbeutung verzichten würde, auf den Futtermittelflächen menschliche Nahrung anbauen und die so freigewordenen Weideflächen noch zusätzlich in die Versorgung einbeziehen würde, dann wären nicht nur alle Menschen satt, sondern man würde im Gegenzug auch noch 6 bis 7 Milliarden Menschen zusätzlich nahrungstechnisch durchbekommen, aber das sind doch extrem kurz gedachte Überlegungen. Denn die ändern nichts daran, dass Tierleichen manchen Menschen gut schmecken und der hungernde Mensch in der 3. Welt eine absolute Unterhaltungsniete und somit völlig unprofitabel für westliche Konsumenten ist.

Und wem diese Hammerargumente als Verteidigung nicht reichen, der soll in seiner Engstirnigkeit wenigstens nicht vergessen, dass der Hunger unter dem Schlachtvieh nahezu besiegt ist, ein Erfolg, den nur absolute Ignoranten schlecht reden können. Ich wünsche jedenfalls weiterhin einen guten Appetit und bedanke mich schon jetzt im Namen der 3. Welt für die großzügige 20 €-Spende, die spätestens Weihnachten 2013 den Hungertod eines menschlichen Glückspilzen um mindestens 2 Wochen nach hinten verschieben wird.
 
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Wir haben auch "Nutzvieh", nämlich 3 Kaninchen.
Die werden aber nicht gefressen, denn die gehören mit zur Familie.;-)
 
Wolf by birth, Spinner by nature

Verdammte Krallen! Verdammter Vollmond!! Verdammte diskriminierende Laptoptastaturen!!! Richtig, so sollte man keinen öffentlichen Blogeintrag anfangen, aber es ist doch wirklich wahr. Da raffe ich mich auf, um eines meiner heißesten Eisen überhaupt zu formulieren, und bevor ich auch nur 10 Buchstaben geschrieben habe, fliegen mir die M- und die L-Taste um die Ohren, da dieser Verarbeitungsschund meinen momentan nicht unbedingt humanoiden Pranken nichts entgegen zu setzen hat. Über das Geduldsspiel, diese Tasten mit über 30 Zentimeter langen Klauen wieder an ihren Platz zu fisseln, will ich mich hier gar nicht auslassen, auch an die dabei entstandene Geräuschkulisse möchte ich nicht denken, denn die hat wahrscheinlich wieder sämtliche Vorurteile in der Nachbarschaft bestätigt, die ich eigentlich mit diesem Beitrag entschärfen wollte. UND JETZT IST MIR DAS NÄCHSTE GEBRÜLL RAUSGERUTSCHT, DENN JUST IN DIESEM MOMENT HAT ES DIE R-TASTE ERWISCHT!!! Das wird hier wohl der längste Eintrag meines Lebens, schon jetzt habe ich das Gefühl, Monate an dem Ding zu sitzen. Vielleicht warte ich doch einfach bis morgen früh, aber damit würde ich natürlich auch eine Kapitulation vor menschlicher Technik eingestehen, ganz klar eine Niederlage. Nein, die Blöße gebe ich mir nicht, ich tippe einfach vorsichtiger, NACHDEM ICH DIE S-TASTE VON MEINER LINKEN ZEIGEKRALLE BEKOMMEN UND WIEDER EINGEBAUT HABE!! ROOOOOAAAAARRRRRRRRRRRR!!!!!!!!!


Jetzt habe ich mir erstmal einen Soja-Kakao aufgemacht, zum einen zur Beruhigung, zum anderen aber auch, um mich an die Vorteile meiner monatlichen 3-Tage-Unpässlichkeit zu erinnern, denn in Sachen Lebensmittelöffnungen sind meine eingebauten Handklingen wirklich sehr praktisch. Die Verpackung, die diesen Schwertern auch nur annähernd gewachsen ist, muss erst noch erfunden werden. Großartig an dem ganzen ärgerlichen Vorgeplänkel ist sowieso, dass der Leser möglicherweise schon den Aufhänger dieses Kommentars ahnt. Das würde mir nämlich eine ganz schöne Last von den Schultern nehmen, denn es geht dabei um einen Umstand, der doch sehr negativ in der menschlichen Gesellschaft besetzt und dementsprechend kompliziert zu vermitteln ist.


Nach meinem nicht ungeschickten Aufbau lasse ich die Katze jetzt aber einfach aus dem Sack, denn mittlerweile dürfte sich der Schock in engen Grenzen halten, zumindest bei aufmerksamen Blog-Konsumenten mit Faible für gewisse Filmgenres. Und tatsächlich kann ich den Verdacht dieser Leute nur bestätigen, indem ich in Anlehnung an eines der ganz großen Politikerzitate „Ja, ich bin ein Werwolf, und das ist auch gut so!“ in die virtuelle Welt hinausschmettere. Falls das den einen oder anderen Interessierten nun doch überraschend getroffen haben sollte, gebe ich ihm notgedrungen etwas Zeit zur Verarbeitung, denn auf meiner Mittelkralle hat sich inzwischen eine Reminiszenz an einen Schaschlikspieß gebildet, bestehend aus der D-, F- und G-Taste.


Hoggentlich haben sich jetzt alle wieder einifermaßen beruhift… Mist, die Anordnung kam mir gleich so komisch vor, das F-Ding gehört doch vor das G… Moment… Hoffentlich haben sich jetzt alle wieder einigermaßen beruhigt (besser…), dann können wir gleich den Punkt ausdiskutieren, der immer als erstes bei diesem Thema aufpoppt, nämlich wie man zu einem Werwolf wird. Da kursieren ja die abenteuerlichsten Gerüchte, in Bezug auf die Werwolfgesellschaft hat sich wegen der angeblichen Ansteckungsgefahr ein Rufmord etabliert, gegen den die hysterischen AIDS-Unterstellungen an Homosexuelle in den frühen 80er Jahren der reinste Kindergeburtstag waren.


Angeblich wird man zum Werwolf, wenn man von einem anderen Wolfsmenschen auch nur minimal verletzt wird. Geht´s noch? Warum hat man nicht gleich ein Anniesen genommen? Diese Legende wäre noch dämlicher und um neue Horizonte bei einer Idiotendämmerung scheint es doch bei diesen Überlieferungen primär zu gehen, sonst würde man so einen geballten Unsinn wohl kaum von Generation zu Generation weitergeben.


Der eine oder andere Leser wird vielleicht auch eine vegane Mangelerscheinung hinter diesem Phänomen vermuten, schon allein deswegen, da in omnivoren Gedankenwelten praktisch alles vom Knie aufschlagen nach einem Sturz über die jährliche Wintergrippe bis zum Kater nach Alkoholkonsum zu diesem Themenfeld gehört, weil man wegen den ärgerlicherweise real nicht existierenden veganen Krankheitsauslösern als Möchtegern-Kritiker nicht pingelig sein darf und nehmen muss, was gerade kommt. Aber auch das gehört ins Reich der Märchen, denn selbstverständlich wird man als Werwolf geboren und das ist auch überhaupt nichts, für das man sich schämen müsste.


Während ich diesen Blog hier schreibe, werden Millionen Spießer, Omnivore und Fußball-Fans geboren. Wenn die dann in ca. zwei Jahrzehnten jeden Samstag um Punkt 15 Uhr ihr Auto waschen, einen Mord an artfremden Kindern in Auftrag geben, da sie ihren Appetit auf deren Leiche befriedigen wollen oder eine fanatische Religion aufgrund eines Spiels entwickeln, das darauf beruht, einen Ball in einen bestimmten Bereich zu treten, ist das völlig normal und trotz aller zur Schau getragenen Demenz oder Brutalität kein Grund zur Beunruhigung. Aber wehe, jemandem wächst dreimal im Monat während des Vollmonds ein Fell inklusive Wolfsschnauze, das ist dann gleich ein Freibrief, um ihn zu jagen und zu diskriminieren. Willkommen in der normal-perversen menschlichen Gesellschaft. Und auf Wiedersehen J-Taste, jetzt habe ich mich doch wieder etwas in den Text hineingesteigert und entsprechend die arme Tastatur traktiert.


Aber ich kann mich auch wirklich unendlich über diese Unterstellungen echauffieren, vor allem wenn ich sehe, wer die aufs Tableau bringt. Nehmen wir als weiteres Beispiel nur mal die freche ebenfalls aus dem Nichts gegriffene Behauptung, Werwölfe handeln in einem Rausch und können sich deshalb nicht mehr an ihre Taten erinnern. Sicherlich will ich nicht ausschließen, dass es durchaus Kollegen mit Extrembehaarung gibt, die eine Flucht in den Alkohol antreten und nach ihrer Rückverwandlung deshalb einen totalen Filmriss haben. Jedoch kann man das doch unmöglich pauschalisieren. Schon gar nicht sollte man so was in die Welt blöken, wenn man selber die BILD-Zeitung liest oder sich „Deutschland sucht den Superstar“ nicht nur geistig antut, sondern danach auch noch zum Telefon greift, um das bereits ausglühende Popsternchen seiner Wahl zu unterstützen und dafür sogar noch Gebühren zu bezahlen. Das kann doch beides nichts mit bewussten Handlungen zu tun haben.


Die bloße Existenz von Unterhaltungsformaten wie dem Musikantenstadl oder auch kompletten Sendern wie RTL kann man definitiv nur damit erklären, dass es da draußen im Fernsehland Millionen von Konsumenten gibt, die in einem geistigen Delirium liegen und deshalb absolut nicht wissen, was sie da gerade tun. Aber Hauptsache man hat altklug die Werwölfe gemobbt und ihnen einen kompletten Kontrollverlust attestiert, während man selber gerade darüber philosophiert, welche Mediennutte am besten zur dauergrinsenden Gesichtslähmung des bachelor´schen Evolutionsverweigerers passt, schon klar.


Ziemlich absurd wird es auch für denjenigen, der sich auf das Gebiet der Werwolfrechte begibt. Wenn man jemandem eine Silberkugel verpasst und danach darauf verweist, dass das Opfer ein Fan der Sendung „Das Supertalent“ war und dieser Umstand selbstverständlich geradezu danach schreit, dass es sich in seinem Leben nur noch gequält hat, dann wird man damit vor Gericht nicht durchkommen.


Man darf auch nicht in einen beliebigen Schlachthof stürmen und Kopfschüsse verteilen, obwohl bei dieser Tat praktisch garantiert ist, dass man ausschließlich Bestien erwischt, die nichts anders verdient haben und deren unschuldige Opfer nur so gerettet werden können. Volksmusikanten darf man in dieser Gesellschaft selbst dann nicht erlegen, wenn sie bereits eine ganze Halle mit einem debilen Mitklatschvirus infiziert haben und ihre Opfer nur noch via spastischen Schunkelreflex Lebenszeichen von sich geben. Ein finales Aufstehen gegen diese Missstände ist strengstens verboten, obwohl die Plausibilität dieses Eingreifens jederzeit gegeben wäre.


Sobald man aber zu einem aufrecht gehenden Wolf mutiert, der niemanden belästigt und höchstens inkompatible Alltagsgegenstände gefährdet, wird man schneller zum Abschuss freigegeben, als man seine Empörung darüber gen Vollmond jodeln kann, nur weil irgendwelche hanebüchernen Schauergeschichten vor anno tuck ein riesiges Gefahrenpotential in der Existenz von Menschwölfen frei erfunden und etabliert haben.


Obwohl ich diesbezüglich eigentlich gar nicht klagen darf, denn hier im Sauerland wird der Umgang mit Werwölfen doch noch anders gehandhabt. Als ich vor Jahren mal durch eine Mischung aus Stolz und Trotz ein Zeichen setzen wollte und deshalb nach meiner Verwandlung ganz offen durch die Fußgängerzone meiner Heimatstadt lief, habe ich nicht etwa Panik und Chaos ausgelöst. Im Gegenteil wurde ich von mehreren Menschen freundlich gegrüßt, da sie mich wohl mit ihrem Chef oder ihrer Schwiegermutter verwechselt haben, das konnte ich zumindest von der entsprechenden Anrede ableiten.


Am Ende des ganzen Auftritts wurde ich dann von einem Mitarbeiter des städtischen Tierheims eingefangen und bekam sogar eine Gratisimpfung gegen Tollwut. Als ich am nächsten Morgen dann als Mensch in meinem Zwinger saß, habe ich nur vereinzelt einen Brechreiz ausgelöst, da ich natürlich nackt war und meine Physiognomie in menschlicher Form beiweiten nicht so augenfreundlich daher kommt wie die Fellalternative. Trotzdem wurde ich aber direkt völlig unbürokratisch entlassen und mein Häscher vom Vorabend bekam sogar noch einen Verweis in seine Personalakte wegen Alkoholmissbrauch während der Arbeitszeit. Dieser Umgang war wirklich mehr als fair, das will ich hier natürlich auch gar nicht falsch darstellen. Auf weitere Experimente dieser Art habe ich aber bis heute verzichtet, denn die Rückfahrt im öffentlichen Nahverkehr war mir aufgrund der fehlenden Kleidung doch mehr als unangenehm.


Ich will übrigens gar nicht verheimlichen, dass ich im Menschen sowieso keinen ernstzunehmenden Feind sehe. Deshalb habe ich überhaupt diesen Vorstoß gewagt und schwadroniere hier auch so frei über meine Art. Es basiert nämlich durchaus auf der Realität, dass ich und Meinesgleichen nur durch eine Kugel aus reinem Silber den letzten Schnaufer tun werden. Und dieses Arbeitsmaterial stellt ja nicht nur Hartz-4-Jäger vor ziemliche Probleme.


Selbst in der Literatur wird die schwierige Beschaffung dieser Werwolfkiller immer verschämt verschwiegen oder recht diffus beschrieben. So bekommt John Sinclair seine Munition aus einem Kloster in Schottland, dessen Mönche anscheinend in der Lotterie gewonnen und ihren Gewinn entsprechend in Silber angelegt haben, Professor Zamorra bedient sich aus einem ominösen Dämonenschatz und sonstige fiktive Jäger haben einfach dieses Schießpulver deluxe in ihren normalen Beständen, ohne das dieser plötzliche Ausbruch von Reichtum auch nur annähernd erklärt wird. In der Realität sorgt dieses ziemlich schräge Preis-Leistungs-Verhältnis jedoch dafür, dass kaum Werwolfjäger auf den Plan treten, denn die Grimaldis und Windsors haben dieses Hobby noch nicht für sich entdeckt und andere Bewerber streichen spätestens nach dem dritten Schuss entnervt und ruiniert die Segel.


Wenn dann doch mal so ein Selbstmordkandidat auftaucht, ist das dennoch kein Grund zur Beunruhigung, denn immerhin handelt es sich verbindlich um einen Menschen. Diese Spezies sieht sich nur selber als Krone der Schöpfung an, im direkten Vergleich mit fast jeder anderen Tierart geht dieser Status immer recht schnell flöten, Werwölfe gewinnen diesen albernen Schwanzvergleich sogar auf praktisch allen Gebieten. So ist mein bisheriges Hauptproblem in einer Konfrontation mit einem dieser größenwahnsinnigen Nacktaffen schon immer gewesen, mir das Lachen zu verkneifen, wenn er vor mir auftaucht und mich mit einer Pistole bedroht.


Ich achte zudem sehr darauf, dass keine Munition verschwendet wird, deshalb ist das ulkige Tierchen meistens schon Gulasch, bevor es überhaupt den Abzug durchgedrückt hat. Die Kugeln kann ich danach nämlich noch super beim Pfandleiher versetzen, mein letzter Jäger brachte mir auf diese Weise einen Flachbildschirm und ein renoviertes Badezimmer ein, dafür lohnt sich auch die Wischorgie, die anfällt, wenn sich der Herr Dämonenkiller nach unserer Begegnung eingeweidetechnisch über meinem Parkett verteilt.

Ich gehe fest davon aus, dass der Umstand der absoluten Überlegenheit auch für den katastrophalen Ruf unserer Art bei den atmenden Scherzartikeln verantwortlich ist. Wenn im Charakter eines Menschen etwas gleichwertig zur gnadenlosen Selbstüberschätzung besetzt ist, dann garantiert der ungeheure Realitätsverlust, wenn es darum geht, sich selber im Tierreich einzuordnen. Man kann sich aber trotz allgemeiner Beschränkung sehr leicht vor anderen Tieren als absoluter Herrscher präsentieren, wenn diese eine völlig andere Sprache sprechen und auch gar nicht daran interessiert sind, was der Schöpfungsfurz für lächerliche Top-Ten-Listen zu seinen Gunsten frisiert.


Aber Mitglieder einer Art, die das peinliche Herausstreichen menschlicher Limitationen inklusive haltloser Schönfärberei von diesen durchaus verstehen und höchstens als gelungenen Witzversuch akzeptieren, sind natürlich sofort neidisch zu verdammen und mitsamt einem Fluchmakel auf die stille Treppe zu verbannen. Das Ganze natürlich auch noch typisch menschlich, indem man ihnen absurd brutale Verhaltensweisen unterstellt, die nur von den verurteilenden Anklägern selbst angewendet werden, wenn sie Kontakt zu Arten aufnehmen, die sie als Schlacht- und Nutzvieh deklarieren. Netter Versuch, aber natürlich von vorneherein zum Scheitern verurteilt, sicherlich eine Gemeinsamkeit mit der Menschheit an sich. Huch, vor lauter Triumph ist mir jetzt doch die I-Taste herausgesprungen, dabei habe ich mich doch so gut beherrscht. Nein, Spooky, aus, lass die Taste fallen, das ist keine Beute… NEIN, NICHT DURCH DIE KATZENKLAPPE… VERDAMMT!!!!!!!


_ch breche an d_eser Stelle dann ab, der Verlust der Taste _st zu entsche_dend, um dem gene_gten Leser we_tere Absätze zuzumuten. Hoffentl_ch konnte _ch trotzdem h_er und da L_cht in das doch bre_tfläch_g vorherrschende Dunkel auf dem Themenfeld br_ngen. V_elle_cht reag_eren ja nach dem Be_trag auch Menschen _n anderen Reg_onen sauerländ_sch auf Werwölfe und grüßen e_nfach nur höfl_ch, wenn _hnen e_ner entgegen kommt. Das würde m_ch sehr freuen. _ch heule jetzt noch ein b_sschen meine Halogenlampe an und gehe dann _ns Bett. E_ne zerstörte Laptoptastatur re_cht völl_g, man muss es ja auch trotz größter Langewe_le durch selbstaufgelegten Stubenarrest n_cht m_t der Zerstörung von menschl_ch genormten Haushaltsgegenständen übertre_ben. WUUUUUUUUUUUUUUU-HUUUUUUUUUUUUUUUU....
 
O. k., über ein Jahr hier und die Kolumne wird sowieso kaum frequentiert, dann kann ich wohl auch endlich den Blog bringen, der bisher am meisten herumgegangen ist und der am heftigsten diskutiert wurde. ;) Sehr, sehr unbequem, aber ich bin auch genauso sehr, sehr stark davon überzeugt, dass er an keiner Stelle übertreibt. Und bitteschön:

"Mein Name ist Tier

Für euch verdammte Tierversuchsärzte empfinde ich nichts außer Verachtung. Wie könnt ihr es wagen, die Aussicht auf Forschungserfolge über mein Schmerzempfinden und meine Qual zu stellen? Wisst ihr eigentlich, wie uninteressant es für mich ist, ob eure Kosmetik hautverträglich ist? Ich benutze solchen Schund nicht, schmiert es euch also gefälligst selbst in die Augen, wenn ihr wissen wollt, wie sehr es dort brennt. Könnt ihr euch vorstellen, wie egal mir Heilungsmethoden für menschliche Krankheiten sind? Ich bekomme diese Krankheiten wenn dann nur künstlich durch eure Hand, lasst mich also in Ruhe und testet euren Dreck an euren eigenen Kranken. Ihr nennt mich Verbrauch, mein Name ist Tier und ich hasse euch.


Wie geisteskrank muss man sein, um Jagd auf Wehrlose als sein Hobby zu ergreifen? Was gibt es euch, wenn ihr feige aus dem Hinterhalt Unschuldige ermordet? Unschuldige, die ihr euch selbst regelmäßig heranzüchtet, um dann genauso regelmäßig zu behaupten, ihr müsstet sie ermorden, da die Population sonst zu gross wird. Diese Population sind meine Mütter, meine Väter, meine Brüder und Schwestern, die ist nur in euren Mörderaugen zu groß, und selbst wenn sie es wäre, hättet ihr kein Recht auf einen Mord, eure dicken Kinder und Verwandte werden trotz Überpopulation ja auch nicht einfach abgeknallt. Wie widerlich muss man überhaupt sein, um aus unseren Leichen dann noch stolz eine "Strecke" zu legen und diese geifernd abzufotografieren? Gibt es etwas Grausameres, als sich Köpfe von Leichen in sein Wohnzimmer zu hängen, nur um aller Welt zu zeigen, was für ein armes, feiges Menschlein man ist? Ihr nennt mich Wild, mein Name ist Tier und ich hasse euch.


Über euch Abschaum Metzger will ich mich eigentlich gar nicht auslassen. Wie stumpfsinnig muss man sein, um sein tägliches Leben hauptsächlich damit zu verbringen, uns die Kehlen durchzuschneiden, uns durch künstliche Schlaganfälle umzubringen oder uns auf andere bestialische Art und Weise zu ermorden? Werdet ihr wenigstens manchmal nachts wach, wenn unsere Todesschreie nicht in euren Köpfen verklingen wollen? Oder seid ihr selbst für einen Hauch von Gewissen schon zu kalt? Ihr nennt mich Schlachtvieh, mein Name ist Tier und ich hasse euch.


Damit sind wir bei euch, die unsere Leichen in sich reinstopfen und sich zur Verteidigung rosarote Scheinwelten aufbauen. Diese Scheinwelten sind aus meiner Sicht allerdings blutrot, denn ich atme nicht auf, wenn ich vor meiner Hinrichtung ein schönes Leben hatte. Mich beruhigt es auch nicht, dass meine Hinrichtung immer schneller vonstatten geht, auch ist es für mich kein Anreiz, dass meine Anfahrt zur Hinrichtung immer kürzer wird, eure Kämpfe für diese Dinge könnt ihr euch sonstwohin schieben, denn im Endeffekt will ich einfach nicht sterben. Weder schnell, noch gut, noch schmerzlos oder was weiß ich, was für pervertierte Adjektive ihr zu eurer Verteidigung aufbauen wollt. Ihr nennt mich Nahrung, mein Name ist Tier und ich hasse euch.


Dann kommen wir zu euch, die es als nicht schlimm empfinden, von seiner Mutter getrennt zu werden. Wenn dem so ist, warum macht ihr so ein Theater daraus, wenn eurer Mutter etwas zustösst? Ist Mutterliebe in euren Augen nur beim Menschen vorzufinden? Wer gibt euch das Recht, uns Muttermilch, Menstruationsprodukte, Wolle, Honig und was weiß ich noch zu rauben und das Ganze dann damit zu verteidigen, dass wir das gerne geben würden und uns die Qual dafür egal wäre? Ihr seht Zufriedenheit in meinen Augen, wenn wir uns treffen? Warum spüre ich diese Zufriedenheit dann nicht und warum sehe ich in euren Augen nur Selbstüberschätzung und Arroganz? Warum melkt ihr nicht eure eigene Art, wenn das so natürlich ist? Warum pumpt ihr nicht eurer Art Ejakulat ab, wenn ihr damit unbedingt eure Perversitäten befriedigen müsst? Weil das bei eurer Art unwürdig und gesundheitlich bedenklich wäre? Und weil ich keine Würde und kein Recht auf Gesundheit habe? Ihr nennt mich Nutzvieh, mein Name ist Tier und ich hasse euch.


Und was ist bei euch geistig schiefgelaufen, die ihr uns einkaserniert, uns den Willen brecht und uns dann stolz eurer Art präsentiert? Gibt euch das ein Gefühl von Macht, wenn ihr uns gefangen haltet und uns ein artgerechtes Leben in Freiheit verweigert? Ist das der Grund, warum ihr uns gnadenlos weiterzüchtet, um noch gnadenloser immer mehr Käfige mit uns zu füllen? Fühlt ihr euch gut amüsiert, wenn wir unsere Würde aufgeben und für Futter oder aus Angst vor Strafe irgendwann Männchen machen oder auf Fahrrädern durch Zirkuszelte fahren? Ihr nennt mich Attraktion, mein Name ist Tier und ich hasse euch.


Zum Schluss sind wir bei euch angelangt, der verschwindend kleinen Gruppe von Menschen, die uns Tiere achtet, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Ich liebe euch nicht, ich mag euch nicht und ich möchte nicht unbedingt mit euch zusammenleben, aber ich respektiere euch dafür, dass ihr das auch gar nicht verlangt und das Fehlen von Liebe und Unterwerfung nicht mit meinem Tod bestraft. Vielleicht bekommen wir irgendwann mal eine Chance, uns auf Augenhöhe kennenzulernen, wir werden sehen, wie ich euch dann beurteile. Ihr nennt mich Tier, das ist mein Name und ihr seid eine Hoffnung. "
 
Gut, die letzte Kolumne ist erwartungsgemäß nicht so prickelnd angekommen, dann veröffentliche ich doch mal gleich den nächsten "Hilfe, was will der Mann von mir?"-Text. :D Zumal mir gerade auf Facebook nahegelegt wurde, das Geschwurbel doch einfach auf meinen Wrestling-Board zu veröffentlichen, wenn ich schon zig Insider-Begriffe dieser Sportart einbaue. Gar keine schlechte Idee, wie ich finde... ;)

"Die kleine Solidarität möchte bitte von ihren Sympathieberechtigten im Bälleparadies abgeholt werden

„Alles, was uns fehlt, ist die Solidarität“. Wow, muss Rio Reiser ein glücklicher Mann gewesen sein, anders ist dieses Textzitat von ihm wohl nicht zu erklären. Wenn mich jemand fragen würde, was mir so alles in meiner Existenz fehlt, hätte ich Konsumjunkie aus Überzeugung direkt ein Buch im „Krieg und Frieden“-Umfang mit Wünschen gefüllt. Da wäre dann alles drin aufgeführt, von der 7. Supernatural-Staffel über eine Playstation 3 bis zu dieser genialen Versinkmatratze, die sich automatisch meinen Körperkonturen anpasst und in die ich mich spontan letzte Woche Hals über Kopf verliebt habe.

Und das wären nur meine materiellen Wünsche, das Ende jeglicher Ausbeutung, meine verschollene Seelenhälfte und ein Wrestlemania-Auftritt von Kevin Steen als Totengräber der inzwischen jahrzehntelangen Undertaker-Siegesserie stellen auch Posten, die auf meiner Lebens-Check-Liste noch dringend abgehakt werden müssen. Sollte ich über diese Aufstellung jemals ein Lied veröffentlichen, wäre das garantiert ein Opus, dessen Beträllerung mindestens zwei Stunden Zeit in Anspruch nehmen würde, eine Unterbringung in einer schlichten Refrainzeile könnte ich dabei von vorneherein ausschließen, zumindest wenn ich an einem einigermaßen stimmigen Versmaß interessiert wäre.


Aber dem selbsternannten König von Deutschland standen wahrscheinlich auch andere Möglichkeiten als mir zur Verfügung. Da wurde halt einmal mit dem Zepter geklopft und schon sprang der Hofstaat. Nur in Sachen Solidarität haben die Gesandten anscheinend landauf und landab im kompletten reiser´schen Königreich vergeblich gesucht und von den Untertanen konnte wohl auch niemand Auskunft über den Aufenthaltsort dieses mysteriösen Dings geben. Ich als alter Märchenfuchs weiß natürlich, dass man in solchen Situationen als Kronenbesitzer einfach ein Turnier abhält, dort dann ein schwarzer Ritter auftaucht, der noch niemals in den heimischen Breitengraden gesehen wurde, und sich hinter dieser Maskerade immer das positive Resultat dieser raffiniert als Veranstaltung getarnten Mittelalterkontaktanzeige verbirgt. Tja, dummerweise konnte ich Eure Durchlaucht nicht auf diese todsichere Methode aufmerksam machen, denn ich wurde leider mit seinem auf der königlichen Harfe komponierten Liedgut erst sehr spät konfrontiert. Deshalb war die germanische Hoheit verblichen, bevor ich in irgendwelche Beraterstäbe an seinem Hofe vordringen konnte.


Ich muss allerdings zugeben, dass ich seine damalige Herzblattzusammenfassung persönlich sowieso nicht nachvollziehen kann. Das liegt daran, dass ich mich glücklicherweise über keinen Mangel an Solidarität beklagen kann. In meinem Gemüt ist dieses Gebiet sehr großzügig besetzt, deshalb solidarisiere ich mich mit einer breiten Palette von Ansichten und Forderungen, da sehe ich wirklich keinerlei akuten Nachholbedarf. Auf der anderen Seite dieser Medaille habe ich aber auch eine Handvoll Vertraute in meinem sozialen Umfeld, von denen ich jederzeit Solidarität erwarten kann. Ich verteile diese Rückendeckung also nicht nur, ich kann mir auch durchaus sicher sein, sie im Bedarfsfall einfordern zu können.

Die Überlegung, dass der Erhalt dabei immer vom jeweiligen Thema abhängt, lässt mich auch nicht ins Grübeln kommen. Im Gegenteil bin ich sehr froh und geradezu beruhigt darüber, in meinem engen Bekanntenkreis Menschen mit eigener Meinung und entsprechenden Diskrepanzen zu meiner Variante vorzufinden. Was könnte schlimmer sein als eine Fangruppierung, die blind meiner Sandale folgt?


Natürlich ist mir aber auch durchaus bewusst, welchem diesbezüglichen Fantasiegebilde die Menschen allgemein unter diesem Begriff hinterherhecheln. Gerade in sozialen Bewegungen wurde die Solidarität zu einer Utopie verklärt, in der Milliarden Menschen in einer einzigen Meinung gleichgeschaltet sind, diese natürlich auch noch absolut gerecht für jedermanns Ohr formuliert wurde, und deshalb mit ihrer Durchsetzung der Himmel auf Erden neu etabliert werden kann. Ich für meinen Teil weiß gar nicht, wie ich dieses Traumgebilde beurteilen soll, da schwanke ich zwischen Angst vor der dafür benötigten gesichtslosen Menschenmasse und Belustigung durch Feststellen der dahinter steckenden Naivität. Auf jeden Fall kann ich jede Form von Freude ausschließen, wenn ich mit diesem pauschalen Rosarote-Brille-Deluxe-Entwurf konfrontiert werde.


Das liegt zum einen sicher am Mangel meiner Vorstellungskraft darüber, dass eine Meinung, die ich persönlich zu 100 % vertrete, ohne jegliche Verwässerung auch von zig anderen Menschen mitgetragen werden kann. Je größer da die Menge wird, die sich solidarisiert, desto mehr schleift sich die Meinung ab, wird angepasst und schlimmstenfalls neu interpretiert. Am Ende dieses Stille-Post-Verfahrens erkenne ich im Worst-Case-Szenario meine ursprüngliche Version gar nicht mehr richtig wieder, habe dafür aber eine unüberschaubare Zahl von Sympathisanten abgeräumt, die nun die Umsetzung dieses Gruselmutanten fordern. Ich verstehe wirklich nicht, wie andere Menschen auf so einen Vorgang eine Sehnsucht entwickeln können.

Wahrscheinlich muss man sich dafür tatsächlich für irgendeinen peinlichen Übergott halten, der Meinungen formuliert, auf die die Masse gewartet hat und deshalb unangepasst und originär übernimmt. Da ich aber ein peinlicher Übergott bin, der diesbezügliche keine Talente ausgebildet hat, falle ich aus diesem seltsamen Suchraster komplett raus. Das war natürlich nur ein Spaß in Sachen „Übergott“, keine Angst, ich bin nicht komplett durchgeknallt. Trotzdem muss mich der Leser an dieser Stelle für einen Moment entschuldigen, ich will kurz einen Sonnensturm über die Venus schicken. Die hiesige Reptilienbevölkerung hinkt seit Monaten mit den Sojapuddingopfern hinterher, ich bin stocksauer.


Hier in der terranischen Ausgabe der galaktischen Weltanschauung kann ich aber sowieso zugeben, dass ich persönlich Solidarität niemals an eine Person vergeben würde, sondern immer nur an Gedanken, Einstellungen und Überzeugungen. Selbst im engsten Freundeskreis ernenne ich aus Prinzip keine Idole. Sicher können diese Leute aufgrund von Sympathie eher auf meine Solidarität hoffen als fremde Menschen, aber sogar im intimen Bereich ist es bei mir nicht ausgeschlossen, dass ich solidarische Handlungen verweigere.

Da muss ich nur spontan den Besuch bei irgendwelchen Schwiegereltern in spe als Theorie in die Runde werfen, dazu habe ich mich bisher bei aller Liebe nur sehr sporadisch und innerhalb eines Umkreises von 100 Kilometern breitschlagen lassen. Irgendwelche Safaris in den wilden Osten unserer Republik mussten von weiblichen Hauptdarstellerinnen in meiner Lebenskomödie immer alleine bzw. mit einheimischen Führern vor Ort durchgezogen werden. Das war auf keinen Fall ausschließlich meiner pauschalen Impfskepsis geschuldet, sondern lag hauptsächlich daran, dass ich mit der allgemeinen Idee dieser Dschungelausflüge nicht konform ging und deshalb sowohl bockig als eben auch unsolidarisch den Apport des zweiten Flugtickets verweigert habe.


Deshalb ist es mir auch völlig unverständlich, wenn fast schon gewohnheitsmäßig befreundete Tierrechtler zum großen Wehklagen ansetzen, nur weil Superhiwi XY irgendeinen Furz quer sitzen hat und sich deshalb für immer, ultimativ und mit der Extraportion Selbstmitleid von Facebook verabschiedet. Erstens berechnen diese Typen Endgültigkeit nach Minuten und sind deshalb nach spätestens 2 Tagen wieder online, oft sogar unter dem alten Profil oder mit einem Namen, den man korrekt assoziieren kann. Zweitens ist mir keine Person bekannt, die so verbindliche Thesen aufgestellt hat, dass dadurch die gesamte Tierbefreiungsbewegung steht oder fällt, und von deren Anwesenheit die Szene deshalb funktional abhängig ist. Und drittens und gleichzeitig am wichtigsten verstehe ich dabei nie, was an diesen Abschieden für konkrete Tierrechtsbemühungen tragisch wäre, selbst wenn der Möchtegern-Heiland tatsächlich mehr oder weniger tragende Säulen aufgestellt hat.

Diese verschwinden doch nicht mit ihrem/ihrer geistige(n) Vater/Mutter, sondern sind fest in anderen Köpfen verankert und somit weiterhin bereit für einen Siegeszug, eine entsprechende Pfiffigkeit vorausgesetzt. Ich als Meister der inszenierten und tränenreichen „Auf ewig, wenn nicht sogar für 4 Stunden“-Virtualselbstmorde weiß wirklich, wovon ich da spreche, ohne rot zu werden, kann ich mir da sogar einen Koryphäenstatus attestieren.


Aktuell hat so ein selbst ernannter Gruseljesus einen derben Schiffsbruch erlitten, da ihm sein Geflecht aus Zensur, bedingungsloser Massen^^gleichschaltung und Arschkriecherei inklusive Rektalcamping um die Ohren geflogen ist. Dieses Fass ist seit drei Tagen am Brodeln und praktisch stündlich wird dieser Shittornado mit neuen Anschuldigungen befeuert. Die Inhalte will ich hier gar nicht detailliert kommentieren, da manche dieser Unterstellungen schon als Verbrechensvorwürfe durchgehen und ich auf diesem Niveau für Stellungnahmen die betreffende Person persönlich kennen muss.

Allerdings verwundert es mich schon sehr, dass in Teilen meines Freundeskreises aufgrund dieses Spektakels ebenfalls ein Ruf nach Solidarität aufkommt, und zwar nicht etwa weil die Kräher die Vorwürfe entkräften können, sondern weil der potentielle Mr. Hyde schon mal die eine oder andere Pro-Tierschutz-Bemerkung fallen gelassen hat und deshalb in manchen Augen für Angriffe tabu sein sollte.


Was ist bloß an dieser ominösen Solidarität so begehrenswert, dass sie auf jedem Wunschzettel erscheint und Millionen Aktive zum Gebet darüber treibt, dass der gute liebe Nikolaus doch bitte Tierrechtler, Antifaschist oder Tokio-Hotel-Fan ist, damit er bei der jeweiligen Liebe möglichst viele Schäfchen im Dunstkreis absetzt. Mir muss niemand erklären, dass eine erhöhte Anzahl von Beteiligten zum Beispiel bei Mahnwachen sich bestimmt positiv auswirken kann, aber ich begreife nicht, warum man am Vorhandensein von möglichst großer Solidarität das ganze Wohl und Wehe einer Bewegung aufhängt und sogar zum spontanen Weinkrampf ansetzt, wenn diesbezüglich befriedigende Zahlen ausbleiben. Alles, was mir als König vom Sauerland im Gegensatz zur Deutschlandvariante fehlt, sind ultimative Argumente und offene Ohren, wenn ich die habe, brauche ich zur Übermittlung nicht die Fischer Chöre, da reicht mein zugegeben recht kieksiger Einzelsopran völlig aus.


Für den endgültigen Sieg über die Tierausbeutung muss nur jeder Veganer einen einzigen Omnivoren überzeugen und veganisieren, der Rest läuft nach dem Dominoprinzip. Natürlich ist das viel zu simplifiziert, und genauso natürlich ist es total peinlich, das Wort „simplifiziert“ zu benutzen, nur weil man als Star-Trek-Nerd aus falsch verstandener Liebe zur Favoritenserie jede Rhetorik so reflexartig wie unnötig ins Unverständliche hochpimpen muss.

Aber genauso wie dieser Blog nicht an den vom Autoren unbeholfen eingestreuten Buchstabenungetümen jenseits jeglicher offiziell als gängiger Begriff anerkannten Existenzgarantie scheitern wird, so wird die Tierrechtsbewegung an fehlender Solidarität zugrunde gehen. Im Zweifelsfall gehe ich diese Gaunlet-Serie gegen den kompletten omnivoren Lockerroom allein an, falls dabei jemand neben mir steht, ist das schön, wenn nicht, fliegen trotzdem die Pseudo-Raubtiergebisse. Es dauert dann nur etwas länger, bis jeder Tierquäler meine persönliche „Go to sleep“-Variante verbal in die Fresse formuliert bekommen hat.


Sicherlich ist das total übertrieben und naiv dargestellt, weil kein Mensch die Tierausbeutung alleine ad acta legen wird, schon gar nicht wenn der recht kindische Einzelkämpfer seine Texte dabei mit Wrestling-Phrasen bestückt, die 99% der Leserschaft nicht zuordnen geschweige denn nachvollziehen kann. Aber genauso übertrieben ist es glücklicherweise auch, das unheilschwangere Szenario des letzten Überlebenden überhaupt am Horizont auftauchen zu sehen, nur weil das eine oder andere Tierrechtsschlagersternchen am Kritikhimmel verglüht ist.

Diesen Kampf wird man niemals allein führen, es besteht also überhaupt kein Grund, nur aus Angst vor einem Personalmangel Rücksicht auf zwielichtige Gestalten zu nehmen und diese sogar zwanghaft zu integrieren. Selbstverständlich gibt es auch keine Veranlassung, aufgrund dieses Fakts gewollt Leute aus der Szene zu mobben. Außerdem sollte man auch immer eher zum Auge zudrücken tendieren und vor allem jedem Menschen eine zweite und auch dritte Chance einräumen, überhaupt keine Frage. Aber der Schwermut und eine Prophezeiung über besorgniserregende Quantitätseinbrüche in der Szene, nur weil jemand eine womöglich sogar verdiente Quittung bekommen hat und sich heulend in den Schmollwinkel begibt, ist auch selbst dann nicht am Platz, wenn der Betroffene dort fest einzieht.


Solidarität ist eine tolle Sache, das sehe sogar ich mit chronischer Allergie gegen Menschenansammlungen so, da sich dieses Verhalten nicht über Echtkontakte definieren lässt, sondern einfach über die Breite einer Bewegung, also vom sich heiser brüllenden Mitglied in der ersten Demofront bis zum sich wund tippenden Facebook-Gruftie im dunklen Kellerverlies. Allerdings sehe ich trotzdem keine Veranlassung, um ihr in Texten weinerlich nachzujammern, denn im Endeffekt ist sie immer nur ein Beschleuniger auf einem Weg. Das will ich keinesfalls herunterspielen, aber ich würde mir definitiv mehr Sorgen machen, wenn die Tierrechtsbewegung von der Zeit oder der Wahrheit im Stich gelassen wird.

Die Zeit arbeitet aber für uns und die Wahrheit ist auf unserer Seite, also beschäftige ich mich lieber wieder mit der Beschaffung von Feenblut. Das ist nämlich zur Zeit alles, was mir fehlt, zumindest um bei dem PC-Spiel „Titan Quest“ einen magischen Ausrüstungsgegenstand fertig zu stellen. Drücken Sie mir ruhig die Daumen, dass sich diese Flüssigkeit irgendwo im gerade erreichten Babylon finden lässt, das würde mir nämlich 15.000 zusätzliche Hitpoints in der Rüstungsklasse einbringen. Mit diesen Werten kommt natürlich keine Solidarität dieser Welt mit, diese Aussage lasse ich auch auf die Gefahr hin stehen, dass der Alleinherrscher von Germany gerade in seinem Grab rotiert. "
 
Pauschalreisen über das Kuckucksnest

Dass diese Welt ein Irrenhaus ist und der jeweilige Entdecker dieses Umstands die Zentrale immer direkt in seinem Heimatland ausmacht, ist über die Jahre so eine populäre Überlegung geworden, dass sie die Karriereleiter für Buchstabenansammlungen im Sturm genommen hat und sich erfolgreich als allgemein recht geläufiges Sprichwort etablieren konnte. Inzwischen gehe ich persönlich aber davon aus, dass diese Beschreibung den Zustand unserer Gesellschaft nicht mehr umfassend erläutert, sondern die Situation ziemlich schönfärbt. Denn mittlerweile wurden anscheinend in der terranischen Nervenklinik auch sämtliche Beruhigungsmedikamente abgesetzt und gleichzeitig alle Zellen sperrangelweit geöffnet, anders ist es nämlich nicht mehr zu erklären, was auf diesem Planeten aktuell so abgeht. Ich lasse gerne mal die vergangenen 7 Tage Revue passieren, vielleicht wird dieser Blog ja zufällig von einer außerirdischen Intelligenz empfangen, die gerade darüber am Grübeln ist, ob sich für unsere Welt noch irgendwelche Anstrengungen lohnen oder ob sie doch nur reif für den finalen Rettungsschuss ist. Gerade in so einer ziemlich verantwortungsvollen Position ist man sicher dankbar für jede Entscheidungshilfe, die man kriegen kann.


Direkt am Anfang der Woche gab es Neuigkeiten aus dem Süden Europas. Da versuchte noch immer ein ausgetickter Alleinherrscher die Teile der Bevölkerung per
Exekutive ins Koma zu prügeln, die es nicht nur wagten, eine andere Meinung als er zu besitzen, sondern diese auch noch frech in der Öffentlichkeit zu vertreten. Dabei ließ er sich auch nicht davon beeindrucken, dass immer mehr Menschen sich den Protesten anschlossen, im Gegenteil kündigte er stattdessen an, seinerseits die staatliche Armee ins Spiel zu bringen, sprich dem eigenen Volk den Krieg zu erklären, solange es weiter sowohl trotzig als auch undankbar den Kniefall inklusive ewigen Treueschwur ihm gegenüber verweigerte.


Nun könnten Unbeteiligte darauf spekulieren, dass sich Resteuropa so einen diktatorischen Amoklauf nicht lange anguckt, sondern irgendwann zumindest mal akustisch eingreift und das eine oder andere Machtwörtchen gen Bosporus schickt. Das ist aber eine sehr naive Denkweise, inzwischen wird der Umgang mit solchen Krisenherden völlig anders gehandhabt, denn just auf dem Höhepunkt des blutigen Spektakels in der Türkei haben die Verantwortlichen der EU beschlossen, dass dies der richtige Zeitpunkt wäre, um die hervorragende Arbeit der türkischen Regierung damit zu honorieren, indem man ihr ein weiteres Türchen auf dem Weg zum EU-Beitritt öffnet.


Mich persönlich hätte das noch nicht mal allzu sehr überrascht, immerhin war es auch schon zu früheren Zeiten Usus, dass Regierungen ihr Eingreifen von mannigfaltigen Fremdfaktoren wie zum Beispiel vorhandenen Bodenschätzen abhängig machten. Wenn der jeweilige nationale Adolf diese weiter freiwillig zur Verfügung stellte, konnte er mit seinem Volk machen, was er wollte, das interessierte dann wirklich niemanden mehr. Was die Türkei allerdings für die europäischen Gierhälse in nachbarschaftlicher Regierungsverantwortung so attraktiv macht, dass diese dafür auf das zumindest in einem Wahlkampf immer recht gerne genommene Thema Menschenrechte komplett pfeifen, ist mir bis jetzt verborgen geblieben.


Möglicherweise liegt dieser perverse Zungenkuss mit dem Erdogan-Regime daran, dass sowieso gerade weltweit die offiziellen „All you can verkrüppeln“-Wochen von den Machthabern ausgerufen wurden, in deren Folge anscheinend jede Regierung, die etwas auf sich hält, die kritischen Teile ihres jeweiligen Volks auf die Intensivstation knüppeln lässt. Hier in Deutschland sind die Wunden noch nicht ganz verheilt, die entstanden sind, als ein außer Kontrolle geratener Polizeimob Anfang Juni eine friedliche Demonstration angegriffen und eine Schneise von hunderten Verletzten durch Jung und Alt gemäht hat, ohne dass dafür irgendjemand zur Verantwortung gezogen wurde. Da kochten nur einige Tage danach alle Zeitungen im historischen Einklang vor sich hin und wetterten dagegen, dass so etwas außerhalb eines Polizeistaats nicht passieren darf. Inzwischen sind aber alle wieder ruhig und bereiten sich berichtstechnisch auf den Bundesligastart vor, während die einheimische Bullenbrigade für ihren nächsten Terroranschlag an besseren Panzerwesten, stabileren Kampfstiefeln und effektiveren Giftgas werkelt.


Was sich da mittlerweile so alles in diesen Reihen tummelt, trat dann sehr deutlich an diesem Wochenende zutage, denn dort wurde ein nackter Mann von einem Marshall hingerichtet, weil er mit einem Messer bewaffnet war. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen; da steht ein offenkundig geistig verwirrter Mann nackt in einem öffentlichen Brunnen und performt eine gruselige Selbstritzung. Deshalb wird er von zwei Polizisten angesprochen, darauf wedelt er mit seinem besseren Besteck in der Luft herum und erhält für diese ungeheure Provokation direkt den tödlichen Fangschuss. Ich hätte die Situation noch nachvollziehen können, wenn der Kerl die Crocodile-Dundee-Gedächtnis-Machete im Anschlag gehabt und damit hinterrücks die Staatsdiener angefallen hätte, in so einem Szenario hätte ich auch erst geschossen und danach Fragen gestellt.


Aber dass es in einer Vis-a-Vis-Konfrontation anscheinend kein anderes Mittel gibt, als direkt den ersten Schuss tödlich zu platzieren, ist entweder ein Armutszeugnis an die Polizeiausbildung oder es lässt tief blicken, mit was für offiziellen Vorgaben diese Möchtegern-Rambos in den Dienst/Krieg geschickt werden. Interessant ist dabei auch die profane Rechtfertigung des Berliner Landesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft, die lautet nämlich lediglich, dass man nicht alle Konflikte auf dieser Welt sprachlich lösen könne. Hoffentlich merken sich diesen menschenfeindlichen Spruch alle Opfer, die demnächst gegen die Polizei antreten müssen, dann herrscht wenigstens von der Skrupellosigkeit her beim nächsten Straßenkampf Fairness. Jedenfalls wird durch diese Vorfälle aber verständlich, warum sich kein Regierungsverantwortlicher über Menschenrechtsverstöße in der Türkei aufregt und im Gegenteil diese als Alltag belächelt und darüber hinaus sogar belohnt. Man macht halt auf keine Leichen in fremden Kellern aufmerksam, wenn man selber inzwischen die eigenen Kadaver aufgrund akuten Platzmangels in riesigen U-Bahn-Schächten horten muss.


Metzeltechnisch ungewohnt still ist es zur Zeit bei der Weltpolizei. Allerdings haben die Yankees momentan auch ganz andere Probleme, denn dort hat gerade ein ehemaliger Geheimdienstmann sein Vaterland dadurch verraten, indem er andere Nationen über die Rund-um-die-Uhr-Bewachung aufgeklärt hat, die der große Bruder aller bekannten und nichtbekannten Länder hier auf Erden durchgezogen hat. Das Spektakel, das dadurch ausgelöst wurde, ist an Widerlichkeit wirklich nicht mehr zu überbieten. Denn dieser moderne Held bekommt nicht etwa politisches Asyl inklusive den höchsten Ehren in den Ländern, wo die Amerikaner ein lustiges Stasi-Revival aufgezogen haben, nein, dieser Mann wird jetzt um den halben Erdball gejagt.


Vorerst ist er in Moskau untergekommen, weil das die Hauptstadt der Nation ist, die genug Eier hat, um der Amerikanischen Demokratischen Republik den Stinkefinger zu zeigen. Außerdem nehmen die Russen natürlich mit Handkuss die Gelegenheit wahr, um von ihrer eigenen, wahrscheinlich ebenso höchst erfolgreichen Bastelei an orwell´schen Überwachungsverhältnissen abzulenken. Jedenfalls hängt der plaudernde Geheimdienstler dort jetzt fest, da jüngst eine Flucht nach Ecuador gescheitert ist. Mit diesem Land war er sich zwar soweit schon einig, aber dann hat Amerika kurz damit gedroht, zukünftig keine Broccolilieferungen mehr zu bestellen, und schon hat sich der politische Wind um 180 Grad gedreht. Denn Amerika ist zwar nicht der einzige, aber ein sehr wichtiger Kunde von Ecuador im Kaninchenfuttersektor, der flüchtige Spion konnte leider keine ausgleichenden Gemüseabnahmen in Millionenhöhe in Aussicht stellen, also wurden so uninteressante Thesen wie Privatsphäre und Datenschutz direkt über Bord geworfen bzw. den Dollarzeichen in den Augen der einheimischen Wirtschaft geopfert.


Fast schon lustig, wenn es nicht so bedrohlich wäre, ist auch das Verhalten des deutschen Staats in dieser Posse. Der hat eine seitenlange Anfrage an die britische Regierung übersendet, da die Umtriebe des dort ansässigen Illuminatenvereins auch von dem möglicherweise letzten anständigen Mitarbeiter eines Geheimdienstes aufgedeckt wurden. Auf diese Anfrage von einem wohlgemerkt verbündeten Staat, mit dem man entsprechende diplomatische Beziehungen unterhält, kam nur eine reichlich arrogante zweizeilige Antwort zurück, in der man darauf hinwies, doch bitte direkt den britischen James-Bond-Club anzuschreiben, da man selber in insulanischen Regierungskreisen auch keinen blassen Schimmer hat, was dort eigentlich genau alles abläuft. Eine deutsche Reaktion auf diesen recht unverblümten Affront blieb bisher aus, wahrscheinlich wollte man im Reich des Sauerkrauts auch nur zeigen, wie empört man offiziell ist, ohne an irgendwelchen Konsequenzen interessiert zu sein. Zu pingeliges Herumreiten kann sich ja auch schnell als Bumerang erweisen, wenn demnächst irgendwie die BND-Verbrechen ans Tageslicht kommen, die diese Truppe zum Beispiel unter dem Stichpunkt „Hauptverantwortung der NSU-Affäre“ durchgezogen hat.


Nein, nein, da schickt man lieber den Bundespräsidenten in seiner Funktion als teuerste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Welt ins große ZDF-Sommerinterview und lässt ihn da thematischen Unsinn labern. Die pseudo-sympathische Ausstrahlung dieses Mümmelgreis wird immerhin nur noch durch seine absolute Nutzlosigkeit übertroffen, deshalb nimmt ihm das Volk ohne weiteres dämliche Phrasen ala „Ich warte erst mal ab, was Herr Snowden überhaupt aufgedeckt hat, das wissen nämlich bisher nur alle anderen, da mir noch nicht die entsprechenden Zeitungen vorgelesen wurden. Bis dahin ist der Mann für mich ein Verräter und die finde ich grundsätzlich doof“ oder auch „Überwachung ist ja im ersten Moment nichts Schlimmes, solange die Verhältnismäßigkeit stimmt. Die ist aktuell zwar nicht mal mehr ansatzweise vorhanden, aber trotzdem darf man nie vergessen, dass wir Bürger immer noch das Machtmittel schlechthin haben, wir können nämlich diese Verhältnismäßigkeit ständig neu abchecken und im Zweifelsfall anmahnen. Das interessiert dann zwar niemanden unter den Verantwortlichen, aber das ändert ja nichts an der reinen Existenz dieses Machtmittels, das sich auch schon mehrmals in Schlumpfhausen und Bikini Bottom bewährt hat. Darf ich mich jetzt wieder hinlegen? Es ist nach 19 Uhr, so lange war ich seit Jahrzehnten nicht mehr wach…“ ab.


O. k., dabei muss man fairerweise festhalten, dass es in Sachen Asyl in Deutschland sowieso noch nie allzu rosig ausgesehen hat und gerade diesbezüglich auch ganz frisch ein weiterer Tiefpunkt erreicht wurde. Am Wochenende wurde nämlich in der Münchner Innenstadt ein spontan hochgezogenes Camp von der Polizei gestürmt, in dem ein paar couragierte Menschen per Hungerstreik die Krümel vom Kuchen angefordert haben, der täglich auf dem Rücken ihrer Heimatländer gebacken wird, um damit die dekadente Gutsherrenmentalität der selbsternannten Ersten Welt zu befriedigen. Diese Unverschämtheit ist natürlich nicht mehr mit Worten auszudrücken, wo doch jeder weiß, dass man sich nur auf die Art und Weise der Luxuseuropäer durch das Leben schmarotzen darf, wenn man höchstpersönlich dafür gesorgt hat, dass man im eigentlichen Parasitenland auf diese Welt gerotzt wurde. Das ist einfach eine ungeheure Frechheit, erst trantütig im völlig falschen Erdteil aus der Mutter zu flutschen und sich dann auch plötzlich nicht mehr von Leuten ausbeuten lassen zu wollen, die ihr himmlisches Navigationsgerät besser im Griff hatten.


Die Kommentare zu diesem Vorfall haben mir dann auch das Fazit dieses Blogs ruiniert. Denn die beliefen sich hauptsächlich darauf, dass ein Staat, der rund um die Uhr von Spekulanten, Großbanken, Global Playern, Politikerbonzen und ähnlichem Gesocks erpresst wird, sich von niemandem erpressen lassen darf, nur weil derjenige an einem besseren Leben interessiert ist und in seiner Heimat vor dem Nichts steht. Eigentlich wollte ich diesen Beitrag nämlich mit dem Hinweis beenden, dass noch nicht alles hier auf Erden verloren ist, da das Volk langsam zumindest versucht, gegen diese Missstände aufzustehen. Allerdings könnte das auch ein Pfeifen im stockdüsteren Wald von mir sein, denn viel wahrscheinlicher ist es leider, dass dort draußen eine meinungsbildende Masse existiert, die völlig damit zufrieden ist, alle 4 Jahre damit abgespeist zu werden, einen Hiwi wählen zu dürfen, der daraufhin in absoluter Eigenregie eine Elite um sich schart, die fortan alle Entscheidungen im Alleingang fällt und noch nicht mal daran denkt, das Volk zu fragen, was es davon hält. Warum sonst ist Angela Merkel trotz ihres abgelieferten achtjährigen Politdurchfalls die beliebteste Strippenzieherin im Land? Das kann doch nicht nur an gefälschten Umfragewerten und der absoluten Alternativlosigkeit liegen.


Ich für meinen Teil tendiere immer mehr zu Parallelgesellschaften, denn wie ich die offiziell genehmigte Version gegen den Willen der Mehrheit positiv verändern sollte, ist mir eher schleierhaft. Da orientiere ich mich lieber nach veganen Dörfern in Selbstversorgung oder spekuliere auf eine Karriere in irgendeinem Bergkloster. Bei letzterem muss ich wahrscheinlich noch nicht mal meinen Tagesablauf umstellen, denn exzessives Dauerlesen, Gartenbewirtschaftung und alle paar Tage verschämtes Onanieren auf dem hausinternen Donnerbalken oder in der abgewrackten Heimkemenate klingt für mich wirklich nicht unvertraut. Wenn die Mönche dann noch ihren eigenen Internetanschluss besitzen würden, zum Feierabend der einen oder anderen Wrestling-DVD nicht abgeneigt wären und darüber hinaus ein eisernes Schweigegelübde abgelegt hätten, dann würde das Ganze sogar direkt unter Traumberuf(ung) laufen, zumal regelmäßige Supernatural-Filmabende in diesen Gefilden doch bestimmt sogar verbindliche Pflicht sein dürften. Vielleicht sollte ich mich da mal wirklich erkundigen, es hilft ja nichts, auf den eingangs erwähnten Gnadenstoß einer außerirdischen Macht zu warten. Immerhin ist die Gefahr riesig, dass sich diese Wesen über die Menschheit kaputt lachen und deshalb nie im Leben auch nur auf den Gedanken kommen würden, ihre Lieblingskasper zu pulverisieren. Das Risiko ist mir echt zu hoch.
 
Der nächste Blog ist verstörend, das ist mir voll bewusst. Aus Eigeninteresse bitte ich deshalb auch ausdrücklich, mir meine Denkfehler aufzuzeigen. Würde mich wirklich beruhigen, wenn ich welche gemacht hätte. ;)

"Der Tag, an dem sie Geschmack aufnahmen

Warum ist es in der westlichen Hemisphäre verpönt, Hunde zu essen? Liegt das an dem tiefen Respekt, den der Mensch vor diesen Wesen empfindet? Ist diese Beziehung von gegenseitiger Achtung geprägt, die durch nichts zu erschüttern ist? Ich halte das für ziemlichen Quatsch, leider habe ich mich viel zu lange mit omnivoren Menschen beschäftigt, um ihnen Ethikgedanken für ihren Umgang mit Haustieren zu bescheinigen. Es gibt in dieser Haltungsform ja sogar Schnittmengen wie Kaninchen, Vögel und andere Wesen, die sowohl im Familienkreis geherzt und angeblich geliebt werden, die aber auf der anderen Seite auch sehr geschätzt werden, wenn sie gut gewürzt und mit einer raffinierten Soße zum Sonntagsbraten auserkoren werden.

Der Verzicht auf Hundeschlachtungen liegt einfach daran, dass hier eine Tradition dagegen spricht und der omnivore Mensch noch keinen Grund erkennt, diese Wesen zu quälen. Sollten morgen Wissenschaftler herausfinden, dass Hunde und Katzen weniger CO2 ausstossen oder sollte man irgendeinen anderen Vorteil von Haustierschlachtungen gegenüber dem offiziell anerkannten Schlachtvieh entdecken, würden sich Nahrungsmodelle schneller zu Ungunsten von Bello verschieben, als dieser empört „Wau“ machen könnte. Natürlich würden die Menschen „ihre“ Hunde weiter lieben, aber der anonyme Vierbeiner würde sich ruckzuck mit dem Kaninchen den Status als Haus- und Schlachttier teilen.


Ich könnte jetzt den ganzen Blog mit diesem Warum füllen, aber ehrlich gesagt ist mir das zu langweilig, weil eine Etablierung von Hunden und Katzen als Schlachtvieh in dieser Gesellschaft viel zu einfach wäre. Viel interessanter ist da eine ganz andere, auch naheliegende Frage und die lautet: Was müsste passieren, um omnivoren Menschen den Kannibalismus schmackhaft zu machen? Zu diesen Gedanken habe ich zwar schon einen Kommentar formuliert, allerdings würde ich den gerne erweitern, auch unter dem Eindruck einer Gruppe auf der Internetplattform Facebook, aus der ich ausgeschlossen wurde, da ich die liebevoll gemeinten Schlachtungen der Mitglieder hinterfragt habe. Die Eingangsfrage in diesem Absatz ist übrigens leicht beantwortet. Forscher müssten herausfinden, dass der Genuss von Menschenfleisch positive gesundheitliche Entwicklungen mit sich bringen würde. Dieses Ergebnis würde Omnivore zumindest schon mal dazu bringen, dieser neuen Ernährungsform offener entgegenzutreten.

Dieses Anfangsinteresse wäre sehr abhängig von der Intensität der gesundheitlichen Vorteile für die Konsumenten. Ein lediglich besseres Hautbild würde wohl noch nicht als triftiger Grund durchgehen, aber was würde passieren, wenn herauskäme, dass der Konsum von Menschenfleisch Krebs heilen kann oder Alterungsprozesse aufhält? Ich gehe davon aus, dass in diesem theoretischen Modell schon die ersten Mehrheitsverhältnisse aufkommen würden, die sich zumindest mit dieser Idee ernsthaft beschäftigen.


Ein zweiter wichtiger Punkt wäre die Garantie für die Interessierten, selbst nicht zur Opfergruppe zu gehören. Um das zu erreichen, gäbe es zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte man soziale Gruppen wählen, die so wie Schlachttiere keine Lobby haben. Da würden sich z. B. Schwerverbrecher oder andere Leute, die in den Augen von Mehrheiten Qual „verdient“ haben, anbieten. Ist diese Opfergruppierung erstmal etabliert, könnte man sie auch behutsam über die Jahre ausweiten, erst innerhalb der Verbrechensskala, dann sicherlich auch in anderen gesellschaftlichen Randschichten. Wichtig wäre dabei nur, dass die Konsumenten immer in der Gewissheit leben könnten, selbst nicht betroffen zu sein und auch in Zukunft niemals einbezogen werden zu können. Die zweite Möglichkeit wäre die Zucht von Schlachtmenschen. Sicher würde man dabei aber weiter den Begriff Schlachtvieh favorisieren, um nicht unnötig darauf aufmerksam gemacht zu werden, was sich in den Verschlägen genau tummelt.

Die Zucht würde auch zusätzlich eine sehr wichtige Voraussetzung für Omnivore erfüllen. Die Opfer könnten sich nicht in einer menschlichen Sprache artikulieren, wenn man ihnen diese niemals beibringt. Dieser Umstand ist von eminenter Bedeutung, denn Schmerzensschreie könnten nicht ignoriert oder pervers uminterpretiert werden, wenn sie klar verständliche Forderungen beinhalten würden. Die reale Tierausbeutung hätte einen weit schwierigeren Stand, wenn Tiere ihre Leiden für Menschenohren konkret artikulieren könnten, so etwas würde das bewusste Weghören sehr stark verkomplizieren.


Sind diese zwei Ziele erreicht, wäre es auch schon an der Zeit, um das Gewissen zu beruhigen. Denn egal wie aufgeklärt ein fleischessender Mensch auch tut, er wird immer tief im Inneren wissen, dass es falsch ist, für seine Ernährung über Leichen zu gehen. Deshalb verteidigen diese Leute ihren Status auch mehr als aggressiv und sehen schon rot, wenn man sie als Leichenesser tituliert, obwohl dieser Begriff ihre Tätigkeit einfach realistisch zusammenfasst.

Die erste Stufe der Beruhigung müsste rein begrifflich erfolgen. Man dürfte auf keinen Fall Menschenbeine oder andere logisch zuzuordnende Bezeichnungen benutzen, man sollte definitiv auf abstrakte Phantasie-Umschreibungen wie Haxe oder direkt Schnitzel zurückgreifen, um nicht unnötig daran zu erinnern, was genau da auf dem Teller liegt. Im Bereich des Kannibalismus müsste man auch noch verstärkter als beim Omnivorismus darauf achten, niemals Leichenteile zu präsentieren, die optisch noch ihre Herkunft erkennen lassen. Ist es unter Fleischessern noch nicht mal verpönt, ein vollständiges Schweinekind auf einen Spieß zu stecken und die Leiche ganz offen als Spanferkel zu bewerben, so sollte man dies bei menschlichen Opfern tunlichst unterlassen und nur unblutige, abgepackte und von fremder Hand getötete Leichen verkaufen. Anders ist der dringend benötigte Abstumpfungs- und Verdrängungseffekt der Verbraucher nicht zu erreichen. Was für eine Rolle die Erkennung und die absolute Entmenschlichung der Opfer spielt, sieht man auch daran, wie unpopulär es ist, Menschenaffen zu schlachten, obwohl diese intelligenz- und sozialtechnisch z. B. Schweinen kaum überlegen sind, aber eben äußerlich stark an Menschen erinnern.


Die zweite Stufe der Beruhigung wären perverse Garantien, in denen der Mord an den Opfern verharmlost und teilweise sogar als von ihnen erwünscht dargestellt wird. Hier kann man dann auf schnelle oder schmerzlose Tötungen hinweisen, man kann stolz die kurzen Anfahrtswege zur Hinrichtungsstätte aufzeigen oder man kann auch mit dem Hinweis arbeiten, dass das Opfer in der Schlachtanlage aufgewachsen ist und deshalb keine Sehnsucht entwickeln kann, da es andere Lebensumstände nicht kennt. So sehr all diese Thesen auch keine Rolle für das Opfer spielen, da dieses nur daran interessiert ist, nicht umgebracht zu werden, so stark sind sie als Pro-Argumente bei Fleischessern besetzt. Diese werden sich auf jede dieser scheinbaren Erleichterungen dankbar stürzen, um ihr aufgewühltes Gewissen zu beruhigen, dabei interessiert es nicht primär, ob es den Opfern gut geht, sondern es reicht völlig, wenn es diesen besser geht, egal wie minimal diese Verbesserung und wie groß das auch danach noch vorhandene Elend sein mag.


Eine weitere Stufe der Beruhigung bringt mich dann auf die Facebook-Gruppe, aus der ich hinausgeworfen wurde. Denn Fleischesser können sich untereinander noch so sehr versichern, wie moralisch einwandfrei die Quälerei in ihren Augen ist, einen viel größeren Effekt erzielt diese Beruhigung, wenn sie von jemanden kommt, der sich für Tiere einsetzt und diese nicht quälen lässt. Wenn diese Leute den Fleischkonsum als eine Bagatelle hinstellen, ist das Balsam für die Seele der Tierquäler, denn dann haben sie jemanden gefunden, der Tiere verschont und trotzdem bestätigt, dass die von ihnen ausgelöste Quälerei harmlos und zu vernachlässigen ist. Die angesprochene Gruppe wurde nur gegründet, um Fleischkonsum als etwas völlig Normales hinzustellen, damit im Gegenzug die Fleischesser sich für Projekte einsetzen, mit denen sie konform gehen können. Und diese hilfreiche Hand nehmen die Tierquäler gern an, haben sie doch die Chance, sich dadurch sogar als Tierschützer zu deklarieren. Das gelingt dadurch, indem man das Leid der Schlachttiere mit dem von Tieren verrechnet, die von Fleischessern etwas Gutes erfahren haben.

Natürlich ist das widerlich, da es den wahrscheinlich ultimativen Verrat an den Lebensinteressen der Schlachttiere darstellt, aber diese Vorgehensweise funktioniert tadellos, von Fleischesserseite sowieso, aber auch von Leuten mit einer anscheinenden Gegenposition, die Tierleid einteilen und dann nur von ihnen gebildete Eliten retten. Das reibungslose gegenseitige Hände waschen ist leider auch logisch, denn für beide Seiten ist das eine Win-Win-Situation. Die Tierleichenesser bekommen für ihre ethischen Verbrechen den ersehnten moralischen Persil-Schein, die Tierschützer bekommen Unterstützung für Projekte, die ihnen so wichtig sind, dass sie diese mit der Hoffnung der Schlachttiere eiskalt bezahlen. Definitiv müsste das auch beim Kannibalismus erreichbar sein, so dass sich der Menschenschlächter mit ein bißchen Anstrengung und Hilfe aus dem Menschenschützerlager auch trotz seiner Verbrechen als menschenlieb positionieren kann, solange er neben seiner Quälerei einer ausgesuchten Gruppe seiner Opfer Unterstützung zukommen lassen würde.


Über den Punkt des Geschmacks müsste man gar nicht diskutieren. Fleisch ist geschmacksneutral. Richtig, das kann ich gar nicht sagen, da ich noch nie rohes Fleisch gegessen habe. Das gilt aber für die meisten Menschen, so kommt es zu dem Fakt, dass der Geschmack von Fleisch zum größten Teil über die Gewürze und die Zubereitung definiert wird. Diese Dinge kann man aber leicht jeder Fleischart anpassen, so wird noch nicht mal jemand merken, ob er gerade Huhn oder Mensch isst.


Zum Schluß kommen wir noch zum Punkt der Tradition. Dieser Punkt wäre Segen und Fluch zugleich. Ein Fluch insofern, dass man einen über Generationen etablierten Kannibalismus selbst dann nicht mehr aus einer Gesellschaft bekommen würde, wenn man die fiktiven Gesundheitsvorteile als falsch oder nicht alternativenlos entlarvt. Das würde dann kaum mehr jemanden interessieren, da alle Menschen sich hauptsächlich darauf stützen würden, dass Kannibalismus anerkannt ist und schon vom Uropa angewandt wurde. Unter diesen Voraussetzungen stehen die wenigsten Menschen auf und blamieren sich durch Schwimmen gegen einen Strom vor den Nachbarn, Freunden oder Verwandten. Allerdings ist die Tradition aber auch ein Segen, weil sie hauptsächlich den Kannibalismus verhindern wird, da eben kaum jemand gegen Gesellschaftsnormen angehen würde. Zusammen mit der Illegalität und den fehlenden persönlichen Vorteilen ist das der stärkste Anti-Grund.


Wer jetzt empört angibt, dass Menschen sich auch ethisch von dieser Ernährungsform abwenden würden, dem gebe ich insofern recht, dass das tatsächlich einige tun würden, genau wie es in der Realität vereinzelt Leute bei der Tierausbeutung tun. Die stumpfe Masse beurteilt aber ihr Verhalten nach 4 Säulen, die da Wehrlosigkeit der Opfer, Mehrheitskompatibilität, Tradition und persönliche Profitmöglichkeit lauten. Wer etwas anderes angibt, ist leider ein Träumer, das sieht man auch daran, wie verschämt und geheim mit der Tierausbeutung gerade bei ihren blutigen und brutalen Prozessen umgegangen wird, um das allgemeine Gewissen nicht zu belasten, wie selbstverständlich der Mensch aber trotzdem diese Mechanismen für sich einsetzt und ganz natürlich sein Leben mit ihnen einrichtet, indem er sie trotz Ahnung oder sogar Wissen einfach verdrängt. Ich würde auf eine Ethik des Menschen niemals Geld setzen, die wird bei zuvielen Mitgliedern dieser Spezies als Behinderung angesehen. Für dieses Empfinden sind die meisten einfach noch viel zu primitiv.


"And crawling, on the planet's face,
some insects, called the human race.
Lost in time,
and lost in space... and meaning."
Richard O'Brien "
 
Wir essen keine Hunde aus dem gleichen Grund warum Inder keine Kühe essen.
Ausserdem hatte ich gelesen das Vegetarier nichts für die Tiere machen.
 
.......... Und was ist bei euch geistig schiefgelaufen, die ihr uns einkaserniert, uns den Willen brecht und uns dann stolz eurer Art präsentiert? Gibt euch das ein Gefühl von Macht, wenn ihr uns gefangen haltet und uns ein artgerechtes Leben in Freiheit verweigert? Ist das der Grund, warum ihr uns gnadenlos weiterzüchtet, um noch gnadenloser immer mehr Käfige mit uns zu füllen? Fühlt ihr euch gut amüsiert, wenn wir unsere Würde aufgeben und für Futter oder aus Angst vor Strafe irgendwann Männchen machen oder auf Fahrrädern durch Zirkuszelte fahren? Ihr nennt mich Attraktion, mein Name ist Tier und ich hasse euch.
........... "

Dem ist nichts hinzuzufügen!
 
Mordinsekten greifen an

Im ersten Moment dachte ich, meine Mutter möchte sich für „Lord of the dance“ bewerben. Ich war richtig stolz auf sie, da sitzt man gemütlich zusammen, plötzlich bricht es aus ihr heraus und sie improvisiert nicht nur eine Hammer-Tanznummer, sondern beweist auch noch zumindest rudimentäres Gesangstalent im atonalen Schrei- und Brüllbereich. Dass die ganze Aufführung einen sehr ernsten Hintergrund hatte, habe ich erst bemerkt, als sie zu einer Zeitung gegriffen hat und damit wie wild um sich schlug. Jetzt konnte ich auch den Gesang richtig zuordnen, das war nämlich gar keine Aborigine-Poesie, sondern es handelte sich um den Ausruf „Einewespeeinewespeeinewespe“. Das ist eine allgemein sehr weit verbreitete Warnung vor einem winzigen Insekt, das hin und wieder sticht, wenn man es nur engagiert genug dazu provoziert.


Manchmal sticht es sogar ohne Grund, hinter der Umschreibung „ohne Grund“ verbirgt sich dann meistens eine Jagd wie durch meine Mutter, bei der das arme Wesen entkommen konnte und dann entsprechend sauer und aufgeputscht dem nächsten angetroffenen Menschen direkt prophylaktisch seinen Stachel in gerade zur Verfügung stehende Hautstellen gerammt hat. Was ich diesem Tier wirklich nicht verübeln kann, wenn mich jemand umzubringen versucht und ich rechtzeitig fliehen kann, würde ich mich mit einem Doppelgänger des Täters auf meinem Fluchtweg auch nicht unbedingt zusammensetzen und ein Bierchen trinken. Der würde definitiv von mir umgehauen werden, wenn er dafür zu groß wäre, würde ich mich mit entsprechend angepassten Mitteln verteidigen.


Ich glaube, ich kann gar nicht adäquat meine Wut darüber ausdrücken, wie mit diesen Wesen umgegangen wird. Da ist in den Nachrichten eine Rede von einer Wespenschwemme, die wegen günstigen Temperaturen im Frühling ausgelöst wurde, da werden ganze Nester abgetötet, weil sie an falschen Stellen hingen, jedes dieser Lebewesen gilt als lebensgefährlich, unter anderem da manche Menschen auf die Stiche allergisch reagieren, wird deshalb beim Auftauchen als Verwandter eines atomaren Vernichtungsschlag eingeordnet und entsprechend panisch behandelt, und selbstverständlich werden deshalb auch Wespen pauschal zum Töten freigegeben.


Lächerlicher geht es wirklich nicht, ich kann mal kurz meine bisherigen Begegnungen mit diesen Tieren veröffentlichen: Die fliegen in mein Büro oder mein Wohnzimmer, daraufhin mache ich ein Fenster weiter auf und deshalb fliegen sie irgendwann wieder nach draußen. Ohne sich zu verabschieden, diese angedeutete Muffeligkeit ist aber das Einzige, was ich ihnen dabei vorwerfen könnte, aber nie tun würde, da ich selber auch nicht die Höflichkeit erfunden habe.


Dramatisch wird es dann nur, wenn andere Leute in meinem Umfeld diese Tiere bemerken. Da kommt es dann zu Zuckungen wie bei einem epileptischen Anfall, sie fangen wie wild an, um sich zu schlagen und mit Zeitungen Mordanschläge zu verüben. Ehrlich gesagt kann ich bei diesen Aktionen erstens wie schon gesagt verstehen, dass Herr oder Frau Wespe irgendwann die Schnauze voll hat und zum Gegenangriff übergeht, aber zweitens habe ich auch definitiv mehr Angst vor den schlagenden Leuten als vor dem an sich harmlosen Insekt, dessen Intention sicher nicht die Menschenjagd ist. Was heißt das aber genau? Darf ich auch zum Baseball-Schläger greifen und solange auf den menschlichen Zappelphilipp eindreschen, bis der wieder Ruhe gibt?


Überhaupt stelle ich persönlich beim Gang durch beliebige Fußgängerzonen fest, dass wir dieses Jahr anscheinend eine erneute Menschenschwemme haben, keine Ahnung, ob das an irgendwelchen Frühlingstemperaturen liegt. Zwei Hausnummern von mir entfernt haben diese Wesen sogar vor ein paar Monaten ein neues Nest gegründet. Ich weiß jetzt schon, dass diese Brut mich in ein paar Jahren mehr nerven wird als jede Wespe dieser Welt, zu welchen Handlungen genau zwingt mich diese Tatsache? Überhaupt habe ich auch anscheinend eine Menschenallergie, ich reagiere sogar mit meinem Tod, wenn mich eines dieser Wesen mit seinen durchaus öfters anzutreffenden Waffen erschießt oder anders umbringt, dieser Fakt gibt mir welche pauschalen Rechte im Umgang mit meinen Mitbürgern?


Ich weiß, der letzte Abschnitt zeigt mal wieder meinen angeblichen Menschenhass, während die Beschreibungen davor völlig normale Handlungsweisen aggressive Mordinsekten betreffend darstellen und nicht die Spur von Hass gegenüber diesen Lebewesen beinhalten. Denn diese Tiere stören ja nunmal und können Stiche verteilen, die unangenehm jucken, so etwas ist natürlich eine 1-A-Rechtfertigung für einen Mord an ganzen Nestern dieser Wesen und der ausnahmslosen Verfolgung jeder dieser gelb-schwarzen Terroristen, bis sie endlich ausgerottet sind. Denn vermutlich sind sie ja selber auch auf Menschenjagd, sie reagieren nicht auf Aggression, sondern wollen uns stechen und schaden, dass sie sich dabei vorher auf das Nutella-Brot setzen, ist nur eine böswillige Ablenkung von ihren wahren Plänen.


Ich werde trotzdem weiterhin diese armen Dinger sogar aus meiner Cola befreien, obwohl ich als Dank nach so einer Aktion auch schon gestochen wurde. Ehrlich gesagt glaube ich aber, dass das nicht persönlich gemeint war, sondern etwas mit dem im Colaglas stattgefundenen Überlebenskampf zu tun hatte, nach so etwas steht man wahrscheinlich allgemein neben sich. Allerdings kann ich mich natürlich auch irren und dieses Tier wollte mich mit seinem Stich tatsächlich umbringen.


Wie dem auch sei habe ich wenigstens nicht meine Würde verloren, indem ich mit rollenden Augen einen mehr als dämliche Veitstanz aufgeführt habe und niemand ist in der Situation gestorben, da ich den Stich aller möglichen Wespenabsichten zum Trotz auch überlebt habe. Die gleiche Taktik werde ich auch mit dem Menschennest in der Nachbarschaft fahren, einfach leben und leben lassen. Denn in meinem ethischen Empfinden gibt es kein Nervpotential, das zu einer Tötung berechtigt, darauf bin ich sogar ein bisschen stolz.
 
Absolut richtig! Auch ich tue Wespen oder auch allgemein anderen Insekten nichts. Die Angst vor dem Stich kann ich bei Leuten verstehen, die allergisch auf die Stiche reagieren aber ansonsten ist das doch albern.
 
Eigentlich würde ich euch zustimmen, aber ich hatte eine Mücke die sich durch nichts aufhalten lies, weder Anti-Mücken Spray für die Haut und son Ding das ein Ton ausstrahlt.
Und wenn sie einmal zustechen würde, dann wäre das auch ok.
Aber nein, in die linke Hand ein paar mal hestochen, rechter und linker Arm und ins Knie.
Mein ganzer Körper hatte gejuckt und es war nachts um 3 und ich hatte Schule.
Und es war schön als ich sie tötete, irgendwann ist nämlich mal gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also gut, auch mal wieder etwas entspannend unpolitisches ^^:

"... und der Bohrer war noch warm

Meine Plombe und ich haben uns getrennt. Irgendwie kam sie wohl nicht damit zurecht, dass ich nebenher eine Beziehung mit einer Tüte Studentenfutter geführt habe. Ich glaube zumindest, dass dieses Tete-a-Tete der Auslöser für ihren überstürzten Abgang war. Jedenfalls hat sie direkt am Folgemorgen des romantischen Candlelight-Dinners, das ich mit dieser Nuss-Rosinen-Mischung veranstaltet habe, ihre Koffer gepackt und sich Richtung Abfluss davon gemacht. Ob dort ihre Mutter wohnt, weiß ich übrigens nicht, denn obwohl sie damals direkt in meinen Mundraum gezogen ist, haben wir ihre Eltern nie besucht.

So ist das halt mit der Liebe auf den ersten Blick, ich hatte Schmerzen wegen einem Loch im Zahn, sie war eine Füllung. Alles schien so perfekt, unser Himmel hing voller Geigen, bis dann der Alltag gnadenlos zuschlug und ich sie irgendwann gar nicht mehr bemerkte, während sie sich wahrscheinlich nur noch als eine Plombe unter vielen fühlte. Obwohl unsere Trennung also durchaus nachvollziehbar war, habe ich persönlich meine Zahnärztin dafür verantwortlich gemacht, denn immerhin wurde ich an dieser speziellen Gebissstelle schon zum zweiten Mal von unzufriedenen Kunststoffimplantaten sitzen gelassen. Deshalb beschloss ich spontan, für meine nächste Kauleistenbeziehung die Partnervermittlung zu wechseln und einem anderen Zahndompteur eine Chance zu geben.


Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, auf was für ein verwegenes Manöver ich mich da eingelassen hatte und wie naiv mein Gedanke war, dass man sich als freier Bürger jederzeit recht unproblematisch ärztlich umorientieren darf. Die erste Adresse in meiner diesbezüglichen Odyssee wollte mich in ihrem Terminkalender dazwischen quetschen und stellte mir deshalb großzügig bereits im Spätherbst dieses Jahres eine Besuchsmöglichkeit in Aussicht, die ich als Reflexnörgler aber als zu spät wahrnahm und deshalb ausschlug.

Obwohl die zweite Nummer von der Länge her gar nicht auf eine Auslandsverbindung schließen ließ, landete ich bei diesem Versuch anscheinend in Italien, denn die Dame am anderen Ende der Leitung faselte nur irgendetwas von einem festem Kundenstamm, in den ich nicht aufgenommen werden durfte, was ich dann gleich so interpretierte, dass in dieser Praxis nur Mitglieder der „Familie“ in den Genuss einer Behandlung kommen konnten. Irritierenderweise hatte der weibliche Empfangs-Luigi übrigens gar keine heisere Stimme, dieser Stilbruch enttäuschte mich als Hardcore-Filmfan selbstverständlich mehr als die eigentliche Absage. Unter der dritten Nummer hob selbst nach drei Versuchen niemand ab, wahrscheinlich hatte diese Praxis das Vorgängerprinzip sogar noch perfektioniert und bearbeitete deshalb streng nur einen bestimmten Telefonnummernstamm.


Glücklicherweise wurde irgendwann eine Arbeitskollegin auf mich aufmerksam und erbarmte sich meiner, indem sie mir ihren Zahnarzt ans Herz legte, bei dem ich dann tatsächlich einen realistischen Termin ergattern konnte, der lediglich 14 Tage in der Zukunft angesiedelt war. Heute, also 13 Tage und 23 Stunden später trete ich dann auch direkt bei diesem Mann auf. Das nicht hundertprozentig eingehaltene Zeitfenster liegt an meinem natürlichen Händchen für Reiseplanungen, denn meine auf 30 Minuten prognostizierte Busfahrt dauerte lediglich 10 Minuten und auch die einstündige Orientierungszeit war etwas zu großzügig von mir veranschlagt, da ich bereits nach gut 20 Minuten den Kariesbekämpfungstempel erreiche, eine Suchleistung, über die niemand erstaunter ist als ich selbst.


Obwohl ich schwer davon irritiert werde, dass die Praxis in einem ganz normalen Wohnhaus angesiedelt wurde, meistere ich die erste Klingelhürde noch bravourös, indem ich am richtigen Namensschild schelle, das Öffnungssummen völlig korrekt zuordne und folgerichtig die Haustür aufdrücke. Allerdings scheitere ich dann an der Pforte zur eigentlichen Wohnung, jedenfalls suggeriert mir das der leicht genervte Gesichtsausdruck der Arzthelferin, die mir nach meinem dritten Klingeln persönlich die Tür öffnet, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass diese sowieso nicht geschlossen war. Gut, das hätte der eine oder andere Patient vielleicht im Vorfeld erahnen können, da in so einer Hauspraxis eine unverschlossene Eingangstür durchaus Sinn macht. Aber zum einen bin ich nun wirklich nicht jedermann und zum anderen war die erste Tür ja auch zu, was für mich persönlich die Beweislage absolut logisch zu meinen Gunsten darstellt.


Also marschiere ich dementsprechend ohne jeden Hauch eines schlechten Gewissens hinter der Empfangsdame her, um die eigentlichen heiligen Hallen der betreuten Zahnpflege zu erreichen. Am Tresen kommt es dann nach Vorlage meiner Versichertenkarte zu einem knallharten Blickduell zwischen mir und dem Arztbüttel. Gerade will ich betont lässig auf das Parkett spucken, um in diesem überraschenden Privat-High-Noon gestentechnisch die Clint-Eastwood-Rolle für mich zu beanspruchen, als die Frau sichtlich von meiner Nervenstärke beeindruckt mit dem Hinweis „Das ist eine Sparkassenkarte“ aufgibt.

Tatsächlich muss ich einen klitzekleinen Verwechslungs-Faux-Pas eingestehen, als ich die Karte auf der Theke noch mal einer kritischeren Nachprüfung unterziehe. Selbstverständlich ist das keine Entschuldigung für die flapsige Art und Weise, mit der mich die Dame als den Idioten hinstellt, der ich zwar bin, aber nichtsdestotrotz als zahlender Kunde ja wohl ein natürliches Recht auf Verschleierung dieser Tatsache geltend machen kann. Hier wäre sicherlich die Benutzung der Karte mit der anschließenden höflichen Frage „Oh, ich bekomme gar keine Daten, sind Sie sicher, dass Sie bei der Sparkasse krankenversichert sind?“ angebrachter gewesen. Na ja, wie auch immer erkläre ich mich dennoch bereit, die Karte gegen meine BKK-Version auszutauschen. Übrigens im exakt selben Größenformat, das und meine 9 Dioktrin auf jedem Auge will ich in diesem Zusammenhang unbedingt extra herausstreichen.


Nun werde ich vorläufig zur weiteren Verwendung entlassen, seltsamerweise mit der übergenauen Wegbeschreibung „Dann setzen Sie sich bitte noch einen Moment ins Wartezimmer, das ist die Tür mit der Aufschrift gleich links hinter Ihnen mit der weißen Klinke“. Pah, hält mich die Frau etwa für doof? Vorsichtshalber werfe ich diese Frage lediglich in meinen Gedanken auf und erreiche ohne weitere Zwischenfälle und übrigens so sicher, als würde ich diese zwei Meter tagtäglich zurücklegen, die ausgewiesenen Räume der Verharrung.

Hier wartet gleich ein Schock auf mich, denn nahezu alle Sitzgelegenheiten sind mit Häuten überzogen, ein Umstand, den ich vielleicht im tiefsten Kongo erwartet hätte und der mich in westlichen Breitengraden dementsprechend unvorbereitet erwischt. Ich spiele auf Zeit, indem ich erstmal mein Hoodie an die Garderobe hänge und mich dann mit dem Zeitschriftenstapel beschäftige. So erweist sich das schaurige Inventar sogar noch als Segen, denn auf dem sonst nie von mir frequentierten Tisch, den diverse Hausfrauen- und Autofahrermagazine bei einem Arzt immer als Versammlungsort wählen, entdecke ich einen Haufen Flyer für ein Reitfest in der Umgebung, den ich selbstverständlich routiniert in der kompletten Auflage zur späteren Entsorgung in meiner Tragetasche verschwinden lasse.


Nach dieser erfolgreichen Aktion stelle ich mich noch immer unentschlossen im Raum auf, allerdings schreit mein Plan zum Lederbenutzungsboykott aus heiterem Himmel nach einer Änderung, als sich überraschend die Tür öffnet und zwei weitere Patienten in das Wartezimmer spült. Konfrontiert mit misstrauischen Blicken, die irgendwo verständlich sind, wenn in einem leeren Wartezimmer jemand stehend an einer Wand lehnt, zwinge ich mich zu einer Entscheidung zwischen den primitiven Möbelstücken aus der Menschheitsdämmerung oder dem hölzernen Zwergenstuhl in der Kinderspielecke. Um die Skepsis meiner temporären Raummitbewohner nicht ins Unermessliche steigen zu lassen, begebe ich mich zähneknirschend zu der Sitzgelegenheit für geisteskranke Erwachsene und lasse mich in der Hoffnung auf ein Imitat in selbige fallen.

Sofort bemerke ich, dass irgendetwas nicht stimmt, entweder ist dieser Sessel in eine andere Dimension hineingebaut worden oder es handelt sich um eine Art von raffinierter Treibsandfalle, wie auch immer wird mein Hintern sofort und unerbittlich gen Erdmittelpunkt gezogen und ich verabschiede mich spontan aufgrund meines demnächst anstehenden 40. Geburtstags von der Möglichkeit, diesen Platz aus eigenen Kräften jemals wieder verlassen zu können.


Nachdem ich eine knappe Viertelstunde vor mich hin gesunken bin und vom Restraum inzwischen nur noch in weiter Ferne über mir einen winzigen Ausschnitt erkennen kann, wird dieser plötzlich vom Kopf der Arzthelferin verdunkelt, die anscheinend mit mir kommunizieren will. Als der Schall mich in den tiefsten Tiefen der teuflischen Sesselfalle endlich erreicht, werde ich durch die Ankündigung, als nächster an der Reihe zu sein, noch mal so motiviert, dass ich über mich hinauswachse und es entgegen aller Prognosen irgendwie schaffe, aus dem patientenfressenden Möbelstück wieder hinauszuklettern.

Wenige Sekunden später finde ich mich dann auf dem berühmt-berüchtigten Behandlungsstuhl wieder, wo der Herr Doktor meiner Männlichkeit gleich einen schweren Schlag versetzt, indem er sich gar nicht erst nach einem Spritzenwunsch meinerseits erkundigt, sondern nach Untersuchung des Kraters, den die Plombe in meiner Mundflora hinterlassen hat, diesen Knockout direkt verbindlich ankündigt. Da ist er also wieder, der ewige Fluch der Menschen, die sich innerlich per Selbstdiagnose als Antwort auf Chuck Norris klassifiziert haben, aber äußerlich nur nach Weichei schreien. Ich möchte allerdings an dieser Stelle betonen, dass ich beim qualvollen und eigentlich praktisch unerträglichen Einstichschmerz der mehr als riesigen Betäubungsspritze nicht mal mit der Wimper gezuckt habe.


Nun werde ich alleine gelassen, um mir Gelegenheit zu geben, mich von meiner Gesichtsmuskulatur gebührend zu verabschieden. Während ich artikulationstechnisch immer mehr zum Lukas Podolski mutiere, springt plötzlich neben mir der freundliche Bruder vom Bohrer an, der sich während der Behandlung auf die Luftzufuhr spezialisiert hat. Sofort ziehe ich serienbedingte Rückschlüsse und gehe reflexartig in den „What would Dean do?“-Modus über. Bevor ich aber anfangen kann, den Raum suchtechnisch nach den Gebeinen des definitiv ruhelosen Geistes umzugraben, der für diesen Spuk verantwortlich sein muss, kehrt der Arzt zurück, amüsiert sich über sein technisches Hilfsmittel und gibt zu Protokoll, dass dieses Ding bereits an den Start gehen würde, wenn man es nur schief anguckt. Das ist zwar keine beeindruckende Auszeichnung für das Equipment seiner Praxis, trotzdem kann mich die Aussage momentan beruhigen, da ich feststellen muss, dass ich just an diesem Tag meinen mobilen Salzspender fahrlässig zu Hause gelassen habe und deshalb Geistererscheinungen sowieso entsprechend hilflos gegenüber stehen würde.


Die eigentliche Behandlung läuft völlig unspektakulär ab, eine Herausforderung ergibt sich erst wieder beim nachträglichen Ausspülen meines Mundraums unter den von der Teilnarkose diktierten und somit nach wie vor akuten Betäubungsbedingungen. Während die Aufnahme des Wassers noch völlig unproblematisch möglich ist, scheitere ich beim Rückspucken wie befürchtet an meinem halbseitig praktisch gefühlslosen Oralgesichtsbereich und sabbere somit nicht nur die Flüssigkeit recht entwürdigend gen Becken, sondern menge auch noch jeden Anflug meines ohnehin recht niedrigen Coolnessfaktors in die beschämende Darbietung hinein. Kurz überlege ich, ob ich die peinlichen Speichelfäden einfach als Teil einer gewollten Spontanhommage an den Glöckner von Notre Dame darstellen soll, indem ich noch meinen Kopf auf die Schultern ziehe und dabei „Esmeralda“ brülle.

Das unterlasse ich aber, da es sich der Arzt mit mir sowieso endgültig verscherzt, weil er den Raum nach einem kurzen Gruß verlässt, ohne mir die Spielzeugkiste anzubieten. Und das, obwohl er gebohrt hat. Eine Unart, die ich nun seit gut 28 Jahren bei diversen Zahnärzten feststellen muss. Tz, und dann wundern sich die Typen, dass ich ohne jeglichen Anreiz meine Termine nur alle Jubeljahre und ziemlich lustlos wahrnehme.


Der restliche Ablauf geht recht flott über die Bühne, ich bekomme für eine weitere Bohrung einen Folgetermin und verlasse dann die Praxis. Da mich der Medizinmann trotz gewisser Negativfaktoren durch seine Behandlung davon überzeugen konnte, ihn auch weiterhin in Zahnfragen zu konsultieren, vergewissere ich mich allerdings vorher noch, ob auch die Hygienebedingungen auf der örtlichen Toilette mit meinen Vorstellungen konform gehen. Dieser Abstecher hat also nichts damit zu tun, dass ich etwa die nebeneinander liegenden Türen vertauscht habe, wie böse Zungen möglicherweise behaupten könnten. Zwei Helferinnen und der Arzt freuen sich auf jeden Fall sehr stark über mein Engagement und verabschieden mich entsprechend euphorisch, als ich nach dieser letzten Kontrolle zielsicher die Ausgangstür ansteuere und in meinen Feierabend gehe. Auf der Straße hake ich dann einen weiteren Ort als offiziell grote-gepimpt ab, eine Auszeichnung, von der man sich zwar nichts kaufen kann, die Beteiligten aber auf jeden Fall immer eine schöne Rekapitulation des Arbeitsalltags im abendlichen Familienkreis garantiert. Das ist doch auch auf keinen Fall zu verachten. "
 
Der Pseudo-Tierschützer-Seelenfresser

Was für eine Nacht! Ich hatte einen ziemlich fiesen Alptraum, der von einem Fahndungsplakat handelte, das großzügig in meiner Heimatstadt verteilt wurde. „Gesucht: Jens Grote – Tot oder tot – Besondere Kennzeichen: dick und vorlaut – Anklage: Böswillige Irritation unzähliger Vegetarier- und Tierschutzseelchen – Belohnung: ein Schlecker-Einkaufsgutschein über 3 € oder eine Busfahrt nach Wahl im Citytarif.“ Über den Auslöser dieser unheimlichen Nachtkopfgeburt muss ich gar nicht lange nachgrübeln, das war definitiv eine Internet-Unterhaltung, die ich in einer immer wiederkehrenden Schleife schon gefühlte 32.987 Mal geführt habe und die auch gestern Abend eine ihrer gruseligen Reinkarnationen erlebt hat. Ich muss auch sehr zerknirscht die hohe Wahrscheinlichkeit zugeben, dass meine Gesprächspartnerin sich direkt nach diesem Wortwechsel vor ihrer PETA-Posterwand aufgehängt hat und demzufolge jetzt langsam am Pferdegeschirr auspendelt, das die Beilage der aktuellen „Ein Herz für Tiere“-Monatsausgabe bildete.


Aber muss ich mir wirklich daraus einen Vorwurf machen, dass in diesen Unterhaltungen regelmäßig zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinanderprallen, nämlich die eines Tierrechtlers und eines Tierschützers? Es fängt schon immer damit an, dass mein Gegenüber von mir ein Lob für eine Sache erwartet, deren diesbezügliches Potential ich nicht mal ansatzweise erkenne. Warum sollte ich für eine Selbstverständlichkeit in einen verbalen Begeisterungstaumel verfallen? Das ist doch ziemlich albern und vor allem hätte ich auch viel zu tun, wenn ich so einen Unsinn als neues Hobby entdecken würde. „Das ist so großartig, dass du keine Schändungen durchführst, Klara!“ „Ich finde es so toll, dass du noch nie jemanden vergewaltigt hast, Peter!“ „Wie schaffst du es nur, keine Leichen zu essen, Heinz?“ „Was ich besonders an dir liebe, Klementine, ist deine Weigerung, jemanden umbringen zu lassen!“ Ehrlich gesagt käme ich mir auch ziemlich blöd vor, wenn ich öfters so einen Euphorieamoklauf hinlegen würde, mit dem ich meiner Umwelt mitteile, wie großartig ich es finde, dass sie zivilisiert ist.


Tierschützer scheinen so etwas aber von mir zu erwarten, weil sie in ihrer völlig normalen Lebensart gegenüber Tieren irgendeine überirdische Heldentat erkennen, deren außergewöhnliche Großartigkeit mir allerdings total verschleiert bleibt. Das gilt natürlich auch für meinen eigenen veganen Lebensstil. Auch dort reagiere ich irritiert auf Lob, denn der Entschluss, niemanden für mich leiden zu lassen und das so konsequent wie eben möglich auszuleben, deklariert mich nur zu einem logisch denkenden Mensch, der Stoff, aus dem die Superhelden sind, wird aber auf anderen Plantagen angebaut.

Zumal diese Entscheidung von mir noch andere Punkte beinhaltet, u. a. den Vorsatz, auch keine menschlichen Leichen zu konsumieren oder überhaupt Menschen nicht bewusst zu schaden, das nimmt meine Umwelt aber als Selbstverständlichkeit hin, die diese Überlegungen nun mal auch darstellen. Nur im Kontext mit tierischen Mitlebewesen gibt es da Diskrepanzen in Punkto normales Gerechtigkeitsempfinden und deshalb muss anscheinend ein fairer Umgang mit diesen Wesen als übermenschlicher Kraftakt dargestellt werden. Wie gesagt eine Überlegung, die ich nicht mal ansatzweise nachvollziehen kann, wahrscheinlich bin ich dafür nicht stumpf genug und habe wohl zu begeistert an der Evolution teilgenommen, keine Ahnung...


Überhaupt verstehe ich nicht, was an dem vegetarischen Entschluss aus Sicht der Tiere so revolutionär sein soll. Für jedes Ei werden zig männliche Küken geschreddert oder vergast, da ihr Geschlecht als Legehennen nicht gebraucht wird, die Legehennen selbst werden zu abnormalen Legeleistungen hochgezüchtet, die ihnen Jahrzehnte ihrer Lebenserwartung kosten, Kühe werden künstlich vergewaltigt und entweder von ihren Kindern getrennt oder diese werden abgetrieben, da Mutter Natur die Milchbar schon vor der eigentlichen Niederkunft eröffnet und nur die Muttermilch in diesem Wirtschaftszweig interessiert, diese Liste könnte unendlich mit widerlichsten Abscheulichkeiten fortgeführt werden, die sowohl für einen omnivoren als eben auch für einen vegetarischen Lebenswandel anfallen. Und so eine Entscheidung soll ich dann noch loben? Wo genau steckt die Großartigkeit im Wechsel einer Opfergruppierung? Zumal überhaupt nicht gesagt ist, dass ein vegetarischer Lebenswandel weniger Opfer in der Tierwelt verlangt. Wenn man den Fleischverzicht mit verstärkten Konsum von Ei- und Milchprodukten ausgleicht, kommt unter dem Strich +/- 0 raus, was den Fauna-Bodycount betrifft. Wie genau sollte ich da das Lob formulieren? „Toll, dass du dich jetzt metzeltechnisch auf Kälber und Hühner konzentrierst?“ Das klingt für mich eher nach dem Wahlfach „Psychopath“ und ich habe mich damals glücklicherweise doch für „Französisch“ entschieden.


Das ist dann meistens die Stelle in der Diskussion, an der die ganze Tierliebe dieser Denkallergiker deutlich zu Tage tritt und sich in der Aussage „Dann kann ich ja auch wieder Fleisch essen!“ manifestiert. Echt goldig, wir verschanzen uns also mit einem beliebigen Haustier in unserem Zimmer und drohen diesem die Kehle durchzuschneiden, wenn nicht sofort unsere sagenhafte Tierliebe entsprechend gewürdigt wird. Wer kann bei solchen Überlegungen tatsächlich noch ernsthaft daran zweifeln, dass man diesen Kampf der Tiere wegen führt? Toll sind in diesem Zusammenhang auch immer diese seltsamen Verrechnungen. Ich kriege die Formeln aus Dr. Idiotensteins Hexenküche kaum mehr zusammen, aber ungefähr lauten sie „1 x regelmäßig im Tierheim helfen + auf Fleisch verzichten = Berechtigung für die Unterstützung einer beliebigen Tierquälerei“. Mathematik war noch nie meine Stärke, aber ich würde mir eher zutrauen, die Gleichungen von Navier-Stokes logisch zu entschlüsseln, als diesen formulierten Hirninfarkt auch nur ansatzweise zu begreifen. Vielleicht ist diesen Leuten aber ein veganes Leben auch einfach viel zu plausibel, um es als Lösung in Betracht zu ziehen, man weiß es nicht.


Interessant ist auch immer, was mir in solchen Gesprächen als Beleidigung ausgelegt wird. Man kann da im sachlichsten Ton Erklärungen abgeben, es muss nicht ein einziges Schimpfwort fallen, trotzdem ist man für diese Leute der Vater aller Querulanten, da man auf eine vermeidbare Tierquälerei in ihrem Lebenslauf hinweist, anstatt ihr gelebtes Minimum an Anstand gegenüber Tieren überschwänglich abzufeiern. Oft wird es dann lustig, denn das ist meistens der Anlass, um darauf hinzuweisen, dass es auch in meinem Leben noch Dinge gibt, für die Tiere leiden müssen.

Es ist für diese Menschen anscheinend undenkbar, dass ich sehr interessiert daran bin, über diese definitiv bestehenden Sachverhalte aufgeklärt zu werden. Das löst teilweise richtig gehendes Staunen aus, wenn ich darum bitte, mir entsprechende Tierquälereien in meiner Vita aufzuzeigen, damit ich diese dann abstellen kann. Wahrscheinlich ist es sogar ein ziemlicher Schock für selbsternannte Tierschützer, wenn jemand an Konsequenz interessiert ist, da es ihm tatsächlich um einen möglichst leidfreien Umgang mit Tiere geht und er deshalb niemals entsprechende Hinweise als persönlichen Affront versteht. Gleichzeitig ist das wohl auch der Hintergrund, warum ich das Beleidigungspotential meiner Bemerkungen nicht erfassen kann, da bewegen sich zwei völlig verschiedene Motivationen aufeinander zu.


Pervers wird es wieder, wenn die gekränkten Über-Tierfreunde ihr Heil in Tritten unter der Gürtellinie suchen. Da wird dann aufgeführt, dass bei meinen Busfahrten Insekten an der Windschutzscheibe sterben. Beliebt ist auch der Einwurf, dass ich Beton benutze, obwohl in Teer Tierknochen verarbeitet werden. Das ist übrigens auch eine Hammer-Frage für „Genial daneben“, nicht nur, weil der Titel dieser Sendung für solche Einwürfe wie geschaffen scheint: „Frage: Warum ist es in der Welt von (hier den Namen des Einsenders einsetzen) erlaubt zu vergewaltigen, zu misshandeln und zu morden? Antwort: Da andere Leute im Schlaf Insekten einatmen!“. Da sind die 500 € praktisch sicher, denn bestimmt kommt kein prominenter Ratefuchs auf diese Lösung. Das Problem an dieser Einsendung ist nur, dass man diese besser anonym tätigt, da sie sonst strafrechtlich interessant werden könnte, so geht aber natürlich auch das Geld flöten.


Abschließend kann ich leider nur zu Protokoll geben, dass ich wohl noch so manche Kopfnuss verteilen werde. Die Gründe habe ich hoffentlich mit diesem Blog deutlich machen können. Also können alle Betroffenen weiter an meinem Fahndungsplakat arbeiten, ich bekenne mich selbst schuldig in allen Punkten. Allerdings wird eine Verurteilung eine ziemliche Herausforderung werden, denn glücklicherweise schießen meine Verfolger mit verbalen Platzpatronen, die keinem ernsthaften Tierrechtler gefährlich werden können. Für heute bin ich dann mal weg in den nächsten Sonnenuntergang, allerdings ist das für das omnivore Verbrecherweltchen kein Grund zum Aufatmen. Denn dieser Gesetzlose wird euch solange terrorisieren, bis er die Gerechtigkeit gegenüber Tieren in jeden einzelnen Bürger geballert hat. In diesem Sinne: Go ahead, punks, make my day!
 
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Hmm...Interessant finde ich die Aussage "Wer sagt denn das sich in den nächsten 20 Jahren kein anderes Unrechtssystem bildet"....Ab wann fängt denn ein Unrechtssystem an? Eventuell wenn alle Menschen eines Landes unter Generalverdacht gestellt werden? Oder wenn das Rechtssysstem klare Unterschiede macht ob arm oder reich? Oder wenn "Wahlen" und "Demokratie" nur noch nichtssagende Schlagwörter sind? Oder wenn man nicht mehr anderer Meinung sein darf als die Mehrheit, weil man dann Repressalien befürchten muss? (In den USA längst Realität)

PS: Und um genau zu sein, habe ich mich soeben gerade als antidemokratischer Terrorist geoutet. :)
 
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Um ganz genau zu sein, ist das auch längst in Deutschland Realität. Zwar wurde der Vorfall ziemlich schnell unter den Teppich gekehrt, aber was da Anfang Juni in Frankfurt bei der Blockupy Demonstration passiert ist, hat nahezu alle neutralen Beobachter recht fassungslos zurückgelassen. Und bis heute wurde nicht ein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen oder auch nur ausgemacht. Was bleibt, ist da nur das Zeichen, und das lautet "Haltet euer Maul oder hier werdet von einem Polizeimob auf brutalste Art und Weise niedergemäht!" Sehr viel gruseliger geht es fast nicht mehr.
 
Und grade die Parallellen, die aus 1984 stammen und schon eingetreten sind, sind erschreckend. Und nur um das mal auf den Punkt zu bringen: Ist Demokratie nicht auf einer freien Meinungsäußerung von jedem aufgebaut? Wenn das nicht so ist wozu brauchen wir dann noch eine Opposition im Bundestag? Denn wenn auf die Meinungen anderer oder noch schlimmer andere Meinungen nicht geachtet wird und man für diese verfolgt wird, dann befinden wir uns schon in einer Diktatur und Überwachung, welche weitaus schlimmer ist, als es die in der DDR jemals war, denn diese hier ist Weltumfassend.
 
Die Bauern und der Veggie-Day

Wer mich schon immer mal ratlos erleben wollte, hat zur Zeit immens gute Chancen auf eine Livevorführung dieses Spektakels. Es reicht momentan nämlich bereits die Frage danach, was mich am meisten an der öffentlichen Debatte zum fleischlosen Wochentag ankotzt, um mich antworttechnisch ziemlich ins Schleudern zu bringen. Es gibt einfach viel zu viele Faktoren in dieser bizarren Vorstellung, die mich entweder extrem anekeln oder mir Fragezeichenrudel in die Visage zaubern, da ist es wirklich so gut wie ausgeschlossen, einen Favoriten zu benennen.


Das Elend fängt direkt bei der Beobachtung an, wer sich gerade für sein ach so mutiges Aufstehen abfeiern lässt, durch das er laut Eigendefinition höchstpersönlich diesen dreisten Affront der Grünen abgeschmettert hat. Seit Veröffentlichung dieser Überlegung werden auf der Leserbriefseite meiner Lokalzeitung täglich Stellungnahmen abgedruckt, deren Verfasser stolz heraustrompeten, dass mit ihnen so ein Tag nicht durchzuführen ist und deswegen diese angebliche Schnapsidee auch niemals Realität werden kann. Das Gruselige an diesen Äußerungen ist, dass man wohl davon ausgehen muss, dass Opa Erwin, Tante Heidelgunde, Yuppielappen Cornelius und Clearasilduscherin Elisa-Berta diesen Einwand ernst meinen und tatsächlich davon überzeugt sind, dass dieser Tag in die Ablage P verschoben wurde, nur weil sie dagegen sind.


Der fleischfreie Wochentag kommt gegenwärtig nicht zustande, weil eine ernstzunehmende vegane Wirtschaftslobby (noch) nicht existiert und die vegetarische Version der Fleischvariante vom Einfluss her nicht das Wasser reichen kann. Deshalb werden keine entsprechenden Impulse in den Bundestag abgestrahlt, wo dementsprechend keine diesbezügliche Pro-Stimmung geschweige denn eine Mehrheit erzeugt werden kann. Ich persönlich gehe sogar felsenfest davon aus, dass dieser Umstand sogar den Grünen bekannt ist und diese Partei das Thema ausschließlich als Wahlkampfpropaganda aufs Tableau gehievt hat. Und das übrigens gar nicht mal so ungeschickt, wie es vielleicht auf dem ersten Blick wirken mag, denn gerade bei diesem Thema muss man zwischen lauter Pöbelpropaganda der BILD-Zeitung und ihrer Jünger und stillschweigender Übereinkunft mit einer sicherlich nicht geringen Wählermasse unterscheiden. Auf jeden Fall ist damit die finale Abschmetterung dieser Idee lückenlos erklärt, was der Edeka-Mitarbeiter Dieter Neunmalklug aus Neuenrade vom Thema hält und welche Gedanken er via Leserbrief anderen aufdrängt, ist dabei bedeutungsloser als der FC St. Pauli für die diesjährige Champions-League-Saison.


Andere Blogger haben sich darüber aufgeregt, dass der deutsche Michel sich widerstandslos abhören, vergiften, die Rente wegnehmen und überhaupt alles mit sich machen lässt, solange nur nicht die heiligen Themen Fußball, Auto und Fleischkonsum angerührt werden. Aber selbst das halte ich für „Wishful thinking“. Der Fußball ist hier König, weil die DFB-Lobby gigantischen Einfluss hat, es gibt kein Tempolimit auf den Autobahnen, weil da die Autolobby das entscheidende Wörtchen mitzureden hat und genauso gibt es keinen fleischfreien Wochentag, weil Tönnies, Hoeness und Co. mit Tierquälerei Milliarden umsetzen. Sollten dort irgendwann mal Verhältnisse kippen, dann guckt der aufrechte deutsche Superspießer ruckzuck rund um die Uhr Eishockey, gondelt mit 80 km/h über einheimische Autobahnen und isst dabei brav sein Tofuwüstchen, letzteres sogar überwiegend ohne einen geschmacklichen Unterschied zu bemerken. Jedenfalls glaube ich nicht im Entferntesten daran, dass in diesem Land jemals Barrikaden brennen und so eine politische Vorgabe rückgängig gemacht wird.


Die Regierungskoalition hat den fleischfreien Tag abgelehnt, aus diesem Grund kann sich jetzt auch Otto-Normalschaf in diesem Triumph sonnen und ihn persönlich als heroische Abwehr etablieren. Genauso wäre es auch gekommen, wenn zum Beispiel die amerikanische BRD-Kolonie den Mut gehabt hätte, Edward Snowden das ihm zustehende Asyl zu gewähren. Das hätte das stumpfe Volksgemüt auch als allgemeinen deutschen Erfolg wahrgenommen, genauso selbstverständlich wie jetzt die Nichtgewährung mit einem pauschalen Achselzucken abgetan wird. Der Unterschied zwischen den historischen und den aktuellen Deutschen ist grundsätzlich, dass damals die Frage nach dem totalen Krieg mit einem euphorisch-perversen Gemeinschafts-Ja beantwortet wurde, während heutzutage die Frage nach der totalen Euro-Rettung oder dem bedingungslosen Campieren im Hintern der kriegstreibenden Stasi-Weltpolizei dem Volk gar nicht mehr gestellt wird und nur noch dieses Übergehen mit einem „O. k.“ oder „Mir doch egal“ von Seiten der Bürger akzeptiert wird.


Sollte morgen hierzulande wieder die Inquisition eingeführt werden, dann würden Beschuldigte sehr wahrscheinlich erst fragen, was die Nachbarn von den Vorwürfen halten. Wenn der Großteil der Bekannten das Urteil als gerecht abnicken und der Staat zusätzlich eine Medienaktion ins Leben rufen würde, in der Günther Jauch oder ein anderer Megapromi die Hexenverbrennung als vernünftig einstuft, dann würde so mancher hiesige Einwohner selbst den Reisighaufen hochziehen, sich mit einem Holzpfahl auf dem Teil fixieren und sogar eigenhändig das entscheidende Streichholz werfen, nicht ohne dabei darauf hinzuweisen, wie sehr er oder sie sich für den ganzen Vorfall schämt. Es besteht durchaus eine geringe Hoffnung, dass dieses Beispiel übertrieben ist, allerdings steht in Stein geschrieben, dass die normale deutsche Menschenfliege jede Scheiße widerstandslos frisst, solange die anderen das auch machen oder die Anweisung von einer „höheren“ Instanz kommt.


Unter diesen Umständen ist es geradezu absurd, diesen Typen auch nur einen Hauch von Eigeninitiative zu unterstellen. Schon gar nicht darf man ihnen irgendwelche politischen Entscheidungen als persönlich errungenen Erfolg auf die Fahne schreiben. Wenn diese Allesfresser gesellschaftliche Entwicklungen als positiv wahrnehmen, dann liegt das nur daran, dass sie unverschuldet in einem Strom mitschwimmen, der eine für sie angenehme Strömung aufweist. Die Richtung ändert aber kein Bundesbürger, dafür sind diese Leute von Natur aus viel zu hierarchieorientiert und arschkriecherisch veranlagt.


Abstoßend ist auch, wie sich Deutschland diesen Vorschlag fremdinterpretieren lässt. Da titelt die BILD-Zeitung für ihre überwiegend geistig desorientierte Leserschaft in Großbuchstaben, dass man ihr den Fleischkonsum verbieten will, schon fragt niemand mehr nach oder überprüft aus neutraler Sicht den genauen Wortlaut der grünen Stellungnahme. Sogar andere Zeitungen übernehmen diesen Idiotentenor und lassen ihre Redakteure etwas von Übertreibung, einem allgemeinen Verbotsklima und Bevormundung schwallen. Nach dieser medialen Gehirnwäsche interessiert es dann kaum noch jemanden, dass es hier lediglich um einen einzigen Wochentag geht und die Veranstaltung sich auch nur in Kantinen abspielen soll, also nicht mal ansatzweise ein allgemeines Fleischverbot gefordert wird.


Schon gar nicht wirft auch nur eine Stimme ein, dass diese Übertreibung, dieses Verbotsklima und diese Bevormundung für die meisten deutschen Veganer und Vegetarier in ihren Kantinen das Tagesgeschäft darstellt, da dort selbstverständlich nur drei Fleischgerichte angeboten werden, weil die Freunde anderer Ernährungsweisen ja das Schnitzel verweigern und sich die Kartoffeln ohne Fleischsoße trocken herunterwürgen können. Eine 7tägige Fleischdiktatur ist eben normal, wogegen ein lokal begrenzter 24-Stunden-Veggie-Super-GAU einfach eine ungeheure Provokation darstellen würde. Und wer das anders sieht, der muss erst mal auf dem nächsten Schützenfest das Wettrülpsen oder das Komasaufen gewinnen, bevor seine Meinung zukünftig in der gesellschaftlich anerkannten Steinzeit überhaupt eine Chance auf Wahrnehmung hat.


Ebenfalls interessant ist es, dass praktisch jeder Kommentar in den Medien irgendwann in seinem Ablauf absolut korrekt die Folgen des Fleischkonsums aufzählt, egal ob es sich da um Umweltbelastungen, Gesundheitseinbußen, die Verbindungen zum Welthunger oder ganz profan Tierquälerei handelt. Dennoch ist das Ende jedes Einwurfs auch verbindlich, das dreht sich nämlich immer darum, dass sich trotzdem kein Redakteur sein Fleisch verbieten lässt. Diese Zusammenfassung ist dann meistens auch das Einzige, was der Tyrannosaurus Rex am anderen Ende der Medienkette aus den Artikeln mitnimmt und dementsprechend in seinem Umfeld als persönliche „Ich lasse mir von den Grünen nicht das Fleisch verbieten!“-Diskussionsessenz verbreitet.


Wenn wenigstens einer dieser Experten den Mut zur Wahrheit hätte und dementsprechend mit „Ich lasse mir wegen einer lebenswerten Zukunft für meine Kinder nicht das Fleisch verbieten!“ argumentieren würde, aber das kann man vergessen, denn so würde er sich direkt als die egoistische Bestie outen, die er nun mal ist und die für ihren lächerlichen Gaumenkitzel im Ernstfall ganz selbstverständlich auch über die Leichen der eigenen Brut gehen würde. Diese Ehrlichkeit würde den persönlichen Gutmenschenstatus natürlich ad absurdum führen, also legt man das Ganze lieber als Protest gegen Parteiwillkür aus und gibt somit sogar noch den unbequemen Querdenker und Rebellen.


Wo wir gerade bei Bestien sind, sollte ich auch unbedingt auf die Fleischesser in meinem persönlichen Umfeld eingehen. Da hat sich inzwischen nämlich eine Mehrheit gebildet, die in Gesprächen meine Thesen als vernünftig und nachvollziehbar abnickt, meinen Veganismus darüber hinaus absolut großartig findet, aber dann doch im eigenen Lebenslauf weiter Tiere quälen lässt. Das verteidigen diese Menschen damit, dass sie alleine nichts ausrichten könnten und es deshalb egal wäre, ob sie als Einzelperson die Ethik für sich entdecken oder weiter an Supermarktkassen Mordaufträge vergeben. Ein stückweit kann ich diese Argumentationskette sogar verstehen, allerdings geht dieses vage Verständnis direkt wieder flöten, wenn ausgerechnet diese Leute gegen politische Verbote wettern und das Ganze verbindlich lediglich auf einer freiwilligen Ebene etabliert sehen wollen.


Ich habe erst kürzlich eine Unterhaltung mit zwei Damen geführt, die der Meinung waren bzw. wohl leider auch noch sind, dass man keine Gesetzesänderungen als Ziel anstreben, sondern stattdessen lieber Menschen von etwas überzeugen sollte, da auf diese Weise irgendwann Gesetze gar nicht mehr benötigt würden. Reflexartig hielt ich das ganze Statement für ein Zitat aus „Alice im Wunderland“, aber nach mehrmaligen Nachhaken wurde klar, dass meine Diskussionspartnerinnen das durchaus ernst meinten. Ich selber bin mir aber absolut sicher, dass man die menschlichen Bestien in der Gesamtheit ausschließlich durch Gesetzgebung inklusive Strafsystem von etwas abhalten kann.


Sollten morgen in Deutschland zum Beispiel die amerikanischen Waffengesetze übernommen werden, dann hätten wir garantiert im nächsten Quartal immens erhöhte Zahlen in den Gewaltstatistiken. Da würde ich mich selber noch nicht mal ausklammern, denn wenn ich auf meinem Grundstück wie im Wilden Westen auf jeden Eindringling schießen dürfte, dann würde ich mich gerade in den gegenwärtigen Wahlkampfzeiten verstärkt auf die Lauer legen und auf möglichst viele erfolgreiche Politikerabschüsse hoffen, die an meiner Haustür auf Stimmenfang gehen wollten. Und so wird sich das bei jedem Verbrechen darstellen, sobald man eine Gewalttat legalisiert, wird es auch Nutznießer und Opfer geben.


Vor diesem Hintergrund kann man sehr schön ablesen, wie ernst es meinem Bekanntenkreis und unzähligen anderen Omnivoren mit ihren Beteuerungen tatsächlich ist. Denn wer sich damit verteidigt, Tiere nur noch quälen zu lassen, weil ein Einzelverzicht in seinen Augen keinen Unterschied macht, der ist erstens natürlich immer noch hochpervers veranlagt, allerdings müsste er gleichzeitig sehr an entsprechenden Gesetzen oder eben politischen Vorgaben interessiert sein. Ein offiziell ausgelobter Veggie-Day müsste diesen Leuten absolut in die Karten spielen, denn wenn alle deutschen Kantinen einmal in der Woche auf Tierleichen verzichten würden, dann wäre das ein Signal von ungeheurer Stärke und es würde dementsprechend einen gewaltigen Unterschied machen.


Aber ich glaube sowieso, dass genau das der wundeste Punkt ist, den dieser grüne Vorstoß bei vielen Omnivoren getroffen hat. Ein Veggie-Day würde diesen Leuten einfach unglaublich viele Ausreden nehmen. Egal ob „Aber alleine kann ich doch eh nichts ausrichten“ oder „Ich habe doch überhaupt keine Ahnung, was es für Ersatzprodukte gibt“ oder „Ich habe einfach keine Lust, ständig Inhaltsangaben zu überprüfen“ oder sogar „Das schmeckt doch alles nach Pappe“, es gibt unzählige Verteidigungen, die durch so einen Tag extrem gefährdet wären. Deshalb müssten sich die Omnivoren, die moralisch noch nicht komplett verkrüppelt sind, nach diesen 24 Stunden ernsthaft hinterfragen und sich dann entscheiden, ob sie weiter auf die Argumentationsseifenblasen setzen, die sie selber inzwischen als unhaltbar und naiv klassifiziert haben, oder ob sie tatsächlich auf ihr geliebtes Fleisch verzichten. Und vor dieser Entscheidung haben diese Leute bestimmt Angst, denn sie bedroht die mühsam aufgebaute und vor allem gewohnte rosarote Scheinwelt, die für Tierquälereien unverzichtbar ist. Hinterher müsste der sprichwörtliche Bauer dann etwas fressen, was er nicht kennt, und etwas Schlimmeres kann man gerade Deutschen wohl nicht antun.
 
Wenn die Vegetarier mal ein weniger arroganter waren und nicht so tun als wären sie klüger, dann würde man sie vielleicht ernst nehmen.
Vielleicht
 
Wenn die Vegetarier mal ein weniger arroganter waren und nicht so tun als wären sie klüger, dann würde man sie vielleicht ernst nehmen.
Vielleicht

? Ich hab drei Freunde die Vegetarier sind, einer ist Veganer. Und von denen ist keiner arrogant. Ich weiß echt nicht was du meinst. BTW ein bisschen klüger sind sie schon, sie tun immerhin was für die Umwelt und gegen die Massentierhaltung.
 
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