Ein etwas harscher Ton, für den ich mich sogar fast
entschuldige, aber hier wird auch gerade DAS Thema besprochen, was mir immer wieder die größte Gänsehaut einbringt. Also bitte nicht allzu persönlich nehmen, so ist es nämlich gar nicht gemeint, sondern einfach mal nachdenken, ob ich trotz meiner Polemik nicht doch ein bißchen recht mit der folgenden Aussage habe:
"Fressen, schlucken, niemals denken
Omnivore sind schon Naturtalente in Sachen Comedy. O. k., man sollte eine Vorliebe für schwarzen Humor haben, außerdem muss man so politisch unkorrekt sein, um über geistig Behinderte lachen zu können. Wenn dem persönlichen Gemüt diese zwei Punkte aber nicht fremd sind, bekommt man wirklich die erstaunlichsten Schenkelklopfervorführungen geboten, sobald man die allesfressenden Dick-und-Doof-Hommagen auf freier Wildbahn erlebt. Ich weiß jetzt gar nicht, ob diese Clowns ihrem jeweiligen Programm immer einen Titel geben oder ob sie ihre Darbietungen aus einem spontanen Stegreif heraus der Umwelt präsentieren und sich deshalb nicht groß mit irgendwelchen Überschriften aufhalten.
Zur besseren Orientierung vergebe ich mal eigenständig eine Bezeichnung für den Klassiker dieser Väter der Klamotte, den ich in diesem Blog hier wohlwollend kritisieren möchte. Meine Wahl ist da auf „Milliarden Tierausbeuter versuchen moralisch tief berührt die Massentierhaltung zu boykottieren, ohne dabei ihren Konsum einzustellen“ gefallen. Hach, jetzt fange ich schon direkt wieder an zu glucksen, die Witzfiguren sind aber auch einfach zu amüsant, wenn man kurz ausblendet, dass sie eiskalt über Leichen gehen, und sich stattdessen nur ihre dämlichen und an den Haaren herbeigezogenen Verteidigungen dafür betrachtet.
Dass die meisten dieser Knallchargen ihren diesbezüglichen Verzicht nur gerne überall betonen, aber nicht mal ansatzweise konsequent durchzuführen, will ich gar nicht ausschweifend thematisieren. Es existiert schon so mancher Blog von mir, in dem ich meine Probleme damit formuliere, wenn die naturbewusste Bio-Mutti ihre Tierleiche nur aus Haltungsformen kauft, in denen das Wesen total nett, beneidenswert und menschenwürdig massakriert wurde, sämtliche Artikel mit lediglich beigemengten Tierprodukten aber ungeprüft in ihren Einkaufswagen legt, um in ihrer Bridge-Runde nicht als fanatische Übertreiberin dazustehen. Diese Überlegung hakt sowohl bei der Unterstellung, dass eine schöne Folter theoretisch existiert, als auch bei dem Denkversuch, dass man die Anwendung dieser erstrebenswerten Art der Qual nach Entdeckung noch nicht mal auf alle seine Konsumgüter übertragen muss. Aber wie gesagt soll das hier gar nicht der Aufhänger sein.
Mich würde vielmehr interessieren, wie sich der Tierausbeuter ein Aufstehen gegen die Massentierhaltung vorstellt, wenn neben ihm Milliarden gierige Münder versorgt werden sollen, die alle keinesfalls auf ihre Tierleiche, ihre Muttermilch und andere Perversitäten kulinarisch verzichten wollen. Selbst wenn man kurz davon ausgeht, dass jeder Tierquäler im Monat nur eine Kuh für seinen Gaumen über die Klinge springen lässt, sind wir bei monatlichen Opferzahlen in Milliardenhöhe. Das ist aber sogar noch viel zu niedrig gegriffen, denn der Pro-Kopf-Verbrauch eines normalen Tierschänders umfasst nicht nur eine Kuh, die Ausbeutungsliste beläuft sich auf diverse Tierarten und von jeder Art wird auch immer die Mehrzahl dort aufgeführt, die für den gewissenlosen Omnivoren zu leiden hat. Wie kann man sich unter diesen Umständen tatsächlich frech hinstellen und herumtönen, dass man gegen Massentierhaltung ist?
Wo wollen diese Typen die Milliarden benötigten Tiere unterbringen, wenn nicht in einer Massenhaltung? Stehen da irgendwelche Pläne im Raum, um diesen Planeten hier entsprechend zu erweitern? Vor diesem Anbau habe ich ziemliche Angst, denn der müsste von seiner Größe her so riesig sein, dass er durchaus die Erde aus ihrer Umlaufbahn schleudern könnte. Ich möchte an dieser Stelle dringend zu Protokoll geben, dass der Spaß für mich endgültig aufhört, wenn die Fleischesser diesen Planeten in die Sonne steuern. In dem Fall würde ich echt stinkig werden und mich sehr wahrscheinlich auch noch mehr als sowieso gewohnt in der Wortwahl vergreifen.
Aber wie will man ernsthaft tagtäglich zig Tiere heranzüchten, wenn man auf diese Erweiterung verzichtet und gleichzeitig die Ausbeutungszielgruppe nicht zusammenpfercht? Wir sprechen hier über Opferzahlen in dreistelliger Milliardenhöhe, das wird nicht nur echt kniffelig, diese auf der zur Verfügung stehenden Fläche in liebevollen Einzelhaltungen aufzuziehen, der ganze Stunt ist absolut unmöglich. Das ist der Grund, warum jeder Fleischesser, Milchtrinker und Freund anderer Tierquälereien immer auch automatisch hinter der Massentierhaltung steht, völlig egal, wo er seine Opfer aktuell bezieht.
Wenn man tatsächlich die Massentierhaltung verhindern und trotzdem auf seinen blutigen Lebenswandel nicht verzichten will, dann muss man definitiv aktiver werden, als nur seine persönlichen Ekelprodukte bewusster zu erwerben. Im Zweifelsfall muss man außerdem dafür sorgen, dass nicht mehr allzu viele Konsumenten auf die Befriedigung ihrer kranken Gelüste bestehen. Denn eine konsequente Bio-Lösung inklusive dem Verzicht auf Massentierhaltungen ist nur theoretisch möglich, wenn höchstens ein paar Millionen Menschen Lust auf Quälerei entwickeln. Solange Milliarden etwas von diesem widerlichen Blutkuchen einfordern, muss auch eine entsprechende Opferquantität bereitgestellt werden, was immer auf Kosten des benutzten Raums gehen wird.
Als Tierausbeuter aber andere davon zu überzeugen, auf eben diese Quälerei zu verzichten, da sonst die Opfer nicht anständig und schön gemartert werden können, stellt aber bestimmt eine echte Herausforderung dar. Die naheliegendste Lösung wäre sicherlich ein regelmäßiger Zug durch die Gemeinde mit der Pumpgun seiner Wahl, diese Dezimierung der Endkonsumenten ist aber ärgerlicherweise gesellschaftlich so verpönt, dass sie sogar als illegal deklariert wurde. Selber ist man als Tierquäler aber in einer denkbar schlechten Position, um von anderen zu fordern, den Konsum einzustellen. Die Aussage „Ich bin gegen Massentierhaltung, mag aber Fleisch, deshalb sollten alle außer mir jetzt sofort wegen den armen Tieren damit aufhören, da die nur artgerecht gequält werden können, wenn sie nur für mich ausgebeutet werden“ ist einfach nicht schlüssig genug, um andere wirklich zum Einlenken zu bewegen. Ich glaube wirklich nicht, dass ich hier mal wieder viel zu schwarz male.
An dieser Stelle kommen wir zu einer wirklich interessanten Zwickmühle, in der sich alle Omnivoren befinden. Denn zum einen muss ich alle leidenschaftlichen Tierfreunde ernüchtern, die aus diesem Blog das Fazit ziehen, dass die Verhinderung von Massentierhaltung nicht möglich ist, solange man weiter Tiere ausnutzen will, und die deshalb in gewohnt kalter Manier beschließen, dann eben diese Haltungsform wieder bewusst zu unterstützen. Das wird nicht funktionieren, denn gerade diese Massentierhaltung ist unter anderem einer der ultimativsten Klimakiller, der Hauptgrund für den Welthunger und stellt somit eins der größten Zukunftsthemen überhaupt dar, an dem niemand vorbeikommen wird, der diese Erde nicht komplett in die universelle Sondermülltonne kloppen will. Die Massentierhaltung muss definitiv ad acta gelegt werden, um diverse Probleme dieser Welt in den Griff zu bekommen.
Andererseits habe ich bereits aufgeführt, warum man die Massenhaltung eben nur beenden kann, wenn keine Massen mehr benötigt werden. Diese Überlegung beherbergt aber auch einen für mich sehr angenehmen Schluss, der sich gleichzeitig als ziemlicher Albtraum für Sympathisanten der Tierquälerei entpuppt. Denn wenn tatsächlich nur noch für eine Minderheit Fleisch und Milch produziert wird, weil die erquälte Ausbeute eben nicht mehr für alle Geisteskranken reicht, kippen Mehrheitsverhältnisse, das sagt ja schon der Name Minderheit. Und ab diesem Moment werden dann Tierqualkonsumenten endlich wie die Verbrecher behandelt, die sie jetzt schon ethisch gesehen sind. Da wird der Egoismusgrundgedanke greifen, der praktisch allen Menschen zu Eigen ist. Und der lautet „Wenn ich nicht darf, soll niemand dürfen“. Das wird eine der wenigen Situationen sein, in der dieser Tunnelblick auf den eigenen Lebenslauf sich als Segen erweist.
Unglaublich, jetzt hat diese Kritik doch tatsächlich sogar einen mehr als versöhnlichen Ausklang gefunden, ich bin wirklich ein Stückweit gerührt. Das Tragische an der ganzen Sache ist natürlich, dass die Omnivoren und Vegetarier zwar schon längst in der beschriebenen Sackgasse angelangt sind, aber trotzdem momentan noch ein Zeitfenster zur Verharrung sehen, dessen Verstreichung sekündlich mit Leben und Zukunftsqualität bezahlt wird. Außerdem ist diesen Leuten leider auch ohne weiteres zuzutrauen, dass sie den Nachfolgegenerationen inklusive ihren Kinder einfach den Stinkefinger zeigen und so weitermachen wie bisher, da ihnen ihre Gaumenfreuden sehr viel wichtiger sind als eine lebenswerte Perspektive, an der sie aus Altersgründen sowieso nicht teilnehmen werden.
Denn wenn man dem Gros dieser Leute etwas bescheinigen kann, dann ist das eine praktisch unendliche Skrupellosigkeit, das ist eine Grundvoraussetzung für die von ihnen erst ermöglichte Tierquälerei, ein Verzicht auf Luxus bleibt deshalb für die meisten ein unsinniges Konzept. Egal, wie viele Wesen dafür leiden müssen und ob die Opfergruppe sich sogar aus ihrer Blutlinie rekrutiert, da man den jüngeren Ausgaben die Existenzgrundlage wegfrisst. Wie gesagt fällt diese ganze Überlegung in den mehr als schwarzhumorigen Bereich, selbst ich habe gerade ernsthafte Probleme mit Schmunzelversuchen. Alles in allem ist das einfach das gleiche Scheißprogramm, das die omnivoren Komiker ihrem Publikum in jeder Variante anbieten. Deshalb bitte ich nachdrücklich darum, diesen Blog als die faule Tomate wahrzunehmen, als die er von Anfang an gedacht war. Wirklich witzig sind diese dummen Leute nämlich schon längst nicht mehr, egal wie trottelig sie sich auch gebärden mögen. "