Eiszeit - FrozenIces kleiner Wrestling-Notizblock

Night of Champions 2012: Darum muss Dolph Ziggler eincashen

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Der World Heavyweight Champion Sheamus und der mexikanische Autoliebhaber Alberto del Rio fehden nun schon um genau zu sein seit der Smackdown Ausgabe nach Wrestlemania gegeneinander. Diese Zeitspanne beträgt nun schon über 5 Monate und obwohl es dazwischen mal eine kleine Auszeit gab, wirkt das Programm schon seit einiger Zeit extrem ausgelutscht.

Die Zeit, in der eine Rivalität über mehrere Monate interessant gehalten werden konnte, scheint weit hinter uns zu liegen. Eine Fehde über ein ganzes Jahr scheint aus heutiger Sicht unmöglich realisierbar zu sein. Vielleicht liegt es aber auch vor allem daran, dass Sheamus und Alberto del Rio kein Batista und Undertaker oder Triple H und Shawn Michaels sind, die sich über einen sehr langen Zeitraum immer wieder bekriegten, ohne dabei auf Dauer an Relevanz zu verlieren.

Nachdem es zunächst ein Fatal Four Way Match bei Over the Limit und ein Triple Threat Match bei Smackdown gab, trafen die beiden Dauerrivalen bei Money in the Bank und beim Summerslam in Singles Matches aufeinander. Mal abgesehen von der eher dämlichen Storylines um gestohlene Autos, Touts und abgesetzte Matches, die dann doch stattfanden, waren diese Auseinandersetzungen auch wrestlerisch nie wirklich ein Augenschmaus.

Mit dem Blick auf Night of Champions hat wohl auch dass WWE Creative Team festgestellt, wie festgefahren diese Rivalität mittlerweile ist. Das Verbot des Brogue Kicks erscheint da wie ein verzweifelter Versuch, einer toten Fehde neues Leben einzuhauchen und auch den Charakter von Sheamus wieder interessanter zu gestalten. Doch selbst mit dem Einbeziehen von Ricardo Rodriguez und David Otunga will die Fehde einfach keine Fahrt mehr aufnehmen.

Ein Zyniker könnte behaupten, dass selbst das Divas Title Match bei Night of Champions besser aufgebaut wurde als dieses Aufeinandertreffen. Sheamus Regentschaft als World Heavyweight Champion erscheint derzeit in einem sehr unspektakulären Licht, denn Siege über den immer gleichen Gegner bringen dem Iren absolut gar nichts. In zwei oder drei Jahren wird man sich mit Sicherheit an kaum einen Angle zwischen den beiden mehr erinnern.

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nur eine klare Möglichkeit, das Titelgeschehen um den zweitgrößten Titel der WWE wieder interessant zu gestalten. Und diese Möglichkeit trägt den Namen Dolph Ziggler. Der Kofferträger des blauen Brands musste zwar bereits einige klare Niederlagen gegen Sheamus einstecken, ist aber bei einem Großteil der Fans derzeit mehr over als der Ire und konnte zuletzt sogar einige Siege gegen etablierte Kräfte einfahren.

Beim PPV muss sich Ziggler zunächst gegen einen weiteren Mann etablieren, der in der Rangliste noch über ihm steht, Mit Randy Orton steht er aber einem Mann gegenüber, der demnächst einen Film drehen und deswegen eine Auszeit nehmen wird. Sollte Ziggler hier nicht gewinnen, wird dies spätestens bei der kommenden Smackdown Ausgabe der Fall sein. Mit diesem Sieg im Rücken könnte der blonde Engel dem Smackdown Titelgeschehen wieder Aufschwung bereiten, zumal die IWC nach einer Titelregentschaft von Ziggler geradezu lechzt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür, den zukünftigen „Megastar“ Sheamus kann man auch ohne Titel ein weiteres Mal neu aufbauen.


WFE Ecke – Die erste Ausgabe der neuen Staffel

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Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Kolumne wird möglicherweise bereits die zweite WFE Ausgabe dieser Staffel erschienen sein. Doch ich möchte mich noch ein wenig mit der ersten Folge beschäftigen. In den letzten beiden Wochen spekulierte ich ein wenig, was im Verlauf der Staffel passieren könnte. Nun wurden die ersten Weichen gestellt und es sieht so aus, als habe das Booking Team größtenteils andere Pläne als ich vermutete. Von daher muss ich mich nun neu orientieren und fasse mal kurz zusammen, womit nach dieser ersten Ausgabe in der kommenden Staffel zu rechnen ist.

John Marsten ist nun ein Heel

In der ersten Promo der neuen Staffel konnte man gleich bemerken, wie sich ein Charakter im Vergleich zu vergangenen Staffel verändert hatte. Allerdings war dies nicht, wie eigentlich zu erwarten war, Arthur Smith, sondern John Marsten. Der Cowboy wurde im Verlauf seiner Story mit Smith und Hiroshi Yamamoto langsam und bedächtig zum Bösen verführt und hoppla, kaum hat er den Titel, zerreißt er negative Schilder zu seiner Person und legt sich mit den Fans an. Offenbar fand beim Cowboy in der Pause ein rapider Sinneswandel statt, nachdem er feststellen musste, dess er die ganze Zeit von Smith manipuliert wurde. Eventuell hat er ja festgestellt, dass er den Titel nicht dank der Fans, sondern trotz ihnen gewonnen hat, denn immerhin sind sie gegen Ende der letzten Staffel teilweise gegen ihn geturnt, als sich der Cowboy immer mehr mit Yamamoto in die Wolle bekam. Arthur Smith dagegen bleibt weiter undurchsichtig, der Plan sieht wohl vor, ihn in der einen Woche mehr als Face und in der anderen als Heel darzustellen. Wie das in die zukünftigen Storys spielen wird, bleibt abzuwarten.

Die neuen Charaktere bekommen Mentoren

Nur zwei brandneue Superstars konnte das WFE Roster letzte Woche begrüßen. Das bedeutete allerdings auch, dass im Vergleich zu früher weniger Etablierungsarbeit geleistet werden muss. Der monströse Skarin wird sich vorerst mit der Rolle des Bodyguard von Ray Jordan begnügen müssen, die ihm immerhin einen prominenten Platz auf der Card verspricht. Anders als bei David D in der letzten Staffel ist Jordan nämlich ein aktiver Wrestler, der auch mal im Tag Team mit seinem Beschützer antreten kann. Und wer weiß, vielleicht nimmt Skarin ja eine ähnliche Rolle wie Michael Elgin zu Beginn seiner ROH Karriere an, indem er Jordan vor möglichen Gefahren auf dessen Weg zum Titel beschützt und irgendwann aus seinem Schatten heraustritt. Direkt mit Titelgold in Berührung kam Steve Adams, der offenbar in irgendeiner Weise mit den Tag Team Champions zusammenarbeiten wird. Da Adams als Tweener agieren wird, könnte es eine Zeit lang spannend um die genaue Konstellation bleiben. Möglicherweise verbündet sich Adams zunächst mit den British Nightmares, wenn diese allerdings neue Herausforderer brauchen, könnte der Schützling gegen seine Mentoren antreten und ihnen mit einem anderen Partner die Titel streitig machen.

Demonic Damien gegen Vaan wird langsam aufgebaut

Viele waren sicherlich verwundet, als Demonic Damien eher halbherzig gegen seinen Partner Vaan turnte. Bei Fantasymania bot sich in einem TLC Match die Möglichkeit zu einem brutalen Angriff auf seinen ehemaligen Partner, der von Damien allerdings nicht genutzt wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt konnte man erahnen, dass in dieser Fehde nicht gleich die Reißleine gezogen werden würde. Stattdessen zeigt man langsam aber sicher das Malheur auf, in dem sich Vaan befindet und versucht gleichzeitig einen neuen Demonic Damien aufzubauen, der um ohne seinen fröhlichen Partner um einiges dunkler werden dürfte. Gut möglich, dass man die erste Hälfte der neuen Staffel einzig und allein zum Aufbau der beiden neuen Charaktere benutzt und dann erst zur zweiten Hälfte richtig mit der Fehde einsetzt, eventuell inklusive Cliffhanger zu nächsten Staffel, wo der Konflikt fortgesetzt werden könnte. Vaan sollte aber spätestens dann nicht mehr der spaßige Stohhutträger sein sondern irgendwann echte, brutale Gegenwehr leisten. Solange man an diesem Punkt ankommt, kann die Fehde selber gerne noch ein wenig herausgezögert werden.

The Metal hat noch nicht mit der Maske abgeschlossen

Man hätte eigentlich damit rechnen können, dass nach Neo-Frakes Demaskierung die Sache mit Lightfires Maske erst einmal wieder gegessen ist. Aber nichts da, The Metal möchte das Stück aus der Hölle offensichtlich gleich vernichten, um damit keine Probleme mehr zu bekommen. Im Prinzip ist das eine simple Storyline, die den ein oder anderen interessanten Twist beinhalten könnte. Metal könnte beispielsweise die Maske am Ende selber aufsetzen oder aber er wirft sie einfach weg und sie kehrt doch zu ihm zurück. Vielleicht schafft er es ja auch doch, sie zu Zerstören, wird dann aber von den Höllengeistern heimgesucht. Auf jeden Fall sollte versucht werden, den ehemaligen TV Champion nach seinem schwachen Run als echte Gefahr darzustellen, die nur durch höhere Mächte abgelenkt ist und nicht als der Trottel, der einfach zu blöd ist ein Stück Stoff zu vernichten. Bei schlauem Booking könnte Metal mit diesem Gimmick durchaus over kommen und gleichzeitig eine dauerhafte Story mit Perspektive in der WFE Zukunft erhalten.

Und sonst?

Ein Bereich, in dem sich in der ersten Show eher weniger getan hat, war das Titelgeschehen. Einzig die Tag Team Champions wurden offenbar in ein Programm mit dem Neuling Steve Adams verwickelt und durften sogar einen klaren Sieg gegen Uppercard Faces einfahren. Einer davon war The Iron Man, der als neuer TV Champion so gar nicht von der Masse abhob. Vielleicht sollte man diesen Titel bei einem kleineren Roster auch einfach einstellen, damit man nicht ständig etwas mit den ganzen Champions anstellen muss. An dieser Stelle würde etwa eine Story mit Chabal passen, der die European Championship gewinnen konnte. Schon oft wurde gefordert, dass dem Mexikaner etwas mehr Profil gut tun würde. Ein Fehde mit dem kleinen Iron Man, in der er als echter Fiesling mit der Tequila Flasche in Erscheinung treten könnte und an deren Ende einer der beiden die zwei Midcard Titel vereinigt klingt auf dem Papier nach einer sinnvollen Ansetzung. Sinnvoll erscheint auch das Rückmatch zwischen Marsten und Yamamoto, das glücklicherweise nicht bei einem PPV stattfindet. Der Sieger hätte dort sowieso stattgefunden, sodass maximal eine Stipulation die Sache interessant gestaltet hätte, wozu es aktuell aber keinen Anlass gibt. Man möchte wohl wirklich jemand Neues im World Title Geschehen testen, was durchaus interessant werden könnte. Die Kandidaten dafür sind unverändert im Vergleich zu Vorwoche, auch wenn doch No Last Names Niederlage eher Jordan der Favorit zu sein scheint. Wer auch immer es wird, man wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine frische Paarung geboten bekommen, was nie schaden kann.


Schlusswort

Kaum zu glauben aber damit sind wir schon wieder am Ende der Ausgabe angelangt. Wie immer hoffe ich, dass euch die Ausgabe gefallen hat, lasst mir fleißig Feedback da und gebt eure Verbesserungsvorschläge ab, damit ich in der nächsten Woche wieder Zeit und Lust habe, die vollen sechs anstatt nur drei Tage in diese Kolumne zu investieren. Dann wird es einen Rückblick auf Night of Champions 2012, einen neuen Ten Count und auch wieder die Themen der Woche geben. Haltet also die Augen offen!
 
Um ehrlich zu sein ist dies meine 1. Ausgabe, die ich von dir lese. Ich weiß, Schande über mein Haupt... Hat mir aber sehr zugesagt, da du dich nicht nur um die WWE kümmerst, sondern auch die WFE abdeckst.
 
Leider muss ich die dieswöchige Ausgabe absagen. Zum einen fehlte mir bei zwei Kursarbeiten ein wenig die Zeit, zum anderen wollten mir die Ideen diese Woche nicht so recht zufliegen, von daher müssen meine Leser leider noch eine Woche bis zur nächsten Ausgabe warten. :D
 
Leider muss ich die dieswöchige Ausgabe absagen. Zum einen fehlte mir bei zwei Kursarbeiten ein wenig die Zeit, zum anderen wollten mir die Ideen diese Woche nicht so recht zufliegen, von daher müssen meine Leser leider noch eine Woche bis zur nächsten Ausgabe warten. :D

Schade, dafür muss aber bei WFE was ordentlich kommen :D
 
Noch ein kurzes Update. Während manche Bundesländer gerade erst wieder gestartet sind, hat das schöne Rheinland-Pfalz ab nächster Woche schon wieder Herbstferien. Ab Freitag werde ich daher erst mal eine Woche im Urlaub sein, heißt die nächsten beiden Wochen werden ebenfalls keine Ausgaben erscheinen. Tut mir Leid, dass ich nun schon drei Woche in Verzug bin aber nach dem Urlaub werde ich denke ich wieder voll angreifen können. ;)
 
Leider muss ich hiermit bekannt geben, dass das Projekt Wochenmagazin schon beendet ist. Das Magazin war ehrlich gesagt nie als langfristige Lösung angedacht, ursprünglich wollte ich vier Ausgaben bringen um mir so einen kleinen Überblick zu verschaffen, welche Themen gut ankommen. In diesem Umfang hätte ich die Kolumne sicher nicht lange durchziehen können. Da jetzt aber so viele Wochen vergangen sind und ich diese Woche wieder ziemlich wenig Zeit hatte, beende ich die Sache eine Ausgabe früher. Das heißt aber nicht, dass die Kolumne komplett eingestampft wird. Im Gegenteil, vermutlich werde ich jetzt häufiger kleinere Teile posten, die im Magazin ihren Platz hatten. Nur Wochenshow Reviews wird es vermutlich nicht mehr geben, da es mir wirklich schwer fällt, mich immer noch mal durch jede einzelne Show zu arbeiten. Dafür kündige ich hiermit schon mal an, dass entweder Sonntag oder Montag eine Halbzeitanalyse zur fünften WFE Staffel erscheinen wird!
 
WFE Ecke – Die Halbzeitanalyse

Am vergangenen Sonntag fand Agony of Choice statt, der erste PPV der fünften Staffel, die damit schon zur Hälfte vorbei ist. Dieser Zeitpunkt bietet sich von daher an, um einen ersten Blick zurück auf das bisherige Geschehen zu werfen und gleichzeitig eine Prognose für die Zukunft abzugeben. Agony of Choice war in diesem Jahr alles andere als ein Übergangs-PPV, denn hier wurden einige entscheidende Weichen für den restlichen Verlauf der Staffel gestellt. Welche genau, was uns noch bevor steht und ob in der ersten Hälfte gut darauf hingearbeitet wurde, darauf werde ich nun genauer eingehen.

Die WFE Championship: Diese Staffel nur schnödes Beiwerk?

Die zwei größten Promotions der Wrestlingwelt hatten in letzter Zeit immer öfter mit dem Vorwurf zu kämpfen, dass sie ihren World Champion nicht zum Fokus der Shows machen. Zu oft standen Konflikte außerhalb des wichtigsten Golds im Mittelpunkt des Programms, sein es Rückkehrer aus vergangenen aber nicht vergessen Zeiten oder die x-te Wiederholung eines Invasion-Angles, die dann schon eher zum Vergessen ist. Die WFE hatte es dagegen bisher fast immer geschafft, ihre Haupstorys um die WFE Championship zu spinnen. So gab es letzte Staffel etwa die extrem interessante Fehde zwischen John Marsten und Hiroshi Yamamo, die durch die Involvierung von Arthur Smith und der Enthüllung um dessen Person am Ende eine der besseren Storylines seit dem Re-Start war. Hier hatte man das Gefühl, dass man nicht nur eine schnöde Titelverteidigung zu lesen bekommt, sondern auch einen echten zwischenmenschlichen Konflikt miterlebt, dessen Ausgang zusätzliche Spannung in des Titelmatch einbrachte.

Doch diese Staffel scheint an eben jener Stelle etwas zu fehlen. Man beendete die vergangene Staffel mit einem neuen Champion, der dem Titel lange hinterherjagte, ständig nur um Haaresbreite scheiterte, so anfällig für die Manipulation eines Dritten wurde und letztlich endlich das große Gold gewinnen konnte. Eine sinnvolle und gut durchdachte Story, die viel Potential für die Zukunft barg. Doch bereits in der ersten Ausgabe der fünften Staffel gab es für mich zumindest eine kleine Enttäuschung, denn der Ausgenutzte, der ja eigentlich nur aufgrund einer Manipulation gegen seinen Freund, nie aber gegen das Publikum turnte, zerriss mit einem Mal plötzlich Plakate und beschimpfte seine Fans.

Auf der einen Seite war es die richtige Entscheidung, den etwas stagnierenden Outlaw auf die dunkle Seite wechseln zu lassen. Auf der anderen Seite folgte der Charakterwandel für meinen Geschmack zu plötzlich und lässt auch die Frage offen, warum Marsten auf einmal den Bösen mimt. Gut, er wurde von den Zuschauern am Ende der letzten Staffel ausgebuht aber dies geht letztenendes alles auf Arthur Smith zurück, den Marsten jedoch komplett verschonte. Hier hätte man zumindest im ersten Teil der neuen Staffel die Story noch zuende führen können, indem etwa Smith den Special Referee im Titelmatch gegeben und Marsten den Titel zugesichert hätte. Durch die oben erklärte Konstellation wäre durchaus Spannung da gewesen, immerhin ist Smith dank seines Charakters völlig unberechenbar und hätte Marsten genauso gut den Titel kosten können. Dieser würde die Hilfe natürlich dankend annehmen, immerhin lief er seine gesamte Karriere nur der WFE Championship hinterher und möchte diese nicht jetzt schon nach einem PPV abgeben.

Stattdessen wurde ein Mann in den Main Event integriert, der zwar in der letzten Staffel einigermaßen für diesen aufgebaut wurde, charakterlich aber ganz ehrlich noch nicht weit genug ausgebaut war. Johnny No Last Names Gimmick besteht nach mehreren Staffeln immer noch einzig und allein daraus, dass er eine Gitarre zum Ring mitbringt. Für eine wirklich tiefgehende Story ist das zu wenig, weswegen man vernünftigerweise Hiroshi Yamamoto mit in die Fehde einband. In den ersten Wochen gelang dies auch noch relativ gut, Marsten besiegte seinen neuen Rivalen erneut und entriss ihm so die vorerst letzte Chance auf das Gold. Anschließend sollte die Bühne dann No Last Name gehören, doch leider entschied man sich dazu, lieber eine Fehde zwischen ihm und Yamamoto aufzubauen, anstatt das kommende PPV Main Event. So saß Marsten dann zwei Wochen lang nur am Kommentatorenpult und schaute sich an, wie ein Konflikt entstand, bei dem er mehr oder weniger Nebendarsteller war. Sicherlich hat die Story keinen schlechten Ansatz, ich hätte mir nur gewünscht, dass dabei der WFE Champion mehr im Mittelpunkt stehen würde.

Für diesen sieht das zukünftige Bild nämlich auch alles andere als rosig aus. In einem ziemlich chaotischen Main Event konnte er Johnny No Last Name zwar besiegen, doch gelang dies nur dank der unfreiwilligen Mithilfe von Hiroshi Yamamoto. Somit werden sich wohl fürs erste die beiden Faces miteinander anlegen. Leider hat NeonNero erst kürzlich im Board abgemeldet, sodass dies das baldige aus für No Last Name bedeuten dürfte. Ein äußerst bedauerlicher Umstand, denn so hat Marsten vorerst keinen Herausforderer mehr.Yamamoto darf nicht mehr, No Last Name will nicht mehr, was bleibt da noch für den WFE Champion übrig an Faces? Die Antwort ist: Niemand. Doch ein weiterer Heel könnte die große Hoffnung sein. Ich spreche hier natürlich von Ray Jordan, dessen Zeit langsam gekommen sein sollte. Nachdem er einen sehr guten Heel Turn hinlegte, kümmerte er sich diese Staffel bisher größtenteils um seinen Bodyguard Skarin und dessen Etablierung in der WFE. Jetzt, wo Skarin sein erstes Match erfolgreich bestritten hat, kann er Jordan auf dem Weg zum Titelgold behilflich sein. Eine solche Heel gegen Heel Konstellation gab es bisher nur äußerst selten und könnte auch ohne Face Turn von einem der Beteiligten sehr interessant werden. Bei geschicktem Booking könnte man sich hier kurzfristig eine durchaus interessante Storyline zusammenschustern, die dann auch wieder den Champion in den Mittelpunkt rückt, wie es eigentlich sein sollte.

European und Television Championship: Gemeinsam stark?

Nachdem zu Beginn der neuen Staffel eine Roster Verkleinerung durchgeführt wurde, war fast davon auszugehen, dass man früher oder später auch einen der beiden Midcard Titel einstampfen müssen wird. Immerhin kann man auf Dauer nicht ein Viertel der Wrestler mit Gürteln rumlaufen lassen. Im Prinzip war also das Potential für eine echt gute Fehde da, wie oft hat man schon die Möglichkeit, einen doppelten Champion zu krönen? Natürlich würde dies keine Vereinigung ala WWE & WCW World Championship sein, denn im Gegensatz zu diesen Gürteln haben die WFE Titel eine weitaus jüngere und weniger illustre Vergangenheit. Für eine spannende, die Staffel komplett abdeckende Storyline hätte es aber eigentlich reichen sollen.

Doch schon früh fingen die Probleme an. Zunächst musste man den amtierenden European Champion direkt nach seiner Titelverteidigung aus dem Roster entlassen, denn Darius Xander zog sich lieber als „ungeschlagener Champion“ nach Amerika zurück. So wurde also kurzfristig ein neuer European Champion gekrönt, den wohl viele vorher nie im Leben erwartet hätten. Der Mexikaner Chabal war zwar schon seit ein paar Staffeln Mitglied des Rosters, konnte sich aber nie wirklich in den Vordergrund spielen und war in seiner Singles Karriere selten mehr als ein Edeljobber. In der vierten Staffel konnte er kurzzeitig im Team mit seinem Landsmann Mastico für Aufsehen sorgen, als die beiden bei Fantasymania ein TLC Match gegen die Demonic Strawhats siegreich beenden konnten, doch zur neuen Staffel war Mastico bereits wieder Geschichte. Ein Rückschritt in alte Zeiten stand somit quasi unmittelbar bevor für den Drunken Luchadore.

Doch es kam ganz anders. Nach seinem überraschenden Titelgewinn hielt Chabal in der darauf folgenden Woche eine Promo, die mit Fug und Recht zu den Highlights der bisherigen Staffel gezählt werden kann. Der betrunkene Mexikaner pöbelte die Fans auf eine Weise an, die so völlig anders als die meisten eher stereotypischen Trash Talk WFE Promos war. Damit katapultierte sich Chabal mit einem Schlag nicht nur in meiner Gunst ein gewaltiges Stück nach oben und zeigte endlich mal ein wenig Charaktertiefe, die ich bei ihm so lange vermisst habe. Man kann aus aktueller Sicht durchaus behaupten, dass diese Promo ihn über Nacht zum Star gemacht hat.

Denn am Ende sollte nicht er die Titel vereinigt halten, sondern sein Gegenpendant, der Television Champion. Dabei handelte es sich nicht mehr um den Iron Man, der den Titel ebenfalls etwas überrascht bei Fantasymania gewinnen konnte, sondern um seinen Vorgänger, The Metal. Dieser war bisher unglücklicherweise vor allem durch eine Squash Niederlage gegen Neo-Frakes in Erinnerung geblieben, die durch etwas unglückliches Booking zu seinem ersten, ziemlich enttäuschenden Run als TV Champion führte. Immerhin konnte er die Fehde gegen Frakes im Endeffekt halbwegs erfolgreich beenden und sich dessen Maske zu eigen machen. Ein erneuter Angriff auf die Television Championship ohne seinen Widersacher im Rücken war daher ein sinnvoller Ansatz, leider wollte man aber auch die Maske nicht einfach fallen lassen und so entschied man sich, den 2 Meter Riesen für die ersten Wochen in Comedy Segmente zu stecken, die seinen Charakter eher zur Lachnummer als zu einer ernsthaften Gefahr machten.

Zum Glück nahm man sich die Kritik, die ein Teil der Leser an diesen Segmenten ausübte, offenbar zu Herzen und fuhr den Comedy Faktor etwas zurück. Metal gewann seinen Titel etwas überraschend wieder zurück und legte sich kurz darauf auch schon mit Chabal an, der passender Weise ebenfalls eine Maske trägt. Ein interessanter Aspekt, der in dieser Fehde eine große Rolle spielen könnte, doch leider waren zu diesem Zeitpunkt bereits drei Shows vergangen. Es musste ein Aufbau im Schnelldurchlauf her, der einer Titelvereinigung leider nicht mehr gerecht werden konnte. Das Potential bleibt aber weiterhin bestehen, denn Chabal wird sich mit seiner Niederlage sicher nicht einfach so abfinden. In der Zwischenzeit könnte The Metal als doppelter Champion endlich mal so richtig glänzen und sich durch Siege in die WFE Geschichtsbücher eintragen. Die Fehde wird mit Sicherheit noch bis zum Ende der Staffel weiterlaufen, vielleicht sogar darüber hinaus, und eventuell in einem Mask vs Mask Match enden. Im Endeffekt wird sie aber bei richtigem Booking beiden Charakteren gut tun, man kann also gespannt sein.

Demonic Damien vs Vaan: Der Schalter ist endlich umgelegt

Es war eines der großen Themen der letzten Staffel. Nach einer langen und äußerst erfolgreichen Regentschaft als WFE Tag Team Champions hatten die Strohhüte nicht nur den Verlust ihrer Gürtel zu verkraften, sondern auch wachsende Konflikte innerhalb des Teams. Demonic Damien schien sich immer mehr der dunklen Seite zuzuwenden und so schien ein Split unausweichlich. Um eine gewaltsame Auseinandersetzung zu vermeiden, beschlossen die Strawhats gemeinsam, bei Fantasymania ihren großen Abschied in einem TLC Match gegen Chabal und Mastico zu feiern. Doch das Match endete etwas überraschend in einer Niederlage für die beiden scheidenden Partner und Damien verlor infolge dessen die Selbstbeherrschung. Das Ende des Teams war besiegelt, wenn auch weit weniger brutal als sich so mancher vielleicht erhofft hatte. Eine Fehde der beiden ehemaligen Partner müsse es jedoch geben, das stand für quasi alle Leser fest.

Umso überraschter war dann der Großteil, als sich Damien zu Beginn der neuen Staffel nur eher nebensächlich mit seinem ehemaligen Partner beschäftigt und auch Vaan nur geringeres Interesse an einer baldigen Rache zu haben schien. Bis auf einen kurzen Clip am Anfang der allerersten Show war vom sonst stets fröhlichen Babyface keine Spur mehr. Gleichzeitig legte sich Damien mit dem Biker Rocco Doom an, der in der letzten Staffel einen großen Sieg im Hell in a Cell Käfig gegen Phillip Bourne feiern konnte. Wirklich viel Liebe wurde in diese Fehde aber nicht investiert, immerhin war es im Prinzip klar, dass dies nur das Übergangprogramm zu Vaan sein würde. Und so fand bereits in der fünften Ausgabe von WFE Unleashed ein Falls Count Anywhere Match zwischen Damien und Doom statt. Im Schnelldurchlauf war diese Fehde also zu ende gebracht worden, dennoch muss man sagen, dass sie ihren Zweck erfüllt hat.

Denn in eben jenem Match, welches nebenbei bemerkt eines der besten Weekly-Matches seit dem Neustart der WFE war, entdeckte Damien etwas offenbar sehr verstörendes im Kofferraum eines Autos, was ihm im Endeffekt den Sieg kostete. Viele ahnten bereits, um was es sich dabei handeln sollte. Und bei Agony of Choice wurde es dann Gewissheit: Vaan war zurück, mit völlig neuem Auftreten und nur eine Ziel, nämlich Rache an Demonic Damien. Zwar verlief der Split ziemlich unspektakulär und somit nicht gerade ideal für den Start einer ganz besonderen Fehde, doch man sollte erst mal die ersten Promos abwarten, bevor man ein vorschnelles Urteil darüber zieht. Vielleicht hat Vaan ja noch etwas andere Beweggründe außer simple Rache. Eines ist aber sicher, der Comedy Charakter wurde gegen ein wesentlich seriöseres und tiefer gehendes Gimmick eingetauscht, was nur gut sein kann. Stellt man es richtig an, hat man hier eine Fehde am Start, die sich durchaus über mehrere Staffeln ziehen könnte, vorausgesetzt natürlich keiner der beiden springt irgendwann ab. Viel falsch machen kann man nicht, dies könnte eine der besten Fehden aller Zeiten werden.

Und sonst?

Neben den drei größten Storys hat die WFE aber derzeit auch noch etwas mehr zu bieten. So haben sich etwa mittlerweile die WFE Tag Team Champions Jack Devil und Chreech, auch bekannt als British Nightmare, nicht nur fest als neues Grundgerüst der Division etabliert, sondern auch ihre Gruppierung um ein neues Mitglied ergänzt. Steve Adams heißt der junge Alptraum, der bei Agony of Choice gleich sein erstes PPV Match gegen The Emporer gewinnen konnte. Das Gimmick ist definitiv interessant und seit dem Ende von TNA gab es keine echte Gruppierung mehr in der WFE, die drei Nightmares könnten also gute eine dauerhafte Kombination ergeben. Doch es läuft nicht alles rund für die beiden Briten, denn sie verloren in einem Non-Titel Four Way Elimination Tag Team Match gegen die brandneue Kombination aus Bizzy Dee und Hiroshi Yamamoto, die sich somit eigentlich eine Titelchance verdient hätten. Yamamoto wird wohl wie oben bereits erwähnt zunächst mit Johnny No Last Name zu tun haben, diese Fehde könnte man aber auch schon nach 2-3 Wochen mit einer Verletzung von No Last Name beenden, woraufhin Yamamoto Gewissensbisse plagen und er sich erst mal vom World Title Geschehen völlig fernhalten könnte. Dee als der gezeichnete Familienmann könnte eine gute Unterstützung in dieser Story sein und versuchen, den Japaner wieder auf den richtigen Pfad zu führen. Somit würde der bisher fast ausschließlich als „Fighting Champion“ bekannte Yamamoto ein wenig frischen Wind in sein Gimmick bekommen und könnte eventuell sogar Heel turnen, obwohl man im Moment eigentlich genug Heels im Main Event hat.

Ein wenig in der Luft hängen derzeit David D und The Emporer. Ersterer konnte letzte Staffel erstmals auf sich aufmerksam machen, indem er als Handlanger für den damaligen WFE Boss King agierte und sich mit Top Stars wie Bizzy Dee und CM Naitch messen durfte. In der neuen Staffel gelang dem selbsternannten König allerdings nur wenig, er musste einige Niederlagen einstecken und schaffte es nicht, einen eigenständigen Charakter zu entwickeln. Sein Sieg gegen den Iron Man bei Agony of Choice könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein. Nun müsste ein passender Gegner her, um noch eine gute Fehde für den Staffelabschluss hinzukriegen. Hier käme dann The Emporer ins Spiel. Sein Ziel ist es, das römische Reich in der Welt wieder bekannt zu machen. Diese Mission geriet bisher aber immer stärker ins Stocken. Er konnte zwar einen Sieg gegen den damals amtierenden TV Champion The Iron Man einfahren, bekam allerdings nie ein Titelmatch zugesprochen. Dann gewann er trotz Eingriffen von Außen gegen Steve Adams, wurde zu einem Rückmatch verdonnert, musste sich mit seinem alten Partner Beetlejuice herumschlagen und verlor am Ende auch noch. Diese Ansätze könnte man nutzen, um die beiden in eine nette kleine Fehde zu verwickeln, die ihnen zumindest bis zum Ende der Staffel etwas zu tun gibt und vielleicht ihre Charaktere ein wenig weiterentwickelt.

Nicht wirklich etwas anzufangen weiß ich dagegen derzeit mit Rocco Doom und den Beautiful Warriors, Janinho und Yasu Aragaki. Doom wurde gut dazu genutzt, Demonic Damien auf seine Fehde mit Vaan vorzubereiten, doch jetzt wo es so weit ist, hat der Biker vorerst keinen Platz mehr. Man könnte noch irgendwie versuchen, ihn weiter einzubauen, einen wirklich sinnvollen Vorschlag habe ich dafür aber auch nicht. Eine Alternative wäre, Ray Jordan lieber für die nächste Staffel zurückzuhalten und erst mal Rocco Doom auf John Marsten loszulassen. Zwei typisch amerikanische Gimmick, die aber völlig andere Lebensstile repräsentiere. Interessant wäre der Fehdenverlauf alle mal, nur der Sieger dürfte so gut wie fest stehen. Ebenfalls eine Möglichkeit wäre, dass man Doom an die Seite von Nexus 3D stellt und diese beiden bei Last Fight gegen Ray Jordan und Skarin antreten. Allerdings stünde dann John Marsten wieder ohne Gegner da. Wie man sieht ist die Situation etwas verzwickt. Noch schlechter sieht es für die Warriors aus, denn für die beiden besteht nach der erneuten Niederlage im großen Tag Team Match absolut gar kein Potential mehr. Das Roster ist derzeit zu klein, um schnell ein passendes Team als Gegner zusammenzustellen und noch eine Titelchance werden Aragaki und Janinho sicher nicht bekommen. Vielleicht kann man ja ein wenig Hoffnung in den Neuankömmling setzen, der bei Agony of Choice angedeutet wurde und die Midcard ein wenig aufmischen könnte.
 
Wieder sehr interessant geschrieben und zwar heute nur der WFE-Teil, aber der ist im Board doch sehr beliebt. Mach ruhig weiter so und auch mögliche Aussichten für die Zukunft lässt bei mir die Freude für Teil 2 der Staffel steigen. Weiter so!
 
Warum Wrestling wie das Kino ist – Teil 1: Von Superhelden, Bösewichten und ihren Geschichten

Um diese neue Mini-Serie meiner Kolumne ins Leben zu rufen, stelle ich gleich einmal die allgemeinste Frage, die man sich vorstellen kann. Was ist überhaupt Wrestling? Ist es ein Sport? In gewisser Weise ja, denn obwohl kein echter sportlicher Wettkampf um Sieg oder Niederlage besteht, verlangt Wrestling seinen Teilnehmern ein Groß an körperlicher Leistung ab. Ist es Entertainment? Im Prinzip schon, das Großteil des Geschehens ist im voraus geplant, es wird dem Zuschauer etwas mit dem Ziel simuliert, dass es auf diesen möglichst realistisch wirkt und er dauerhaft einschaltet, um das weitere Geschehen zu verfolgen, allerdings immer mit dem Wissen im Hintergrund, dass nichts von alledem was er sieht real ist. Kombiniert man also die beiden Begriffe Sport und Entertainment, so erhält man das unter Wrestling Fans nicht gerade beliebte Wort „Sports Entertainment“. Doch kann man all dies einfach so allgemein auf Wrestling aller Art beziehen? Darauf antworte ich mit einem klaren Nein. Damit würde man dem breiten Spektrum, das Wrestling dem geneigten Fan bietet, in keinster Weise gerecht. Ich würde viel mehr sagen: Wrestling ist wie das Kino. Es bietet eine riesige Palette an Auswahlmöglichkeiten für den Zuschauer, der je nach persönlichen Vorlieben auswählen kann. Die Künstler, also Regisseure, Drehbuchschreiber, Schauspieler und überhaupt alle Beteiligten haben unendlich viele Möglichkeiten, ihre Kunst darzustellen. Doch ich will nicht zu sehr vorausgreifen, denn in diesem Teil der Serie beschäftige ich mich zunächst nur mit den Charakteren und ihren Plots.

Wonach entscheidet ihr eigentlich, ob ein Film gut ist? Ganz unabhängig von Genre, Besetzung, Effekten und ähnlichem. Da Geschmäcker bekanntlich völlig verschieden sind, fällt es schwer einen Film allgemeingültig als gut oder schlecht zu bezeichnen. Denn was dem einen komplett gegen den Strich geht, kann der andere schon wieder für die genialste Sache aller Zeiten halten. Ich persönlich ziehe mein Fazit über einen Film meistens folgenden Kriterien zufolge:

1. Wollte ich den Sieger siegen sehen?
2. Hasste ich den Verlierer verlieren sehen?
3. Kam die Handlung zu einem logischen und zufriedenstellenden Ende?

Die ersten beiden Punkte lesen sich dabei sehr einfach. Und das sind sie im Prinzip auch. In quasi jedem Film geht es um den Kampf Gut gegen Böse. Dies ist eine der ältesten Regeln des Kinos, die von den Anfängen bis heute konsequent befolgt wird, wenn auch mit der Zeit immer komplexer. Die einfachste Version eines Films sieht vor, dass der Böse dem Helden etwas gemeines antut, woraufhin der Gute den Bösen so lange verfolgt, bis er seine Revanche bekommt. Diese Struktur wird bisweilen stark modifiziert, sodass es neben dem Bösen und dem Guten häufig noch eine dritte oder vierte Partei gibt, die weder gut noch böse ist, sondern aus völlig eigenen Motiven handelt. Dann kann es vorkommen, dass der eigentlich Böse der wesentlich coolere oder menschlichere Charakter ist und deshalb am Ende der Filme meist die Oberhand behält, um die Zuschauer zufrieden zu stellen, dass ihr persönlicher Liebling am Ende „gewonnen“ hat. Vor allem Horror Filme wie die Nightmare on Elm Street Reihe spielen gerne mit dieser Methode. Für den Zuschauer ist es also entscheidend, mit einem sympathischen Charakter konfrontiert zu werden, den sie am Ende siegen sehen wollen, und im Gegenzug jemanden vorgesetzt zu bekommen, bei dem man sich freut wenn er schlussendlich verliert. Soviel zur ganz grundsätzlichen Regel des Kinos. Dass gute Filme auch anders funktionieren können, das haben einige Beispiele gezeigt, doch in diese Tiefen vorzudringen würde den Rahmen sprengen, von daher halten wir uns mal nur an der Oberfläche auf und übertragen dies nun aufs Wrestling.

Dort kennt man das Gute und das Böse als „Face“ und „Heel“. Wie in einem Film trennt man die Charakter also auf in diejenigen, die das Gute verkörpern und diejenigen, die es zu besiegen gilt. Dabei müssen die Faces nicht schon prinzipiell Gewinner sein, denn wie oben beschrieben kann es auch durchaus vorkommen, dass der Bösewicht einfach zu cool in seiner Rolle ist, um ihn richtig zu hassen. Im Gegenzug kann das Face auch ziemlich schnell langweilig werden, wenn sein Charakter nicht genug Tiefgang hat und er einfach nur als das reine Gute dargestellt wird. Passiert dies ungeplant, kann es sehr negative Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte und deren Erfolg haben. Ich nenne dieses Problem nun offiziell „John Cena Syndrom“, denn unser aller lieber John repräsentiert diesen Status wie kein Zweiter.

Dazu muss ich allerdings noch einmal kurz ausholen. Ist ein Film besonders erfolgreich, wird schnell der Ruf nach einem Nachfolger laut. Um möglichst viel Geld aus dem Goldesel herauszuholen, wird trotz Qualitätsverlust oft noch ein Film und noch einer und noch einer produziert, bis schließlich jeder das Interesse verloren hat. Wie beliebt wäre etwa die Herr der Ringe Reihe, wenn man anstatt drei Filmen heute 20 gesehen hätte? Wie groß wäre dann noch die Vorfreude auf „der kleine Hobbit“? Ausnahmen bestätigt die Regel, doch davon gibt es nur extrem wenige. Ein sehr aktuelles Beispiel ist etwa James Bond, doch dafür gibt es einen Grund. James Bond hat sich über die Jahre hinweg immer wieder verändert. Jeder neue Schauspieler hat dem Geheimagenten ein neues Image verpasst und obwohl der Plot sich in vielen Filmen ähnelt, hat die Serie sich bis heute nicht totgelaufen. Es braucht also Veränderung, um eine Filmserie erfolgreich zu halten.

Führen wir diese Theorie nun auf John Cena zurück. Seitdem John Cena sein Gimmick als Rapper abgelegt hat kennen wir ihn als das immer freundliche Gesicht der WWE, das Hände schüttelt, Babys küsst und einfach stets das Richtige tut. Für Kinder mag dies ein tolles Vorbild sein, da diese noch eine recht eindimensionale Sicht auf die Welt haben. Sie kennen im Prinzip nur gut und böse, weswegen Kinderfilme auch nur selten über diese Grenzen hinausgehen. Ein Siebenjähriger etwa würde einen Freddy Krueger wohl kaum total cool finden. Ab einem gewissen Alter jedoch fangen die meisten Menschen plötzlich damit an, etwas tiefer unter die Oberfläche zu buddeln. Sie möchten mehr sehen als immer nur nettes Grinsen, Hustle, Loyalty und Respect. Genau das bietet ein John Cena aber schon lange nicht mehr, was auch ein deutlicher Hinweis auf die Zielgruppe seines Arbeitgebers ist. Nur extrem selten deutete sich mal an, dass sich hinter John Cena mehr als ein Kinderheld verbirgt, doch diese Hoffnung der größtenteils erwachsenen Zuschauer wurde zumeist relativ schnell wieder zerschlagen. Mittlerweile haben sich die Meisten damit abgefunden, wohl so bald keinen „bösen“ John Cena mehr zu erleben.

Mehr als Cena selber leiden darunter allerdings die Geschichten, die um seinen Charakter entwickelt werden. Denn Cena ist auch nur ein Mensch, ein Schauspieler im Prinzip, dessen Rolle dagegen alles andere als menschlich ist. Denn obwohl John im wahren Leben ein sehr gutmütiger Kerl zu sein scheint, siehe etwa sein Engagement für „Make a Wish“, hat man auch schon von einer ganz anderen Seite Cenas gehört. Alex Riley lässt zum Beispiel grüßen. Es scheint fast so, als sei die Privatperson John Cena wesentlich interessanter gestrickt als der TV Charakter. Denn um diesen werden Jahr um Jahr dieselben Geschichten gestrickt. Man nehme einen Bösewicht, lasse ihn eine Zeit lang möglichst Böse Sachen tun und besiege ihn dann mithilfe der berüchtigten „Super Cena“ Kräfte. Dieser Story fielen etwa Randy Orton, The Miz, Edge, Kane, Brock Lesnar, The Big Show, John Laurinaitis und sogar der Nexus zum Opfer. Selbst der legendäre Rock scheint sich in Richtung eines ähnlichen Schicksals zu bewegen. Auch wenn der Plot nicht immer exakt gleich verlief, das Ende war stets dasselbe: Am Ende triumphierte der Superheld, ohne echten Schaden genommen zu haben. Und genau dieses Ende hängt den meisten Zuschauern langsam zum Hals raus, wesegen sie die konstanten Fortsetzungen nicht mehr sehen wollen.

Eine interessante Richtung nahm man dagegen mit der Geschichte um John Cena und Kane an. Denn das große rote Monster versuchte, Cena tatsächlich auf die Seite des Bösen zu ziehen. Eigentlich die Chance schlechthin, endlich ein paar neue Geschichten um den Charakter John Cena zu erzählen. John Cena zeigte dabei sogar zeitweise echte Ansätze, indem er etwa der Geliebten seines Buddys Zack einen dicken Schmatzer auf die Lippen drückte. Doch wie es eben immer so ist endete alles wieder darin, dass Cena am Ende den großen bösen Mann klar und deutlich in die Schranken verwies und sich zum nächsten Opfer aufmachte. Heute ist man dann wieder an dem Punkt angekommen, an dem unserem Superhelden völlig abwegige Vorwürfe gemacht werden, die vermutlich doch wieder darin enden, dass er natürlich nichts falsch gemacht hat und die Bösen ihre mehr oder weniger verdiente Abreibung bekommen.

Kommen wir noch einmal kurz zum dritten Punkt zurück, denn dies ist auch einer der größten Kritikpunkte, die man an den Wrestling Branchenführer in letzter Zeit herantragen kann. Erinnern wir uns nur einmal beispielsweise an Bragging Rights 2010 zurück. Damals bestritten Kane und der Undertaker ein Buried Alive Match, in welchem der Nexus ersterem am Ende zum Sieg verhalf. Bis heute weiß man nicht, welchen Grund der Gruppierung um Wade Barrett dazu hatte. Solche eklatanten Löcher in der Geschichtenerzählung würde ich persönlich keinem Film verziehen, ein solches Werk würde von mir notentechnisch komplett abgestraft werden. Doch im Wrestling akzeptiert man dies mittlerweile, weil es einfach schon so oft vorkam. Dazu kommt ein weiterer Faktor, nämlich eine 180° Drehung von Charakteren, die sich plötzlich von einem Moment auf den anderen ohne jegliche Erklärung völlig anders verhalten als vorher. Ein Beispiel dafür wäre etwa das neue Stable, die 3 Men Band. Der Act ist total unterhaltsam, das steht außer Frage. Doch warum halten sich Drew McIntyre und Jinder Mahal plötzlich für Rockstars? Man hat sie vorher nie auch nur im Ansatz in Instrument spielen gesehen oder singen gehört. Gerade zum Charakter Mahals passt die Lederjacke so gar nicht, was sein Auftreten natürlich besonders amüsant, aber auch extrem stumpfsinnig macht. Ich könnte hier noch viel mehr Beispiele nennen, doch ich belasse es bei dem kurzen Statement: Sind die Charaktere nicht glaubwürdig und ist die Auflösung unzufriedenstellend oder gibt es gar keine, so kann man den kompletten "Film" vergessen.

Fassen wir also zusammen: Wie in einem Film werden im Wrestling Geschichten erzählt, die grundsätzlich einen Guten und einen Bösen enthalten. Um den Kampf zwischen diesen beiden Kräften entwickeln sich sogenannte „Sub-Plots“, die für Abwechslung von der Hauptstory sorgen und zu einem eigenen, unabhängigen Ende kommen können. Idealerweise hängen sämtliche Plots und Sub-Plots irgendwie miteinander zusammen und führen zu einem großen, zufriedenstellenden Ende. Dieses muss nicht zwingend den Sieg des Guten über das Böse darstellen, sondern viel mehr den Eintritt des beim Publikum die gewünschten Reaktionen hervorrufende Szenarios. Da das Wrestling wie das Kino wohl nie zu Ende gehen wird, werden ständig neue Geschichten aufgeworfen und alte Geschichten weitererzählt werden. Kein Charakter kann sich auf Dauer ohne eine echte Veränderung in diesem Geflecht von Geschichten halten, ohne dem Großteil des Publikums irgendwann zum Halse rauszuhängen. Und ohne die nötigen Änderungen kann auch keine Filmreihe dauerhaft Erfolg haben. Eigentlich ein einfacher Zusammenhang, der manchen Machern leider nicht so richtig klar zu sein scheint...

In der nächsten Ausgabe werde ich mich mit der Unterteilung des Wrestlings in verschiedene Film Genres beschäftigen. Diese Idee kam mir, als ich die rege Diskussion bezüglich des vermeintlichen *****-Matches im Puroresu Bereich verfolgte. Mir tat sich da die Frage auf, warum manche User solch unterschiedliche Sicht auf ein und dasselbe Match haben. Doch ich möchte nicht zu viel verraten, seid lieber zumindest ein bisschen auf die nächste Ausgabe gespannt. :D
 
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